LagLag ba-Omer – 33. Tag der Omerzählung


Jeremia 23,29

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?


Die Feuer an Lag Ba´Omer


Lag ba-Omer ist ein jüdisches Freudenfest, das die 49-tägige Trauerzeit zwischen Passah (hebr. Pessach) und dem Wochenfest/Pfingsten (hebr. Schawuot) am 33. Tag unterbricht. Nach der Zerstörung des Tempels, 70 n.Chr., sind die Tage der Omerzählung als Trauertage in der jüdischen Geschichte zu betrachten. Lag ba-Omer bietet Juden daher eine Art Atempause und Hoffnungsschimmer inmitten der Zeit der Trauer.

 

Im Wesentlichen feiert Lag ba-Omer das Leben und die Lehren von zwei der größten Gelehrten der jüdischen Geschichte, Rabbi Akiva und Rabbi Shimon bar Jochai. Es ist auch der Feiertag, der besonders mit der Kabbala, der mystischen Tradition des Judentums, in Verbindung gebracht wird.

 

NAME

Lag ba-Omer (hebr. ל"ג בעומר) bedeutet der „33. im Omer“.

 

Das Wort „Lag“ (hebr. ל"ג) ist ein Akrostichon aus zwei hebräischen Buchstaben, „Lamed ל“ und „Gimel ג“, die den Zahlenwert von 33 ergeben. Im Hebräischen haben Buchstaben auch einen Zahlenwert, und so steht das Aleph א für 1, das Beth ב für 2, das Gimel ג für 3 und so weiter. Die beiden Buchstaben Lamed (Zahlenwert 30) und Gimel (Zahlenwert 3) ergeben gemeinsam die Zahl 33 und so werden sie gemeinsam als Wort „Lag“ für „33“ gelesen.

 

WANN

18. Ijjar

 

Alle Feste beginnen, wie jeder andere Tag in der Bibel und somit auch in Israel, jeweils bei Sonnenuntergang, also etwa gegen 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr am Vorabend, dem „Erew“, und enden bei Sonnenuntergang des letzten Festtages. Dies knüpft direkt an die Schöpfungsgeschichte an (1Mo 1,5.8.13.19.23.31).

 

Zwischen Passah (Pessach) und dem Wochenfest/Pfingsten (Schawuot) werden exakt sieben Wochen gezählt. Diese Zählung nennt man Omerzählung (hebr. Sefirat ha-Omer; 3Mo 23,15-16). Lag ba-Omer fällt auf den 33. Tag der Omerzählung.

 

HINTERGRUND

Der genaue Ursprung von Lag ba-Omer liegt weitestgehend im Dunkeln und leitet sich von rabbinischen sowie kabbalistischen Traditionen ab. In der Bibel und im Talmud ist von Lag ba-Omer nicht die Rede. Diese Tatsache verschärft nur die Größe des Fragezeichens hinter diesem Freudenfest. Erst im 12./13. Jahrhundert lassen sich erste Quellen finden, die diesem Tag eine besondere Bedeutung beimessen. So gibt es mehrere mögliche Erklärungen für diesen Tag:

 

Die Tempelzerstörung

Ursprünglich hatte die Omerzählung einen festlichen Charakter, da Passah (Pessach) und das Wochenfest (Schawuot) ihren Hintergrund in der Ernte haben. Jüdische Gelehrte sind sich der historischen Gründe für die Trauer während des Zählens des Omer nicht wirklich sicher. Nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem wurde die Omerzeit allerdings zur Zeit der Trauer, worin wohl das Hauptmotiv der Betrübnis, während der Omerzeit liegt.

 

Der Bar-Kochba-Aufstand

Lag ba-Omer soll ebenso an die Ereignisse des Bar-Kochba-Aufstandes gegen Rom erinnern. Die jüdische Tradition besagt, dass an diesem Tag der nationale jüdische Freiheitskämpfer Bar Kochba im Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht (132–135 n.Chr.) einen Sieg über seine Feinde errang.

 

Der Talmud

Die traditionell-talmudische Erklärung besagt, dass 24.000 Schüler von Rabbi Akiva, dem bekannten Rabbiner des zweiten Jahrhunderts n.Chr., einer tödlichen Seuche zum Opfer fielen. Rabbi Akiva lebte in einer der schwierigsten Zeiten der jüdischen Geschichte – der Generation nach der Zerstörung des Heiligen Tempels (im Jahr 70 n.Chr.) und der bösartigen Verfolgung der Juden durch die Römer. 

 

Die Römer verboten das Studium der Tora und die Ausübung des Judentums unter Androhung der Todesstrafe. Rabbi Akiva widersetzte sich den Römern, indem er das, was er selbst gelehrt bekommen hatte, an seine Schüler weitergab und so das Überleben der Tora garantierte.

 

Damals soll die Seuche zu Beginn des Omer begonnen haben und hörte am 33. Tag auf. Aus diesem Grund wird Lag ba-Omer auch als „Tag der Gelehrten“ bezeichnet.

 

Die Kabbala

Gemäß jüdischen Mystikern, den sogenannten Kabbalisten, starb Rabbi Shimon bar Jochai, der vorgebliche Verfasser des Sohar – das Hauptbuch der Kabbala – und Schüler von Rabbi Akiva, an Lag ba-Omer.

 

Wie Rabbi Akiva, sein Lehrer, litt Rabbi Shimon sehr unter der Verfolgung durch die Römer.

 

An seinem Todestag soll er seinen Schülern viele Geheimnisse offenbart haben. Zum Gedenken findet am Grab von Rabbi Shimon auf dem Berg Meron, unweit von Safed (auch Zefat), jedes Jahr ein großes Wallfahrtsfest statt, die sogenannte „Hillula“, zu dem hunderttausende Juden pilgern, um zu tanzen, zu beten und die Kabbala zu feiern.

 

Obwohl die Ursprünge von Lag ba-Omer ungewiss sind, ist er doch zu einem bedeutenden Feiertag geworden.

 

JÜDISCHER BRAUCH

Da die sieben Wochen der Omerzählung als Trauerzeit gelten, feiern gläubige Juden in dieser Zeit keine Hochzeiten, schneiden sich nicht die Haare und rasieren sich nicht. Lag ba-Omer unterbricht diese Trauerzeit. Die verschiedenen einschränkenden Gebote der Trauerzeit sind an diesem Tage aufgehoben. 

 

So kann an diesem Tag wieder geheiratet werden. Man darf sich wieder rasieren und sich auch die Haare schneiden lassen. An Lag ba-Omer wird deshalb auch die Zeremonie der „Chalaka“ durchgeführt, bei der jüdischen Jungen, die drei Jahre alt sind, zum ersten Mal die Haare geschnitten werden. Hier wird auch der Kopf des Kindes das erste Mal mit einer Kippa bedeckt, und man zieht ihm das erste Mal einen kleinen Gebetsschal, den Tallit Katan (kleiner Tallit), an.

 

Außerdem veranstalten Erwachsene und Kinder Picknicks.

 

Es ist große Tradition, am Vorabend (Erew) von Lag ba-Omer, Lagerfeuer zu entzünden. Im ganzen Land Israel und speziell rund um Meron in Galiläa sieht man am Abend und in der Nacht zahllose Feuer brennen. Warum gehört das Entfachen solcher Feuer zu diesem Tag der Freude? Die Feuer sollen nach Überlieferung an das Licht erinnern, das Rabbi Shimon bar Jochai, mit seinen Lehren auf die Erde geholt habe. Symbolisch erhellen sie die Wege derer, die die tieferen Wahrheiten der Tora verstehen wollen, wie sie von Rabbi Shimon offenbart wurden.

 

Außerdem feiern die Juden Lag ba-Omer am liebsten mit Lagerfeuern, weil sie an die Signalfeuer erinnern, mit denen in alter Zeit von Jerusalem aus der Neumond (Rosch Chodesch) oder andere wichtige Ereignisse wie Feiertage angekündigt wurden.

 

So erinnern die Feuer auch an die Signalfeuer der Kämpfer des Bar-Kochba-Aufstandes. Sie bedeuteten, dass die Feiertage nun wieder ohne Bedrängnis angekündigt werden konnten. Von Jerusalem ausgehend, wurden die Feuer entzündet und sollen bis nach Babylon weiter entzündet worden sein. Diese Praxis wurde indes von den Römern verboten. Die Anhänger Bar Kochbas kämpften aktiv dagegen, weil sie selbstbestimmt leben wollten.

 

Aus diesem Grund ist es auch ein üblicher Brauch, dass Kinder und Jugendliche an Lag ba-Omer, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, auf die Felder und in die Wälder ziehen. Dies erinnert an die Kämpfer im Bar-Kochba-Aufstand.

 

Wie beim Feuer hat auch dieser volkstümliche Brauch eine tiefere Erklärung: Der Bogen versinnbildlicht den Regenbogen, den Gott als Zeichen der Versprechung, nie wieder die Welt mit einer Sintflut heimzusuchen, in den Tagen Noahs am Himmel aufspannte. Was aber hat Lag ba-Omer mit der Sintflut Noahs zu tun? In 1. Mose 7,11-14 lesen wir:

 

11 Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs, am siebzehnten Tag des zweiten Monats [Anm.: 17 Ijjar], an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich. 12 Und es regnete auf der Erde 40 Tage und 40 Nächte lang. 13 An eben diesem Tag war Noah in die Arche gegangen mit Sem, Ham und Japhet, seinen Söhnen, und mit seiner Frau und den drei Frauen seiner Söhne; 14 sie und alle Wildtiere nach ihrer Art und alles Vieh nach seiner Art und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, nach seiner Art, auch alle Vögel nach ihrer Art, jeder gefiederte Vogel

 

Hiernach war der 18. Ijjar, d.h. Lag ba-Omer, der „erste Rettungstag“ der Menschheit und aller Lebewesen überhaupt! Es ist also nicht auszuschließen, dass dieser Tag schon vor langer Zeit als Festtag begangen wurde, der ursprüngliche Grund jedoch – die Rettung Noahs in der Arche – mit der Zeit verlorenging.

 

Das Ziel der Selbstbestimmung ist heute durch die Gründung des Staates Israel erreicht. Juden können nach allen Katastrophen, die sich speziell auch während der Omerzeit zugetragen haben, in aller Öffentlichkeit ihre Feste begehen, sich nachts ans Lagerfeuer setzen und in hebräischer Sprache darüber erzählen und singen. Ein guter Grund zur Freude.

 

SPEISEN & GETRÄNKE

Zu den üblichen Speisen an Lag ba-Omer gehören Johannisbrot (das Rabbi Shimon auf wundersame Weise nährte, als er sich vor den Römern versteckten) und Eier (ein Zeichen der Trauer).


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen