Was ist Fürbitte?


1. Mose 20,17

Abraham aber legte Fürbitte ein bei Gott ...

 

Psalm 110,1-5

„1 Ein Psalm Davids. Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße! 2 Der HERR wird das Zepter deiner Macht ausstrecken von Zion: Herrsche inmitten deiner Feinde! 3 Dein Volk ist willig am Tag deines Kriegszuges; in heiligem Schmuck, aus dem Schoß der Morgenröte, tritt der Tau deiner Jungmannschaft hervor. 4 Der HERR hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks! 5 Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns.“

 

Jesaja 59,14-16

„14 So wurde das Recht verdrängt, und die Gerechtigkeit zog sich zurück; denn die Wahrheit strauchelte auf dem Markt, und die Redlichkeit fand keinen Eingang. 15 Und die Treue wurde vermisst, und wer vom Bösen wich, musste sich ausplündern lassen. Als der HERR dies sah, missfiel es ihm, dass kein Recht da war; 16 er sah auch, dass kein Mann vorhanden war, und war verwundert, dass kein Fürsprecher da war. Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit, die unterstützte ihn.“


 

INHALT

■ Was ist Fürbitte? Was ist ein Fürbitter?

■ Kennzeichnende Merkmale eines Fürbitters

■ Warum und wozu Gebet und Fürbitte?

■ Unser Glaubensvater Abraham

■ Mose, der Fürbitter

■ Daniel, der Fürbitter

■ Ester, die Fürbitterin

■ In Einheit beten – Eine Leitlinie für kollektives Gebet

■ Es ist Zeit

 

 

In diesem Beitrag möchten wir uns auf einen der höchsten und stärksten Dienste im Königreich Gottes konzentrieren; dem Dienst der Fürbitte.

 

Was ist Fürbitte? Was ist ein Fürbitter?

Als Erstes wollen wir definieren, was unter dem Begriff „Fürbitte“ biblisch zu verstehen ist. Das Wort „Fürbitte“ leitet sich vom althochdeutschen „fürbitten“ ab, was „für jemanden bitten“ bedeutet. Das englische Wort für „Fürbitte“ lautet „intercession“ und hat lateinische Wurzeln. Es bedeutet so viel wie „dazwischentreten“. In den anderen für die Bibel relevanten Sprachen, Hebräisch und Griechisch, hat der Begriff grundlegend die gleiche Bedeutung, nämlich „dazwischentreten“.

 

„Zwischen“ wen oder was? Die Antwort ist, dass der Fürbitter im Gebet zwischen Gott und die Ziele von Gottes gerechtem Zorn und Gericht tritt. Der Fürbitter steht vor Gott und nimmt eine Position zwischen Gott und denen ein, die seinen Zorn und sein Gericht verdienen. Indem der Fürbitter dies tut, sagt er im Endeffekt: „Gott, ich erkenne Deine Gerechtigkeit an. Du hast alles Recht dazu, sie zu schlagen. Aber wenn Du sie schlägst, musst Du auch mich schlagen, denn ich stehe zwischen ihnen und Dir.“ So ist Fürbitte noch mehr als Gebet. Es ist eine dauerhafte Position, die man zwischen Gott und dem Objekt Seines Zorns einnimmt. Das ist die Position eines Fürbitters.

 

Fürbitte ist also einfach gesagt ein Gebet für andere. Fürbitte ist Gebet, dass sich die Herzensanliegen Gottes zu eigen macht. Die Pläne Gottes werden durch Gebet in diese Welt hineingeboren. Biblische Fürbitte geht mit Kampf einher.

 

Ein Fürbitter ist jemand der Fürbitte tut. Ein Fürbitter tritt zwischen Gott und das Objekt, für das er betet. In diesem Sinne ist ein „Fürbitter“ jemand, der dazwischentritt. Ein Fürbitter hat die vorrangige Berufung vor Gott in Fürbitte einzutreten, um seinen Teil im Kampf um die Vorbereitung des Weges für die Rückkehr Jesu beizutragen.

 

Im Nachfolgenden werden wir Anhand von vier Beispielen den Dienst der Fürbitte ansehen. Vier großartige Diener Gottes, Abraham, Mose, Daniel und Ester.

 

Kennzeichnende Merkmale eines Fürbitters

Wenn man sich den Fürbittedienst der großartigen Diener Gottes genauer ansieht, kristallisieren sich einige Merkmale heraus, die charakteristisch sind für Menschen, welche die Fürbitte erlernt haben:

 

• Intimität mit Gott

Das erste Kennzeichen ist eine intime Beziehung zu Gott. Diese Eigenschaft können wir besonders bei Abraham und Mose erkennen. Sie redeten mit Gott so wie jemand mit seinem Freund spricht.

 

• Kühnheit zu Gott zu sprechen; auf Ihn zuzugehen

Das zweite Kennzeichen ist Kühnheit. Kühnheit ist ursprünglich eine Krieger- und Kämpfertugend. Gemeint ist furchtlos und mutig zu sein. Sowohl Abraham als auch Mose vertraten ihre Meinung deutlich vor Gott; auf gewisse Art und Weise forderten sie den allmächtigen Gott fast heraus.

 

• Überzeugung der vollkommenen Gerechtigkeit

Das dritte Kennzeichen ist eine Überzeugung der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes, sowohl darin, den Gottlosen zu richten, als auch den Gerechten zu verschonen. Das sehen wir insbesondere bei Abraham und Daniel, die offen anerkannten, dass Gottes Urteil an seinem Volk vollkommen gerecht war.

 

• Besorgnis um Gottes Herrlichkeit

Das vierte Kennzeichen ist eine Sorge um Gottes Herrlichkeit und im Umkehrschluss eine Zurücknahme von persönlichen Interessen und Ambitionen. Das sehen wir besonders bei Mose. In seinem Zorn über das Volk Israel sagte Gott zu Mose, dass er aus ihm eine große Nation machen würde. Aber Mose war mehr um Gottes Ruf als um seinen eigenen besorgt.

 

• Hingabe für Fürbitte, selbst auf Kosten des eigenen Lebens

Das fünfte Kennzeichen ist eine Hingabe für die Aufgabe, selbst auf Kosten des eigenen Lebens. Daniel und Ester mussten beide wirklich ihr Leben riskieren, um ihren Dienst der Fürbitte erfüllen zu können.

 

• Eine Bereitschaft sich mit denen zu identifizieren, für die man eintritt

Das sechste Kennzeichen ist eine Bereitschaft sich mit denen zu identifizieren, für die man eintritt. Wieder sehen wir das besonders bei Daniel und Ester. Diese Art zu beten ist nicht die des Pharisäers, der Gott dankt, dass er nicht wie alle anderen ist (Lk 18,11). Stattdessen sagt man „wir haben gesündigt“, nicht dass „sie gesündigt“ haben.

 

Warum und wozu Gebet und Fürbitte?

Christen regieren durch Gebet

 

Gebet ist der Schlüssel, um mit Gott Kontakt aufzunehmen, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen und ihm zu begegnen. Die grundlegende Bedeutung von Gebet ist, Gott zu bitten, Seine Verheißungen zu erfüllen. Wenn wir im Gebet zu Gott kommen, müssen wir gleich zu Beginn verstehen, dass er genau das von uns will. Gott offenbart uns seine Absichten nicht damit wir passive Zuschauer am Rande der Geschichte sind, sondern damit wir uns persönlich mit seinen Plänen identifizieren können und auf diese Weise aktiv an ihrer Erfüllung mitarbeiten. Die endzeitliche Absicht Gottes ist die Wiederherstellung und Vollendung der Gemeinde. Die Quelle der Kraft, um dieses Ziel zu erreichen, ist Beten in Einheit und Fasten.

 

Gläubige in Jesus werden „Könige und Priester“ und „ein königliches Priestertum“ aufgrund ihres privilegiertem Status als Erben des Königreiches des Allmächtigen Gottes genannt. Im 1. Petrusbrief steht, die Christen sollen „ein königliches Priestertum“ sein 

 

1. Petrus 2,5.9-10

5 so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht 10 — euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.

 

In Psalm 110,1-4 zeichnet David ein Bild von Christus, wie er als König und Priester zusammen mit seinem gläubigen Volk regiert. Jede Einzelheit dieses Bildes ist bedeutsam und verdient unsere sorgfältige Aufmerksamkeit.

 

Die von David verwendete und von Gott inspirierte Sprache und Bildhaftigkeit müssen im Zusammenhang mit anderen Bibelstellen ausgelegt werden.

 

In Vers 1 wird Christus als König, der zur Rechten des Vaters sitzt, offenbart: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: 'Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache'.“ Kein anderer Vers des Alten Testaments wird im Neuen Testament so oft zitiert wie dieser. In drei Evangelien zitiert Jesus die Worte Davids und wendet sie auf sich an (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42-43). Ebenso gebraucht Petrus diese Worte in Bezug auf Jesus in seiner Pfingstpredigt (Apg 2,34-35). Auch in Psalm 2,6 wird Christus in ähnlicher Weise als König dargestellt, denn der Vater verkündet: „Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.

 

In Vers 4 von Psalm 110 wird Davids Bild durch die Offenbarung Christi als Priester vervollständigt: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: 'Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.'“ Die gesamte Lehre des Hebräerbriefes über Christus als Hohepriester basiert auf diesem Vers von Psalm 110. Der Autor des Hebräerbriefes betont, dass in Melchisedek die beide Funktionen als König und Priester vereint waren. Melchisedek war „Priester Gottes des Höchsten“. Außerdem war er aufgrund der eigentlichen Bedeutung seines Namens „König der Gerechtigkeit. Dann aber heißt er auch: König von Salem, das bedeutet: König des Friedens“ (Hebr 7,1-2).

 

Diesen zweifachen Dienst übt Christus jetzt zur Rechten des Vaters aus. Als König regiert er; als Priester tut er Fürbitte: „... denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebr 7,25).

 

In Vers 2 wird beschrieben, wie Christus seine Königsherrschaft ausübt: „Der Herr wird das Zepter deiner Macht ausstrecken aus Zion. Herrsche mitten unter deinen Feinden!“ Das ist die heutige Situation in der Welt. Die Feinde Christi sind noch nicht völlig bezwungen, sondern sind noch am Wirken und widersetzen sich seiner Herrschaft und seinem Reich. Christus ist jedoch erhöht worden und ihm ist über sie alle Gewalt gegeben. Und so herrscht er jetzt „mitten unter seinen Feinden“.

 

David spricht von dem „Zepter deiner Macht“. Mit diesem Zepter regiert Christus. Das „Zepter“ ist in der Bibel das Zeichen der Macht eines Herrschers. Als Mose seinen Stab ausstreckte, kamen die Plagen Gottes über Ägypten, und später teilten sich die Wasser des Roten Meeres vor dem Volk Israel (2Mo 7–14). Als Hohepriester und Haupt des Stammes Levi hatte Aaron einen Stab, auf dem sein Name geschrieben war (4Mo 17,18). Das gleiche gilt für Christus. Seine Macht wird durch die Verwendung seines Namens wirksam.

 

In dem Bild, das David beschreibt, streckt Christus das Zepter nicht mit seiner Hand aus, sondern es geht von Zion aus. In der Schrift bedeutet Zion immer Versammlungsort des Volkes Gottes. Der Autor des Hebräerbriefes spricht zu den Christen, wenn er schreibt: „Sondern ihr seid zu dem Berg Zion gekommen ... Und zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind...“ (Hebr 12,22-23). Aufgrund unseres himmlischen Bürgerrechts nehmen wir einen Platz in dieser Versammlung ein, die in Zion zusammengekommen ist.

 

Hier erfüllen wir als Christen unsere Aufgabe im zweifachen Dienst Christi: Als Könige regieren wir mit ihm; als Priester haben wir an seinem Dienst des Gebets und der Fürbitte Anteil. Wir sollten niemals versuchen, diese beiden Funktionen voneinander zu trennen. Wenn wir als Könige regieren wollen, müssen wir als Priester dienen. Die Ausübung unseres priesterlichen Dienstes ist der Schlüssel zu unserer königlichen Macht. Durch Gebet und Fürbitte üben wir die Macht aus, die wir durch den Namen Jesu haben.

 

Davids Bild veranschaulicht auf einzigartige Weise den Gebetsdienst der Gemeinde. In der Welt nehmen die Kräfte des Bösen in allen Bereichen überhand; sie lehnen die Herrschaft Christi ab und kämpfen gegen sein Reich an. Aber „mitten unter ihnen“ versammeln sich die Christen in göttlicher Ordnung als Könige und Priester. Durch das Gebet geht von ihrer Versammlung das Zepter der Macht Christi aus, die in seinem Namen angewendet wird. In allen Richtungen, in die das Zepter ausgestreckt wird, werden die Kräfte des Bösen gezwungen, sich zu ergeben, und gleichzeitig wird Christus verherrlicht und sein Reich gefördert und etabliert.

 

Alle Christen freuen sich auf den Tag, da die Feinde Christi für immer und vollständig unterworfen sein werden und Christus als König offenbart und von der ganzen Welt anerkannt werden wird. Die Bibel verheißt uns, dass dieser Tag kommen wird. Wir dürfen jedoch nicht zulassen, dass wir aufgrund der verheißenen, zukünftigen Herrlichkeit für die Realität der gegenwärtigen Position Christi zur Rechten Gottes blind werden. Christus regiert schon jetzt „mitten unter seinen Feinden“, und wir herrschen mit ihm.

 

Wir sind dazu verpflichtet, von der Macht, die uns durch den Namen Jesu gegeben ist, Gebrauch zu machen und angesichts all der Kräfte des Bösen zu zeigen, dass Christus schon jetzt „König aller Könige und Herr aller Herren“ ist.

 

Darum Gebet und Fürbitte!

 

Unser Glaubensvater Abraham

Wir beschäftigen uns nun mit dem Beispiel der Fürbitte Abrahams für Sodom und werden die typische Körperhaltung für einen Fürbitter sehen; jemand, der dazwischentritt. Abraham stand vor dem Herrn, zwischen Gott und dem Ziel seines gerechten Gerichts.

 

Wir werden drei Aspekte von Abrahams Charakter und seiner Beziehung zu Gott besonders hervorheben:

 

1. Seine Intimität zu Gott

2. Seine Kühnheit

3. Seine Überzeugung von der absoluten Gerechtigkeit Gottes, positiv wie negativ. Positiv, dass Gott die Gerechten verschont. Negativ, dass Gott die Bösen richtet.

 

Des Weiteren werden wir zwei Aspekte von Gottes Charakter hervorheben, die durch diese Begebenheit offensichtlich wurden:

 

1. Gott antwortet auf das Gebet seines Dieners

2. Gott erfreut sich daran Gnade zu zeigen, wenn wir beten

 

• Das Beispiel Abrahams

Wenn wir uns eine Reihe der Diener Gottes anschauen, welche als Fürbitter gedient haben, werden wir feststellen, dass alle nah am Herzen Gottes waren. Der Dienst der Fürbitte ist etwas sehr, sehr Nahes am Herzen Gottes.

 

Abrahams Fürbitte für Sodom ist ein sehr gutes Beispiel. Sodom war eine sehr böse Stadt und für Gottes Gericht fällig. Im 18. Kapitel von 1. Mose sehen wir wie Gott Abraham einen Besuch abstattete. Der Herr hatte zwei Engel bei sich und Abraham hieß sie willkommen und bewirtete sie.

 

Als sie sich zum Aufbruch fertig machten, sagte der Herr zu Abraham: „Ich werde weiterziehen, um mir selbst ein Bild der Stadt Sodom zu machen und zu sehen, ob es wirklich so schlimm mit ihr steht wie ich es gehört habe.“ Schauen wir uns dazu 1. Mose 18,17-25 an:

 

17 Da sprach der HERR: Sollte ich Abraham verbergen, was ich tun will? [Amos 3,7 besagt, dass Gott nichts tun wird, außer wenn er seinen Propheten seine Geheimnisse offenbart. Abraham war ein Prophet, weshalb Gott seinen Rat, seine Pläne und Gedanken mit ihm teilen wollte.] 18 Abraham soll doch gewiss zu einem großen und starken Volk werden, und alle Völker der Erde sollen in ihm gesegnet werden. 19 Denn ich habe ihn ersehen, dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm gebiete, den Weg des HERRN zu bewahren, indem sie Gerechtigkeit und Recht üben, damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. 20 Und der HERR sprach: Das Geschrei über Sodom und Gomorra ist groß, und ihre Sünde ist sehr schwer. 21 Darum will ich hinabsteigen und sehen, ob sie es wirklich ganz nach dem Geschrei über sie getrieben haben, das vor mich gekommen ist, oder ob nicht; ich will es wissen! 22 Und die Männer wandten ihr Angesicht von dort und gingen nach Sodom; aber Abraham blieb noch stehen vor dem HERRN. [Beachte die Wortwahl „Abraham stand vor dem HERRN.“ Er stand zwischen dem Herrn und der Stadt Sodom, die das Ziel von Gottes bevorstehendem Gericht war.] 23 Und Abraham trat näher und sprach: Willst du auch den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffen? 24 Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt; willst du die wegraffen und den Ort nicht verschonen um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? 25 Das sei ferne von dir, dass du eine solche Sache tust und den Gerechten tötest mit dem Gottlosen, dass der Gerechte sei wie der Gottlose. Das sei ferne von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht richten?

 

In dieser Passage sehen und erkennen wir Kernpunkte dieser Situation und können Schlussfolgerungen für die Fürbitte ziehen. Dabei ist die Körperhaltung Abrahams sehr interessant. Er stand vor dem Herrn, gewissermaßen zwischen dem Herrn und Sodom. Er hielt damit faktisch seine Hand hoch und sagte: „Herr, geh keinen Schritt weiter.“

 

Als nächstes wollen wir Abrahams Vertrautheit zu Gott betrachten. In Jesaja 40,8 wird Abraham Freund Gottes genannt. Hier in 1. Mose 18 redet Abraham zu dem Allmächtigen Gott wie zu einem engen und vertrauten Freund.

 

Außerdem müssen wir auf Abrahams Kühnheit achtgeben. Er hat im Grunde Gottes Rechtschaffenheit herausgefordert. Er hatte keine Angst seinen Mund aufzutun und zu sagen, was er dachte. Zugleich agiert er in heiliger Ehrfurcht.

 

Darüber hinaus müssen wir auch seine vollkommene Überzeugung von Gottes Gerechtigkeit, sowohl im Positiven wie auch im Negativen, beachten. Im Negativen, dass Gott die Gottlosen bestrafen wird und im Positiven, dass er mit den Gerechten nicht wie mit den Gottlosen handeln wird. Der Aspekt der vollkommenen Überzeugung von Gottes Gerechtigkeit ist essentiell für den Dienst eines Fürbitters.

 

Nachdem wir diese Punkte ausgearbeitet haben, wollen wir nun lesen wie das Gespräch seinen Lauf in 1. Mose 18,26-33 nimmt:

 

26 Der HERR sprach: Wenn ich fünfzig Gerechte in Sodom finde, in der Stadt, so will ich um ihretwillen den ganzen Ort verschonen! 27 Und Abraham antwortete und sprach: Ach siehe, ich habe es gewagt, mit dem Herrn zu reden, obwohl ich nur Staub und Asche bin! 28 Vielleicht gibt es fünf weniger als fünfzig Gerechte darin; willst du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er sprach: Wenn ich darin fünfundvierzig finde, so will ich sie nicht verderben! 29 Und er [Abraham] fuhr weiter fort mit ihm zu reden und sprach: Vielleicht finden sich vierzig darin. Er [der Herr] aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen! 30 Und Abraham sprach: Möge es [meinen] Herrn nicht erzürnen, wenn ich noch weiter rede! Vielleicht finden sich dreißig darin. Er [der Herr] aber sprach: Wenn ich dreißig darin finde, so will ich ihnen nichts tun! 31 Und er [Abraham] sprach: Ach siehe, ich habe es gewagt, mit [meinem] Herrn zu reden: Vielleicht finden sich zwanzig darin. Er [ der Herr] antwortete: Ich will sie nicht verderben um der zwanzig willen! 32 Und er [Abraham] sprach: Ach, zürne nicht, [mein] Herr, dass ich nur noch diesmal rede: Vielleicht finden sich zehn darin. Er [der Herr] aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen! 33 Und der HERR ging hinweg, als er mit Abraham ausgeredet hatte; Abraham aber kehrte wieder an seinen Ort zurück.

 

Wir erkennen aus dieser Stelle zwei zusätzliche Punkte und wollen diese hervorheben:

 

Der erste ist, dass Gott auf die Gebete seiner Diener antwortet. Gott ignorierte Abraham nicht, sondern er hörte ihm zu. Er ließ es in gewisser Weise zu, dass seine Handlung von dem, was Abraham sagte, beeinflusst wurde. Denken Sie sowohl an das Privileg, als auch an die Verantwortung, dass wir zu Gott auf solch eine Art und Weise sprechen dürfen und tatsächlich seine Handlungen beeinflussen!

 

Als Zweites sehen wir, dass es Gott gefällt, Gnade walten zu lassen. Von seinem Versprechen gnädig bei fünfzig zu sein, ging der Herr bis zu seinem letzten Versprechen Stück für Stück weiter herunter. Er versprach gnädig zu sein, wenn nur zehn Gerechte in der gesamten, bösen Stadt wären. Am Ende des Gesprächs versprach Gott, dass er die ganze Stadt Sodom verschonen würde, wenn er zehn Gerechte darin fände.

 

• Salz der Erde

Jesus sagte in Matthäus 5,13, dass wir das Salz der Erde sind. Salz hat mindestens zwei Funktionen: Zu allererst gibt Salz Geschmack, Wo es an Geschmack fehlt. Als zweites hält es den Zersetzungsprozess zurück. Bekanntermaßen wird Salz nicht als ein großer Klumpen oder in großen Mengen an ein und derselben Stelle verwendet. Stattdessen werden kleine Salzkörner über das Gebiet gestreut, das gesalzen werden muss. So sind wir Christen. Jeder von uns ist vielleicht nur ein kleines Salzkorn. Aber wir sollten den Zersetzungsprozess zurückhalten, indem wir den Ort, an dem wir leben, Gottes Gnade und Gunst anbefehlen. Ist unser Leben vor Gott so rechtschaffen, dass unsere bloße Anwesenheit Gottes Gericht von der gesamten Gesellschaft oder Gegend, in der wir leben, abhält?

 

• Wir nehmen Einfluss

Wir müssen den enormen Einfluss, den ein Gerechter in der Welt heutzutage nehmen kann, beachten. Dieser Einfluss kann auf zwei Arten wahrgenommen werden: 

 

1. Durch die Gebete und die Gegenwart der Gerechten. Durch unsere Gebete können wir wie Abraham zwischen Gott und dem Ziel seines Zorns stehen und das Gericht abwenden.

 

2. Durch unsere bloße Anwesenheit empfehlen wir die Gesellschaft oder Gemeinschaft, in der wir sind, der Gnade und Gunst Gottes an.

 

Unsere Anwesenheit kann Gott dazu bringen, sein gerechtes Gericht von einer gesamten Gemeinschaft, Stadt oder sogar einer gesamten Nation zurückzuhalten. Wenn wir auf der anderen Seite passiv und gleichgültig sind, werden wir keinen Einfluss nehmen. Solch ein Mangel an Reaktion auf das Böse ist sogar Sünde. In Jakobus 4,17 steht:

 

Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.

 

Diese Stelle stellt uns vor eine klare Entscheidung. Kämpfen wir darum, eine gerechte Person zu sein, ein Gebetskämpfer, Fürbitter, in dem wir Gottes Zorn und Gericht von unserer Nation abwenden? Oder sind wir passiv und gleichgültig und unterlassen das zu tun, was die Situation verlangt?

 

Mose, der Fürbitter

Am Beispiel des Lebens von Mose beleuchten wir die Kraft der Fürbitte. In einer Begebenheit, als Mose auf dem Gipfel des Berges Sinai im Zwiegespräch mit Gott war, erzählte der Herr Mose, dass während sie im Gespräch waren, sich die Israeliten unten am Fuß des Berges vom Herrn abgewandt haben. Sie sind vom Weg, den Gott ihnen gegeben hatte abgekommen und gaben sich dem Götzendienst hin. Sie errichteten sogar ein goldenes Kalb und beteten es genau zu diesem Zeitpunkt an, als Mose beim Herrn auf dem Berg war.

 

Gottes Einstellung dazu war: „Mose, lass mich alleine. Ich werde dieses Volk vernichten und werde eine größere Nation aus dir hervorbringen.“ (2Mo 32,7-10)

 

Beide, weder Mose noch der Herr wollten an diesem Punkt Verantwortung für Israel übernehmen, weil sie zu tiefst angewidert waren (vgl. 2Mo 32,7 & Vers 11).

 

Moses Antwort finden wir in 2Mo 32,11-14:

11 Mose aber besänftigte das Angesicht des HERRN, seines Gottes, und sprach: Ach HERR, warum will dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit so großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten geführt hast? [Beachte, dass Mose sagte: "Herr, sie sind nicht mein Volk, sie sind dein Volk, welches du aus Ägypten geführt hast."] 12 Warum sollen die Ägypter sagen: Zum Unheil hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und von der Erde zu vertilgen? Wende dich ab von der Glut deines Zorns und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk [bringen willst]! 13 Gedenke an deine Knechte, Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und zu denen du gesagt hast: Ich will euren Samen mehren wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, das ich versprochen habe, eurem Samen zu geben, sollen sie ewiglich besitzen! 14 Da reute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk anzutun gedroht hatte.

 

Die Kernpunkte, dieses enorm wichtigen Ereignisses, sind ein deutliches Beispiel für die Kraft der Fürbitte.

 

In Vers 10 sagt Gott zu Mose: „Lass mich alleine, damit ich Israel richte“. In gewisser Weise sagt Gott hier, dass er handeln wird, wenn Mose zur Seite tritt. Aber wenn Mose bleibt, tut es der Herr nicht.

 

Hier sieht man, dass der vollständige Glaube eines Fürbitters der ist, dass Gottes Zorn durch die Anwesenheit des Fürbitters zwischen Gott und dem Ziel seines Zorns, abgehalten wird.

 

Was hat Mose motiviert? Während ihrer Unterhaltung gab Gott Mose die größte Verheißung, als er sagte, dass er Israel auslöschen und aus Mose eine große Nation hervorbringen wird (2Mo 32,10). Wie viele Menschen hätten sich über die Aussicht darauf, der einzige Leiter und Gründer dieser großen Nation zu sein, gefreut? Aber Mose kümmerte sich nicht um seine eigene Ehre. Stattdessen war er sehr besorgt um Gottes Ehre.

 

Die Grundlage von Moses Appell an Gott beachten waren zwei Komponenten, die er bei Gott ansprach: Gottes Wort und Gottes Eid (oder Verheißung). „Erinnere Dich,“ sagte er, „an Deine Diener, denen Du bei Dir selber geschworen hast, dass Du ihre Nachkommen vermehren wirst.“ Was Mose hier sagte, ist die eigentliche Grundlage, auf der ein Fürbitter vor Gott tritt: Gottes Wort und Gottes Eid (oder Verheißung). Mose sagte dadurch: „Gott, Du bist ein Gott, der Seinen Bund hält. Ich vertraue Dir, dass Du den Bund hältst, den Du gemacht hast. Ich glaube daran, dass Du ihn nicht brechen wirst. Ich stehe hier, weil ich das glaube.“

 

Es ist enorm wichtig für uns zu beachten, wie wir es bereits im Fall von Abrahams Fürbitte erkannt haben, dass Gott dem Gebet seines Dieners antwortet. Es ist überaus bemerkenswert, dass ein Mann durch sein Gebet Gott dazu bringen kann, seine Meinung zu ändern. Dennoch lässt die Schrift annehmen, dass es sich so verhält. Gott möchte, in gewisser Weise, dass wir ihn beeinflussen. Er möchte durch uns in die Richtung seines höchsten Willens „verändert“ werden; und zwar einzig und allein auf Grundlage seines eigenen Wortes! Aber er wartet darauf, dass wir es tun.

 

Durch diese Fürbitte rettete ein Mann, Mose, eine gesamte Nation. Das ist die Kraft und das Potenzial der Fürbitte.

 

In einer weiteren Begebenheit in 4. Mose 16 tritt Mose erneut, aber diesmal mit seinem Bruder Aaron, in Fürbitte ein. Die Situation war folgende: Es gab eine wachsende Rebellion unter einigen von den Leitern der verschiedenen Stämme gegen die Leiterschaft von Mose und Aaron. Einige dieser Leiter lehnten sich auf und sagten: „Wir sind Menschen wie Mose und Aaron. Die beiden sind uns nicht überlegen.“ Zu einem bestimmten Zeitpunkt hat Gott mit Gericht über diese Leiter als warnendes Beispiel eingegriffen. Er ließ die Erde sich auftun und einige der Leute, die die Rebellion gegen Mose und Aaron geleitet hatten, wurden verschlungen.

 

Am nächsten Tag lehnte sich dann ganz Israel gegen Mose und Aaron auf, indem sie ihnen die Schuld am Tod der Menschen, die durch Gottes Gericht verschlungen wurden, gaben. Die Geschichte lesen wir in 4. Mose 17,6-15:

 

6 Am folgenden Morgen aber murrte die ganze Gemeinde der Kinder Israels gegen Mose und gegen Aaron und sprach: Ihr habt das Volk des HERRN getötet! 7 Und es geschah, als sich die Gemeinde gegen Mose und gegen Aaron versammelt hatte, wandten sie sich der Stiftshütte zu, und siehe, da bedeckte sie die Wolke und die Herrlichkeit des HERRN erschien. 8 Und Mose und Aaron gingen vor die Stiftshütte. 9 Und der HERR redete zu Mose und sprach: 10 Entfernt euch aus der Mitte dieser Gemeinde, so will ich sie in einem Augenblick vertilgen! Sie aber fielen auf ihr Angesicht. 11 Und Mose sprach zu Aaron: Nimm die Räucherpfanne und tue Feuer vom Altar hinein und lege Räucherwerk darauf; und geh schnell zu der Gemeinde und erwirke Sühnung für sie! Denn der Zorn ist vom HERRN ausgegangen; die Plage hat begonnen! 12 Da nahm Aaron [die Räucherpfanne], wie Mose gesagt hatte, und lief mitten unter die Gemeinde. Und siehe, die Plage hatte unter dem Volk angefangen; und er legte das Räucherwerk darauf und erwirkte Sühnung für das Volk; 13 und er stand zwischen den Toten und den Lebendigen: da wurde der Plage gewehrt. 14 Und die Zahl der an der Plage Gestorbenen belief sich auf 14 700, außer denen, die wegen der Sache Korahs umgekommen waren. 15 Und Aaron kam wieder zu Mose vor den Eingang der Stiftshütte, nachdem der Plage gewehrt worden war.

 

Über Moses Geduld und Langmut kann man nur staunen. Dies Israeliten hatten sich wieder und wieder beschwert, gemurrt und waren ungehorsam. Infolgedessen sagte Gott, dass er sie vernichten werde. Anstatt dem zuzustimmen, setzte sich Mose flehentlich vor Gott für sie ein. Viele von uns hätten vielleicht gesagt: „Na endlich, Herr. Du hast gesehen, was das für Leute sind. Los! Sie verdienen es.“ Aber das tat Mose nicht.

 

Das Mittel, das Mose Aaron gab, stellt ein schönes Bild dar. Mose sagte zu Aaron, dass er die Räucherpfanne mit den brennenden Kohlen vom Altar nehmen sollte, worauf das Räucherwerk lag und als wohlriechender, weißer Rauch aufstieg. Dieses Bild ist ein Symbol für ein betendes Herz. Das betende Herz muss brennen wie diese Kohlen. Wenn das Gebet von einem betenden Herzen aufsteigt, steigt es wie wohlriechendes, weißes Räucherwerk zu Gott auf.

 

Die Körperhaltung von Aaron ist äußerst beachtenswert. Er stand zwischen den Lebenden und den Toten. Das ist die Position eines Fürbitters – die Person, die dazwischensteht. Wir sehen, dass wo auch immer das weiße Räucherwerk aufstieg, die Plage gestoppt wurde. Das ist ein Bild davon, was fürbittendes Gebet erreichen kann.

 

Daniel, der Fürbitter

In diesem Abschnitt wollen wir uns Daniel widmen, einem weiteren großartigen Mann Gottes. Wir werden uns insbesondere auf die Begebenheit aus Daniel 9 konzentrieren. Dazu schauen wir uns aber erst einmal ein Ereignis im Kapitel 6 an, damit wir den Hintergrund von Daniels Gebetsgewohnheit sehen können.

 

Einige Eigenschaften kommen nicht einfach automatisch von einem Moment auf den anderen. Es gibt Bereiche unseres Lebens, die durch die richtigen Gewohnheiten sorgfältig kultiviert werden müssen. Daniel war ein Mann, der die Gewohnheit zu beten kultiviert hatte. An dem in Daniel 6 beschriebenen Punkt seiner Karriere war er so etwas wie der Premierminister des persischen Reiches. Jedoch waren die Männer unter seiner Autorität eifersüchtig auf ihn, sodass sie versuchten ihn seines Amtes zu entheben. Sie konnten an der Art wie er seinen Job ausführte nichts bemängeln, sodass sie wussten, dass der einzige Weg ihn zu kriegen auf der Grundlage seines Glaubens war.

 

Also überzeugten diese Manner den Herrscher von Persien ein Gesetz zu erlassen, welches festlegte, dass für 30 Tage niemand in diesem Reich zu einem anderen außer zum Herrscher selbst beten dürfte. Natürlich war das für Daniel eine ausweglose Situation. Daniel betete jeden Tag drei Mal zu Gott mit seinem Fenster nach Jerusalem geöffnet. Als dieses neue Gesetz erlassen wurde, welches diese Art zu beten unter Todesstrafe stellte, betete er trotzdem so weiter. Das lesen wir in Daniel 6,11:

 

Als nun Daniel erfuhr, dass das Edikt unterschrieben war, ging er hinauf in sein Haus, wo er in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin hatte, und er fiel dreimal am Tag auf die Knie nieder und betete und dankte vor seinem Gott, ganz wie er es zuvor immer getan hatte.

 

• Fokussiertes Gebet

Hier stellen sich einige bedeutende Merkmale von Daniels Erfahrung als Fürbitter heraus. Zu allererst widmen wir uns dem „dreimal am Tag“. Das zeugt von Beharrlichkeit. Außerdem zeugt das offene Fenster nach Jerusalem von einem spezifischen Fokus im Gebet. Wir sehen also, dass Daniel ein Beispiel für beharrliches, fokussiertes Gebet ist. Wie wichtig ist es, dass wir beharrlich sind! Wie unerlässlich, dass wir unsere Gebete auf bestimmte Ziele ausrichten, die mit dem Willem Gottes übereinstimmen!

 

Für Daniel war Gebet so wichtig, dass er es sogar im Angesicht der Löwengrube nicht aufgab.

 

Daniels Gebete waren so effektiv, dass der Feind daran arbeitete, die Gesetze des persischen Reiches zu ändern, nur damit Daniel am Beten gehindert wird. So sehr fürchtete Satan Daniels Gebete! Jagen unsere Gebete dem Feind so viel Angst ein, dass er die Gesetze ändern will?

 

• Auf Offenbarung antworten

Nun widmen wir uns Daniel 9:

 

1 Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes Ahasveros’, von medischer Abstammung, der zum König über das Reich der Chaldäer gemacht worden war, 2 im ersten Jahr seiner Regierung achtete ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, von der das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia ergangen war, dass die Verwüstung Jerusalems in 70 Jahren vollendet sein sollte. 3 Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche.

 

Wir können aus dieser Stelle ableiten, dass die größte Quelle von Erkenntnis das Wort Gottes ist. Daniel war nicht nur ein Mann, der regelmäßig betete, sondern auch ein Mann, der regelmäßig in der Schrift las. Es ist so wichtig, dass zu jeder Zeit unsere ursprüngliche und erste Quelle der Inspiration, Leitung und Erkenntnis des Willen Gottes vom Wort Gottes kommen sollte.

 

Ein zweiter Punkt, der äußerst wichtig ist, ist wie Daniel auf die Erkenntnis, die er im Wort gefunden hat, reagiert. Er zog vom Lesen den Schluss, dass die Verwüstung der Stadt Jerusalem 70 Jahre andauern würde. Durch seine Position von Einfluss und Autorität im persischen Reich hatte er Zugang zu den Aufzeichnungen des Reiches und wusste, dass die 70 Jahre fast vorbei waren. Für Daniel hieß das, dass die Zeit gekommen war, in der Gott das jüdische Volk wieder nach Jerusalem zurückbringen und die Stadt Jerusalem wieder aufbauen würde.

 

Wenn einige Leute eine Offenbarung aus dem Wort bekommen, steigt es ihnen zu Kopf. Sie werden rechthaberisch oder super-geistlich. Sie erzählen jedem wieviel sie in der Schrift entdeckt haben. Sie meinen sie müssten die Plane und Absichten Gottes erklären.

 

Offenbarung wird uns nicht gegeben, damit wir uns super-geistlich fühlen. In diesem Zusammenhang finde ich, dass Daniel auf seine Offenbarung angemessen reagiert hat. Er sagte nicht nur, dass es interessant ist, dass Gott Jerusalem bald wieder herstellen wird. Er sah, dass diese Offenbarung eine persönliche Verantwortung auf ihn lud. Wenn es Gottes Absicht war, Jerusalem wiederherzustellen, war es Daniels Pflicht, aktiv zu werden und sich der Absicht Gottes anzuschließen. Er hatte die Verantwortung, sich selbst im Gebet und Fasten hinzugeben, für das, was Gott zu tun plante.

 

• Die Bedingungen erfüllen

In der Stelle in Daniel 9 lesen wir, dass Daniel herausfand, dass die Verwüstung Jerusalems 70 Jahre andauern würde. Es ist wichtig, dass wir uns fragen, „Wo fand Daniel das in der Schrift?“

 

Eine Stelle, in der das deutlich ausgedrückt wird, ist Jeremia 29,10-13. Diese Prophetie von Jeremia war zweifellos in Daniels Zeit zugänglich für ihn. Schauen wir uns die Verse an:

 

10 Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. 12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet

 

Diese Prophetie von Jeremia gibt einen guten Hinweis darauf, dass Gott nach 70 Jahren anfangen würde das jüdische Volk nach Jerusalem zurückzubringen und die Stadt wieder aufzubauen. Gott sagte durch Jeremia, „Ich bin dazu bereit, dies nach siebzig Jahren zu tun. Aber ihr, mein Volk, müsst meine Bedingungen erfüllen. Ihr müsst euch mir zuwenden, mich anrufen und zu mir beten. Wenn ihr tatsächlich beten werdet, werde ich euch hören.“

 

Daniel wusste, dass seine Aufgabe nicht hauptsächlich darin bestand, eine interessante Offenbarung zu entdecken – dass die Zeit gekommen war, um Jerusalem wiederherzustellen. Er merkte auch, dass seine Verantwortung darin bestand, den geschilderten Teil zu erfüllen, nämlich dass Gottes Volk beten sollte. Daniel erkannte Gottes Betonung auf Gebet. Gott sagte im Prinzip: „Ihr müsst auf besondere Art beten. Ihr müsst wirklich beten.“

 

Wie der Herr in diesen Versen sagte: „Ihr werdet mich suchen und finden; wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet“ Mit anderen Worten sagte er: „Wenn ihr euch selbst uneingeschränkt hingebt, um mich zu suchen und zu beten, dann werde ich antworten und tun, worauf ich mich festgelegt habe.“

 

• Trauern, Beten, Fasten

Daniel hat zweifelsohne die Worte gelesen: „Wenn ihr mich von ganzen Herzen suchen werdet.“ Wie hat er darauf reagiert? Wir können das aus Daniels eigenen Worten entnehmen:

 

Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche.“ (Dan 9,3)

 

Zu Daniels Zeiten waren Sacktuch und Asche die anerkannten Kennzeichen von Trauer. Also wurde Daniel in gewisser Weise zu einem Trauernden. Er betrauerte die Verwüstung Jerusalems.

 

Es gibt ein göttliches Trauern, welches sehr nah am Herzen Gottes ist. Jesus sagte in der Bergpredigt: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!“ (Mt 5,4). In Jesaja 61,3 finden wir die Verheißung Gottes für die, welche in Zion trauern: Er wird schaffen, „dass ihnen Kopfschmuck statt Asche gegeben werde, Freudenöl statt Trauer und Feierkleider statt eines betrübten Geistes.“ Was in diesen Versen beschrieben ist, ist kein auf sich selbst bezogenes Leid. Es ist ein Akt des Trauerns um Gottes Volk und um die Situation von Gottes Stadt. Es ist trauern „in Zion.“ Daniel hat auf diese Weise getrauert – und das hat Gott viel bedeutet.

 

Daniel trauerte und betete nicht nur, sondern er fastete auch. Gott sagt in 2. Chronik 7,14:

und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.

 

Von der Schrift her ist es eindeutig, dass Gott eine bestimmte Art für sein Volk vorgegeben hat, sich vor ihm zu demütigen. Auf welche Art geschieht das? Durch fasten.

 

• Wie beten wir?

Zum Abschluss wollen wir uns ansehen auf welche Weise Daniel in dieser Situation des Trauerns, Fastens und Gott ernsthaft Suchens betete. Es ist ein sehr wichtiges Muster für uns. Wir sehen es in Daniel 9,4-7, wo Daniel sagt:

 

4 Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! 5 Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen. 6 Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in deinem Namen zu unsern Königen, Fürsten, Vätern und zu allem Volk des Landes redeten. 7 Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen...

 

Es ist darauf zu achten, dass das Wort „wir“ wieder und wieder in diesem kurzen Abschnitt des Gebets auftaucht. Daniel war einer der gerechtesten Menschen von all denen, deren Leben im Wort aufgezeichnet wurde. Genau genommen gibt die Bibel uns keine Auskunft über eine konkrete Sünde im Leben Daniels.

 

In seinem Gebet zu Gott hätte Daniel einfach eine selbstgerechte Haltung gegenüber seinen israelitischen Mitbürgern haben können. Er hätte sagen können: „Diese Menschen sind böse. Sie verdienen Dein Gericht.“ Aber das hat er nicht getan. Er hat sich stattdessen mit dem Volk Gottes identifiziert. Er nahm ihren Platz ein und sagte: „Wir haben gesündigt. Wir haben versagt. Wir verdienen Gericht.“ 

 

Nehmen wir uns kurz Zeit und vergleichen diese Reaktion mit der des Pharisäers, der in den Tempel ging um zu beten. Erinnern wir uns, was er betete? „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen“ (Lk 18,11). Welche Art zu beten erreicht das Herz Gottes? Es ist nicht das Gebet des Pharisäers, sondern das des Mannes, der fastete und trauerte. Gott antwortet auf das Gebet von dem, der sich uneingeschränkt auf die Gnade Gottes wirft und sich mit den Nöten des Volkes Gottes identifiziert.

 

Was für eine lebenswichtige Lehre für uns, während wir im Gebet auf das reagieren, worauf Gott uns in seinem Wort aufmerksam macht!

 

Ester, die Fürbitterin

Für unser viertes Beispiel des Fürbittedienstes werden wir uns in diesem Kapitel mit der Geschichte der Königin Ester befassen. Die Geschichte, die wir betrachten werden, finden wir in Ester Kapitel 4. Bevor wir damit anfangen, müssen wir kurz den historischen Kontext erläutern.

 

• Hintergründe zu Ester 

Ester war ein hübsches, jüdisches Mädchen in der Zeit des jüdischen Exils aus ihrem Land und der Stadt Jerusalem ins persische Reich. Sie war ein Waisenkind und wurde von ihrem Onkel Mordechai großgezogen, der ein wichtiger Beamter im Hof des persischen Königs war. Zu bestimmter Zeit wurde Ester dazu erwählt, die neue Königin des persischen Reiches zu werden. Sie wurde eindeutig zu einer Position von enormen Einfluss und Wichtigkeit im Königspalast erhoben. Dennoch hatte Ester bis zu diesem Zeitpunkt nie öffentlich enthüllt, dass sie Jüdin war.

 

Nachdem Ester zur Königin erhoben wurde, fädelte ein gewisser Antisemit namens Haman, ein Beamter im Hof des persischen Königs, eine Intrige ein. Haman hatte die Ermächtigung des Königs erhalten, dass es an einem bestimmten Tag in der Zukunft ein „Pogrom“ oder ein organisiertes Massaker des jüdisches Volkes geben werde. Durch dieses Edikt wären alle Juden des gesamten persischen Reiches vernichtet worden. Hamans Plan war nichts weniger als ein totaler Völkermord die Vernichtung der gesamten jüdischen Nation. Es ist wahrscheinlich, dass zu der Zeit alle Juden der Welt innerhalb der Grenzen des persischen Reiches gelebt haben. Also waren die Juden mit einer extrem ausweglosen Situation konfrontiert.

 

Als der Erlass, der von Haman angezettelt war, ausging, sandte Mordechai eine dringende Nachricht an Ester in den Palast der Königin. Er informierte Ester, dass es ihre Verantwortung war zum König zu gehen und ihn davon zu überzeugen, seine Meinung zu diesem Erlass zu ändern. Ester sandte als Antwort zurück, dass sie für eine ganze Weile keinen Zugang zum König gehabt habe. Aber Mordechai antwortete ihr wieder, dass sie verpflichtet wäre im Auftrag ihres Volkes zum König zu gehen.

 

Den Wortwechsel zwischen Ester und Mordechai und das Resultat davon werden wir uns nun in Ester 4,11-17 genauer anschauen:

 

11 »Alle Knechte des Königs und die Leute in den königlichen Provinzen wissen, dass, wer irgend in den inneren Hof zum König hineingeht, es sei Mann oder Frau, ohne gerufen zu sein, nach dem gleichen Gesetz sterben muss, es sei denn, dass ihm der König das goldene Zepter entgegenstreckt, damit er am Leben bleibe. Ich aber bin nun seit 30 Tagen nicht gerufen worden, dass ich zum König hineingehen sollte!« 12 Als nun Esters Worte dem Mordechai mitgeteilt wurden, 13 da ließ Mordechai der Ester antworten: »Denke nicht in deinem Herzen, dass du vor allen Juden entkommen würdest, weil du im Haus des Königs bist! 14 Denn wenn du jetzt schweigst, so wird von einer anderen Seite her Befreiung und Rettung für die Juden kommen, du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen. Und wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?« 15 Da ließ Ester dem Mordechai antworten: 16 »So geh hin, versammle alle Juden, die in Susan anwesend sind, und fastet für mich, drei Tage lang bei Tag und Nacht, esst und trinkt nicht. Auch ich will mit meinen Mägden so fasten, und dann will ich zum König hineingehen, obgleich es nicht nach dem Gesetz ist. Komme ich um, so komme ich um!« 17 Und Mordechai ging hin und machte alles ganz so, wie Ester es ihm geboten hatte.

 

Hier finden wir wieder das biblische Bild eines Fürbitters. Beachte die Bereitschaft: „Komme ich um so komme ich um!“. Mit anderen Worten: „Ob ich lebe oder sterbe ist nicht die wichtigste Frage. Die wichtigste Frage ist, dass ich um meines Volkes Willem das tue, was in meiner Macht steht.“

 

• Unsere Bereitschaft zu reagieren

Zu beachten ist, was Mordechai zu Ester sagte: „Wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?“ Dieser Blickwinkel gilt genau so für uns Christen. Wir sind ein Königreich von Priestern. Wir sind zu einer königlichen Position gekommen. Wir können uns unserer Verantwortung nicht entziehen und gleichgültig sein, so wenig wie Ester es konnte.

 

Wir müssen bereit sein, uns selbst mit dem Rest von Gottes Volk zu identifizieren. Wir können uns nicht in irgendeinem Palast verstecken und sagen: „Nun ja, diese Krise geht mich nichts an.“ Wir müssen wie Daniel und Ester sein, bereit unser Leben hinzugeben, alles zu riskieren, zu dem Volk Gottes zu stehen, uns selbst mit Gottes Absicht zu identifizieren und die Gebetslast auf uns zu nehmen.

 

In der gerade gelesenen Stelle wird angedeutet, dass Ester genau wie Daniel wusste, dass in manchen Zeiten Gebet alleine nicht genug ist. Ester sagte: „Wir müssen nicht nur beten, sondern alle von uns würden drei Tage und drei Nächte fasten müssen. Und nachdem wir gefastet und gebetet haben, werde ich zum König gehen und sehen, was passiert.“

 

In der darauffolgenden Stelle lesen wir in Ester 5,1-3 wie Ester in Aktion tritt und zum König geht:

 

1 Und am dritten Tage kleidete sich Ester königlich und trat in den inneren Hof am Palast des Königs gegenüber dem Palast des Königs. Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Saale gegenüber dem Tor des Palastes. 2 Und als der König die Königin Ester im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand Ester entgegen. Da trat Ester herzu und rührte die Spitze des Zepters an. 3 Da sprach der König zu ihr: Was hast du, Ester, Königin? Und was begehrst du? Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden.

 

• Ester siegt

Die oben genannte Stelle ist die Aufzeichnung von Esters Sieg. Der Rest vom Buch Ester ist Entwicklung der Ergebnisse von Esters Fürbitte. Der Punkt, an den der Sieg für das jüdische Volk errungen wurde, war den noch als Ester unter Lebensgefahr die Aufmerksamkeit des Königs durch ihre Fürbitte gewonnen hat. Der Sieg wird immer in Fürbitte errungen. Das ist der Ort, an dem Geschichte geschrieben wird. Das ist wo der Kurs und das Schicksal von Nationen verändert werden. Das ist, wo wir zu solchen Herrschern werden wie Gott es für uns vorgesehen hat.

 

Hier ein paar schöne Zusatzinformation über Ester: Als sie zum König ging, ging sie nicht wie eine Bettlerin. Sie winselte nicht um Gnade. Sie zog ihr königliches Gewand an und stand in seiner Gegenwart als eine schöne und herrliche Königin.

 

Es ist wichtig für uns zu sehen, dass Ester als Königin hineinging. Sie legte ihre königliche Kleidung an. Sie erkannte an, wer sie war. Sie nahm ihre rechtmäßige Position ein. Ich glaube, dass das Gleiche für uns als Christen gilt. Wir müssen anerkennen wer wir in Gottes Augen sind und die Position verstehen, zu der Gott uns erhoben hat. Wir sollen nicht um Gnade winseln. Wir sollen nicht wie Bettler sein.

 

• Im Gebet herrschen

Achten wir auf die schönen Worte aus Jesaja 52,1-2:

 

1 Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn es wird hinfort kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen. 2 Schüttle den Staub ab, steh auf, setz dich auf den Thron, Jerusalem! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!

 

Ich glaube, dass diese Verse eine Herausforderung für uns darstellen, wie wir beten sollen. Wir sollen zu dem werden, wie Gott sagt, dass wir sind. Wir müssen aus dem Staub aufstehen. Wir müssen aufstehen und auf dem Thron sitzen, den Gott uns angeboten hat, damit wir mit ihm in Gebet und Fürbitte herrschen.

 

Beachte einige Wahrheiten, die diese Stelle für uns beinhaltet. Als Erstes müssen wir uns schmücken. Wir müssen Stärke und Schönheit anziehen. Der wunderbare Vers aus Psalm 96,6 ermutigt uns in dieser Beziehung:

 

Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.

 

Gott möchte, dass wir die Stärke und Herrlichkeit anziehen, die für sein Heiligtum und seinen inneren Hof angemessen sind. Wie die Stelle aus Jesaja 52 impliziert, müssen wir alles ablegen, was verschmutzt. Sinnbildlich heißt es, dass „kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen“ wird. Wir müssen rein sein.

 

Ebenso müssen wir alles ablegen, was uns bindet. Wir müssen uns losmachen von den Ketten um unseren Hals. Was für Ketten binden uns, wenn wir im Gebet vor Gott kommen? Ketten wie Zweifel, Unglauben, Angst sowie falsche Einstellungen und Beziehungen. Wir müssen uns selbst von diesen Ketten befreien.

 

Nachdem wir uns selbst befreit haben, müssen wir dann entschlossen handeln. Wir sollen aufstehen. Wir müssen nicht liegenbleiben und länger um Gnade Winseln. Wir müssen verstehen, was für Personen wir in Gott sind. Laut unserer Bestimmung in ihm, sollen wir aufstehen und das Volk sein, dass Gott sich von uns wünscht.

 

• Eine wichtige Nuance

Zum Abschluss dieses Kapitels ist es wichtig, für einen Moment zu der Geschichte von Ester noch einmal zurückzukehren. Ester hatte den Platz der vorigen Königin Waschti eingenommen, die abgesetzt wurde. Warum wurde Waschti als Königin abgesetzt? Der König hatte ein großes Festmahl ausgerichtet, zu dessen Höhepunkt er die Königin in ihrer ganzen Schönheit seinem Volk präsentieren wollte. Waschti jedoch, die ihr eigenes Festmahl hatte, weigerte sich zu kommen. Deshalb wurde sie als Königin abgesetzt.

 

Der Unterschied zwischen Waschti und Ester als Königinnen ist auf ganz einfache Weise folgender. Waschti setzte ihre eigenen Pläne und Aktivitäten über die Wünsche des Königs. Aber Ester setzte die Wünsche des Königs und die Not ihres Volkes über ihr eigenes Leben und ihre Wünsche.

 

Diese Wahrheiten, die Waschti und Ester unterscheiden, gelten heute auch für die Gemeinde. Oftmals ist die Gemeinde mehr wie Waschti, beschäftigt mit ihren eigenen Programmen, eigenen Plänen, Sorgen und nicht offen für das, was der König zu sagen hat. Wir müssen zu einer Gemeinde wie Königin Ester werden, die den Willen des Königs und die Nöte unserer Mitmenschen über unser eigenes Leben setzen, wenn nötig.

 

Diesen Punkt müssen wir uns einprägen: Esters Fürbitte hat den Lauf der Geschichte geprägt. Wir müssen erkennen, dass wir das Gleiche tun können.

 

In Einheit beten – Eine Leitlinie für kollektives Gebet

Das letztendliche Ziel allen Gebets und daher jeden Gebetstreffens ist, dass Jesus (Jeschua), erhoben wird zur Verherrlichung Gottes des Vaters (vgl. Phil 2,9-11). Damit dies geschieht, muss das Gebetstreffen unter der Führung des Heiligen Geistes stehen (vgl. Joh 16,13-14).

 

Man muss dem Heiligen Geist Freiheit geben, zu leiten. Man kommt als eine geistliche Armee zusammen und muss diszipliniert sein; schließlich möchte man effektiv sein, ins Schwarze treffen und dabei Gott alle Ehre, allen Ruhm und allen Lobpreis geben.

 

Gebet in sich selbst besitzt erst Kraft, wenn Gott darauf antwortet. Alle Macht allein ist in Ihm. Er allein ist es, der Gebet beantwortet.

 

Das Ziel dieser Leitlinie besteht darin sicherzustellen,

 

• dass das Treffen grundsätzlich auf Gebet ausgerichtet ist;

• dass das Gebet kollektiv ist (in Einheit erfolgt);

• dass das Gebet effektiv ist.

 

Ein kollektives Gebetstreffen ist ein Zusammenkommen mit dem Ziel, als Leib des Messias gemeinsam zu beten und nicht so sehr als eine Gruppe von Einzelnen, wo jeder unabhängig vom anderen so betet, wie er alleine beten würde. Es ist eine Gelegenheit für zwei oder mehr Gläubige, miteinander darüber in Übereinstimmung zu kommen, worum man bitten soll. Eine derartige Übereinstimmung ist nicht etwas Automatisches oder bloß Formelhaftes, sondern setzt voraus, dass wir aufeinander und auf den Heiligen Geist hören, der uns eines Sinnes oder Geistes macht.

 

Biblische Fürbitte geht mit Kampf einher, sodass wir unser gemeinsames Beten als Armee Gottes angehen müssen. Jesus selbst ist der oberste Befehlshaber. Die eingesetzten Leiter des Treffens sind die Offiziere und der Rest der Gemeinde ist die Infanterie. Um effektiv und geschützt zu sein, muss es Leitlinien geben, an die sich jeder hält, so gut es ihm möglich ist. Ohne derartige Leitlinien können Gebetskämpfer ausscheren, wodurch die ganze Operation sowohl weniger wirksam wird, als auch möglicherweise einzelne oder alle gemeinsam gefährdet werden.

 

▪ Auf der Spur bleiben

Bei kollektivem Gebet kann nicht jeder machen, was er will. Vielmehr geht es um diszipliniertes und zielgerichtetes Gebet, das von einem Leitungsteam geführt werden sollte. Ob man als große Gruppe betet (einer nach dem anderen) oder in kleinen Gruppen (empfehlenswert ist eine Gruppengröße von drei bis fünf Personen) – man sollte bei dem Thema bleiben, das die Leitung vorgelegt hat. Das ermöglicht effektives Gebet.

 

Wenn jemand von der Spur kommt, sollte ein anderer die Gruppe freundlich an das Thema erinnern. Wenn dies zum Problem wird, spricht man mit der Leitung.

 

Falls man kein Zeugnis oder Impuls für die spezielle Gebetsrichtung hat, ist man einfach ruhig. Es sollte nicht versucht werden, die Richtung zu ändern oder in die entgegengesetzte Richtung zu beten.

 

Wenn jemanden ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Last stark am Herzen liegt, sollte er Gott vertrauen, dass er die Leiterschaft zu Seiner Zeit darauf aufmerksam macht. Man kann auch seine Last der Leiterschaft in dem Vertrauen mitteilen, dass sie recht unterscheidet, ob sie in das Treffen hineingehört. Eine Last kann echt und vom HERRN jedoch nicht für dieses spezielle Treffen vorgesehen sein.

 

Hinweis: Wenn sich die persönliche Meinung oft von der Sicht der Leiter unterscheidet, sollte man erwägen, ob man sich an ein anderes Gebetstreffen anschließen sollte.

 

▪︎ Beteiligung

Man sollte die Gebete kurz halten, damit jeder die Möglichkeit hat sich zu beteiligen. Niemand sollte die Gruppe dominieren, sondern Geduld üben anderen Raum zum Beten geben. Man sollte auf dem aufbauen, was Geschwister davor gebetet haben. Das erfordert genaues Hören aufeinander.

 

Man sollte im Plural „wir“ beten und nicht so sehr in der „ich“-Form. Das ermöglicht es anderen, sich mit dem Gebet zu identifizieren und mit „Amen“ einzustimmen, wenn sie es auf dem Herzen haben.

 

Wenn man zum Beten eine Schriftstelle gebraucht, nutzt man sie als Schwert und nicht als Keule – d.h. man liest nicht ganze Kapitel sondern nur ein paar relevante Verse und verwendet sie als Sprungbrett für ein eigenes Gebet. Man nennt die Schriftstelle, damit die Gruppe folgen kann.

 

Die durch den Heiligen Geist geleitete, kollektive Proklamation von Schriftstellen ist eine wichtige Waffe des geistlichen Kampfes (vgl. Eph 6,17b).

 

Man sollte konkret sein. Gott erwartet von uns, dass wir Ihn um spezifische Dinge bitten und wachsam bleiben, damit wir sehen, wann Er antwortet und Ihm dann danken. „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet“ (vgl. Jak 4,2b).

 

▪︎ Regelmäßige Aktivität und Pünktlichkeit

Man sollte bemüht sein, regelmäßig an der Mahnwache teilzunehmen und pünktlich zu kommen. Regelmäßige Aktivität und Pünktlichkeit, sowie Verbindlichkeit ist Teil unserer Disziplin. Wenn man fehlt, schwächt das die Gruppe und wenn man zu spät kommt, stört man den Fluss des Gebetstreffens.

 

Falls man aus wichtigen Gründen nicht am Gebetstreffen teilnehmen kann, ist es gut die Leiterschaft darüber zu informieren.

 

Bei diesem Punkt „Regelmäßige Aktivität und Pünktlichkeit“ prüfe sich jeder selbst vor Gott.

 

Es ist Zeit

Solange es einen Fürbitter gibt, gibt es Hoffnung. Aber wenn es keinen Fürbitter mehr gibt, müssen wir anhand von der Schrift annehmen, dass es auch keine Hoffnung mehr gibt. Die eine Person, nach der Gott in einer solchen Krise sucht, ist ein Fürbitter (vgl. Hes 22,30-31).

 

Vielleicht hast du beim Lesen dieses Beitrages einen inneren Eindruck verspürt, dass Gott dich zu Gebet und Fürbitte aufruft. Oder vielleicht hast du eine Erneuerung von Gottes Berufung für dich in diesem Bereich verspürt. Sei ermutigt und gib dich dem HERRN und der Bestimmung für dein Leben hin, anstatt diesem Eindruck zu widerstehen. Du kannst das tun, indem du dieses Gebet sprichst oder als Grundlage nutzt: 

 

„Lieber HERR, ich habe diese Lehre gelesen und habe Beispiele von denen in Deinem Wort gesehen, die ihr Leben für Dich in Fürbitte hingegeben haben. HERR, ich möchte zu dieser Gruppe gezählt werden. Ich komme nun zu Dir in Jesu Namen und ich gebe mich Dir hin. Ich stelle mich Dir zur Verfügung um für Situationen zu beten, für die Du möchtest, dass ich für sie bete. Und ich werde unter Deiner Leitung für sie eintreten. Ich bin ganz Dein, HERR, und ich gebe mich Dir hin. Amen.“

 

Danke, dass du dem HERRN auf diese Weise geantwortet hast. Mögest du seinen Segen und seine Gunst erleben während du in Gehorsam zu ihm in Fürbitte eintrittst.


Dieser Beitrag basiert teilweise auf einer Offenbarungslehre von Derek Prince.

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen