Außerbiblische Belege für die Existenz Jesu

Dass Jesus von Nazareth vor 2000 Jahren gelebt hat, ist auch durch außerbiblische Quellen belegt. Die meisten Autoren, die ihn erwähnten, hatten nichts für den Mann übrig, der in einer unruhigen Randprovinz Menschen um sich geschart hatte und doch gibt es zahlreiche Berichte über Jesus. Einige werden hier dargebracht.

 

Einführung:

Oft wird kritisch angemerkt, dass man ja keinerlei ausserbiblische Quellen fände, die Jesus erwähnen. Dies offenbar, um die Glaubwürdigkeit der biblischen Texte in Frage zu stellen.

 

Demgegenüber ist zweierlei zu sagen: Einerseits gibt es ausserbiblische Quellen, die Jesus erwähnen - einige von ihnen beschreibt dieser Artikel - zum anderen muss man sich die historische Situation vergegenwärtigen und sich fragen, welche ausserbiblischen Aussagen man überhaupt erwarten kann.

 

Dass Gerüchte über einen Prediger irgendeiner Religion irgendeines Völkleins am Rande des römischen Imperiums so viel Aufmerksamkeit finden, dass sie bei zeitgenössischen römischen Historikern Erwähnung finden, ist zum Beispiel meines Erachtens eher unwahrscheinlich. (Zu einem späteren Zeitpunkt, als sich die Nachricht von der Auferstehung dieses Jesus durch seine Anhänger wie ein Lauffeuer in der antiken Welt ausbreitete und als die Christen zu einem Faktor innerhalb der römischen Welt wurden, hatte sich diese Situation grundlegend gewandelt).

 

Eine andere Anfrage ist an die Überlieferungssituation zu stellen. Es gilt zu berücksichtigen, dass uns die biblischen Texte nur deshalb zur Verfügung stehen, weil sie immer wieder abgeschrieben wurden. Kein einziges Original liegt uns vor. Schon die Auffindung einer alten Abschrift ist ein Glücksfall, die Auffindung des Originals eines biblischen Textes wäre nicht weniger als ein Wunder. Ebenso unwahrscheinlich ist die Auffindung des Originals einer zeitgenössischen Erwähnung Jesu. Und da diese nicht so penibel und eifrig überliefert worden sein dürften, ist die Chance, einen solchen Text zu finden, verschwindend gering.

 

Zum dritten klammert man alle diejenigen aus, die sich von Jesus überzeugen ließen und von seinem Leben berichteten, weil sie ihn für den Christus, den versprochenen Messias hielten.

 

Es entsteht das Bild, dass man solange an der Art des geforderten Beweises herumfeilt, bis es nahezu ausgeschlossen ist, einen solchen Beweis aufzutreiben.

 

Aber nun zu den Erwähnungen, die uns vorliegen.

 

Eine Auswahl von Belegen

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, enthält dieser Text eine Aufstellung ausserchristlicher Quellen, die Jesus und/oder die frühen Christen erwähnen.

 


Codex Mediceus 68 II fol. 38 r: Cornelius Tacitus Annales 15:44
Codex Mediceus 68 II fol. 38 r: Cornelius Tacitus Annales 15:44

1. Publius Cornelius Tacitus (55-ca.117 n.Chr.)

"bedeutendste Historiker des römischen Kaiserreichs, Senator, Prokonsul und Statthalter über Kleinasien"

 

In seinem Bericht über die Regierung Neros schreibt er:

 

"Doch nicht durch menschliche Hilfe, nicht durch des Fürsten Spendungen oder durch Sühnungen der Götter ließ sich der Schimpf bannen, daß man glaubte, es sei die Feuersbrunst geboten worden.

Um daher dieses Gerede zu vernichten, gab Nero denen, welche wegen ihrer Schandtaten verhaßt das Volk Christianer nannte, die Schuld und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Derjenige, von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter des Tiberius Führung vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden; und der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Vaterland dieses Unwesens, sondern auch in der Hauptstadt, wo von allen Seiten alle nur denkbaren Greuel und Abscheulichkeiten zusammenströmen und Anhang finden."

 

Quelle: Annalen XV.44

 

Anmerkung:

Offenbar ist Tacitus nicht gerade ein Freund der Christen zu nennen, aber seine Aussagen über die Existenz Christi und über seine Hinrichtung sind eindeutig. Ein weiterer Hinweis auf das Christentum findet sich in einem Bruchstück seiner Historien, in dem er die Verbrennung des Jerusalemer Tempels 70 n.Chr. behandelt (nach Sulpicius Severus, Chron. ii.30.6).


Reproduktion des Testimoniums in der ältesten erhaltenen Handschrift des letzten Teils der Alten Geschichte der Juden; Codex Ambrosianus (Mediolanensis) F. 128 aus dem 11. Jhd.
Reproduktion des Testimoniums in der ältesten erhaltenen Handschrift des letzten Teils der Alten Geschichte der Juden; Codex Ambrosianus (Mediolanensis) F. 128 aus dem 11. Jhd.

2. Flavius Josephus (37-100 n.Chr.)

"war ein Pharisäer, der im jüdischen Krieg im Jahr 67 gefangengenommen wurde und sich fortan als Historiker betätigte"

 

Einer der bekanntesten ausserchristlichen Erwähnungen überhaupt ist das sogenannte "Testimonium Flavianum". Leider - und das hat sich mittlerweile als Konsens etabliert - ist der Text zumindest in dieser Form nicht von Flavius Josephus geschrieben worden. Daher kann man ihn nicht als Beleg werten. Der Vollständigkeit halber sei er dennoch wiedergegeben:

 

"Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhaenger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort."

 

Quelle: Jüdische Altertümer XVIII.3.3

 

Anmerkung I:

Es ist offensichtlich, dass man ein so begeistertes Bekenntnis zu Jesus von einem jüdischen Historiker, der Jude geblieben ist, nicht erwarten darf. Der Text macht Josephus zu einem Christen, denn er bekennt Jesus als den Christus, also als Messias.

 

Einigen Theorien zufolge hat an dieser Stelle ursprünglich doch etwas über Jesus gestanden, doch wurde der Text nachträglich "verbessert" (=verfälscht). Interessanterweise gibt es dieselbe Stelle noch einmal in einem arabischen Manuskript, dort liest sie sich folgendermaßen:

 

"Zu dieser Zeit gab es einen weisen Menschen namens Jesus. Und sein Wandel war gut, und [er] war als tugendhaft bekannt. Und viele Leute aus den Juden und aus den anderen Völkern wurden seine Jünger. Pilatus verurteilte ihn zur Kreuzigung und zum Tode. Und alle, die seine Jünger geworden waren, blieben in der Jüngerschaft. Sie berichteten, daß er ihnen drei Tage nach der Kreuzigung erschienen sei und daß er lebendig sei; demnach war er vielleicht der Messias, über den die Propheten Wunder erzählt haben."

 

Anmerkung II:

Diesen Text könnte man sich schon eher aus der Feder von Josephus vorstellen. Aber lassen wir die Frage nach dem Wortlaut des "Testimonium Flavianum" so, wie sie in der wissenschaftlichen Diskussion ist: ungeklärt.

Weit unbekannter und meines Wissens nicht in dem Verdacht nachträglicher Verfälschung stehend, erwähnt Josephus den Bruder von Jesus, Jakobus, und auch Jesus selbst:

 

"Der jüngere Ananus jedoch, dessen Ernennung zum Hohepriester ich soeben erwähnt habe, war von heftiger und verwegener Gemütsart und gehörte zur Sekte der Sadduzäer, die, wie schon früher bemerkt, im Gerichte härter und liebloser sind als alle anderen Juden. Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus auch jetzt, da Festus gestorben, Albinus aber noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen ließ."

 

Quelle: Altertümer XX, 9.1


Auszug von Mara Bar-Serapion 14658.183 British Library
Auszug von Mara Bar-Serapion 14658.183 British Library

3. Der Brief von Mara Bar-Serapion

Mara Bar-Serapion war ein syrischer Stoiker"

 

Geschrieben nach 73 n.Chr., genaue Datierung nicht möglich.

 

Ein Syrer namens Mara Bar-Serapion schreibt an seinen Sohn Serapion. Er ermutigt ihn dazu, die Weisheit zu suchen, und gibt drei Beispiele dafür an, dass von Unglück heimgesucht wird, wer einen Weisen tötet. Dabei stellt er die Tode von Sokrates, Pythagoras und Christus in eine Reihe:

 

"Was profitierten die Athener davon, daß sie Sokrates töteten ? Hungersnot und Pest traf sie als Strafe für ihr Verbrechen. Was profitierten die Einwohner von Samus davon, dass sie Pythagoras verbrannten? Kurze Zeit später war ihr Land unter einer Sandschicht begraben. Was profitierten die Juden davon, daß sie ihren weisen König hinrichteten? Kurz danach wurde ihr Königreich total zugrundegerichtet.

Gott hat diese drei Weisen in gerechter Weise gerächt: Die Athener verhungerten, Samos wurde vom Meer überschwemmt, und die Juden, ruiniert und aus ihrem Land vertrieben, leben jetzt in absoluter Zerstreuung. Aber Sokrates ist nicht tot. Er lebt weiter in der Lehre Platos. Pythagoras ist nicht tot. Er lebt weiter in der Statue der Hera. Und auch der weise König ist nicht tot. Er lebt in der Lehre fort, die er brachte."

 

Anmerkung:

Es handelte sich hierbei offenbar um keinen Christen, sonst hätte er nicht geschrieben, dass Christus in seiner Lehre weiterlebt, sondern dass er von den Toten auferstanden ist.


Eine Kopie von "Leben der Cäsaren" von Sueton
Eine Kopie von "Leben der Cäsaren" von Sueton

4. Gaius Tranquillus Sueton (69-ca.122 n.Chr.)

"römischer Geschichtsschreiber, Kanzleichef Hadrians und Verfasser von Kaiserbiographien"

 

"Da die Juden unter ihrem Anführer Chrestos [=Christus] beständig Unruhe anstifteten, vertrieb er [Claudius] sie aus Rom."

 

Quelle: Sueton, Leben der Cäsaren, Claudius Par.25 / Suetonius/296

 

Anmerkung:

Hier wird gut deutlich, dass die Christen in der ersten Zeit noch nicht von den Juden getrennt gesehen wurden. Sueton greift auf, was ihm, teils mehr gerüchtweise, an Informationen vorliegt. Über die Christen schreibt er:

 

"...über die Christen, Menschen, die sich einem neuen und gefährlichen Aberglauben ergeben hatten, wurde die Todesstrafe verhängt."

 

Quelle: [Nero, Par 16] Suetonius/326


Eine Seite aus Sanhedrin im 12. Jahrhundert (Reuchlin Codex)
Eine Seite aus Sanhedrin im 12. Jahrhundert (Reuchlin Codex)

5. Der Talmud

Im Talmud taucht Jesus verschiedentlich auf, er wird dort allerdings "Ben Pantera", "Ben Pantere" oder "Jeschu ben Pandera" genannt.

 

Für das "Ben Pandera" (Sohn des Pandera) gibt es mehrere Erklärungsansätze: Zum einen eine Verzerrung des gr. "parthenon" (Jungfrau), andererseits gab es unter den Juden die Meinung, ein "Panteri" oder "Pandera" sei der leibliche Vater von Jesus gewesen, und Jesus damit ein aussereheliches Kind. Die folgenden Textstellen sind inhaltlich natürlich vor dem Hintergrund zu betrachten, dass sie nicht aus einer neutralen Perspektive stammen.

 

"Am Vorabend des Pesachfestes haben sie Jesus gehängt. Der Herold aber ging vierzig Tage vor ihm her: Dieser geht hinaus, um gesteinigt zu werden, weil er Zauberei getrieben und Israel verlockt und abgesprengt hat. Jeder, der etwas zu seinen Gunsten weiß, komme und plädiere für ihn. Aber sie fanden nichts zu seinen Gunsten und hängten ihn am Vorabend des Pesahfestes."

 

Quelle: Babylonischer Talmud, Sanhedrin 43

 

Ein späterer Kommentar (3. Jh.) hierzu:

"Meinst du denn, er sei einer gewesen, zu dessen Gunsten sich etwas hätte wenden können? Er war doch ein Verlocker, und der Allbarmherzige sprach: Du sollst ihn nicht schonen und ihn nicht bedecken. Aber mit Jesus verhielt es sich anders, weil er der Regierung nahestand."

 

Quelle: Talmud/207; Babylon | Talmud Band 8/631

 

Anmerkung I:

Nach dem jüdischen Gelehrten Klausner spricht der Talmud von Hängen und nicht von Kreuzigen, "weil jene abstoßende römische Todesart den jüdischen Gelehrten nicht aus ihrem eigenen Rechtssystem, sondern nur von der römischen Gerichtsbarkeit her bekannt war. Selbst Paulus erklärt die Stelle: "Denn Verwünschung Gottes ist ein Gehenkter" (5Mo 21,23) als auf Jesus bezüglich (Gal 3,13)."

 

Eine weitere namentliche Erwähnung, zitiert bei Klausner (alle Klammern gehören zu diesem Zitat):

 

"Akiba, du hast mich erinnert. Einmal ging ich durch den oberen Markt (in der Tosefta: Straße) von Sepphoris und traf da einen Mann [von den Jüngern des Jesus des Nazareners], und Jakob aus dem Dorfe Sechania (in der Tosefta: Sichnin) war sein Name. Der sprach zu mir: In eurer Thora ist geschrieben: Bringe nicht Dirnenlohn...in deines Gottes Haus. Was soll damit geschehen - soll man daraus eine Latrine fuer den Hohenpriester machen ? Ich aber sagte nichts. Da sprach er zu mir: So lehrte mich Jesus der Nazarener (in der Tosefta: »Jesus ben Panteri«): Aus Dirnenlohn ward es aufgehäuft und zu Dirnenlohn soll es wieder werden. Vom Ort des Schmutzes sind sie gekommen und zum Ort des Schmutzes sollen sie zurückkehren." - Dies hat mir gefallen, und deshalb ward ich wegen Ketzerei ergriffen. Übertreten habe ich, was in der Thora geschrieben ist: »Dein Weg führe fern von ihr« - gemeint ist: die Ketzerei; » und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses « - gemeint ist: die Obrigkeit."

 

Quelle: Klausner, Joseph: Jesus von Nazareth. Seine Zeit, sein Leben und seine Lehre (Jerusalem: The Jewish Publishing House 3. Aufl. 1952)

 

Anmerkung II:

Klausner kommentiert: Es kann "kein Zweifel darüber bestehen, dass die Worte von den Jüngern des Nazareners und so lehrte mich Jesus der Nazarener alt und echt sind, wenn sie auch in den Parallelstellen kleine Veränderungen erlitten haben." (a.a.O., S.45)


6. Gajus Plinius Caecilius Secundus (Plinius der Jüngere) (61-113 n.Chr.)

"amtet nach 110 als Prokonsul der Provinzen Bithynien in Kleinasien und Pontus (heute Türkei)"

 

"Sie behaupteten aber, ihre ganze Schuld - oder ihr ganzer Irrtum - habe darin bestanden, daß sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus zu ehren, wie einem Gotte, im Wechselgesang ein Lied anzustimmen, und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen."

 

Quelle: [Briefe X.96] Plinius Secundus/423


7. Thallus (52 n.Chr.)

"Profanhistoriker"

 

Einer der ersten säkularen Autoren, der Christus erwähnt, ist Thallus (möglicherweise ein Samariter). Etwa um 52 n.Chr. schrieb Thallus eine Geschichte des östlichen Mittelmeerraumes vom Trojanischen Krieg angefangen bis zu seiner eigenen Zeit. Leider existieren seine Schriften heute nur noch in Fragmenten, die man den Zitaten anderer Schriftsteller entnehmen kann. Einer dieser anderen Autoren ist z.B. Julius Africanus, ein Christ, der sein Werk um das Jahr 221 n.Chr. verfasste. Eine sehr interessante Passage bezieht sich auf eine Bemerkung, die Thallus über die Finsternis macht, die sich an jenem späten Nachmittag über das Land ausbreitete, als Jesus am Kreuz starb.

 

Africanus berichtet: 

"Thallus erklärt im dritten Buch seiner 'Geschichte' die Dunkelheit als eine Sonnenfinsternis - was mir unbegründet erscheint."

 

Quelle: Julius Africanus, Chronographie 18.1

 

Unbegründet erscheint es deswegen, weil eine Sonnenfinsternis nicht zur Zeit des Vollmondes stattfinden kann. Und es war die übliche Pascha-Vollmondzeit, als Jesus starb.

 

Anmerkung:

 

Frederick F. Bruce folgert, dass der Passionsbericht schon in der Mitte des 1. Jahrhunderts auch Nichtchristen in Rom bekannt war und man sich bemühte, eine "natürliche" Erklärung für das Phänomen zu finden. Die Begründung "Vollmond" bezieht sich darauf, dass Christus zur Zeit des Passah-Vollmondes starb.

 

Lukas berichtete folgendermassen über diese Finsternis: 

Lk 23,44-45 

"44 Und es war schon um die sechste Stunde [d.i. zwischen 11 und 12 Uhr vormittags]; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 da sich die Sonne verfinsterte; der Vorhang des Tempels aber riß mitten entzwei."

 

"Thallus ist mit einem Samariter desselben Namens, den Josephus (Jüd. Altertümer, XVIII. 6.4) als einen Lehensmann des Tiberius erwähnt, gleichgesetzt worden. [...] 

Aus dieser Bemerkung des Julius Africanus zog man zwei Folgerungen: 

1. Die Evangeliumsüberlieferung, zum mindesten die Passionsgeschichte, war in Rom in nichtchristlichen Kreisen gegen die Mitte des 1. Jahrhunderts bekannt; 

2. die Gegner des Christentums bemühten sich, diese Überlieferung zu widerlegen, indem sie eine natürliche Erklärung für die darin berichteten Tatsachen beibrachten." Frederick F. Bruce, Das Neue Testament, glaubwürdig, wahr, verlässlich, 1943, 4. Auflage 1997, S.121

 


8. Lukian von Samosata (120 bis ca. 180 n.Chr.)

"grieschicher Satiriker des 2. Jahrhunderts" schrieb um das Jahr 170 n.Chr.:

 

"Übrigens verehrten diese Leute den bekannten Magus, der in Palästina deswegen gekreuzigt wurde, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte … Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden, und in alle Ewigkeit leben würden: Daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen. Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie untereinander alle Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen, und ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen, und nach seinen Gesetzen zu leben."

 

Diese Passage zeigt die Sicht eines gebildeten Griechen, der Jesus aus der Perspektive anderer damaliger Mysterienkulte wahrnahm. Er führte die Bereitschaft mancher Christen zum Martyrium in den Christenverfolgungen seiner Zeit auf ihren Glauben an eine leibliche Auferstehung zurück. Er kannte also diese jüdisch-apokalyptische Lehre, brachte sie aber mit deutlich abwertender Intention mit dem Sophismus aus der griechischen Philosophiegeschichte in Verbindung. Denn sowohl diese rationale Skepsis wie der Glaube an den einzigen, radikal transzendenten Schöpfergott stimmten darin überein, die Existenz der griechischen Götter als menschlich-allzumenschliche Projektion anzuzweifeln.

 

Quelle: Lucian Bd. 2/9


Schlussfolgerung:

 

Auch andere nicht-christliche Autoren der Antike erwähnten Jesus und die frühen Christen. In unserem Beitrag haben wir aber nur die deutlichsten untersucht, aus denen einiges zu erfahren ist.

 

Sowohl Josephus als auch Lukian zeigen, dass Jesus als weise angesehen wurde. Plinius und Lukian deuten an, dass Er ein verehrter Lehrer war, und Josephus zeigt, dass Er Wunder vollbracht hat. Die Kreuzigung wird von Lukian, Josephus und Tacitus erwähnt; und die letzten beiden sagen, dass dies unter Pontius Pilatus geschah.

 

Darüber hinaus gibt es mögliche Hinweise auf den christlichen Glauben an die Auferstehung Jesu sowohl in Tacitus als auch in Josephus. Außerdem weist Josephus darauf hin, dass die Nachfolger Jesu glaubten, Er sei der Messias. Und nach Plinius und Lukian verehrten die Christen Jesus als Gott.

 

Diese wichtigen nicht-christlichen Quellen aus der Antike bestätigen in der Tat, dass die Berichte der kanonischen Evangelien über Jesus historisch zuverlässig sind.

 

F. F. Bruce, Professor für Theologie an der Universität Manchester, schlussfolgerte: "Die Geschichtlichkeit Jesu ist für einen unvoreingenommenen Historiker ebenso unumstösslich wie die Historizität Julius Cäsars. Wer von einem Christus-Mythos spricht, ist kein Historiker." F. F. Bruce, Das Neue Testament, glaubwürdig, wahr, verlässlich, 1943, 4. Auflage 1997, S.126

 

E. M. Blaiklock, Professor für klassisches Altertum am University College von Auckland, Neuseeland stellte in 'Jesus Christ man or myth?', S.12 fest: "Die Historiker wären froh, hätten sie derart authentische, vielfältige, stimmige Belege für mehr Personen und Ereignisse aus der Geschichte der Antike."

 

Der Philosoph Paul Deussen konstatierte:

"An der Geschichtlichkeit der Person Jesu kann nur ein Narr zweifeln. Der Tatbestand des neutestamentlichen Schrifttums ebenso wie die erste Genesis (=Anfang) des Christentums blieben völlig unerklärlich, wenn man nicht als Urheber der ganzen Bewegung einen historischen Jesus voraussetzt." Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen, Band 2, Leipzig, 1919, S. 189

 

Gary Habermas, Professor für Philosophie und Religion an der Liberty University kam in 'Ancient Evidence for the Life of Jesus, Nashville', 1984, S.169 zu folgendem Fazit: 

"Wir sehen also einmal mehr, wie grundlos die Spekulationen sind, die seine Existenz leugnen oder behaupten, es gebe nur ganz wenige Fakten, die für seine Existenz sprechen. Viele Ereignisse in der Geschichte der Antike sind durch sehr viel weniger Belege gestützt, die dazu noch aus einer sehr viel späteren Zeit stammen... Die Ansicht, daß wir aus den antiken außerbiblischen Quellen so gut wie nichts über Jesus wüßten, ist ganz einfach falsch. Es gibt nicht nur relativ viele solcher Quellen, Jesus ist sogar eine der Gestalten der Geschichte der Antike, für die wir eine ganz bedeutende Anzahl recht verläßlicher Belege besitzen. Sein Leben ist eines der bestdokumentierten und bestbewiesenen Leben der Antike."

 

Der Althistoriker Dr. Jürgen Spiess: "Jesus Christus hat in Raum und Zeit gelebt, und zwar in Palästina. Als Zeitgenossen werden uns genannt: Augustus, Tiberius, Pontius Pilatus (Statthalter von Judäa 26-36 n. Chr.) Man kann also historische Aussagen über Jesus Christus machen, über Zeit und Ort seines Lebens.", Dr. Jürgen Spiess, Jesus für Skeptiker, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1990, 7. Auflage 2002, S.34

 

Kurt Aland: "Denn zwar ist es richtig, daß die Evangelien — die Hauptzeugnisse für das Leben Jesu — erst nach seinem Tode aufgezeichnet sind. Dennoch aber reichen sie, wir werden in Kürze mehrfach davon zu reden haben, bis in seine Lebenszeit hinein. Und selbst wenn wir keines der Evangelien mehr besäßen: die Tatsache, daß Jesus gelebt hat, wäre auch ohne sie eine historische Gewißheit. Denn wenige Jahre nach seinem Tode wird durch die Erscheinung vor Damaskus Paulus zum Christentum bekehrt. Und so wenig seine Briefe uns im einzelnen an Tatsachen aus dem Erdenwandel Jesu mitteilen, sind sie dennoch ein jeden Zweifel beseitigender Beweis für das Leben Jesu, von dem sie, direkt und indirekt, von der ersten bis zur letzten Zeile Zeugnis ablegen. Und sämtliche Briefe des Paulus sind vor dem Jahre 64 geschrieben, also zu einer Zeit, als zahlreiche Menschen noch lebten, die Jesus von nahe oder fern mit eigenen Augen gesehen hatten! 1. Kor. 15 etwa ist ein für jeden Historiker — mag er nun Christ sein oder nicht — bündiger Beweis für die Auferstehungserfahrung der ersten Jünger." Kurt Aland, Kirchengeschichte in Lebensbildern, 1. Teil: Die Frühzeit, 3. Auflage, 1962, S.20

 

R. T. France schrieb in 'The Evidence for Jesus', S.44: 

"Diejenigen, die die Historizität des Jesus der Evangelien bezweifeln, nur weil es so wenige außerchristliche Hinweise auf ihn gibt, müßten aus dem selben Grund der Tatsache, daß die christliche Kirche im 1. Jahrhundert existiert hat, mit noch sehr viel größerer Skepsis begegnen. Doch nicht einmal George Wells möche das bestreiten! Wie schon so oft gesagt, ist die Nichtexistienz von Indizien nun einmal kein Indiz für die Nichtexistenz."


Weshalb existieren nicht noch viel mehr außerbiblische Quellen? (Klick) Weshalb nicht noch sehr viel mehr außerbiblische Informationen über Jesus existieren, läßt sich relativ leicht erklären:

"Man kann leicht erklären, warum in der klassischen Literatur Hinweise auf das Christentum fehlen. Vom Standpunkt des imperialistischen Roms aus gesehen war das Christentum in den ersten hundert Jahren seines Bestehens ein dunkler, verrufener, gemeiner, orientalischer Aberglaube. Wenn es seinen Weg trotzdem in die amtlichen Akten gefunden haben sollte, so würde es sich wahrscheinlich nur um Polizeiakten gehandelt haben, die (zusammen mit vielen Dokumenten des 1. Jahrhunderts, die wir wohl gerne einsehen würden) veschwunden sind." F. F. Bruce, Das Neue Testament, glaubwürdig, wahr, verlässlich, 1943, 4. Auflage 1997, S.123

Der englische Neutestamentler R. T. France schrieb in "The Gospels as Historical Sources for Jesus, the Founder of Christianity" S. 82:
"Im Licht der politischen Bedeutung, die das Christentum im 4. Jahrhundert n. Chr. gewann, ist es eigentlich sehr verständlich, daß wir es heute für eine Bewegung halten, die von Anfang an für großes Aufsehen erregte. Soziologische Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, daß das Christentum des 1. Jahrhunderts vor allem eine Bewegung der Unterschicht war und in nur sehr geringem Maße das Interesse der einflußreichen Schichten auf sich zog. Wer die Paulusbriefe und die Apostelgeschichte aufmerksam liest, wird keineswegs den Eindruck gewinnen, daß es sich bei der frühen Christenheit um eine Massenbewegung handelte, vielmehr ist an eher kleine, relativ isolierte Gruppen zu denken, die sich in einer feindlichen Umgebung eng zusammenschlossen und sich gegenseitig unterstützten. Solche Gruppen bieten wenig Stoff für Schlagzeilen."

Der französische Wissenschaftler Henri Daniel-Rops schrieb: "Unsere Zivilisation ist die Zivilisation der schnellen Kommunikation, ja, wir treiben einen regelrechten Detailkult. Durch Presse, Radio, Fernsehen [und neuerdings auch über das Internet] wissen wir über alles, was in der weiten Welt geschieht Bescheid; man sagt uns - und zeigt es uns oft auch - das Nebensächliche und Unbedeutende. War es vor zweitausend oder auch nur vor zweihundert Jahren ebenso? Vor unserem >Zeitalter der umfassenden Information< mußten die, die Ihre Zeitgenossen mit Information versorgten, sich auf Ereignisse beschränkten, die großes Aufsehen erregten."

Der Professor für Neutestamentliche Einleitungswissenschaft und Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster am Institut für Neutestamentliche Textforschung Kurt Aland erläuterte das überwiegende Schweigen der Historiker folgendermassen:
"Aber ein Wort wenigstens zu dem Schweigen der weltlichen Geschichtsschreiber des 1. Jahrhunderts über das Leben Jesu. Vorweg einmal: ist das so erstaunlich? Denken wir doch nur an die äußeren Umstände des Lebens Jesu, das sich in einem entlegenen Winkel des römischen Weltreiches abspielte, für das sich kein Historiker interessierte. Nazareth, Bethlehem, Kapernaum, Galiläa — das lag völlig außerhalb des Gesichtskreises der damaligen Geschichtsschreiber. Und selbst die Vorgänge in Jerusalem, die sich übrigens auf eine ganz kurze Zeitspanne zusammendrängen, konnten der damaligen Zeit nichts bedeuten. Auch von den Vorgängen dort, die jener Zeit wichtiger erschienen, hat die Geschichtsschreibung des 1. Jahrhunderts eigentlich wenig Notiz genommen. [...]
Also, dieses Argument: „in keinem der historischen Werke jener Zeit steht ein Wort über das Leben von Jesus Christus", ist nur ein  scheinbares und verliert völlig seine Beweiskraft, wenn wir daran denken, daß schon früh die Gegner des Christentums [...], Juden und Heiden, zwar alle möglichen Lästerungen gegen Jesus verbreitet, niemals aber behauptet haben (und ein wie glänzendes Argument wäre es doch für sie gewesen!): der Jesus der Christen habe nie gelebt und sei von diesen nur erdichtet!" Kurt Aland, Kirchengeschichte in Lebensbildern, 1. Teil: Die Frühzeit, 3. Auflage, 1962, S.21f

Quellen:

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

 

Amen