Muss eine Frau in der Gemeinde eine Kopfbedeckung tragen?


Sprüche 19,14

Haus und Habe vererben die Eltern; aber eine verständige Frau kommt vom HERRN

 

1. Korinther 11,5

Jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, schändet ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre!


Müssen Frauen heutzutage in der Gemeinde eine Kopfbedeckung, ein Kopftuch oder eine besondere Haarfrisur tragen?

 

Diese Fragen sorgen insbesondere im 21. Jahrhundert, in der Zeit der Gleichstellung und Toleranz, für rege Diskussionen, Streitereien und Spaltungen im Leib Christi. Kaum ein Thema wird in den Gemeinden heutzutage wohl stärker diskutiert als die Rolle der Frau in der Gemeinde.

 

Es ist entscheidend, dieses Thema nicht als „Mann gegen Frau“ zu betrachten. In diesem Beitrag sollen Frauen nicht abgekanzelt werden; vielmehr soll Frauen geholfen werden, ihren gottgegebenen Platz einzunehmen und gesalbt dienen zu können.

 

Wenn man bei Auslegungen stets die Parallelstellen eines Verses und deren Kontext berücksichtigen würde, könnte man viele Fehlauslegungen vermeiden. In Psalm 119,160a heißt es: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit...“ Das Problem liegt meist darin, dass man oft nur eine einzelne Bibelstelle oder einen Abschnitt betrachtet, ohne andere relevante Stellen einzubeziehen, weil diese einem nicht bekannt sind. Die Frage, ob Frauen in der Gemeinde eine Kopfbedeckung tragen müssen oder nicht, ist ein Beispiel dafür.

 

 

Bibelstellen zum Thema: 1. Korinther 11,1-11

 

 

Die Grundlage dieser Frage und Diskussion bildet die Bibelpassage aus dem 1. Korintherbrief:

 

1. Korinther 11,1-11

1 Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich [Nachahmer] des Christus bin! 2 Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem an mich gedenkt und an den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe. 3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt jedes Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus. 4 Jeder Mann, der betet oder weissagt und etwas auf dem Haupt hat, schändet sein Haupt. 5 Jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, schändet ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre! 6 Denn wenn sich eine Frau nicht bedecken will, so soll ihr auch das Haar abgeschnitten werden! Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abschneiden oder abscheren zu lassen, so soll sie sich bedecken. 7 Denn der Mann darf das Haupt nicht bedecken, weil er Gottes Bild und Ehre ist; die Frau aber ist die Ehre des Mannes. 8 Denn der Mann kommt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; 9 auch wurde der Mann nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. 10 Darum soll die Frau [ein Zeichen der] Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen. 11 Doch ist im Herrn weder der Mann ohne die Frau, noch die Frau ohne den Mann

 

 

Im Wesentlichen gibt es drei lehrmäßige Ansichten über den Inhalt von 1. Korinther 11,1-11 und seine Verbindlichkeit:

 

• Gott hat durch Paulus ein allgemeinverbindliches (also auch heute gültiges) Verschleierungs- oder Kopftuchgebot erlassen;

• Paulus verteidigt nur eine kulturelle und zeitbedingte Verschleierungssitte als damals angemessen, die für uns nicht mehr verpflichtend ist;

• Paulus spricht sich in allgemeinverbindlich gegen die Einführung eines strikten Verschleierungsgebots aus.

 

 

Es ist erstaunlich, dass zur Auslegung von 1. Korinther 11,1-11 meist nur die ersten beiden Ansichten gesehen werden, dass Frauen eine Kopfbedeckung tragen müssen oder aber dieser Bibeltext als kultur- und zeitbedingt abgetan werden muss. Anscheinend ist vielen nicht bekannt, dass es noch andere lehrmäßige Ansichten gibt.

 

Die hier von uns befürwortete lehrmäßige Ansicht ist nur eine weitere Auslegung von vielen.

 

Das gesamte Thema lässt sich aus unserer Sicht demnach am einfachsten wie folgt verstehen: Paulus zitiert aus einem früheren Brief der Korinther an ihn. Anschließend widerlegt er das Zitat. Dann folgt ein weiteres Zitat, gefolgt von seiner erneuten Widerlegung. Daher springt er im Text hin und her.

 

Unserer Auffassung nach ist es so, dass die Korinther aus der biblischen Lehre, dass der Mann das Haupt der Frau ist (vgl. 1Kor 11,3), die falschen Schlüsse zogen, nämlich dass die Frau beim Beten verschleiert sein müsse (vgl. 1Kor 11,4-6), dem Mann das Verschleiern jedoch verboten sei (vgl. 1Kor 11,7) und die Ehefrau zwar für den Ehemann, nicht aber der Ehemann für die Ehefrau da sei (vgl. 1Kor 11,8-9). Paulus stellt nach dieser These die Position der Korinther dar, führt sie ad absurdum (vgl. 1Kor 11,4-9), widerspricht ihr (vgl. 1Kor 11,10-15) und begründet am Ende, warum eine Verschleierung der Frau nicht zu Gottes für alle Gemeinden (auch heute noch) verbindlichen Geboten gehört. Wer den biblischen Wesensunterschied von Mann und Frau lehrt (vgl. 1Kor 11,3), darf daraus nicht Schlüsse ziehen, die vergessen lassen, welche Bedeutung die Frau für den Mann hat und dass der „Mann ohne die Frau“ (vgl. 1Kor 11,11) genauso wenig etwas ist, wie umgekehrt.

 

Die These kommt wie folgt zum Ausdruck. Dabei ist die Darstellung der Meinung der Korinther im Text eingerückt (Verse 4-9), die Auffassung des Paulus (Verse 1-3.10-11) nicht.

 

 

Zunächst erklärt Paulus in den Versen 1-3, dass in der Reihe Frau-Mann-Christus-Gott das folgende Glied jeweils „Haupt“ des vorhergehenden ist; damit weist er auf den organischen Zusammenhang von Gemeinde, Christus und Gott hin:

 

1. Korinther 11,1-3

1 Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich [Nachahmer] des Christus bin! 2 Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem an mich gedenkt und an den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe. 3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt jedes Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus.

 

Nach dieser Einleitung folgt nun ein in vieler Hinsicht vollkommen hintergründiger Abschnitt: 

 

1. Korinther 11,4-9

4 Jeder Mann, der betet oder weissagt und etwas auf dem Haupt hat, schändet sein Haupt. 5 Jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, schändet ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre! 6 Denn wenn sich eine Frau nicht bedecken will, so soll ihr auch das Haar abgeschnitten werden! Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abschneiden oder abscheren zu lassen, so soll sie sich bedecken. 7 Denn der Mann darf das Haupt nicht bedecken, weil er Gottes Bild und Ehre ist; die Frau aber ist die Ehre des Mannes. 8 Denn der Mann kommt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; 9 auch wurde der Mann nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.

 

Der jetzt folgende Text aber schlägt einen ganz anderen Ton an:

 

1. Korinther 11,10-11

10 Darum soll die Frau [ein Zeichen der] Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen. 11 Doch ist im Herrn weder der Mann ohne die Frau, noch die Frau ohne den Mann

 

Die Verse 4-10, die klar ein Verhüllungsgebot fordern, geben demnach möglicherweise gar nicht die Meinung des Paulus wieder, sondern könnten ein Zitat aus einem Brief der Korinther an Paulus gewesen sein. Auch in 1. Korinther 7,1 zitiert Paulus ja einen Satz der Korinther, die ihm geschrieben hatten: „es ist gut für einen Mann, eine Frau nicht zu berühren“ – einen Satz, den Paulus alsdann teilweise zurückweist und jedenfalls dahingehend modifiziert, dass es keine Sünde ist, zu heiraten, und manchmal sogar besser, als es nicht zu tun (1Kor 7,2.9.36.38).

 

Ein Zitat aus einem Paulus vorliegenden Brief der Korinther scheint auch der in 1. Korinther 10,23 zweimal vorkommende Slogan „alles ist erlaubt“ zu sein, dem Paulus entgegensetzt: „aber nicht alles nützt“ bzw. „aber nicht alles baut auf“. So könnte Paulus auch hier aus dem ihm vorliegenden Brief der Korinther zitieren, und das Ganz ließe sich also wie folgt verstehen: Die Korinther haben aus der ihnen bekannten und in den Versen 1-3 wiederholten paulinischen Lehre, dass „der Mann das Haupt der Frau“ ist, fälschlich geschlossen, – dass beim Beten und Prophezeien die Frau verschleiert sein müsse (1Kor 11,5-6), – dass der Mann dabei jedoch keine Kopfbedeckung und kein langes Haar haben soll (1Kor 11,4.7)– und dass die Ehefrau zwar für ihren Mann, nicht aber der Ehemann für seine Frau da sei (1Kor 11,8-9). Nachdem Paulus diese These zitiert hat (1Kor 11,4-10), korrigiert er sie und führt Argumente gegen das von den Korinthern gewollte strenge Schleiergebot an (1Kor 11,11-16).

 

Zu bedenken ist auch: Selbst wenn es sich hier nicht um ein direktes Zitat aus einem vorherigen Brief handeln sollte, könnte Paulus indirekt zitieren, d.h. ironisch aussprechen, was viele Korinther glaubten, und es dann ad absurdum führen. Auch ein oberflächlicher Blick auf die Paulustexte lässt schon recht klar erkennen, dass diese Texte eine Fülle von Gedanken und Gegengedanken, Ironie usw. enthalten, so dass man vorsichtig sein muss, wenn man entscheiden will, was der Apostel wirklich sagen will.

 

Es spricht für diese lehrmäßige Ansicht, dass die mit der Forderung für die Kopfbedeckung der Frau unlösbar verbundene Behauptung, es sei für den betenden Mann schändlich, lange Haare zu haben oder das Haupt bedeckt zu halten, sich mit vielen anderen Bibelstellen und auch mit der gesamten jüdisch-christlichen Tradition im Gesamtkontext nicht gut verträgt. Zum einen hatten jüdische Männer ausgerechnet immer dann lange Haare, wenn sie aufgrund eines Naziräergelübdes zeitweilig in einen Stand besonderer Heiligkeit eintraten, bei dem sie das Haar nicht scheren durften, sondern lang wachsen lassen mussten (4Mo 6,5). Es gab auch Naziräer „auf Lebenszeit“, die sich die Haare infolgedessen niemals abschnitten. Zu ihnen gehörte der Richter Simson (dessen Gebetskraft ausgerechnet in seinen langen Haaren lag; vgl. Ri 13,5; 16,17), der Prophet Samuel, der zeitlebens sein Haar nicht scheren sollte (1Sam 1,11) und wohl auch Johannes der Täufer (vgl. Lk 1,15; Mt 3,4). Mehr noch: Sogar Paulus höchstpersönlich war, während er in Korinth weilte, offenbar im Stand eines Naziräers, hatte also dort lange Haare, und ließ sich erst nach seiner Abreise das Haupt scheren (Apg 18,18; vgl. auch Apg 21,23-24).

 

Ganz langes Haar hatte auch Absalom, der Sohn Davids, von dem es in 2. Samuel 14,25-27 heißt, dass er wegen seiner auffallenden Schönheit im ganzen Land gepriesen wurde, weil es keinen schöneren in Israel gab; und dass sein Haar 200 Schekel (ca. 2 kg) wog, wohl samt Schmuck, und es jährlich nur einmal abgeschnitten wurde. Dieses Abschneiden war nötig, weil es ihm zu beschwerlich wurde. Allgemein war den Israeliten kreisförmiges Abschneiden der Haare am Rand und Bartstutzen verboten (3Mo 19,27), den Priester war darüber hinaus das Kahlscheren verboten (3Mo 21,5). Kurze Haare sollten die Priester im zukünftigen von Hesekiel geschauten Tempel haben (Hes 44,20).

 

Auch ein Kopfbedeckungsverbot für betende Männer würde sich mit der späteren Tradition und anderen Bibelstellen nicht gut vertragen. Bekanntlich beten jüdische Männer noch heute immer mit Kopfbedeckung (Kippa), und benutzen beim Morgengebet in der Synagoge auch einen schleierartigen Gebetsmantel (Tallit).

 

Auch schon im Alten Testament hatte der Hohepriester eine Κοpfbedeckung zu tragen (2Mo 28,39-40) und auch König David betete mit bedecktem Kopf (2Sam 15,30). Bedenkt man all dies, fällt es schwer, zu glauben, dass 1. Korinther 11,4-9 von Paulus gesprochen sind, und auch, dass Vers 14 (wie manche meinen) gegen langes Haar des Mannes gerichtet sein soll; und wenn doch, müsste man dies als (letztlich weithin erfolglosen) Versuch des Paulus werten, eine zeit- und kulturbedingte Gottesdienstordnung durchzusetzen. Demgegenüber hat die hier dargelegte lehrmäßige Ansicht den Vorteil, dass Paulus, ebenso wie anderswo auch hier etwas zeitlos Gültiges verkündigt hat.

 

Außerdem wird die Argumentation aus 1. Korinther 11,7-9, dass die Frau dem Mann nachgeordnet sei und sich daher verhüllen soll, in den Versen 11-12 offenbar durchkreuzt, wo es sinngemäß heißt, dass „im Herrn“ Frau und Mann gleichwertig sind (und für den Gottesdienst sollte ja doch die Ordnung „im Herrn“ ausschlaggebend sein).

 

Wenn die hier dargelegte lehrmäßige Ansicht richtig ist, würde das im Übrigen auch sehr gut zum auch sonst bekannten Charakter des Paulus passen, der dann auch bezüglich der Schleierfrage (wie auch bezüglich anderer Themen, etwa der jüdischen Speisegebote oder der Beschneidung) gegen die verpflichtende Übernahme einer Äußerlichkeit betreffenden jüdischen Regelung gekämpft hätte. Andernfalls hätte er hier ausnahmsweise für eine solche Regelung gekämpft, noch dazu für eine, die gar nicht in der Bibel steht, sondern eine außerbiblisch-talmudische Tradition des Judentums wäre. Schlimmer noch: Wenn man beachtet, dass die Forderung nach Verhüllung der Frau hier unlösbar mit der Forderung nach Nichtverhüllung des Mannes verknüpft erscheint, hätte Paulus bezüglich der Männer sogar eine ganz neue Tradition eingeführt, die weder Heiden noch Juden kannten. Dies alles scheint nicht gut zu einem Paulus zu passen, der sich für die Verkündigung eines „gesetzesfreien Evangeliums“ für die Heiden eingesetzt hat.

 

Die hier begründete lehrmäßige Ansicht ist bisher nur wenig wahrgenommen worden, und man muss einräumen, dass auch sie nicht ganz unproblematisch ist. So kann man fragen, warum Paulus, wenn er hier ein Zitat anführt, den Anfang des Zitats nicht deutlich gekennzeichnet hat (wie er es in 1Kor 7,1 tat) – aber er musste das nicht unbedingt tun, denn die Korinther wussten natürlich, was von ihnen selbst stammt; zudem hat es den Anschein, dass Paulus hier die Meinung der Korinther selbst formulieren und sich ironisch zu eigen machen wollte (das Stilmittel der Ironie wendet er anerkanntermaßen auch im 11. Kapitel des 2. Korintherbriefes an). Insgesamt scheint die hier lehrmäßige Ansicht plausibler zu sein als die Üblichen, aber man braucht hier nicht zu entscheiden, welche Interpretation die richtige ist, wenn es um die Verteidigung der biblischen Lehre gegen den Vorwurf der Frauendiskriminierung geht. Wichtig ist, dass es in beiden Interpretationen die Stelle aus dem 1. Korinther 11,10-11 ist, welche die entscheidende überzeitliche Botschaft enthält, die über die Verschleierungsfrage hinausgeht und von grundsätzlicher Bedeutung ist, und diese Botschaft lautet in beiden Interpretationen: „im Herrn“ sind Mann und Frau gleichgeordnet.

 

Geistlicher Kontext zu 1. Korinther 11,7.10

(von Daniel Glimm)

 

In 1. Korinther 11,7.10 wird von den Männern berichtet, die keine Kopfbedeckung tragen sollten, wobei die Frauen dazu angehalten waren, eine „Kopfbedeckung“ zu tragen. Was ist damit gemeint?

 

1. Korinther 11,7.10

7 Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz (Anm.: Herrlichkeit); die Frau aber ist des Mannes Abglanz (Anm.: Herrlichkeit; vgl. Sprüche 12,4a). … 10 Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.

 

Es ist weise, diese Bibelstelle in einem geistlichen Kontext von Offenbarung zu betrachten.

 

Da es hierbei um den Mann als geistliche Autorität geht, der von Gott dazu bestimmt ist, sich in den geistlichen Sphären aufzuhalten und dort in Regierungsautorität zu agieren, ist seine Nichtbedeckung des Kopfes ein Zeichen der Freiheit im Geist, in Autorität zu handeln (vgl. 2Kor 3,17).

 

Das in 1. Korinther 11,10 verwendete griechische Wort für „Macht“ ist „exousịa“ und bedeutet „gerechtfertigte, richtige, von oben verliehene Gewalt“, aber auch „Erlaubnis, Autorität, Recht, Freiheit, Macht, Vollmacht, etwas zu tun.“

 

Somit weist die Frau, die repräsentativ für die Gemeinde steht, mit ihrer „Bedeckung – Macht“ auf die Notwendigkeit hin, von Christus (Anm.: Salbung => Macht) abgedeckt zu sein, um dementsprechend seine Autorität auf der Erde rechtmäßig durch die Geistesgaben und Ämter umzusetzen (vgl. 1Kor 12,4-11 i.V.m. Eph 4,11).

 

Da die Gemeinde von Engeln beobachtet wird (vgl. 1Kor 4,9; Eph 3,10; 1Tim 5,21; Ps 103,20-21), ist es erforderlich, dass die Frau (Anm.: Gemeinde => Dienerin) ihre Freiheit des Geistes im Einklang mit dem Willen Christi ausübt (Anm.: Macht auf ihrem Haupt). Das hat zum Ergebnis, dass die Weisheit Gottes (vgl. Eph 3,10) vor den Engeln richtig repräsentiert und nicht durch falsche Unabhängigkeit (Anm.: ohne die nötige Macht => nicht rechtmäßig) in Misskredit gebracht wird.

 

Zusatz von uns:

Was meint Paulus, wenn er vom „Haupt“ spricht? Einige glauben, dieser Begriff bedeute, dass sich einer dem anderen unterordnet. Dieser Gedanke ist in dieser Bibelpassage tatsächlich vorrangig. Allerdings ist es auch wichtig, sich folgendes klarzumachen: Während in diesem Abschnitt Gott das Haupt von Christus ist, wird Jesus an anderen Stellen Gott gleichgestellt (vgl. Joh 1,1-3; 10,30, Kol 1,15; 1Jo 5,20). Deshalb muss der Begriff „Haupt“ nicht der Idee der Gleichheit widersprechen. Auch wenn Christus Gott gleich ist, erniedrigte er sich und war gehorsam bis in den Tod (vgl. Phil 2,5-8). Gerade diese dienende Hingabe betont Paulus im Epheserbrief, wenn er vom Mann als Haupt seiner Ehefrau spricht und das mit Christi Werk an der Gemeinde vergleicht (vgl. Eph 5,23-25). Er stellt an gleicher Stelle die Unterordnung der Gemeinde gegenüber dem Christus der Unterordnung der Frau ihren Männern gegenüber, wobei beide, Männer und Frauen, sich einander unterordnen sollen (Eph 5,21).

 

Fazit zur Ausgangsfrage

Oft gibt es lehrmäßige Ansichten, dass das Thema kultur- und zeitbedingt zu verstehen ist. Aber wenn wir so argumentieren, dann landen wir am Ende bei der Homesegnung. So kann man nicht mit dem Wort Gottes umgehen. Es muss eine vernünftige schlüssige Art und Weise im Gesamtbibelkontext geben.

 

So wie wir Gott kennengelernt haben, konnten wir uns nie damit anfreunden, dass er auf das Herz sieht, und es ihm auf einmal wichtig sei, dass irgendwer, ein Mann oder eine Frau irgendein bestimmtes Kleidungsstück trägt und davon irgendwas abhängig ist. Das passt nicht in unser Verständnis, wer Gott ist und wie Gott mit Menschen umgeht. Es ist eher ein typisches Merkmal von Religion, von Menschen gemachte Religiosität. So wird dann behauptet, dass dies der Beweis oder das äußere Zeichen ist, dass die Frau dann untergeordnet ist. Ob jemand manipuliert und herrscht, ist eine Sache des Herzens und des Lebensstils sowie des Umgangs miteinander. Wir glauben, das ist es, worauf Gott schaut.

 

Wenn eine Frau meint, dass sie es so versteht, dass sie ihren Kopf bedecken soll, ja, warum nicht? Wir haben noch nie eine Gemeinde gesehen, die auf Kopfbedeckungen besteht und die nicht einen religiösen Geist hat.

 

Die Ansichten von Derek und Ruth Prince

Eine weitere Offenbarungslehre möchten wir von Derek Prince und seiner Frau Ruth anführen, die wir beide äußerst schätzen. Derek und Ruth Prince gaben einmal zum Thema der Kopfbedeckung und die Rolle der Frau in der Gemeinde in einer Frage- und Antwort-Runde folgende Antworten:

 

 

Antwort von Ruth Prince

„Als junge Gläubige kam ich in eine Gemeinde; ich unterstand damals noch keiner menschlichen Autorität und verstand es so, dass Jesus mein Haupt ist, bis ich meinen Platz gefunden habe. An einem Sonntagmorgen war ich gerade aufgestanden, um ein prophetisches Wort weiterzugeben. Ich setzte mich wieder, und der Pastor lehrte aus 1. Korinther 10; mein Blick schweifte auf die andere Seite zu 1. Korinther 11,5:

"Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt..."

 

Ich dachte: "Herr Jesus, habe ich dich entehrt, als ich mit unverhülltem Haupt prophezeite?" Ich konnte an jenem Abend erst dann wieder am Gottesdienst teilnehmen, als ich mein Haupt bedeckt hatte, denn ich hatte den starken Eindruck, dass ich mein Haupt bedecken musste. Ich studierte jenes Kapitel, in dem sich Paulus mit diesem Thema beschäftigt. Er sagt in Vers 10:

 

"Darum soll die Frau ein [Autoritätssymbol] auf dem Haupt haben, um der Engel willen."

 

Heute trage ich das Kopftuch als Symbol dafür, dass ich mich der Autorität meines Ehemanns unterordne. Noch ein Wort zu diesem Nebensatz "um der Engel Willen": Ich möchte gerne an Gottesdiensten teilnehmen, in denen Engel erscheinen. Ich habe sie schon ein oder zweimal gehört und möchte nichts tun, was bei einem Engel Anstoß erregen könnte. Das ist ein Grund, warum ich mein Haupt bedecke. Es heißt in Vers 7, die Frau sei die Herrlichkeit des Mannes. Das ist ein weiterer Grund, warum ich biblischer Autorität unterstehen möchte, so gut ich nur kann.

 

Derek wurde in Deutschland einmal diese Frage gestellt; wir hatten nur so nebenbei über die Kopfbedeckung gesprochen. In der damaligen Fragestunde sprach Derek ausführlich zu diesem Thema. Ich hoffe, er wird das heute Abend auch tun. 

 

Ich wollte noch weitererzählen: Eine Zeitlang war ich in einer Gemeinde, deren Leiter nicht glaubte, dass Frauen ihr Haupt bedecken sollten. Hätte ich damals mein Haupt bedeckt, hätte ich damit zu verstehen gegeben, dass ich der Meinung wäre, ich wüsste es besser als er; das wäre Rebellion gewesen. In dieser Situation bedeckte ich mein Haupt nicht. Doch als Derek in mein Leben kam und wir erkannten, dass Gott uns zusammenstellte, fragte ich ihn, was er über die Kopfbedeckung denke. Er sagte: "Ich glaube, die Bibel meint es genauso wie sie es sagt." Ich erwiderte: "Gott sei Dank."

 

Ich denke, ich sollte noch etwas zum kulturellen Aspekt sagen. Ich wuchs vor dem Zweiten Weltkrieg auf, als man die Dinge noch anders handhabte. Damals trugen die Frauen immer Hüte. Wenn ich zum Einkaufen in die Stadt ging, trug ich einen Hut. Ohne Hut hatte ich das Gefühl, als fehlte mir etwas. Ich möchte noch weiter zurückgehen. In diesem Jahrhundert hat sich so viel verändert, dass die jüngeren unter euch das gar nicht mehr verstehen können. Meine Mutter ließ sich 1920 zum ersten Mal die Haare schneiden; sie hatte damals schon vier kleine Kinder. Das war die Zeit, in der Frauen die Haare kurz trugen. Sie sagte, sie hätte geweint, als sie sich die Haare schneiden ließ, denn jahrhundertelang ließen die Frauen ihr Haar wachsen. Das kam erst im zwanzigsten Jahrhundert auf, und erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gingen Frauen auch ohne Kopfbedeckung auf die Straße.

 

Ich war in der Synagoge, als sich der Stil änderte und die Frauen keine Hüte mehr trugen. Ich kam einmal ohne Kopfbedeckung zur Tür herein, und der Mann, der den Männern ihre Kippas aushändigte, sagte zu uns Frauen: "Wenn ihr keinen Hut tragt, könnt ihr eine von diesen tragen." Natürlich sahen wir etwas komisch aus, weshalb wir auch unsere Hüte wieder aufsetzten. 

 

Ich muss leider sagen, dass das heute in vielen Synagogen anders ist; auch dort hat man sich der Welt angepasst. Der Stil und die Mode der Welt haben den Leib Christi beeinflusst, und wir Frauen haben den Maßstab der Bibel verlassen. Ich glaube nicht, dass wir seltsam aussehen sollen, aber ich glaube, dass wir mit Kopfbedeckung hübsch aussehen können, sei es mit einem Hut oder etwas anderem.“

 

 

Antwort von Derek Prince

„Ich möchte das etwas weiterführen. Paulus sagt in den eben zitierten Vers: "Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt..." Wenn eine Frau betet, spricht sie mit Gott. Wenn eine Frau weissagt, spricht sie für Gott. Gott sagt somit: "Ob du mit mir oder für mich sprichst - ich möchte, dass du dein Haupt bedeckst."

 

Du entgegnest vielleicht: "Gott, warum?" Ich bin mir nicht sicher, ob Gott dir darauf eine Antwort geben muss. Ich gebe euch ein kleines Beispiel. Jeden Juni veranstaltet die Königin von England eine Gartenparty im Buckingham Palast und lädt dazu bestimmte Leute ein. Dabei wird ihr Geburtstag gefeiert, der eigentlich nicht im Juni ist, aber das tut nichts zur Sache. Nehmen wir an, du wärst zur Teeparty der Königin eingeladen und es hieß in der Einladung, Frauen sollten Hüte und keine Hosenanzüge tragen. Würdest du dann sagen: "Die Königin hat kein Recht, mir vorzuschreiben, was ich anziehen soll." Ich glaube niemand von euch würde sich dieser Vorschrift widersetzen. Es wäre eine Beleidigung der Gastgeberin.

 

Gott sagt: "Wenn du zu mir betest oder prophetisch für mich sprichst, sollst du dein Haupt bedecken." Können wir zu Gott sagen: "Gott, da bin ich anderer Meinung. Ich denke, das ist altmodisch." Seht ihr, das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema. Im Grunde geht es dabei um deinen Respekt gegenüber Gott. Oder glaubst du, Gott hat seine Meinung geändert? Das ist das kulturelle Argument, doch in 1. Korinther finden wir keine Aussagen zur Kultur. Diese Worte sind nicht kulturell bedingt, sondern enthalten die Anforderungen Gottes. Ich sage: Lasst Gott Gott sein!

 

Ich möchte nicht einseitig wirken, aber ich denke, dieses Thema ist weitaus wichtiger als die meisten Christen unserer Zeit meinen. Im Grunde geht es um unseren Respekt gegenüber Gott. Du sagst: "Das verstehe ich nicht." Vielleicht verstehst du nicht, warum die Königin von England nicht möchte, dass du einen Hosenanzug trägst, doch wenn sie es nicht will, dann tust du es auch nicht. Wenn du schon die Königin von England respektierst, um wieviel mehr solltest du dann den allmächtigen Gott respektieren?

 

Was Ruth sagt, stimmt voll und ganz: Die Christen gehen in puncto Mode mit der Welt. Du brauchst keine Hut zu tragen. Ruth trägt auch keinen Hut. Ich persönlich finde, sie sieht gut aus. Sie sieht überhaupt nicht komisch aus. Um ganz ehrlich zu sein: Ich finde, sie sieht hübscher aus als viele Frauen, die sich ihr Haupt nicht bedecken.

 

Ich neige zu der Anschauung, dass ein Respekt gegenüber Gott, der sein Wort ernst nimmt, ein Faktor sein wird, der den Segen Gottes im Leib Christi freisetzt. Ich denke in diesen Dingen nicht sehr eng. Was Kleidung betrifft, bin ich recht leger. Als Ruth und ich heirateten, sagte unsere afrikanische Tochter zu ihr: "Ich hoffe, du schaffst es, dass sich mein Vater anders kleidet." Ich bin also kein steifer Brite vom alten Schlag. Es geht vielmehr um die Frage, wie ernst ich die Bibel nehme? Ich denke, wir können nicht mehr dazu sagen.

 

Ach, sagen wir alles, wenn wir schon dabei sind. Paulus sagt, das Haar der Frau sei ihre Herrlichkeit. Ist das altmodisch? Wird es so formuliert, als bezöge es sich nur auf das damalige römische Reich? Dieser Schluss ist nicht zulässig. Du schneidest dein Haar. Weißt du, was du damit tust? Du schneidest dir deine Herrlichkeit ab. Ich sage nicht, wie lang dein Haar sein soll, aber ich sage, du solltest nicht vergessen, dass dein Haar deine Herrlichkeit ist. 

 

Ich sage euch ganz unverblümt, dass es für Ruth ein ganz beträchtlicher Aufwand ist, langes Haar zu tragen. Es dauert viel länger, es zu waschen; es ist viel aufwendiger zu pflegen. Warum tut sie es dennoch? Weil es ihre Herrlichkeit ist. Wenn sie sich die Spitzen schneiden lässt, geht sie in Israel und hier in Fort Lauderdale jeweils zu einem sehr guten Friseur. Der Mann, der uns, also auch mir, die Haare schneidet, war früher Spitzenfriseur für Elisabeth Arden. Er tut es jetzt für uns aus Gefälligkeit und es hat sich eine Beziehung zwischen uns entwickelt. Jedes Mal sagen die Friseure zu Ruth: "Wir danken Gott für eine Frau, die kein Abziehbild anderer Frauen ist."“


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen