Die Menora als Symbol des Staates Israel


Sacharja 4,2-3

2 ... Ich sah, und siehe, da war ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen waren und je sieben Schnauzen an jeder Lampe, die auf ihr war, 3 und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken


Als Israel am 14. Mai 1948 (5. Ijjar 5708) offiziell seine Unabhängigkeit erklärte, brauchte der junge Staat ein offizielles Emblem, um seine Souveränität in der Staatengemeinschaft darzustellen.

 

Am 8. Juni 1948 veröffentlichte die Provisorische Regierung eine Ankündigung in den Zeitungen, in der sie die Bürger Israels aufforderte, Vorschläge für das Staatswappen und die Flagge einzureichen.

 

Nach dieser Art von Designwettbewerb entschied man sich am 10. Februar 1949 (11. Schebat 5709) für das Emblem des Staates Israel und proklamierte feierlich:

 

„Der Provisorische Staatsrat verkündet hiermit und gibt bekannt, dass das Emblem des Staates Israel wie folgt aussehen soll“

 

Erstes Emblem des Staates Israel
Erstes Emblem des Staates Israel 1949

Skizze der endgültigen Fassung des Staatswappens von 1949, unterzeichnet von Premierminister David Ben-Gurion. Als die Kommission zur Auswahl der Flagge und des Emblems wegen des langwierigen Prozesses kritisiert wurde, antwortete Ben-Gurion: „Die Wahl einer Flagge und eines Emblems für den Staat wird nicht jeden Tag getroffen.“

 

Das Emblem wurde vom jüdischen Staat übernommen und ist seitdem zu einer Quelle des Nationalstolzes geworden.

 

Das Emblem

Das Emblem ist in Form eines Schildes mit hellblauem Hintergrund gestaltet. Das Emblem zeigt einen siebenarmigen Leuchter – eine Menora (auch Kandelaber) genannt – der auf beiden Seiten von einem Olivenzweig flankiert wird. Unter der Menora steht das Wort „Israel“ auf Hebräisch.

 

Der Olivenzweig ist ein Symbol des Friedens und wird in der Geschichte von Noah und der Sintflut aus dem Buch 1. Mose erwähnt. Oliven waren auch die Quelle des Öls, das zum Anzünden der Menora im Tempel verwendet wurde. 

 

Der Aufbau der Menora wird im Buch 1. Mose (1Mo 25,31-40) beschrieben und erscheint später in der Vision des Propheten Sacharja (Sach 4,2-3). Der Tora zufolge wurde die Menora jeden Tag von den Kohanim (Priestern) im Tempel angezündet. Die Propheten verwendeten das Symbol der Menora, um die Rolle des Judentums als Licht für die Nationen darzustellen. Die Menora ist eines der frühesten jüdischen Symbole und erscheint in vielen Zusammenhängen wie jüdischen Gebäuden, Kunst, Büchern und Grabsteinen. Heute ist sie, neben dem Davidstern, das zweite nationale Symbol Israels und das Hauptsymbol auf dem Emblem (hebr. Semel Medinat Yisrael) des Staates Israel.

 

Die Vorgeschichte des Emblems

Das Emblem wurde von Gabriel und Maxim Shamir entworfen, zwei Brüdern aus Lettland, die vor ihrer Alijah in Berlin Grafik und Design studiert hatten und für die Gestaltung einer Reihe von Emblemen, Medaillen, Briefmarken und Geldscheinen für den jungen Staat verantwortlich waren.

 

Der ursprüngliche Einsendeschluss war der 14. Juni 1948. Insgesamt wurden 450 Vorschläge von 164 Bewerbern eingereicht, aber keiner wurde ausgewählt. Nach einer weiteren Aufforderung zur Einreichung von Beiträgen sendeten die Shamir-Brüder einen Entwurf ein, der nach mehreren Anpassungen angenommen wurde, wobei Elemente aus anderen Einreichungen übernommen wurden. Darunter Beiträge von O. Walisch, W. Struski, Itamar David und Yerachmiel Schechter.

 

 

Der erste Emblementwurf stammt von Walisch & Struski. Der zweite Entwurf von David & Schechter. Der letzte Entwurf stammt von den Shamir-Brüdern.

 

Es ist leicht zu verstehen, warum das Emblem von der entstehenden Nation nach der Staatsgründung 1948 übernommen wurde. Die Menora ist seit der Antike ein wichtiges jüdisches Symbol. Neben ihrer Rolle in der Stiftshütte, dem Heiligen Tempel und der Chanukka-Geschichte finden sich Abbildungen der Menora in Synagogen, auf Friedhöfen, Mosaiken und Siegeln in der gesamten jüdischen Geschichte.

Keine unumstrittene Wahl

Die Wahl der Menora als Wahrzeichen Israels auf dem Emblem war jedoch nicht unumstritten.

 

Bei genauem Hinsehen ist die Menora, die auf dem israelischen Staatswappen abgebildet ist, die gleiche Menora, die auch auf dem Titusbogen in Rom abgebildet ist, welcher ca. 81 n. Chr. von Kaiser Domitian zum Gedenken an die Siege seines Bruders Titus – einschließlich der Eroberung Jerusalems – errichtet wurde. Die Südtafel des Bogens am Beute-Relief zeigt römische Soldaten mit feierlichen Kränzen auf dem Kopf, die Gegenstände aus dem Heiligen Tempel stehlen und fortführen, darunter der Schaubrottisch, die Trompeten (wohl silbernen Signaltrompeten), die Feuerschalen und in der Mitte die Menora.

 

Die Südtafel des Titusbogens am Beute-Relief
Die Südtafel des Titusbogens am Beute-Relief

Der Oberrabbiner Isaac Herzog erhob heftige Einwände gegen die Wahl des Emblems Israels nach der Staatsgründung, da er der Meinung war, dass die Menora, die auf dem Titusbogen abgebildet ist, nicht die Menora sei, die im Heiligen Tempel in Jerusalem stand. Für Rabbi Herzog ist die sechseckige Basis der Menora, die auf dem Bogen zu sehen ist, der eindeutige Beweis. Nach dem Talmud (Menahot 28b) und Raschi zu 2. Mose 25,31 hatte die Tempelmenora einen dreibeinigen und keinen sechseckigen Sockel. Tatsächlich finden sich Abbildungen einer dreibeinigen Menora in Schnitzereien auf einer Reihe von alten Synagogen und Gräbern sowie in antiken Mosaiken in ganz Israel.

 

Ein weiteres Problem für Rabbi Herzog waren die Drachen und andere mythische Tiere wie Greife, Löwen, Adler und Meerestiere, die auf dem Sockel der Menora auf dem Titusbogen abgebildet sind. Rabbi Herzog hielt es für unvorstellbar, dass solche götzendienerischen Kreaturen auf einer Menora abgebildet sein könnten, die im Heiligen Tempel stand. Die Verwendung von Gegenständen, die mit Drachen verziert sind, ist nach jüdischem Recht ausdrücklich verboten (siehe Mischna Avodah Zarah 3:3). Dies sind weitere Beweise für Rabbi Herzog, dass die Menora auf dem Titusbogen nicht der Leuchter aus dem Tempel ist.

 

Stattdessen schlug Rabbi Herzog vor, dass es sehr gut möglich ist, dass dem ursprünglichen Sockel der Menora auf der langen Reise von Jerusalem nach Rom etwas zugestoßen ist und die Römer den ursprünglichen Sockel einfach durch den sechseckigen Sockel ersetzt haben, der auf dem Titusbogen zu sehen ist.

 

Rabbi Herzog: „Was man daraus schließen kann, ist, dass unsere Regierung nicht gut handelte, als sie das Bild der Menora auf dem Titusbogen übernahmen, das von den Händen von Nichtjuden gemacht wurde und nicht in der Reinheit und Heiligkeit gemäß der Tora entspricht. Aber nicht nur das, sondern ein Archäologe hat vor mir bezeugt, dass die Menorot (pl. von Menora), die auf den Gräbern in den Katakomben von Rom zu sehen sind, alle dreibeinig sind, ebenso wie alle Menorot, die in den Mosaiken der Synagogenreste, die im Land Israel gefunden wurden, abgebildet sind.“

 

Rabbi Herzog war nicht der Einzige, der die Identität der Menora auf dem Titusbogen in Frage stellte. Der verstorbene Lubawitscher Rebbe glaubte, dass die Zweige der Tempelmenora gerade und nicht gebogen waren, und stützte sich dabei auf eine Abbildung von Maimonides, die im Manuskript seines Kommentars zur Mischna erscheint, sowie auf die Aussage seines Sohnes, Rabbi Avraham ben ha-Rambam. Dementsprechend glaubte er nicht, dass die Menora auf dem Titusbogen die Menora des Heiligen Tempels sei.

 

Es hat den Anschein, als hätten die Gebrüder Shamir den Einwand – zumindest die beanstandeten Tiere auf dem Titusbogen – vorausgesehen und diese Bilder im Emblem Israels absichtlich unkenntlich gemacht. Stattdessen erscheinen sie in ihrem Entwurf als undeutliche, verschnörkelte Linien.

 

Angesichts seiner Einwände plädierte Rabbi Herzog dafür, dass der Provisorische Rat einen der anderen Entwürfe annimmt. Doch sein Widerstand stieß auf taube Ohren. Andere Rabbiner erhoben keine Einwände. Und sehr schnell setzte sich das auch umstrittene neue Emblem durch. Rechtzeitig zum ersten Unabhängigkeitstag Israels am 14. Mai 1949 wählte sogar die Zeitung ha-Zofeh das neue Emblem, um die Titelseite einer ihrer Beilagen zu zieren.

 

Das Emblem des Nationalstolzes

Für viele war die Wahl einer Menora aus dem Titusbogen in Rom für den neu gegründeten modernen Staat Israel symbolisch und bedeutungsvoll. Über Jahrhunderte hinweg stand der Titusbogen für die Zerstörung des Heiligen Tempels und Jerusalems. Er stand für das lange und schmerzhafte Exil. Doch nach der Unabhängigkeit Israels bekam genau dieses Bild neues Leben sowie eine neue Bedeutung und wurde mit einem neuen Gefühl der Hoffnung und sogar des Sieges betrachtet.

 

Seitdem erscheint das Emblem auf allen offiziellen Staatsdokumenten, auf der Standarte des Präsidenten und auf öffentlichen Gebäuden in Israel und im Ausland.

 

Wissenswertes

Die gesamte Bandbreite der Vorschläge zum Staatswappen kann man hier sowie hier einsehen.

 

Die Protokolle des Provisorischen Ausschusses findet man hier.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen