Was ist Heiligkeit?

Jesaja 57,15

Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Name »Der Heilige« ist: In der Höhe und im Heiligtum wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist, damit ich den Geist der Gedemütigten belebe und das Herz der Zerschlagenen erquicke

 

Jesaja 63,15

Blicke vom Himmel hernieder und sieh herab von dem Ort, wo deine Heiligkeit und Ehre wohnt! ...

 

Jesaja 66,2

Denn dies alles hat meine Hand gemacht, und so ist dies alles geworden, spricht der HERR. Ich will aber den ansehen, der demütig und zerbrochenen Geistes ist und der zittert vor meinem Wort

 

Johannes 17,11

Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir!

 

1. Thessalonicher 3,13

damit er eure Herzen stärke und sie untadelig seien in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen


Die hebräische Sprache ist sehr interessant, weil sie vollständig auf Worten mit drei Buchstaben aufgebaut ist; alle hebräischen Sprachwurzeln haben drei Buchstaben, so als wollte Gott sagen: „Ich bin ein dreieiniger Gott und das spiegelt sich in der Sprache wider.“ Die ganze hebräische Sprache ist ein Spiegel Gottes.

 

Das Wort für „heilig“ lautet „kadosch“. Der Begriff „Kadosch“ setzt sich auch aus drei Buchstaben zusammen: Der hebräische Buchstabe „Kaph“ ist das „k“, „Dalet“ ist das „d“ und „Schin“ ist das „sch“.

 

Hierzu ein Kommentar über eine merkwürdige Tatsache. Das Alte Testament kam über die griechische Kultur zu uns. Das Griechische ist jedoch völlig ungeeignet, das Hebräische zu vermitteln, weil es im Griechischen den Laut „sch“ nicht gibt. Deshalb wurde „Jeschua“ zu „Jesus“. Wenn die hebräischen Schriften im Licht der griechischen Linguistik und Kultur dargestellt werden, bekommt man ein völlig unzulängliches Bild von ihnen.

 

Was Heiligkeit nicht ist

Die Frage lautet also „Was ist Heiligkeit?“ Wir möchten zunächst erklären, was Heiligkeit nicht ist. Das ist sehr wichtig, da viele Christen die Vorstellung haben, Heiligkeit sei ein Regelwerk, das einem vorschreibt, wohin man gehen muss und was man essen und wie man sich anziehen darf. Doch das hat überhaupt nichts mit Heiligkeit zu tun. Paulus lässt daran keinen Zweifel, wenn er in Kolosser 2,20-23 sagt:

 

20 Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? 21 »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!« 22 — was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt — [Gebote] nach den Weisungen und Lehren der Menschen, 23 die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbst gewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes, [und doch] wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen.

 

Das ist so wahr! Je mehr man sich auf die Dinge konzentriert, die man nicht tun soll, desto mehr Macht gewinnen sie über einen. Du darfst nicht jähzornig sein! Du darfst nicht jähzornig sein! Du darfst nicht jähzornig sein! Was wird man als nächstes? Man wird jähzornig, weil man sich nur mehr auf das Falsche konzentriert.

 

Das ist traditionell das Bild, das viele Menschen von Heiligkeit und Heiligung haben. Es schreckt die Menschen ab. „Wenn das Heiligung ist, dann möchte ich nichts damit zu tun haben.“

 

Wir möchten nun zeigen, dass das nicht die Heiligkeit ist, die die Bibel meint, denn in Hebräer 12,10 heißt es über die Disziplin, mit der Gott als Vater an seinen Kindern handelt:

 

Denn sie [unsere leiblichen Väter] züchtigten uns freilich für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, [Gott] aber zu [unserem] Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.“

 

Das hat ganz offensichtlich nichts mit Regeln und Vorschriften zu tun. Gott ist nicht heilig, weil er sich ein eigenes Regelwerk gegeben hat, anhand dessen er sein eigenes Verhalten bewertet. Das hat nichts mit biblischer oder göttlicher Heiligkeit zu tun.

 

Was Heiligkeit ist

Wir sagen – und denk kurz darüber nach –, dass Heiligkeit das ureigenste Wesen Gottes ist; Gott und nur Gott ist Heiligkeit. Nichts und niemand sonst ist heilig. Und alles, was sich über Gott sagen ließe, ist heilig. Heiligkeit ist etwas, das es außerhalb von Gott nicht gibt.

 

Wir sehen, dass die Heiligkeit ein Teil von Gottes ewigem, unveränderlichem Wesen ist. Gott war heilig, lange bevor die Sünde auf dieser Welt Einzug hielt, und er wird immer noch heilig sein, wenn die Sünde dereinst für immer verbannt ist. Wir sollen als Gottes Volk an diesem Teil seines ewigen Wesens teilhaben. Trennung von der Sünde ist, genau wie Reinigung von der Sünde, zwar ein bestimmtes Stadium in diesem Prozess, aber eben nicht der ganze Prozess. Das endgültige, positive Resultat, das Gott in uns wirken möchte, geht über Reinigung und Trennung hinaus.

 

Heiligkeit – Die Zusammenfassung aller Wesensmerkmale Gottes

Um Heiligkeit verstehen zu können, müssen wir Gott verstehen – wer er ist und wie er ist. Wir werden im Laufe des Beitrag eine Liste erarbeiten, auf der sieben Punkte stehen und damit haben wir Gewissheit, dass wir auf dem rechten Weg sind. Es sind Wesensmerkmale Gottes oder Dinge, die die Bibel über Gott sagt, und wir glauben, dass Heiligkeit die Zusammenfassung aller Wesensmerkmale Gottes ist. Man kann sie nicht erklären oder definieren; sie kann nur offenbart werden. Man kann Heiligkeit nur durch eine direkte Offenbarung verstehen, die von Gott kommt.

 

1. Licht (1Joh 1,5);

2. Liebe (1Joh 4,8.16);

3. Gerechtigkeit/Gericht (5Mo 32,3-4; 1Mo 18,25);

4. Zorn/Grimm (Nah 1,2-3; Offb 14,9-12.20; 20,10; vgl. Offb 22,18-19);

5. Barmherzigkeit/Freundlichkeit/Treue, die den Bund hält (Ps 51,3; 106,1; 107,1.8.15.21.31.43);

6. Gnade (1Petr 5,10);

7. Kraft (Ps 93,1-4; Offb 15,3)

 

1. Gott ist Licht

Johannes sagt in 1. Johannes 1,5:

Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.

 

Gott ist Licht. Er hat nicht nur das Licht geschaffen; das Licht geht nicht nur von ihm aus, sondern er selbst ist das Licht.

 

2. Gott ist Liebe

Den zweiten Punkt finden wir etwas später im selben Brief, wo es heißt:

 

1. Johannes 4,8.16

8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. 16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

 

Gott ist also Licht und Liebe. Jemand schlug mal „vollkommene Liebe“ als Definition für „Heiligkeit“ vor; das ist ein wunderbarer Gedanke, aber unserer Meinung nach keine adäquate Definition. Es herrscht ein Spannungsverhältnis zwischen Licht und Liebe. Das Licht schreckt ab, die Liebe zieht an. Dieses Spannungsverhältnis kennzeichnet unsere Beziehung zu Gott. Wir möchten ihm nahe kommen, aber wir können nicht ins Licht schauen.

 

3. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit und des Gerichts

Das ist absolut Teil seines Wesens. Mose beginnt sein Lied in 5. Mose 32, indem er dies bekräftigt:

 

5. Mose 32,3-4

3 Denn den Namen des Herrn rufe ich aus: Gebt Ehre unserm Gott! 4 Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!

 

Viele, viele Menschen klagen Gott manchmal an und sagen, er sei – was ihre aktuelle Situation oder ihre Lebensumstände betrifft – ungerecht, doch die Bibel sagt: „Bei Gott gibt es keine Ungerechtigkeit.“ Er ist durch und durch gerecht. Er ist ein Gott der Wahrheit.

Wir möchten auch noch die Worte Abrahams aus 1. Mose 18 zitieren, als er mit dem Herrn über Sodom verhandelte. Abraham sagt zum Herrn in 1. Mose 18,25:

Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Ungerechten zu töten, so dass der Ungerechte wäre wie der Gerechte; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?

 

Das ist Gott – der Richter der ganzen Erde, und er handelt immer richtig. Bei ihm gibt es keine Ungerechtigkeit und kein Unrecht. Wir sind oft versucht zu glauben, er sei ungerecht, aber die Bibel unterstreicht nachdrücklich, dass das nicht stimmt.

 

4. Gott ist ein Gott des Zorns und Grimms

Der nächste Punkt findet im Denken der heutigen Christen kaum Platz, aber er ist sehr wichtig: Gott ist ein Gott des Zorns. Das wird besonders deutlich in Nahum 1. Das Buch Nahum beginnt sehr abrupt und ohne nette Einleitung:

 

Nahum 1,2

Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der Herr, ein Rächer ist der Herr und voller Grimm. Rache übt der Herr an seinen Gegnern, und er grollt seinen Feinden

 

Habt ihr gehört? Gott ist voller Grimm und Groll. Groll ist verhaltener Zorn, Ärger; im Inneren rumorende Hassgefühle. Er ist ein Rächer. Das ist Teil des ewigen Wesens Gottes. Und wenn wir diesen Teil auslassen, präsentieren wir kein wahres Bild Gottes. Heute denken die Leute oft: „Wenn Gott richten möchte, braucht er dazu zumindest vorher unsere Erlaubnis.“ Das stimmt nicht. Wer so denkt, wird schockiert sein, doch dann wird es zu spät sein.

In Offenbarung 14,9-12 heißt es über das Gericht über den Antichrist:

 

9 Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, 10 so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. 11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf in alle Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. 12 Hier ist das standhafte Ausharren der Heiligen, hier sind die, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren!

 

Beachtet: Er wird gequält werden vor dem Lamm. Das passt überhaupt nicht zu unserem zeitgenössischen Bild vom sanften und lieben Jesus, aber es ist Teil des ewigen göttlichen Wesens. Er ist ein Richter. Wir denken an den Apostel Johannes. Beim letzten Abendmahl lehnte er sich mit seinem Kopf an die Brust Jesu und flüsterte ihm ins Ohr; er kam ihm sehr nahe. Doch in Offenbarung 1, als er seine Vision von Jesus als Richter hatte, fiel er wie tot zu dessen Füßen zu Boden. Der Charakter und die Persönlichkeit Gottes und Jesu ist sehr, sehr vielschichtig. Und Gericht und Zorn sind ein Teil seines ewigen Wesens. Und das Gericht, das er spricht, ist ewig. Es heißt hier, dass sie in alle Ewigkeit gequält werden.

Oft kursiert die Theorie, Gott sei zu gnädig, um jemandem eine ewige Strafe aufzuerlegen; das habe zur Folge, dass die Menschen, wenn sie sich nicht mit Gott versöhnen, letztendlich ausgelöscht würden. Doch das ist unbiblisch. Das ist falsch und noch dazu sehr gefährlich. Denken wir niemals so etwas, denn am Ende der Offenbarung, in den letzten Versen, sagt der Herr:

 

Offenbarung 22,18-19

18 Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; 19 und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist.

 

Und wenn etwas klar und deutlich im Buch der Offenbarung gesagt wird, dann dass es ein ewiges Gericht geben wird. Wir möchten das nicht wegnehmen. Wir möchten nicht, dass unser Teil vom Baum des Lebens weggenommen wird. Das ist sehr wichtig für uns heute. Der Humanismus ist so selbstgerecht und so schlampig. Er präsentiert kein exaktes Bild dessen, wie die Dinge wirklich sind. Nebenbei bemerkt, treten wir allmählich in eine gesellschaftliche Phase ein, in der die Gesellschaft den Kriminellen freundlicher behandelt als das Opfer. Warum? Weil wir nicht urteilen wollen. Warum wollen wir nicht urteilen? Weil wir - das ist meine Meinung - insgeheim in unseren Herzen eines wissen: Wenn es für ihn ein Urteil gibt, dann gibt es auch für mich ein Urteil. Deshalb möchte ich kein Urteil über ihn aussprechen und versuche, das anders zu arrangieren. Doch Gott macht bei diesem Spiel nicht mit.

 

5. & 6. Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit und der Gnade

Zwei weitere große Wesensmerkmale Gottes sind seine Gnade und seine Barmherzigkeit. Der Begriff, der mit „Barmherzigkeit“ übersetzt wird, lautet auf Hebräisch „checed“.

 

Wir haben dieses Wort studiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es im Grunde bedeutet: „die Treue Gottes, die den Bund hält“. Es ist die Treue Gottes gegenüber seinem Bund, und das ist eine seiner größten Charaktereigenschaften. Psalm 51 ist ein Gebet Davids in Zeiten tiefster Not, als seine Seele am Boden war. Gott sei Dank wusste er, zu wem und auf welcher Grundlage er beten konnte. Es ist ein Bußgebet, nachdem seine Sünde an Batseba und Uria aufgekommen war. Er sagt in Psalm 51,3:

 

Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit! Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde!

 

Anstelle von „nach der Größe deiner Barmherzigkeit“ steht eigentlich „deine Treue, die den Bund hält“. Er sagt zu Gott: „Du hast dich verpflichtet, mir zu vergeben, wenn ich die Bedingungen erfülle. Auf dieser Grundlage rufe ich zu dir.“ Wie wichtig es doch ist, sich Gott auf dieser Grundlage nähern zu können.

 

Dies finden wir noch in vielen anderen Psalmen, beispielsweise in Psalm 106,1:

Halleluja! Preist den Herrn, denn er ist gut! Denn seine Gnade [seine Barmherzigkeit, seine Treue zu seinem Bund] währt ewig.“

 

In Psalm 107 kommt es sechs- oder siebenmal vor. Das ist also ein weiterer Aspekt des ewigen Wesens Gottes – seine Gnade.

Der Autor des Hebräerbriefs sagt:

 

Hebräer 4,16

Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.“

 

Als erstes brauchen wir Barmherzigkeit, doch dann brauchen wir Gnade. Was sagt die Bibel über Gnade? Gnade kann man sich nicht verdienen. Wenn man es sich verdienen kann, ist es keine Gnade. Religiöse Menschen haben damit ein Problem, weil sie meinen, sie müssten sich alles verdienen. Aus diesem Grund lehnen sie die Gnade Gottes häufig ab. Wenn es aus Gnade geschieht, dann nicht aus Werken. Paulus sagte: „Wenn es aus Werken ist, ist es nicht aus Gnade“ (Röm 11,6).

 

Es gibt zwei Dinge in dieser Stelle aus Psalm 107, die man sich nicht verdienen kann: Barmherzigkeit und Gnade. Der Autor des Hebräerbriefs sagt: „Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.“ Wir brauchen Barmherzigkeit für die Vergangenheit und Gnade für die Zukunft. Denn nur durch die Gnade Gottes können wir die Menschen werden und das Leben leben, das Gott von uns möchte. Gott ist also ein Gott der Gnade.

 

7. Gott ist ein Gott der Kraft

Der letzte Punkt auf der Liste: Gott ist ein Gott der Kraft. Die ganze Bibel zeugt von seiner Kraft. Lesen wir Psalm 93,1-4:

 

1 Der Herr ist König! Er hat sich bekleidet mit Hoheit! Der Herr hat sich bekleidet, mit Stärke hat er sich umgürtet! Ja, fest steht die Welt, sie wird nicht wanken. 2 Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du. 3 Ströme erhoben, o Herr, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erheben ihr Brausen. 4 Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser, wuchtiger Brecher des Meeres, mächtiger ist der Herr in der Höhe.“

 

Natürlich gibt es noch zahllose andere Stellen, die die Kraft Gottes veranschaulichen. 

Wir wiederholen noch einmal die sieben Charaktereigenschaften:

 

1. Licht;

2. Liebe;

3. Gerechtigkeit und Gericht;

4. Zorn;

5. Barmherzigkeit; Treue, die den Bund hält;

6. Gnade;

7. Kraft

 

Wir glauben, dass die Heiligkeit Gottes das alles zusammengenommen ist. Sie ist das allumfassende Wesen Gottes. Es ist das einzige Wort, das im Alten wie im Neuen Testament dreimal für Gott verwendet wird. In Jesaja 6 rufen die Seraphim:

 

Jesaja 6,3

Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen ...

 

Und in Offenbarung 4 fallen die lebendigen Wesen und die Ältesten nieder und rufen:

 

Offenbarung 4,8

„... Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!

 

Dass dieses Wort dreimal wiederholt wird, hat seine Bedeutung: Heilig ist der Vater, heilig ist der Sohn, heilig ist der Geist – und niemand sonst ist heilig. Gott ist in seiner Heiligkeit einzigartig. Und wir können Heiligkeit nur in dem Maße verstehen und an ihr Anteil bekommen, wie wir eine Beziehung zu Gott haben.

 

Gottes Handeln an Hiob

Das Buch Hiob zu lesen ist immer ein Erlebnis. Am Ende kommt man wahrscheinlich zu der Erkenntnis: „Niemand kann Gott erklären.“ Wir denken, es ist sehr wichtig, das zu begreifen. Es ist unmöglich, Gott zu erklären. Er ist unerklärlich. Und er ist absolut souverän. Eine Definition von der  Souveränität Gottes lautet: „Er tut was er will, wann er will und fragt niemanden um Erlaubnis.“ Unsere Kultur hat im Gegensatz dazu die Einstellung: „Wenn Gott etwas tun möchte, braucht er erst meine Erlaubnis.“ Wer so denkt, wird sehr unsanft erwachen.

 

Wenn man Hiob liest, kann man über die erstaunliche Art und Weise nachdenken, wie Gott an Hiob handelte, denn in gewissem Sinne übergab er ihn dem Satan und sagte: „Satan, du kannst so weit mit ihm gehen, aber nicht weiter.“ Das Erstaunliche ist, dass Hiob der gerechteste Mensch seiner Generation war. Welches Ziel hatte Gott mit Hiob? Sehen wir uns einige Statements an.

 

Zunächst einmal bewahrte Hiob stets seine Gerechtigkeit. Er sagt inmitten seiner Schwierigkeiten und Probleme in Hiob 23,10-12:

 

10 Denn er kennt den Weg, der bei mir ist. Prüfte er mich, wie Gold ginge ich hervor. 11 An seinem Schritt hat mein Fuß festgehalten, seinen Weg habe ich bewahrt und bin nicht abgewichen. 12 Vom Gebot seiner Lippen ließ ich nicht ab; mehr als es meine Pflicht gewesen wäre, wahrte ich die Worte seines Mundes.

 

Seine sogenannten Freunde versuchten, Hiob davon zu überzeugen, dass er etwas Falsches getan und deshalb verdient habe, was nun über ihn kam. Doch Hiob wies dies mit allem Nachdruck und kategorisch von sich. Zudem bestätigte Gott selbst die Gerechtigkeit Hiobs. Das ist noch erstaunlicher:

 

Hiob 1,1

Es war ein Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob. Und dieser Mann war rechtschaffen und redlich und gottesfürchtig und mied das Böse.

 

Das Erstaunliche im weiteren Verlauf ist, dass Satan Zugang zur Gegenwart Gottes bekam. Man muss sich mit dieser Tatsache abfinden. Manchmal ist dies der Fall. Dann wies der Herr auf Hiob und sagte zu Satan:

 

Hiob 1,8

Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!

 

Gott sagte zum Satan im Grunde: „Hast du schon einmal so einen Menschen gesehen?“

 

Natürlich reagiert Satan mit Hinterlist darauf und sagt: „Nun, schau dir doch an, was dabei für ihn rausspringt. Du kümmerst dich um ihn und du versorgst ihn mit allem.“ Deshalb sagte der Herr: „Du kannst ihm das alles nehmen, aber ihn selbst darfst du nicht berühren“ (vgl. Hi 1,12). Und der Satan ging vom Angesicht des HERRN hinweg.

 

Dann kommt der Satan zurück:

 

Hiob 2,2-3

2 Und der Herr sprach zum Satan: Von woher kommst du? Und der Satan antwortete dem Herrn und sagte: Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandern auf ihr. 3 Und der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden, ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet! Und noch hält er fest an seiner Rechtschaffenheit. Und dabei hattest du mich gegen ihn aufgereizt, ihn ohne Grund zu verschlingen.

 

Sehr bemerkenswert!

 

Hiob 2,4-7

4 Da antwortete der Satan dem Herrn und sagte: Haut für Haut! Alles, was der Mensch hat, gibt er für sein Leben. 5 Strecke jedoch nur einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und sein Fleisch an, ob er dir nicht ins Angesicht flucht! 6 Da sprach der Herr zum Satan: Siehe, er ist in deiner Hand. Nur schone sein Leben! 7 Und der Satan ging vom Angesicht des Herrn fort und schlug Hiob mit bösen Geschwüren, von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel.“

 

Das ist, nebenbei bemerkt, der klare Beweis dafür, dass Satan der Auslöser von Krankheiten sein kann. Wir sagen nicht, er sei immer und ausschließlich die Ursache von Krankheit, aber er ist eine Ursache von Krankheit.

 

Doch am Ende, nachdem es Satan gestattet worden war, alles mit Hiob zu tun außer ihm sein Leben zu nehmen, legt der Herr folgendes Zeugnis über Hiob ab:

 

Hiob 42,7-8

7 Und es geschah, nachdem der Herr jene Worte zu Hiob geredet hatte, da sprach der Herr zu Elifas, dem Temaniter: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und gegen deine beiden Freunde: Denn ihr habt über mich nicht Wahres geredet wie mein Knecht Hiob. 8 Und nun nehmt euch sieben Jungstiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und opfert ein Brandopfer für euch! Und Hiob, mein Knecht, soll für euch Fürbitte tun. Nur ihn will ich annehmen, damit ich euch nicht Schimpfliches antue...

 

Am Ende dieser ganzen Episode sagte der Herr immer noch, dass Hiob durch und durch gerecht sei. Er sagte zu seinen Freunden: „Ihr scheinheiligen, religiösen Leute mit eurem religiösen Gerede, Gott würde nie jemandem Schwierigkeiten bereiten – ihr müsst Buße tun!“ Doch von Hiob forderte Gott keine Buße. Hört euch an, was Hiob selbst sagt, nachdem er eine persönliche Offenbarung Gottes hatte.

 

Hiob 42,4-6

4 Höre doch, und ich will reden! Ich will dich fragen, und du sollst es mich wissen lassen! 5 Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum [verabscheue ich mich] und bereue in Staub und Asche.

 

Er war ein Mann, der nach dem Zeugnis aller anderen gerecht war, doch als er in die Gegenwart Gottes kam, sagte er: „Ich verabscheue mich.“ Was hatte ihn dazu bewogen? Wir denken, dass er etwas von der Heiligkeit Gottes gesehen hatte. Und angesichts des Kontrasts zwischen der Heiligkeit Gottes und seiner eigenen Gerechtigkeit musste er Buße tun und sich demütigen. Wir denken, das war Gottes Absicht, die hinter allem steckte, was er mit Hiob tat. Er wollte Hiob an den Punkt bringen, an dem er ihn mit einer Offenbarung seiner selbst konfrontieren konnte. Diese Tatsache macht das Buch in unseren Augen bedeutsam; sie macht auch unser Leben bedeutsam, denn wir erleben im Laufe unseres Lebens viele Schwierigkeiten. Oft verstehen wir sie nicht, doch wir denken, Gott benutzt sie alle, um uns an den Punkt zu bringen, dass wir ihn besser kennenlernen und besser qualifiziert sind, ihm zu dienen.

 

Rein historisch gesehen, ist Hiob vermutlich das älteste Buch der Bibel. Die Bibel beginnt also mit dieser rätselhaften Frage, warum ein Mann wie Hiob trotz seiner Gerechtigkeit, die von jedem außer seinen Kritikern anerkannt war, leiden musste. Seine Kritiker sind typische religiöse Leute.

 

Wir denken, das lässt sich auf jeden von uns übertragen. In unserem Leben geschehen Dinge, die wir nicht verstehen. Wir fragen: „Herr, warum? Warum hast du mir meine Frau genommen? Warum hat meine Frau mich verlassen? Warum sind meine Kinder eine derartige Enttäuschung?“ Es gibt viele solcher Fragen, die wir Gott entgegenhalten. Und wir durchleben Leid. Paulus und Barnabas sagten zu den Christen: „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen.“ Jeder Weg, der Trübsal umgeht, führt nicht in das Reich Gottes.

 

Es gibt eine Version des Evangeliums, die besagt, dass es einem in seinem Leben immer wohl ergehen wird; das stimmt auch. Aber die Vertreter dieses Evangeliums definieren „Wohlergehen“ nicht richtig. Das ist das Problem. „Wohlergehen“ heißt nicht, dass man ein teures Auto fährt oder ein teures Haus hat. Was bedeutet „Wohlergehen“ oder „Wohlstand“ wirklich? Wohlergehen heißt, dass man erfolgreich die Absichten Gottes erfüllt. Es heißt, dass man vollständig zugerüstet ist, um den Willen Gottes zu tun, und wenn man den Willen Gottes erfolgreich getan hat, ergeht es einem wohl.

 

Wir denken dabei an Josua. Gott sagte zu ihm: „Du [wirst] auf deinen Wegen zum Ziel gelangen, und dann wirst du Erfolg haben...“ (Jos 1,8)

 

Josua kam nicht wie einige von uns in einem klimatisierten Reisebus oder Flugzeug ins verheißene Land. Er war Soldat. Er marschierte. Er schlief im Freien. Sein Leben war in Gefahr. Aber er hatte Wohlergehen und Erfolg, weil er die Aufgabe erledigte, die Gott ihm zugeteilt hatte. Das ist Wohlergehen. Wohlergehen heißt, dass man erfolgreich tut, was Gott einem zugeteilt hat. Und in der Regel gibt es dabei eine Menge Widerstand, Schwierigkeiten und Gefahren, und das wird nicht weniger, sondern eher mehr werden. Die Welt wird nicht netter, sondern Tag für Tat schlimmer.

 

Apostel Paulus sagt in Römer 1, er bete dafür, dass er, so Gott will, eine erfolgreiche Reise nach Rom haben werde. Deshalb reiste er auch in einem Kreuzfahrtschiff in der ersten Klasse... Nein, er war ein Gefangener in Ketten. Nicht nur das – das Schiff, in dem er reiste, geriet in ein schreckliches Unwetter. Zwei Wochen lang sahen sie weder Sonne noch Sterne. Sie hatte jede Hoffnung aufgegeben. Letztendlich landeten sie an der Küste Maltas und hatten nichts mehr außer den Kleidern am Leib – wenn überhaupt. Das war noch nicht das Ende, denn dort wurde Paulus auch noch von einer Giftschlange gebissen. Ist das eine erfolgreiche Reise und Wohlergehen? Dem Maßstab Gottes nach, ja, denn alles, was Paulus durchmachte, war notwendig, um ihn für das zuzurüsten, was er in Rom tun sollte.

 

Deshalb glauben wir, dass Gott alles, was im Buch Hiob geschah, arrangierte, um Hiob an den Punkt zu bringen, an dem er Gott von Angesicht zu Angesicht sehen konnte. Das war das oberste Ziel. Vergegenwärtigt euch, welchen Aufwand Gott trieb, um das für einen einzigen Menschen zu tun! Schlagen wir noch einmal Hiob 1 auf. Dort lesen wir, was Hiob am Anfang hatte; das alles sollte er später verlieren:

 

Hiob 1,3

Und sein Besitz bestand aus siebentausend Schafen und dreitausend Kamelen und fünfhundert Gespannen Rinder und fünfhundert Eselinnen, und sein Gesinde war sehr zahlreich...

 

Und all das verlor er – nicht nur die Tiere, sondern auch die Knechte, die sich um die Tiere kümmerten. Das war Teil dessen, wie Gott mit Hiob verfuhr. Deshalb heißt es in Hiob 1,14-15:

 

14 Da kam ein Bote zu Hiob und sagte: Die Rinder waren gerade beim Pflügen, und die Eselinnen weideten neben ihnen, 15 da fielen Sabäer ein und nahmen sie weg und die Knechte erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Ich aber bin entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten.

 

Alle fünfhundert Gespanne Rinder und fünfhundert Eselinnen waren weg. Die Knechte wurden erschlagen:

 

Hiob 1,16

Noch redete der, da kam ein anderer und sagte: Feuer Gottes fiel vom Himmel, brannte unter den Schafen und den Knechten und verzehrte sie. Ich aber bin entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten

 

Siebentausend Schafe gingen zugrunde. Nebenbei bemerkt kam in diesem Fall das Feuer Gottes von Satan. Das ist bemerkenswert. Das heißt nicht, dass Gott das Feuer sandte, sondern dass man dieses Feuer als „Feuer Gottes“ bezeichnete. Satan hat weitaus mehr Ressourcen, als den meisten von uns bewusst ist. Er hatte es in der Hand. Nur ein Knecht überlebte. Dann Vers 17:

 

Hiob 1,17

Noch redete der, da kam ein anderer und sagte: Die Chaldäer hatten drei Abteilungen aufgestellt und sind über die Kamele hergefallen und haben sie weggenommen, und die Knechte haben sie mit der Schärfe des Schwertes erschlagen. Ich aber bin entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten.

 

Dreitausend Kamele waren weg und alle Knechte bis auf einen wurden erschlagen. Dann Vers 18 und 19:

 

Hiob 1,18-19

18 Während der noch redete, da kam ein anderer und sagte: Deine Söhne und deine Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders. 19 Und siehe, ein starker Wind kam von jenseits der Wüste her und stieß an die vier Ecken des Hauses. Da fiel es auf die jungen Leute, und sie starben. Ich aber bin entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten.

 

Hiob verlor seine sieben Söhne und drei Töchter. Wenn der Wind an allen vier Ecken gleichzeitig an einem Haus rüttelt, weiß man, dass Satan dahintersteckt. Wir müssen hier die Tatsache festhalten, dass Satan diese Dinge tun konnte, nachdem Gott ihn dazu ermächtigt hatte.

 

Hiob 2,7

Und der Satan ging vom Angesicht des Herrn fort und schlug Hiob mit bösen Geschwüren, von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel.

 

Fassen wir zusammen, was alles geopfert wurde, damit Gott an Hiob tun konnte, was er mit ihm vorhatte: 

 

1. 500 Gespanne Rinder; 500 Eselinnen (Hi 1,14-15);

2. 7000 Schafe (Hi 1,16);

3. 3000 Kamele (Hi 1,17);

4. 7 Söhne und 3 Töchter (Hi 1,18-19);

5. Hiobs physische Gesundheit und Erscheinung (Hi 2,7)

6. All dies wegen eines Mannes – Hiob

 

Am Ende stellte Gott alles doppelt wieder her – außer Hiobs Kinder – diese sind ihm vorausgegangen (Hi 42,12-13)

 

Fünfhundert Gespanne Rinder, fünfhundert Eselinnen und die Knechte, die sie versorgten; siebentausend Schafe und nur ein Knecht überlebte; dreitausend Kamele und nur ein Knecht überlebte; alle Kinder Hiobs – sieben Söhne und drei Töchter. Alles mit Erlaubnis des Herrn. Wir haben uns selbst immer und immer wieder gefragt, was Gott damit bezweckte. Wie wir es verstehen, war es seine Absicht, sich Hiob zu offenbaren und Hiob auf diese Offenbarung vorzubereiten. Das zeigt uns sehr deutlich, dass Gott die Dinge ganz anders bewertet als wir, denn ein Mann war ihm so wichtig, dass er bereit war, all das zu opfern. Und Gott ist nie ungerecht oder unfair. Aber er hat ein Ziel, eine Absicht. Wir möchten das sagen, weil wir denken, dass es vielleicht in einem viel kleineren Rahmen für einige von euch gilt:

 

Man fragt sich vielleicht: „Warum ist das und das geschehen? Warum musste ich das und das durchmachen? Warum hat Gott das zugelassen? Andere Leute haben offenbar nicht so viele Probleme wie ich.“ Das hat, wie ich meine, in vielen Fällen denselben Grund wie bei Hiob. Man hat wahrscheinlich nichts so Drastisches erlebt wie Hiob. Dennoch hat Gott es zugelassen, dass man alle möglichen Anfechtungen und Probleme durchmacht, über die man nicht gerade begeistert war, Dinge, die hart und schwer zu verstehen sind, weil er einen an den Punkt bringen möchte, an dem er sich einen offenbaren kann.

 

Durch das Studium der Bibel kommt man zu dem Schluss, dass dies das Höchste ist, was Gott jemandem anbieten kann – die Offenbarung seiner selbst. Und man muss auf diese Offenbarung vorbereitet sein. Dafür muss sich vieles in uns ändern. Wahrscheinlich müssen sich erst unsere Prioritäten ändern, bevor wir diese Offenbarung empfangen können. Und was ist diese Offenbarung? Es ist seine Heiligkeit. 

 

Hiob war, nach menschlichem Maßstab gemessen, ein vollkommen gerechter Mensch. Als er die Offenbarung Gottes bekam, sagte er: „Ich tue Buße in Sack und Asche. Ich verabscheue mich.“ Das ist der Unterschied zwischen der Heiligkeit Gottes und dem Bestmöglichen, zu dem er selbst imstande war. Deshalb besteht Heiligkeit nicht aus guten Werken; Heiligkeit ist die Zuteilung Gottes, und zwar in dem Maß, wie wir sie empfangen können.

Lesen wir noch Hiob 42,12:

 

Und der Herr segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang. Und er bekam vierzehntausend Schafe [doppelt so viele] und sechstausend Kamele [doppelt so viele] und tausend Gespanne Rinder [doppelt so viele] und tausend Eselinnen [auch doppelt so viele]...

 

Alles wurde verdoppelt außer der Zahl seiner Kinder. Er bekam am Ende genauso viele Kinder wie er zuvor gehabt hatte. Das ist ein wunderbarer Gedanke. Hiob hatte seine Söhne und Töchter nicht verloren. Er brauchte nicht doppelt so viele. Als er noch einmal genauso viele bekam, hatte er doppelt so viele. Man könnte nun sagen: „Hiob hat viel Energie mit der Fürbitte für seine Familie vergeudet, denn schließlich wurde sie auf einen Schlag ausgelöscht.“ Aber sie wurde eben nicht ausgelöscht. Es ist wichtig, dass wir dies erkennen. Wir haben sie nicht verloren, wenn sie in Christus waren. Sie sind uns lediglich vorausgegangen. Und wenn wir im Glauben bleiben, werden wir dorthin kommen, wo sie jetzt sind. Wir sagen: „Wenn wir im Glauben bleiben“, denn wir – und das mag kontrovers sein – halten es nicht für selbstverständlich, dass wir automatisch in den Himmel kommen werden. Man muss bis zum letzten Augenblick die Bedingungen erfüllen. Doch wir vertrauen darauf, dass wir und ihr alle das durch die Gnade Gottes tun werdet. Aber geht nicht automatisch davon aus. Werdet in diesem Punkt nicht nachlässig oder selbstgerecht.

 

All das steht also im Zusammenhang mit dieser Offenbarung der Heiligkeit. Wir glauben, dass es wirklich eine Offenbarung ist; man kann sie nicht erklären oder definieren. Und Gott kann sich nur so und in dem Maß offenbaren, wie wir für diese Offenbarung bereit sind.

 

Einige von euch haben Dinge durchgemacht, die sie nicht verstanden haben. Oft habt ihr zu Gott geschrien: „Warum?“ Wir können es dir nicht erklären, aber es kann gut sein, dass Gott in all diesen Dingen dabei war, weil er dich an den Punkt bringen möchte, an dem du eine Offenbarung seiner Heiligkeit empfangen kannst.

 

Wir denken, es wäre angemessen, dass wir uns jetzt Zeit nehmen und uns von Gott an unsere Vergangenheit erinnern lassen, an die Dinge, die wir durchgemacht haben, an die Enttäuschungen in unserem Leben. Und dann sag zu Gott: „Gott, welches Ziel hast du damit verfolgt, dass du diese Dinge in meinem Leben zugelassen hast?“ Vermutlich hat schon jeder von euch im Leben Enttäuschungen hinnehmen müssen.

 

Wir haben keine Antwort für euch. Es gibt nur einen, der euch eine Antwort geben kann, und das ist Gott. Doch wenn du bereit bist, an seine absolute Gerechtigkeit, seine unerschütterliche Liebe und Gnade zu glauben, kannst du die Dinge, die dir Probleme bereiten und dich quälen, aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen und kannst letztlich wie Hiob als Sieger aus dem Ganzen hervorgehen.

 

Gottes Wille für uns

Gott will, dass wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden:

 

Hebräer 12,9-10

9 Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? 10 Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.

 

Heiligkeit ist ein Aspekt des Wesens Gottes, den wir nirgendwo in der Schöpfung finden, außer in Beziehung zu Gott. Wenn Gott uns also züchtigt, um in uns seine Heiligkeit entstehen zu lassen, verstehen wir oft nicht, was er möchte, weil wir das Wesen der Heiligkeit nicht verstehen. Gott möchte in jedem einzelnen seiner Kinder seine eigene Heiligkeit reproduzieren. Das ist der Zweck seiner Züchtigung. Wir sollten es wirklich für ein Vorrecht halten, dass er diesen Wunsch für uns hat. Gott lässt uns Anteil haben, aber Satan ist ein Tyrann. Gott sitzt nicht auf dem Thron und sagt: „Ich bin hier und du bleibst, wo du bist.“ Gott sagt: „Wenn ich dich meiner Heiligkeit teilhaftig werden lassen kann, werde ich meinen Thron mit dir teilen.“ Das ist eine wunderbare Veranschaulichung des Unterschieds zwischen Gott und Satan, was ihre Haltung anbelangt.

 

Wir untermauern dies mit Römer 5. Es ist vielleicht nicht sofort augenscheinlich, warum wir diese Verweisstelle hier nennen, aber wir möchten Licht in die Sache bringen. In Römer 5 geht es um den Unterschied zwischen dem gerechten Gehorsam Christi und Adams Übertretung und den jeweils unterschiedlichen Auswirkungen.

 

Römer 5,17

Denn wenn durch die Übertretung des einen [das ist Adam] der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche die Überschwänglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus

 

Seht ihr den Unterschied? Der Tod regierte als Tyrann. Satan ist ein Tyrann. Er dominiert. Er teilt nicht. Er beherrscht uns. Doch als Jesus uns gerecht machte, lud er uns ein, im Leben mit ihm zu herrschen. Und Gott züchtigt uns, damit wir Anteil an seiner Heiligkeit haben.

 

Heiligkeit ist ein Schutz, eine Sicherheitseinrichtung, die uns in die Lage versetzt, auch die anderen Segnungen zu empfangen, die Gott für uns hat.

 

Der Autor des Hebräerbriefs fährt fort:

 

Hebräer 12,14

Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird!

 

Wir sollen der Heiligung „nachjagen“. Und um Heiligung zu erlangen, müssen wir, wie wir es verstehen, dem „Frieden mit jedermann“ nachjagen. Wir müssen versuchen, soweit es an uns liegt, im Frieden mit den anderen Menschen zu leben und Streit und Zerwürfnisse zu vermeiden. Der Autor bringt hier auch noch eine sehr ernste Warnung an: Wenn wir der Heiligkeit des Herrn nicht teilhaftig werden, werden wir ihn nicht sehen!

 

In Epheser 4,24 heißt es, der neue Mensch zeichne sich aus durch „wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Er sei „nach Gott geschaffen… in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ oder noch wörtlicher: „Er wurde gemäß Gottes Plan [Gottes Maßstäben, Gottes Denken oder Gottes Absicht, wie auch immer man es verstehen mag] geschaffen in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“ Der neue Mensch ist das Produkt der Wahrheit des Wortes Gottes über Jesus Christus. Die Wahrheit bringt, wenn wir sie im Glauben in unserem Herzen aufnehmen, einen neuen Menschen hervor, der seinerseits Gerechtigkeit und Heiligkeit hervorbringt. Der neue Mensch wurde gemäß den Maßstäben oder Absichten Gottes geschaffen in Gerechtigkeit und Heiligkeit, die „Produkte“ der Wahrheit sind.

 

Der alte Mensch ist Produkt der Täuschung Satans; der neue Mensch ist Produkt der Wahrheit Gottes. Es ist bezeichnend, dass sich Satan dem Menschen in Gestalt einer Schlange näherte. Eine Schlange ist krumm und gebogen – ein sehr anschauliches Bild für den Teufel; er macht „krumme Touren“. Er legt nie die ganze Wahrheit auf den Tisch. Und das sieht man auch am alten Menschen – er ist verdorben. Wir müssen den alten Menschen aus- und den neuen Menschen anziehen, der durch die Worte „Gerechtigkeit“ und „Heiligkeit“ charakterisiert wird.


Quellen:

  • Dieser Beitrag gründet auf einer Offenbarungslehre von Derek Prince „Heiligkeit – Das ureigenste Wesen Gottes“
  • eigene Anmerkungen

 

Gottes Segen Euch allen!

 

 1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen