Glaube ohne Bedingungen: Ein Ruf zur Hingabe


2. Korinther 5,7

Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.

 

Hebräer 11,6

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnt, die ihn suchen.


Gedanken von Dietrich Bonhoeffer haben viele inspiriert, über die wahre Natur des Glaubens nachzudenken.

 

In vielen Bereichen unserer Zeit hat sich das Verständnis von Glauben verschoben. Was einst ein Ausdruck von Hingabe war, ist heute für viele zu einer Art Verhandlungswährung geworden. Der Glaube wird oft als Mittel gesehen, um Wünsche erfüllt zu bekommen: Gesundheit, Erfolg, Beförderung, Wiederherstellung. Doch was passiert, wenn all das ausbleibt? Viele wenden sich ab, weil ihr Glaube von Anfang an nicht in Hingabe, sondern in Erwartung wurzelte.

 

Was ist biblischer Glaube? Vertrauen statt Schauen!

Die Bibel macht deutlich, dass Glaube kein vages Gefühl und auch keine vage Hoffnung ist, sondern eine feste Überzeugung, die sich auf Gottes Wort gründet. Hebräer 11,1 sagt: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.

 

Biblischer Glaube bedeutet, Gott beim Wort zu nehmen. Er entsteht durch das Hören seines Wortes (Röm 10,17) und ist ein Geschenk seiner Gnade (Eph 2,8). Glaube ist nicht bloß ein intellektuelles Fürwahrhalten, sondern ein Vertrauen aus dem Herzen, das zu Gehorsam führt. Deshalb beschreibt die Schrift Glauben nicht zuerst als Lehre, sondern als Treue, Hingabe und persönliche Beziehung zu Gott.

 

Dieses Vertrauen geht über das hinaus, was unsere Sinne wahrnehmen können. Paulus fasst es in 2. Korinther 5,7 so zusammen: „Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.“ Unsere Augen sehen das Sichtbare, vergängliche Dinge. Der Glaube richtet sich dagegen auf die unsichtbaren Realitäten Gottes, die ewig sind.

 

So wird deutlich: Glauben heißt nicht warten, bis Beweise sichtbar werden, sondern Gott zu vertrauen, auch wenn jede sichtbare Sicherheit fehlt. Jesus sagte zu Martha am Grab des Lazarus: „Habe ich dir nicht gesagt: wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40). Zuerst kommt der Glaube, das Schauen folgt erst danach.

 

Wahrer Glaube bleibt also bestehen, auch wenn keine sichtbaren Beweise vorhanden sind. Er hält sich allein an Gottes Zusagen. Er bekennt: „Herr, tue, wie du geredet hast!“ (vgl. 1Chr 17,23) und lebt in der Haltung Marias: „Mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38).

 

Glaube ist kein Handel

Ein Glaube, der Ergebnisse fordert, ist kein wahrer Glaube. Er ist nichts anderes als ein Vertrag, ein „Ich gebe, damit Gott gibt“. Doch Gott lässt sich nicht in solche Verhandlungen zwingen. Wahrer Glaube bleibt, auch wenn keine Antwort kommt. Er sucht nicht Gottes Hand, sondern sein Angesicht.

 

Die Glaubenshelden aus Hebräer 11

Die Bibel zeigt uns Menschen, die diesem Prinzip gefolgt sind. Ein weiterer Schlüsselgedanke hierzu findet sich im „Glaubenskapitel“ Hebräer 11. Dort wird eine ganze Reihe von Männern und Frauen aufgeführt, die durch ihren Glauben ausgezeichnet wurden. Sie alle standen vor Situationen, die menschlich unmöglich erschienen, und doch hielten sie fest, nicht weil sie sofort Ergebnisse sahen, sondern weil sie überzeugt waren, dass Gott treu ist.

 

Abel brachte Gott ein besseres Opfer dar und wurde dafür getötet. Henoch wandelte mit Gott in einer Welt, die ihn nicht verstand. Noah baute eine Arche, ohne jemals Regen gesehen zu haben. Abraham zog los, ohne das Ziel zu kennen, und Sarah empfing ihren Sohn, obwohl sie längst über das gebärfähige Alter hinaus war. Isaak, Jakob und Josef segneten kommende Generationen im Vertrauen auf Gottes Zukunftspläne. Mose verzichtete auf die Privilegien des Pharaonenhofs, um sich mit Gottes Volk zu identifizieren, und führte es schließlich aus Ägypten.

 

Auch das Volk Israel wird genannt: Es zog trockenen Fußes durch das Rote Meer und brachte durch Gehorsam die Mauern Jerichos zum Einsturz. Rahab, die Hure aus Jericho, wurde gerettet, weil sie den Kundschaftern vertraute. Und dann reiht der Hebräerbrief noch weitere Namen ein: Gideon, Barak, Simson, Jeftah, David, Samuel und die Propheten.

 

Schließlich spricht der Autor von Glaubenszeugen, die gar nicht namentlich genannt werden: Menschen, die durch Glauben Löwenmäuler verschlossen, im Feuer nicht verbrannten, Heilung erfuhren, ihre Kinder aus dem Tod zurückerhielten. Andere erlitten Spott, Folter, Gefängnis und sogar den Märtyrertod. Sie alle blieben treu, selbst dann, als sie die Verheißungen in ihrem Leben nicht erfüllt sahen.

 

Die Botschaft von Hebräer 11 ist klar: Wahrer Glaube hängt nicht an sichtbaren Ergebnissen, sondern an der Treue Gottes. Diese Glaubenshelden lebten aus der Überzeugung heraus, dass Gott sein Wort hält, auch wenn sie es erst in der Ewigkeit in voller Fülle sehen würden.

 

Die Gefahr einer verzerrten geistlichen Sichtweise

Heute messen viele ihren Glauben an der Geschwindigkeit von Antworten. „Wenn das Wunder geschieht, habe ich geglaubt.“ Doch wenn das Schweigen bleibt, die Krankheit andauert oder die Verheißung auf sich warten lässt, bricht dieser Glaube zusammen. Das ist kein biblischer Glaube, sondern Eigeninteresse, verkleidet als Frömmigkeit.

 

Diese Art von Glauben verwandelt den Altar in einen Verkaufstresen. Beten wird zur Forderung, Treue zur Währung. Man erwartet, dass Gott handeln muss: „Ich faste, also muss Gott reagieren. Ich spende, also muss er mich segnen.“ Doch das ist nicht das Fundament, auf dem wahrer Glaube steht.

 

Glaube bedeutet Hingabe, nicht Anspruch

Echter Glaube verlangt keine Erklärungen. Er vertraut auch im Dunkeln. Er bleibt treu, selbst wenn sich nichts ändert. Er sagt „Ja“ zu Gott, auch wenn keine Belohnung in Aussicht steht. Es ist der Glaube, der im Schweigen lebt, der nicht auf Ergebnisse schaut, sondern auf den, dem er vertraut.

 

Das bedeutet, Glauben kostet etwas. Er kostet Sicherheit, Ansehen, vielleicht sogar Freundschaften. Er fordert Entscheidungen, die unbequem sind, weil sie nicht dem eigenen Vorteil dienen. Doch genau dort zeigt sich die Echtheit: wenn man bleibt, auch wenn man nichts sieht.

 

Der Altar kommt vor der Verheißung

Eine der größten Gefahren ist es, Gottes Verheißungen zum Götzen zu machen. Viele suchen das verheißene Land ohne das Opfer. Doch biblischer Glaube stellt den Altar immer vor die Erfüllung. Abraham war bereit, Isaak zurückzugeben, weil er wusste: Glaube ist keine Bindung an ein Geschenk, sondern Hingabe an den Geber.

 

Gott sucht Menschen, die bereit sind, alles auf den Altar zu legen, nicht, weil sie eine schnelle Antwort erwarten, sondern weil sie erkannt haben: Gott allein ist würdig.

 

Gottes Schweigen: Eine Prüfung und kein Versagen

Das Schweigen Gottes ist keine Abwesenheit. Es ist ein Ort, an dem der Glaube geprüft und geläutert wird. Hiob verstand das, als er trotz allem sagen konnte: „Auch wenn er mich töten sollte, auf ihn will ich hoffen.“ (Hi 13,15) Solch ein Glaube sucht keine sichtbaren Zeichen, sondern bleibt standhaft in der Überzeugung, dass Gott immer noch Gott ist.

 

Der unsichtbare Sieg

Der Glaube, den Gott ehrt, ist selten populär. Er trägt sich nicht in Glanz, sondern in Scham. Er sucht nicht Applaus, sondern Treue. Er ist verborgen, sichtbar vielleicht nur für Gott selbst. Es ist der Glaube von Abel, Henoch, Jeremia, Johannes dem Täufer und vielen anderen, die keine äußeren Siege erlebten, aber in Gottes Augen Riesen des Glaubens waren.

 

Denn am Ende zählt nicht, was sichtbar erreicht wurde, sondern ob man treu geblieben ist. Der Himmel zählt keine Zahlen. Der Himmel „zählt“ Kreuze.

 

Ein persönlicher Ruf

Jeder Mensch kommt an eine Weggabelung: Bequemlichkeit oder Überzeugung. Wahrer Glaube kostet immer etwas. Er fordert ein Kreuz, das schwerer ist, als man erwartet hat. Aber genau darin liegt sein Wert. Ein Glaube, der nichts kostet, ist auch nichts wert.

 

Die entscheidende Frage lautet: Ist unser Glaube abhängig von erfüllten Verheißungen, oder von stillem Gehorsam? Bleiben wir, auch wenn das Wunder ausbleibt? Oder verlassen wir den Altar, sobald die Antwort auf sich warten lässt?

 

Der Himmel vergisst nicht den Glauben, der bleibt, auch dann, wenn er nichts empfängt. Dieser Glaube wird nicht von Ergebnissen getragen, sondern von Hingabe.


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen