5. Mose 6,8
„Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein“
5. Mose 22,12
„Du sollst dir Quasten machen an den vier Zipfeln deines Mantels, mit dem du dich bedeckst“️
Matthäus 23,5
„Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß“️
Von allen geistlichen Kleidungsstücken, die im jüdischen Leben eine Rolle spielen, sind keine wichtiger als die Kippa (Kopfbedeckung), der Tallit (Gebetsschal), sowie die Tefillin (Gebetsriemen). Diese drei Grundelemente werden während des jüdischen Gebets, aber auch teilweise im Alltag, getragen.
Die Kippa: Kopfbedeckung – Demut und Ehrfurcht vor Gott
Die Kippa (pl. Kippot) ist eine kleine kreisförmige Kopfbedeckung männlicher Juden und wird auch „Jarmulke“ oder „Käppchen“ genannt. Sie drückt Demut und Ehrfurcht vor Gott aus und ist somit ein Zeichen dafür, dass Gott über dem Menschen steht.
Traditionell wird die Kippa von Männern den ganzen Tag lang getragen. Beim Gebet, dem Studium der Heiligen Schriften und während eines Synagogen- oder Friedhofsbesuchs muss die Kopfbedeckung getragen werden.
In nicht-orthodoxen (nicht strenggläubig) jüdischen Strömungen tragen auch Frauen Kippot. Das Tragen einer Kopfbedeckung ist verpflichtender Brauch eines gläubigen Juden, wenn auch keine glaubens-gesetzliche Vorschrift, denn ursprünglich bestand keinerlei Gebot für Männer, beim Beten den Kopf zu bedecken, weder im biblischen Gesetz noch in den Auslegungen des Talmud. So tragen manche die Kippa ständig, andere nur zu bestimmten Anlässen.
Der älteste jüdische Hinweis auf eine Kopfbedeckung findet sich in 2. Mose 28,4 in dem sie „mize nefet“ genannt wird und Teil der Bekleidung des Hohepriesters war. Das Tragen einer Kopfbedeckung wird ursprünglich mit Demut, Ehrerbietung und Respekt vor Gott verbunden. Diese Erklärung stützt sich auf die Feststellung, dass Gott über dem Menschen wohnt und thront.
Form und Farbe der Kippa geben zuweilen Auskunft über den geistlichen, politischen und auch parteipolitischen Hintergrund ihres Trägers. Viele Juden tragen auch außerhalb des Gottesdienstes eine kleine, runde Kopfbedeckung aus Stoff oder Leder. Ultraorthodoxe Juden tragen eine schwarze Kippa (und über der Kippa einen schwarzen Hut), nationalreligiöse Juden üblicherweise eine gehäkelte Kippa, Jungen bei ihrer Bar Mitzwa meist eine glänzende Kappe. Daneben gibt es „neutrale“ Varianten, für diejenigen Juden, die sich nicht eindeutig zu diesen Gruppen zählen.
Der Tallit: Gebetsschal – Erinnerung an Gottes Gebote
Ein Tallit (pl. Tallitot) ist ein rechteckiger vorwiegend weißer jüdischer Gebetsschal oder auch Gebetsmantel und besteht meist aus Wolle, Baumwolle oder Seide. Oft ist er mit schwarzen oder blauen Streifen durchzogen.
Der Begriff „Tallit“ stammt vom hebräischen Verb „talal“ ab, was bedecken bedeutet.
▪︎ Die Tzitzijot – Die Quasten (Schaufäden)
An den Ecken des Tallit befindet sich jeweils ein Strang aus vier geknoteten Quasten (Schaufäden), die als „Tzitzit“ (pl. Tzitzijot) bekannt sind. Ihre 613 Knoten erinnern an die jüdischen Gebote, die 613 Mizwot. Die Zahl ergibt sich nach jüdischer Zählweise aus den numerischen Werten des Wortes „Tzitzit“ (600) zuzüglich acht Fäden und fünf Knoten was in der Summe 613 ergibt. Die Zahl 613 wiederum steht für 613 Mizwot, das sind die 365 Verbote und 248 Gebote im Judentum.
▪︎ Der blaue Faden
Zu den Tzitzit gehört nach der Tora ein blauer Faden, der „Petil Tekhelet“.
Dieser wird mit einem speziellen Farbstoff gefärbt, der aus dem Sekret eines Schalentiers stammt, das nur im Mittelmeer vorkommt. Als die Juden aus Israel vertrieben wurden, verloren sie die Verwendung dieses speziellen Fadens für viele Jahrhunderte. In jüngerer Zeit, mit der Rückkehr der Juden nach Israel, behaupten einige Rabbiner, dieses Schalentier anhand seiner Beschreibung im Talmud gefunden zu haben, und jetzt kann man einen Tallit mit dem blauen Faden herstellen und nutzen. Andere Rabbiner sagen jedoch, dass der Faden erst bei der Ankunft des Messias wieder auftauchen wird.
Der Tallit schirmt den Betenden etwas von der Umwelt ab und erinnert ihn daran, dass auch Gott ihn umgibt und behütet. Wenn die Kinder Israel in ihre Gebetstücher gehüllt sind, sollen sie sich fühlen, als ob die Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart auf ihnen liege. Einige orthodoxe Juden tragen sogar unter ihrer Alltagskleidung einen kleinen Tallit, den sogenannten „Tallit Katan“. Sie wollen damit zeigen, dass sie ihr Leben als Gebet verstehen.
Der biblische Beleg für den Tallit befindet sich in 4. Mose 15,37-41, in dem Moses den Auftrag erhält: „Rede mit den Kindern Israels und sprich zu ihnen, dass sie und ihre Nachkommen sich Quasten (Tzitzijot) machen an den Zipfeln ihrer Kleider“, damit jeder, der die Quasten sieht, an die Gebote Gottes erinnert wird. Der Tallit wurde als Kleidungsstück geschaffen, an dem diese Quasten befestigt werden.
Heute sind zwei Arten des Tallit gebräuchlich: Der „Tallit Gadol“ und der „Tallit Katan“:
• Tallit Gadol
Der Tallit Gadol – übersetzt heißt er „großer Tallit“ – wird von verheirateten Männern als Gebetsschal zum Morgengebet getragen. Des Weiteren tragen ihn die Vorbeter zum Nachmittags- und Abendgebet. Die Handhabung wird in den unterschiedlichen jüdischen Richtungen teils sehr unterschiedlich umgesetzt.
• Tallit Katan
Der Tallit Katan – übersetzt „kleiner Tallit“ – tragen jüdische Männer und Jungen unter ihrer Oberbekleidung, wobei dann die Tzitzit nach außen gelegt werden. Zu einem vollständigen Tallit gehören alle Fäden, die in einem einwandfreien Zustand sein müssen, nur dann ist der Tallit auch koscher und kann angezogen werden.
▪︎ Der Segensspruch für den Tallit
„Baruch ata Adonaj,
elohejnu melech ha-olam,
ascher kid’schanu b’mizwotaw,
w’ziwanu l’hitatef ba-zizit“
„Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott,
Gebieter der Welt,
der du uns geheiligt durch deine Gebote
und uns geboten hast,
uns in Zizith zu hüllen“
Hinweis: Die Gestaltung der Flagge des Staates Israel basiert auf dem Tallit.
Die Tefillin: Gebetsriemen – Erinnerung an Gottes Gebote
Tefillin (pl. Tefilla) – manchmal auch „Phylakterien“ (Schutz) genannt – sind lederne Gebetsriemen mit zwei ledernen Gebetskapseln, die auf Pergament handgeschriebene Schriftrollen mit Texten aus der Tora, den fünf Büchern Moses, enthalten. Der Begriff „Tefillin“ geht auf das hebräische Wort für Gebet, „Tefilla“, zurück. Sie symbolisieren Glauben, sowie die Einheit von Denken und Handeln.
Im Neuen Testament (Mt 23,5) wird das Wort „Phylakterien“ für Tefillin verwendet, was so viel wie „Schutz“ bedeutet.
Der biblische Beleg für die Tefillin ist im 2. Mose 13,9.16, sowie im 5. Mose 6,8 und 11,8 zu finden. Dort erhalten die Juden das Gebot, „auf die Hand und zwischen die Augen“ ein Zeichen zu machen, damit sie an die Gebote Gottes denken und aus der Sklaverei aus Ägypten und in das verheißene Land geführt hat.
Tefillin bestehen aus einem Kopfteil (hebr. tefillin schel rosch) und einem Armteil (hebr. tefillin schel jad). Sie haben jeweils schwarze Lederriemen (hebr. retzu'ot) und ein schwarzes Ledergehäuse (hebr. bajit, pl. batim), in denen sich kleine Rollen aus Pergament mit den handgeschriebenen Tora-Abschnitten 2. Mose 13,8-10 und 13,11–16 und 5. Mose 6,4–9 und 11,13–21 befinden. Auf diese Schriften geht die Vorschrift Tefillin anzulegen zurück. Sowohl das Leder als auch das Pergament müssen von rituell reinen Tieren stammen. Die Gebetskapseln von Kopf- und Arm-Tefillin unterscheiden sich dadurch, dass bei dem Arm-Tefillin alle vier Abschnitte auf einem Pergament und in einer Kammer untergebracht sind, während im Kopf-Tefillin vier Pergamentrollen, mit je einem Tora-Abschnitt, in vier getrennte Kammern eingelegt werden.
Arm-Tefillin:
ein Stück Pergament, vier Torastellen, eine Kammer
Kopf-Tefillin: vier Stück Pergament, vier Torastellen, vier Kammern
Die vier Torastellen:
2Mo 13, 1-10; 2Mo 13, 11-16; 5Mo 6,4-9; 5Mo 11,13-21
▪︎ Herz und Kopf – Das Anlegen der Tefillin
Die Tefillin werden im Morgengebet (außer an Schabbat und Feiertagen) auf bestimmte Art und Weise um den Arm und an die Stirn gelegt; zwischendurch werden bestimmte Segen gesprochen. Der gebeugte Arm berührt dabei das Herz.
▪︎ Segen für das Anlegen
Der Segensspruch für die Arm-Tefillin lautet:
„Baruch ata Adonaj,
elohejnu melech ha-olam,
ascher kid’schanu b’mizwotaw,
w’ziwanu l’haniach t’fllin“
„Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott,
Gebieter der Welt,
der du uns geheiligt durch deine Gebote
und uns geboten hast,
uns Tefillin anzulegen“
Der ︎Segensspruch für die Kopf-Tefillin lautet:
„Baruch ata Adonaj,
elohejnu melech ha-olam,
ascher kid’schanu b’mizwotaw,
w’ziwanu al mizwat t’fllin“
„Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott,
Gebieter der Welt,
der du uns geheiligt durch deine Gebote
und uns das Tefillin-Gebot gegeben hast“
Die Arm-Tefillin werden siebenmal um den schwächeren Arm gewickelt, da der Psalmvers (145,16) im Hebräischen aus sieben Wörtern besteht, so dass das Schächtelchen auf dem Bizeps liegt. Bei Rechtshändern um den linken Arm, bei Linkshändern um den Rechten. Das Ende des Riemens wird anschließend noch dreimal um den Ringfinger und den Mittelfinger gewickelt (Hos 2,21-22), so dass die Form des hebräischen Wortes „Schaddai“ entsteht.
Nach sephardischer Art wickelt man die Riemen im Uhrzeigersinn, nach aschkenasischer Art entgegen des Uhrzeigersinns.
Die Kopf-Tefillin werden auf der Stirn gehalten und am Hinterkopf mit einem speziellen Knoten befestigt, die Riemenenden hängen über die Schulter nach vorn.
Die Gebetskapsel der Kopf-Tefillin trägt den hebräischen Buchstaben Schin (ש), für „Schaddai (hebr. שדי)“, deutsch Allmächtiger, bei den Hand-Tefillin wird das Wort „Schaddai“ aus den Riemen gebildet.
Zum Entfernen der Tefillin geht man im Allgemeinen in der umgekehrten Reihenfolge vor, in der man sie angelegt hat.
Antisemitismus: Die Verfolgung und äußere Symbole der jüdischen Identität
Obwohl Juden in Israel ihre speziellen Kleidungsstücke üblicherweise als Zeichen ihres Glaubens tragen, fürchten Juden in Europa und weltweit zunehmend, in der Öffentlichkeit als Juden erkannt zu werden.
Da islamische Gemeinden immer größer werden und Antisemitismus in der ganzen Welt zunimmt, muss man sich fragen, wie sicher es ist, in traditionell gastfreundlichen Ländern in der Öffentlichkeit jüdische Kleidungsstücke zu tragen.
Vor den Angriffen auf jüdische Einrichtungen in Europa in den letzten Jahren gaben zwischen einem Fünftel und einem Drittel der in Europa lebenden Juden an, Angst zu haben, in der Öffentlichkeit auch nur eine Kippa zu tragen, geschweige denn einen Tallit. Jetzt sind es wahrscheinlich annähernd 100 Prozent.
Darüber hinaus besteht in jüdischen Gotteshäusern und anderen Einrichtungen auf der ganzen Welt zunehmend die Notwendigkeit, bewaffnete Wachen zum Schutz jüdischer Gläubiger und der Gebäude selbst einzusetzen.
Diese Angst veranlasst die israelische Regierung dazu, die Juden Europas aufzufordern, nach Israel einzuwandern.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen