Antisemitismus im Licht der Bibel


2. Mose 1,8-16.22

8 Da kam ein neuer König auf über Ägypten, der nichts von Joseph wusste. 9 Der sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Kinder Israels ist zahlreicher und stärker als wir. 10 Wohlan, lasst uns kluge Maßnahmen gegen sie ergreifen, dass sie nicht zu viele werden; sie könnten sonst, wenn sich ein Krieg erhebt, womöglich zu unseren Feinden übergehen und gegen uns kämpfen und aus dem Land ziehen! 11 Darum setzte man Sklaventreiber über sie, um sie durch Lasten zu bedrücken; und sie bauten dem Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses. 12 Je mehr sie aber [das Volk] bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, sodass ihnen vor den Kindern Israels graute. 13 Darum zwangen die Ägypter die Kinder Israels mit Gewalt zum Dienst, 14 und sie machten ihnen das Leben bitter mit harter Zwangsarbeit an Lehm und Ziegeln und mit allerlei Feldarbeit, lauter Arbeiten, zu denen man sie mit Gewalt zwang. 15 Und der König von Ägypten redete mit den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schiphra, die andere Pua hieß, 16 und er sprach: Wenn ihr die Hebräerinnen entbindet, so seht auf der Stelle nach; wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn, ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben! 22 Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben.


Inhalt

● Einleitung

■ Warum nimmt der Judenhass heute zu?

 ▪︎ Warum wüten die Nationen gegen Israel?

 ▪︎ Warum diese Wut? Warum wurde das jüdische Volk im Laufe der Geschichte mit so starkem Hass konfrontiert?

 ▪︎ Betrachtung einiger Beispiele aus der biblischen Geschichte

  • Frühe Beispiele von Antisemitismus aus der Antike

 ▪︎ Warum hörte der Hass auf das jüdische Volk nicht auf, als Jesus kam?

 

■ Die Geschichte des christlichen Antisemitismus - Ist er ein Teil des Christentums?

 ▪︎ Was ist christlicher Antisemitismus?

 ▪︎ Hat christlicher Antisemitismus einen biblischen Hintergrund?

 ▪︎ Wie konnte der Antisemitismus im Christentum Wurzeln schlagen?

 ▪︎ Antisemitische Worte der Kirchenväter über Israel und Juden

 ▪︎ Die starke sowie komplexe Vereinigung von Kirche und Staat

 ▪︎ Was Luther vergessen hat

 ▪︎ Die Trennung von den Wurzeln︎

 

■ Antisemitismus heute

 ▪︎ ️Islamischer Antisemitismus

 ▪︎ Brennpunkt Tempelberg

 ▪︎ Das Zeugnis von Nabil Haddad, einem palästinensischen Araber

 

■ Wie kann die Kirche oder Gemeinde den Antisemitismus bekämpfen?

 ▪︎ Ist Antisemitismus eine geistliche Angelegenheit?

 ▪︎ Man muss die geistliche Natur des Antisemitismus erkennen

 ▪︎ Amalek – Der Geist des Antisemitismus

 ▪︎ Ein geistlicher Konflikt: Isaak gegen Ismael

 ▪︎ Antisemitismus in Verbindung mit Okkultismus

 

■ Die Verantwortung der Christen

■ Praktische Schritte

 ▪︎ 1. Die Ursache erkennen;

 ▪︎ 2. Die Sünden bekennen;

 ▪︎ 3. Sich mit den Sünden unseres Volkes identifizieren;

 ▪︎ 4. Sich Gottes Herz für die Juden und unser eigenes Volk schenken lassen

■ Gebet: Die stärkste Waffe der Christen

■ Initiative zur Fürbitte

■ Ein Herzensschrei zu Gott

■ Wie können so tiefe Wunden heilen?

 ▪︎ Durch Worte und Taten

 

Einleitung

Der jüngste Anstieg des unverhohlenen Judenhasses in der ganzen Welt ist unübersehbar. Judenhass, der weithin als Antisemitismus bekannt ist, ist keine Sache der Vergangenheit. Weit gefehlt. Traurigerweise ist dieser uralte Hass auch heute noch lebendig und allgegenwärtig.

 

Es bricht uns das Herz, wenn wir sehen, wie dieser verabscheuungswürdige Hass in Städten auf der ganzen Welt sein hässliches Gesicht zeigt. Wir sehen überall Menschen, die hasserfüllte Parolen skandieren, wie „Wir wollen keinen jüdischen Staat“ und sogar „Vergasst die Juden“. Juden werden öffentlich verbal und körperlich angegriffen. Viele von ihnen fürchten sogar um ihr Leben. Auf Anti-Israel-Kundgebungen werden hasserfüllte Symbole wie Hakenkreuze und Flaggen von Terrororganisationen stolz zur Schau gestellt. Sogar Geschäfte werden mit Schildern gekennzeichnet, auf denen „Juden nicht erwünscht“ steht.

 

Wenn wir dies sehen, können wir sicher sein, dass es sich nicht um ein politisches, sondern um ein geistliches Problem handelt. Dieser Hass ist nicht nur ein Angriff auf Menschen, sondern auch auf Gott.

 

In Sacharja 2,8 sagt Gott über Israel und das jüdische Volk: „...wer euch anrührt, der rührt seinen Augapfel an.“

 

Warum nimmt der Judenhass heute zu?

Erneut sind die Nationen in Aufruhr und Israel steht im Mittelpunkt des Geschehens. Weltweit brechen wütende Proteste aus, die oft von hasserfüllter Sprache und Gewalt geprägt sind. Es scheint, als ob nicht nur der Staat Israel, sondern jeder Jude auf der ganzen Welt ins Fadenkreuz genommen wird und so in die Schusslinie gerät. Die hitzige, konzentrierte Wut ist schockierend und doch irgendwie leider vertraut.

 

Die Worte aus Psalm 83 spiegeln die düsteren Realitäten unserer Tage wieder. Israel betet wieder einmal um Erlösung, während die Feinde Gottes in Aufruhr sind. Sie verschwören sich und schmieden vermeintlich schlaue hinterlistige Pläne gegen Gottes Volk, um Israel als Nation auszulöschen, so dass man sich des Namens „Israel“ nicht mehr erinnert.

 

Warum wüten die Nationen gegen Israel?

Warum diese Wut? Warum wurde das jüdische Volk im Laufe der Geschichte mit so starkem Hass konfrontiert?

 

Dies ist kein neues Phänomen. Es handelt sich nicht nur um Kritik an den Handlungen eines modernen Nationalstaates oder einer politischen Instanz. Die Vergangenheit ist voll von ähnlichen Begebenheiten der gleichen Hassgeschichte des Hasses gegen die Juden. Dies ist ein uralter Konflikt in einem modernen Kontext. Und er ist leider noch lange nicht vorbei.

 

Solange es das jüdische Volk gibt, hat der Antisemitismus, der oft als der „älteste Hass der Welt“ bezeichnet wird, seine Geschichte geprägt. Er zeigt sich in vielen Formen: von üblen Anklagen und Vorwürfen bis zu grausamen Witzen, von Boykotten bis zu Friedhofsschändungen, von Holocaustleugnung bis zu Völkermorddrohungen, von körperlicher Gewalt bis gar zu Mord.

 

Wir sind uns sicher einig, dass jede Art von Rassismus böse ist. Dennoch hat der Judenhass etwas einzigartig Diabolisches und Verderbliches an sich. Der Antisemitismus hat eine lange und schlimme Geschichte mit tiefen geistlichen Wurzeln.

 

Warum wurde das jüdische Volk im Laufe der Geschichte mit so starkem Hass konfrontiert? Ganz einfach: Antisemitismus ist der meistumkämpfte Bereich der geistlichen Kampfführung den es gibt, weil er mit Gottes ewigem Heilsplan zusammenhängt, einem Plan, der vor Grundlegung der Welt festgelegt wurde. Gott hat jedoch seinen Heilsplan so beschlossen und will seinen Plan der Erlösung durch eine bestimmte Familie und ein bestimmtes Volk durchsetzen.

 

Durch Israel hat Gott den Messias hervorgebracht und erfüllt weiterhin seinen Bund für die ganze Menschheit, den er Abraham und seinem Samen (seinen Nachkommen) versprochen hat, indem er sagte: „...in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (vgl. 1Mo 12,3 i.V.m. 1Mo 18,18; 1Mo 22,18; 1Mo 26,4; 1Mo 27,29; 1Mo 28,14; 2Mo 23,22; 4Mo 24,9; Gal 3,8).

 

Dieser Segensbund ist mit einer anderen Verheißung verbunden, die im Garten Eden ausgesprochen wurde, als Sünde und Tod die Menschheit zum ersten Mal heimsuchten. Gott prophezeite, einen „Samen der Frau“ zu senden, um den Kopf des Feindes zu zertreten und die Macht der Sünde zu zerstören (1Mo 3,15). Dieser Same der Hoffnung für die gesamte Menschheit sollte schließlich durch das Geschlecht Abrahams, Isaaks und Jakobs entstehen, aus denen das jüdische Volk hervorging.

 

Gottes Bund mit Abraham enthielt die Verheißung von Nachkommenschaft und Segen für alle Völker. Er sprach auch von zukünftigem Leid, harter Verfolgung und wundersamer Befreiung.

 

Als Diener des HERRN soll Israel ein Licht für die Völker sein, Gottes auserwähltes Instrument, durch das seine Gerechtigkeit, sein Recht und seine Barmherzigkeit offenbart wird. Israel wird so die Hoffnung in eine verletzte Welt tragen. Ein göttlicher Plan dieser Größenordnung kann nicht ohne großen Widerstand umgesetzt werden. In seinem Kern ist der Antisemitismus ein Angriff auf Gottes Bundestreue.

 

Im Verborgenem, in der unsichtbaren Welt, wird der Antisemitismus von Satan initiiert und gefördert. Von Anfang an war es Satans stolzer Ehrgeiz, sich über Gott zu erheben, um Israels Gott und Israels Zeugnis von Gott auszulöschen. Satans Gier nach Selbstverherrlichung führte zu seinem Fall und zu dem Hass, der dem Antisemitismus zugrunde liegt.

 

Satan ist nicht nur gottfeindlich, er ist auch gegen Gottes Volk. Der Hass auf das jüdische Volk ist geistlich und von Satan selbst inspiriert. Von Eden bis Gethsemane und sogar darüber hinaus gab es ein satanisches Vorhaben, um das jüdische Volk als die Samenlinie zu zerstören, durch die Gottes verheißener Segen kommen würde.

 

In Offenbarung 12,4 lesen wir, dass „der Drache vor der Frau stand, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen, wenn sie geboren hätte“. In diesem Bild sehen wir Israel als eine Frau, die in den Wehen liegt, um das ultimative Kind der Verheißung, Jesus, den Messias, zu gebären, dessen vollkommenes Opfer die Macht hat, die Welt von Sünde, Tod und Teufel zu erlösen.

 

Aufgrund seiner göttlichen Bestimmung als Diener des HERRN und als Licht für die Völker hat Satan Israel strategisch ins Visier genommen, um es in jeder Generation zu vernichten, zu assimilieren und leiden zu lassen, um Gottes Erlösungsplan aufzuhalten und Gott als Lügner und Verlierer hinzustellen.

 

Diese tiefe Spannung zwischen Segen und Konflikt hat das jüdische Volk im Laufe seiner Geschichte geprägt und offenbart die fortwährende geistliche Realität der unwiderruflichen Verheißungen Gottes.

 

Der Ursprung von Antisemitismus: Wann begann der Hass auf Israel?

Viele gottlose Völker wüteten gegen Israel und setzten es der Verfolgung, dem ständigen Hass, der Belagerung und dem Terror aus. Sie verspotteten und bekämpften es, schändeten seine Frauen, schlachteten seine Kinder, brannten seine Heiligtümer sowie Städte nieder und verschleppten seine Kinder in die Gefangenschaft.

 

Wenn man sich einmal auf die Suche nach den ältesten Quellen und Belegen für Antisemitismus begibt, macht man eine interessante Entdeckung. Die ersten Berichte finden wir in der Bibel, und zwar exakt zu dem Zeitpunkt, als „Israel“ von einer Person, Jakob, und seinen Nachkommen zu einem Volk herangewachsen war. Unabhängig davon, ob jemand dem biblischen Bericht Glauben schenken will oder nicht, handelt es sich hier um die älteste Erwähnung von Antisemitismus mit vielen seiner Facetten. Deshalb möchten wir auf den Bericht genauer eingehen:

 

2. Mose 1,8-16.22

8 Da kam ein neuer König auf über Ägypten, der nichts von Joseph wusste. 9 Der sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Kinder Israels ist zahlreicher und stärker als wir. 10 Wohlan, lasst uns kluge Maßnahmen gegen sie ergreifen, dass sie nicht zu viele werden; sie könnten sonst, wenn sich ein Krieg erhebt, womöglich zu unseren Feinden übergehen und gegen uns kämpfen und aus dem Land ziehen! 11 Darum setzte man Sklaventreiber über sie, um sie durch Lasten zu bedrücken; und sie bauten dem Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses. 12 Je mehr sie aber [das Volk] bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, sodass ihnen vor den Kindern Israels graute. 13 Darum zwangen die Ägypter die Kinder Israels mit Gewalt zum Dienst, 14 und sie machten ihnen das Leben bitter mit harter Zwangsarbeit an Lehm und Ziegeln und mit allerlei Feldarbeit, lauter Arbeiten, zu denen man sie mit Gewalt zwang. 15 Und der König von Ägypten redete mit den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schiphra, die andere Pua hieß, 16 und er sprach: Wenn ihr die Hebräerinnen entbindet, so seht auf der Stelle nach; wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn, ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben! 22 Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben.

 

In diesen wenigen Versen finden wir die wichtigsten Wesensmerkmale und Funktionsweisen von Antisemitismus.

 

- Unwissenheit

Der neue König/Pharao wusste nichts über die Geschichte, die Ägypten mit den Hebräern verband und die mit Josef begonnen hatte. Es war eine Geschichte von fruchtbarer Zusammenarbeit, in der beide Völker einander ihr Überleben verdankten, eigentlich ein Musterbeispiel friedlicher Koexistenz. Ägypten hatte den Wirtschaftsflüchtlingen aus Kanaan bereitwillig Asyl gewährt. Der damalige Pharao hatte ihnen persönlich Wohnraum in der besten Gegend zugewiesen und Arbeitsplätze in seinen eigenen Betrieben angeboten 1Mo 47,1-6). Vielleicht war der neue Pharao mit der Asylpolitik seines Vorgängers nicht einverstanden? Schließlich musste er sich jetzt damit auseinandersetzen, dass der 70-Seelen-Stamm unter seiner Amtszeit fröhlich dabei war, zu einer Großstadt heranzuwachsen. Mag sein, dass manche Ägypter ihren Unmut bereits in montäglichen Nilgida-Demonstrationen ausdrückten. Vielleicht wollte der König einfach nichts davon wissen, dass die Ausländer seinem Land nur genutzt und nicht geschadet hatten?

 

- Lügen

Das Oberhaupt der Supermacht Ägypten behauptete, die kleine Volksgruppe der Hebräer wäre „zahlreicher und stärker“ als die Bio-Ägypter. Eine einfache Volkszählung hätte zeigen können, wie abwegig eine solche Annahme war. Aber vielleicht gab es ja Hochrechnungen, laut denen die Hebräer bei gleichbleibenden Geburtenraten bis zum Jahre 1000 v. Chr. in der Mehrheit gewesen wären.

 

- Propaganda

Diese und die folgenden Lügen „sagte“ der König „zu seinem Volk“. Das lief damals ganz ohne Fernsehen, Radio und Internet, aber es gab offensichtlich Mittel und Wege für flächendeckende Volksverhetzung. Wenn so etwas in den Nachrichten von ranghohen Politikern über Minderheiten gesagt wird, versetzt es besonders die privilegierten, gut situierten Teile der Mehrheitsgesellschaft in Angst und Schrecken. Denn die haben wirklich etwas zu verlieren und außerdem die Zeit, die Mittel und die Muße, ihre Besorgnis lautstark kundzutun. Nun dachte man über Möglichkeiten nach, das Wachstum des unerwünschten Völkchens zu stoppen, „damit es sich nicht noch weiter vermehrt“.

 

- Verschwörungstheorien

Da weder die gemeinsame Vergangenheit noch die aktuellen Kriminalitätsstatistiken noch die Bevölkerungszahlen irgendwelche Maßnahmen gegen die Hebräer rechtfertigen konnten, mussten furchterregende Zukunftsszenarien entworfen werden: Im Falle eines Krieges könnten die wenigen tausend Kleinviehhirten theoretisch zum Feind (weit und breit keiner in Sicht) überlaufen und die ägyptische Streitmacht überrennen.

 

- Zwangsarbeit

Die Ägypter setzten Arbeitsaufseher über das Volk, „um es mit ihren Lastarbeiten zu drücken.“ In diesem Fall geht es nicht nur um Zwangsarbeit, sondern um etwas, das den Antisemitismus und die „Arbeit“ der Juden auch in den Lagern während der NS-Zeit von anderer Zwangsarbeit unterscheidet: Zwangsarbeiter sterben, weil sie unter schrecklichen Bedingungen arbeiten müssen und ihr Leben dabei nicht viel zählt. Die Juden aber sollten arbeiten, um zu sterben. Das Ziel der Arbeit war der Tod, nicht umgekehrt. Das Volk sollte durch Arbeit dezimiert werden.

 

- Angst

Die Angst vor den Hebräern wurde durch Propaganda und Lügen geschürt. Sie hatte aber noch einen anderen Grund: Dieses Volk war einfach nicht unterzukriegen. Es ging sogar aus jeder neuen Unterdrückungswelle gestärkt hervor. „Je mehr sie es bedrückten, desto mehr nahm es zu.

 

Ägypten sollte diese Erfahrung 1948 und 1967 noch einmal machen. Sie waren sich beide Male sicher, dass sie gemeinsam mit anderen arabischen Verbündeten das junge Israel mit Leichtigkeit erobern könnten. Das hatten sie im Vorfeld auch lauthals verkündet. Umso mehr waren sie in Erklärungsnot, als Israel beide Kriege nicht nur überlebte, sondern mit Gebietsgewinn daraus hervorging. So kam es, „dass sie ein Grauen erfasste vor den Söhnen Israels“. Es mussten neue Lügen und Verschwörungstheorien her, um das eigene Scheitern zu erklären.

 

- Völkermord

Die hebräischen Hebammen (wenn man annimmt, dass es tatsächlich nur die beiden namentlich genannten gab, lässt das Rückschlüsse auf die Größe des Volkes zu) widersetzten sich dem Befehl, die neugeborenen Jungen zu töten. „Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk“, die männlichen Babys der Hebräer eigenhändig zu ertränken. Wir sehen hier den ersten versuchten Völkermord am jüdischen Volk gleich nach seiner „Geburt“. Es erforderte viel Zivilcourage, sich den Anordnungen des ägyptischen Diktators zu widersetzen. Das Gesetz war laut biblischem Bericht über einen längeren Zeitraum in Kraft (2Mo 2,2).

 

Frühe Beispiele von Antisemitismus aus der Antike

Hier einige Beispiele aus der Antike:

 

Auszug aus Ägypten

Weil die Israeliten zu einem großen Volk in der Sklaverei in Ägypten heranwachsen, ordnete der Pharao an, ihre neugeborenen Jungen zu töten (2Mo 1,8-22). Weil der Pharao das Volk nicht ziehen lassen will, schickt Gott den Ägyptern zehn Plagen, die Mose dem Pharao ankündigt (2Mo 5–12). Nach ihrem Auszug aus Ägypten werden die Israeliten von den Ägyptern verfolgt. Aber durch ein Wunder öffnet ihnen Gott einen Weg mitten durch das Meer (2Mo 14–15).

 

Balak, der König von Moab (sein Name bedeutet „Zerstörer“ oder „Verwüster“) versuchte, Israel den Einzug in das verheißene Land zu verwehren, indem er Bileam bat, sie zu verfluchen. Der falsche Prophet riet ihm, Israel zum Götzendienst zu verleiten, indem die moabitischen Frauen die Israeliten verführen sollten (4Mo 22–24; Jos 24,9; Ri 11,25; Mich 6,5). Doch durch Bileam versprach Gott einen Herrscher aus Jakob, der die Herrschaft über seine Feinde ausüben würde.

 

722–720 v. Chr.

Die assyrische Gefangenschaft (oder das assyrische Exil) ist der Zeitraum in der Geschichte des alten Israel (Nordreich) und Juda (Südreich), in dem mehrere tausend Israeliten von Assyrien als Gefangene deportiert wurden. Das Nordreich Israel (10 Stämme) wurde vom neuassyrischen Reich erobert.

 

586 v. Chr.

Während der Regierungszeit von König Nebukadnezar II. zerstört das neubabylonische Reich den ersten Tempel in Jerusalem und nimmt das Königreich Juda und 10.000 jüdische Familien gefangen. Diese werden nach Babylon deportiert.

 

400 v. Chr.

Haman versucht im persischen Reich einen Völkermord an den Juden (Purim).

 

ca. 169 v. Chr. – Antiochus IV Epiphanes, plündert und schändet den Tempel in Jerusalem

Im ersten und zweiten Makkabäerbuch des Deuterokanonischen Buches wird berichtet, dass Antiochus IV Epiphanes versucht, in Jerusalem eine Zeusstatue zu errichten. Das Chanukkafest erinnert an den Aufstand der Makkabäer gegen diesen Versuch.

 

139 v. Chr.

Gnaeus Cornelius Scipio Hispanus vertreibt alle Juden aus der Stadt Rom.

 

124 v. Chr.

Die Frau mit den sieben Söhnen war eine jüdische Märtyrerin, die in 2 Makkabäer 7 und anderen Quellen beschrieben wird. Hier heißt es, dass Antiochus IV. Epiphanes kurz vor dem Aufstand des Judas Makkabäus (2 Makkabäer 8) eine Mutter und ihre sieben Söhne verhaftete und sie zwingen wollte, Schweinefleisch zu essen. Als sie sich weigerten, folterte und tötete er die Söhne einen nach dem anderen.

 

63 v. Chr.

12.000 Juden sterben und viele weitere werden infolge der Eroberung des Ostens durch den römischen General Pompejus in die Diaspora geschickt.

 

59 v. Chr.

Cicero kritisiert, dass Juden in öffentlichen Versammlungen zu einflussreich sind. Er bezeichnet Juden und Syrer auch als „Rassen, die als Sklaven geboren wurden“.

 

37 v. Chr.

Herodes wurde von den Römern zum König Judäas eingesetzt. Er erlangte in Judäa viel Einfluss und regierte innenpolitisch fast autonom. Im Jahr 66 n. Chr. brach ein jüdischer Aufstand los, der dann schließlich durch Titus im Jahre 70 n. Chr. niedergeschlagen wurde. Die römischen Streitkräfte machten Jerusalem dem Erdboden gleich, der Tempel wurde vollkommen zerstört, Hunderttausende wurden getötet. Diese nationale Katastrophe im Jahr 70 n. Chr. führte zur Zerstreuung des jüdischen Volkes in alle Welt (vor allem als römische Sklaven) und damit zum Beginn des 2. Exils. Damit endete auch die 2. Tempelperiode.

 

Von Pharao bis Nebukadnezar, von Haman bis Herodes erzählt die Bibel von gezielten Plänen, den Erlösungsplan zu zerstören, den Gott durch das Volk Israel verwirklichen will.

 

Doch der Prophet Jesaja verkündete, dass der Knecht des HERRN den Völkern treu Recht verschaffen wird, ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen (Jes 42,3). Angesichts aller Angriffe auf die Samenlinie des Bundes versprach Gott, seinen heiligen Namen durch Israel wiederherzustellen, wiederaufzubauen, wiederzupflanzen und zu rechtfertigen. So würden die Völker erkennen, dass er der HERR ist.

 

Von der Verheißung in Eden, dass Gott dem Feind den Kopf zertreten würde, bis hin zu dem leeren Gartengrab konnten sich selbst die bösartigsten Pläne nicht gegen den Erlösungsplan Gottes durchsetzen.

 

Israel HAT den Messias hervorgebracht. Das Heil ist aus den Juden. Jesus, der verheißene Same der Frau und der endgültige Knecht des HERRN, ist gekommen. Er starb, er wurde begraben und er ist wiederauferstanden. Er hat Sünde, Tod und Teufel besiegt.

 

Warum hörte der Hass auf das jüdische Volk nicht auf, als Jesus kam?

Die Nationen wüteten weiterhin gegen Gott und seine göttlichen Absichten. Die Juden wurden weiterhin unterdrückt und gequält, geschmäht und verbannt. Der uralte dämonische Plan, das Licht Israels auszulöschen, bestand fort und beabsichtigte, die Juden zu entwurzeln und als Nation und Volk zu vernichten.

 

Leider nahm das nachfolgende Kapitel des Antisemitismus eine noch unheilvollere Wendung, als er in und durch die Geschichte der Kirche/Gemeinde Wurzeln schlug. Damit beschäftigt sich der nachfolgende Beitrag.

 

Doch in diesen Momenten sollten wir die Worte des Paulus in Römer 11 bedenken. Gott hat sein Volk nicht verworfen. Seine Verheißungen sind nicht widerrufen oder annulliert worden. Er hat immer noch Pläne für Israel. Er ist noch nicht fertig mit seinen Erlösungsabsichten und auch nicht mit Israels Rolle in seiner Heilsgeschichte.

 

Obwohl die Nationen weiterhin wüten, sind Israel, der Knecht des HERRN, und das jüdische Volk immer noch tief in den ewigen Plänen Gottes verwurzelt. Sie bleiben ein Licht für die Völker und ein immerwährendes Zeugnis von Gottes Bundestreue.

 

Die Geschichte des christlichen Antisemitismus: Ist er ein Teil des Christentums?

Wie wir bereits gesehen haben, ist der Antisemitismus in erster Linie ein geistlicher Konflikt, ein tiefer Hass gegen den Gott Israels und das jüdische Volk als wichtigen Teil von Gottes Heilsplan.

 

Traurigerweise endete dieser Hass nicht mit der Geburt Jesu oder der frühen Kirche/Gemeinde. Die Nationen wüteten weiter gegen Israel und das jüdische Volk.

 

Es klingt unglaublich, aber es ist bittere Realität, dass eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Antisemitismus das der Kirche/Gemeinde ist.

 

Es wird oft gesagt, dass genau die Seiten, die Christen aus ihren Geschichtsbüchern herausgerissen haben, diese sind, welche die Juden auswendig gelernt haben.

 

Tatsächlich zeigt die erste Ausstellung in Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, wie der Holocaust zum Teil durch die hasserfüllten Lehren von christlichen Leitern wie Martin Luther mit verursacht wurde.

 

Man will uns weiß machen, dass der Antijudaismus im „christlichen Europa“ eine Rolle beim Holocaust gespielt hat. Nun kann man schnell sagen: „Aber das waren doch keine echten Christen“, doch wir müssen verstehen, dass dies aus jüdischer Sicht wichtig und bedeutend genug war, um es am Eingang von Yad Vashem auszustellen.

 

Als diejenigen, die Gottes Herz kennen und seine Liebe widerspiegeln wollen, täten wir gut daran, einen aufrichtigen Blick auf die Kirchengeschichte zu werfen und zu fragen: „Wie konnte sich die Kirche/Gemeinde so weit von den Ursprüngen unseres jüdischen Messias entfernen?“

 

Was ist christlicher Antisemitismus?

Christlicher Antisemitismus bezieht sich auf den Judenhass in der weltweiten Gemeinde Jesu Christi. Er wurzelt in der falschen Lehre der Ersatztheologie und in den Herzen von Christen, denen die „widerborstigen Juden“, die sich penetrant dem Evangelium verweigerten, ein Dorn im Auge und Stachel im Fleisch waren. Allzu oft haben es Christen schlicht nicht ertragen, dass es Juden gibt, die keine Christen wurden – sie konnten dies nicht akzeptieren.

 

Leider hat sich dies auch durch die Reformation nicht geändert. Obwohl Martin Luther anfänglich auch judenfreundliche Töne anschlug, war seine grundsätzliche Denkweise ersatztheologisch. Nachdem die Juden Luthers Bekehrungsversuche abgewiesen hatten, schlug Luthers Stimmung in eine judenfeindliche um. Auch andere Kirchenführer machten im Lauf der Geschichte Stimmung gegen die Juden. Von früher Zeit an (z.B. der Kirchenvater Chrysosthomos) bis in die Nazizeit hinein (z.B. Landesbischof Sasse).

 

Heute – nach dem Holocaust – sind Christen oft verhaltener. Wenige sind offen antisemitisch oder ersatztheologisch unterwegs. Aber hat sich ihre Denkweise wirklich geändert? Wurde die Ersatztheologie durch eine biblische Theologie ersetzt? Und ist die Judenfeindschaft echter Freundschaft und Liebe gewichen? Das sind die entscheidenden Fragen.

 

Hat christlicher Antisemitismus einen biblischen Hintergrund?

Nein! Christen werden durch die Bibel aufgefordert, Gott, ihre Nächsten und ihre Feinde zu lieben, und nicht eine Gruppe von Menschen zu hassen. Das gilt natürlich auch im Blick auf die Juden. Wie also konnte die Kirche die Juden verfolgen? Dies geschah definitiv nicht in einem christlichen, sondern in einem antichristlichen Geist. Christen sollten den Juden sogar dankbar sein. Ohne die Juden hätte die Gemeinde Jesu keine Patriarchen, keine Propheten, keinen Erretter, keine Apostel und keine Bibel. Dafür steht die Gemeinde Jesu in der Schuld beim jüdischen Volk. Judenhass hat in christlichen Herzen nichts verloren.

 

Doch selbst wenn das jüdische Volk unwiderruflich unter Gericht stehen würde, dann hätte die Christenheit dennoch den Auftrag, die Juden zu lieben und zu unterstützen. Sagt nicht Jesus selbst: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40)? Müsste dann die Christenheit nicht die Juden unterstützen, wo immer diese unter Druck, Ängsten und Nöten leiden?

 

Für christlichen Antisemitismus gibt es keinerlei Rechtfertigung. Im Gegenteil: Judenfeindschaft ist Sünde gegen Gott. Mit der Verfolgung und dem Morden von Juden hat die Kirche Gräueltaten verübt, die fundamental dem widersprechen, was Gott von Christusgläubigen erwartet. Die Gemeinde Jesu muss für die jahrhundertelange Verfolgung von Juden Vergebung erbitten – von Gott und vom jüdischen Volk. Es muss in der Gemeinde Jesu eine große Buße stattfinden für die schrecklichen Sünden, die in den vergangenen 2000 Jahren gegen das jüdische Volk begangen wurden. Ein Erschrecken über das, was im Namen Jesu den Juden angetan wurde.

 

Buße heißt Umkehr. Die Richtung ändern. Auf dem Absatz kehrtmachen. Christen müssen heute das Gegenteil dessen tun, was sie jahrhundertelang getan haben. Juden lieben statt hassen, Freund statt Feind sein, unterstützen statt bekämpfen, dienen statt herrschen, aufbauen statt niederreißen – das ist das Gebot der Stunde und leben im Geist Jesu.

 

Wie konnte der Antisemitismus im Christentum Wurzeln schlagen?

Werfen wir einen Blick auf diese Geschichte, beginnend mit der Entstehung der frühen Kirche/Gemeinde und einigen theologischen Entwicklungen. Und dann auf die komplexe Vereinigung von Kirche und Staat.

 

Die Verheißung Gottes an Abraham, alle Völker durch seinen Samen zu segnen, sollte sich durch Jesus erfüllen. Die Hoffnung auf Erlösung verbreitete sich in der ganzen Welt. Doch die frühe Kirche/Gemeinde rang mit der Frage nach der Identität von Juden und Heiden im Messias, da viele neue nichtjüdische Gläubige mit dem jüdischen Kontext des Evangeliums nicht vertraut waren.

 

Die Apostel waren sich darüber im Klaren, dass Nichtjuden nicht jüdisch werden oder bestimmte Gesetze und Bräuche oder Rituale befolgen mussten, um Teil der Glaubensfamilie Gottes zu sein.

 

Doch je mehr Nationen das Evangelium erreichte, desto mehr entfernte sich die Kirche/Gemeinde von ihren jüdischen Ursprüngen. Dies war einer der vielen Faktoren, die zum christlichen Antisemitismus führten.

 

Die frühe Kirche/Gemeinde war jüdisch, doch leider lehnte der größte Teil Israels seinen Messias ab. Dies veranlasste Kirchenführer wie Justin der Märtyrer und Origenes zu der Überlegung, dass, wenn die Juden Gott ablehnten, Gott vielleicht auch sie abgelehnt hatte.

 

Antisemitische Worte der Kirchenväter über Israel und Juden

Viele lästernde Worte gegen das jüdische Volk kamen von den Lippen der Kirchenväter des Christentums, welche die gesamte Christenheit weltweit beeinflussten. Predigten der Kirchenväter schürten die Verbreitung von Lügen über das auserwählte Volk und sie verwundeten Herzen – Menschen nahmen diese Vorurteile gegen das jüdische Volk in sich auf wie schlechten Wein.

 

Im Barnabasbrief heißt es: „Achtet auf euch selbst und seid nicht wie manche … die sagen, dass der Bund ihnen gehört wie auch uns. Er gilt uns, aber sie verloren ihn vollständig gleich, nachdem Mose ihn empfangen hatte.“ Der Brauch der Beschneidung des Fleisches, wie von Abraham überliefert, wurde euch (Juden) gegeben als ein Unterscheidungsmerkmal, um euch zu unterscheiden … von den Christen … auf dass ihr all das Leid ertragen müsstet, das euch nun gerechterweise trifft … und … Gott legte euch das Halten des Schabbat als Merkmal auf.“

 

Von Justin der Märtyrer stammt folgendes antisemitische Zitat: „Die Juden … haben das abscheulichste Verbrechen begangen, indem sie sich gegen den Erlöser verschworen haben ...“

 

Origines sagte: „Die Synagoge ist schlimmer als ein Bordell … ein Tempel von Dämonen … eine Teufelshöhle … ich hasse die Juden …“

 

Von Johannes Chrysostomos heißt es: „Wie ich mir wünschte, dass ihr sie (die Juden) abschlachten würdet …“

 

Augustinus, bekannt als einer der sanftmütigsten christlichen Männer, sagte: „Ich wünschte mir, dass ihr sie (die Juden) mit eurem zweischneidigen Schwert töten würdet, damit es niemanden gäbe, der eurem Wort widerspricht! …“

 

Petrus Venerabilis meinte: „Ich bezweifle, dass ein Jude wirklich als Mensch bezeichnet werden kann …“

 

Martin Luther sagte: „Ihre Synagogen sollen angezündet werden … ihre Häuser niedergerissen … ihre Gebetsbücher weggenommen werden … ihren Rabbis muss auf die Todesstrafe hin verboten werden zu lehren … neben dem Teufel hat ein Christ keinen schlimmeren und abscheulicheren Feind als den Juden …“

 

Irregeleitete Kirchenführer wie Augustinus verbreiteten die Lüge, dass ALLE Juden für den Tod Jesu verantwortlich waren und verurteilt werden sollten. Johannes Chrysostomus, der „Prediger mit der goldenen Zunge“, beschuldigte ebenfalls die Juden und sagte: „Ihr habt Christus getötet, ihr habt die Hände gewaltsam gegen den Gesalbten des Herrn erhoben; ihr habt diese kostbaren Tropfen verschüttet, die voll von rettender Kraft sind.“

 

Die Verdrehung von Bibelstellen wie Matthäus 27,25 – „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ – führte zu der Anschuldigung, dass alle Juden des Gottesmordes schuldig seien oder der Tötung Gottes. Die Wahrheit ist jedoch, dass Jesus selbst seinen Mördern am Kreuz vergab und sein Leben freiwillig niederlegte, um alle zu retten (vgl. Joh 10,18 i.V.m. Mt 26,53; Joh 6,38; Tit 2,14).

 

Im Jahr 70 n. Chr. wurde der zweite Tempel zerstört, eine intensive Verfolgung durch Rom brach aus, und die Juden wurden bald aus ihrem Land vertrieben. Dies schien zu bestätigen, dass Gott seinen Bund mit Israel aufgelöst hatte.

 

Um sich vom Judentum abzugrenzen und Verfolgungen zu vermeiden, trennte sich die christliche Gemeinschaft weiter von den Juden. Die auf den frühen Kirchenkonzilien ausgearbeitete Theologie trennte das Christentum im Laufe der Zeit von seinen jüdischen Wurzeln.

 

Da es kein physisches Königreich Israel mehr gab und die Juden nun unter den Völkern verstreut waren, begannen die Kirchenführer, die Bibel neu zu interpretieren und nannten die Kirche/Gemeinde das neue Israel. Origenes, ein Kirchenführer aus dem 2. Jahrhundert, sagte: „Die Kirche, d. h. die Versammlung der Auserwählten, hat Israel ersetzt“. Dieser falsche Glaube vergrößerte die Kluft in den jüdisch-christlichen Beziehungen und schürte den Antijudaismus in der Kirche/Gemeinde.

 

Die Ersatztheologie, oder auch der Superzessionismus genannt, behauptet, dass Gott mit dem nationalen und ethnischen Israel fertig ist und die Verheißungen Israels auf die Kirche/Gemeinde übertragen hat.

 

Die Superzessionismus-Irrlehre beruht auf zwei grundlegenden Überzeugungen:

1. Das Volk Israel habe, aus welchem Grund auch immer, seine Rolle als Volk Gottes abgeschlossen oder verloren und werde außerhalb der Kirche/Gemeinde auch nie mehr eine einzigartige Aufgabe oder Funktion einnehmen; und

 

2. Die Kirche/Gemeinde sei das wahre Volk Israel. Sie ist das eigentliche Volk Gottes und hat Israel für immer ersetzt oder abgelöst. Im Hinblick auf Israel und die Kirche/Gemeinde ist der Superzessionismus jene Ansicht, wonach die neutestamentliche Kirche/Gemeinde das neue und/oder wahre Israel sei und das Volk Israel als Gottes Volk für immer abgelöst hätte bzw. an seine Stelle getreten sei. Die Kirche/Gemeinde sei somit der einzige Erbe der Bundesverheißungen Gottes, die im Alten Testament ursprünglich,

dem Volk Israel zugesprochen worden waren. Eine zukünftige Wiederherstellung des Volkes Israel mit einer einzigartigen Identität, Rolle und Aufgabe sei somit ausgeschlossen.

 

Das bedeutet, dass Israel mit den Flüchen des gebrochenen mosaischen Bundes zurückbleibt, während die Kirche/Gemeinde Erbe der Segnungen ist, die einst zuerst den Juden von Gott verheißen wurden.

 

Dieser gefährliche Glaube, der von Kirchenführern von Origenes bis Augustinus, von Calvin bis Luther vertreten wurde, führte jahrhundertelang zu Vorurteilen und regelrechten Verfolgungen gegen Juden. Denn wenn die Ersatztheologie wahr ist, folgt daraus logischerweise, dass es keine eindeutige erlösende Zukunft für das nationale oder ethnische Israel gibt, und die Gläubigen stünden in Übereinstimmung mit Gott, wenn sie ihm bei der Ablehnung der Juden helfen würden.

 

Wir sehen also, wie der Antisemitismus in der Kirche/Gemeinde Wurzeln schlug. Die Voraussetzungen waren nun gegeben, dass der Antijudaismus nicht nur im Glauben oder in Worten, sondern auch in der Praxis zum Ausdruck kam. Und wie? Durch die starke sowie komplexe Vereinigung von Kirche und Staat.

 

Die starke sowie komplexe Vereinigung von Kirche und Staat

Das frühe Christentum, verbunden mit der Macht des Römischen Reiches Konstantins, führte zu schwerer Judenverfolgung und zur Spaltung zwischen nichtjüdischen und jüdischen Gläubigen. In den kommenden Jahren sollte die gewaltsame Christianisierung ein vorherrschendes Merkmal der Kirche/Gemeinde sein und zu einem staatlich sanktionierten Antisemitismus führen.

 

Unterstützt durch die Macht der Großmächte trennten frühe Kirchenkonzilien Judentum und Christentum weiter voneinander, indem sie den Umgang mit oder die Heirat zwischen Juden und Christen untersagten, Synagogen und das Feiern jüdischer Feiertage oder Traditionen einschränkten und Juden sogar in Ghettos absonderten.

 

Statt sich im Glauben für Christus zu entscheiden, nutzte die staatlich gelenkte Religion diese erzwungene Umstellung zur religiösen und politischen Eroberung. Traurigerweise wurde ein Großteil der christlichen Geschichte mit der Feder der Heiden und dem Blut der Juden geschrieben.

 

Dies zeigte sich im antijüdischen Eifer im Europa des 11. Jahrhunderts. Die Kreuzzüge waren blutige Missionen der Kirche mit dem Ziel, das Heilige Land aus dem Herrschaftsbereich des Islam zurückzuerobern. Doch die Kreuzzüge markierten einen Wendepunkt in den jüdisch-christlichen Beziehungen und ein Muster von Gewalt und Verfolgung, das Jahrhunderte lang andauern sollte. Die Juden wurden als „Christusmörder“ beschimpft. Böse Parolen wie „Töte einen Juden und rette deine Seele“ waren weit verbreitet. Der tiefe Hass führte zu unsäglichem jüdischen Leid.

 

Dies bleibt eine der dunkelsten Zeiten antisemitischer Gewalt und Vorurteile, die durch bösen religiösen Eifer geschürt wurden.

 

Die spanische Inquisition im 15. Jahrhundert war eine weitere schlimme Zeit des kirchlichen Antisemitismus. Anschuldigungen wegen jüdischer Macht, Untreue und Blutverleumdungen zwangen die spanischen Juden, entweder zu konvertieren oder vertrieben zu werden. Tausende flohen, viele wurden gefoltert, und zahllose konvertierten unter Zwang, was ein tragisches Ende für Generationen jüdischer Zivilisation in Spanien bedeutete.

 

Die katholische Kirche setzte diskriminierende Gesetze durch und sperrte die Juden in Ghettos, wo sie bestimmte Kleidung oder Symbole tragen mussten. Die antijüdische Politik der Kirche war ein Übel, das sich auch in der kommenden Zeit fortsetzen sollte. 

 

Wir müssen verstehen, dass die Menschen im Mittelalter nur begrenzt Zugang zur Bibel hatten. Nur der Klerus und die Elite hatten Zugang zu den lateinischen Texten, und die meisten Menschen waren Analphabeten. Die Verheißungen Gottes an das jüdische Volk in Geschichte und Prophetie waren nur in dem Maße bekannt, wie die Kirchenführer sie lehrten.

 

Die Ersatztheologie oder der Superzessionismus behauptet, dass Gott mit dem nationalen und ethnischen Israel fertig ist und die Verheißungen Israels auf die Kirche/Gemeinde übertragen hat. Das bedeutet, dass Israel mit den Flüchen des gebrochenen mosaischen Bundes zurückbleibt, während die Kirche/Gemeinde Erbe der Segnungen ist, die einst den Juden versprochen wurden.

 

Evangelikale neigen dazu, eine positive Sicht auf Martin Luther zu haben, der eine Schlüsselrolle in der Reformation spielte. Dabei ist ihnen vielleicht nicht bewusst, dass Luther, der zunächst hoffte, die Juden zu evangelisieren, sich später gegen sie wandte. Frustriert von der Herausforderung, die Juden mit dem Evangelium zu erreichen, schrieb Luther die Broschüre „Von den Juden und ihren Lügen“. Dieser Inhalt beeinflusste die Nazi-Ideologie zutiefst, denn der Reformator war ein wirkmächtiger Judenhasser. Unter seinen judenfeindlichen Hetzschriften sticht sein Buch „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543 in makabrer Weise hervor. Darin entwickelt er sein berüchtigtes Sieben-Punkte-Programm zur Beseitigung des Judentums in Deutschland:

• Verbrennen ihrer Synagogen

• Zerstörung ihrer Häuser und Zwangsunterbringung

• Wegnahme ihrer religiösen Bücher

• Lehrverbot für Rabbiner bei Androhung der Todesstrafe

• Aufhebung der Wegefreiheit

• Zwangsenteignung

• Zwangsarbeit

 

Der Philosoph Karl Jaspers hatte also Recht, als er bemerkte: „Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern“.

 

Luther riet, jüdische Synagogen und Schulen in Brand zu setzen, ihre Häuser zu zerstören und ihnen ihre Gebetsbücher und Schriften wegzunehmen, das sichere Geleit für Juden auf den Straßen abzuschaffen und ihnen alles Geld und alle Schätze abzunehmen. Er sagte, man solle jungen, kräftigen Juden eine Axt oder Hacke in die Hand geben und sie ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts verdienen lassen.

 

Am Ende seines Lebens sagte Luther sogar: „Die Juden, die Gott gewiss verworfen hat, sind nicht mehr sein Volk, und er ist auch nicht mehr ihr Gott... Es ist unsere Schuld, dass wir sie nicht erschlagen haben.“

 

Was Luther vergessen hat

Vor über 500 Jahren schlug Martin Luther – am 31. Oktober 1517 – 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Allein die Gnade! Allein der Glaube! Allein die Schrift! Allein Christus! Was für eine gigantische Botschaft! Aber die Glanzstunde der Reformation hatte viele antisemitische Schattenseiten. Der „blinde Fleck“ von Luther, bezüglich Gottes Volk ISRAEL. Deshalb sagen wir über 500 Jahre nach der Reformation: Es braucht eine ReformaZION! Nachfolgend 11 weitere Thesen. Ergänzen wir, was Luther vergessen hat!

 

1. Israel ist ein Segen für die Welt! (1Mo 12,3)

2. Israel ist Gottes auserwähltes Volk! (5Mo 7,6)

3. Gott ist ein Zionist! (Sach 8,2-3)

4. Jesus ist Jude! (Mt 27,37)

5. Der Herr selbst ist Israels Hirte! (Ps 23; 80,2)

6. Gott hat Israel nicht verworfen! (Röm 11,1)

7. Ganz Israel wird gerettet werden! (Röm 11,26)

8. Die Jerusalemfrage reibt die Nationen auf! (Sach 12,3)

9. Jerusalem war, ist und bleibt Israels Hauptstadt! (Sach 8,8)

10. Judäa und Samaria sind biblisches Kernland! (Hes 37,22.25)

11. Das Land Israel gehört Gott und wurde dem Volk Israel zum ewigen Besitz gegeben! (1Mo 17,8)

 

Luthers grausamer Rat, wie mit den Juden umzugehen sei, sollte sich in der kommenden Zeit auf tragische Weise bewahrheiten.

 

Angestachelt durch falsche Anschuldigungen und Propaganda wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ wurden jüdische Gemeinden bei Aufständen in Europa und Russland des 19. Jahrhunderts gewaltsam zerstört. Diese tödlichen Pogrome fanden oft an Weihnachten oder Ostern statt und wurden von Kirchenführern angezettelt.

 

Die Juden wurden verfolgt, entmenschlicht und als gesellschaftliches Übel bezeichnet, das es zu bekämpfen galt. In Deutschland des 20. Jahrhunderts erklärte der lutherische Theologe Gerhard Kittel die Notwendigkeit einer „radikalen Lösung des Judenproblems“ und unterstützte die Agenda der Nazis.

 

Generationen von Antisemiten hatten ein giftiges Klima geschaffen, das in den Schrecken des Holocaust gipfelte. Unter den Nazis wurden lang gehegte jüdische Stereotypen zu einer rassistischen Ideologie, die zum Inferno der Todeslager und zur systematischen Ermordung von 6 Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern in ganz Europa führte.

 

Dieser Völkermord, der auf den verzerrten Theorien der rassischen Vorherrschaft und mit der Komplizenschaft eines Großteils der Kirche aufgebaut wurde, bleibt das unheilvollste Beispiel für ungebremsten Antisemitismus in der Geschichte.

 

Während einige Kirchenführer wie Dietrich Bonhoeffer aktiv gegen die Nazis vorgingen, hat ein Großteil der Kirche schändlich kooperiert oder geschwiegen.

 

Der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel sagte: „Es mag Zeiten geben, in denen wir machtlos sind, Ungerechtigkeit zu verhindern, aber es darf nie eine Zeit geben, in der wir es versäumen, zu protestieren.“

 

Doch selbst aus der Asche des Holocausts kam ein Hoffnungsschimmer. Gottes Verheißungen, die durch die jüdischen Propheten verkündet wurden, würden sich erfüllen. Das Volk Israel würde wiederhergestellt, neu gesammelt und in seinem Heimatland wieder eingepflanzt werden, um seines Namens willen. Die Völker sollten erkennen, dass Gott eben Gott ist.

 

Israel wurde auf wundersame Weise wiedergeboren. Zunächst im natürlichen und bald, so glauben wir, auch im geistlichen Bereich.

 

Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, sowohl die glorreichen Teile als auch einige sehr schwierige, die noch kommen werden. Die Nationen wüten immer noch gegen den Gott Israels und das jüdische Volk. Von Haman bis Herodes, von Hitler bis zur Hamas gab es unablässige Angriffe auf Gottes auserwählte Mittel, um seinen Erlösungsplan einzuleiten, sowohl durch das erste Kommen Jesu als auch durch seine bevorstehende Rückkehr.

 

Die Geschichte bezeugt, dass Unwissenheit, Apathie, fehlerhafte Theologie und unkontrollierte Vorurteile die Saat des Antisemitismus gelegt haben, die im Laufe der Jahre bittere Früchte getragen hat.

 

Dr. Michael Brown sagte: „Die Kirche schuldet den Juden noch immer den eigentlichen Beweis für die Wahrheit des Christentums. Ist es da verwunderlich, dass das jüdische Volk ein so unempfindliches und unfruchtbares Feld für das Evangelium ist? Die Kirche selbst hat es mit Blut getränkt und dann mit Steinen beworfen... Tiefe, reuevolle Liebe ist das einzige Heilmittel.“

 

Die Bibel bekräftigt Gottes Bundestreue zu Israel. Obwohl Israel wegen seines Unglaubens gezüchtigt wird, bleibt es auch um der Patriarchen willen geliebt und auserwählt. Gottes Gaben und Berufung sind unwiderruflich. Seine Bundesverheißungen beruhen auf Gnade, nicht auf Verdienst oder Werken, die verwirkt werden können. Trotz teilweiser Verstockung sieht die Bibel die zukünftige Erlösung Israels vor, denn Gott bleibt seinem Wort treu.

 

Das Motto „Nie wieder“ muss eine Überzeugung sein, die sowohl unsere Theologie als auch unsere praktische Verpflichtung zum Handeln widerspiegelt. Als Gläubige können wir uns dafür entscheiden, mit Gottes beständiger Liebe und seinen Absichten für Israel und das jüdische Volk zusammenzuarbeiten. Möge DIES das vorherrschende Vermächtnis der Kirche/Gemeinde sein.

 

Die Trennung von den Wurzeln︎

Als Schlüsselereignis der Abtrennung der Christenheit von den alttestamentlichen Wurzeln gilt das Konzil zu Nicäa im Jahre 325 n. Chr. Hier veranlasste Cäsar Konstantin der Große als weltlicher Herrscher, dass es eine klare Unterscheidung zwischen den „Jüdischen“ Festen und den Festen der Christenheit geben müsste. In der entscheidenden Phase übernahm der Cäsar den Vorsitz des Konzils, das in seinem Palast tagte. Man sagt, dass Soldaten mit gezückten Speeren hinter jedem Teilnehmer des Konzils standen, um dafür zu sorgen, dass den Zielen des Herrschers auch „einmütig“ zugestimmt wurde. Judenchristliche Vertreter durften an dem Konzil nicht teilnehmen.

 

Konstantin änderte den Kurs der Kirche in dramatischer Weise. Die unheilvolle Verknüpfung zwischen Staat und Kirche, die viele Jahrhunderte das Christentum prägen sollte, nahm hier ihren Beginn. Das Konzil wurde durch den Cäsar selbst einberufen. Jüdische und christliche Feste durften, von herrschaftlicher Seite verordnet, nicht zum gleichen Zeitpunkt gefeiert werden. 

 

Mindestens sieben Tage sollten dazwischen liegen. Insbesondere Ostern, als das höchste christliche Fest, sollte nichts mehr mit dem inzwischen verpönten jüdischen Passahfest zu tun haben. So wurde der Termin des Osterfestes vom Passahtermin weg auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnwende verschoben.

 

Eusebius berichtet über die diesbezügliche Haltung des Cäsars: „Denn es wäre außer jedem Maßstab ungebührlich, wenn wir in dem heiligsten aller Feste den Gewohnheiten der Juden nachfolgten. Lasst uns nichts gemeinsam haben mit dem abscheulichen Volk.“ Weiterhin sagte er: „Strebe danach ... dass die Reinheit eurer Seelen nicht den geringsten Anschein der Besudelung durch die Gemeinschaft im Brauch dieser bösesten Männer aufweist. ... Alle sollten ... jegliche Beteiligung an dem lügenhaften Verhalten der Juden meiden.“

 

Leider entstand bereits in den ersten Jahrhunderten des Christentums ein weit reichender Antijudaismus innerhalb der Kirche.

 

Die Saat der Loslösung von den alttestamentlichen Wurzeln war gelegt. Ganz offensichtlich hatte man die Abhandlungen des Paulus im Römerbrief in den Kapiteln 9–11 nicht verstanden. Die Person des Verräters Judas galt als Inbegriff des jüdischen Menschen. Augustinus, als Kirchenvater bekannt, schrieb in seinem „Traktat wider die Juden“, dass Juden wie Kain ein Malzeichen tragen würden und deshalb nicht getötet werden sollten: „Lasst sie unter uns leben, aber lasst sie leiden und beständig erniedrigt sein.“

 

Bereits früher hatte Tertullian (160–230 n. Chr.) eine Abhandlung „Gegen die Juden“ verfasst und die Kirche als „ewiges Israel“ bezeichnet. Ignatius von Antiochien (70–107 n. Chr.) beurteilte ebenfalls schon sehr früh Christen, die Passahfest feierten: „Wenn jemand mit den Juden gemeinsam das Passah feiert oder Symbole ihres Festes erhält, so ist er ein Teilhaber jener, die den Herrn und seine Apostel getötet haben.“

 

Hieronymus (347–420 n. Chr), ebenfalls einer der so genannten Kirchenväter, predigte, dass die „Judenchristen die erbärmlichsten Menschen sind“, denn „wer die jüdischen Gebräuche beachtet, mag er Judenchrist oder Heidenchrist sein, ist ein dem Teufel verfallener Bösewicht!“

 

Es ist bekannt, dass große Teile der Christenheit bis zum Konzil zu Nicäa noch den Schabbat als wöchentlichen Ruhetag feierten. Dieser siebte Tag, der bereits seit der Schöpfung von Gott selbst verordnete Ruhetag, wurde von Konstantin 321 n. Chr. per Dekret von Staatsseite durch den der Sonne geweihten ersten Tag der Woche, den „Sonn-Tag“, als wöchentlicher christlicher Feiertag ersetzt. Theologisch gerechtfertigt wurde dies damit, dass der erste Tag der Woche der Tag der Auferstehung Jesu sei. Der Sonntag galt als Tag des Messias, als Siegestag, als Geburtstag des Christentums. Bereits in der Apostelgeschichte wird berichtet, dass sich die Gemeinde am ersten Tag der Woche zum Abendmahl versammelte.

 

Natürlich gab es Widerstand gegen diese Entwicklung und zwar für einen langen Zeitraum. Teile der Christenheit feierten nach wie vor den Schabbat und die biblischen Feste. Noch gegen 430 n. Chr. sprachen sich geistliche Führer in Laodizäa gegen die Einhaltung des Schabbats, gegen ungesäuertes Brot und das Halten jüdischer Feste aus. Das bedeutet, dass es noch immer Christen gab, die diese Dinge praktizierten.

 

Der biblischen Wurzeln beraubt, kamen im Laufe der Jahrhunderte zunehmend heidnische Einflüsse in die christliche Festkultur und entstellten diese Feste langsam aber kontinuierlich ganz massiv. Während der gesamten Kirchengeschichte war es immer wieder gang und gäbe, die hebräischen Wurzeln zu kappen und gleichzeitig heidnische Symbole einzugliedern. Letztendlich wurden – etwas überspitzt gesagt – die biblischen Feste durch die Kirche abgeschafft, die heidnischen Feste übernommen und mit Hängen und Würgen auf christlich uminterpretiert.

 

Welch eine tragische Missachtung eines wunderbaren, immens prophetischen Schatzes! Welch eine Überheblichkeit gegenüber einer Fülle von Gott selbst gegebenen Vorschriften. Welch ein Verlust! Oft hat es der Kirche am grundlegendsten Verständnis für die hebräischen Wurzeln des Christentums gemangelt – und mangelt es leider bis heute.

 

Das Christentum entspringt nicht einem Vakuum. Es entsprang der hoch entwickelten geistlichen Tradition und Kultur des antiken Israel. Es ist zu einfach für uns Heiden, diese allzu wichtige Tatsache zu vergessen. Zum Beispiel: Wenn uns Jeschua heute vorgestellt würde, würde seine „jüdische Abstammung“ die meisten Christen wahrscheinlich schockieren.“

 

Antisemitismus heute

Nach dem entsetzlichen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 sagte ein Überlebender des Holocaust: „Antisemitismus braucht keinen Grund, nur eine Gelegenheit.“

 

Ihr ganzes Leben lang werden Juden vor Antisemitismus gewarnt. Dieser hässliche Hass zieht sich durch die gesamte Geschichte.

 

Die Gräueltaten des Holocausts liegen noch keine 80 Jahre zurück. Nach dem dunkelsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit würde man hoffen, dass „Nie wieder“ wirklich „NIE WIEDER“ bedeutet – dass der Hass gegen das jüdische Volk endlich ein Ende haben würde. Doch die Wahrheit ist, dass der Antisemitismus nicht mit dem Holocaust geendet hat.

 

König Salomo, der für seine Weisheit bekannt war, sagte einmal: „Was gewesen ist, wird wieder sein, was geschehen ist, wird wieder geschehen; es gibt nichts Neues unter der Sonne“ (Pred 1,9). Traurigerweise hatte er recht.

 

Seit Jahren stellen Wissenschaftler fest, dass der Antisemitismus weltweit zunimmt und sogar ein Niveau erreicht hat, das kurz vor dem Holocaust lag. Es scheint unglaublich zu sein, aber ein Teil dieses Hasses kommt sogar von bekennenden Christen.

 

Man braucht nicht weit zu schauen, um die Brände des Antisemitismus zu sehen, die in der ganzen Welt lodern, sogar vor dem 7. Oktober 2023. Diskriminierung und gewalttätige Angriffe gegen Juden haben in erschreckendem Maße zugenommen – es gibt Vandalismus an Synagogen, Friedhöfen und Geschäften in jüdischem Besitz – Messerstechereien, Schießereien in Synagogen und Angriffe auf Juden, nur weil sie eine Kippa oder eine israelische Flagge tragen.

 

Es braucht nicht viel, damit im Land der Täter aus „Nie wieder“ ein „Schon wieder“ wird.

Ungehemmter Judenhass breitet sich wie ein Lauffeuer aus. Wer Wohnorte von Juden markiert, markiert Menschen als Ziele von Hass, Ausgrenzung und Gewalt.

 

Wir sehen Hakenkreuz-Schmierereien in der Nähe von Auschwitz und auf den Schildern von Demonstranten in Großstädten. Die israelfeindliche Berichterstattung überflutet die Mainstream-Nachrichten. Juden werden auf dem Universitätsgelände und in den sozialen Medien bedroht. Extremistische religiöse Gruppen und andere Kritiker gehen schnell dazu über, das Existenzrecht Israels selbst in Frage zu stellen.

 

In jüngster Zeit haben wir erlebt, dass antizionistische Proteste weltweit schnell antisemitisch werden. Und wir müssen uns fragen: Ist der moderne Antizionismus das neue Gesicht des Antisemitismus oder handelt es sich um völlig unterschiedliche Konzepte?

 

Wir möchten über einige der Ursprünge und Ausdrucksformen dieser Konzepte sowie über die schwierige Realität sprechen, die wir heute erleben. Wir wissen, dies sind große Themen, aber sie sind super relevant!

 

Was also ist Antizionismus? Es handelt sich um eine politische Haltung oder Überzeugung, die sich gegen die Existenz des Zionismus oder seine Grundsätze richtet. 

Der Zionismus ist einfach eine Bewegung, welche die Errichtung eines jüdischen Staates in der historischen Heimatregion Israel unterstützt. Zionismus ist eine Denkweise und Geisteshaltung, welche die Sehnsucht von Juden aus aller Welt nach Ihrer historischen Heimat zum Ausdruck bringt; die Sehnsucht nach Zion, dem Land Israel. Danny Danon, ein Mitglied der israelischen Knesset und ständiger Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen, definierte Zionismus wie folgt: „Zionismus ist per Definition die Verwirklichung des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung und Souveränität im Land Israel.“

 

Lies hierzu auch unseren Beitrag „Was ist Zionismus und was ist Zionismus nicht?

 

Antisemitismus ist der Hass auf das jüdische Volk als eine eigenständige religiöse, ethnische und kulturelle Gruppe. Er hat eine lange und beunruhigende Geschichte, sogar in der Kirche/Gemeinde, und hat zu religiöser Diskriminierung, rassistischen Vorurteilen, tödlicher Gewalt und sogar Völkermord geführt.

 

Viele Länder und Organisationen haben im Laufe der Jahre Schritte zur Bekämpfung dieses Übels unternommen. Doch der Antisemitismus ist wieder auf dem Vormarsch, insbesondere seit der Wiedergeburt des jüdischen Staates. Viele antizionistische Gruppen behaupten heute, dass ihr Ziel nur politisch ist – gegen die Politik und die Aktionen der israelischen Regierung. Sie SAGEN, sie seien nicht antisemitisch.

 

Aber wenn sich Antizionismus nur gegen Israel richtet, warum fürchten dann jüdische Menschen weltweit um ihre Sicherheit oder sogar um ihr Leben? Warum werden jüdische Menschen bedroht und es kommt zu gewalttätigen Anti-Israel-Kundgebungen mit Demonstranten, die Schilder mit der Aufschrift „Vergaset die Juden“ oder „Hitler hatte Recht“ tragen? Auf Pro-Palästina-Demos in Deutschland wird gerufen: „Tod den Juden“. Man hört „Adolf Hitler“ und „Hamas, Hamas - Juden ins Gas“ Sprechchöre. Dies alles unter dem Denkmantel sogenannter Israelkritik. Und die Polizei schaut meistens nur zu.

 

Antisemitismus ist keine Meinungsäußerung. Beim Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Deutschland am 19. Dezember 2019 in Berlin erklärte der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Antisemitische Äußerungen sind kein Bürgerrecht. Und es fällt auch nicht unter das Recht auf freie Meinungsäußerung, antisemitische oder antizionistische Parolen als Kritik an der Politik Israels zu deklarieren.“

 

All dies ist nicht nur beunruhigend und erschreckend, es ist absolut verabscheuungswürdig.

 

Kann man wirklich sagen, dass Antizionismus und Antisemitismus so unterschiedlich sind, wenn die Haltung gegen Israel dem Hass gegen Juden überall ähnelt? Nein! Antisemitismus, die Feindschaft gegen Juden, äußert sich in verschiedenen Arten, wie:

 

Antijudaismus (Feindschaft gegen das Jüdische);

Antizionismus (Feindschaft gegen die zionistischen Idee, dass Juden zurückkehren in ihr Land);

Antiisraelismus (Feindschaft gegen den heutigen Staat Israel).

 

Alle haben gemeinsam, dass ihnen eine Anti-Haltung gegen Juden bzw. gegen alles Jüdische zugrunde liegt. Hinzu kommt sekundärer, moderner, neuer und islamischer beziehungsweise islamistischer Antisemitismus, jeweils umrankt von Debatten, was diese oder jene Form von Antisemitismus ausmacht und ob sie überhaupt existiert.

 

Antizionismus ist ein Konzept, das wir vor allem seit der Entstehung des modernen Zionismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts kennen.

 

Der Zionismus war immer eine Bewegung für Selbstbestimmung. Die Sehnsucht, nach Zion zurückzukehren, ist seit Generationen ein zentraler Bestandteil des Judentums. Doch während des größten Teils der Geschichte waren die Juden unter den Völkern verstreut, lebten unter mächtigen Reichen und Nationen und waren fast 3.000 Jahre lang aus Israel verbannt. Dennoch lebte immer ein Teil der Juden in Israel. Die ständige jüdische Präsenz im Land Israel wird auch in der Bibel beschrieben:

 

Jesaja 6,10-13

10 Verfette das Herz dieses Volks und ihre Ohren verschließe und ihre Augen verklebe, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. 11 Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. 12 Denn der HERR wird die Menschen weit wegführen, sodass das Land sehr verlassen sein wird. 13 Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals kahl gefressen werden, doch wie bei einer Terebinthe oder Eiche, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.

 

Ein allgemeines Missverständnis lautet, dass die Juden, die nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. von den Römern vertrieben und in die Diaspora gedrängt worden waren, nach 1.800 Jahren plötzlich wieder nach „Palästina“ zurückkehrten und Anspruch auf ihr Land erhoben. In Wahrheit hat das jüdische Volk die Bindung an seine historische Heimat über 3.700 Jahre hinweg bewahrt. Zu dieser Bindung gehört die Nationalsprache und eine eigenständige Kultur. Auch nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem und dem Beginn des Exils gab es ein – häufig sogar blühendes – jüdisches Leben in diesem Land. In Jerusalem und Tiberias wurden im 9. Jahrhundert große jüdische Gemeinden gegründet. Im 11. Jahrhundert kam es zur Bildung jüdischer Gemeinden in den Städten Rafah, Gaza, Aschkelon, Jaffa und Cäsarea. Im 12. Jahrhundert fielen viele Juden den Kreuzfahrern zum Opfer, doch schon in den beiden folgenden Jahrhunderten wanderten Rabbis und jüdische Pilger ein, und die Zahl der Juden nahm wieder zu. Berühmte Rabbis gründeten in den folgenden dreihundert Jahren in Safed, Jerusalem und an anderen Orten jüdische Gemeinden. Anfang des 19. Jahrhunderts, noch bevor die moderne zionistische Bewegung ins Leben gerufen wurde, lebten über 10.000 Juden im heutigen Israel. Die 78 Jahre währende Geburt der Bildung einer Nation, gerechnet von 1870 an, gipfelte schließlich in der Neugründung des jüdischen Staates.

 

Wichtig zu verstehen ist, dass in der Region Palästina niemals ein unabhängiger Staat Palästina existiert hat. Nach der Niederschlagung des dritten jüdischen Aufstands (Bar-Kochba-Aufstand 132–135 n. Chr.) benannte der römische Kaiser Hadrian die vormals als „Judäa“ bezeichnete römische Provinz in „Syria Palästina“ um, zerstörte die Hauptstadt Jerusalem und baute es als „Aelia Capitolina“ wieder auf. Der Name „Palästina“ bedeutet „Land der Philister“. Hadrian hasste die Juden so sehr, dass er beschloss, seine römische Provinz, welche die Großregion südlich der Provinz Syria bis gegen Ägypten umfasste, nicht mehr Israel zu nennen, sondern Palästina (Philisterland) – bewusst nach den biblischen Erzfeinden Israels, den Philistern.

 

Lies hierzu auch unseren Beitrag „Israel oder Palästina? Wie lautet der richtige Name für das Heilige Land? Wem gehört das Land?

 

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen stimmte am 29. November 1947 mit 2/3 Mehrheit für den UN-Teilungsplan für Palästina und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates.

 

Nach der Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 rückten am 15. Mai Armeeeinheiten einer Allianz, die von den arabischen Staaten Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien und Irak gebildet worden war, in das ehemalige britische Mandatsgebiet Palästina ein und griffen Israel an. Ziel der arabischen Allianz, welche den UN-Teilungsplan nicht akzeptierte und das Existenzrecht Israels bestritt, war die Beseitigung des entstehenden jüdischen Staates.

 

Israels internationale „Geburtsurkunde“ wurde besiegelt durch die Verheißung der Bibel; durch die ununterbrochene Besiedelung des Landes durch Juden seit der Zeit Josuas; durch die Balfour-Erklärung von 1917; durch das Völkerbundmandat, in dessen Präambel die Balfour-Erklärung aufgenommen wurde; durch die Teilung Palästinas durch die UNO im Jahr 1947; durch die Aufnahme Israels in die Vereinten Nationen im Jahr 1949; durch die Anerkennung Israels durch die meisten anderen Staaten; und vor allem durch das funktionierende Gemeinwesen, das die Bevölkerung Israels in Jahrzehnten eines blühenden, dynamischen nationalen Lebens schuf.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte das Aufflammen des religiösen und rassistischen Antisemitismus zu einer Reihe von Pogromen in Russland und Osteuropa, die sämtliche Versprechen von Gleichheit und Toleranz Lügen straften. In ihrer Folge kam es in ganz Europa zu einer Welle der jüdischen Immigration nach „Palästina“. Zur gleichen Zeit gab es eine Einwanderungswelle von Juden aus dem Jemen, Marokko, dem Irak und der Türkei nach „Palästina“. Diese Menschen wussten nichts von den europäischen Pogromen und Theodor Herzls Zionismus; sie waren getrieben von dem jahrhundertealten Traum der „Rückkehr nach Zion“ und von der Furcht vor Intoleranz. Als sie hörten, dass die Tore „Palästinas“ geöffnet waren, nahmen sie die mühselige Reise auf sich und zogen ins Land Israel.

 

Das zionistische Ideal der Rückkehr nach Israel hat uralte geistliche Wurzeln. Viele jüdische Gebete handeln von Jerusalem, Zion und dem Land Israel. Die eindringliche Aufforderung, Jerusalem, die Stätte des Tempels, niemals zu vergessen, ist eines der wichtigsten Dogmen des Judentums:

 

Psalm 137,5

Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, so werde vergessen meine Rechte!

 

Jeremia 51,50

Ihr, die dem Schwert Entkommenen, geht, bleibt nicht stehen! Denkt an den HERRN aus der Ferne, und Jerusalem komme euch in den Sinn!

 

Die hebräische Sprache, die Tora, die talmudischen Gesetze, der jüdische Kalender und die jüdischen Festtage und Feiern haben alle ihren Ursprung in Israel und den Jahreszeiten und Lebensbedingungen dieses Landes. Die Juden beten nach Jerusalem gerichtet und sprechen bei jedem Passahfest die Worte „nächstes Jahr in Jerusalem“. Die jüdische Religion, Kultur und Geschichte sind ein Zeugnis dafür, dass ein jüdisches Gemeinwesen nur im Land Israel errichtet werden kann.

 

Im Jahr 1897 wurde die zionistische Bewegung ins Leben gerufen. Sie forderte die Schaffung einer nationalen jüdischen Heimstätte in „Palästina“, wo die Juden Zuflucht und Selbstbestimmung finden und für die Erneuerung ihrer Zivilisation und Kultur arbeiten konnten.

 

Bis in die späten 1800er Jahre war der Antizionismus irrelevant. Als Volk stellten Juden für niemanden eine politische oder militärische Bedrohung dar. Jahrhundertelang haben die Nationen die Juden an den Rand gedrängt und verfolgt und ihnen im Wesentlichen gesagt: „Ihr seid hier nicht willkommen. Geht woanders hin.“ Als der Antisemitismus im Europa des 19. Jahrhunderts mörderische Ausmaße annahm, nahmen das Konzept des modernen Zionismus und die Pläne für einen neuen jüdischen Staat Gestalt an.

 

Es überrascht nicht, dass diese Idee nicht bei allen auf Zustimmung stieß. Theodore Herzl gilt als der Vater des modernen Zionismus. Seine politische Vision eines jüdischen Staates hatte Gegner, sogar innerhalb des Judentums. Herzl schwebte ein primär säkularer Nationalstaat vor, während andere jüdische Führer eine geistliche und kulturelle Erneuerung des jüdischen Volkes im Land als Vorstufe zu einem Nationalstaat sehen wollten.

 

Dieser Widerstand war natürlich nicht mit dem zu vergleichen, was wir heute sehen. Die frühen Kritiker des Zionismus lehnten die jüdische Präsenz im Land Israel nicht ab und delegitimierten auch nicht das Konzept eines Staates Israel an sich – was heute übliche Merkmale des Antizionismus sind. Antizionismus ist heute die neue und sehr aggressive Form des Judenhasses. Der bekannte amerikanische Autor und Universitätsprofessor Alvin Rosenfeld sagte in einem Interview: „Die heutige antijüdische Feindschaft erscheint in diversen Formen und wird von unterschiedlichen Motiven geleitet. Klar ist, dass Judenhasser heute den Staat Israel genauso diskriminieren wie einst ihre Pendants Juden und jüdische Einrichtungen diskriminiert haben. Für einen bestimmten antisemitischen Typus, den sogenannten Antizionisten, ist der bloße Gedanke eines jüdischen Volkes ein Gräuel. Wenn dann die Gemeinschaft des jüdischen Volkes zu einem Nationalstaat führt, einem, der zudem noch über eine starke, einsatzbereite Armee, verfügt, dann sieht dieser Antisemit rot. Der Antizionismus ist eine neue und sehr aggressive Form des Judenhasses.“

 

Der Antizionismus mag eine neuere Realität sein, aber der Zionismus selbst geht auf biblische Zeiten zurück.

 

Das Buch Nehemia ist ein gutes Beispiel dafür. Nehemia leistete Pionierarbeit bei der Rückkehr des jüdischen Volkes aus dem babylonischen Exil in das verheißene Land und lebte die reinste Form des Zionismus. Sie sehnten sich nach ihrer ewigen Hauptstadt Zion, in der sie sich wieder niederlassen konnten. Obwohl sich der Ausdruck „Zion“ ursprünglich auf den Tempelberg in Jerusalem bezog, wurde er selbst Synonym für Jerusalem und das Land Israel (Eretz Israel) gebraucht.

 

Wir sehen diese Sehnsucht in den Worten von Psalm 137,1-6:

1 An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. 2 An den Weiden, die dort sind, hängten wir unsere Lauten auf. 3 Denn die uns dort gefangen hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen, und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: »Singt uns eines von den Zionsliedern!« 4 Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremdem Boden? 5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so erlahme meine Rechte! 6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich nicht an dich gedenke, wenn ich Jerusalem nicht über meine höchste Freude setze!

 

Seit den Tagen der Propheten hat sich in den Herzen des jüdischen Volkes nicht viel geändert. Selbst die Worte der israelischen Nationalhymne Ha-Tikva spiegeln diese uralte Hoffnung des jüdischen Volkes wider, nach Hause zu kommen:

 

„Solange noch im Herzen

eine jüdische Seele wohnt

und nach Osten hin, vorwärts,

ein Auge nach Zion blickt,

so lange ist unsere Hoffnung nicht verloren,

die Hoffnung, zweitausend Jahre alt,

zu sein ein freies Volk, in unserem Land,

im Lande Zion und in Jerusalem!“

 

Die frühen zionistischen Pioniere trugen keine Waffen, sondern Werkzeuge bei sich – bereit, das Land zu bestellen, Getreide anzubauen und Tiere zu hüten. Sie wollten eine echte, physische Wiedergeburt in Zion erleben.

 

Seit die jüdische Sehnsucht, nach Zion zurückzukehren, 1948 mit der Neugründung des Staates Israel Wirklichkeit wurde, hat der geopolitische Kontext eines modernen Staates Israel leider eine neue Bühne für einen uralten Hass geschaffen.

 

Mehr als 2.000 Jahre lang ging es beim Antisemitismus nicht um die „Besetzung“ von jüdischem Land, sondern um die bloße Existenz als jüdisches Volk. Der moderne Antisemitismus kann heute in vielerlei Hinsicht durch etwas verschleiert oder getarnt werden, dass für viele Menschen akzeptabler erscheint – ein Gefühl für politische Gerechtigkeit, humanitäre Wohltaten oder eine soziale Sache, für die es zu kämpfen gilt. Statt gegen das jüdische Volk richtet sich die Wut nun gegen die Zionisten – ein Begriff, der heute meist als Schimpfwort verwendet wird.

 

Nicht jede Kritik an der israelischen Politik oder dem jüdischen Staat ist Antisemitismus. Es gab und gibt in Israel mehrere Wahlen und interne Streitigkeiten über Gerechtigkeit, militärische Kampagnen und andere soziale Fragen innerhalb Israels. Einige Juden/Israelis stimmen mit vielen Dingen der Regierung nicht überein, so wie in allen anderen Ländern auch! Es ist wichtig, verschiedene Perspektiven zu hören. Dies ist ein Kernaspekt der Demokratie. Israel ist nicht ohne Makel und nicht über jeden Vorwurf erhaben. Das ist keine Nation!

 

Aber beim Antizionismus sind die Grenzen oft fließend. Die Politik in Frage zu stellen, ist nicht dasselbe wie sich gegen die Existenz Israels selbst auszusprechen. Antizionismus geht schnell in Antisemitismus über, wenn Menschen Israel als rassistisches Unterfangen, als bösen Besatzer, als zionistischen Feind oder als etwas anderes bezeichnen, das impliziert, dass Israel kein Existenzrecht hat.

 

Die Kritiker messen oft mit zweierlei Maß an Israel. Dies zeigt sich an den vielen unausgewogenen Verurteilungen Israels durch politische Gremien wie die UNO. Noch eklatanter wird dies, wenn Menschen Juden in aller Welt kollektiv für die Handlungen Israels verantwortlich machen oder Israel mit der Apartheid oder dem Völkermordregime der Nazis vergleichen – Anschuldigungen, die heute laut und deutlich zu hören und zu sehen sind.

 

Es ist nicht schwer zu erkennen, wie schnell die Dinge von Antizionismus zu Anti-Israel zu Anti-Jude verkommen können.

 

Es scheint eine akute Aufmerksamkeit, ja sogar eine selektive Empörung gegen Israel zu geben. Weltweit wird wegen des israelisch-palästinensischen Konflikts randaliert und protestiert. Doch die vielen Kriege und anderen humanitären Krisen, die weltweit stattfinden, werden selten in gleichem Maße beachtet. Israel steht dabei im Fadenkreuz. Und warum?

 

Wenn die derzeitige Wut, die wir in der ganzen Welt beobachten, wirklich auf die Handlungen der israelischen Regierung oder des israelischen Militärs zurückzuführen ist, warum werden dann jüdische Menschen in der Diaspora im Namen des Antizionismus angegriffen?

 

Vielleicht ist das geistliche Element dieses Krieges raffinierter als wir denken. Kann man zur Vernichtung des jüdischen Staates aufrufen und gleichzeitig behaupten, dass man dem jüdischen Volk nichts Böses wünscht? Wenn Antizionisten das Existenzrecht Israels leugnen und zu antisemitischen Slogans und Stereotypen greifen, ist ihr Antizionismus wahrscheinlich antisemitischer, als sie sich bewusst sind oder zugeben wollen.

 

Ein großer Teil der Aggressionen, die wir heute gegen Israel erleben, hat seine Wurzeln in alten antisemitischen Anschuldigungen – ein Recycling alter Mythen im neuen Gewand. Diese Anschuldigungen werden oft von Propaganda wie den „Protokollen der Weisen von Zion“, Hitlers „Mein Kampf“ und sogar den antisemitischen Schriften Martin Luthers inspiriert – die heutzutage alle wieder sehr populär geworden sind, insbesondere in der muslimischen Welt.

 

Ganz gleich, ob es sich um Rufe nach wahlloser Macht und vorsätzlicher Tötung, Gier, Illoyalität oder mehr handelt, die gleichen alten Lügen scheinen heute mit neuer Leidenschaft wiederbelebt zu werden. Genau das, was das jüdische Volk im Laufe der Jahre erlitten hat, scheint die Sprache der Wahl für die moderne Wut gegen Israel und das jüdische Volk überall zu sein.

 

Die Wahrheit ist, dass sich hinter diesen Haltungen etwas sehr Dunkles verbirgt, das sich gegen das Herz Gottes richtet.

 

Der Prophet Sacharja sagte: „Israel gehört dem Herrn der Heerscharen, und wer dich anrührt, der rührt seinen Augapfel an“ (vgl. Sach 2,12).

 

Am 7. Oktober 2023 erlebten wir den schlimmsten Angriff auf Juden seit dem Holocaust. Leider war das weltweite Mitgefühl für die Familien und Gemeinschaften, die diese Gräueltaten ertragen mussten, nur von kurzer Dauer. Innerhalb weniger Wochen überschwemmten pro-palästinensische Proteste die Straßen der Hauptstädte der Welt. Während einige zu einem Waffenstillstand aufriefen, gingen viele zu antisemitischen Beschimpfungen, Hassreden und sogar Gewalt über. Seit dem 7. Oktober haben wir einen erschreckenden Anstieg antisemitischer Vorfälle auf der ganzen Welt erlebt.

 

Ein wütender Mob legte einen Flughafen in Russland lahm und versuchte, Passagiere eines Fluges aus Tel Aviv anzugreifen. In Frankreich kam es zu Messerstechereien, Todesdrohungen und Gewalt gegen Juden auf Universitätsgeländen und pro-palästinensischen Kundgebungen, die tödlich endeten. Bei Protesten in Australien und London wurde sogar die Ausrottung des jüdischen Volkes gefordert.

 

Als Reaktion darauf mangelte es vielen führenden Politikern und Beamten der Welt an der moralischen Klarheit, einzugreifen oder die hasserfüllte Rhetorik gegen das jüdische Volk auch nur zu verurteilen.

 

Die Grenze zwischen Antizionismus und Antisemitismus ist so verschwommen, dass viele Menschen für beides taub zu sein scheinen. Vielleicht sind sie verwirrt und schweigen oder haben sogar Angst um ihre eigene Sicherheit, wenn sie sich zu Wort melden. Dies kann häufig der Fall sein, wenn man die radikalislamische Ideologie betrachtet, die einen Großteil des Konflikts mit Israel anheizt.

 

Antisemitismus ist in extremistischen Ideologien zu erkennen, die sich weigern, den Staat Israel anzuerkennen, oder irrationalen Hass gegen jüdische Menschen überall befürworten. Organisationen wie Hamas und Hisbollah, die vom Iran unterstützt werden, sind Erzfeinde Israels und verüben regelmäßig Anschläge gegen die Bürger Israels. Jede Form der Holocaust-Leugnung oder antisemitischen Rhetorik sollte uns zutiefst beunruhigen, da sie zu noch mehr Gewalt anspornt.

 

Nehmen wir zum Beispiel die Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“ und bedeutet: Es soll ein freies Palästina geben vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer. Also exakt dort, wo sich der Staat Israel befindet. Für einen jüdischen Staat bliebe da kein Platz, die Parole ist also als Wunsch nach dem Ende Israels zu verstehen.

 

Viele halten dies für einen Slogan von Freiheitskämpfern, die lediglich einen palästinensischen Staat wollen. Aber ein Palästina „vom Fluss bis zum Meer“ würde bedeuten, Israel von der Landkarte zu tilgen. Judenfrei. ALLES DAVON. Ein Satz wie dieser sollte niemals auf die leichte Schulter genommen oder einfach abgetan werden. Es fordert kein friedliches Zusammenleben, sondern entweder eine ethnische Säuberung oder einen Völkermord an den Juden, die zwischen dem „Fluss und dem Meer“ – in Israel – leben.

 

In der angeblichen Forderung nach „Freiheit“ steckt außerdem die Behauptung, das Land sei unter israelischer Kontrolle nicht frei und Israel ein illegitimes Besatzungsregime, das beseitigt werden müsse.

 

Auch eine Landkarte, die das Gebiet „From the river to the sea“ zeigt, ist in diesem Kontext häufig zu sehen. Meist ist das gesamte Territorium in den Farben der palästinensischen Flagge gehalten. Das heißt: „Ganz Palästina“ soll von „den Zionisten“ befreit werden, Israel soll aufhören zu existieren und durch einen palästinensischen Staat ersetzt werden. Denjenigen, die diese Parole rufen, geht es also nicht um eine Zwei-Staaten-Lösung, sondern um eine Kein-Staat-Israel-Lösung.

 

Personen, die „Free Palestine“ oder „From the River to the Sea, Palestine will be free“ propagieren, suggerieren im Umkehrschluss die Zerstörung des Staates Israel, die Auslöschung des einzigen jüdischen Staates und somit des einzigen Schutzraums für Juden. Das ist keine harmlose Forderung. Das ist nichts anderes als Antisemitismus.

 

Auch wenn Antizionismus lediglich eine andere verschleierte oder getarnte Form für Antisemitismus ist, können wir nicht gleichgültig bleiben. Dieser böse Hass muss entwurzelt werden, wo auch immer er sich manifestiert. Regierungen, Führungskräfte und jeder von uns müssen eine Rolle spielen. Als Gläubige haben wir die von Gott gegebene Pflicht, das Böse aufzudecken (vgl. Eph 5,11), angesichts des Antisemitismus nicht zu schweigen, sondern ihm im entgegengesetzten Geist der Liebe entgegenzutreten.

 

Die Wahrheit ist: Hinter diesen Standpunkten verbirgt sich etwas sehr Dunkles, das dem Herzen Gottes widerspricht.

 

Die Bibel ist klar: Kriege und Kriegsgerüchte werden zunehmen, bis die Königreiche dieser Welt zu Königreichen unseres Gottes werden (vgl. Offb 11,15) – und vieles davon betrifft Israel.

 

Wir sind uns der intensiven geistlichen Natur dieses Konflikts bewusst und vertrauen darauf, dass der Gott, der das jüdische Volk im Laufe der Menschheitsgeschichte bewahrt hat, dies auch heute noch tun wird. Dieselben Propheten, die von kommenden Prüfungen sprachen, verkündeten auch Gottes anhaltende Liebe zu seinem Volk.

 

Gott versprach einen Tag, an dem er „den Bogen, das Schwert und den Krieg aus dem Land verbannen“ und Israel in Treue mit sich selbst verloben würde (Hos 2,19-23).

 

Israel ist nicht perfekt und nicht über jeden Vorwurf erhaben. Aber Israel und das jüdische Volk liegen Gott am Herzen und bleiben bis zum Ende des Zeitalters Teil seines Erlösungsplans.

 

Wie sowohl die Geschichte als auch die heutige Zeit zeigen, braucht Antisemitismus keinen Grund, sondern nur eine Gelegenheit und Chance. Jetzt müssen wir mehr denn je die geistliche Realität dieser steigenden Flut des Hasses erkennen und mutig an der Seite der jüdischen Menschen auf der ganzen Welt stehen, mit einem Herzen, das Gottes Liebe widerspiegelt.

 

Islamischer Antisemitismus

Der Nahost-Konflikt liefert zwar einen Vorwand für den islamischen Antisemitismus heute und gibt ihm Sprengkraft, jedoch ist er weder dessen Ursache noch Rechtfertigung. Sein Streben gipfelt letztlich im Anspruch auf Jerusalem (Tempelberg) und bleibt das Zentrum des Konflikts.

 

Seit Europa verstärkt Einwanderer aus mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern aufnimmt, gibt es eine Diskussion um einen importierten, islamischen Antisemitismus. In vielen islamischen Ländern gehört Israel-Hetze und Judenfeindschaft zum Alltag.

 

In welchen Formen äußert sich islamischer Antisemitismus und aus welchen Quellen speist er sich? Hauptsächlich lassen sich drei Formen unterscheiden: 

 

1. Judenfeindschaft, die sich auf die religiöse Überlieferung des Islam bezieht;

2. Antisemitische Stereotypen mit Mustern aus den westlichen, europäischen und christlichen Traditionen;

3. Holocaust-Leugnung, Beschuldigung Israels des Völkermords an den Palästinensern („Nakba“ = die Katastrophe der Staatsgründung Israel), Verleumdung Israels als „Tätervolk“.

 

Der islamische Antisemitismus speist sich aus Quellen, die sich deutlich voneinander unterscheiden: dem islamischen Antijudaismus des 7. und 8. Jahrhunderts sowie dem westlichen/europäischen/deutschen Antisemitismus des frühen 20. Jahrhunderts.

 

Als Mohammed seinen Dienst als Prophet im 7. Jahrhundert in Mekka begann, war er den jüdischen Traditionen noch zugeneigt. Dies änderte sich nach seinem Auszug nach Medina und dem Beginn der politischen und theologischen Auseinandersetzungen mit den dortigen jüdischen Stämmen. Mohammed gelang es, die Juden aus Medina zu vertreiben und Hunderte von ihnen zu töten.

 

Im Nachhinein sind viele antisemitische Feindbilder von beachtlichen Teilen der islamischen Theologie übernommen und angepasst worden. Diese werden heute von einflussreichen islamischen Theologen im Namen Allahs propagiert. Dazu gehören z.B. Neuauflagen der mittelalterlichen „Ritualmordlegende“ und zahlreiche abstruse Theorien der Weltverschwörung.

 

Der Islam ist nach seinem Selbstverständnis die endgültige Offenbarung. Christen und Juden sind als Anhänger der „verfälschten“ Bibel laut Koran (vgl. Sure 2:63-66, 5:59-60 und 7:166) „Affen und Schweine“, die als „Leute des Buches“ geduldet, aber als unterlegene „Dhimmis“ (Schutzbefohlene), Bürger zweiter Klasse, zu behandeln sind. Diese Degradierung ist bis heute ein großes Kennzeichen muslimischer Judenfeindschaft geblieben.

 

Israel ist aus islamischer Sicht abzulehnen, da es im islamischen „Haus des Friedens“, also dem „angestammten“ islamischen Territorium ein Störfaktor ist. Die modernste und global-effektivste Form islamischen Antisemitismus ist die Behauptung, der Zionismus sei Rassismus und dem Nazismus gleich zu stellen. Israel sei dem Wesen nach ein Nazi-Staat. Die Gründung und Existenz Israels sei ein Verbrechen am arabischen, insbesondere am palästinensischen Volk. Dazu kommt Geschichtsfälschung, indem in weiten Teilen der arabischen Welt der Holocaust geleugnet wird.

 

Die Antisemiten der islamischen Welt sagen immer wieder erschreckend deutlich, was sie wollen. Das iranische Regime, sämtliche islamische Terror-Organisationen, die Charta der Hamas und das Kinderprogramm im offiziellen palästinensischen Fernsehen machen keinen Hehl daraus, dass ihr Ziel eine Welt ohne Israel ist. Auf Europas Straßen hört man auf Anti-Israel-Demos oder am Al-Quds-Tag die Sprechchöre „Juden ins Gas“ oder es wird die Auslöschung Israels mit den Worten „From the river to the sea, Palestine will be free“ gefordert, was meint: „Vom Jordan-Fluss bis zum Mittelmeer soll Palästina Judenrein sein“. Auf den Schulhöfen zählt „Jude“ zu den häufigsten Schimpfwörtern. In den letzten Jahren wurden immer wieder Juden auf offener Straße angegriffen, geschlagen oder ermordet. Oft versucht man mit allen Mitteln, die Verbindung zum Islam herunterzuspielen. Darüber zu sprechen, sollte nicht nur erlaubt, sondern muss geradezu geboten sein.

 

Brennpunkt Tempelberg

So klein Israel ist, so sehr steht es schon immer zwischen den Fronten. Der Tempelberg in Jerusalem wird als das explosivste Gebiet der Erde beschrieben. Hier befindet sich die Al-Aqsa-Moschee, das drittheiligste muslimische Heiligtum, und daneben die Klagemauer mit den Fundamenten des Tempels von Salomo.

 

Warum Israel und Jerusalem aus biblischer Sicht so wichtig sind, wird nicht zuletzt am Namen deutlich, den die Terror-Organisation Hamas ihrem Angriff am 07. Oktober 2023 gegeben hat: „Operation Al-Aqsa-Flut“. Der Name besagt, dass es um Jerusalem beziehungsweise den Tempelberg geht. Die Hamas rief junge Palästinenser auf, sich an der Al-Aksa-Moschee zu versammeln. Das erklärte Ziel der Hamas ist ein weltweiter Dschihad (wie für den 13.10.2023 ausgerufen) und die völlige Vernichtung Israels; der globale Ausbruch von Israelfeindschaft und Antisemitismus ist ein erschreckender Vorbote davon. Insofern hat Israel Recht, wenn es sich nicht nur im Kampf gegen die Hamas sieht, sondern im Kampf gegen das Böse.

 

Der Begriff „Hamas“ bedeutet im Arabischen „Eifer“ oder „Kampfgeist“ und bildet die Anfangsbuchstaben für „islamische Widerstandsbewegung“. Auch im Hebräischen gibt es das Wort „Hamas“. Es kommt beispielsweise in 1. Mose 6,11 vor, wo die Situation vor der Sintflut beschrieben wird: „Die Erde war verdorben vor Gott und erfüllt mit Gewalt (hamas).“

 

Im Zuge des Sechs-Tage-Krieges wurde die Stadt Jerusalem am 27. Juni 1967 von israelischen Soldaten befreit. Am 30. Juli 1980 verankerte Israel im Gesetz, dass die wiedervereinigte Stadt die offizielle Hauptstadt des unabhängigen jüdischen Staates Israel sein sollte. Der östliche Teil der Stadt war 19 Jahre lang (1948 bis 1967) von Jordanien besetzt. 1967 befreite Israel Ostjerusalem von der Besatzungsmacht Jordaniens, unter der die Stadt seit 1948, kurz nach der Unabhängigkeitserklärung Israels, gelitten hatte. Israel hat Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt des unabhängigen jüdischen Staates erklärt. Das ist der Grund, warum manche sagen, dass die „Zeiten der Heiden“, von denen Jesus in Lukas 21,24 spricht, im Jahr 1967 endeten. Aber ist das wirklich der Fall? Gibt es in Jerusalem keine Heiden mehr, die die Stadt mit Füßen treten? Doch die gibt es. Das Herz der Stadt, der Tempelberg, ist noch von Arabern, islamischen „Heiden“ besetzt, die in diesem Sinne die Stadt immer noch mit Füßen treten.

 

Was macht Jerusalem so besonders? Jerusalem ist der Ort, den Gott als Wohnung für seinen Namen gewählt hat (5Mo 12,10-11; 16,5-6; 1Kön 11,36; 2Chr 6,6; 33,4; Ps 135,21). Dieser heilige Ort, der Berg Zion, macht Jerusalem zu Jerusalem, dem Zentrum der ganzen Erde. Aber an dem Ort, an dem der Tempel einst stand, stehen nun zwei islamische „Heiligtümer“, zwei Moscheen (der Felsendom & die Al Aksa Moschee). Hier regieren die Araber. Bis heute haben Juden keinen Zugang zum heiligsten Ort Jerusalems im Herzen der Stadt. Im Oktober 2016 hat die UNESCO sogar erklärt, dass es dort nie einen jüdischen Tempel gegeben habe – der Geschichtsfälschung der islamischen Behörden folgend. Wenn Juden und Christen überhaupt die Erlaubnis bekommen, den Tempelplatz zu betreten, ist es verboten, dort zu beten. Die islamische Welt kontrolliert den Tempelberg. Und das heißt in der Praxis: für Juden verboten. Erst beim Kommen des Messias, der Rückkehr von Jesus Christus, werden die Zeiten der Heiden, die über Jerusalem herrschen, vorbei sein. Wir sind auf dem Weg zu diesem wundervollen Moment. Die Juden kehren wieder ins verheißene Land zurück, nach Israel, nach Jerusalem. Die Stadt Jerusalem feierte im Jahr 2017 ihren 50. Jahrestag als wiedervereinigte Stadt und 2023 ist das Jubiläumsjahr des 75-jähriges Bestehens Israels als unabhängigem jüdischem Staat. Doch der Messias ist noch nicht wieder da und so warten wir noch auf die endgültige Erlösung Jerusalems.

 

Das Zeugnis von Nabil Haddad, einem palästinensischen Araber

Derek Prince schreibt in seinem Buch „Segen oder Fluch - Sie haben die Wahl“ folgendes über Antisemitismus:

 

„Vor ungefähr 4000 Jahren traf Gott eine Entscheidung, die den Verlauf der gesamten weiteren Geschichte beeinflusst hat. Er schaute sich nach einem Mann um, der seine Bedingungen erfüllen und somit letztlich ein Kanal für Gottes Segen über alle Nationen werden würde. Der Mann, den er auserwählte, hieß Abram (später Abraham).

 

Warum Gott Abraham auserwählte, wird in 1. Mose 12,2-3 dargelegt. Es ist charakteristisch, dass auch hier Segen und Fluch eng miteinander verbunden sind. Gott spricht vier Segensverheißungen über Abraham aus:

• „Ich werde dich segnen.“

• „Du wirst ein Segen sein.“

• „Ich werde die segnen, die dich segnen.“

• „In dir sollen alle Familien auf Erden gesegnet sein.“

 

Doch inmitten dieser Segnungen findet sich auch ein Fluch:

„Ich werde den verfluchen, der dich verflucht.“

 

Die Tatsache, dass hier auch ein Fluch hinzugefügt wurde, dient einem sehr wichtigen praktischen Zweck. Jeden Menschen, über den Gott seinen Segen ausspricht, trifft dadurch automatisch der Hass und der Widerstand des großen Feindes Gottes und seines Volkes, Satan. Es mag paradox erscheinen, doch der Segen Gottes provoziert den Fluch Satans, der durch die Lippen derer ausgesprochen wird, die Satan in seiner Gewalt hat. Deswegen fügte Gott seinem Segen über Abraham, seinen Fluch über allen hinzu, die Abraham verfluchen. Das bedeutete, dass niemand Abraham verfluchen konnte, ohne sich im Gegenzug den Fluch Gottes zuzuziehen. In 1. Mose 27,29, als Isaak seinen Sohn Jakob segnete, sprach er über ihn denselben Schutz aus, den Gott ursprünglich für Abraham vorgesehen hatte:

 

„Die dir fluchen, seien verflucht...“

 

Später sprach Bileam – weil er von Gott dazu gezwungen wurde – eine prophetische Offenbarung über Israels Schicksal aus, die das absolute Gegenteil seiner eigentlichen Absicht war, nämlich Israel zu verfluchen. In Teilen dieser Offenbarung, die in 4. Mose 24,9 aufgezeichnet ist, hallen die Worte wieder, die schon einmal über Abraham und Jakob ausgesprochen worden waren:

 

„Die dich segnen, sind gesegnet, und die dich verfluchen, sind verflucht!“

 

Wenn man diese Schriftstellen nun zusammen betrachtet, dann wird klar, dass sowohl der Segen als auch der Fluch, der ursprünglich über Abraham ausgesprochen wurde, auf seine Nachkommen Isaak und Jakob übertragen wurde und dann auf alle folgenden Generationen, die man heute unter dem Oberbegriff „Das jüdische Volk“ zusammenfasst.

 

Gott schloß die Möglichkeit nicht aus, dass Abraham, Isaak, Jakob und ihre Nachkommen von ihren Feinden verflucht werden, aber er versicherte, dass niemand das ungestraft tun könne. Seither hat noch nie jemand die Juden verflucht, ohne gleichzeitig einen viel schrecklicheren Fluch über sich selbst zu bringen, den Fluch des allmächtigen Gottes. In unserem modernen Sprachgebrauch bezeichnet man die Haltung, die diesen Fluch Gottes nach sich zieht, allgemein als Antisemitismus.

 

Man müsste schon ein eigenes Buch schreiben, wenn man die Auswirkungen dieses Fluchs in der Geschichte von Einzelpersonen und Nationen – seit der Zeit der Patriarchen bis heute – nachvollziehen wollte. Hier soll es reichen, festzustellen, dass in fast 4000 Jahren kein Mensch und keine Nation je die Juden verflucht hat, ohne im Gegenzug den vernichtenden Fluch Gottes auf sich zu richten.

 

Die Geschichte von Nabil Haddad bietet uns eine anschauliche und aktuelle Illustration der beiden Aspekte der Verheißung Gottes an Abraham: einerseits der Fluch über die, die das jüdische Volk verunglimpfen, andererseits der Segen über denen, die es segnen. Nabil ist ein palästinensischer Araber, der in einer weithin bekannten arabischen Familie in Haifa geboren wurde. Im Weiteren wanderte er in die Vereinigten Staaten aus, wo er ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Er hatte auch eine gewaltige persönliche Begegnung mit Jesus Christus. Hier ist seine Geschichte, mit seinen eigenen Worten erzählt:

 

Mein Name ist Nabil Haddad. Ich bin ein palästinensischer Araber und wurde 1938 in Haifa geboren; meine Eltern sind arabische Christen.

 

Ich erinnere mich noch, wie ich schon in meinen ersten Schuljahren immer bedrückt ins Bett ging. Ich setzte mir das Ziel, einen Weg zu finden, wie ich glücklich sein könnte. Ich wusste, dass meine Eltern mich liebten, aber dadurch wurde ich auch nicht weniger unglücklich. Ich kam zu der Überzeugung, dass ich glücklich sein würde, wenn ich ein reicher und erfolgreicher Mann werden könnte. Das wurde mein Ziel.

 

1948 begann der Kampf zwischen den Arabern und den Juden. Unsere Familie zog in den Libanon. In den späten fünfziger Jahren kam ich in die Vereinigten Staaten, um dort aufs College zu gehen.

 

In Amerika machte ich mich dann daran, mein Ziel zu erreichen und durch Bildung und geschäftliche Unternehmungen reich und erfolgreich zu werden. Im Laufe der nächsten paar Jahre heiratete ich, wurde amerikanischer Staatsbürger, gründete eine Familie und wurde Konzessionär der McDonald’s Restaurants. Im Alter von dreißig Jahren war ich schon Millionär. Doch die Depression lag immer noch schwer auf mir. Ich begann, nach materiellen Dingen zu streben – Autos, Reisen, Erholung, alles, was man mit Geld nur kaufen kann –, um endlich glücklich zu werden. Nichts funktionierte.

 

Schließlich begann ich, Fragen zu stellen: „Wer ist dieser Mensch Jesus? Wer ist der Mann, über den die Menschen selbst 2000 Jahre nach seinem Tod noch sprechen? Wer ist derjenige, den manche Menschen sogar anbeten?“

 

Ich schlug die Bibel auf, weil ich sehen wollte, was dieser Jesus über sich selbst gesagt hat und mit einem Mal fühlte ich die Gegenwart eines anderen Wesens. Irgendwie wusste ich, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Im nächsten Jahr las ich die meiste Zeit in der Bibel und sprach mit meinen Freunden über Jesus. Aber ich war immer noch depressiv. Während dieser Zeit verkaufte ich meine neun McDonald’s Restaurants für einige Millionen und begann ein neues Geschäft.

 

Nichts wollte mehr richtig funktionieren. Ich wurde immer depressiver. Ich fing wieder an, Gott Fragen zu stellen.

 

„Herr, warum? Bevor ich wusste, dass Jesus Dein Sohn ist, ging’s mir gut. Jetzt geht alles schief!“

 

Gott erwiderte: „Was hast Du mit der Offenbarung, dass Jesus mein Sohn ist, gemacht? In Deinem Leben hat sich nichts geändert. Sogar Satan weiß, dass Jesus mein Sohn ist.“

 

„Was möchtest Du, dass ich tue, Herr?“ „Tue Buße und nimm’ Jesus in Dein Leben auf.“ Ich fand jemanden, der mir zeigen konnte, wie man betet.

 

Ich tat Buße und bat Jesus, in mein Herz zu kommen. Nach einigen Monaten wurde ich im Heiligen Geist getauft. Jetzt hatte ich die Antwort. Jetzt musste ich nicht mehr mit Depressionen ins Bett gehen. Aber mein Leben war immer noch nicht in Ordnung. Mit meinem Geschäft ging es weiter bergab. Wiederum konfrontierte ich den Herrn.

 

„Herr!“, sagte ich, „Du hast mich reingelegt. Bevor ich irgendetwas über Deinen Sohn Jesus wusste, ging’s mir gut. Dann hast Du mir gezeigt, dass Jesus Dein Sohn ist und auf einmal ging alles schief. Dann nahm ich ihn in mein Leben auf und jetzt bin ich drauf und dran alles zu verlieren!“

 

„Ich bin ein eifersüchtiger Gott“, erwiderte er, „Dein Geschäft ist dein Gott, Dein Rolls Royce ist Dein Gott, Deine Position ist Dein Gott. Ich werde Dir all diese falschen Götter wegnehmen, um Dir zu zeigen, wer der wahre und lebendige Gott ist. Aber – ich werde Dich wiederherstellen.“

 

Innerhalb von zehn Monaten war ich bankrott. Ein wenig später ging ich nach Fort Lauderdale zu einem Seminar von Derek Prince mit dem Thema: Flüche: Ursachen und Heilung. Ich stellte fest, dass viele Bereiche meines Lebens unter einem Fluch standen – die Finanzen, die Gesundheit, die Tatsache, dass ich mich nicht an meinen Kindern freuen konnte etc. Ich erinnerte mich, dass mein Vater und andere Familienmitglieder dieselben Probleme hatten.

 

Am dritten Tag, als Derek die paar hundert Menschen in einem Gebet leitete, das sie vom Fluch befreien würde, stand ich auf. Bei den Menschen vor mir, neben mir und hinter mir konnte man körperliche Anzeichen einer Befreiung sehen. Doch meine Befreiung geschah nicht auf dem Treffen. Am nächsten Tag wurde ich acht Stunden lang von Flüchen befreit; in dieser Zeit spie ich unter Schmerzen Dinge aus, die fest in meinem Leib verankert waren. Als ich den Herrn fragte, wovon ich denn befreit wurde, wies er mich auf Zauberei und auf viele andere spezielle Probleme hin.

 

Monatelang zeigte mir der Herr immer wieder neue Bereiche, die unter einem Fluch standen. Jedes Mal tat ich Buße und nahm meine Befreiung in Anspruch, und zwar auf der Grundlage dessen, dass Jesus für mich zum Fluch geworden war.

 

Eines Tages sagte ich in der Anbetung: „Wie groß bist Du doch! Du hast das All geschaffen und alles war darin ist!“ Der Herr fragte mich, ob ich das wirklich glaubte. Ich sagte: „Ja, Herr.“

 

Er sagte: „Und was ist mit den Juden? Du hast in Deinem Herzen immer noch einen Groll gegen sie.“

 

Ich erinnerte mich, wie meine ganze Familie die Juden immer verflucht hatte. Schon von Kindesbeinen an wurde mir beigebracht sie zu hassen. Jetzt, in der Gegenwart des Herrn, sagte ich: „Ich entsage jeglichem Groll gegenüber dem jüdischem Volk in meinem Herzen. Ich vergebe ihm!“ Auf der Stelle veränderte sich etwas in mir.

 

Kurz danach sah ich, dass Gott in seinem Wort folgendes zu Abraham, dem Vater der Juden, gesagt hatte: Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen (1.Mose 12,3).

 

Dann wurde mir klar, dass meine Finanzen nicht unter einem Segen, sondern vielmehr unter einem Fluch standen, unter einem Fluch der bewirkte, dass das Geld nie reichte. Nie war ich fähig, genug Geld zu verdienen, damit ich über die Runden kommen könnte. Auch wenn ich 250.000 Dollar verdiente, dann brauchte ich 300.000. Später, als ich dann 500.000 Dollar verdiente, brauchte ich 700.000, um meine Ausgaben zu decken.

 

Seit 1982, als ich von dem Fluch des Antisemitismus und dem damit zusammenhängenden Fluch über meinen Finanzen befreit wurde, habe ich immer mehr eingenommen als ich ausgab und brauchte. Ich bin in der Lage für das Werk des Reiches Gottes großzügig zu spenden.

 

Gott hat auch meinen Körper und meine Emotionen geheilt. Ich bin völlig frei von Depressionen. Ich kann wirklich sagen, dass ich siegreich lebe. Mein Zeugnis hat vielen anderen geholfen, vom Fluch befreit zu werden und im Segen Gottes zu leben.

 

Die Lektion, die wir durch Nabils Leben lernen können, ist klar ersichtlich: Niemand kann es sich leisten, das jüdische Volk zu hassen oder zu verfluchen. Diese Lektion ist heute so dringend notwendig, wie nie zuvor. Sowohl der soziale als auch der politische Antisemitismus gehören zu den gewaltigsten Kräften, die in unserer heutigen Welt am Werk sind. Doch letztlich wird er für alle katastrophale Auswirkungen haben, die sich von ihm lenken lassen.

 

Leider hat sich im Laufe vieler Jahrhunderte die bekennende christliche Kirche oft schuldig gemacht, weil sie eine unverhohlene Verfechterin des Antisemitismus war. Doch die Kirche verdankt jeden geistlichen Segen, den sie für sich beansprucht, denen, die ihre Opfer waren, nämlich den Juden. Ohne die Juden hätte die Kirche keine Apostel, keine Bibel und keinen Heiland.

 

Hier finden wir auch einen Grund für die gegenwärtige Lauheit und Kraftlosigkeit eines Großteils der Christenheit, besonders in Europa und im Nahen Osten, wo der Antisemitismus am tiefsten verwurzelt ist. Die Geschichte Nabil Haddads weist auf die Lösung hin, nämlich ein offenes Eingeständnis der Tatsache, dass Antisemitismus Sünde ist, gefolgt von Buße und Abschwören. Das hätte eine tiefe, innere Veränderung der Herzenshaltung gegenüber den Juden zur Folge, sowie eine Anerkennung der unzähligen geistlichen Segnungen, die der christlichen Kirche durch sie zuteil geworden sind.

 

Auf dieser Grundlage können wir dann Gott inständig bitten, den dunklen Schatten des Fluchs, der momentan auf weiten Teilen der Kirche lastet, wegzureißen und ihn durch seinen Segen zu ersetzen.“

 

Wie kann die Kirche oder Gemeinde den Antisemitismus bekämpfen?

Warum besteht der tief verwurzelte Hass auf den Antisemitismus auch heute noch? Das uralte Übel des Antisemitismus ist im Laufe der Geschichte auf unzählige und schreckliche Arten wieder aufgetaucht. Wie sollte die Kirche/Gemeinde heute auf die zunehmende Welle des Antisemitismus reagieren?

 

Antisemitismus ist nicht nur Hass gegen das jüdische Volk oder den Staat Israel. Es ist ein geistlicher Kampf, der im Widerstand gegen Gott und seine Verheißungen wurzelt.

 

Wir wissen, dass dieser Kampf bis in 1. Mose 3,15 zurückreicht – wo Gottes Plan, mit der Sünde der Menschheit umzugehen und den Kopf des Feindes zu zertreten, zu Feindseligkeit zwischen der Samenlinie der Verheißungen Gottes und dem Widersacher Satan führte.

 

Gott hat Abraham, Isaak, Jakob und letztendlich das jüdische Volk souverän ausgewählt, um seinen Erlösungsplan umzusetzen. Seitdem tobt der Kampf um Gottes Absichten, verbunden mit seinen Bundesversprechen, weiter.

 

Ist Antisemitismus eine geistliche Angelegenheit?

Die eigentliche Wurzel des Antisemitismus ist geistlicher Natur und entzieht sich daher letztlich einer rationalen Erklärung. Die Quintessenz der unterschiedlichen Vorwürfe gegen das jüdische Volk war und ist im Kern immer der Versuch, die Juden als Verkörperung des Bösen schlechthin zu verteufeln und zu dessen Bekämpfung zu mobilisieren, wobei die Abwehr des „Bösen“ als ein „gerechter Kampf“ propagiert wird. Im Laufe der Zeit änderten sich nur die Vorwände, jedoch nicht die Grundmuster der pauschalen Diffamierung.

 

Die fundamentalen Gedankenstrukturen, auf denen der Antisemitismus aufbaut, sind in der Tat geistlicher Natur. Die Vorurteile und der Hass gegen das jüdische Volk ist ein Ausdruck einer Welt, die ganz einfach nicht glauben möchte, dass es einen lebendigen Gott gibt und was in Gottes Wort, der Bibel, steht. Der Gedanke, dass ein heiliger Gott ein Volk aus allen auserwählt, um Sein Eigen zu nennen, ruft unter den Nationen, die „nicht erwählt“ wurden, starke emotionale Reaktionen hervor. Dies ruft auch das Bedürfnis hervor, Gottes Wahrheiten mit einer menschlichen, philosophischen Ansichtsweise zu ersetzen.

 

Warum gibt es Antisemitismus durch die ganze Geschichte bis heute?

 

Es ist ein einzigartiges Phänomen, dass ein Volk durch die Jahrhunderte hindurch weltweit Ablehnung, Bedrängung, ja Verfolgung erlebt. Mit bloßem Rassismus lässt sich das nicht erklären, denn Rassismus ist zeitlich und örtlich begrenzt. Die ständige Verfolgung der Juden hat mit etwas Tieferem zu tun, nämlich mit ihrer geistlichen Funktion: Sie sollen Gott in der Welt repräsentieren. Die Juden sollen sozusagen ein „Schaukasten“ für Gottes Wesen sein. Gott will sich durch Israel der Welt offenbaren und so manifestiert sich die Feindschaft der Welt gegen Gott in der Feindschaft gegen Israel.

 

Israel spielt auch in Gottes Heilsplan eine Hauptrolle. Dieser Heilsplan hat ein Ziel, nämlich die Wiederkunft Jesu. Am Ende der Heilsgeschichte wird Jesus wiederkommen. Nach Israel, zu seinem Volk, zur Errettung der Welt. Der Satan versucht, dies zu verhindern. Daher versucht er immer und immer wieder, das jüdische Volk auszulöschen. Und daher auch die anhaltenden, erbitterten Verfolgungen, die Juden erdulden mussten und müssen.

 

Oberflächlich betrachtet könnte der Antisemitismus auch darauf zurückzuführen sein, dass die Juden eine einzigartige Religion ausüben und sich nicht in die Kulturen, in denen sie lebten, einfügen wollten. Das hat den Antisemitismus zwar gefördert, ist aber nicht seine Wurzel. Antisemitismus trifft auch die assimilierten (kulturell angepassten) Juden. Dies lässt sich nur erklären, wenn an den Juden etwas ist, was sie von allen anderen Völkern unterscheidet und zum Anstoß wird. Nach der Bibel ist dieses Unterscheidungsmerkmal klar: die Erwählung Gottes. Für Israel gilt: „Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind“ (5Mo 7,6). Gott selbst hat Israel aus der Völkergemeinschaft herausgehoben. Er hat Israel zu seinem Volk, zum Volk Gottes gemacht und dagegen rebellieren die Völker. Dies erklärt den Antisemitismus am besten. Und es erklärt, warum so oft der Versuch unternommen wurde, das Volk der Juden regelrecht zu vernichten.

 

Der erste Versuch in der Bibel, das jüdische Volk auszulöschen, ist in 2. Mose zu finden. Der Pharao wies die Hebammen der Juden an, alle männlichen Babys bei der Geburt umzubringen (2Mo 1,22). Im Buch Esther wird geschildert, wie das jüdische Volk im Persien des 5. Jh. v.Chr. nur knapp einem Völkermord entging. Um die Zeit von Jesu Geburt befahl König Herodes den Mord an allen männlichen Kindern unter zwei Jahren, die in Bethlehem und der Umgegend geboren worden waren, denn Jesus, der neugeborene „König der Juden“, sollte getötet werden (Mt 2). Gott aber hat dies verhindert und so konnte Jesus der Messias Israels und Retter der Welt werden.

 

Der Judenhass gipfelte im Holocaust (Hitlers „Endlösung“) und dem Versuch, die Juden komplett auszulöschen. Dieser Horror der Geschichte war zeitgleich mit einer Phase des Zionismus, in der das Ziel verfolgt wurde, den Staat Israel wieder zu errichten. Aus geistlicher Sicht könnte der Holocaust ein Versuch des Satans gewesen sein, die Wiedergeburt des Staates Israel zu verhindern und damit die bevorstehende Wiederkunft unseres Herrn.

 

Wie auch immer, der Satan befindet sich jedenfalls immer noch auf dem Kriegspfad und will die Juden auslöschen, weil er weiß, dass Gott eines Tages das jüdische Volk wieder dazu gebrauchen wird, unter der Herrschaft des Messias Jesus die ganze Welt zu segnen (1Mo 12,3; Jes 2,2-4; Offb 12). Das ist das Ziel der Geschichte und dagegen bäumen sich der Satan und die Welt auf.

 

In Matthäus 23,39 sagt Jesus zu seinem Volk: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Aus diesem Vers wissen wir, dass unser Herr wiederkommen und vom jüdischen Volk als Messias anerkannt werden wird. Die Voraussetzung dafür ist, dass es bis dahin noch ein jüdisches Volk geben muss, das ihn empfängt. Dafür wird Gott sorgen, denn „der Hüter Israels schläft und schlummert nicht“ (Ps 121,4).

 

Man muss die geistliche Natur des Antisemitismus erkennen

Um Antisemitismus (Judenhass) wirksam entgegenzutreten, muss man informiert sein. Wir müssen die geistliche Natur des Antisemitismus erkennen, da ihn dämonische Kräfte anfachen. Antisemitismus hat einen geistlichen Hintergrund. Bereits in 1. Mose 12,1-3 (der „Gründungsurkunde“ Israels) rechnet Gott damit, dass sein „Israel-Projekt“ auf Feindschaft stoßen wird.

 

Antisemitismus ist im Kern also die Kehrseite der Erwählung Israels. Deshalb spricht Gott eine Schutzformel aus: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ Damit will Gott der Judenfeindschaft entgegenwirken. In Offenbarung 12 wiederum ist von einer „Sternenfrau“ die Rede (Israel), die den Messias zur Welt bringt (Jesus) und von einem Drachen verfolgt wird (Satan), der sie vernichten will. Die Quelle des Antisemitismus ist der Satan, der sich gegen Gott auflehnt, indem er gegen Israel vorgeht.

 

Dieser Hintergrund erklärt, warum Antisemitismus ein Menschheitsphänomen ist, zu allen Zeiten vorlag und nahezu überall auf der Welt anzutreffen ist, wie eine Pandemie. Das bedeutet jedoch nicht, dass Judenfeindschaft nicht zu bekämpfen wäre! Sie wird nur nicht auszurotten sein. Der Kampf gegen Antisemitismus wird wohl erst enden, wenn Jesus wiederkommt.

 

In 2. Korinther 10,3-4 erinnert uns der Apostel Paulus an folgendes: „3 Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; 4 denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen“

 

Es mag uns vielleicht nicht gefallen, aber die Wahrheit ist, dass wir uns in einem Kampf befinden, bis Jesus zurückkehrt. Es ist kein Kampf der Worte, der Politik oder der gegnerischen Armeen – sondern ein geistlicher Kampf.

 

Wir brauchen dringend Urteilsvermögen und Unterscheidungsvermögen, um die geistlichen Kräfte hinter den aktuellen Ereignissen zu erkennen und dem Antisemitismus entgegenzuwirken – und um uns auf die Wahrheit des Wortes Gottes als unsere Interpretationslinse zu verlassen, nicht auf soziale Medien oder andere Stimmen. Wie die Söhne Issaschars wollen wir „die Zeiten verstehen und beurteilen können, um zu wissen, was Israel tun sollte“ (vgl. 1Chr 12,33).

 

In Epheser 6,10-20 werden wir daran erinnert, dass der Kampf nicht gegen Fleisch und Blut geführt wird, sondern gegen geistliche Mächte der Bosheit. Wir sind dazu aufgerufen, unsere geistlichen Kampfwaffen zu ergreifen und den guten Kampf des Glaubens zu führen.

 

Amalek – Der Geist des Antisemitismus

Der Geist von Amalek ist ein antisemitischer Geist.

 

2. Mose 17,16 sagt: „Der Herr hat geschworen, der Herr wird von Generation zu Generation Krieg mit Amalek führen.“

 

5. Mose 25,19 gibt die Anweisung, dass sich das Volk Israel mit Gott im Kampf gegen Amalek eins machen soll, bis das Gedächtnis an Amalek ausgelöscht ist.

 

Das bedeutet, dass der Einfluss von Amalek es auf das Volk Israel abgesehen hat, um es zu vernichten.

 

Das darf das Volk Israel und auch wir als Heilige des einen neuen Menschen nie vergessen (vgl. Epheser 2,14-16)!

 

Epheser 2,14-16

14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15 hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16 und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst.

 

Ein geistlicher Konflikt: Isaak gegen Ismael

Das winzige Israel liegt in einem Meer arabisch-muslimischer Staaten, die wiederum Nachbarn vieler weiterer nicht-arabischer muslimischer Länder sind.

 

Die Wurzel des Konflikts: Ismael gegen Isaak

Der Konflikt zwischen Judentum und Islam geht bis ganz an die Anfänge zurück, nämlich bis zu Isaak und Ismael. Beide sind Söhne Abrahams (vgl. 1Mo 16,15; 1Mo 21,3; 1Chr 1,28) und standen miteinander in Rivalität. Während die Juden von Isaak abstammen (vgl. 1Chr 1,34), stammen die Muslime von Ismael ab (vgl. 1Mo 25,12ff; 1Chr 1,31).

 

Der Kern des Konflikts: Der Kampf um die Erwählung (vgl. Gal 4,21-31)

Man könnte meinen, dass ein Konflikt, der auf einer Geschwisterrivalität aufbaut, zu heilen ist. Im Konflikt zwischen Juden und Muslimen bzw. Isaak und Ismael geht es um weit mehr. Inhaltlich geht es um die Erwählung: Wen hat Gott erwählt? Nach der Bibel läuft die Erwählungslinie über Isaak und Jakob zu Israel hin (vgl. 1Mo 17,19; 1Mo 21,7; Lk 3,34). Mohammed hat dies bestritten. Er hat die Erwählungslinie umgeleitet, so dass sie im Koran über Ismael zu den Arabern und in die muslimische Welt hineinläuft. Der Ursprung dieses Konflikts liegt also im Islam.

 

Bibeltexte: 1Mo 12,1-9; 13,15f; 15,13-18; 17,1-9; 22,16-18; 26,2-5; 28,10-15; 50,24-26; 5Mo 7,6-8; Hes 16

 

Worauf läuft der Nahost-Konflikt hinaus? Auf die Frage der Erwählung. Hätte Gott nicht die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob und somit das Volk Israel erwählt, dann gäbe es kein Judentum. In Folge gäbe es kein Christentum und keinen Islam und damit keinen Nahost-Konflikt. Doch damit nicht genug. Der Nahost-Konflikt ist lediglich der Brennpunkt eines globalen Konflikts, der in letzter Konsequenz auf Gott zurückzuführen ist: Weil Gott Israel erwählt hat, diese Erwählung aber nicht akzeptiert wird, gibt es Feindschaft gegen das jüdische Volk (Antisemitismus) auf der ganzen Welt. Der souverän-erwählende Gott und der dagegen rebellierende Mensch prallen hier aufeinander. Gott aber hält Stand. Von Anfang an hat er denen, die sich positiv zu Israel stellen, Segen verheißen, den anderen aber hat er Fluch angekündigt (1Mo 12,3). Gegen alle humanistische Gleichmacherei ist der Gott der Bibel ein Gott, der polarisiert. Dazu gebraucht er Israel. Bis heute. In Nahost, in der EU, in den UN und auf der ganzen Welt.

 

1. Mose 12,3

Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!

 

5. Mose 7,6

Denn ein heiliges Volk bist du für den HERRN, deinen Gott; dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist.

 

Antisemitismus in Verbindung mit Okkultismus

Wenn man von Okkultismus spricht, ist es zunächst wichtig zu wissen, worum es sich handelt.

 

Irgendwo in jedem von uns steckt eine tiefe Sehnsucht nach etwas Übernatürlichen, nach Kontakt mit dem Unbekannten, mit einer „höheren Macht“ - etwas, das größer, weiser oder mächtiger ist als wir selbst. Gott hat diese Sehnsucht in uns gelegt, aber sein Erzfeind, Satan, hat sich einen Weg ausgedacht, die Suchenden in trügerische, böse Systeme zu lenken, die sie in seine Knechtschaft bringen. Diese trügerischen Systeme können zahllose verschiedene Formen annehmen, aber der allgemeine Name für sie alle ist Okkultismus“.

 

• Definition Okkultismus

Der Begriff „Okkultismus“ leitet sich von einem lateinischen Wort ab, das „verborgen“, „verdeckt“ oder „geheim“ bedeutet.

 

Darunter sind die Lehren und Praktiken zu verstehen, die sich mit der Wahrnehmung übernatürlicher böser Mächte und Kräfte beschäftigen und entsprechend orientierten Personen zugänglich werden können.

 

Die Macht und Kraft, die durch okkulte Praktiken und Systeme wirkt, stammt von Satan und ist demnach bösartig. Doch den meisten Menschen, die darin verstrickt sind, fehlt dieses Bewusstsein. Sie lassen sich von bestimmten Schlagworten und Behauptungen verführen, die suggerieren, es handle sich um etwas außerordentlich Erstrebenswertes.

 

Die Bibel bezeichnet die Abkehr vom wahren Gott und die Hinwendung zu falschen Göttern als „geistlichen Ehebruch“. Daher gelten die Warnungen der Bibel vor Unmoral und Ehebruch auch für die Beschäftigung mit dem Okkultismus. Die in den Sprüchen beschriebene „fremde Frau“ stellt die Verlockung des Okkulten anschaulich dar. Das tragische Ende derer, die sich von ihr verführen und täuschen lassen, wird in Sprüche 7,25–27 beschrieben.

 

Die beiden Hauptzweige des Okkultismus werden in der Bibel als Wahrsagerei und Zauberei/Hexerei bezeichnet.

 

Wahrsagerei (Divination) liefert auf übernatürlichem Weg Erkenntnisse über Menschen, Ereignisse und Situationen. Häufig spielt dabei auch die Vorhersage der Zukunft eine Rolle. Die bekanntesten Erscheinungsformen unserer Zeit sind Wahrsagerei, Hellseherei und Außersinnliche Wahrnehmung (ASW, engl. ESP – Extrasensory Perception).

 

Zauberei oder Hexerei ist der zweite Kanal des Okkultismus. Man könnte die Hexerei einerseits als Zwillingsschwester der Divination bezeichnen, andererseits wirkt sie in einem eigenen, konkreten Bereich: Sie nutzt die unterschiedlichsten Mittel, zum Beispiel Drogen, Zaubertränke, Talismane, Amulette, Magie, Zaubersprüche, Beschwörungen und verschiedene Formen von Musik, um die fünf Sinne des Menschen zu beeinflussen.

 

Wichtig zu verstehen ist, dass der ganze okkulte Bereich einen praktisch allgegenwärtigen Einfluss auf die Menschheit ausübt.

 

Am Ende des Zeitalters wird der Okkultismus auf dem Vormarsch sein. Leute, die Magie, Hexerei und Zauberei betreiben, werden sich selbst und andere täuschen und verführen und so Wegbereiter des Antichrists sein. Zauberer, Hellseher und andere Menschen, die übernatürliche, satanische Kräfte ausüben, werden zu immer Schlimmerem voranschreiten.

 

Haman (Estergeschichte) war ein typischer Antisemit. Er ging systematisch vor und warf das Los. Er warf das Los, um festzulegen, an welchem Tag dieses Vorhaben durchgeführt werden solle. Warum warf er das Los? Was sagt uns das über seinen Charakter? Er war in Okkultismus verstrickt. Er glaubte an Wahrsagerei und all diese Dinge. Jeder ernste Feind des Volkes Gottes ist immer irgendwie in Okkultismus verstrickt ist, weil das Okkulte letztendlich der größte Feind ist. Es fällt uns vielleicht nicht auf und wir registrieren es möglicherweise nicht, aber hinter jedem echten Widerstand gegen das Volk Gottes steckt letztendlich die Kraft des Okkulten.

Die Verantwortung der Christen

Waren wir als Christen in irgendeiner Weise still oder gleichgültig? Müssen wir als Christen irgendetwas gegen den Antisemitismus unternehmen? Wer wird etwas dagegen unternehmen?

 

Der Blick zurück in die Geschichte macht deutlich, dass der Antisemitismus wie eine finstere Wolke der Schuld über der christlichen Kirche/Gemeinde schwebt, die in den vergangenen 16 oder 17 Jahrhunderten immer finsterer geworden ist. Der Leib Christi wird wohl nie die Fülle des Segens erleben, die Gott seinem Volk schenken möchte, solange wir uns nicht diesem Verbrechen ganz konkret stellen, an dem wir alle einen Teil der Schuld tragen, unserem Verbrechen gegen das auserwählte Volk Gottes, die Juden, zumal die Christen ja oft nicht nur Mitschuldige oder Helfershelfer, sondern sogar die Ausführenden waren. Gott sagt über das jüdische Volk: „... denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“ (Sach 2,2). Wir Christen haben unseren Finger in Gottes Auge gestoßen.

 

Praktische Schritte

1. Die Ursache erkennen

Zunächst einmal müssen wir die eigentliche Ursache des Antisemitismus erkennen: Satan. Der Antisemitismus ist seine zentrale Strategie. Wenn Satan das jüdische Volk zerstören könnte, würde er Gottes Programm für die Endzeit vereiteln, denn in gewisser Hinsicht dreht sich die gesamte Menschheitsgeschichte um das jüdische Volk.

 

Derek Prince erzählt in seiner Botschaft „Antisemitismus – Der Anteil der Christen“ folgendes:

 

„Im Jahre 1946 lernte ich beim damaligen Sekretär der Hebrew University in Jerusalem Hebräisch. Er war ein orthodoxer Jude. Zu jener Zeit war jeder begeistert über die Möglichkeit, dass ein jüdischer Staat entstehen könnte. Ich fragte meinen Lehrer, auf welchem Fundament dieser Staat denn beruhen würde, falls er entstünde. Er schaute mich an und sagte: „Wissenschaft und Kultur.“ Ich wunderte mich, wie ein gläubiger Jude so etwas sagen konnte, und entgegnete: „Im vergangenen Jahrzehnt beschäftigte sich wohl keine Nation in Europa mehr mit Wissenschaft als die Deutschen. Und dennoch nutzten sie die Wissenschaft, um aus jüdischen Knochen Seife zu machen. Wie können Sie dann sagen, Wissenschaft und Kultur wären ein angemessenes Fundament für Ihren Staat?“ Die Frage blieb offen.

 

Im weiteren Verlauf unseres Gesprächs meinte ich noch, wenn der Antisemitismus (wie er glaubte) ein soziologischer Faktor und somit darauf zurückzuführen sei, dass Juden isoliert unter fremden Völkern wohnen, würde die Gründung des Staates Israel das Problem lösen. Doch wenn er eine geistliche Macht sei, würde das Gegenteil geschehen: Er würde durch die Gründung des Staates Israel nur noch verschärft und intensiviert werden. Ich denke, die Geschichte hat mir recht gegeben. Es ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass der Antisemitismus eine geistliche Macht ist, die auf Satan zurückzuführen ist.“

 

Nicht minder wichtig ist, dass wir uns dem Antisemitismus gegenüber als Christen nicht gleichgültig verhalten können. Gleichgültigkeit ist etwas, über das die allermeisten Christen Buße tun müssen. Und Gleichgültigkeit ist in den meisten Fällen auf Unwissenheit zurückzuführen. Doch Unwissenheit ist keine Entschuldigung. Wer ein Verbrechen begangen hat, ist schuldig, gleichgültig, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Wir Christen sind schuldig! In gewisser Hinsicht macht Gott die Kirche/Gemeinde für das Blut von 13 Millionen Juden mitverantwortlich, die unter entsetzlichen Umständen umkamen.

 

 

2. Die Sünden bekennen

Gottes Lösungen sind Immer einfach. Es heißt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, das er uns die Sünde vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1Joh 1,9). Wir müssen also als erstes unsere Sünden bekennen.

 

Wer seine [Sünden] zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden“ (Spr 28,13). Wir haben als Christen zwei Möglichkeiten:

 

• Wir können unsere Sünden zudecken und keinen Erfolg haben; oder

• wir können sie bekennen und lassen und werden Gottes Erbarmen finden.

 

Das sind die Alternativen. 

 

 

3. Sich mit den Sünden unseres Volkes identifizieren

Zwei biblische Beispiele für Sündenbekenntnis zeigen wir als Hilfestellung auf: 

 

Das erste Beispiel ist Nehemia. Nehemia betete für den jüdischen Überrest, der aus Babylon zurückgekehrt, aber zutiefst verzweifelt war: „Lass doch dein Ohr aufmerksam und deine Augen offen sein, dass du auf das Gebet deines Knechtes hörst, das ich heute, Tag und Nacht, für die Söhne Israel, deine Knechte, vor dir bete und mit dem ich die Sünden der Söhne Israel bekenne, die wir gegen dich begangen haben! [Ich] und meines Vaters Haus, wir haben gesündigt.“ (Neh 1,6)

 

Der letzte Satz ist entscheidend: „[Ich] und meines Vaters Haus, wir haben gesündigt“ oder, auf unsere Situation umformuliert: „Ich und meine Vorfahren, wir haben gesündigt.“ Man kann sich nicht losgelöst von der langen Geschichte der Kirche/Gemeinde betrachten. Wir als Christen sind ein Teil davon. Wir können nicht sagen: „Sie haben gesündigt“, sondern müssen sagen! „Wir haben gesündigt. Ich und meine Vorfahren, wir haben gesündigt.“

 

Das zweite Beispiel ist Daniel. Nehemia und Daniel waren zwei außerordentlich gerechte Männer, doch als sie beteten, standen sie nicht abseits und sagten: „Die anderen haben gesündigt“, sondern: „Wir haben gesündigt.“ Solange man im Gebet über andere Menschen sagt: „Jene haben gesündigt“, erreicht man mit seinen Gebeten nicht allzu viel. Wenn man jedoch seinen Teil der Verantwortung akzeptiert, fängt Gott an zuzuhören.

 

Daniel betete so: „Und ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, hin, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sack und Asche...“ (Dan 9,3)

 

Auch in unseren christlichen Kreisen wäre Fasten, Sack und Asche oft mehr angebracht als Tanzen und Jubeln.

 

 

4. Sich Gottes Herz für die Juden und unser eigenes Volk schenken lassen

In diesem Zusammenhang ist an die Geschichte von Ester und Mordechai zu erinnern. Als per Dekret beschlossen wurde, dass alle Juden in Susa und im ganzen persischen Reich vernichtet werden sollten, kleidete sich Mordechai in Sack und Asche und ging hinaus auf den Stadtplatz vor das Tor des Königs und erhob ein lautes und bitteres Klagegeschrei. Ester, seine Cousine, die Königin im Palast, schickte einen Diener zu ihm mit schönen Kleidern und fordert ihn auf, den Sack aus –, und das neue Kleid anzuziehen. Doch Mordechai sagte, er werde sein Sacktuch erst dann ausziehen, wenn sich die Situation geändert hat. Ich denke in gewisser Hinsicht ist es angemessener, Sacktuch zu tragen, als zu tanzen, wenngleich es eine von Gott gegebene Zeit zu tanzen gibt.

 

Derek Prince erzählt in seiner Botschaft „Antisemitismus – Der Anteil der Christen“ folgendes:

 

„Als meine erste Frau starb, wurde ich von Trauer überwältigt. Ich wohnte nur mit meiner kleinen afrikanischen Tochter allein in einem großen Haus. Zwei christliche Ehepaare kamen, ohne sich angemeldet zu haben, spät abends in mein Haus. Sie begannen, zu singen und den Herrn zu preisen. Als sie eine Weile gesungen hatten, geschah etwas mit mir. Ich konnte zu Gott sagen: „Du hast mir mein Sacktuch ausgezogen und mich mit Tanz umgürtet.“ Und das habe ich dann auch getan. Aber ich konnte es erst tun, nachdem der Herr es möglich gemacht hatte; es war keine Willensentscheidung meinerseits. Ich denke, es gibt eine Zeit, um überschwänglich zu jubeln und zu tanzen, habe jedoch das Gefühl, dass die Kirche/Gemeinde derzeit eher trauern als tanzen sollte.“

 

Führen wir uns nur den Zustand Deutschlands, ja der Welt, vor Augen. In einem Satz gesagt: Alles fällt auseinander. Darauf müssen uns keine christlichen Prediger hinweisen – die säkularen Medien sagen dasselbe. Oder denken wir nur an den Zustand der Kirche/Gemeinde: Im Grunde ist sie nicht in der Lage, den Herausforderungen gerecht zu werden. Sie hat keine Antwort. Doch was tun wir? Wir freuen uns. Wir sollten auf unser Angesicht fallen und trauern, wie Daniel und Nehemia, wie all die großen Heiligen der Bibel. Als sie mit der Sünde des Volkes Gottes konfrontiert wurden, fielen sie auf ihr Angesicht, schrien zu Gott und flehten um Gnade.

 

Im Hinblick auf das jüdische Volk ist eine Frage berechtigt: „Sind wir bereit, Jesus zu bitten, uns sein Herz für das jüdische Volk und für unsere eigene Nation zu schenken?“ Sind wir bereit, uns die himmelschreienden Gräueltaten zutiefst bewusst zu machen, die den Juden im Namen Christi angetan wurden und die derzeit westliche Nationen wie ein Sturzbach überfluten?“ Im Grunde steht die Kirche/Gemeinde mit verschränkten Armen da und schaut sich das Geschehen an.

 

Es muss einen Durchbruch geben, eine Art Zerbruch! Wir Christen sind zu starr, zu verschlossen. Wir haben zuviel Angst davor, unsere Gefühle zu zeigen, zuviel Angst davor zu fühlen, wie Jesus in einer Situation fühlt. Man kann erst dann ein wirklicher Fürbitter sein, wenn man die Last des Herrn für die Situation, für die Sie beten, mitträgt.

 

Gehen wir in die Praxis. Demütigen wir uns vor Gott und sagen wir: „Herr, wir haben gesündigt. Wir sind am Blut des jüdischen Volks schuldig geworden. Wir, die christliche Kirche/Gemeinde als Ganzes, sind seit 16 oder 17 Jahrhunderten die Hauptanstifter und Hauptausführenden des Antisemitismus.“

Wenn man das nicht glaubt, kann man sich deswegen auch wahrscheinlich nicht schuldig fühlen. Wir glauben es.

 

Angesichts der zunehmenden Flut des Antisemitismus haben wir heute die Gelegenheit, dem jüdischen Volk gegenüber christliche Liebe zu zeigen. Wie?

 

• Wir können die wahre geistliche Natur dieses Konflikts ERKENNEN;

• Wir können in LIEBE wandeln und gerecht an der Seite Israels und des jüdischen Volkes stehen;

• Wir können Beziehungen zur jüdischen Gemeinschaft aufbauen, indem wir ihnen zuhören und aus ihren Erfahrungen LERNEN;

• Jeder von uns kann seinen Einflussbereich nutzen, um sich gegen alle Formen des Antisemitismus auszusprechen, auch innerhalb der Kirche/Gemeinde;

• So schwer es auch sein mag, wir können uns dafür entscheiden, mit Mut und Überzeugung zu leben, um jüdische Gemeinden vor Gewalt und Belästigung zu SCHÜTZEN;

• Wir können Gläubige in Israel und evangeliumszentrierte Dienste UNTERSTÜTZEN;

• Vor allem sollten wir für Gottes treue Verheißungen für Israel und das jüdische Volk beten und sie verkünden.

 

Gebet: Die stärkste Waffe der Christen

In den kommenden Tagen wird es möglicherweise nicht einfach sein, zu Gottes Bundesabsichten für Israel und das jüdische Volk zu stehen. Dennoch gehören Christen zu den wenigen verbliebenen Freunden Israels in einer Welt voller Feinde.

 

Wie reagieren wir auf das Zeugnis der Geschichte, auf die Gräueltaten, die gegen das jüdische Volk verübt wurden? Nehmen wir uns Zeit im Gebet und gehen wir vor Gott die letztgenannten vier Punkte durch:

 

1. Die Ursache erkennen;

2. Die Sünden bekennen;

3. Sich mit den Sünden unseres Volkes identifizieren;

4. Sich Gottes Herz für die Juden und unser eigenes Volk schenken lassen.

 

Folgendes Gebet kann dabei als Hilfestellung dienen:

 

„Herr Jesus Christus, der du das Haupt der Gemeinde bist, die dein Leib ist: Ich erkenne mit frohem Herzen an, dass du das Haupt bist. Ich ordne mich freudig deiner Autorität unter. Ich bekräftige, dass mein Leben in deiner Hand ist, dass du mich durch dein kostbares Blut aus der Hand des Feindes befreit hast. Ich proklamiere: Durch das Blut Jesu bin ich aus der Hand des Feindes befreit worden. Ich bin nicht mehr in der Hand des Feindes. Das Blut Jesu hat mich vom Reich der Finsternis losgelöst. Gott hat mich in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt, in dem ich Erlösung habe durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. Danke, Herr, dass ich Sündenvergebung haben kann.

 

Nun trete ich vor dich, nicht nur, um mich zu meinen eigenen persönlichen Sünden zu stellen. Ich stehe vor dir stellvertretend für die Sünden der gesamten christlichen Kirche/Gemeinde und hebe dabei keine Konfession oder Strömung besonders hervor; es geht um die Kirche/Gemeinde. Ich stehe vor dir, Herr, und erkenne zutiefst beschämt und bekümmert unsere unaussprechliche Schuld am Leid des jüdischen Volkes an. O Gott, ich kann dieses Gefühl der Schuld und der Trauer nicht in Worte fassen.

 

Herr, ich gebe mich hin, so wie es vor dir wohlgefällig ist, als uneingeschränktes Opfer. Mein Leben liegt mit Geist, Seele und Leib auf deinem Altar. O Gott, gieße über mir den Geist der Gnade und des Flehens aus. Setz deinen Heiligen Geist frei, Herr. Durchbrich die Härte und Ichbezogenheit und Gleichgültigkeit meines Herzens. Ich schäme mich vor dir wegen meiner Gleichgültigkeit, meiner Härte, meiner Selbstsucht, meiner materialistischen Einstellung. So viele Dinge haben sich zwischen mich und die Anliegen deines Reiches und die Anliegen deines Herzens gestellt, und ich habe es zugelassen. Herr, vergib mir. Schenk mir die Gnade zur Buße. Gib mir Gnade, damit ich aus ganzem Herzen sagen kann: Es tut mir leid, Herr. Es tut mir leid, Herr. Ich wusste nicht wirklich, was ich da tat, aber es tut mir leid. Ich habe die Situation nicht richtig erkannt. Meine Augen waren blind für die Wirklichkeit. Doch, Herr, im Lichte der Wahrheit tut es mir leid. Vergib mir, Herr.

 

Tilge unsere Sünden und Übertretungen, die wie eine dicke Wolke auf uns liegen. Lösch sie aus in deiner Gnade. Vertreib die finstere Wolke, die aufgrund des Antisemitismus über dem Leib Christi in diesem Land hängt und die volle Ausgießung deines Segens verhindert. Gieß über uns den Geist der Gnade und des Flehens aus. Setz deinen Geist frei in unserem Land. Im Namen Jesu. Amen.“

 

Weißt du, was unsere stärkste Waffe ist? GEBET! Mit Gott in Übereinstimmung sein. Das Gebet hat die Macht, den Hass und die Gewalt hinter dem Antisemitismus zu entwaffnen, Perspektiven zu ändern und Herzen für die Liebe zu öffnen.

 

Derek Prince, einer der vertrauenswürdigsten Bibellehrer des 20. Jahrhundert, sagte: „Durch Gebet können wir geistliche Festungen buchstäblich zerstören.“

 

Reese Howells war ein Waliser und ein Mann des hingebungsvollen Gebets. Seine Gebete hatten im Zweiten Weltkrieg eine große Wirkung. Er sagte: „Der Preis wahrer Fürbitte ist ein gebrochenes Herz.“

 

Hass gegen das jüdische Volk SOLLTE uns das Herz brechen und uns dazu bringen, das zu lieben, was Gott liebt. In der gesamten Bibel verspricht Gott, sein Volk zu bewahren und Israel wiederherzustellen, selbst in Zeiten der Verfolgung.

 

Gottes Erlösungsgeschichte ist noch nicht zu Ende, und die Geschichte Israels auch nicht.

 

Leider haben die Ersatztheologie und sogar der Antisemitismus in der Kirche/Gemeinde das Evangelium behindert, sodass viele Juden Jesus mit Gräueltaten wie Pogromen, Kreuzzügen, der Inquisition und sogar dem Holocaust in Verbindung bringen. Die zersplitterte Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen hat viele Juden daran gehindert, das wahre Gesicht Christi zu erkennen.

 

Die aufrichtige Auseinandersetzung mit Antisemitismus weckt den inneren Widerstand gegen Judenfeindlichkeit („Nie wieder“). Sie fördert Verständnis für die Juden, Empathie und den Wunsch, sich für Juden einzusetzen.

 

So kann man den Weg finden, zum Segen für das jüdische Volk zu werden, und das ist Gottes Ziel für alle Nichtjuden (vgl. 1Mo 12,3). Aus der Position des Segnens kann man Antisemitismus, wo immer er auftritt, ansprechen, aufdecken und korrigieren. Da Judenfeindschaft meist auf Unwahrheit basiert, kann man die Wahrheit dagegensetzen – ein wirksames Gegenmittel. Wenn viele das tun, prägt dies das öffentliche Klima: Juden fühlen sich wohl, die Gesellschaft findet in ein positives Verhältnis zu Israel.

 

Während die Welle des Antisemitismus zunimmt, stehen wir vor einer wichtigen Entscheidung: Schweigen oder aktiv gegen Hass vorgehen? Werden wir diejenigen sein, die dem Bösen ins Gesicht schauen und sagen: „Nie wieder“?

 

Der Kirche/Gemeinde kommt die entscheidende Rolle zu, sich durch Gebet, moralische Klarheit und ein mitfühlendes Zeugnis, das Gottes dauerhafte Liebe zu seinem Volk widerspiegelt, stark gegen Antisemitismus zu behaupten.

 

Stellen wir uns diesem Judenhass. Dabei ist es gleich, ob der Antisemitismus in rechtsextremistischer, linksextremistischer oder islamistischer Gestalt auftritt. Treten wir gemeinsam dem Antisemitismus und dem Hass entgegen!

 

Initiative zur Fürbitte

Wir alle, die wir keine Juden sind, verdanken jeden einzelnen, wichtigen geistlichen Segen, den wir jemals geerbt haben, einem einzigen Volk: den Juden. Das ist eine objektive Tatsache, über die es sich nicht zu diskutieren lohnt. Jesus fasst diesen Sachverhalt kurz und prägnant in Johannes 4,22 zusammen: „Das Heil kommt aus den Juden.“

 

Leider hat die Kirche/Gemeinde in den vergangenen Jahrhunderten alles andere getan, als diese Schuld zu begleichen. Im Gegenteil: Sie hat die Situation in unvorstellbarem Maße verschlimmert. Man kann sich zurecht ernsthaft in Frage stellen, ob Gott den Leib Christi aus der Welt nehmen wird, bevor er Wiedergutmachung geleistet hat für den jahrhundertelangen Antisemitismus, der im Großen und Ganzen von der bekennenden Kirche/Gemeinde vorangetrieben und befürwortet wurde.

 

Wir sind der Überzeugung, dass wir angesichts der Situation in Israel jetzt die Verpflichtung eingehen müssen, beharrlich und aus ganzem Herzen Fürbitte zu leisten. Diese Fürbitte ist keine Leistung, die wir aus eigener Kraft erbringen können; Gott muss es tun. Jeder, zu dem Gott diesbezüglich spricht, muss die Initiative ergreifen. Die Fürbitte ergreift die Initiative. Die Fürbitte bewegt sich auf einer höheren Ebene als natürliche Mächte. Wir glauben, das ist Gottes Antwort auf die Situation in Israel.

 

Ein Schlüssel zur Fürbitte wird in 1. Johannes 5,14-15 formuliert:

 

14 Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm [Gott] haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten. 15 Und wenn wir wissen, dass er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben.

 

Allein schon das Wort „Zuversicht“ ist im griechischen Original ein sehr starkes Wort. Der Dreh- und Angelpunkt dieser Passage sind jedoch die Worte „nach seinem Willen“. Wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, wissen wir, dass er uns hört; und wenn wir wissen, dass er uns hört, dann wissen wir, dass wir das von ihm Erbetene auch haben.

 

Wenn wir beten, sollte unser Hauptanliegen sein, den Willen Gottes herauszufinden. Denn wenn man sich dazu verpflichtet, dem Willen Gottes gemäß zu beten, braucht man nicht im Geringsten daran zweifeln, dass die eigenen Gebete zur rechten Zeit effektiv sein werden. Manchmal muss man eine lange Zeit beten.

 

Jemand sagte einmal, wenn man sechs Jahre lang für etwas gebetet hat, und offensichtlich nichts geschieht, könne man auf zweierlei Weise reagieren: Mit Resignation oder mit der Gewissheit, dass die Antwort schon sechs Jahre näher gerückt ist als am Anfang des Gebets. Daran erkenne man, ob man im Glauben oder im Unglauben betet.

 

Ein Herzensschrei zu Gott

Bitten wir den Heiligen Geist, im Herzen des Volkes Israel einen Schrei zu Gott wachzurufen. Das geschieht bereits jetzt.

 

Derek Prince erzählt in seiner Botschaft „Antisemitismus – Der Anteil der Christen“ folgendes:

 

„Nachdem ich beschlossen hatte, in diese Richtung zu beten, wurde ein israelischer Soldat entführt. Bevor seine Ermordung bekannt wurde, versammelten sich 50.000 Menschen an der Klagemauer, um zu beten – eine wirklich große „Gebetsveranstaltung“. Es gab keine Predigt, es wurden einfach nur die Worte der Psalmen gebetet.

 

Wir kennen zufällig junge israelische Gläubige in der israelischen Armee, die sich einmal im Monat treffen, um miteinander zu beten und einander aufzubauen. Einer dieser jungen Männer erzählte seinen Eltern, dass er vor einigen Wochen dem Mordopfer das Evangelium sehr eindringlich und deutlich dargelegt hätte. Es ist also nicht unvernünftig zu hoffen, dass sich dieser junge Mann in den letzten Stunden seines Lebens dem Herrn zugewandt hat. Ich weiß nicht, ob er es tatsächlich getan hat; ich sage nur, dass die realistische Möglichkeit besteht.“

 

Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das 2. Buch Mose und das Buch Richter: „Sie schrien zum Herrn!“ Mose sagte, nachdem man ihn zum Befreier erkoren hatte: „Der Herr aber sprach: Gesehen habe ich das Elend meines Volkes in Ägypten, und sein Geschrei wegen seiner Antreiber habe ich gehört; ja, ich kenne seine Schmerzen. Darum bin ich herabgekommen, um es ... zu erretten“ (2Mo 3,7-8). Gott griff erst dann ein und errettete Israel aus der Hand der Ägypter, als er den Schrei des Volkes hörte.

 

Das Buch Richter hat denselben Grundtenor. Zur Zeit der Richter wurden die Kinder Israels immer wieder von außen überfallen und kamen sechs– oder siebenmal unter die Herrschaft fremder (also heidnischer) Mächte in ihrer Umgebung. Deshalb lesen wir mehrfach von diesem Schrei zu Gott: „Und die Söhne Israel schrien zu dem Herrn um Hilfe. Da ließ der Herr den Söhnen Israel einen Retter erstehen, der rettete sie“ (Ri 3,9). „Da schrien die Söhne Israel zu dem Herrn um Hilfe, und der Herr ließ ihnen einen Retter erstehen“ (Ri 3,15). „Da schrien die Söhne Israel zu dem Herrn; denn er [ihr Unterdrücker] hatte neunhundert eiserne Wagen“ (Ri 4,3).“ So verarmte Israel sehr wegen Midian. Und die Söhne Israel schrien zu dem Herrn um Hilfe. Und es geschah, als die Söhne Israel wegen Midian zu dem Herrn um Hilfe schrien, da sandte der Herr einen Propheten zu den Söhnen Israel“ (Ri 6,6).

 

Gott reagiert auf den Schrei der Söhne Israels, doch dieser Schrei muss von Herzen kommen.

 

In Richter 10,10 heißt es schließlich noch: „Da schrien die Söhne Israel zu dem Herrn um Hilfe und sagten: Wir haben gegen dich gesündigt, weil wir unseren Gott verlassen und den Baalim gedient haben. Und der Herr sprach zu den Söhnen Israel: Ist es nicht so? Von den Ägyptern und von den Amoritern, von den Söhnen Ammon und von den Philistern ... und als ihr da zu mir schrieet, da habe ich euch ... gerettet.“

 

Gott erwidert zunächst, sie sollen doch hingehen und zu ihren Göttern schreien, wenngleich letztendlich seine Barmherzigkeit siegte und er Jeftah sandte. Dieses eine Thema finden wir fünfmal im Buch der Richter: Israel sündigt, wendet sich von Gott ab, wird unterdrückt und schreit zum Herrn um Hilfe. Und immer, wenn der Herr ihren Schrei hörte, reagierte er.

 

Dies wird auch in Jesaja 30,18-19 aufgegriffen: „Und darum wird der Herr darauf warten, euch gnädig zu sein, und darum wird er sich erheben, sich über euch zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der Herr. Glücklich alle, die auf ihn harren!“ 

 

Anschließend ist von der Rückkehr des Volkes Israels nach Jerusalem die Rede: „Ja, du Volk aus Zion, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht mehr weinen! Er wird dir gewiss Gnade erweisen auf die Stimme deines Hilfegeschreis. Sobald er hört, wird er dir antworten.“

 

Dieses Prinzip ist also vielfach belegt: Wenn das Volk Israel sündigt, wendet Gott sich von ihm ab und es wird unterdrückt. Der Herr reagiert erst dann, wenn er ihren Hilfeschrei hört. Aber wenn er ihren Hilfeschrei hört, greift er auch ein.

 

Wie können so tiefe Wunden heilen?

Die Kirche/Gemeinde muss heute im Geist der Liebe aktiv gegen Hass vorgehen. Eine Liebe, die wirklich das Herz Gottes widerspiegelt.

 

Angesichts der steigenden Flut des Antisemitismus müssen wir uns fragen: „Interessiert es mich?“ Liebe ich, was Gott liebt? Mache ich mir Sorgen um das jüdische Volk?“

 

Juden weltweit sind zutiefst besorgt. Und als Gläubige sollten wir es alle sein. Die Zukunft der Kirche/Gemeinde – der Juden und der Heiden – besteht darin, dass Jesus für seine Braut zurückkommt. Der jüdische Messias wird nach Jerusalem zurückkehren.

 

Es ist wichtig zu erkennen, dass Israel nicht nur ein prophetischer Zeitmesser ist, der an seinen Platz gestellt wird, damit Jesus zurückkehren kann. Das jüdische Volk ist immer noch ein klarer Teil von Gottes Plan, seiner dauerhaften Liebe und seinen Verheißungen, die mit der Hoffnung der gesamten Menschheit auf Erlösung verbunden sind.

 

Die Liebe zu Israel und dem jüdischen Volk sollte für uns Christen das Selbstverständlichste sein. Dies bedeutet nicht, dass wir irgendeine andere Volksgruppe hassen. Gottes Liebe erstreckt sich auf alle.

 

Wem soll denn laut Bibel zuerst das Evangelium verkündigt werden? Wir denken und reden viel vom Missionsbefehl aus Matthäus 28,19-20. Es ist sehr gut und richtig, dass wir den Heiden das Evangelium verkündigen. Aber wissen wir auch um Römer 1,16? Obgleich Gott alle Völker in seinen Rettungsplan einschließt, steht die Aussage unwiderruflich fest:

 

Römer 1,16

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zur Rettung jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.

 

Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem alle Nationen die Hoffnung erfahren, die wir auf Jesus, den Fürst des Friedens, setzen. Durch ein mitfühlendes Zeugnis und christliche Liebe können Gläubige Hindernisse auf dem Weg zur Verkündigung des Evangeliums aus dem Weg räumen. Wie? Diese Art von Liebe erfordert sowohl Worte als auch Taten.

 

Durch Worte und Taten

In einem Zitat aus dem Flugblatt der Weißen Rose heißt es von Sophie Scholl: „Man darf nicht nur dagegen sein, man muss etwas tun.“

Die Kirche/Gemeinde muss eine proaktive Rolle gegen Antisemitismus spielen und sich antijüdischer Ideologie entgegenstellen, wo auch immer sie auftaucht – sei es in extremistischen Gruppen, auf Universitätscampus-Bewegungen oder sogar in Strömungen der christlichen Theologie.

 

Elie Wiesel, ein Autor und Auschwitz-Überlebender, sagte: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass; es ist Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Schönheit ist nicht Hässlichkeit; es ist Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Glaube ist keine Häresie; es ist Gleichgültigkeit.“

 

Im Laufe der Jahre haben sich viele gefragt: „Wie konnte jemals etwas so Schreckliches wie der Holocaust passieren?“ Auf diese Frage antwortete der berühmte Holocaust-Historiker Yehuda Bauer: „Einfach, weil er es KONNTE.“

 

Nicht alle beteiligten sich an dem Bösen jener Tage, aber viele waren mit ihrer Gleichgültigkeit und Untätigkeit mitschuldig oder ermöglichten eine antisemitische Agenda.

 

Es kann für uns leicht sein, über diese Generation zu urteilen und zu glauben, dass wir mit Sicherheit auf der richtigen Seite der Geschichte gestanden hätten. Aber die Geschichte spielt sich heute direkt vor unseren Augen ab.

 

Leider hat die Kirche/Gemeinde angesichts des Hasses oft geschwiegen. Mögen wir nicht wie der Levit im Gleichnis vom barmherzigen Samariter „vorbeigehen“ und Israel nicht helfen (vgl. Lk 10,32). Die jüdische Gemeinde braucht Gläubige, die ihr in dieser schwierigen Zeit liebevoll zur Seite stehen.

 

Wie Martin Luther King Jr. sagte: „Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.“

 

Dankbarerweise haben viele Konfessionen seit dem Holocaust Ersatztheologie und Antisemitismus abgelehnt. Wenn die Kirche/Gemeinde aus der Geschichte lernt, kann sie heute allen Formen des Judenhasses standhalten.

 

Wir können dem Beispiel christlicher Führer wie Dietrich Bonhoeffer folgen, der sich mutig und unter Einsatz seines eigenen Lebens gegen die Nazis zur Wehr setzte. Bonhoeffer war frustriert über die Untätigkeit eines Großteils der deutschen Kirche seiner Zeit und sagte: „Schweigen im Angesicht des Bösen ist selbst böse.“ Nicht sprechen heißt sprechen. Nicht handeln heißt handeln.“ Gleichgültigkeit selbst ist eindeutig eine Wahl.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen