Der biblische Jahreskreislauf

Prediger 3,1

Für alles gibt es eine bestimmte Stunde (od. Festsetzung). Und für jedes Vorhaben unter dem Himmel gibt es eine Zeit


Wir leben in einer sehr intensiven und spannenden Zeit. Um uns herum scheint sich vieles zu verändern. Es „brodelt“ und Jesus fordert uns auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen (vgl. Mt 16,3). Tatsächlich handeln hunderte von Verse und Kapitel in der Bibel von zukünftigen Dingen und die meisten davon drehen sich um das Wiederkommen Jesu und um die Zeiten davor und danach. Mehr denn je sind wir dazu aufgerufen, nach den Zeichen der Zeit zu schauen und uns an den festgesetzten Zeiten des Herrn zu orientieren, welche alle einen prophetischen Charakter haben. Sie geben uns wichtige Eckdaten an die Hand, die eng mit den Ereignissen der Endzeit verknüpft sind. Indem man die festgesetzten Zeiten des Herrn studiert und somit Erkenntnis darüber gewinnt, wird man erfahren, dass Gott nichts dem Zufall überlassen hat und biblische Zeitzyklen einem sich ständig wiederholenden Kreislauf fügen. Genauso, wie im Natürlichen Jahreszeiten immer wiederkehren, Früchte reifen und sich Wetterlagen ändern, so fügen sich auch die geistlichen Zyklen einem sich ständig wiederholenden Kreislauf, den Gott festgelegt hat. Anhand dessen wird offenbar, dass Himmel und Erde gekoppelt sind: „Wie im Himmel so auf Erden“.

 

Jesus Christus war und ist Jude, wurde im jüdischen Land geboren und von jüdischen Eltern im jüdischen Glauben erzogen. Diese Tatsache müsste wiedergeborenen Christen bekannt sein. Dennoch kann sie nicht oft genug wiederholt werden, um unter Christen die Erkenntnis zu wecken und zu festigen, dass christlich-biblischer Glaube seine Wurzeln im Judentum hat. Ohne den jüdischen Glauben, in dem auch Jesus und seine Jünger lebten, ist das Neue Testament in seiner ganzen Bedeutung nur unzureichend verständlich.

 

Um die biblischen Zeiten und die damit verbundenen Fest-, Fast und Gedenktage zu verstehen muss man den jüdisch-biblischen Kalender verstehen. Seit Tausenden von Jahren richtet sich das jüdische Volk nach einer „beobachteten Zeit“ und nicht nach einer „berechneten Zeit“, die auf mathematischen Berechnungen beruht und somit ein „reines Produkt des Verstandes“ ist. Die beobachtete Zeit folgt der Zu- und Abnahme des Mondes. Sie beeinflusst das Verständnis von Zeiteinheiten wie Jahren, Monaten, Wochen und Tagen.

 

Der jüdische/biblische Kalender

Der jüdische oder biblische Kalender (beides trifft zu) ist ein Luni-Solar-Kalender (Mond-Sonnen-Kalender) und kein reiner Sonnenkalender, wie unser heutiger gregorianischer Kalender, der dem Mond keine Beachtung schenkt und lediglich noch zur Unterteilung des Jahres dient. Der Mond-Sonnen-Kalender ist der einzige Kalender, der seine Wurzeln in der Heiligen Schrift hat und auf den folgenden wiederkehrenden astronomischen Ereignissen basiert: 1. der Drehung der Erde um ihre eigene Achse, 2. der Umlaufbahn des Mondes um die Erde und 3. dem Umlauf der Erde um die Sonne. Der jüdische/biblische Kalender berücksichtigt alle drei dieser Phänomene. Die Berechnung der Monate orientiert sich am Mond; die des Jahres am Sonnenumlauf. Ein an den Wechsel der Jahreszeiten gebundenes landwirtschaftliches Leben mit seinen Begehungen und Jahres- und Erntefesten erfordert einen Ausgleich des nur 354 bzw. 355 Tage umfassenden Mondjahres mit dem Sonnenjahr.

 

Da der Mondzyklus im Durchschnitt eine Länge von etwa 29,55 Tagen hat, gibt es sowohl Monate mit 29 wie auch mit 30 Tagen. Ein Jahr mit 12 Mondmonaten dauert 354,63 Tage. Die Länge eines Sonnenjahres hingegen beträgt 365,24 Tage und ist somit also knapp elf Tage länger als ein Mondjahr. Würde man lediglich den Mondzyklus berücksichtigen und den zeitlichen Unterschied zum Sonnenjahr nicht ausgleichen, so würden sich die Tage pro Jahr um elf Tage nach vorn verschieben und langsam aber sicher innerhalb von 33 Jahren einmal durch den ganzen Kalender hindurch wandern (siehe unten Schaltjahr).

 

Unabhängig von jeglichen irdischen Kalendersystemen, hat der Schöpfer damit auch die Zeiten für die wöchentlichen, monatlichen und jährlichen Festtage vorgegeben. Es sind die Tage, an dem sich Gott mit Seinen Geschöpfen treffen möchte, um mit Ihnen Gemeinschaft zu haben. Es sind festgesetzte Zeiten!

 

Als Schöpfer der Erde und des ganzen Universums hat Gott bestimmt, die biblischen Feste mit den Himmelskörpern zu verbinden (vgl. 1Mo 1,14-19), was für uns bedeutet, dass die Feste in die entsprechenden Jahreszeiten fallen. Pessach wird im Frühjahr, Schawuot im Sommer und Sukkot im Herbst gefeiert, weshalb der zweite Monat Adar hinzugefügt wurde, um den für die jahreszeitlich gebundenen Feste nötigen Ausgleich zwischen Mond und Sonnenjahr zu schaffen sowie die Feste im richtigen Zeitrahmen in der Zukunft abzusichern.

 

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Die Geschichte des jüdischen Kalenders

In der Antike wurde der jüdische Kalender durch die direkte Beobachtung des Neumonds bestimmt. Am dreißigsten Tag eines jeden Monats versammelte sich der Sanhedrin in einem Hof in Jerusalem und wartete auf zwei unabhängige, verlässliche Zeugen (Neumondspäher), die bezeugten, dass sie die Mondsichel des Neumonds gesehen hatten. Die beiden Zeugen wurden dann befragt, um festzustellen, ob der Neumond am neunundzwanzigsten Tag, also am Tag vor der Sitzung des Sanhedrins, oder am dreißigsten Tag des Monats gesichtet worden war. Die Antwort bestimmte die Länge des Monats.

 

Wenn der Vorsitzende des Sanhedrins mit der Aussage der Zeugen, die den Neumond am Nachthimmel gesehen hatten, zufrieden war, sagte er: „Er ist geheiligt“, und das ganze Volk sprach ihm nach: „Er ist geheiligt! Er ist geheiligt!“ Auf dem Ölberg wurden Leuchtfeuer entzündet, die dann von einem Hügel zum anderen weitergereicht wurden, bis die Nachricht die jüdischen Gemeinden auch außerhalb des Landes in der Diaspora erreichte, wo der Neumond zwei Tage lang beobachtet wird.

 

Der Sanhedrin war eine 70-köpfige Instanz für innerjüdische Angelegenheiten (vgl. 4Mo 11,16-17.24-25). Die Wichtigkeit der Feste und ihrer Termine für das Volk Israel zeigt sich in der Tatsache, dass nach der Geschichtsschreibung die nationale Leiterschaft, der Sanhedrin, als „Verwalter der Feste“ galt. Bei ihm lag die Entscheidung über Monats- und Jahresanfänge.

 

Nach dem Fall Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. und der Zerstreuung der Juden in die ganze damals bekannte Welt ergaben sich ernsthafte Probleme in der Bestimmung der korrekten Daten für die Monatsanfänge und die zu feiernden Feste. Bis dahin vom Sanhedrin nach einem sorgsam gehüteten Berechnungssystem vorgeschrieben und öffentlich angeordnet, wurde es für die Juden in der Zerstreuung zusehends schwieriger, gemeinsame Festtagstermine festzulegen.

 

In der Mitte des vierten Jahrhunderts n.Chr. wurde die Verwendung von Augenzeugen aufgegeben. Im Jahre 359 n.Chr. veröffentlichte der große Rabbiner Hillel Il. die Grundlagen und Regeln zur Berechnung des jüdischen Kalenders nach genauen mathematischen und astronomischen Formeln. Um zu verhindern, dass die auf der ganzen Welt verstreut lebenden Juden die Neumonde, Feste und Feiertage zu unterschiedlichen Zeiten feierten, veröffentlichte er das bisher geheim gehaltene Regelwerk und legte die Monate und Schaltjahre im Voraus fest. So setzte Hillel II einen feststehenden Kalender ein und so entstand aus einem Dilemma heraus der bewundernswerte Kalender des Hillel, der seither schon über 1.600 Jahre unter dem Volk Israel in Gebrauch ist. Die Schwierigkeit der exakten Festlegung der Festtage in der Diaspora war auch der Grund, warum viele der Festtage im Judentum statt an einem Tag an zwei Tagen begangen werden. So konnte man sicherstellen, dass die Feste immer am richtigen Termin gefeiert wurden.

 

Der jüdische/biblische Tag

Der jüdische Tag (hebr. Jom) ist zugleich der biblische Tag und beginnt bei Sonnenuntergang, wenn drei Sterne am Himmel sichtbar werden. Schon wer die erste Seite der Bibel aufschlägt‚ stößt auf diese Besonderheit der biblischen Zeitrechnung: „Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.“ – 1. Mose 1,5. Wir müssen wissen und verstehen, dass nach biblischer Zeitrechnung der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt und endet, wenn die Sonnenhitze nachlässt und der Mensch aufatmen kann. Der erste Abend leitet den ersten Tag ein. Somit ergibt sich, dass jeder Tag auch einen „Vor-Abend“ (hebr. „Erew“) hat.

 

Der biblische Tag dauert also von Abend zu Abend, der Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet mit dem nächsten Sonnenuntergang, also in etwa von 18:00 Uhr bis 18:00 Uhr (1Mo 1,5.8.13.19.23.31). Er ist in zwei 12-Stunden-Abschnitte unterteilt. Der Abend geht von 18:00 Uhr bis 06:00 Uhr, der Morgen von 06:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Jeder Zeitabschnitt von 12 Stunden ist in zwei kleinere Abschnitte (à 6 Stunden) eingeteilt. Von 06:00 Uhr bis 12:00 Uhr wird der Morgen gerechnet. Von Mittag 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr ist der Abendteil des Tages. Der Ausdruck „zwischen den Abenden“ (2Mo 12,6)‚ bezieht sich auf den Teil des Tages zwischen 12:00 Uhr und 18:00 Uhr.

 

Biblische Zeitangaben

Der biblische Abend beginnt um 18:00 Uhr und endet um 06:00 Uhr.

Der biblische Morgen beginnt um 06:00 Uhr und endet um 12:00 Uhr.

 

Man rechnet biblisch die Stunden ab Sonnenaufgang:

• 3. Stunde (09:00 Uhr)

• 6. Stunde (12:00 Uhr)

• 9. Stunde (15:00 Uhr)

• 12. Stunde (18:00 Uhr)

 

Diesem Zeitverständnis ist es zu verdanken, dass alle biblischen Feste am Abend beginnen. Da der biblische Tag bei Sonnenuntergang beginnt, ist daran zu denken, dass ein Feiertag tatsächlich in der Nacht vor dem Tag beginnt, der in einem jüdischen Kalender aufgeführt ist. Jom ha-Scho’a (Holocaust-Gedenktag) findet beispielsweise am 27. Nissan statt, der nach Sonnenuntergang am Vortag beginnt. So wird Jom ha-Scho’a sowohl am Donnerstag, dem 5. Tag (nach Sonnenuntergang) als auch am Freitag, dem 6. Tag (bei Tageslicht) beobachtet.

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So erstreckt sich ein bestimmter jüdischer Feiertag nach unserem gregorianischen Kalender über zwei Tage. Die meisten jüdischen Kalender geben die vergangene Nacht nicht als Teil des Feiertags an. Die Einhaltung eines Feiertags beginnt also bei Sonnenuntergang am Tag vor dessen Eintragung im Kalender.

Zu beachten ist, dass ein Feiertag an einem Schabbat meist auf den vorherigen Donnerstag im Kalender verschoben wird. Wenn der 27. Nissan beispielsweise am Freitag bei Sonnenuntergang beginnt, wird auf den 26. Nissan verschoben.

 

Die jüdische/biblische Woche

Die jüdische Woche (hebr. Schawua) ist zugleich die biblische Woche und beginnt am Sonntag und endet am Schabbat. Der Schabbat ist der letzte Tag in der Woche und dauert von Freitagabend, bis Samstagabend. Der erste Tag in der Woche ist somit Sonntag. So war das bis 1976 auch in Deutschland.

 

Die Bedeutung des Schabbats

Das vierte der zehn Gebote lautet: „Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten.“ (2Mo 20,8). Der Schabbat gilt daher als der wichtigste Wochentag im Judentum, da die Einhaltung des Schabbats ausdrücklich als eines der Zehn Gebote festgelegt ist. Tatsächlich gilt der Schabbat als der wichtigste der jüdischen Feiertage, noch wichtiger als Rosch ha-Schana und Jom Kippur!

 

Wöchentliche Tora-Lesungen

Die wöchentlichen Tora-Lesungen (hebr. Paraschiot ha-Schawua) sind in 54 Abschnitte unterteilt. Ein wöchentlicher Abschnitt heißt Parascha (pl. Paraschiot) und wird während eines Synagogengottesdienstes gelesen. Jeder Abschnitt hat einen hebräischen Namen (normalerweise das erste Wort des Abschnitts). Eine Haftara ist eine Lesung aus den Nevi'im (Propheten), die direkt nach der Tora-Lesung rezitiert wird.

 

Namen der jüdischen/biblischen Wochentage

Jom Rischon (יום ראשון) „erster Tag“ – Sonntag

Jom Scheni (יום שני) „zweiter Tag“ – Montag

Jom Schlischi (יום שלישי) „dritter Tag“ – Dienstag

Jom Revi’i (יום רביעי) „vierter Tag“ – Mittwoch

Jom Chamischi (יום חמישי) „fünfter Tag“ – Donnerstag

Jom Schischi (יום שישי) „sechster Tag“ – Freitag

Jom Schabbat (יום שבת) „Ruhe-Tag“ – Samstag

 

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Der Monat (Rosch Chodesch) und das (Schalt-) Jahr

Monate im biblischen Kalender basieren auf Mondzyklen und werden somit nach dem Mond bestimmt. Der Mond und seine Phasen am Nachthimmel sind somit der Zeitmesser für die Monate. Die Dauer eines biblischen Monats wird anhand der Zeitspanne gemessen, die der Mond für einen Mondzyklus benötigt (etwa 29,5 Tage).

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Der Monat (Rosch Chodesch)

Das Wort „Monat“ kommt ursprünglich vom Wort „Mond“. Ein Monat beginnt und endet im biblischen Kalender immer bei Neumond (Leerphase). Das hebräische Wort für „Monat“ im Sinne einer Monatsperiode ist „Chodesch“ und bedeutet in der Bibel „erneuern“, „reparieren“, „Neumond“. Das Erscheinen des Neumondes heißt demnach „Rosch Chodesch“ (Haupt des Monats). Zwölf Monate (hebr. Chodeshim) ergeben ein Jahr (hebr. Schana).

 

Die Jahreszeiten sind mit besonderen Festen (hebr. mo'edim = festgesetzte Zeiten) gekennzeichnet.

 

Psalm 104,19

Er hat den Mond gemacht zur Bestimmung der Zeiten [mo'edim], die Sonne weiß ihren Untergang

 

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Das (Schalt-) Jahr

Da das Sonnenjahr 365 Tage lang ist, ein Mondjahr jedoch nur 354 Tage (29,5 x 12) beträgt, wird dem jüdisch/biblischen Kalender alle zwei oder drei Jahre ein zusätzlicher Monat zur Schaltregulierung zum Ausgleich hinzugefügt, damit die Monate nicht wie bei reinen Mondkalendern (beispielsweise bei den Muslimen) durch das Sonnenjahr wandern.

 

Um diesen Ausgleich zu dem um 11 Tage längeren Sonnenjahr zu schaffen, wird in einem Zyklus von 19 Jahren siebenmal ein 29-tägiger Schaltmonat, Adar II – Beth genannt, vor dem eigentlichen Adar hinzugefügt.

 

Adar I – Aleph (Aleph, der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets, der die Zahl Eins darstellt) wird auch als „Adar Reschon“ (hebr. erster Adar) bezeichnet. Auf Adar I – Aleph folgt direkt Adar II – Beth (Beth, der zweite Buchstabe des hebräischen Alphabets, der die Zahl Zwei darstellt) der auch als „Ve-Adar“ (noch ein Adar) oder „Adar Scheni“ (zweiter Adar) bekannt ist.

Als Schaltjahre sind das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr bestimmt.

 

Das Jahr mit 12 Monaten wird „allgemeines Jahr“ (hebr. Schana Peschuta), das Jahr mit 13 Monaten „Schaltjahr“ oder „schwangeres Jahr“ (hebr. Schana Me'uberet) genannt.

Die Jahre sind ebenso gezählt: Jedes siebte Jahr ist „Schmitta“ – ein Sabbatjahr (3Mo 25,2-5) und nach sieben Zyklen von Schmitta (7 x 7 Jahren = 49 Jahre) erfolgt im fünfzigsten Jahr das sogenannte „Joveljahr“, „Jubeljahr“, „Jubiläumsjahr“ oder „Erlassjahr“ (3Mo 25,8-17).

 

Das jüdische Denken neigt dazu, die Zeit nicht als eine lineare Abfolge von Ereignissen zu betrachten, sondern als eine Spirale mit einem Vorwärtsfortschritt, welche sich zyklisch über Wochen, Monate und Jahre wiederholt. Die jüdische Zeit ist zyklisch und prophetisch, eine Art aufsteigende Spirale zu Gott. Alle Zeitperioden innerhalb des Jahres haben ihre eigene prophetische Rolle und Funktion im Gesamtrhythmus des jüdischen Lebens.

 

Dies kann in der hebräischen Sprache selbst gesehen werden. Das hebräische Wort für „Jahr“ (Schana) hat die gleiche Wurzel wie das Wort „wiederholen“ und „ändern“. Mit anderen Worten: Der Grundgedanke des „hebräischen/jüdischen Jahres“ impliziert eine fortwährende „Wiederholung“ oder eine dauerhafte „Wiederholung“ der prophetischen Schlüsselereignisse der Erlösungsgeschichte, wie sie in unseren gegenwärtigen Erfahrungen wiedererlebt werden. Die Ereignisse der Väter sind für uns „Gleichnisse“, und drückt sich im Leitgedanken aus: „Die Taten der Väter sind Zeichen für die Kinder“.

 

Nichts davon soll im Übrigen darauf hindeuten, dass es in diesem Prozess keinen „Endpunkt“ gibt. Ein Tag ist festgelegt, an dem wir bei Gott sein und seine Gegenwart für immer genießen werden. Die Idee der zyklischen Zeit deuten jedoch darauf hin, dass der „Same“ für unser ewiges Leben mit Gott bereits gesät wurde – und sogar aus dem Garten Eden vorhersehbar bzw. bestimmt war, obwohl wir auf die Herrlichkeit des Himmels warten.

 

Die zwei Zeitzyklen (Jahreskreise) im biblischen Kalender

Um die festgelegte Zeit Gottes besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass es zwei biblische Zeitzyklen oder Jahreskreise gibt:

 

Der erste Zeitzyklus ist das biblische, bürgerliche Jahr, das den Segenszyklus meint und sich vom Zeitpunkt der Erschaffung des Menschen ausrichtet, da Gott Adam segnete (Anm.: Beginnend im Herbst; Der Segenszyklus beginnt mit dem siebenten biblischen Monat „Tischri/Ethanim“).

 

Bei dem zweiten Zeitzyklus handelt es sich um den Zyklus der Erlösung im biblischen, heiligen Jahr, das mit dem biblischen Monat „Nissan/Abib“ beginnt, welches sich nach dem Blut des Lammes Gottes ausrichtet, das zu Pessach vergossen wurde (Anm.: Beginnend im Frühjahr).

 

„Nissan/Abib“ ist der Monat, nach dem sich alle anderen biblischen Monate ausrichten müssen (vgl. 2Mo 12,1-2.17 i.V.m. 2Mo 34,18).

 

Erster Zeitzyklus (Segenszyklus)

1. Tischri/Ethanim (Sept-Okt)

2. Marcheschwan/Bul (Okt-Nov)

3. Kislew (Nov-Dez)

4. Tebet (Dez-Jan)

5. Schebat (Jan-Febr)

6. Adar (Febr-Mrz)

7. Nissan/Abib (Abib) (Mrz-Apr)

8. Ijjar/Siv (Apr-Mai)

9. Siwan (Mai-Jun)

10. Tammuz (Jun-Jul)

11. Ab (Jul-Aug)

12. Elul (Aug-Sept)

Zweiter Zeitzyklus (Zyklus der Erlösung)

1. Nissan/Abib (Mrz-Apr)

2. Ijjar/Siv (Apr-Mai)

3. Siwan (Mai-Jun)

4. Tammuz (Jun-Jul)

5. Ab (Jul-Aug)

6. Elul (Aug-Sept)

7. Tischri/Ethanim (Sept-Okt)

8. Marcheschwan/Bul (Okt-Nov)

9. Kislew (Nov-Dez)

10. Tebet (Dez-Jan)

11. Schebat (Jan-Febr)

12. Adar (Febr-Mrz)


Anmerkung: Die Monatsnamen Abib, Siv, Ethanim und Bul waren im Volk Israel bereits zur Zeit der Könige in Gebrauch. Die übrigen Namen sind von den Babyloniern entlehnt und wurden nach der babylonischen Gefangenschaft von den Juden übernommen.

 

Die Verletzung von Gottes kreierter Zeit

Da Adam und Eva durch ihren Sündenfall den ersten kreierten Zeitzyklus Gottes (Anm.: Segenszyklus „Seid fruchtbar und mehrt euch.“ vgl. 1Mo 1,28) verletzten und dieser ab dem Zeitpunkt des Sündenfalls eine Abwärtsspirale (Anm.: Fluch) in sich trug, musste Gott einen neuen Zeitzyklus kreieren (Anm.: den Zyklus der Erlösung), der mit dem Blut des Lammes im Zusammenhang stand, um die Abwärtsspirale im Zeitzyklus des Segens zu blockieren.

 

In dem Monat „Nissan/Abib“ wurde das Volk Israel aus der Knechtschaft der Schlange befreit (Anm.: der Pharao trug als Herrschersymbol eine aufgerichtete Schlange auf dem Kopf) und der Segenszyklus Gottes erlöst.

 

Der duale Aspekt des Kalenders

In diesem Zusammenhang: Der Kalender ist in zwei gleiche Teile von jeweils genau sechs Mondmonaten unterteilt, die sich beide auf den Erlösungsplan konzentrieren und mit Ernten enden.

 

Die erste Hälfte des Kalenders beginnt mit dem 1. Nissan (Rosch Chodaschim; 2Mo 12,2), gefolgt von der Anweisung, das Passah-Lamm am 10. Nissan (2Mo 12,3) auszuwählen und es zu schlachten. Das Passahfest selbst leitete die siebentägige Periode der ungesäuerten Brote ein (15. -21. Nissan), in der kein Sauerteig verzehrt werden darf (2Mo 12,15-20). Auf landwirtschaftlicher Ebene steht Passah für den Frühling, die Jahreszeit der Ersternte (Chag ha-Katzir).

 

Auf der „anderen Seite des Kalenders“ markiert Rosch ha-Schana (1. Tischri) den Beginn der zweiten Jahreshälfte (2Mo 23,16; 3Mo 23,24), auf das sich Jom Kippur (10. Tischri) zehn Tage später anschließt (3Mo 23,27), gefolgt vom siebentägigen Laubhüttenfest (15. -21. Tischri; 3Mo23,34-36). Auf landwirtschaftlicher Ebene repräsentiert das Laubhüttenfest die Herbsternte (Chag ha-Asif) zum „Jahresende“ (2Mo 23,16). 

 

Mit anderen Worten: In gewisser Hinsicht „spiegeln“ die Herbstfeste die Frühlingsfeste im göttlichen Kalender wieder, und tatsächlich repräsentieren beide Seiten des Kalenders verschiedene Aspekte von Gottes Erlösungsplan für die Menschen. Prophetisch und heilsgeschichtlich stehen die Frühlingsfeste für die erste Ankunft Jesu (Jesus als leidender Diener, Lamm Gottes, Messias ben Josef, Priester), während die Herbstfeste für seine zweite Ankunft stehen (Jesus als Herrscher, Löwe von Juda, Messias ben David, König).

 

Der biblische Jahreskreislauf kann etwas schwierig zu verstehen sein und ist gewöhnungsbedürftig, insbesondere wenn man noch nicht mit dem Studium der jüdischen Denkweise über die Zeit vertraut ist und praktisch in diesem Zeitzyklus lebt.


Quellen

  • crazy-christians.de - Bei Gott gibt es keine Zufälle
  • Daniel Glimm - Der prophetische Esel Issaschar
  • eigene Anmerkungen

Mein besonderer Dank geht an Daniel Glimm für die Bereitstellung der entsprechenden Botschaften.

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen