Elul – Was bedeutet es, dass der König im Feld ist?

40 Tage der Umkehr, Gnade und Erneuerung


Jesaja 66,8

Wer hat je so etwas gehört? Wer hat etwas Derartiges gesehen? Wurde je ein Land an einem Tag zur Welt gebracht? Ist je ein Volk auf einmal geboren worden? Denn Zion hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren.


Willkommen im biblischen Monat Elul.

 

 

Der Monat Elul ist der sechste Monat des biblischen Kalenders. Mit dem ersten Tag von Elul beginnt ein 40-tägiger Countdown, der auch als Jemei Ratzon bekannt ist, der bis Jom Kippur, dem Versöhnungstag, führt. Zwischen dem 1. Elul (Rosch Chodesch Elul) und Rosch ha-Schana, dem Posaunenfest (auch Jom Teruah), liegen 30 Tage. Von Rosch ha-Schana bis Jom Kippur folgen weitere 10 Tage, die als die 10 Tage der Ehrfurcht bekannt sind, auch Jamim Nora'im genannt.

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Diese 40 Tage sind eine Zeit tiefer Reflexion, Umkehr und Rückkehr. Die Gelehrten betonen, dass die zentralen Themen dieser Zeit Teschuwa (Umkehr), Malchijot (die Anerkennung der Königsherrschaft Gottes) und Schofrot (der Ruf des Schofars) sind.

 

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Es ist eine ernste Zeit, und doch von Hoffnung erfüllt, weil sie von Gottes Barmherzigkeit und Vergebung durchdrungen ist. Ein bekannter Vergleich beschreibt Elul so: Der König ist im Feld. Normalerweise ist ein König im Palast, zugänglich nur über strenge Protokolle. Doch in Elul tritt der Heilige aus dem Palast heraus, hinein auf das Feld, wo sein Volk lebt und arbeitet. Dort macht er sich zugänglich, ansprechbar und nah, weil er sich nach unseren Herzen sehnt.

 

Auch der Name „Elul“ weist darauf hin. Er bildet ein Akronym aus dem Hohelied 6,3: „Ani l'dodi v'dodi li“ – „Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter gehört mir ….“

 

Diese Worte fassen die innige Nähe dieser Zeit zusammen. Selbst die kleinste Öffnung zur Umkehr beantwortet Gott mit großer Gnade. Der Midrasch, eine jüdische Schriftauslegung in erzählerischer oder lehrhafter Form, sagt: „Öffne mir wie das Nadelöhr, und ich öffne dir ein Tor so weit, dass Heere hindurchmarschieren können.“

 

Elul erinnert außerdem an die Zeit, als Mose ein drittes Mal auf den Sinai stieg, um für Israel einzutreten und den Bund neu zu empfangen. In diesen Tagen offenbarte Gott seine dreizehn Eigenschaften der Barmherzigkeit (2Mo 34,6-7): Mitgefühl, Geduld, Vergebung. Darum eignet sich Elul in besonderer Weise für Teschuwa, für Umkehr, Rückkehr und Erneuerung.

 

Auch die Botschaft von Jesus aus Nazareth griff diesen Ruf auf: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.“ Wie schon die Propheten vor ihm betonte er, dass Umkehr zur Erlösung führt, aber Verweigerung ins Gericht. Obwohl viele seiner Generation ihn ablehnten und 40 Jahre später der Tempel zerstört wurde, spiegelt sein Gleichnis vom verlorenen Sohn den Herzschlag von Elul wider: der Vater, der seinem Kind entgegenläuft, um es in die Arme zu schließen.

 

Die Schrift bezeugt: „Ich will ihre Abkehr heilen“ (Hos 14,5) und „Für Zion wird ein Erlöser kommen“ (Jes 59,20). Die jüdische Auslegung greift diese Verheißungen auf und sagt: „Groß ist die Umkehr, sie bringt Heilung und Erlösung in die Welt.“

 

Deshalb wird im Monat Elul täglich Psalm 27 gebetet: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ Ebenso wird täglich der Schofar geblasen, ein durchdringender Ruf, der uns aus dem geistlichen Schlaf wecken und zur Vorbereitung auf den König rufen soll. An Rosch ha-Schana werden die Schofar-Stöße noch eindringlicher: Sie erschüttern, rufen zur Besinnung, zur Umkehr und zur Bereitschaft für den Tag des Gerichts.

 

Wie sollen wir in dieser besonderen Zeit reagieren, in der der König aufs Feld gekommen ist?

 

• Prüfe dein Leben ehrlich, deine Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen.

• Heile, was zerbrochen ist. Suche Vergebung, wo du Schuld auf dich geladen hast.

• Kehre um von der Sünde, durch Gebet, Bibelstudium und konkrete Schritte.

• Investiere in andere, segne jemanden praktisch und säe Gutes in sein Leben.

 

Diese Tage sind kein Raum für Gleichgültigkeit. Sie sind ein Geschenk, eine Zeit, in der Gott sich herabneigt und uns einlädt, ihm ganz nahe zu kommen. Wer diese Einladung annimmt, wird nicht nur vorbereitet sein, dem Richter zu begegnen, sondern auch dem König der Könige, der mitten unter seinem Volk wohnen will.

 

Der König ist im Feld“ bedeutet: Gott selbst tritt aus der Ferne seines „Palastes“ heraus und kommt dorthin, wo wir leben und arbeiten. In Elul ist er uns besonders nah, zugänglich und ansprechbar. Diese 40 Tage laden uns ein, seine Nähe zu suchen, umzukehren und neu zu beginnen.

 

Darum: Lassen wir uns wecken durch den Ruf des Schofars, kehren wir von Herzen um und begegnen wir dem König im Feld.

 

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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen