Die Sprüche Salomos – Das Buch der Weisheit


Sprüche 1,7

Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht!


Stellung im Kanon

Das 20. Buch der Bibel

Das 20. Buch im Alten Testament

Das 3. Buch der Poesie & Weisheitsbücher

 

Einordnung

Das Buch Sprüche ist das 20. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 3. Buch im dritten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Poesie & Weisheitsbücher bezeichnet wird. Im Bibelkanon folgt das Buch der Sprüche den Psalmen und liegt hinter Prediger.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch der Sprüche zur dritten Kanongruppe (Ketuvim = Schriften) gezählt, die in die drei poetische Bücher (hebr. Sifrei Emet), die fünf Schriftrollen (hebr. Hamesch Megillot) sowie die übrigen Bücher unterteilt wird. Hier steht das Buch der Sprüche innerhalb der Ketuvim an 3. und unter den poetischen Büchern ebenfalls an 3. Stelle.

 

Umfang

| 31 Kapitel | 915 Verse | 15.038 Wörter | Spr |

 

Titel

Hebräisch: Mischlei (מִשְלֵי)

Griechisch: Paroimiai (Παροιμίαι)

Latein: Proverbia

Englisch: Proverbs

Deutsch: Die Sprüche Salomos; Sprüche

 

 

Der Titel ist abgeleitet aus Sprüche, Kapitel 1,1 „Mischlei schlomo“, was „Sprüche Salomos“ bedeutet. Wie die Psalmen allgemein als „Psalmen Davids“ bekannt sind, werden die Sprüche häufig als „Sprüche Salomos“ bezeichnet. Der hebräische Begriff „mischlei“ (pl.) bedeutet so viel wie „Vergleiche“, „Sprichwörter“ oder „das ist ein Merksatz“ und leitet sich vom Wort „maschal“ (sgl.; regieren, herrschen, sein wie) ab. Der Grundgedanke ist also ein Prinzip, das unser Leben beherrscht, ausgedrückt durch einen Vergleich und will sagen, dass geistliche Wahrheiten durch das Heranziehen von Beispielen lebensnah gemacht werden.

 

Der griechische Titel in der Septuaginta (Abk. LXX) – die älteste Übersetzung des Alten Testaments in die griechische Sprache – lautet „Paroimiai“ und bedeutet „Sprüche“.

 

In der Vulgata – der lateinischen Übersetzung der Bibel – lautet der Titel „Proverbia“.

 

In deutschsprachigen Bibeln wird der Titel „die Sprüche Salomos“ oder einfach abgekürzt „Sprüche“ verwendet.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch Salomo u.a. ca. 971–686 v. Chr.

 

Das Buch der Sprüche wurde von der Zeit Salomos (970–931 v. Chr.) bis zur Zeit des Königs Hiskia (726–697 v. Chr.) geschrieben. Die endgültige Form des Buches kam wahrscheinlich erst spät in der Regierungszeit von König Hiskia in Umlauf, vielleicht um 700 v. Chr.

 

Salomo (Spr 1,1–9,18; 10,1–22,16; 25,1–29,27); Agur (Spr 30); Lemuel und seine Mutter (Spr 31); anonyme weise Männer (Spr 22,17; 24,23); Redaktoren: die Männer Hiskias (Spr 25,1)

 

Salomo verfasste (laut der Aussage in 1Kön 5,12) 3.000 Sprüche und 1.005 Lieder. Die meisten Sprüche in diesem Buch stammen von ihm und wurden wahrscheinlich zu Beginn seiner Herrschaft geschrieben bzw. zusammengestellt. Der Abschnitt Sprüche 1,1–9,18 wird ihm ebenso zugeschrieben, wie die Abschnitte 10,1–22,16 und 25,1–29,27, obwohl die Sprüche dieses letzten Abschnittes von einem Komitee des Königs Hiskia aus Salomos Sammlung ausgewählt wurden (Spr 25,1). Über Agur, den Autor von Kapitel 30 oder Lemuel, den Autor von Kapitel 31 wissen wir sonst nichts.

 

Vielfach wird angenommen, dass das Hohelied in den jungen Jahren Salomos entstand (jung und verliebt) und die Sprüche in seinen mittleren Jahren (auf der Höhe seiner Karriere), während das Buch Prediger sein Alterswerk ist (ernüchtert). Das Hohelied ist ein Buch des Herzens (der junge verliebte Mann), Sprüche ein Buch des Willens (ein Vater im mittleren Altern lehrt seinen Sohn), Prediger ein Buch des Verstandes (der alte Mann, der zurück auf sein Leben schaut und Lehren zieht). Die drei Bücher Salomos sprechen den Menschen ganzheitlich an (Hohelied = Gefühle; Sprüche = Wille; Prediger = Intellekt). Jüdische Gelehrte verglichen die von Salomo verfassten Schriften mit dem Tempel, wobei sie folgende Reihen- und Ehrenfolge kannten: Sprüche Salomos = Vorhof des Tempels ▸ Prediger = Heiliges (Vorraum des Allerheiligsten) ▸ Hohelied = Allerheiligstes.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb Salomo u.a. alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

 

▪︎ Profil Salomo (hebr. Schlomo)

Namensbedeutung: „der Friedreiche“, „Mann der Ruhe“ (von Schalom für Frieden; vgl. 1Chr 22,9)

 

Salomo ist auch bekannt als Jedidja (Geliebter des Herrn; 2Sam 12,25).

 

Heimatort: Jerusalem

 

Familie: Zehnter Sohn Davids aus dem Stamm Juda; Mutter ist Batseba. Salomo hatte drei leibliche Brüder, Söhne Davids und Bathsebas: Schimea Schammua), Schobab und Nathan (1Chr 3,5). Zahlreiche Halbgeschwister, darunter Absalom und Adonija. Hunderte Frauen und Nebenfrauen, darunter eine Pharaonentochter. Vater seines Nachfolgers Rehabeam (vgl. Salomos Familie bei 2Chr 9,31).

 

Berufung: König von Israel

 

Besondere Bedeutung: Davids weiser Nachfolger, der das Reich seines Vaters für kurze Zeit zu einer regionalen Großmacht ausbaute. Salomos politische, administrative, militärische und architektonische Leistungen waren beeindruckend, aber die Weisheit, die Gott ihm geschenkt hatte, war der Hauptgrund für seinen Ruhm (vgl. der weise König bei 1Kön 10,24). Salomo wird mit dem Höhepunkt des „goldenen Zeitalters“ des unabhängigen Königreichs Israel in Verbindung gebracht.

 

Salomo war er der Erbauer des ersten jüdischen Tempels (Salomonischer Tempel) in Jerusalem und der dritte König in Israel nach Saul und seinem Vater David. Er war der letzte Herrscher des Vereinigten Königreichs Israel. Er regierte 40 Jahre über das noch vereinigte Königreich (1Kön 1,35), nämlich von 970 bis 931 v. Chr.

 

Als David seinem Tod nahegekommen war, ernannte er seinen Sohn Salomo, den Gott dazu auserwählt hatte, auf dem Thron des Königreiches des HERRN zu sitzen, zu seinem Nachfolger (1Kön 1). Salomo begann seine Regierung, indem er gerechtes Gericht ausübte, so wie Christus es tun wird, wenn er kommen wird, um auf dieser Erde zu regieren. Diesem Gericht wird eine Regierung in Frieden folgen. Seine Heirat mit der Tochter des Pharaos, des Königs von Ägypten (1Kön 3), steht symbolisch für Christus, der seine Versammlung (hauptsächlich Gläubige aus den Nationen) bei sich haben wird, wenn er kommen wird, um auf dieser Erde zu regieren.

 

Salomo liebte Gott und betete ihn am Altar zu Gibeon an. Dort erschien Gott ihm in einem Traum und sagte zu ihm: „Bitte, was ich dir geben soll“ (1Kön 3,5). Salomo bat um ein verständiges Herz, um das Volk weise richten zu können. Gott war diese Wahl wohlgefällig und er gab ihm Weisheit, wie kein König sie vorher noch seitdem gehabt hat. Er fügte außerdem sowohl Reichtum als auch Ehre in einem Maß hinzu, das weit erhaben war über alle anderen Könige. Wenn er gehorsam sein würde, würde Gott auch seine Tage verlängern (1Kön 3,11-14).

 

Er war sieben Jahre lang damit beschäftigt, den Tempel zu bauen, für den David bereits Vorbereitungen getroffen hatte. Er baute sich auch sein eigenes Haus sowie ein Haus für die Tochter des Pharaos. Als der Tempel eingeweiht wurde, opferte Salomo und betete zu Gott. Als Antwort darauf erschien Gott ihm ein zweites Mal und sagte, dass er das Haus geheiligt und seinen Namen dahin gesetzt hatte. Auch sollte sein Herz fortwährend dort sein. Gott würde fortfahren, ihn zu segnen und seinen Thron zu befestigen über Israel unter der Bedingung, dass Salomo gehorsam sein und sich nicht anderen Göttern zuwenden würde (1Kön 9).

 

Eine Zeit lang wurde alles in Weisheit geordnet. Die Reichtümer Salomos vermehrten sich derart, dass Silber in seinen Tagen einen geringen Wert besaß. Leider folgte auch sein Fall, da er viele fremde Frauen liebte, die sein Herz abwandten, sodass er ihren Göttern nachging und Höhen für sie baute (1Kön 11).

 

Gott erweckte nun Widersacher gegen Salomo. Außerdem ließ er durch den Propheten Achija vorhersagen, dass Jerobeam über zehn der Stämme regieren würde. Zwei Stämme würde er seinem Sohn Rehabeam allerdings erhalten, um das Gedenken des Namens Davids vor sich zu erhalten. Doch Salomo zeigte immer noch keine Reue, sondern suchte Jerobeam umzubringen (1Kön 11,40).

 

Nach dem Tod Salomos trat sein Sohn Rehabeam die Nachfolge an, aber zehn der Stämme Israels lehnten ihn als König ab und spalteten die Monarchie in das nördliche Königreich Israel unter Jerobeam, während Rehabeam weiterhin über das kleinere südliche Königreich Juda herrschte. Von nun an waren die beiden Königreiche nie wieder vereint.

 

Lebensende: Gott verlängerte die Tage Salomos nicht, denn er starb ungefähr im Alter von 58–60 Jahren.

 

Wir lesen von Salomo, dass er 3.000 Sprüche redete und seine Lieder 1.005 waren (1Kön 5,12). Er war der Schreiber der Sprüche, des Predigers und des Hohe Lieds.

 

Salomos Geschichte wird in 2. Samuel 12,24 – 1. Könige 11,43 erzählt: Außerdem wird er in 1. Chronik 28–29; 2. Chronik 1–10; Nehemia 13,26; Psalm 72 und Matthäus 6,29; 12,42 erwähnt.

 

Seine Regierungszeit wird in 1. Könige 1–12 und 2. Chronik 1–9 geschildert.

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Sprüche

Die Geschehnisse im Buch Sprüche decken einen Zeitraum von ca. 270 Jahren ab.

 

(1080) v. Chr. – Saul wird geboren

1096–1056 (1050) v. Chr. – Saul wird König (Apg 13,21)

(1040) v. Chr. – David wird geboren

1056–1016 (1010) v. Chr. – David wird König (1Kön 2,11)

(991) v. Chr. – Salomo wird geboren

1016–976 (970) v. Chr. – Salomo wird König (2Chr 9,30)

976/975 (931) v. Chr.* – Salomo stirbt; Beginn der Reichsteilung in Nordreich Israel und Südreich Juda

(390 Jahre später im Jahr 586 v. Chr. endet die Königszeit in dem noch übriggebliebenen Südreich Juda durch die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier unter Nebukadnezar)

1012 (967) v. Chr.* – Beginn des Baus des Ersten Tempel (Salomonischer Tempel)

1005 (960) v. Chr.* – Salomos Fertigstellung und Einweihung des Ersten Tempels

976–959 (931) v. Chr. – Rehabeam wird König von Juda (Südreich)

975–954 (931) v. Chr. – Jerobeam I. wird König von Israel (Nordreich)

727–698 (715) v. Chr. – Hiskia wird König von Juda (Südreich)

641–610 (640) v. Chr. – Josia wird König von Juda (Südreich)

(627) v. Chr. – Jeremia beginnt seinen Prophetendienst

586 v. Chr. – 3. Wegführung ins Exil nach Babylon (2Kön 24,18–25,21; 2Chr 36,11-21; Jer 52,29); Untergang des Südreiches unter König Zedekia: Nebukadnezar von Babylon erobert Jerusalem ein drittes Mal und zerstört Jerusalem und den salomonischen Tempel komplett; das Südreich Juda fällt an Babel, und die Juden werden in Gefangenschaft geführt (im 11. Jahr Zedekias (2Kön 24,18) ging das Südreich unter. Dieses Jahr entsprach dem 19. Jahr Nebukadnezars (2Kön 25,2.8) = 586 v. Chr.)

538 v. Chr. – Heimkehredikt des Kyrus von Persien, in der Folge jüdische Heimkehr aus dem Exil in Babylon unter persischer Oberaufsicht (2Chr 36,22-23; Esr 1)

(Biblische Bücher, die in diese Zeit fallen: 1. Könige; 2. Chronik; Prediger; Hohelied)

 

Hinweis: Die verwendeten Jahreszahlen folgen einer alternativen, aber strikten biblischen Chronologie, bei der nur Zeitangaben aus der Bibel verwendet werden, ohne sie als Abschreibe- oder Übersetzungsfehler bezeichnen zu müssen. Die Zeitangaben der traditionellen Chronologie sind in Klammern gesetzt.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; jeder, der an das Evangelium von Christus glaubt)

 

Als ein Buch der Poesie & Weisheitsliteratur, das ursprünglich auf Hebräisch verfasst wurde, dienten die Sprüche der Bildung und Ermutigung der jüdischen Leser. In ihrer endgültigen Form wurden sie jedoch erst später gesammelt, und waren daher ursprünglich für das Volk Israel in dieser Zeitspanne zusammengestellt worden. Das Buch der Sprüche fasst die Weisheit von Jahrhunderten so zusammen, dass sie jeder verstehen kann. Diese Form war besonders in nationalen Krisenzeiten hilfreich, in denen die Menschen entmutigt waren und glaubten, selbst die grundlegendsten Wahrheiten wären kompliziert und unmöglich umzusetzen. Beispielsweise benutzten jüdische Lehrer während des babylonischen Exils und in der Zeit danach das Buch der Sprüche, um ihr Volk zu lehren, sich an Gottes Lebensregeln zu erinnern und sie zu praktizieren. Dieses Buch war vermutlich das grundlegende Lehrbuch, mit dem Männer wie Serubbabel, Nehemia und Ester aufwuchsen.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium von Christus glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind somit die nichtjüdischen Völker gemeint, die zumeist Heiden waren und deren Hauptsprache damals das Griechische war. Wenn hier also von „Griechen“ gesprochen wird, dann ist damit die gesamte heidnische Welt im Gegensatz zu den Juden gemeint. Dieser Gegensatz ist nach Galater 3,28 und Epheser 2,14 durch Jesus Christus aufgehoben.

 

Hintergrund & Umfeld

Das Buch birgt einen dreifachen Ansatz als:

1. Allgemeine Weisheitsliteratur;

2. Einblick in den Königshof;

3. Belehrung, die sich in der liebevollen Beziehung von Vater und Mutter zu ihren Kindern findet.

 

All dies sollte das Nachdenken über Gott fördern. Da die Sprüche Weisheitsliteratur darstellen, sind sie von Natur aus gelegentlich schwer verständlich (Spr 1,6). Die Weisheitsliteratur ist ein Teil der ganzen alttestamentlichen Wahrheit; der Priester legte das Gesetz aus, der Prophet sprach ein Wort des HERRN und der Weise gab seinen weisen Rat (Jer 18,18; Hes 7,26). Im Buch der Sprüche gibt der Weise, Salomo, Einblick in die verwickelten Dinge des Lebens (Spr 1,6), die im Gesetz oder in den Propheten nicht direkt angesprochen werden. Obschon praktisch, sind die Sprüche nicht oberflächlich, da sie moralische und ethische Elemente beinhalten, die eine gerechte Lebensweise aus einer festen Beziehung mit Gott hervorheben. In Sprüche 4,1-4 verband Salomo drei Generationen miteinander, als er seinem Sohn Rehabeam anvertraute, was er zu den Füßen Davids und Batsebas gelernt hatte. Die Sprüche sind sowohl ein Vorbild für die liebevolle Weitergabe von Wahrheiten von Generation zu Generation als auch eine unermessliche Quelle für diese zu übermittelnden Wahrheiten. Das Buch der Sprüche enthält die Prinzipien und Anwendungen der Bibel, welche die frommen Charaktere der Heiligen Schrift durch ihr Leben veranschaulichen.

 

Das Buch der Sprüche fasst die Weisheit von Jahrhunderten so zusammen, dass sie jeder verstehen kann. Diese Form war besonders in nationalen Krisenzeiten hilfreich, in denen die Menschen entmutigt waren und glaubten, selbst die grundlegendsten Wahrheiten wären kompliziert und unmöglich umzusetzen. Beispielsweise benutzten jüdische Lehrer während des Babylonischen Exils und in der Zeit danach das Buch der Sprüche, um ihr Volk zu lehren, sich an Gottes Lebensregeln zu erinnern und sie zu praktizieren.

 

Schlüsselpersonen

Salomo = „der Friedreiche“, „Mann der Ruhe“ (von Schalom für Frieden; vgl. 1Chr 22,9)

Sohn Davids, dritter König über ganz Israel

Schlüsselverse

(Spr 1,7; 3,5.13; 9,10; 31,10)

 

Sprüche 1,7

„Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht!“

 

Sprüche 3,5

„Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand“

 

Sprüche 3,13

„Wohl dem Menschen, der Weisheit findet, dem Menschen, der Einsicht erlangt!“

 

Sprüche 9,10

„Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des Heiligen ist Einsicht“

 

Sprüche 31,10

„Eine tugendhafte Frau — wer findet sie? Sie ist weit mehr wert als [die kostbarsten] Perlen!“

 

Schlüsselworte

Weisheit = hebr. „chokmah“ (Spr 1,2; 4,5; 9,10; 14,6; 16,16; 18,4; 23,23; 31,26)

▸ https://biblehub.com/hebrew/2451.htm

 

Torheit = hebr. „ivvelet“ (Spr 14,1; 12,23; 14,24; 15,2.14; 19,3; 22,15; 24,9; 27,22)

▸ https://biblehub.com/hebrew/200.htm

 

Herz = hebr. „leb“ (Spr 2,2.10; 3,1.3.5)

▸ https://biblehub.com/hebrew/3820.htm

 

Sprüche = hebr. „maschal“ (1,1.6; 10,1; 25,1; 26,7.9)

▸ https://biblehub.com/hebrew/4912.htm

Die Grundbedeutung ist „vergleichen“ oder „Gleichnis“. In der hebräischen Übertragung des Neuen Testament wird dieses Wort bei „Gleichnis“ verwendet. In Hesekiel 17,2 heißt des ebenfalls „Gleichnis“. Salomo macht beständig Vergleiche oder zeigt Gegensätze auf zwischen Guten und Bösen, Klugen und Törichten, Gehorsamen und Widerspenstigen, Fleißigen und Faulen usw. Wir finden tiefe Belehrungen über geistliche Zusammenhänge. 

 

Was sind Sprüche?

Sprüche sind Merksätze. Sprüche sind meist zweizeilig, wobei beide Zeilen etwas zur gleichen Wahrheit etwas aussagen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dies zu tun:

• Vergleiche

„Wie Essig den Zähnen und wie Rauch den Augen, so ist der Faule denen, die ihn senden“ (Spr 10,26) „Goldene Äpfel in silbernen Prunkgeräten, so ist ein Wort geredet zu seiner Zeit.“ (Spr 25,11)

• Variationen

„Wer auf das Wort achtet wird Gutes erlangen, und wer auf den Herrn vertraut, ist glückselig.“ „Wer Haß verbirgt, hat Lügenlippen, und wer Verleumdung ausbringt, ist ein Tor.“ (Spr 10,18)

• Kontraste

„Schätze der Gesetzlosigkeit nützen nichts, aber Gerechtigkeit errettet von dem Tode.“ (Spr 10,2)

„Die Furch des Herrn mehrt die Tage, aber die Jahre der Gesetzlosen werden gekürzt.“ (Spr 10,27)

 

Ein Merkmal von solchen Sprüchen ist, dass sie kurz und prägnant sind. Der Weise benutzt nicht viele Worte, er fasst sich kurz. (Spr 10,19; Pred 5,2.3). In der hebräischen Poesie benutzt man keine langen Sätze oder möglichst viele Worte. Im Gegenteil: alles wird sehr knapp formuliert. Deshalb hört sich ein Spruch in einer anderen Übersetzung manchmal ganz anders an.

 Die hebräische Poesie kennt keinen Endreim (kennen-nennen oder gehen-stehen), sie kennt einen gedanklichen Reim.

Ein Beispiel: „Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst,

so dass du dein Ohr auf Weisheit merken lässt, dein Herz neigst zum Verständnis;

ja, wenn du dem Verstande rufst, deine Stimme erhebst zum Verständnis;

wenn du ihn suchst wie Silber, und wie nach verborgenen Schätzen ihm nachspürst:

dann ...“

 

Die beiden Glieder eines Verspaares werden im Allgemeinen durch den für die hebräische Poesie typischen Parallelismus in einer Beziehung zueinander gebracht. Dabei sind drei Arten des Parallelismus hervorzuheben:

 

1. Synonymer Parallelismus. Hier nimmt das zweite Glied wieder auf, was im ersten Glied wiedergegeben ist: Für die Spötter stehen Gerichte bereit, und Prügel für den Rücken der Toren. (Spr 19,29)

 

2. Antithetischer Parallelismus. Hier wird eine im ersten Glied dargelegte Wahrheit im zweiten Glied verstärkt, indem ihr deren Umkehrung gegenübergestellt wird. Das Licht der Gerechten brennt fröhlich, aber die Leuchte der Gottlosen erlischt. (Spr 13,9)

 

3. Synthetischer Parallelismus. Der zweite Satz entfaltet den Gedankengang des ersten. Wie das Knurren eines Junglöwen ist der Schrecken des Königs, wer sich seinen Zorn zuzieht, verwirkt sein Leben. (Spr 20,2)

 

 

Weitere Schlüsselworte: Erkenntnis, Unterweisung, Furcht des HERRN, Verstand, Leben, Tod, Gesetz, Gebot, gerecht, Gerechtigkeit, Recht, Geradheit, böse, mein Sohn

 

Schlüssellehren

Praktische Gerechtigkeit (Spr 1,3; Joh 14,21)

 

Der Nutzen der Weisheit (Spr 2,20-22; 3,13-18; 9,11; 12,21; Hi 28,17; Ps 37,3; 91,10; 1Petr 3,13)

Salomo erhielt Weisheit zu dem Zweck, Gottes Volk richtig regieren zu können (1Kön 3,9) und nicht zur eigenen Selbstverwirklichung

 

Das klassische Porträt der tüchtigen Hausfrau (Spr 31,10-31) 

 

Die Beziehung zwischen Mensch und Gott (Spr 1,7; 3,34; 6,23; 10,22; 12,28; 15,11; 22,19; 1Mo 24,35; 26,12; 5Mo 8,18; Hi 28,28; Ps 19,9; 111,10; Pred 12,13; Apg 1,24; Jak 4,6; 1Petr 5,5; 2Petr 1,19)

 

Die Beziehung des Menschen zu sich selbst (Spr 1,5; 3,3; 6,9-11; 11,4; 13,4; 20,11; 29,11; 2Mo 13,9; 5Mo 6,8; Jer 17,1; Hes 7,19; Zeph 1,18; Mt 7,16; 2Kor 3,3)

 

Die zwischenmenschlichen Beziehungen (Spr 3,1-3; 4,1-4; 8,17; 17,17; 19,27; 20,19; 23,23; 5Mo 8,1; Ri 1,16; 1Sam 2,30; Ps 34,12; Röm 16,18)

 

Die Furcht des HERRN (Spr 1,7; 9,10; 14,16; 15,16; 29,25)

Sprüche 1,7: Die Furcht des HERRN ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung.

Sprüche 1,29: darum, dass sie Erkenntnis gehasst und die Furcht des HERRN nicht erwählt,

Sprüche 2,5: dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes finden.

Sprüche 8,13: Die Furcht des HERRN ist: das Böse hassen. Hoffart und Hochmut und den Weg des Bösen und den Mund der Verkehrtheit hasse ich.

Sprüche 9,10: Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstand.

Sprüche 10,27: Die Furcht des HERRN mehrt die Tage, aber die Jahre der Gesetzlosen werden verkürzt.

Sprüche 14,26: In der Furcht des HERRN ist ein starkes Vertrauen, und seine Kinder haben eine Zuflucht.

Sprüche 14,27: Die Furcht des HERRN ist ein Born des Lebens, um zu entgehen den Fallstricken des Todes.

Sprüche 15,16: Besser wenig mit der Furcht des HERRN, als ein großer Schatz und Unruhe dabei.

Sprüche 15,33: Die Furcht des HERRN ist Unterweisung zur Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus.

Sprüche 16,6: Durch Güte und Wahrheit wird die Missetat gesühnt, und durch die Furcht des HERRN weicht man vom Bösen.

Sprüche 19,23: Die Furcht des HERRN ist zum Leben; und gesättigt verbringt man die Nacht, wird nicht heimgesucht vom Übel.

Sprüche 22,4: Die Folge der Demut, der Furcht des HERRN, ist Reichtum und Ehre und Leben.

Sprüche 23,17: Dein Herz beneide nicht die Sünder, sondern beeifere sich jeden Tag um die Furcht des HERRN.

 

 

Im Buch der Sprüche unterweist die Weisheit Gottes die Gläubigen, in ihrem Erdenleben inmitten von Sünde, Torheit und Gottlosigkeit Gott wohlgefällig und gerecht zu handeln. Die Betonung bei den vielfältigen Belehrungen und Ermahnungen der Sprüche liegt auf einer Herzenshaltung der Gottesfurcht und der Einsicht in Gottes Wort, aus der dann ein einsichtiges und Gott wohlgefälliges Alltagsleben erwächst: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit“ (Spr 9,10; vgl. Spr 1,7). Besonnenheit, Nüchternheit, Zucht und Gehorsam kennzeichnen den weisen Menschen, während sein Gegenspieler, der Narr oder Tor, seinen Gefühlen und Begierden freien Lauf lässt und gesetzlos sowie eigenwillig lebt.

 

▪︎ Ausgewählte Themen im Buch der Sprüche

Armut (Spr 14,31; 19,1.17; 22,2; 30,8)

Bestechung (Spr 17,8.23; 18,16; 21,14; 28,21)

Bürgschaft (Spr 6,1-5; 20,16; 22,7.26-27)

Ehebruch (Spr 5,1-4; 6,20-35; 29,3)

Erziehung (Spr 1,2-3; 5,23; 10,17; 12,1; 13,18.24; 19,18; 23,13; 29,15.17)

Familienleben (Spr 5,15-19; 6,20; 13,1; 14,1; 22,6; 23,24-25; 29,15; 31,10-31)

Faulheit (Spr 6,6-11; 12,27; 22,13)

Feinde (Spr 16,7; 24,17; 25,21; 27,6)

Frau (Spr 12,4; 14,1; 21,9.19; 27,15; 31,10-31)

Furcht (Spr 1,7; 9,10; 14,16; 15,16; 29,25)

Liebe (Spr 8,17; 10,12; 15,17; 27,5)

Nahrung (Spr 10,3; 12,11; 23,20-21; 25,16; 30,8)

Narren (Spr 10,18; 12,15; 14,16; 15,5; 26,3-5)

Pfade (Spr 2,8; 13,15; 14,12; 16,7.25; 20,24; 22,6)

Reichtum (Spr 10,15; 11,4; 18,11; 23,5; 28,20)

Schlaf (Spr 3,24; 4,16; 20,13; 31,15)

Stolz (Spr 6,17; 11,2; 16,5.18; 21,4)

Sünde (Spr 14,9.34; 16,4; 20,9; 24,9.20; 28,13)

Tod und Scheol (Spr 5,5; 7,27; 8,36; 9,18; 11,17 14‚32; 15,11.24; 23,14; 30,16)

Trinken und Trunkenheit (Spr 20,1; 23,31; 31,4)

Verleumdung (Spr 16,28; 20,19; 25,20)

Weisheit (Spr 1,20-23; 3,13-20; 8,1-36; 9,1-6)

Zorn (Spr 14,29; 15,1; 22,24; 29,22; 30,33)

Züchtigung (Spr 3,11-12; 12,1; 22,5; 25,12)

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott der Weisheit

 

Gnädig (28,13), Allwissend (5,21), Vorhersehend (3,6; 16,3.9.33; 19,21; 20,24; 21,30-31), Weise (3,19; 15,11)

 

87-Mal „Jahwe“ (= der HERR, der Ewige); 5-Mal „Elohim“ (= Gott); 1-Mal „Eloah“ (= Gott)

Der Name des Bundesgottes von Israel (2Mo 3,14ff; 6,2-7) charakterisiert das Buch der Sprüche: Gott in Beziehung zum Menschen (vgl. 1Mo 2; 2Chr 18,31)

 

Christus im Buch

Die Verfasser der Sprüche beabsichtigten, dass die Leser die Wahrheit nicht bloß zur Kenntnis nehmen, sondern sie in ihrem Leben auch anwenden. Die Sprüche fordern, dass die Weisheit verinnerlicht werden soll, quasi in Fleisch und Blut übergehen soll (vgl. Spr 8); und genau das geschah als „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ in Christus Fleisch wurden (Kol 2,3). Während die alttestamentlichen Leser der Sprüche durch die geschriebenen Weisheitsworte angeleitet wurden, haben die neutestamentlichen Gläubigen die Weisheit in menschlicher Gestalt kennengelernt. In diesem Sinne umfasst Christus die Weisheit der Sprüche nicht nur, sondern „er ist uns von Gott gemacht worden zur Weisheit“ (1Kor 1,30 i.V.m. 1Kor 1,22-24).

 

In Sprüche 8 wird die Weisheit personifiziert und in ihrer Vollkommenheit dargestellt. Sie ist göttlich (Spr 8,22-31), sie ist die Quelle des biologischen und geistigen Lebens (Spr 3,18; 8,35-36), sie ist gerecht und moralisch (Spr 8,8-9), und sie steht allen zur Verfügung, die sie annehmen wollen (Spr 8,1-6.32-35). Diese Weisheit hat sich in Christus offenbart und manifestiert.

 

Inhalt & Themen

Das Buch der Weisheit: Von weisen Verhaltensweisen für alle Lebensbereiche

 

▪︎ Kernaussage: Kurze, einprägsame Sprüche, welche die Menschen ermutigen, nach Weisheit zu streben.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Der Nutzen von Weisheit und göttlicher Zucht zur persönlichen Reife. Eine Warnung vor den großen Gefahren einer gedankenlosen Lebensweise nach Lüsten und Leidenschaften.

 

Die Sprüche enthalten verschiedene literarische Formen: Gedichte, kurze Gleichnisse, pointierte Fragen und Verspaare. Es arbeitet weiter mit Antithesen, Vergleichen, Personifizierungen u.a.

 

Das Buch der Sprüche wurde als moralische und geistliche Lebenshilfe für den Alltag in Gottesfurcht gegeben. Das Buch beginnt mit Gottesfurcht (Spr 1,7). Der erste Abschnitt und das Buch enden mir ihr (Spr 9,10; 31,10) und  zeigt, wie man weise, diszipliniert, umsichtig lebt und recht handelt (Spr 1,2-3). Kurz: Wie man Gottes Weisheit im täglichen Leben umsetzen kann.

 

Was bedeutet „Furcht des Herrn“? Dieser alttestamentliche Ausdruck ist gleichzusetzen mit der neutestamentlichen Bedeutung von „Glauben“. Den HERRN zu fürchten und auf ihn zu vertrauen (also an ihn zu glauben) heißt, weise und gottwohlgefällig zu leben. Eine gute Beziehung zu Gott hat auch eine gute Beziehung zum Nächsten zur Folge. Dies genau beschreibt, was ein Leben in „Weisheit“ bedeutet: Es ist der praktische Lebenswandel (nicht intellektuelles Wissen!) eines gottesfürchtigen Menschen. Ohne Weisheit ist Wissen nutzlos. Wissen ist nicht mehr, als zusammengefasste reine Tatsachen, aber Weisheit ist die Fähigkeit Menschen, Ereignisse und Situationen so wie Gott sie sieht zu betrachten. Im Buch Sprüche offenbart Salomon den Verstand von Gott aus dem Blickwinkel von erhaben und allmächtig, aber auch in gewöhnlichen, normalen und alltäglichen Situationen. Es scheint so, als ob König Salomo kein Thema vergessen hat. Dinge betreffend persönliches Verhalten, sexuelle Beziehungen, Business, Reichtum, Wohltätigkeit, Ambitionen, Disziplin, Schulden, Kindererziehung, Charakter, Alkohol, Politik, Rache, Gottesfurcht und Glaubensstärke sind unter den Themen, die in dieser reichen Sammlung von weisen Aussagen behandelt werden.

 

Das Buch der Sprüche ist aus mehreren Gründen einzigartig unter den anderen Büchern der Bibel. Es handelt sich in erster Linie um eine Reihe weiser Sprüche zu einer breiten Palette von Themen und nicht um eine Erzählung. Im Gegensatz zu anderen Bibeltexten kann man diese Sprüche leicht verstehen, wenn man sie allein liest. Die meisten biblischen Texte sind dafür gedacht, in einem zusammenhängenden Abschnitt gelesen zu werden, während die Sprüche kurz, voneinander unabhängig und allgemein gehalten sind. Die Sprüche bilden eine Sammlung von Anweisungen, wie man hier auf der Erde ein gottesfürchtiges Leben führen und wie man sich seines Lohnes im Leben nach dem Tod sicher sein kann. Daher sind diese Sprüche gebündelte Weisheiten. Sie sind die himmlischen Gesetze für das irdische Leben.

 

Eine Grundstruktur des Buches gibt es aber dennoch. Sprüche 1,1-7 gibt eine Einführung in das Buch.

 

Danach konzentrieren sich die ersten 9 Kapitel auf weise Sprüche zur Unterweisung der jungen Menschen (Spr 1,8–9,18). In Kapitel 1 wird die Weisheit betont, in Kapitel 2 wird der Wert der Weisheit hervorgehoben, in Kapitel 3 wird gelehrt, dem HERRN von ganzem Herzen zu vertrauen. In Kapitel 4 wird die Weisheit eines Vaters zum Ausdruck gebracht. In den Kapiteln 5–7 wird vor verschiedenen Sünden gewarnt, darunter auch vor Ehebruch. In Kapitel 8 werden die Segnungen der Weisheit gepriesen, und in Kapitel 9 wird der Weg der Weisheit aufgezeigt.

 

In den Kapiteln 10–29 werden dann allgemeine Sprichwörter aufgeführt. Diese umfassen drei Abschnitte mit Sprichwörtern von Salomo (Spr 10–22,16), Sprichwörtern von anderen Weisen (Spr 22,17–24,34) und weiteren Sprichwörtern von Salomo, die von den Männern Hiskias gesammelt wurden (Spr 25–29).

 

Ein vierter Abschnitt umfasst zwei Schlusskapitel von weiteren Autoren. Kapitel 30 enthält die Worte von Agur, während Kapitel 31 weise Sprüche von Lemuel enthält, einschließlich der beliebten Beschreibung einer Frau von edlem Charakter.

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Um das Buch richtig zu verstehen, benötigen wir den Schlüssel dazu. Nur wenn wir diesen Schlüssel gebrauchen, werden wir den großen Segen erfahren, den dieses Buch enthält. Der Schlüssel ist: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr 1,7)

 

Die Sprüche sind kein Sammelsurium von willkürlichen Bemerkungen, sondern ein von den weisesten Menschen Israels sorgsam zusammengestellter Lebensratgeber. Wir finden eine nicht abzustreitende praktische Anwendbarkeit in den 31 Kapiteln dieses Buchs bezüglich solider, vernünftiger und sensibler Antworten zu allen Themen von komplexen Schwierigkeiten. Das Buch der Sprüche ist mit Sicherheit die beste Bedienungsanleitung, die jemals geschrieben wurde und diejenigen, die weise genug sind, um sich Salomos Lektionen zu Herzen zu nehmen, werden schnell entdecken, dass wenn sie fragen, Gottesfurcht, Wohlstand und Zufriedenheit für sie bereitstehen.

 

Das immer wiederkehrende Thema des Buches Sprüche ist, das solche die nach Weisheit suchen und Gott folgen in vielerlei Hinsicht gesegnet werden: langes Leben (Spr 9,11), Wohlstand (Spr 2,20-22) und die Güte Gottes (Spr 12,21).

 

Die, die Gott ablehnen werden an der anderen Hand Schande und Tod erleiden (Spr 3,35; 10,21). Gott abzulehnen, bedeutet Torheit, statt Weisheit zu wählen und heißt, sich von Gott, seinem Wort und seinem Segen zu separieren.

 

Die Aussagen in den Sprüchen sind jedoch kein Versprechen auf Erfolg, sondern Beobachtungen, wie das Leben normalerweise funktioniert. Wir leben in einer Zeit, in der alles schnell und einfach gehen muss und die Ergebnisse direkt messbar sein müssen. Wer meint, dass dieses Buch in dieser Hinsicht in eine solche Zeit passt, der irrt sich. Die Sprüche sind keine „Fastfood“-Lektüre, und sofortige Ergebnisse sind selten zu erwarten. Das Lesen der Sprüche und das Überdenken im Herzen erfordert Geduld. Es verhält sich wie mit einer Medizin, die man über längere Zeit regelmäßig einnehmen muss, um einen Nutzen davon zu haben. Wenn wir die Sprüche täglich lesen und darüber nachdenken, wird sich die gesegnete Auswirkung der Sprüche im Lauf der Zeit bemerkbar machen. Das ganze Buch ist ein Kompass, der jedem Menschen in seinen Umständen hilft, den richtigen Kurs für sein Lebensschiff im Meer des Lebens zu bestimmen und dabei die Klippen zu umsegeln. Wir finden darin eine Vielzahl von gesunden Lebensregeln, die helfen sollen, das Leben in allen möglichen Umständen zu ordnen. Diese Regeln werden klar, unmissverständlich und sehr vielfältig erörtert. Wenn wir unterwiesen werden wollen, können wir aus einer Vielzahl von Ratschlägen das wählen, was für unsere persönliche Situation am geeignetsten ist.

 

Wissenswertes

Das Akrostichon in Sprüche 31,10-31: Die Anfangsbuchstaben dieser 22 Verse entsprechen den 22 Konsonanten des hebräischen Alphabets.

 

 

▪︎ Die Sprüche und die Psalmen

Wie es den Psalmen um die Anbetung Gottes und die Beziehung des Menschen zu Gott geht, stellen die Sprüche die Lebensweise des Menschen und seine Beziehung zum Nächsten in den Mittelpunkt. Die Psalmen sind an Gott gerichtet, die Sprüche an die Menschen. Die Sprüche sind in besonderer Weise das ethische Buch des Alten Testament, indem sie biblische Prinzipien der Lebensführung anbieten. Wer weise sein will, muss sein Handeln am geschriebenen Gesetzeswort Gottes und seinem gesprochenen Gewissenswort, der „Leuchte des HERRN“ (Spr 20,27) ausrichten. Die Reihenfolge im Kanon zeigt auf faszinierende Weise, wie die Beziehung zu Gott immer an erster Stelle stehen muss; doch kann die rechte Beziehung zu Menschen nicht ausbleiben. Beide sind von entscheidender Bedeutung füreinander.

 

 

▪︎ Was ist Weisheit?

Weisheit nimmt die verschiedensten Formen an. In den Sprüchen gibt es drei Ausdrücke, die die einzelnen Aspekte dieses Begriffes verdeutlichen:

• „Weisheit“ (chokma) wird 47-Mal verwendet (Spr 1,2.7.20 usw. vgl. 1Kön 5,26). Dieser Ausdruck meint die Unterscheidungsgabe zwischen Gut und Böse sowie richtig und falsch, bezeichnet aber auch Klugheit in geschäftlichen Dingen.

 

• „Verständnis“ (bina) begegnet uns 53-Mal in verschiedenen Abwandlungen (Spr 1,2.5; 2,2.3 usw.). Verständnis bedeutet die Verstandesfähigkeit zur Unterscheidung von Täuschung und Wahrheit oder Trug und Wirklichkeit. Es ist die Fähigkeit zur objektiven Erkennung langfristiger Werte im Gegensatz zu vergänglichen Verlockungen.

 

• „Einsicht“ (tuschija) kommt nur 3-Mal vor (Spr 2,7; 3,21; 8,14). Das Wort kommt von der Wurzel „erheben“ und bedeutet ein göttliches oder geistliches Verstehen der Wahrheit, wie es aus dem intensiven Studium des Wortes kommt. Einsicht ist die Fähigkeit, das Leben aus göttlicher Sicht zu betrachten oder göttliche Prinzipien im Alltagsleben umzusetzen.

 

Diese Ausdrücke zeigen vor allem die praktische Ausrichtung des Weisheitsbegriffes im Gegensatz zur intellektuellen oder mystischen Weisheit. Grundlagen der Weisheit sind harte Arbeit, verständige Rede, gutes Betragen und maßvolles Leben. Durchzogen ist der Begriff jedoch von einem geistlichen Unterton, indem alle Handlungen auf Gott und sein Gesetz zurückgeführt werden. Weisheit ist verwandt mit Wahrheit und Sittlichkeit, Dienst an Gott und aneinander.

 

 

▪︎ Kennzeichen des Toren

Als Gegenbegriff zur Weisheit werden verschiedene Ausdrücke für den Toren eingeführt, welche auf die fortschreitenden Stadien der Torheit aufmerksam machen:

 

• Der „Unverständige/Einfältige“ (hebr. pthiy) begegnet uns 14Mal (Spr 1,4.22.32; 7,7; 8,5 usw.)

Er ist naiv und unerfahren, ohne Böswilligkeit, aber leichtgläubig, unschwer zu verführen und ohne Unterscheidungsgabe. Er ist moralisch haltlos, ein williges Opfer des Schwätzers und hat Unterweisung bitter nötig, um der Verführung zu entgehen.

 

• Der „Tor“ oder „Narr“ (kesil oder evil) wird 58Mal erwähnt (1,7.22.32; 3,35; 7,22; 10,8.18.21.23; 12,15 usw.)

 

Er lehnt die Wahrheit ab, verachtet die Weisheit, hasst Wissen und Verständnis und betreibt Bosheit aus purer Lust (Spr 10,23).

 

• Der „Spötter“ (luts) (Spr. 1,22; 9,7.8; 13,1)

Der Spötter steht im bewussten Kampf gegen die Wahrheit, er verlästert Gerechtigkeit und lacht über Zurechtweisung. Seine Verkommenheit ist weiter fortgeschritten als die der Toren. Diese drei Arten von Toren, eingeführt und charakterisiert in 1,22, vertreten drei Stadien der Gottlosigkeit, doch für sie alle gibt es noch Hoffnung, solange die „Weisheit“ ruft (Spr 1,20). Auch Psalm 1,1 warnt vor drei Stufen der Ungerechtigkeit.

 

 

▪︎ Eine reife Persönlichkeit

Dieses Buch ist eine Fundgrube für praktische Weisheit und Lebenskunst. Doch bei allen guten Prinzipien dürfen wir den Hauptzweck des Buches nicht aus den Augen verlieren, nämlich reife Persönlichkeiten für die Ewigkeit zu werden. Allen Maximen und Grundsätzen ist diese Stoßrichtung gemein, welche sie mit der gesamten Bibel teilen. Eine heile, geheilte und geheiligte Persönlichkeit, verfeinert durch göttliche Lebensgrundsätze, ist der höchste Schöpfungsakt Gottes. Die Sprüche sind ein Handbuch, um „Mitarbeiter“ Gottes zu werden (2Kor 6,1); 2. Petrus 1,3-11 beschreibt die Wachstumsspirale aus neutestamentlicher Sicht.

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

1. Salomo I (Spr 1–24)

 • Einleitung (Spr 1–9)

 • Hauptteil (Spr 10–24)

2. Salomo II (Spr 25–29)

3. Worte Agurs (Spr 30)

4. Worte Lemuels (Spr 31)

 

Detaillierte Gliederung

1. Einführung (Spr 1,1-7)

▪ Der Autor (Spr 1,1)

▪ Der Zweck (Spr 1,2-6)

▪ Das Thema (Spr 1,7)

 

2. Die Weisheitslehre (Spr 1,8–9,18)

▪ Halte dich fern von schlechter Gesellschaft (Spr 1,8-19)

▪ Beachte den Rat der Weisheit (Spr 1,20-33)

▪ Halte dich fern von der Ehebrecherin (Spr 2,1-22)

▪ Vertraue und ehre Gott (Spr 3,1-12)  

▪ Bedenke den Wert der Weisheit (Spr 3,13-20)

▪ Sei freundlich und großzügig zu anderen (Spr 3,21-35)

▪ Erlange Weisheit (Spr 4,1-9)

▪ Halte dich fern von schlechter Gesellschaft (Spr 4,10-19)

▪ Sei vorsichtig (Spr 4,20-27)

▪ Entsage der Begierde (Spr 5,1-23)

▪ Halte dich fern von Bürgschaften (Spr 6,1-5)

▪ Halte dich fern von Faulheit (Spr 6,6-19)

▪ Halte dich fern von Ehebruch (Spr 6,20-35)

▪ Halte dich fern von der Ehebrecherin (Spr 7,1-27)

▪ Weisheit und Torheit in Gegenüberstellung (Spr 8,1–9,18)

 • Die Eigenschaften der Weisheit (Spr 8,1-21)

 • Der Ursprung der Weisheit (Spr 8,22-31)

 • Der Mann der Weisheit (Spr 8,32-36)

 • Die Frau der Torheit (Spr 9,1-18)

 

3. Die Sprüche Salomos (Spr 10,1–24,34)

▪ Sprüche zur Gegenüberstellung von gerechtem und gottlosem Leben (Spr 10,1–15,33)

▪ Sprüche die zum gottgefälligen Leben ermutigen (Spr 16,1–22,16)

▪ Sprüche zu verschiedenen Praktiken (Spr 22,17–23,35)

▪ Sprüche zu verschiedenen Menschen (Spr 24,1-34)

 

4. Die Sprüche Salomos, von Hiskias Männern zusammengetragen (Spr 25,1–29,27)

▪ Sprüche im Blick auf Beziehungen und anderen (Spr 25,1–26,28)

 • Zu Königen (Spr 25,1-7)

 • Zu Nachbarn (Spr 25,8-20)

 • Zu Feinden (Spr 25,21-24)

 • Zu sich selbst (Spr 25,25–26,2)

 • Zu Narren (Spr 26,3-12)

 • Zu Faulpelzen (Spr 26,13-16)

 • Zu Schwätzern (Spr 26,17-28)

▪ Sprüche im Blick auf Tätigkeiten (Spr 27,1–29,27)

 • In Bezug auf das Leben (Spr 27,1-27)

 • In Bezug auf das Gesetz (Spr 28,1-10)

 • In Bezug auf Reichtum (Spr 28,11-28)

 • In Bezug auf Eigensinn (Spr 29,1-27)

 

5. Die Worte Agurs (Spr 30,1-33)

▪ Persönliche Worte (Spr 30,1-14)

▪ Zahlensprüche (Spr 30,15-33)

 

6. Die Worte Lemuels (Spr 31,1-9)

 

7. Die tüchtige Ehefrau (Spr 31,10-31)

 

Zitate im Neuen Testament

Ein Zitat kann sich auf ein direktes Zitat oder eine sinngemäße Wiedergabe des Textes (Paraphrase) sowie auf eine anderen Version des Alten Testaments beziehen.

 

Spr 3,7 – Röm 12,16

Spr 3,11-12 – Hebr 12,5-6

Spr 3,11-12 – Offb 3,19

Spr 3,34 – Jak 4,6

Spr 3,34 – 1Petr 5,5

Spr 10,12 – Jak 5,20

Spr 10,12 – 1Petr 4,8

Spr 25,21-22 – Röm 12,20

Spr 26,11 – 2Petr 2,22


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen