Der große Versöhnungstag (Jom Kippur)


3. Mose 25,9

Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, ein Lärmhorn erschallen lassen; an dem Versöhnungstag sollt ihr ein Horn durch euer ganzes Land erschallen lassen

 

Römer 3,25

Ihn (Jesus) hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden

 

Hebräer 2,17

Daher musste er (Jesus) in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen


Der große Versöhnungstag, Jom Kippur, ist das sechste „Fest“ in Gottes Festzyklus und fällt in die sogenannten „Hochheiligen Tage“ oder „Hohen Feiertage“, welche auch unter der hebräischen Bezeichnung „Jamim Nora'im“ bekannt sind, was so viel bedeutet wie „Tage der Ehrfurcht“ oder „ehrfurchtserweckende Tage“.

 

Historisch gesehen gedenkt das Volk Gottes an Jom Kippur an das Betreten des Hohepriesters in das Allerheiligste im Heiligtum, was in Verbindung mit der Reinigung der Sünde des Volkes steht. 

 

Prophetisch gesehen weist Jom Kippur auf den Tag der Wiederkunft Jesu hin, was der Versöhnungstag für das jüdische Volk sein wird, wenn sie auf den blicken werden, den sie durchbohrt haben, ihre Sünde bekennen und Jesus Christus, Jeschua ha-Maschiach als ihren Messias annehmen werden.

 

Name

1. Jom Kippur (hebr. ‏יוֹם כִּפּוּר‎)

Bedeutung: „Tag der Bedeckung“ oder „Versöhnungstag“.

 

Der Begriff „Jom“ bedeutet in diesem Zusammenhang „Tag“ und der Begriff „Kippur“ stammt vom hebräischen „kaphar“ und meint „bedecken, zudecken oder verhüllen“. Auch das Wort „Kippa“, die Kopfbedeckung jüdischer Männer, hat ihren Ursprung in diesem Wort. Jom Kippur bedeutet deshalb „Tag der Bedeckung“ oder „Tag der Versöhnung“. Versöhnung ist somit in erster Linie als Bedeckung der Sünden, der Schuld und der Vergehen zu verstehen. An Jom Kippur erfolgt für das ganze Volk und letztendlich für jeden Einzelnen selbst, die Sühnung, die Bedeckung, die Verhüllung der Sünden und Schuld des gesamten vergangenen Jahres, welche durch die Gnade Gottes bedeckt wird.

 

2. Jom ha-Kippurim

Der hebräische Name lautet Jom ha-Kippurim (hebr. יוֹם הכִּפּוּרִים)

Bedeutung: „Tag der Bedeckungen“ oder „Tag der Versöhnungen“. Dieser Name betont die nationale Versöhnung Israels als Volk.

 

Andere Bezeichnungen sind:

• Schabbat Schabbaton (Schabbat der Schabbate)

 

Auch wenn er meistens nicht auf einen Schabbat fällt, gilt Jom Kippur als Schabbat aller Schabbate. Daher wird er auch als „Schabbat Schabbaton“ oder als „Schabbat der Schabbatfeier“ bezeichnet.

 

• Tag der Sühne oder Sühnetag

 

Konkret bedeutet „Sühne“, dass Gott und der Sünder in eine Beziehung gebracht werden, in der sie „eins sind“.

 

Lies auch unseren Beitrag: Was ist Sühne?

 

Wann

September/Oktober (10. Tischri/Ethanim)

 

2023/5784: Abend, 24. September

2024/5785: Abend, 11. Oktober

2025/5786: Abend, 01. Oktober

2026/5787: Abend, 20. September

2027/5788: Abend, 10. Oktober

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

Mit dem Vormonat Elul beginnt eine besondere Zeit. Die Herbstfeste beginnen mit einem 40-Tage dauernden Zeitabschnitt, der im Hebräischen „Teschuwa“ heißt, was „Buße tun“ oder „umkehren“ bedeutet. Dieser Zeitraum beginnt an Rosch Chodesch Elul (1. Elul) und endet nach 40 Tagen zu Jom Kippur am 10. Tischri.

 

Mit Rosch ha-Schana beginnt dann eine 10 Tage dauernde Schlussphase, die mit Jom Kippur endet. Diese Tage sind als die „Hochheiligen Tage“, „Hohen Feiertage“ aber auch als die „schrecklichen Tage“ bekannt, die „Jamim Nora'im“ die „Tage der Ehrfurcht“ und „Tage der Buße und Umkehr“ genannt werden. Diese Tage stellen innerhalb des jährlichen Festzyklus die Zeit dar, die in der größten Ernsthaftigkeit, Nachdenklichkeit und Ehrfurcht begangen wird. Der Schabbat, der in diese Tage fällt, wird „Schabbat Schuwa“, der „Schabbat der Umkehr“ genannt.

 

Nach jüdischer Vorstellung richtet Gott zu Neujahr über alle Taten des vergangenen Jahres und trägt zu Rosch ha-Schana am 1. Tischri sein Urteil über die Menschen in das „Buch des Lebens“ ein, doch in seiner Gnade, Geduld und Langmut wird erst an Jom Kippur am 10. Tischri das göttliche Urteil gesprochen und besiegelt. Durch Umkehr und die dazugehörigen Taten (Früchte der Buße: Mt 3,8; Lk 3,8) – in den zehn Tagen zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur – kann man ein schlechtes Urteil noch zum Guten wenden, da Gott barmherzig und gnädig ist. Nach Jom Kippur werden die „Tore bei Gott“ und ebenso das Buch des Lebens für das nächste Jahr geschlossen.

 

Hinweis:

Der jüdische Tag (hebr. Jom) ist zugleich der biblische Tag und beginnt bei Sonnenuntergang. Wir müssen wissen und verstehen, dass nach biblischer Zeitrechnung der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt und endet. Der erste Abend leitet den ersten Tag ein. Somit ergibt sich, dass jeder Tag auch einen „Vorabend“ (hebr. Erew) hat. Der biblische Tag dauert also von Abend zu Abend, der Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet mit dem nächsten Sonnenuntergang (1Mo 1,5.8.13.19.23.31).

 

Diesem Zeitverständnis ist es zu verdanken, dass alle biblischen Feste (und auch alle Fast- & Gedenktage) am Abend beginnen. Da der biblische Tag bei Sonnenuntergang beginnt, ist daran zu denken, dass ein Fest-, Fast & Gedenktag tatsächlich am Abend vor dem Tag beginnt, der im jüdischen Kalender aufgeführt ist.

 

So erstreckt sich ein bestimmter Fest-, Fast- & Gedenktag nach unserem gregorianischen Kalender also über zwei Tage. Die meisten jüdischen Kalender geben die vergangene Nacht nicht als Teil des Fest-, Fast- & Gedenktags an. Die Einhaltung beginnt also bei Sonnenuntergang am Tag vor dessen Eintragung im Kalender.

 

Bibelstellen

Die folgenden Schriftlesungen sind traditionell für Jom Kippur vorgesehen:

 

3Mo 16,1-34

4Mo 29,7-11 (hier werden die besonderen Darbringungen und Opfer zu diesem Anlass behandelt)

Jes 57,14 - 58,14 (wahre Buße)

Röm 3,21-26; 2Kor 5,10-21

3Mo 18,1-30; Jona; Mich 7,18-20; Hebr 1,1-13

3Mo 25,8-12 (werden besondere Regeln für den Fall genannt, wenn der Versöhnungstag in einem Schabbatjahr (jedes siebente Jahr) oder in einem Jubeljahr (auch Halljahr oder Erlassjahr, alle 50 Jahre) stattfindet)

Hebr 9,11; 10,18 (hier wird der Unterschied beim Blutopfer zwischen dem Blut eines Tieres und dem Blut des Messias beschrieben; hier wird die Überlegenheit aufgezeigt, die das Blut des Messias hat)

Hebr 13,10-16 (hier zieht der Autor einen Vergleich zwischen dem Opfer, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde, und Christus, der außerhalb der Stadttore Jerusalems starb. Der Ausschluss aus den Mauern und Toren Jerusalems ist beiden gemeinsam)

 

Hintergrund

Zehn Tage nach Rosch ha-Schana, den „zehn Tagen der Umkehr“ (hebr. Asseret Jemei Teschuwa), die als ernsthafte und nachdenkliche Zeit der Buße begangen werden, folgt Jom Kippur (3Mo 16,1-34).

 

Der große Versöhnungstag ist der heiligste (ausgesondert, speziell, ein Tag wie kein anderer) und höchste Tag im Jahr, der von Gott für einen sehr wichtigen Zweck festgelegt wurde. Dieser Tag ist in dem Sinne kein „Festtag“ wie die anderen festgesetzten Zeiten in Gottes Kalender; es ist ein Fastentag. An diesem Tag demütigt man sich selbst vor Gott durch das Fasten (3Mo 16,29-31; 23,27-29). Dieser Tag gilt, ebenso wie Rosch ha-Schana, als „Furchtbarer Tag“, „Gewaltiger Tag“ oder auch als „Tag der Ehrfurcht“.

 

Jom Kippur ist die Versöhnungsfeier mit Gott. Es ist der absolute Höhepunkt des biblischen Jahreszyklus und Festjahres. Es ist der Tag des Eintritts in die Herrlichkeit des HERRN. Es geht um Opfer, um Blut, um Reinigung, um Zugang in der Herrlichkeit des HERRN, um Gemeinschaft mit Gott. Der Tag ist angefüllt mit prophetischer Bedeutung. Die vielfältigen Vorschriften des hohenpriesterlichen Dienstes wurden durch Jesus Christus in vollkommener Weise erfüllt (Hebr 7,26-27; 2,17; Röm 3,25).

 

Abbildung der Stiftshütte zur Zeit Moses
Abbildung der Stiftshütte zur Zeit Moses

Nur einmal im Jahr durfte ein Mensch, das geistliche Oberhaupt des Volkes, der amtierende Hohepriester hinter den Vorhang gehen, in Gottes Herrlichkeit, die „Schekina“, eintreten und sich somit im Allerheiligsten der Stiftshütte bzw. später des Tempels, Gott nahen und an die Bundeslade mit dem Sühnedeckel herantreten. Die gesamte Bundeslade war das Zeichen der manifesten Gegenwart und der Gnade Gottes. Sie enthielt die beiden Gesetzestafeln des Mose sowie einen goldenen Krug mit Manna und den Stab Aarons, der als Zeichen göttlicher Bestätigung gegrünt hatte (2Mo 16,22; 4Mo 17,23-25; 5Mo 10,5; Hebr 9,4). Die Deckplatte (Sühnedeckel), auf dem sich zwei aus Gold gefertigte Cherubim einander gegenüberstanden, wurde „königlicher Richtstuhl der Gnade“ oder „Gnadenthron“ genannt (2Mo 37,1-9) und bedeckte das gebrochene Gesetz.

Abbildung der Bundeslade in der Stiftshütte
Abbildung der Bundeslade in der Stiftshütte

Auf die Bundeslade wurde das Opferblut zur Sühnung gesprengt. Der Römerbrief nimmt darauf Bezug und sagt (3,25): „Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren“.

 

Blut und Sühne sind die beiden Stichworte, die in den Mosebüchern nie getrennt sind und in der gesamten Bibel zusammengehören. Auch der Hebräerbrief sagt (9,22) „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (3Mo 17,11).

 

Dort, direkt am Gnadenthron, manifestierte Gott seine majestätische Herrlichkeit, welche auf dem „Gnadenthron“ zwischen den beiden Cherubim ruhte.

Somit steht dieser Tag für den Eintritt in die Herrlichkeit Gottes und die Gemeinschaft mit Gott aus Gnade. Mit „aufgedecktem Angesicht“ ist Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Der Gnadenthron symbolisiert das Opfer Jesu, sein vergossenes Blut und unser Zugang zu Gott. Der Versöhnungstag ist der Tag, an dem wir durch den Schlüssel der Buße und Umkehr die Tür zur Freude und Herrlichkeit öffnen, worauf das fünf Tage später beginnende Laubhüttenfest hinweist.

 

Der Versöhnungstag muss am zehnten Tag des siebenten Monats begangen werden. Im biblischen Brauchtum ist folgendes zu beachten:

 

An diesem Tag wird die ganze jüdische Nation versöhnt. Allerdings muss auch jeder einzelne Jude seinen Sinn ändern und von seinen bösen Taten umkehren. So wie Jesus für die Sünden der ganzen Welt gestorben ist, aber nur diejenigen Vergebung empfangen, die an Ihn glauben, so ist auch der Versöhnungstag für das ganze Volk gestiftet, aber die Versöhnung tritt nur für die in Kraft, die wahrhaftig bereut und Buße getan haben.

 

Dies sind die Einzelheiten wie wir sie in 3. Mose 16,1-34 finden. In 3. Mose 16,1-2 wird die Einschränkung beschrieben, die das Allerheiligste betrifft. Nur eine einzige Person, der Hohepriester, durfte das Allerheiligste betreten, und das auch nur an einem einzigen Tag des Jahres, nämlich am Versöhnungstag. In den Versen 3-5 lesen wir über die angeordneten Vorbereitungen, die getroffen werden mussten. Für den Priester wurde ein Stier ausgewählt und zwei Böcke für das Volk. Der Priester musste seine farbigen Alltagskleider ablegen, im Wasser untertauchen und für diesen Anlass die besondere, ganz weiße hohepriesterliche Kleidung anziehen. Die Verse 6-10 handeln von der Darbringung der Opfer, ein Stier für den Hohepriester und zwei Böcke für das Volk. Über die beiden Böcke wurde vor dem Hohepriester das Los geworfen. Damit wurde entschieden, welcher Bock Gott als Sühnopfer gebracht werden sollte und welcher als Sündenbock für Asasel (Anm. Asasel bedeutet Hinwegnahme oder Entfernung) zu dienen hatte. Nach dieser Entscheidung musste der Priester versöhnt werden. Dazu wurde der Stier getötet und sein Blut in das Allerheiligste der Stiftshütte oder des Tempels gebracht. Dabei betrat der Hohepriester zum ersten Mal das Allerheiligste. Wenn die Sünden des Hohepriesters gesühnt waren, folgte die Versöhnung für das Volk. Der zum Opfer bestimmte Bock wurde getötet. Das war das Sühnopfer für das Volk. Das Blut des Bockes wurde dann vom Hohepriester in das Allerheiligste gebracht, das er nun zum zweiten Mal betreten durfte. Danach kam der zweite Bock an die Reihe, der für die Fortschaffung der Sünden (für Asasel) bestimmt war. Der Hohepriester legte die Hand auf den Kopf des Bockes und bekannte dabei Israels Sünden. Anschließend wurde der Bock in die Wüste geschickt als Symbol für die Beseitigung der Sünden Israels. Nach dem Vergießen des Blutes wurden die Sünden hinweggetragen. Die Verse 23-28 beschreiben die Reinigung der Teilnehmer und das Verbrennen der Opferreste außerhalb des Lagers. In Vers 29-34 werden weitere Bestimmungen und Besonderheiten erwähnt.

 

 

▪︎ Die zwei Böcke

Ein besonderer Stellenwert kam dem ausgewählten Opfertier zu. Über zwei fehlerlose Ziegenböcke, die als ein einziges, zusammengehörendes Opfer angesehen wurden, wurde das Los geworfen (3Mo 16,7-10). Auf dem einen Los stand „la azazel“ (für Asasel), dies war der Sündenbock, derjenige, der in die Wüste geschickt wurde. Auf dem anderem Los stand „la adonai“ (für den HERRN). Dies war der Bock, der geschlachtet und dessen Blut ins Allerheiligste gebracht wurde (3Mo 16,15). Ein Bock starb für die Sünden des ganzen Volkes, ein Zweiter trug sinnbildlich die Sünden des ganzen Volkes aus dem Lager hinaus.

 

 

▪︎ Der erste Bock

Der erste Bock, auf den das Los fiel, wurde der „Bock für den HERRN“ genannt. Er war der Bock, der für das Sündopfer vom Hohepriester verwendet wurde. Gott sprach durch den ersten Bock des Sündopfers folgendes: „Der Lohn der Sünde ist der Tod aber Ich werde den Bock anstelle von dir sterben lassen.“ Der erste Bock ist ein Hinweis auf Jesus, der für unsere Sündhaftigkeiten am Kreuz von Golgatha gekreuzigt wurde:

 

Römer 3,24-26

… 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.

 

Durch Jesus ist kein Blutvergießen von Opfertieren mehr erforderlich, weil er den vollkommenen Preis für die Menschheit bezahlt hat. Jesus hat durch sein vergossenes Blut den Zorn Gottes von den Menschen abgewendet, die sich seinem Blut unterstellt haben.

 

Das in der Stiftshütte und später im Tempel gefeierte Jom Kippur war immer nur ein vorläufiges, „vorausschauendes“ Opfer:

 

Hebräer 10,4

Unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen

 

 

▪︎ Der zweite Bock

Der zweite Bock war der Bock, der in die Wüste gesandt wurde. Es war der „Bock für das Volk“. Er gab ihnen die Möglichkeit ihre Sünden zu bekennen, was ein Hinweis auf die Entfernung der Sünde war. Wir müssen unsere Scham von Sünde loslassen, wenn wir diese unter das Blut Jesu gebracht haben! Der zweite Bock ist ein Hinweis auf das, was geschieht, wenn wir unsere Sünden bekennen.

 

Der Versöhnungstag trägt folgende Frage in sich verborgen: „Wie kann ein mit Sünden beladener Mensch Gemeinschaft mit Gott genießen?“ Die Antwort ist: „Jesus, der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks!“

 

Jesus ist unser Hohepriester, der für uns durch seinen Kreuzestod ins Allerheiligste eingetreten ist und uns den Weg zum Vater gebahnt hat (Hebr 4,14-16; Hebr 5,1-6; Hebr 9,11-28).

 

Wenn wir unsere Sünden vor Jesus Christus bekennen, aktiviert sich sein Blut in uns und deckt die Sünden zu:

 

1. Johannes 1,7.9

7 Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. ... 9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit

 

Der große Versöhnungstag ist ein Tag, an dem das Volk Gottes die eigenen Herzen vor Gott überprüfen und für die negativen Dinge, die der Heilige Geist zeigt, Buße tun und das Blut von Jesus Christus beanspruchen sollte, um die Zukunft ohne Schuld, Leid und Scham zu sehen:

 

Psalm 139,23-24

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine. 24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege

 

Nur durch Versöhnung wird uns die Tür zu Gottes Gegenwart geöffnet und wir können frei zu Ihm kommen und Seine Herrlichkeit erleben!

 

An Jom Kippur geht es um Opfer, um Blut, um Reinigung, um Zugang in die Herrlichkeit des Herrn, um Gemeinschaft mit Gott. Der Tag ist angefüllt mit prophetischer Bedeutung. Die vielfältigen Vorschriften des hohepriesterlichen Dienstes wurden durch Jesus in vollkommener Weise erfüllt (Hebr 7,26-27). Er tat stellvertretend und allein den Dienst für das ganze Volk.

 

Für alle, die den Messias angenommen haben, ist Jom Kippur, als der Tag der Bedeckung der Sünde, durch den Tod Jesu am Kreuz vollendet. Jesus ist als unvergleichlicher Hohepriester mit seinem makellosen Opferblut in das himmlische Heiligtum gegangen (Hebr 9,14), um die vollkommene Sühnung für die Sünden der Menschen zu erlangen. Ein für alle Mal, völlig ausreichend und absolut endgültig.

 

Jüdischer Brauch

Bereits einen Tag vor Jom Kippur bereitet man sich auf das Fasten vor. Die Arbeit wird früh beendet, um sich danach zur Mikwa, einem rituellen Tauchbad, zu begeben. So werden symbolisch der Schmutz und die Sünden des vergangenen Jahres abgewaschen. Anschließend kleidet man sich in Weiß (Jes 1,18). Es gibt eine abschließende Mahlzeit vor dem Fastenbeginn. Nach der Mahlzeit wird der Tisch gereinigt und mit einem weißen Tischtuch geschmückt, auf die man die beiden Schabbatkerzen stellt und anzündet. Bevor es dann zur Synagoge geht, segnen die Eltern ihre Kinder.

 

Am Abend trifft man sich dann in der Synagoge zum Eröffnungsgottesdienst und spricht bzw. singt dreimal hintereinander das „Kol Nidre“. Der Begriff „Kol Nidre“ ist für viele Juden gleichbedeutend mit dem Vorabend von Jom Kippur. Man sagt nicht, man geht zum Abendgebet, sondern man geht zum Kol Nidre. Es ist ein Flehen um Freisprechung von allen leichtfertig gemachten und nicht eingehaltenen Gelöbnissen und man löst sich darin von allen freiwillig gegebenen aber nicht erfüllten Versprechen Gott gegenüber. Auch wird das Buch Jona gelesen, das zeigt, dass echte Buße Gottes Gerichtsspruch rückgängig machen kann, wofür die Einwohner Ninives Vorbild sind, und es zeigt auch, dass man vor Gott nicht fliehen kann.

 

Wie am Schabbat wird an Jom Kippur, dem Schabbat aller Schabbate, nicht gearbeitet. Auch alle anderen Tätigkeiten, die am Schabbat verboten sind, sind am Versöhnungstag verboten.

 

Am nächsten Tag sind die Juden, die unter dem Tallit (Gebetsmantel/Schal) ihre weißen Sterbegewänder tragen, fast die ganze Zeit in der Synagoge, versunken in Gebet und Meditation. Die vielen Bußgebete und Sündenbekenntnisse, die in der Glaubensgemeinschaft der Synagoge gesprochen werden, nötigen den jüdischen Menschen, sein Leben im vergangenen Jahr zu überdenken, sein Versagen zu erkennen, seine Verfehlungen zu erleiden und seine Untaten zu bereuen.

 

Im Morgengottesdienst werden 3. Mose 16 gelesen und Jesaja 57,14ff und 58. Im Nachmittagsgottesdienst liest man 3. Mose 18, wo es um geschlechtliche Verirrungen geht.

 

An Jom Kippur vor Gott stehen, ist nur in der Furcht möglich. Sie legt sich — in Israel deutlich erfahrbar — wie eine schwere Wolke auf das Volk. Das Land kommt währenddessen für 24 Stunden zu einem absoluten Stillstand. So gut wie alle Unterhaltungs- und Vergnügungsstätten sind geschlossen; Fernseh- und Radiosendungen werden eingestellt – sogar Nachrichten werden nicht gesendet; der öffentlicheVerkehr ruht, die Flughäfen werden geschlossen und viele Straßenzüge abgesperrt.

 

Dem allerletzten Gottesdienst zu Jom Kippur wurde der Name „Ne'ila“ gegeben. Dies bedeutet „Schließen“ und verweist auf das Abschließen und Besiegeln des jährlichen Gerichtes Gottes über die Menschen.

 

So wird beim Schlussgebet mit letzter Kraft an die „Tore der Barmherzigkeit“ geklopft. Dann folgt das „Awinu Malkenu„ (Unser Vater, unser König) und das „Schma-Israel“ (Höre Israel). Das Volk antwortet siebenmal: „Gott ist HERR!“ Nun ertönt das Schofar; das Fasten ist beendet, Gottes Urteil unwiderruflich. Jetzt beginnt die Festmahlzeit, und in ganz Israel kehrt Freude ein.

 

Einige Stunden danach beginnt es zu hämmern und zu klopfen: Die Laubhütten werden für das fünf Tage später beginnende Sukkot, das Laubhüttenfest gebaut.

 

Heute wird an Jom Kippur auch des Jom-Kippur-Krieges, also des Überraschungsangriffs Ägyptens und Syriens auf Israel, am Jom Kippur 1973, gedacht.

 

Messianische Bedeutung

Der Versöhnungstag wurde natürlich durch den Messias erfüllt. Im Alten Testament lesen wir in Jesaja 52,13-53,12, dass der Messias als endgültiges Opfer zum Versöhnungstag dargestellt wird, was sowohl den Begriff der Stellvertretung als auch den Begriff der Versöhnung enthält. In diesem Zusammenhang ist Jesaja 52,13-53,12 nicht nur eine Prophezeiung der Kreuzigung; der Text enthält auch Israels Bekenntnis, wenn es als ganzes Volk seine Sünden bekennt und auch als ganzes Volk errettet wird. Das wesentliche Element des Versöhnungstages ist Betrübnis. Im biblischen Brauchtum war es die Betrübnis der Seele, im jüdischen Brauchtum ist es die Betrübnis des Leibes. Der Versöhnungstag wird durch die Große Trübsal erfüllt werden. Dort werden beide Arten von Betrübnis vorhanden sein. Es ist kein Zufall, dass die große Drangsal in der Bibel „Trübsal“ genannt wird. In Erfüllung der Betrübnis des Versöhnungstages wird es enorme Nöte geben. Während der großen Drangsal oder Trübsal werden sowohl Seele als Leib in arge Bedrängnis geraten. Die Betrübnis des Leibes in Israel wird ausführlich in Hosea 5,16-6,3 geschildert. Israel wird als ganzes Volk während dieser Zeit bedrängt sein. In Hosea 5,15 heißt es:

 

Ich will wieder an meinen Ort gehen, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen; wenn’s ihnen übel ergeht, so werden sie mich suchen“.

 

Wenn jemand an einen Ort zurückkehrt, muss er ihn vorher zuerst verlassen haben. Davon spricht Vers 15. Gott sagt, „Er gehe zurück an Seinen Ort“. Sein Ort ist der Himmel. Bevor Er in den Himmel zurückkehren kann, muss Er ihn verlassen haben. Wann verließ Er den Himmel? Als Gott in der Gestalt des Jesus von Nazareth Mensch wurde. Aber dann wurde Er zurückgewiesen, und zwar nicht dadurch, dass man Ihn tötete‚ sondern indem man Seinen Anspruch als Messias ablehnte. Aus diesem Grund kehrte Er wieder in den Himmel zurück. Vers 15 sagt auch, „sie würden Ihn nicht wiedersehen, bis sie ihre Schuld anerkennen“.

 

Am Schluss des Verses heißt es: „Wenn es ihnen übel ergeht, wenden sie Ihn ernstlich suchen“. Dieses Übelergehen wird ausführlich in Sacharja 13,8-9 beschrieben. Zwei Drittel des ganzen Volkes werden umkommen. Das führt dann zur zweiten Art von Betrübnis, zur Betrübnis der Seele. Hierüber berichtet Sacharja 12,10-13‚1‚ wonach der Geist über das Volk Israel ausgegossen wird. Dann werden sie auf den Einen sehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um Ihn klagen, wie man um einen einzigen Sohn klagt (Anm. das Kind, von dem hier geredet wird, ist männlich; darum Sohn).

 

Durch die große Drangsal oder Trübsal wird Israel wiederhergestellt. Die Wiederherstellung selbst geschieht durch das Bekennen von Israels nationaler Schuld und Sünde. Diese wird mit den Worten von Jesaja 52,19 bekannt. Rosch ha-Schana wird erfüllt durch die Auferstehung der Toten und die Entrückung der Heiligen und der Versöhnungstag durch das zweite Kommen des Messias und die große Drangsal oder Trübsal. So wie das Fest der Posaunen dem Versöhnungstag vorangeht, so wird die Entrückung der großen Drangsal oder Trübsal vorangehen.

 

Jom Kippur ist der zehnte Tag des siebten Monats. Die Zahl „10“ wird verwandt, um eine Regierung oder eine Nation zu repräsentieren (vgl. Dan 7,24; Offb 17,12). Für das jüdische Volk stellt sie eine legale Versammlung dar, bekannt als eine „Minjan“. Die Versammlung ist ein Leib, der eine Gruppe repräsentieren kann. So steht also die Zahl 10 für die Nation oder die Versammlung Israels (3Mo 16,2-3;17,19). Zu beachten ist, dass das Blut für die Nation versprengt wird (3Mo 16,19; Jes 52,13-15; Hes 36,24-26). In Jesaja 52,13-15 besprengt der leidende Knecht Jesus viele Nationen. Die Juden kehren aus der Diaspora nach Israel zurück, wo Gott sie bei ihrer Rückkehr mit klarem Wasser besprengen wird (Hes 36,24-26).

 

Speisen & Getränke

Da Jom Kippur ein Fastentag ist wird auf Speisen, sowie Getränke für 25 Stunden und 10 Minuten verzichtet. 95% der Juden weltweit und fast drei Viertel der jüdischen Bevölkerung halten sich tatsächlich auch an das biblische Fasten, was menschlich gesehen, ein kaum erklärbares Phänomen darstellt.

 

Vor Beginn des „Kol Nidre“ hat man am Nachmittag seine letzte Mahlzeit eingenommen. Von solchem Fasten sind die Schwerkranken, kleine Kinder (unter 12-13 Jahren) und Wöchnerinnen (eine Frau in der Zeit des Wochenbetts; nach der Schwangerschaft) ausgenommen. Alle anderen haben sich an das strenge Fastengebot zu halten, dürfen darüber hinaus weder baden noch sich waschen, keine Kosmetika benutzen, keinen Geschlechtsverkehr haben und sich allgemein keinen Genuss gönnen, sowie keine Lederschuhe tragen.

 

Festtagsgrüße (Wünsche)

• Gmar Chatima Tova (hebr. גמר חתימה טובה) Bedeutung: „Möget ihr eingeschrieben werden und besiegelt (im Buch des Lebens) für ein gutes Jahr“

• engl.: May you be sealed in the Book of Life!

 

• Tzom kal (צוֹם קַל)

Bedeutung: „Ein leichtes (schnelles) Fasten“

 

Wissenswertes

Weiter oben haben wir über die beiden Böcke, von denen einer getötet und der andere in die Wüste gejagt wurde, gelesen. Jesaja sagte: „Wenn eure Sünde blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden“ (Jes 1,18). Es wurde zur Tradition, ein rotes Band an ein Horn des lebendigen Bockes zu binden und ihn in die Wüste zu schicken. Und dabei geschah das Wunder, dass dieses Band jedes Jahr weiß wurde. Das war das sichtbare Zeichen, dass Gott die Sünden Israels für das betreffende Jahr vergeben hatte. Wie die Rabbiner weitersagten, hörte das Weißwerden des Bandes zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte Israels auf. Das sei vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels geschehen, also zum Jahr 30 n. Chr.‚ dem Jahr der Kreuzigung Jesu. So wurden seit dem Jahr 30 die Sünden Israels nicht mehr durch das Opfer der beiden Böcke vergeben.

 

Die Rabbiner berichten diese Legende selbst. Für messianische Juden bedeutet das: Die Rabbiner haben nicht gesagt, warum das Band seit diesem Jahr nicht mehr in weiß verwandelt wurde, denn in diesem Jahr starb der Messias, und nachdem Er gestorben war, bot Gott keine Vergebung der Sünden mehr durch das Blut eines Tieres an. Nach Hebräer 10 ist da, wo die Sünden vergeben sind, kein anderes Opfer mehr nötig. So bezeugen die rabbinischen Schriften, dass sich etwas mit dem Jahr, in dem Jesus starb, geändert hat.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen