Einheit und Pluralität - Vater, Sohn und Heiliger Geist (echad, yachid, Dreieinigkeit)

Ein ganz spezieller Aspekt Gottes, den es nur innerhalb der biblischen Offenbarung über ihn und in keinem anderen Buch und keiner anderen Religion gibt, ist die Kombination aus Einheit und Pluralität im Wesen Gottes. Sein Name Elohim spiegelt diesen einzigartigen Aspekt wider. Deshalb ist es bezeichnend, dass dieser Name bereits im ersten Vers der Bibel vorkommt. Wenden wir uns im Hinblick auf die Dreieinigkeit dem ersten Vers der Bibel zu; das ist eine dieser gewaltigen Aussagen, die ihre Wirkung und Wucht nie verlieren. Dieser Vers lautet also:

 

1. Mose 1,1

"Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde."

 

In den ersten Kapiteln von 1. Mose stehen bestimmte Worte in der Mehrzahlform, was sehr interessant ist. Im Deutschen wird die Mehrzahlform auf recht unterschiedliche Weise gebildet. Aus "Buch" wird "Bücher", aus "Katze" wird "Katzen". Im Hebräischen wird der normale Plural hingegen dadurch gebildet, dass man an das Hauptwort die zwei Buchstaben "-im" anhängt. "-Im" ist also die normale Pluralendung im Hebräischen. In diesem ersten Vers der Bibel haben wir zwei Worte, die mit "-im" enden.

 

"Bereshit bara Elohim et hashamayim ve'et ha'arets"

 

"Bereshit" - "im Anfang", "bara" - "schuf"; "Elohim" - "Gott". Das Wort für "Gott", erscheint das erste Mal in der Schrift in der Mehrzahl (ca. 2500mal im Alten Testament), obwohl dieses Wort eine wirklich gute und normale Einzahlform hat, nämlich "Eloah". Hier stößt man gleich am Anfang auf einen grammatikalischen Konflikt, weil die hebräischen Verben natürlich in der Einzahl und in der Mehrzahl stehen können, das Verb "bara" hier im ersten Vers jedoch in der Einzahl steht. Das ist ein grammatikalischer Konflikt: "Gott" (Mehrzahl) "schuf" (Einzahl). Man könnte dies auch als Geheimnis bezeichnen; es ist das Geheimnis der Dreieinigkeit, verdichtet auf zwei Worte. In Gott ist sowohl Pluralität als auch Unität (Einheit). Das Hauptwort steht in der Mehrzahl, das dazugehörige Verb in der Einzahl. Es wird also das ganze Geheimnis der Dreieinigkeit gleich im allerersten Statement der Bibel präsentiert. In diesem Paradox steckt der Kern einer Wahrheit, nämlich das Gott sowohl Einer als auch mehr als Einer ist, die im weiteren Verlauf der Schrift immer weiter entfaltet wird und uns eine volle Offenbarung der drei Personen der Dreieinigkeit schenkt.

 

Ein ähnliches Paradox finden wir in jenem berühmten Vers aus dem 5. Buch Mose, den die Juden als das "Shma Israel / Höre Israel" bezeichnen und der ihnen mehr oder weniger als eine Art Glaubensbekenntnis gilt:

 

"Höre, o Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer!" – 5. Mose 6,4

 

Interessanterweise braucht das Hebräische nur vier Wörter, um "Der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer" zu sagen. Noch interessanter ist jedoch, dass drei dieser vier Wörter in der Mehrzahl stehen. Das einzige Wort, das in der Einzahl steht, ist das Wort für "einer". Also stoßen wir auch hier wieder auf dieses Paradox, dass in der Offenbarung Gottes Einheit und Pluralität miteinander kombiniert sind.

 

In 1. Mose 1,26 heißt es:

"Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich!..."

 

Hier spricht Gott von sich selbst und benutzt interessanterweise ein Pronomen der Mehrzahl. Er verwendet dieses uns gleich zwei Mal! Hier spricht Gott nicht etwa zu Engeln, sondern ER spricht zu denen, die ihm im Wesen und in Gestalt gleich waren.

 

Weitere Stellen wären: 1. Mose 3,22; 1. Mose 11,7; Jesaja 6,8.

 

Die Zeugen Jehovas versuchen, diese Stellen damit zu entkräften, es handele sich lediglich um einen Majestätsplural. Ein solcher Majestätsplural Gottes wäre jedoch vor allem dort angebracht, wo Gott gegenüber den Menschen spricht. An solchen Stellen finden sich jedoch keine solchen Pluralformen. Sie sind ausschließlich auf Stellen beschränkt, wo Gott zu sich selbst spricht. Aber wäre es nicht unsinnig, wenn Gott durch Gebrauch von Pluralformen nur gegenüber sich selber seine Majestät betonen würde, nicht aber gegenüber den Menschen? Die Theorie des Majestätsplurals bietet daher meines Erachtens keine befriedigende Erklärung für den Gebrauch des Plurals.

 

Zwei Wörter für „eins“

Um dieses Konzept von Einheit und Pluralität besser verstehen zu können, muss man sich vergegenwärtigen, dass das Hebräische zwei verschiedene Wörter für "eins" kennt, nämlich "yachid / יָחִיד" und "echad / אֶחָד".

 

Yachid – allein und einzig

Das Wort yachid bedeutet "das, was absolut einzig" ist. So sagt beispielsweise der Herr in 1. Mose 22,2 zu Abraham: "Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast…" In diesem Vers wird das Wort yachid, "einzig", verwendet, weil Abraham und Sara nur einen einzigen Sohn hatten, der aus ihrem Fleisch herausgeboren worden war.

 

Ein weiteres Beispiel finden wir in Psalm 25,16, wo der Psalmist schreibt: "Einsam und elend bin ich." Für "einsam" steht hier yachid; es bedeutet so viel wie "ganz und gar auf mich allein gestellt".

 

Echad – eine Einheit aus mehreren Elementen

5. Mose 6,4

"Höre, o Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer!"

 

Im Hebräischen:

שְׁמַע יִשְׂרָאֵל יְהוָה אֱלֹהֵינוּ יְהוָה אֶחָד 

schəma jisrael adonai elohenu adonai echad

 

Das Wort echad "eins" bezeichnet hingegen eine Einheit aus mehreren Elementen. Diese Bedeutung ist verschiedenen Passagen des Alten Testaments zweifelsfrei zu entnehmen. So wird beispielsweise in 1. Mose 2 das Wesen der Ehe und der Vereinigung von Adam und Eva mit folgenden Worten beschrieben:

 

1. Mose 2,24

"Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden"

 

Das Wort "ein", echad, drückt aus, dass die beiden vereint werden, um eins zu werden. Somit beschreibt echad die Vereinigung von mehr als einem zur Bildung einer Einheit.

 

In 4. Mose 13 sagt die Bibel über die israelitischen Kundschafter, die ins verheißene Land vorgedrungen waren:

 

4. Mose 13,23

"Und sie kamen bis in das Tal Eschkol und schnitten dort eine Weinranke mit nur einer Traube ab und trugen sie zu zweit an einer Stange, auch Granatäpfel und Feigen"

 

Dieses Wort taucht auch in einer bemerkenswerten Aussage im Buch Richter auf, als es einen Bürgerkrieg zwischen den Stämmen Israels gab.

 

Richter 20,11

"Und alle Männer von Israel versammelten sich gegen die Stadt, wie ein Mann verbündet"

 

Für "ein" steht hier im Urtext echad. Es waren viele tausend Männer und dennoch bildeten sie eine Einheit.

 

In einer der Visionen Hesekiels sagt der Herr zum Propheten, er solle zwei Holzstücke nehmen und auf jedes den Namen von einem der beiden führenden Stämme Israels schreiben:

 

Hesekiel 37,16-17

"16 Und du, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: "Für Juda und für die Söhne Israel, seine Gefährten." Und nimm noch ein anderes Stück Holz und schreibe darauf: "Für Josef, das Holz Ephraims und das ganze Haus Israel, seine Gefährten." 17 Und füge sie dir zusammen, eins zum andern, zu einem Holz, so dass sie eins werden in deiner Hand!"

 

Auch hier steht wieder echad für "eins", obwohl ausdrücklich erwähnt wird, dass es ursprünglich zwei Holzstücke waren. Indem sie vereint wurden, bildeten sie eine Einheit, die mit dem Wort "ein" umschrieben wird.

 

Eine Einheit, die eine Vereinigung ist

Diese Beispiele helfen uns zu verstehen, für welche Art von Einheit das Wort Elohim steht. Es ist eine Einheit, die eine Vereinigung ist – eine vollkommene Vereinigung –, die aber aus mehr als Einem besteht und somit eine Pluralität bildet.

 

Beleuchten wir kurz zwei Bibelstellen, die uns genau dieses Verständnis vermitteln. In 1. Mose 3 heißt es (nachdem Adam und Eva gesündigt und ihr Recht, im Garten Eden zu wohnen, verwirkt hatten):

 

1. Mose 3,22

"Und Gott, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses."

 

Liest man das ganze dritte Kapitel des 1. Buchs Mose, wird deutlich, dass die Erkenntnis von Gut und Böse eine charakteristische Eigenschaft Gottes ist. In der englischen New American Standard Bible wird das Wort "uns" in diesem Vers großgeschrieben, was darauf hinweist, dass es sich auf Gott bezieht. Demnach sind Einheit und Pluralität Gott zutiefst wesenseigen.

 

Ein weiteres interessantes Beispiel ist Jesajas Beschreibung seiner Vision von Gott:

 

Jesaja 6,8

"Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!"

 

Hier spricht Gott und gebraucht sowohl den Singular (ich) als auch den Plural (uns). Er sagt: "Wen soll ich senden und wer wird für uns gehen?"

 

Drei in Einem

Überall in der Bibel begegnen wir diesem faszinierenden Paradox: Gott ist einer, doch innerhalb des Eins-Seins Gottes gibt es mehr als einen. Die volle Wahrheit über dieses Paradox der Einheit und Pluralität Gottes tritt im Neuen Testament zutage.

 

Sehen wir uns die markanteste der zahlreichen Passagen zu diesem Thema an, den am Ende des Matthäusevangeliums überlieferten Missionsbefehl, den Jesus seinen Jüngern gab:

 

Matthäus 28,19

"Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und

Gottes Segen des Sohnes und des Heiligen Geistes."

 

Im Griechischen heißt es eigentlich: "…tauft sie hinein in den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Wir sollen in den Namen Gottes "hineingetauft" werden. Dieser Akt steht dafür, dass wir unseren Platz in Gott einnehmen und unser persönliches Leben in Gott verlieren.

 

Die Fülle der Gottheit besteht aus dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wenn wir uns das vor Augen führen, verstehen wir auch, warum von Anfang an in der Bibel, also schon ab dem ersten Vers des Alten Testaments, das Wort für "Gott" in der Mehrzahl steht. Wenn das Neue Testament ebenfalls diese Wahrheit präsentiert, offenbart es damit nichts Neues; es ist lediglich eine Darlegung und Erfüllung von etwas, das implizit bereits im Alten Testament gegenwärtig war.

 

Greifen wir noch zwei weitere Beispiele aus dem Alten Testament heraus. In Sprüche 30,4 heißt es:

 

"Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und herabgefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer hat das Wasser in ein Tuch eingebunden? Wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?"

 

Jeder, der mit der Offenbarung der Schrift vertraut ist, versteht, dass sich das "wer" in diesen Versen auf Gott selbst bezieht. Niemand außer Gott hat diese Dinge getan. Dennoch heißt es: "Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes?" Dieser Vers ist Teil der alttestamentlichen Offenbarung der Pluralität Gottes, wobei in diesem Fall die Wahrheit offenbar wird, dass es Gott Vater und Gott Sohn gibt und beide eine Beziehung zueinander haben.

 

Und in Jesaja 48,12-13 lesen wir:

 

"12 Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte. 13 Ja, meine Hand hat die Grundmauern der Erde gelegt und meine Rechte den Himmel ausgespannt; ich rufe ihnen zu: allesamt stehen sie da."

 

Die komplette Offenbarung der Schrift wird bestätigen, dass die Person, die diese Worte spricht, niemand Geringerer ist als Gott selbst – der Erste und der Letzte, der Schöpfer und Erhalter von Himmel und Erde.

 

Dann sagt er in Jesaja 48,16:

 

"Tretet her zu mir, hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschah, bin ich da. – Und nun hat der Herr, HERR, mich gesandt und seinen Geist verliehen."

 

In der englischen King James Bibel heißt es: "Der Herr, Gott, und sein Geist hat mich gesandt." Hier spricht also eine göttliche Person und sagt dennoch, Gott und sein Geist hätten ihn gesandt!

Wie auch immer man diese Passage verstehen mag – sie hat sich im Neuen Testament erfüllt: Gott, der Vater, sandte Jesus und den Heiligen Geist. Beide gingen von Gott aus. Und alle drei sind Gott: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wir sehen also, dass in Elohim eine vollkommene Einheit aus mehr als Einem existiert.

 

Gott ist von seinem Wesen her einer, aber er ist von seinem Wesen her auch mehr als einer. Das ist das Geheimnis der Natur Gottes, eine einzigartige Verschmelzung von Einheit und Pluralität.


Quellen:

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

 

Amen