Der eigentliche Feind

Wenn einem mächtige und aktive Feinde entgegenwirken und man sich nicht einmal der Tatsache bewusst ist, dass man diese Feinde hat, oder wer sie sind, ist dies eine äußerst gefährliche Situation. Als Christen haben wir es nicht mit Feinden aus Fleisch und Blut zu tun, sondern mit unsichtbaren Geistwesen. Die Themen, mit denen wir uns in dieser Beitragsreihe auseinandersetzen haben mit Dingen zu tun, die unseren natürlichen Sinnen verborgen bleiben. Die Bibel spricht von Dingen, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist“ (1Kor 2,9). Diese Dinge sind unsichtbar und geistlich. Sie können nur durch die Heilige Schrift verstanden werden. Es gibt keine andere verlässliche Informationsquelle.

 

Viele Menschen denken, dass nur das, was wir sehen, anfassen, hören und schmecken können existent ist. Durch die Jahrhunderte hindurch sind Philosophen jedoch zu dem Schluss gekommen, dass das, was wir sehen, anfassen, hören und schmecken nicht absolut, sondern temporär ist, dass wir von diesen Dingen oft getäuscht werden und uns nicht nur auf unsere Sinne verlassen können.

 

Die Bibel sieht das genauso! Paulus sagt, dass die sichtbaren Dinge vergänglich sind; die unsichtbaren Dinge sind ewig. Mit anderen Worten: Unsere Sinneswelt wird vergehen, und weil sie keinen Bestand hat, ist sie nur teilweise echt (vgl. 2Kor 4,18).

Doch die geistliche Welt, die wir nicht sehen und mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, ist die wahre Realität. Es ist die unsichtbare Wirklichkeit. Nur sie wird Bestand haben.

 

Wir haben nicht mit Feinden zu tun, die wir sehen können; sie sind unsichtbare geistliche Wesen.

 

Wenn wir uns also mit der Thematik der unsichtbaren Feinde befassen, müssen wir erst einmal unsere Denkweise zurechtrücken.

Wir müssen zu uns selbst sagen: „Ich werde mich nicht nur auf die Dinge beschränken, die ich sehen, anfassen, hören und schmecken kann; ich werde mein Herz und meinen Verstand gegenüber der Offenbarung öffnen, die durch den Heiligen Geist in der Heiligen Schrift aufgezeichnet wurde und gegenüber den Dingen, die nicht von dieser Welt sind.

 

Paulus betete, dass Gott den Christen in Ephesus einen Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Seiner selbst schenken möge (vgl. Eph 1,17). Dasselbe müssen wir für uns erbitten; dass Gott uns Weisheit und Offenbarung schenken möge, das wir unser Herz Seinem Wort gegenüber öffnen, weil wir uns mit Dingen beschäftigen, die uns nur durch Offenbarung begreifbar werden.

 

Im Wesentlichen werden wir uns mit zwei gegnerischen Reichen befassen, die sich miteinander im Krieg befinden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um irdische Reiche wie Großbritannien, Schweden oder die Vereinigten Staaten, sondern vielmehr um geistliche Reiche. Das eine ist das Reich Gottes, und das andere das Reich Satans.

 

Der Morgenstern

In Jesaja 14 wird uns zum ersten Mal über ein Wesen mit dem Namen Luzifer (in dt. Bibelübersetzungen oft mit "Glanzstern" übersetzt) berichtet. Das Wort Luzifer ist die lateinische Übersetzung des hebräischen Wortes "helel", was "Morgenstern" bedeutet und trägt die Bedeutung: Lichtträger oder Lichtbringer. In allen Sprachen wird Luzifer als strahlendes, leuchtendes und herrliches Wesen dargestellt.

Er war das, was wir als Erzengel bezeichnen. Das Wort Erz stammt aus dem Griechischen (von arché) und bedeutet "herrschend, regierend". Diese Bezeichnung finden wir auch in dem Wort Erzbischof, bei dem es sich um einen Bischof handelt, der den anderen Bischöfen übergeordnet ist. Ein Erzengel ist somit also ein Engel, dem andere Engel unterstehen. Auf diese Weise war Luzifer in den Heerscharen Gottes ein führender Erzengel, gemeinsam mit Michael und Gabriel (vgl. Erzengel Michael: Dan 10,13.21; 21,1; Jud 9; Offb 12,7 | Erzengel Gabriel: Dan 8,16; 9,21; Lk 1,26).

 

An einem bestimmten Punkt hat Luzifer jedoch einen tödlichen Fehler begangen. Er war so sehr über seine Herrlichkeit begeistert, dass er sich überlegte, sich Gott gleich zu stellen und gegen seinen Schöpfer zu rebellieren. Es ist an diesem Punkt sehr interessant, die Rebellion Luzifers mit dem Gehorsam Jesu zu vergleichen. Luzifer war ein geschaffenes Wesen, das nicht Gott gleich war, aber sich trotzdem mit Gott auf die gleiche Ebene stellen wollte, und dadurch zu Fall kam. In Philipper 2,6 heißt es in Bezug auf Jesus: "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein". Jesus war Gott gleich, demütigte sich, und wurde letztendlich erhoben.

 

In Jesaja 14,12 finden wir auch den Grund dafür, warum Luzifer rebellierte:

 

"12 Wie bist du vom Himmel herabgefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen!"

 

Beachte, dass in den darauffolgenden beiden Versen fünf Mal "ich will" vorkommt. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich der Wille des geschaffenen Wesens gegen den Willen Gottes auflehnt.

 

Jesaja 14,13-14

"13 Du aber gedachtest in deinem Herzen: „Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, 14 ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten."

 

Luzifer wollte sich mit Gott auf eine Ebene stellen. Er hielt sich selbst für so weise, schön und herrlich, dass er offensichtlich bei sich dachte: Ich könnte Gott sein. In der Heiligen Schrift heißt es, Luzifer hätte die Loyalität von einem Drittel der Engel Gottes untergraben und diese mit sich in die Rebellion hineingelockt, wodurch sie auch mit ihm gefallen sind. Gott sagte:

 

Jesaja 14,15

"15 Doch in die Hölle wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube."

 

In Hesekiel 28 wird dieses verrufene Wesen ebenso beschrieben.

Das Kapitel ist in zwei Abschnitte unterteilt, von dem jeder eine Wehklage ist. Der erste Abschnitt dreht sich um den Fürsten von Tyrus; der zweite um den König von Tyrus. Wenn wir uns näher mit dem Fürsten von Tyrus beschäftigen, sehen wir, dass der Fürst von Tyrus ein menschliches Wesen war. Es wird klar ausgesagt, dass er ein Mensch war – auch wenn er behauptete, ein Gott zu sein.

 

Andererseits ist es genauso eindeutig, dass der König von Tyrus kein menschliches Wesen war. In diesem Kapitel erhalten wir einen kurzen Einblick darüber, wie Satan arbeitet. Wir haben es hier also mit einem menschlichen Herrscher, dem Fürsten von Tyrus, zu tun, und hinter ihm steht im unsichtbaren Bereich ein satanischer Herrscher – der König von Tyrus. Der menschliche Herrscher ist nicht viel mehr als eine Marionette, dessen Schritte aus dem unsichtbaren Bereich heraus gelenkt werden. Wenn man anfängt, diese Wahrheit zu begreifen, sieht man geschichtliche und politische Ereignisse in einem völlig neuen Licht. Wenn wir einige der sogenannten „berühmt berüchtigten“ Männer der Geschichte näher unter die Lupe nehmen, sehen wir nach und nach, wie sie quasi von Unsichtbaren gehalten wurden, die die Richtung bestimmten, in die sie gingen.

 

Hesekiel 28,12-13

"12 Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht GOTT, der Herr: O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit! 13 In Eden, im Garten Gottes warst du; mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt: mit Sardis, Topas, Diamant, Chrysolith, Onyx, Jaspis, Saphir, Karfunkel, Smaragd, und mit Gold. Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet."

 

Luzifer war für die Anbetungsleitung im Himmel zuständig. Er war ein Musikexperte und benutzt auch heute noch Musik, um Menschen zu fesseln und zu faszinieren.

 

Hesekiel 28,14-16

"14 Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. 15 Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand. 16 Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstieß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine."

 

An dieser Stelle wollen wir kurz innehalten und ein faszinierendes Wort, das in diesem Abschnitt vorkommt, etwas genauer betrachten, und zwar das Wort "Handel". Auf Hebräisch bedeutet dieser Begriff "umherzugehen wie ein Verleumder, wie ein Aufrührer, mit heimlicher, hinterhältiger Hetze". Heute nennen wir so etwas eine Kampagne durchführen oder Lobbyarbeit. Auf diese Weise machte Satan die Engel abspenstig: indem er auf und ab ging und im Endeffekt verkündete: „Seht mich an. Seht nur, wie schön und intelligent ich bin. Meint ihr nicht, dass ich ein besserer Herrscher wäre als Gott dort oben? Und, wisst ihr, Gott schätzt euch nicht wirklich. Wenn ihr euch mir anschließt, werde ich euch in meinem Reich eine wesentlich bessere Position geben als ihr derzeit bekleidet.

 

Sehen wir uns einmal an, wie das Wort Handel sonst noch verwendet wird, um eine exakte Beschreibung seiner Bedeutung zu erhalten: "Du sollst nicht als ein Verleumder unter deinen Volksgenossen umhergehen" (3Mo 19,16). Dieser Vers beschreibt einen Ehrabschneider, eine Person, die falsche Anspielungen und Anschuldigungen vorbringt. Luzifer hat Gott fälschlicherweise beschuldigt, ein Despot zu sein, ein Tyrann, der sich nur um Seine Erhabenheit und Herrlichkeit kümmert, und der diesen Engeln, die Ihm so treu dienten, keine Wertschätzung zukommen ließ.

 

In Sprüche 11,13 wird derselbe Begriff so beschrieben:

 

"Wer als Verleumder umhergeht, gibt Anvertrautes preis; wer aber zuverlässigen Sinnes ist, hält die Sache verborgen."

 

Hier sehen wir den Gegensatz: Das Gegenteil eines Verleumders ist jemand mit einem zuverlässigen Sinn.

 

In Sprüche 20,19 wird die Bedeutung eben dieses Begriffes ebenso auf sehr lebendige Weise verdeutlicht:

"Wer Anvertrautes preisgibt, geht als Verleumder umher; und mit einem Schwätzer lass dich nicht ein!"

 

Der Verleumder und der Schwätzer sind eng miteinander verbunden. Mit anderen Worten: Luzifer schwatzte diese Engel in den Glauben hinein, dass sie es bei ihm viel besser hätten als bei Gott. Hinter all diesen Aktivitäten steckt durch die Geschichte hindurch immer wieder dieselbe Person. Satan benutzt immer wieder Geschwätz und Lügen, um seine Ziele zu erreichen.

 

In Jeremia 6,28 und Hesekiel 22,9 wird das Wort ebenso mit Verleumder wiedergegeben. Auf Hebräisch bedeutet es alles das Gleiche: Ein Schwätzer, ein Verleumder, jemand, der auf und ab geht und durch sein Gerede und der verfälschten Darstellung von Autorität Entfremdung und Abtrünnigkeit sät.

 

Der Stolz Luzifers

Kommen wir auf Hesekiel 28 zurück, wo wir ganz genau sehen können, was der Grund für den Sturz Luzifers war:

 

Hesekiel 28,17

"Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit verdorben um deines Glanzes willen."

 

Was war die ursprüngliche Motivation Luzifers? Was war die erste Sünde? Stolz. Die erste Sünde wurde im Himmel begangen, nicht auf der Erde. Es handelte sich bei ihr weder um Trunkenheit, noch Ehebruch und nicht einmal Lüge, sondern um Stolz. Und Stolz ist immer noch die tödlichste aller Sünden. Massen von Gemeindegänger, denen es nicht im Traum einfallen würde, Ehebruch zu begehen oder sich zu betrinken, lassen sich all zu leicht zum Stolz verführen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie gefährlich das wirklich ist.

 

Der Erzengel Luzifer war wunderschön und wurde stolz. Der Wandel vom Erzengel Luzifer hin zu Satan wurde durch seinen Stolz besiegelt.

 

Hesekiel 28,18

"Durch die Menge deiner Sünden, in der Unredlichkeit deines Handels, hast du deine Heiligtümer entweiht."

 

Luzifer war für die Heiligtümer Gottes im Himmel verantwortlich gewesen. Er war für die Anbetung zuständig. Er war der Cherub gewesen, der den Ort, an dem sich die Gegenwart Gottes manifestiert hat, bedeckte. Er war für die Musik verantwortlich. Er war ein Künstler. Er war äußerst fähig. Dann rebellierte er und fiel.

 

Stolz!

 

So sehen wir also, dass alle Sünden in der Welt dem Stolz entspringen. Sie haben ihre Ursache nicht in Mord oder Ehebruch, sondern im Stolz. Das ist der Grund, warum das Heil durch Jesus kam, der sich selbst demütigte. Der Weg der Demut ist der Weg, von allen Machenschaften und Listen Satans befreit zu werden. Stolz ist die Wurzel allen Übels.


Gottes Segen Euch allen!

1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

Amen