Wozu sollte Paulus mehr in Zungen sprechen als alle Korinther?

In 1. Korinther 14,18 sagt Paulus:

 

"Ich danke Gott, ich bete mehr in Zungen als ihr alle."

 

Nach anticharismatischer Argumentation dienten Zungenrede sowie die anderen Erkenntnisgaben den ersten Christen bis zur Fertigstellung des Neuen Testaments der geistlichen Erkenntnis, da sie diese noch nicht aus dem Neuen Testament beziehen konnten.

Paulus aber war maßgeblich an der Erstellung des Neuen Testaments beteiligt, und er erhielt sein Evangelium durch eine direkte Offenbarung Christi. Es ist offensichtlich, dass Paulus die Zungenrede nicht in dem Sinne nutzen musste, welche Anticharismatiker ihr als vorübergehendem Ersatz des Neuen Testaments beimessen.

Daraus ergibt sich eine sehr klare Frage: Warum sollte Paulus mehr in Zungen reden als alle Korinther?

Zungenrede kann keine nutzlose Gabe sein; andernfalls hätte Paulus nicht anhaltend in Zungen gebetet. Zungenrede kann kein vorübergehender Ersatz der ersten Christen für das Neue Testament gewesen sein, wenn der vom Heiligen Geist inspirierte Hauptautor des Neuen Testaments mehr in Zungen redete als die charismatischste (überlieferte) Gemeinde der damaligen Zeit.

Paulus lehrt: "Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst." (1Kor 14,4) Und um dem unvernünftigen anticharismatischen Argument, sich selbst zu erbauen wäre selbstsüchtig, vorzubeugen: Sich selbst zu erbauen ist für Paulus die Erbauung des inwendigen, geistlichen Menschen, des Menschen, der in Christus eine Neue Schöpfung wurde.

 

Römer 8,26-27
"26 In derselben Weise hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf, denn das, was wir beten sollten, nach dem was sein muss, wissen wir nicht, sondern der Geist selbst verwendet sich für uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber erforscht die Herzen, weiß was die Gesinnung des Geistes ist, da er sich Gott gemäß verwendet für Heilige."

Und der Apostel Judas schreibt: "Ihr aber, Geliebte, indem ihr euch selbst auferbaut in eurem heiligsten Glauben, betend in heiligem Geist, bewahret euch selbst in der Liebe Gottes." (Jud 20-21).

Da Zungenrede einzelner Gläubiger vermutlich kaum direkten Einfluss hat auf die Errettung der Verlorenen (von Fällen abgesehen, in denen der Heilige Geist sie zur Predigt in nicht gelernten Sprachen gebraucht), unterliegt es der Beziehung zu Gott eines jeden Gläubigen selbst, ob er darauf verzichtet, sich in seinem allerheiligsten Glauben – betend im Heiligen Geist – aufzuerbauen, im Geist mit Gott Geheimnisse zu reden und den Heiligen Geist sich für ihn mit unaussprechlichem Seufzen verwenden zu lassen.

Doch es bleibt die Tatsache, dass Paulus nicht ohne Grund mehr in Zungen betete als alle Korinther. Der Heilige Geist bietet uns – abgesehen von der Auferbauung der Gemeinde in Verbindung mit Auslegung – in der Zungenrede an, sich Gott gemäß für uns zu verwenden, gerade da, wo wir selbst nicht wissen wie wir beten sollen, und unseren inwendigen Menschen im heiligen Glauben zu erbauen. Das sollten wir nicht gering schätzen, wenngleich es uns vermutlich frei steht, dieses Geschenk abzulehnen oder anzunehmen.


Gottes Segen Euch allen!

1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

Amen