Schuschan Purim – Das Purim der Städte


Ester 9,19-23

19 Darum feiern die Juden auf dem offenen Land, die in den offenen Landstädten wohnen, den vierzehnten Tag des Monats Adar mit Freude und Festmahl und als Festtag, an dem man sich gegenseitig Anteile zusendet. 20 Und Mordechai schrieb diese Begebenheiten auf. Und er sandte Briefe an alle Juden in allen Provinzen des Königs Ahasveros, die nahen und die fernen, 21 um ihnen aufzuerlegen, dass sie den vierzehnten Tag des Monats Adar und den fünfzehnten Tag desselben Jahr für Jahr feiern sollten 22 – als die Tage, an denen die Juden vor ihren Feinden zur Ruhe gekommen waren, und ⟨als⟩ den Monat, der sich ihnen von Kummer zur Freude und von Trauer zum Festtag verwandelt hatte –, dass sie diese feiern sollten als Tage des Festmahls und der Freude, an denen man sich gegenseitig Anteile zusendet und Geschenke an die Armen gibt.


Am Tag nach Purim wird in Städten, die seit den Tagen Josuas mit einer Befestigungsmauer umgeben sind, am 15. Adar Schuschan Purim gefeiert. Dies geschieht gemäß dem Präzedenzfall, der durch die erste Purimfeier in Schuschan, der Hauptstadt des persischen antiken Reiches, entstand.

 

Name

Für dieses Fest gibt es zwei Namen:

 

1. Schuschan Purim (פורים שושן) 

Der hebräische Name von „Susa“ – einer der Hauptstädte des antiken persischen Reiches – lautet „Schuschan“. Auf persisch lautet er „Schusch“. Schuschan ist heute nur noch eine unbedeutende Distrikthauptstadt in der Provinz Chusestan im Südwesten des Iran mit etwa 70.000 Einwohnern.

 

2. Purim der Städte

Der Feiertag wird auch „Purim der Städte“ genannt, auf Grund der Tatsache, dass es nur in den früher von einer Mauer umgebenen Städten gefeiert wurde (Purim Damokfim), – im Gegensatz zum Purim der Provinzstädte (Purim Defarzim), das in offenen Städten oder Dörfern begangen wurde.

 

Wann

Februar/März (15. Adar)

 

2024/5784: Abend, So. 24. März – Mo. 25. März (15. Adar II)

2025/5785: Abend, Fr. 14. März – Sa. 15. März (15. Adar)

2026/5786: Abend, Di. 03. März – Mi. 04. März (15. Adar)

2027/5787: Abend, Di. 23. März – Mi. 24. März (15. Adar II)

2028/5788: Abend, So. 12. März – Mo. 13. März (15. Adar)

 

In Ester 9,20-22 heißt es, dass die Juden am 13. Adar über ihre Feinde siegten und am 14. ein Festmahl zur Feier des Sieges veranstalteten. In Schuschan, der Hauptstadt, dauerte die Schlacht jedoch noch einen Tag länger, und der Feiertag wurde erst am 15. Adar begangen. Deshalb ist Schuschan Purim der Tag, an dem die Bewohner von ummauerten Städten wie Jerusalem den Feiertag begehen.

 

Jerusalem, das schon seit der Antike mit einer Stadtmauer umgeben war, feiert noch heute Purim am 15. Adar (in den übrigen Teilen Israels und in der Diaspora wird es am 14. Adar gefeiert). In Städten, in denen Zweifel in Bezug auf das Datum ihrer Entstehung und auf Mauern um sie herum bestehen – z. B. Akko, Tiberias, Jaffa – wird Purim sowohl am 14. wie am 15. Adar gefeiert.

 

Im Fall von Purim ist der folgende Tag „Schuschan Purim“ und im Fall von Purim Katan lautet der folgende Tag „Schuschan Purim Katan“. Schuschan Purim Katan ist somit die kleine Purim-Feier während Adar I in Schaltjahren in Jerusalem und in ummauerten Städten.

 

▪︎ Der Schabbat und das dreitägige Purim

Der 14. Adar – also das „normale Purim“ – kann nie auf einen Schabbat fallen, wohl aber der 15. Adar. Für die Einwohner Jerusalems ergibt sich daraus das einzigartige Phänomen eines „dreifachen“ oder dreitägigen Purim (Purim Mischulasch). Da einige der Purim-Gebote nicht am Schabbat begangen werden können, werden sie über einen Zeitraum von drei Tagen verteilt:

 

• Freitag

Lesen der Megilla, Tag und Nacht. Mattanot La'ewjonim: Spenden an die Armen während der Tageslichtstunden des Freitags.

 

• Schabbat

Das Purim-Gebet wird zu allen Gebeten des Tages und dem Tischgebet hinzugefügt. Das Maftir des Tages ist die Tora-Lesung für Purim, und in der Haftara wird die Geschichte von Saul und Amalek aufgegriffen.

 

• Sonntag

Mischloach Manot, während der Tageslichtstunden des Sonntags und es wird das Purimfest genossen. Hier wird das festliche Purim-Mahl, das sogenannte „Se'udat Purim“ gegessen. Theoretisch könnte das Festmahl am Schabbat eingenommen werden, es wird jedoch auf den Sonntag verschoben, basierend auf dem Grundsatz, dass man nicht zwei Feste vermischen will – in diesem Fall das Schabbatmahl und das Purimmahl. Allerdings ist es üblich, das Schabbatmahl zu Ehren von Purim etwas aufwändiger als üblich zu gestalten.

 

Bibelstellen zu Schuschan Purim

Ester 9,18-23; 2Mo 17,8-16

 

Das Purimfest hat seine Grundlage im Buch Ester. Die Esterrolle, die sogenannte „Megillat-Ester“ (hebr. megilla = Buch- oder Schriftrolle) wird traditionell in der Purimnacht beim Gottesdienst in der Synagoge und noch einmal am nächsten Morgen verlesen.

 

Die Esterrolle ist eine von fünf Megillat – neben Prediger (Laubhüttenfest/Sukkot), Klagelieder des Jeremia (9. Ab/Tischa be-Ab), Rut (Wochenfest, Pfingsten/Schawuot) und dem Hohelied (Passahfest/Pessach) –, die während des ganzen Jahres auf den entsprechenden Festen öffentlich gelesen werden.

 

In Ester 3,1 wird Haman als ein Abkömmling des Amalekiterkönigs Agag beschrieben (vgl. 1Sam 15,8). Deshalb wird an Purim außer dem Buch Ester noch eine andere Stelle im Tanach (Anm.: die hebräische Bibel) vorgelesen: 2. Mose 17,8-16.

 

Hintergrund zu Schuschan Purim

Das Buch Ester erklärt den 14. Adar als den Tag, an dem Purim gefeiert werden soll. Allerdings gelang es den Juden in Schuschan (Susa), einer der Hauptstädte des antiken persischen Reiches (neben Persepolis, Ekbatana und Babylon), erst am nächsten Tag, sich ihrer Feinde zu entledigen, und somit feierten sie Purim am 15. Adar (Est 9,12-14.20-22). Im Buch Ester wird zwischen den Juden, die in einer befestigten, und denen, die in einer unbefestigten Stadt wohnen, unterschieden. Da Schuschan eine befestigte Stadt, d.h. von Mauern umgeben war, feiern alle Städte, die seit der Zeit des Josua durch Mauern befestigt wurden, Purim am 15. Adar, demselben Tag also, an dem es in Schuschan begangen wurde:

 

Ester 9,18

Doch die Juden, die in Susa wohnten, hatten sich am Dreizehnten des Monats und am Vierzehnten des Monats versammelt. Und sie ruhten am Fünfzehnten des Monats aus und machten ihn zu einem Tag des Festmahls und der Freude.

 

Purim wird in Ester 9 eingesetzt. Der gesamte Monat Adar, der sich den Juden von Kummer zur Freude und von Trauer zum Festtag verwandelte, ist deshalb von einer fröhlichen Stimmung durchzogen, die an Purim ihren Höhepunkt findet.

 

Um ca. 458 v. Chr. plante der Großwesir Haman – ein vom Herrscher eingesetzter Regierungschef und somit zweiter Mann im Staate – einen Pogrom gegen die in Persien, dem heutigen Iran, lebenden Juden (Est 3,1.13), dessen Tag das Los bestimmen soll, an dem die Juden im Lande vernichtet werden sollten. Das Los fiel auf den 13. Adar. Doch Ester, ein jüdisches Waisenmädchen, wird Königin von Persien. Mit Hilfe ihres Cousins Mordechai (Anm.: Mordechai ist auch der Vormund Esters. Er adoptierte Ester als seine Tochter, da sie ihre Eltern bereits in jungem Alter verloren hatte; vgl. Est 2,7) kann sie den Pogrom abwenden, indem sie durch Fasten und Gebet den Perserkönig Ahasveros (Xerxes I.) zur Aufhebung des Befehls Haman bewegt und so das jüdische Volk vor der Vernichtung bewahrt. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens und mit großem Glauben setzte sich Ester beim König für ihr Volk ein, woraufhin Hamans mörderischer Plan scheiterte. So wurden die Juden im persischen Exil nicht ausgerottet, sondern Haman und seine Familie endeten an dem Galgen, den er selbst für Mordechai errichtet hatte und Mordechai wurde an Stelle Hamans in das höchste Regierungsamt eingesetzt. „Da verwandelten sich ihre Schmerzen in Freude und die Tage der Verzweiflung wurden zu Festtagen, an denen einer dem anderen Geschenke und den Armen Gaben schicke“ (vgl. Est 9,22), damit alle das Fest fröhlich feiern können.

 

In einem Meer von Leid, Sorgen und Pogromen an den übrigen Tagen des Jahres bildet das Purimfest eine einsame Insel der Lebensfreude, des Humors und der Freude am Leben, die typisch für das jüdische Volk sind. Im Gedenken an diese große Wende feiert man heute Purim. Deshalb ist Purim ein sehr fröhliches Fest.

 

Jüdische Traditionen zu Schuschan Purim

Purim wird heute mit Verkleidungen und Belustigungen gefeiert. Dazu gehören natürlich auch Kostüme, Masken sowie Straßenumzüge oder Theateraufführungen. Daher wird Purim manchmal auch als „jüdischer Karneval“ bezeichnet, weil das Fest ausgelassen gefeiert wird. Aber Purim ist viel mehr als Karneval oder Fasching. Das Tragen von Masken ist auch ein Hinweis darauf, dass Gott in der gesamten Esterrolle nicht ausdrücklich mit Namen oder Titel erwähnt wird, aber im Verborgenen agierte.

 

An Purim dreht sich alles um Freundschaft, Gemeinschaft und Teilen. In der Synagoge wird aus diesem Anlass ein Gottesdienst gefeiert, bei dem es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen.

 

Messianische Bedeutungen zu Purim

Gott offenbart sich als der Retter des jüdischen Volkes.

 

An Purim geht es um das Königreich Gottes und den EINEN neuen Menschen, Juden und Christen vereint (Eph 2,14). Es geht um den König und seine Braut, den Messias und die Gemeinde Jesu Christi. Es geht um Demut, Einheit und Rechtschaffenheit, Fasten und Fürbitte.

 

Gottes Vorsehung scheint durch diesen dramatischen Bericht hindurch und befähigt den Leser mit Glauben und Mut, aufzustehen und zu glauben, selbst wenn alle Hoffnung verschwunden oder verborgen ist. Wenn das Leben und die Umstände das Joch der Hoffnungslosigkeit der drohenden Katastrophe tragen, dann ist die Botschaft von Purim auch für uns. Dann dürfen wir uns an die apostolische Ermutigung erinnern und sagen: „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist.“ (Gal 6,9).

 

Speisen & Getränke zu Schuschan Purim

Schuschan Purim ist ein Freudenfest, bei dem gut getrunken und gegessen wird, denn Purim ist ganz bestimmt eines der farbenfrohesten, fröhlichsten und vielleicht das am meisten ausgelassene aller jüdisch-biblischen Feste.

 

Festtagsgrüße (Zusprüche) zu Schuschan Purim

• Chag sameach

 

„Chag“ ist die hebräische Bezeichnung für „Fest“. „Sameach“ ist das Wort für „froh, fröhlich“. So bedeutet „Chag sameach“ einfach „ein fröhliches Fest“ und ist der traditionelle Gruß zum Feiertag.


Gottes Segen Euch allen und ein fröhliches Purimfest!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen