Römer 13,1
„Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet“
Das Verhältnis zwischen Glauben und Staat ist ein immer wiederkehrendes Thema, das in der Bibel viel Beachtung findet. Von den frühen biblischen Geschichten bis zu den Lehren Jesu und den Apostelbriefen wird das Konzept von Autorität und Regierung vielfältig beleuchtet. In diesem Beitrag gehen wir auf verschiedene biblische Perspektiven ein und zeigen, wie die Bibel das Verhältnis der Gläubigen zu Regierungen darstellt.
Kurz vorweg:
Der Gott der Bibel ist der HERR über die Weltgeschichte (vgl. Dan 2,21; 4,35; Ps 33,10f). Er verfolgt einen Plan für diese Welt, der in der Bibel offenbart wird, und alles führt auf die Wiederkunft Christi hin. Bis dahin werden Regierungen eingesetzt und abgesetzt.
Gott wirkt durch menschliche Entscheidungen (vgl. Spr 16,9; 21,1). Er gibt den Menschen die Freiheit, Entscheidungen zu treffen – wie bei einer demokratischen Wahl. Doch selbst diese Wahl hat Gott bereits in seinen größeren Plan eingefügt, und keine Regierung kommt an die Macht, ohne dass Gott es zulässt.
Die Bibel geht noch weiter und sagt, dass Gott selbst Regierungen einsetzt und absetzt (vgl. Röm 13,1). Er wirkt aktiv hinter den Kulissen und hat die Kontrolle, bis Christus wiederkommt und sein Reich auf der Erde errichtet.
Die Herkunft der staatlichen Autorität
In der Bibel wird betont, dass jede Autorität letztlich von Gott kommt. Dies wird besonders in Römer 13,1-2 deutlich:
„1 Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. 2 Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu“
Paulus erklärt hier, dass Regierungen und Obrigkeiten in ihrem Dasein von Gott selbst eingesetzt sind, und Gläubige deshalb zur Unterordnung verpflichtet sind.
Ähnlich drückt es Daniel 2,21 aus:
„Er führt andere Zeiten und Stunden herbei; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand.“
Hier wird verdeutlicht, dass Gott nicht nur über den Anfang und das Ende der Herrschaft eines Königs entscheidet, sondern auch aktiv in die Weltgeschichte eingreift und Herrscher nach seinem Willen bestimmt. Diese biblischen Aussagen legen nahe, dass die Macht der Regierungen zwar über Menschen ausgeübt wird, aber letztlich von Gott kommt.
Die Rolle der Regierung: Gerechtigkeit und Frieden fördern
Die Bibel beschreibt die Rolle der Regierung als eine, die Gerechtigkeit und Frieden fördern soll. Ein zentraler Text hierzu ist Römer 13,3-4, wo Paulus schreibt:
„3 Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Wenn du dich also vor der Obrigkeit nicht fürchten willst, so tue das Gute, dann wirst du Lob von ihr empfangen! 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich! Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht an dem, der das Böse tut.“
Laut Paulus hat die Regierung eine von Gott gegebene Aufgabe, nämlich die Bestrafung des Bösen und den Schutz des Guten.
Auch das Alte Testament betont die Bedeutung gerechter Herrscher. In Sprüche 29,4 heißt es:
„Ein König richtet das Land durch Recht auf, wer aber viele Steuern erhebt, richtet es zugrunde.“
Der Vers zeigt, dass der Erfolg und das Wohlergehen eines Volkes davon abhängt, ob die Regierung gerecht handelt.
Gehorsam gegenüber der Regierung – bis zu welchem Punkt?
Die Bibel fordert Gläubige zum Gehorsam gegenüber der Regierung auf, jedoch nicht uneingeschränkt. Apostelgeschichte 5,29 zeigt eine klare Grenze auf:
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Wenn die Anweisungen der Regierung im Widerspruch zu Gottes Geboten stehen, sollen Gläubige zuerst Gott gehorchen. Ein bekanntes Beispiel ist die Weigerung der Apostel, das Evangelium nicht zu predigen, obwohl ihnen das verboten wurde.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Daniel 3, als die drei Freunde Daniels – Schadrach, Meschach und Abed-Nego – sich weigern, das goldene Standbild anzubeten, das König Nebukadnezar aufgestellt hatte. Sie lehnten es ab, gegen Gottes Gebote zu verstoßen, und akzeptierten die Konsequenzen. Die Bibel zeigt hier, dass Gehorsam gegenüber der Regierung Grenzen hat, wenn Gottes Gebote verletzt werden.
Verantwortung der Gläubigen: Für die Regierung beten
Die Bibel fordert Gläubige dazu auf, für die Obrigkeit zu beten. In 1. Timotheus 2,1-2 schreibt Paulus:
„1 So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, 2 für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit;“
Durch das Gebet für die Regierung soll das Wohlergehen der Gesellschaft gefördert werden, damit Frieden und Stabilität herrschen. Das Gebet wird hier als eine Form der Unterstützung und Fürsorge für die Regierung gesehen, unabhängig davon, ob die herrschenden Personen Gläubige sind oder nicht.
Jesus und die weltliche Autorität
Jesus selbst gibt uns wichtige Einsichten, wie man sich gegenüber Regierungen verhalten soll. In Matthäus 22,21 antwortet Jesus auf die Frage, ob es recht sei, Steuern an den Kaiser zu zahlen:
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“
Hier stellt Jesus klar, dass es legitime Verpflichtungen gegenüber der Regierung gibt, aber auch, dass es Bereiche gibt, die ausschließlich Gott gehören.
Diese Aussage Jesu weist darauf hin, dass die Verantwortung gegenüber der Regierung begrenzt ist und den Gehorsam Gott gegenüber nicht übersteigen darf. Gleichzeitig betont er, dass Christen ihre Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft erfüllen sollen.
Beispiele für gottgefällige Herrscher und schlechte Herrscher
Die Bibel bietet Beispiele für Herrscher, die Gott gefallen, und solche, die es nicht tun. König David, der als „Mann nach dem Herzen Gottes“ bezeichnet wird (vgl. 1Sam 13,14), ist ein Beispiel für einen gottesfürchtigen Herrscher, obwohl er ebenfalls schwere Fehler beging. Warum? David war trotz seiner schweren Fehler ein Mann nach Gottes Herzen, weil er aufrichtige Buße zeigte und eine tiefe Abhängigkeit zu Gott hatte. Sein starker Glaube, sein Eifer für Gottes Ehre und seine Bereitschaft zur Korrektur zeichneten ihn aus. Gott schätzte seine innere Haltung und sein aufrichtiges Verlangen, ihm zu gefallen.
Salomo wird anfangs als weiser und gerechter König dargestellt, der sich jedoch später von Gott abwendet.
Andererseits gibt es schlechte Herrscher wie König Ahab, der in 1. Könige 16,30 als „der schlimmste König Israels“ bezeichnet wird, weil er den Götzendienst förderte. Diese Beispiele zeigen, dass eine Regierung sowohl gut als auch schlecht handeln kann und dass Gott Gerechtigkeit von Regierenden erwartet.
Endgültige Hoffnung: Gottes Königreich
Während die Bibel menschliche Regierungen anerkennt, weist sie auch darauf hin, dass das wahre und endgültige Königreich Gottes ist. Philipper 3,20 sagt:
„Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als den Retter“
Hier betont Paulus, dass die wahre Heimat und Regierung eines Christen nicht irdisch, sondern himmlisch ist. Gläubige leben in einer Welt mit menschlichen Regierungen, aber ihr Hauptgehorsam und ihre Hoffnung richten sich auf Gottes Königreich.
In Offenbarung 11,15 wird das endgültige Ende aller menschlichen Herrschaft beschrieben:
„Und der siebte Engel stieß in die Posaune; da ertönten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteilgeworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Diese Verheißung gibt Gläubigen die Zuversicht, dass Gottes gerechte Herrschaft am Ende alle menschliche Herrschaft überdauern und ersetzen wird.
Fazit: Eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber der Regierung
Die Bibel gibt uns ein klares Bild darüber, wie man als Christ Regierungen betrachten soll:
1. Anerkennung und Unterordnung: Christen sollen die Autorität der Regierung respektieren und anerkennen, dass sie letztlich von Gott eingesetzt wurde.
2. Gehorsam in Balance: Der Gehorsam eines Christen endet dort, wo Gesetze zwingen würden, Gottes Gebote zu missachten.
3. Gebet für die Obrigkeit: Es ist die Verantwortung eines Christen, für die Regierung zu beten und für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben zu bitten.
4. Ewige Hoffnung: Die endgültige Hoffnung eines Christen liegt nicht in menschlicher Herrschaft, sondern im ewigen Königreich Gottes.
Der biblische Umgang mit Regierungen fordert Christen heraus, Respekt und Gehorsam zu zeigen, aber auch Gottes Gebote über alles zu stellen. Christen werden daran erinnert, dass ihr wahres Bürgerrecht im Himmel liegt und dass die Herrschaft Gottes am Ende über alle irdische Macht triumphieren wird.
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Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen