Psalm 137,1-6
„1 An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. 2 An den Weiden, die dort sind, hängten wir unsere Lauten auf. 3 Denn die uns dort gefangen hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen, und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: »Singt uns eines von den Zionsliedern!« 4 Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremdem Boden? 5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so erlahme meine Rechte! 6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich nicht an dich gedenke, wenn ich Jerusalem nicht über meine höchste Freude setze!“
Jesaja 62,1
„Um Zions willen schweige ich nicht, und um Jerusalems willen lasse ich nicht ab, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel“
Kann man antizionistisch sein, ohne antisemitisch zu sein? Antizionismus tarnt sich oft als legitime politische Kritik, doch hinter der Ablehnung des jüdischen Staates verbirgt sich derselbe alte Hass auf das jüdische Volk. Die Frage lautet daher nicht: Kann man antizionistisch sein, ohne antisemitisch zu sein? Sondern vielmehr: Warum sind beide untrennbar miteinander verbunden?
Ein Vorfall mit Symbolkraft
Im Dezember 2023 kam es in Philadelphia zu einem Vorfall, der sinnbildlich für unsere Zeit steht. Demonstranten, die eigentlich gegen Israels Vorgehen in Gaza protestieren wollten, zogen nicht nur durch die Straßen, sondern stellten sich gezielt vor „Goldie“, ein jüdisch geführtes Restaurant. Dort riefen sie Parolen wie: „Goldie, Goldie, du kannst dich nicht verstecken. Wir klagen dich wegen Völkermord an!“
Dieser Angriff galt nicht einer Regierung, sondern einem jüdischen Unternehmer. Er erinnert an 1933, als Nationalsozialisten jüdische Geschäfte ins Visier nahmen. Er zeigt: Der heutige „politische Protest“ schlägt oft in offenen Judenhass um.
Explosion des Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023
Die brutalen Angriffe der Hamas am 7. Oktober 2023, über 1.200 ermordete Israelis, mehr als 250 Geiseln, waren der blutigste antisemitische Anschlag seit dem Holocaust. Doch statt weltweiter Solidarität folgte ein weltweiter Anstieg des Antisemitismus:
+200 % mehr antisemitische Vorfälle in den USA im Jahr danach
+500 % mehr antisemitische Übergriffe auf US-Universitätsgeländen
Die prozentualen Entwicklungen von Antisemitismus nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober zeigen auch für Deutschland einen dramatischen Anstieg, vergleichbar mit den Entwicklungen in den USA:
Im Jahr 2023 stieg die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland um fast 83% gegenüber 2022. Mehr als die Hälfte aller Vorfälle ereigneten sich nach dem 7. Oktober. Die Zahl antisemitischer Taten stieg von 7 pro Tag (2022) auf 13 pro Tag (2023). Zwischen dem 7. Oktober und Jahresende waren es sogar 32 pro Tag.
2024 setzte sich der Anstieg fort: Die RIAS-Meldestellen dokumentierten 8.627 antisemitische Vorfälle, das entspricht einem erneuten Plus von fast 77% gegenüber dem Vorjahr. Täglich ereignen sich fast 24 antisemitische Vorfälle.
Speziell an deutschen Hochschulen hat sich die Zahl antisemitischer Vorfälle verdreifacht (also +200 %) im Vergleich zu 2023.
Dieser sprunghafte Anstieg betrifft sämtliche Lebensbereiche: Gewalttaten, Bedrohungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Protestaktionen. Die Auswirkungen sind in Deutschland also ähnlich gravierend wie der Anstieg von +200 % in den USA insgesamt und sogar noch stärker im Bereich Universitäten (+200 % zu +500 % in den USA).
Nach dem Hamas-Angriff hat sich die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland innerhalb eines Jahres etwa verdoppelt bis verdreifacht, insbesondere an Hochschulen.
Demonstrationen, die als „pro-palästinensisch“ etikettiert werden, überschreiten immer wieder die Grenze von legitimer Kritik zu blankem Judenhass.
Kann Antizionismus „nicht antisemitisch“ sein?
Eine entscheidende Frage lautet: Kann man gegen den Zionismus sein, also gegen die Existenz Israels, ohne antisemitisch zu sein?
Viele Aktivisten behaupten, ihr Antizionismus richte sich nicht gegen Juden. Doch wenn man sie fragt, ob Israel ein Existenzrecht habe, können sie kein klares Ja sagen. Denn genau darin liegt der Kern: Antizionismus lehnt das Recht des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung ab, ein Recht, das allen anderen Völkern zugestanden wird.
Jonathan Greenblatt von der Anti-Defamation League bringt es auf den Punkt: Antizionismus bedeutet letztlich, Juden das Existenzrecht in ihrer Heimat abzusprechen. Das ist Antisemitismus in „neuer“ Gestalt.
Antisemitismus – der „Gestaltwandler“ der Geschichte
Antisemitismus ist wandelbar, aber sein Kern bleibt gleich: Hass auf Juden.
• Religiöser Antisemitismus: In der Antike und im Mittelalter wurden Juden verfolgt, weil sie ihren Glauben nicht aufgeben wollten. Antiochus IV. verbot die Tora, die Inquisition zwang Juden zur Taufe oder ins Exil.
• Rassistischer Antisemitismus: Im 19./20. Jahrhundert entstand der Wahn vom „jüdischen Blut“. Unter Hitler konnte kein Jude „konvertieren“, seine Existenz allein war ein Todesurteil.
• Nationaler Antisemitismus: Heute gilt der Hass dem Staat Israel. Juden werden angegriffen, weil es Israel gibt. Synagogen, Studenten, Unternehmer, alle werden verantwortlich gemacht für die bloße Existenz des jüdischen Staates.
Dieser Wandel macht deutlich: Antizionismus ist nur die moderne Maske eines uralten Hasses.
Die biblische Dimension
Der Prophet Joel warnte, dass Gott die Nationen nach ihrem Umgang mit Israel richten wird (Joel 4,2). Israel ist nicht „nur ein Land wie jedes andere“. Es ist Teil von Gottes Heilsplan. Wer Israel delegitimiert, widersetzt sich letztlich Gottes Bund.
Israel wurde 1948 wiedergeboren, nach fast 2.000 Jahren Zerstreuung. Heute erkennen 167 Staaten Israel offiziell an, doch die Feindschaft gegen seine Existenz nimmt zu. Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern Teil des geistlichen Kampfes, den die Bibel beschreibt.
Was Christen tun können
Israel und das jüdische Volk brauchen heute mehr denn je Christen, die nicht schweigen, sondern sich mutig an ihre Seite stellen. Unsere Verantwortung geht dabei über bloße Zustimmung hinaus, sie zeigt sich in Gebet, praktischer Hilfe und einem klaren Bekenntnis zur Wahrheit.
• Fürbitte für Israel
Gebet ist unsere wichtigste Waffe. Die Bibel fordert uns ausdrücklich auf, „für den Frieden Jerusalems“ zu beten (Ps 122,6). Das bedeutet: Wir bringen Israel regelmäßig vor Gott, bitten um Schutz für seine Bürger, um Weisheit für seine Regierung, um Trost für die Opfer von Terror und Krieg und nicht zuletzt um die Erkenntnis Jesu, des Messias. Wahre Liebe zu Israel schließt auch das Gebet um geistliche Erneuerung mit ein.
• Wahrheit bezeugen
In einer Zeit voller Fake News, verzerrter Schlagzeilen und antisemitischer Narrative ist es entscheidend, dass Christen die Wahrheit weitergeben. Das kann im persönlichen Gespräch geschehen, in sozialen Medien oder durch das Teilen von verlässlichen Informationen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Lügen unwidersprochen bleiben.
• Praktische Hilfe leisten
Solidarität mit Israel zeigt sich auch ganz konkret. Christen können Hilfsorganisationen unterstützen, die Bedürftigen in Israel helfen, sei es durch Hilfe für Opfer von Terroranschlägen, Unterstützung für Holocaust-Überlebende oder medizinische Versorgung durch entsprechende Dienste. Auch Freiwilligeneinsätze oder Spendenaktionen sind Möglichkeiten, Gottes Liebe praktisch sichtbar zu machen.
• Gemeinschaft suchen
Beziehungen zu jüdischen Gemeinden vor Ort sind ein starkes Zeichen der Verbundenheit. Ein Besuch in einer Synagoge, eine gemeinsame Veranstaltung oder das einfache Signal „Wir stehen an eurer Seite“ können in Zeiten zunehmenden Antisemitismus enorm ermutigend wirken.
• Ein prophetisches Zeugnis geben
Schließlich gilt es, die geistliche Dimension nicht zu verschweigen: Israel ist nicht nur ein politisches Projekt, sondern Teil von Gottes Heilsplan. Wer das versteht, kann anderen Mut machen, sich auf Gottes Seite zu stellen, in Erwartung des Tages, an dem der Messias als Friedefürst in Jerusalem regieren wird.
Schlussgedanke
Antizionismus ist Antisemitismus. Er ist keine harmlose politische Meinung, sondern Ausdruck desselben alten Hasses, der sich durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht.
Wer für Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden einsteht, muss erkennen: Israel hat ein Existenzrecht, nicht nur nach internationalem Recht, sondern vor allem, weil es Gottes Verheißung trägt.
Darum gilt: Wir dürfen nicht schweigen. Wir müssen beten, aufklären und uns an die Seite Israels stellen.
Falls Sie durch unseren Dienst und diesen Beitrag gesegnet wurden, oder uns einfach unterstützen möchten, können Sie Ihre Dankbarkeit und Wertschätzung in Form einer finanziellen Segnung ausdrücken, worüber wir uns sehr freuen und äußerst dankbar sind.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen