Der Löwe aus dem Stamm Juda

1. Mose 49,9-10

"9 Juda ist ein junger Löwe; vom Raub, mein Sohn, bist du hochgekommen. Er kauert, er lagert sich wie ein Löwe und wie eine Löwin. Wer will ihn aufreizen? 10 Nicht weicht das Zepter von Juda noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis dass der Schilo kommt, dem gehört der Gehorsam der Völker"

 

Offenbarung 5,5

"Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda..."


Den Titel "Löwe aus dem Stamm Juda" findet man im Buch der Offenbarung. In Kapitel 5 schildert Johannes eine Vision, die er im Himmel schauen durfte, eine majestätische und grandiose Szene, die den Thron Gottes zeigt. Und dort, wo der Thron Gottes stand, sah Johannes Folgendes:

 

Offenbarung 5,1-3

"1 Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, innen und auf der Rückseite beschrieben, mit sieben Siegeln versiegelt. 2 Und ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen? 3 Und niemand in dem Himmel, auch nicht auf der Erde, auch nicht unter der Erde konnte das Buch öffnen noch es anblicken"

 

Dieses Buch (eigentlich eine Schriftrolle) enthielt die Offenbarung dessen, was in der Geschichte und Bestimmung der Menschheit bis zum Ende des gegenwärtigen Zeitalters noch bevorstand. Natürlich sehnte sich Johannes danach zu wissen, was Gott offenbaren wollte. Aber dieser Schilderung entnehmen wir, dass nicht Kraft entscheidend war, um die Schriftrolle zu öffnen. Obwohl hier ein starker Engel auftrat und mit mächtiger Stimme rief, reagierte niemand und niemand war würdig. Darüber war Johannes zutiefst betrübt. Er schrieb:

 

Offenbarung 5,4-5

"4 Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen noch es anzublicken. 5 Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen."

 

Der "Löwe aus dem Stamm Juda" ist Jesus. Er ist außerdem "die Wurzel Davids", derjenige, von dem David seine königliche Autorität bekommen hatte.

 

An diesem Punkt blickt Johannes zum Thron in der Erwartung, den Löwen zu sehen, aber er sah etwas ganz anderes:

 

Offenbarung 5,6

"Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; dies sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde."

 

Ein großes Paradox

Erkennst du, dass es sich hierbei um ein ganz bewusstes Paradox handelt? Jesus wurde angekündigt als der Löwe, doch als Johannes hinsah, erblickte er ein geschlachtetes Lamm.

 

Er fährt fort:

 

Offenbarung 5,7-9

"7 Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß. 8 Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und sie hatten ein jeder eine Harfe und goldene Schalen voller Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. 9 Und sie singen ein neues Lied und sagen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation"

 

In dem Beitrag, in dem wir uns mit dem "Lamm Gottes" befassten, wiesen wir darauf hin, dass durch das Blut des Lammes Erlösung erwirkt wurde. Das Passahlamm erwirkte eine zeitweilige Erlösung. Doch Jesus, der ewige Sohn Gottes, das Lamm Gottes, schenkt ewige Erlösung durch sein Blut.

 

Hier sehen wir also ein ganz bewusstes Paradox: Das Lamm wurde zum Löwen. Im Hinblick auf den Titel "der Löwe aus dem Stamm Juda" (V. 5) gilt es festzuhalten, dass es sich hierbei um ein ewiges Bild und einen ewigen Titel für Jesus handelt: Jesus, der bis in Ewigkeit erhöht zur Rechten Gottes ist. Er heißt immer noch "der Löwe aus dem Stamm Juda", ein Titel der große Bedeutung hat.

 

Jesus identifizierte sich nicht nur vorübergehend mit der Menschheit, als er Mensch wurde. Er wurde bis in Ewigkeit Mensch, ohne seine Identität als Gott zu verlieren. Auch seine Identifikation mit dem jüdischen Volk war nichts Vorübergehendes. Jesus wurde nicht einfach mal für 33 ½ Jahre Jude. Er identifiziert sich für alle Zeiten mit dem jüdischen Volk. In der Ewigkeit trägt Jesus den Titel "der Löwe aus dem Stamm Juda". Von diesem Wort "Juda" leitet sich unser Wort "Jude" ab. Juda heißt im Hebräischen "Yehuda" und Jude heißt "Yehudi". Die Worte unterscheiden sich nur in einer Silbe. Er war nicht nur Jude; er ist immer noch Jude! Er ist bis in Ewigkeit der Löwe aus dem Stamm Juda. Er hat einen ganz speziellen Bezug zum jüdischen Volk.

 

Eigenschaften eines Löwen

Sehen wir uns nun anhand des Buchs der Sprüche einige Eigenschaften eines Löwen an:

 

1. Der Löwe ist furchteinflößend: "Wie das Knurren eines Junglöwen ist die Wut des Königs, aber wie Tau auf dem Gras ist sein Wohlgefallen" (Spr 19,12). Jesus ist der Löwe, dessen Brüllen Furcht einflößt. Doch Gott sei Dank ist seine Gunst bzw. sein Wohlgefallen "wie Tau auf dem Gras".

 

2. Der Löwe wird als furchtloses Wesen dargestellt: "Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt, aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe" (Spr 28,1). Furchtlosigkeit und Kühnheit sind Eigenschaften eines Löwen.

 

3. Der Löwe wird als ein Wesen dargestellt, dem niemand widerstehen kann. In Sprüche 30 werden vier beeindruckende Wesen dargestellt und beschrieben. Das erste ist der Löwe: "Diese drei haben einen schönen Gang, und vier schreiten stattlich einher: Der Löwe, der Held unter den Tieren – er weicht vor nichts zurück, das lendengegürtete Kriegsross, der Ziegenbock, und der König, der mit seinem Heer zieht" (Spr 30,29-31).

 

Beachte, dass der "Löwe, der Held unter den Tieren" vor nichts zurückweicht. Jesus ist der alles und jeden besiegende Löwe aus dem Stamm Juda, dem niemand widerstehen kann. Der Löwe verfügt über enorme Kraft. Er ist furchteinflößend. Er ist ehrfurchtgebietend. Wir könnten vor ihm Angst haben. Aber wir müssen diese wunderbare und paradoxe Wahrheit begreifen: Wenn wir das Lamm annehmen, brauchen wir keine Angst vor dem Löwen zu haben.

 

Der Löwe hat triumphiert

Den Menschen wird wenig geholfen, wenn wir klagen: "Schau wohin die Welt gekommen ist!" Vielmehr sollten wir erklären: "Schau, wer in die Welt gekommen ist!"

 

Wir müssen Jesus als Sieger sehen und verstehen. Die Vorstellung eines schwächlichen Jesus Christus muss beiseite getan werden. Er ist der Löwe, der Triumphator, der große Sieger. Wir müssen Ihn als den sehen, der Er ist: ein siegreicher Held, ein siegreicher Löwe! Auf Ihn müssen wir uns stützen, auf Seine Kraft.

 

Ein ewig gültiges Prinzip

In der Kombination der beiden Bilder – Jesus als das Lamm und Jesus als der Löwe – spiegelt sich ein ewig gültiges Prinzip wider: In Gottes Denkweise ist Sanftmut der Weg, den man beschreiten muss, wenn man zu wahrer Stärke gelangen will. Dieses Prinzip unterscheidet sich doch sehr von der menschlichen Art zu denken. Gott sagt damit im Grunde: "Wenn du stark werden willst, musst du schwach werden. Wenn du nach oben möchtest, musst du erst nach unten gehen".

 

Paulus schreibt im 1. Korintherbrief über die Menschen, die Gott als die Seinen annimmt:

 

1. Korinther 1,20-24

"20 Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. 22 Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, 23 verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit"

 

Die Anwendung lautet wie folgt:

 

"Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen" (V. 25).

 

Für all das steht das Lamm. Dem natürlich denkenden Menschen erscheint es töricht, aber die letztendliche Offenbarung der Weisheit und Kraft Gottes steckt im Lamm!

 

Hören wir noch, wie Paulus seine eigenen Erfahrungen schildert:

 

2. Korinther 12,7-10

"7 auch wegen des Außerordentlichen der Offenbarungen. Darum, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. 8 Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, dass er von mir ablassen möge. 9 Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 10 Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark"

 

Das ist es, was wir von diesem Thema "Löwe und Lamm" lernen können. Wenn Sie mit Gottes Kraft stark sein wollen, müssen Sie in Ihrer eigenen Kraft schwach sein. Wenn Sie hoch hinaus wollen, müssen Sie sich demütigen. Wer ein Löwe werden will, muss als Lamm beginnen. Das ist die Weisheit Gottes, die jedoch in den Augen der Menschen eine Torheit ist. Das ist die Kraft Gottes, doch in den Augen der Menschen ist es Schwachheit.

 

Jesus hat ein für allemal bewiesen, dass die Torheit Gottes weiser ist als die Weisheit der Menschen und die Schwachheit Gottes stärker als die Stärke der Menschen. All das steckt in dem Lamm, aus dem der Löwe wurde.


Quellen:

  • Derek Prince - Das Wesen Gottes entdecken
  • Derek Prince - Jesus - Das letzte Wort Gottes
  • T. Ernest Wilson - Blutopfer im Alten Testament
  • Walvoord Bibelkommentar Band 1
  • David H. Stern - Kommentar zum Jüdischen Neuen Testament
  • bibelkommentare.de
  • Ulrich Laepple - Biblisches Wörterbuch
  • David H. Stern - Kommentar zum jüdischen Neuen Testament
  • Henry Gariepy - 100x Jesus Christus - Die Namen Jesu Christi im Alten und Neuen Testament
  • John A. Witmer - Immanuel - Wahrer Mensch und wahrer Gott
  • Dieter Boddenberg - Einzigartig - Unvergleichlich - Namen und Titel Jesu Christi
  • herold-blog.com/was-bedeutet-der-name-jesus
  • eigene Anmerkungen

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

 

Amen