Hiob – Das Buch der Frage nach Gottes Gerechtigkeit angesichts des Leides


Hiob 19,25

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben


Stellung im Kanon

Das 18. Buch der Bibel

Das 18. Buch im Alten Testament

Das 1. Buch der Poesie & Weisheitsbücher

 

Einordnung

Das Buch Hiob ist das 18. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 1. Buch im dritten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Poesie & Weisheitsbücher bezeichnet wird. Im Bibelkanon folgt Hiob dem Buch Ester und liegt hinter den Psalmen.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch Hiob zur dritten Kanongruppe (Ketuvim = Schriften) gezählt, die in die drei poetische Bücher (hebr. Sifrei Emet), die fünf Schriftrollen (hebr. Hamesch Megillot) sowie die übrigen Bücher unterteilt wird. Hier steht Hiob innerhalb der Ketuvim an 2. und unter den poetischen Büchern ebenfalls an 2. Stelle.

 

Umfang

| 42 Kapitel | 1.070 Verse | 18.098 Wörter | Hi |

 

Titel

Hebräisch: Ijow (אִיּוֹב)

Griechisch: Iob (Ἰώβ)

Latein: Iob

Englisch: Job

Deutsch: Hiob

 

Der Titel des Buches ist nach der Hauptperson seiner Erzählung benannt. Das Buch Hiob beschreibt die schweren Prüfungen eines Mannes aus dem Land Uz, einem Gebiet der Edomiter (Klgl 4,21). Der Inhalt des Buches passt sehr gut in das Hauptthema: Das „Ausharren Hiobs“, von dem Jakobus (Jak 5,11) spricht, ist in der Bibel das stärkste Beispiel für einen Gläubigen, der bis zum Ziel durchhält.

 

Der hebräische Titel des Buches lautet „Ijow“. „Hiob“ eigentlich „Ijob“ bedeutet der „Angefeindete“ oder der „Angefochtene“. Die Herkunft des Namens ist ungewiss und kann unterschiedlich übersetzt werden.

 

Der griechische Titel in der Septuaginta (Abk. LXX) – die älteste Übersetzung des Alten Testaments in die griechische Sprache – lautet „Iob“.

 

In der Vulgata – der lateinischen Übersetzung der Bibel – lautet der Titel „Iob“.

 

In deutschsprachigen Bibeln wird der Titel „Hiob“ verwendet.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch UNBEKANNT ca. vor 1606–1566 (1446–1406) v. Chr.

 

Über den Autor sagt die Bibel nichts. Da das Buch keinen Verfasser nennt, ist die Frage auch nach der Abfassungszeit unter bibeltreuen Auslegern umstritten. Es gibt im ganzen Buch Hiob keine chronologischen Fixpunkte. Die Vermutungen reichen von der Patriarchenzeit bis zur nachexilischen Zeit.

 

Je nach Einordnung stammt es von einem Zeitgenossen Hiobs oder wurde aus einer mündlichen Überlieferung später niedergeschrieben. Manche Ausleger vermuten, unter anderem aufgrund der Ich-Form in Elihus Rede (Hi 32,16), Elihu als Autor. Gemäß der jüdischen Überlieferung im Talmud hat Mose sie von seinem Schwiegervater Jethro/Jithro überliefert bekommen und aufgeschrieben. Andere halten Salomo für den Autor oder Überarbeiter. Bei dem Inhalt handelt es sich jedenfalls um eine historische Begebenheit (Hes 14,14; Jak 5,11). Für Hiob als Autor sprechen die Einzelheiten der langen Zwiegespräche, die bezüglich des Verfassers auf einen Augenzeugen schließen lassen können. Hiob selbst äußert den Wunsch, dass seine Geschichte aufgeschrieben werde (Hi 19,23.24). Möglicherweise hat er sie selbst aufgeschrieben. Nach seiner Wiederherstellung lebte Hiob noch 140 Jahre und hätte also genügend Zeit gehabt, seine Gotteserfahrung niederzuschreiben.

 

Wenn man auch keine direkte zeitliche Zuordnung des Buches findet, gibt es doch viele Indizien dafür, dass man im Buch Hiob das älteste Buch der Bibel, möglicherweise sogar das älteste erhalten gebliebene Buch der Welt, vor sich hat.

 

Wir wissen nicht, wer das Buch Hiob geschrieben hat und wann es geschrieben wurde. Es ist uns ferner unbekannt, wann sich das ereignete, was hier beschrieben wird, und wann Hiob gelebt hat. All das bleibt uns verborgen, was aber der Botschaft und der Mahnung dieses Buches keinen Abbruch tut.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb der Autor alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

 

▪︎ Profil Hiob (hebr. Ijow)

Namensbedeutung: Ungewiss, möglicherweise der „Angefeindete“ oder der „Angefochtene“.

 

Nicht zu verwechseln mit einem Sohn Issaschars (1Mo 46,13), der auch Jaschub hieß (4Mo 26,24; 1Chr 7,1).

 

Heimatort: Das Land Uz

 

Familie: Hiob war ein Mann von mindestens einer Frau; Vater von sieben Söhnen und drei Töchtern, die durch einen starken Sturm starben; später Vater von sieben weiteren Söhnen und drei weiteren Töchtern.

 

Berufung: Reicher Besitzer von außergewöhnlich großem Viehbestand sowie zahlreichen Knechten und Mägden (Hi 1,3); nachdem er seinen Besitz verlor, bekam er ihn doppelt zurück (Hi 42,10.12); Friedensrichter seiner Stadt (Hi 29,7-25) und Priester für seine Familie (Hi 1,5). Vielleicht lebte er zwischen (2317–2038 v. Chr.).

 

Besondere Bedeutung: Eines der ersten Beispiele in der Bibel für Glaubenstreue inmitten eines extremen Leidens: „Siehe, wir preisen die glückselig, welche standhaft ausharren! Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr [für ihn] bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen“ (Jak 5,11).

 

Vom Namen und Schicksal Hiobs ist der Ausdruck Hiobsbotschaft abgeleitet.

 

Gott sagte von Hiob: „Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ (Hi 1,8). Hiob, ein gottesfürchtiger und gerechter Mann von großem Wohlstand und Ansehen, wird von Gott einer Prüfung unterworfen: Der Satan darf ihm seinen Wohlstand, seine Kinder und seine Gesundheit rauben – ein Szenario, das Hiobs Glauben an Gott auf die Probe stellen soll. Hiob hat große Mühe, diese Situation zu verstehen, und denkt über seine Verzweiflung nach, bleibt aber stets standhaft und gläubig.

 

Lebensende: Gott segnete die späteren Tage Hiobs mehr als seinen Anfang. So starb Hiob alt und lebenssatt (Hi 42,10-17). Und in all diesem hatte Hiob Gott nicht verflucht, wie Satan angekündigt hatte.

 

Hiobs Geschichte wird im Buch Hiob erzählt. Darüber hinaus wird er in Hesekiel 14,14.20 und Jakobus 5,11 erwähnt.

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Hiob

Die Geschehnisse im Buch Hiob decken einen Zeitraum von ca. 141 Jahren ab.

 

Die Ereignisse könnten sich zur Zeit Abrahams, der Patriarchenzeit, zugetragen haben (ca. 2000 v. Chr.), obwohl das Buch später geschrieben worden sein könnte.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; jeder, der an das Evangelium von Christus glaubt)

 

Rückschlüsse auf die Empfänger sind nur bedingt möglich, da man weder den ursprünglichen Autor noch den ursprüngliche Zeitraum der Niederschrift des Buches Hiob kennt. Es wurde jedoch eindeutig für das jüdische Volk geschrieben, um die Bedeutung der Standhaftigkeit und Ausdauer zu veranschaulichen. Das Neue Testament (Jak 5,11) bezieht sich auf Hiob als einen realen Bericht, der sowohl die Standhaftigkeit Hiobs als auch das Mitgefühl und die Barmherzigkeit Gottes veranschaulicht.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium von Christus glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind somit die nichtjüdischen Völker gemeint, die zumeist Heiden waren und deren Hauptsprache damals das Griechische war. Wenn hier also von „Griechen“ gesprochen wird, dann ist damit die gesamte heidnische Welt im Gegensatz zu den Juden gemeint. Dieser Gegensatz ist nach Galater 3,28 und Epheser 2,14 durch Jesus Christus aufgehoben.

 

Hintergrund & Umfeld

Das Buch beginnt mit einer Szene im Himmel, die dem Leser alles erklärt (Hi 1,6–2,10). Hiobs Leid war auf einen Wettstreit zwischen Gott und Satan zurückzuführen. Weder Hiob noch seine Freunde wussten davon, sodass sich alle bemühten, Leid aus der Perspektive ihrer Unwissenheit zu erklären, bis Hiob schließlich in nichts anderem als dem Glauben an Gottes Güte und der Hoffnung auf seine Erlösung zur Ruhe kam. Dass Gott sein Vertrauen rechtfertigte, ist die großartige Botschaft des Buches. Wenn es keine rationalen oder gar biblischen Erklärungen für Katastrophen und Leid gibt, hilft nur das Vertrauen in Gott.

 

Schlüsselorte

Das Land Uz (Hi 1,1; Jer 25,20; Klgl 4,21)

 

Über den Ort von Hiobs Leben ist wenig bekannt. Es heißt, er war ein Mann aus dem Lande Uz (Hi 1,1), aber die genaue Lage von Uz bleibt unbekannt, aber die Bibel gibt mehrere Hinweise zum Land Uz:

 

• Uz lag im Osten (Hi 1,3), d.h. östlich des Jordan (Land der Verheißung; 1Mo 13,14-15);

 

• Hiobs Freund Elifas kam aus Teman (Hi 2,11), einem Gebiet in Edom (vgl. auch Jer 49,20), nach einem Enkel Esaus benannt (1Mo 36,11). Die Temaniter waren für ihre Weisheit bekannt (Jer 49,7). Der Begriff „Temaniter“ könnte auch mit Tema in der Arabischen Wüste zusammenhängen (eine öde Oase bei Hi 6,19-20);

 

• Uz war für sabäische Reiter erreichbar (Hi 1,15), die aus Saba kamen, wahrscheinlich der Bergregion in Südwestarabien (dem heutigen Jemen; vgl. die Königin von Saba und der internationale Handel bei 2Chr 9,1);

 

• Uz befand sich in Angriffsnähe von Chaldäa (Hi 1,17), einem kleinen Gebiet im Süden Babels, an der Grenze zur Nordwestspitze des Persischen Golfs zwischen der Arabischen Wüste und dem Euphrat-Delta.

 

• Jeremia zählte Uz in einer Liste mit Reichen und Völkern auf, zu denen Juda, Ägypten, Philistäa, Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon gehörten (Jer 25,17-26).

 

• Der Parallelismus der hebräischen Dichtung (Hi 19,1) über Edom und Uz (Klgl 4,1) legt nahe, dass es sich um dieselben Regionen handelte.

 

Wahrscheinlich lag Uz nordöstlich von Israel, nahe den Wüstengebieten zwischen Damaskus und dem Euphrat.

 

Schlüsselereignisse

Hiob verliert seinen Besitz und seine Kinder, Hiob verliert seine Gesundheit, Hiob wird wieder gesegnet

 

Schlüsselpersonen

(Hiob, Elifas/Eliphas der Temaniter, Bildad der Schuchiter, Zophar der Naamatiter, Elihu der Busiter)

 

Hiob = der „Angefeindete“ oder der „Angefochtene“

Standhaft im Leiden; Gott prüfte seinen Glauben, bei diesem allem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Falsches zu (Hi 1,1–42,17)

 

Elifas/Eliphas, der Temaniter = „Mein Gott ist reines Gold“

Ein Freund Hiobs, der Älteste, Wortführer; glaubte, dass Hiob aufgrund von Sünde leiden musste. Er wird in seinem Reden Verfechter einer strengen Orthodoxie. Als Moralist meint er: Buße tun und zu Gott zurückkehren und stützt sich bei seiner Theologie vor allem auf eine Vision (Hi 4,12-21). (Hi 2,11; 4,1–5,27; 15,1-35; 22,1-30; 42,79)

 

Bildad, der Schuchiter = „Bel hat geliebt“

Ein weiterer Freund Hiobs, der Zweitälteste; glaubte, dass Hiob unbußfertig war und deshalb leiden musste. Er vertritt eine religiöse Philosophie. Er argumentiert; Gott ist gerecht und hat Gründe, das Gebet des Sünders Hiob nicht zu erhören. Seine Lehrgrundlage ist die Überlieferung (Hi 8,8-10). (Hi 2,11; 8,1-22; 18,1-21; 25,1-6; 42,9)

 

Zophar, der Naamatiter = ️„Klaue“

Ein dritter Freund Hiobs, der Drittälteste; meinte, dass Hiob eine noch schwerere Strafe für seine Sünde verdient hätte und wird somit zum härtesten Ankläger. In hochmütiger Weise meint er, Gottes Wege zu kennen. Er behauptet, Hiob würde weniger bestraft, als er es verdient habe. (Hi 2,11; 11,1-20; 20,1-29; 42,9)

 

Elihu, der Busiter = „Mein Gott ist Er“

Der Jüngste; Ergriff das Wort gegen Hiobs Freunde; glaubte, dass Gott Leid zuließ, um Hiobs Charakter zu formen. Er ist der jüngste Kritiker. Er sieht im Leiden den Sinn, dass der Gerechte dadurch mehr gereinigt und geläutert wird. Er tadelt Hiob scharf wegen dessen Anklagen gegen Gott. (Hi 32,1–37,24)

 

Schlüsselverse

(Hi 1,21; 2,3.10; 4,17; 19,25; 26,7)

 

Hiob 1,21

„Und er sprach: Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen; nackt werde ich wieder dahingehen. Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“

 

Hiob 2,3

„Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet; und er hält immer noch fest an seiner Tadellosigkeit, obwohl du mich gereizt hast, ihn ohne Ursache zu verderben!“

 

Hiob 2,10

„Er aber sprach zu ihr: Du redest so, wie eine törichte Frau redet! Wenn wir das Gute von Gott annehmen, sollten wir da das Böse nicht auch annehmen? — Bei alledem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen“

 

Hiob 4,17

„Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat?“

 

Hiob 19,25

„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben“

 

Hiob 26,7

„Er spannt den Norden aus über der Leere und hängt die Erde über dem Nichts auf“

 

Schlüsselworte

Untadelig = hebr. „tam“ (Hi 1,1.8; 2,3; 8,20; 9,20-22)

 

Elend = hebr. „oniy“ (Hi 10,15; 30,16.27; 36,8.15.21)

 

Siehe = hebr. „raah“ (Hi 19,27; 22,12; 40,11)

 

Antworten, reagieren = hebr. „anah“ (Hi 1,7.9; 2,2.4; 3,2; 4,1; 5,1; 6,1; 8,1; 9,1)

 

Andere: Leiden, Trauer, schreien, böse, Fluch, Wie, Warum, vollkommen, Gerechtigkeit, gerecht, Weisheit, Souveränität 

 

Schlüssellehren

Die Selbstgerechtigkeit Hiobs (Hi 31; 6,9; 23,4-5; 29,14; 32,1-2; 33,8-10; 34,5-6.31-32.35-37; Röm 3,10.23-24; Hi 40,7-8; 42,3-6)

Das ganze Buch Hiob ist vielmehr das Problem der Selbstgerechtigkeit als das Problem des Leidens. Hiob klagt Gott an, weil Hiob sich gerecht sieht und weil er wegen seiner Gerechtigkeit den Anspruch hat, dass es ihm gut geht. Nun geht es ihm schlecht und jetzt hat er das Recht Gott anzuklagen, weil Gott sich gegenüber Hiob nicht korrekt verhalten hat. Das ist das Problem, in dem sehr viel Menschen stecken und sie davon abhält die Segnungen Gottes zu empfangen, weil sie in ihrer Selbstgerechtigkeit und ihren Vorhaltungen gegenüber Gott stecken bleiben.

 

Treue inmitten von Leid (Hi 2,9; 13,15; 4Mo 12,10-12; Lk 22,31-34; Joh 21,15-19; 2Kor 1,3-7; 12,7-10; Hebr 12,5-12; 1Petr 5,10)

Die grundlegenden Fragen, die im Buch Hiob gestellt werden, spiegeln viele komplexe Fragen wider: Böses, Leiden, Gerechtigkeit, der Sinn und Wert des Lebens und die Frage, inwieweit Menschen Gott verstehen können. Diese Fragen sind universell, und das Buch ist ein Drama auf der Bühne der Erfahrungen eines einzelnen Menschen. Die Suche nach Antworten auf diese Fragen sollte Christen nicht hindern, ihren Verstand einzusetzen oder andere in ihrer Not zu trösten. Vielmehr sollte sie jeden dorthin führen, wo Hiob am Ende ankommt: Zur Demut und zur Ehrfurcht vor Gott.

 

Das Leid der Gerechten (Joh 9,3; vgl. Joh 11,4)

Mehrere mögliche Antworten auf die Frage nach dem Leid der Gerechten werden gegeben:

• Satan: Leid ist ein Mittel, mit dem man Gläubige dazu zwingen kann, sich von Gott abzuwenden – Das wurde widerlegt! (Hi 1,11; 2,4-5)

• Drei Freunde: Leid ist immer eine Strafe für Sünde (Hi 4,7-9; 8,3-6; 11,13-15)

• Hiob: Zuerst: Leid ist für die Gottlosen, nicht für die Gerechten. Später: Leid dient der Läuterung durch Gott (Hi 6,24; 7,20 23,1)

• Elihu: Leid dient zur Zurechtweisung und Züchtigung durch Gott (Hi 33,13-17.29.30)

• Gott: Es bestätigt sich, was Elihu sagt: „Über all sein Tun gibt er keine Antwort“. Gott spricht die Frage des Leides mit keiner Silbe an. Er verweist allein auf seine Souveränität (Hi 33,13)

 

Auch dem Volk Gottes widerfährt Leid. Immer wieder geschehen schlechte Dinge im Leben der Gläubigen, sodass niemand die Geistlichkeit einer Person aufgrund ihrer schmerzhaften Umstände oder ihrer Erfolge beurteilen kann. Inmitten des Leids sollte der Gläubige Gott nicht verlassen, sondern sich ihm nahen, sodass aus der Gemeinschaft mit ihm Trost erwächst, auch ohne eine Erklärung zu haben. Leid kann sehr stark sein, aber dass der Gerechten findet ein Ende und Gott wird es reichlich segnen.

 

Gebet, Fürbitte (Hi 42,8-9)

Am Ende gibt Gott Hiob einen Auftrag. Er setzt ihn als Beter bzw. Fürbitter ein (Hi 42,8). Die Freunde Hiobs tun, was Gott ihnen sagte, und Hiob tut es ebenfalls (Hi 42,9). Diese drei Männer, die selbst kein Gebet zustande brachten, werden gesegnet – durch den Beter Hiob. Gnade fließt in ihr Leben, weil es jemanden gibt, der beten kann. Es macht nichts, wenn dieser ein lange Zeit zerrissener und an Gott zweifelnder Beter ist. Wenn er nur mit Gott redet, reagiert Gott und beginnt zu segnen. Den Freunden wird vergeben und Hiob wird ein Neuanfang geschenkt. Mit einem Beter kann Gott etwas anfangen.

 

Bei Gott im Himmel passieren Dinge, von denen die Gläubigen nichts wissen – und dennoch haben sie Auswirkung auf ihr Leben.

 

Der große Widersacher (Hi 1,6)

Sollte Hiob das älteste Bibelbuch sein, ist die Vorstellung des großen Widersachers des Menschen, des Teufels, im ersten Kapitel wesentlich. Er wird in einfachen, unmissverständlichen Worten eingeführt, nicht als körperlose Macht des Bösen, sondern als Person, die Gott gegenübertritt, ausgestattet mit Gewalt über die Natur und beseelt von unstillbarem Hass gegen die Diener Gottes. Seine Feindschaft untersteht jedoch der genauen Überwachung durch Gott und wird durchwegs seinen Zielen dienstbar gemacht. Das sollen sich die Gläubigen vor Augen halten (2Kor 2,11).

 

Wer ist Satan?

Das Buch Hiob zeigt in den beiden Szenen im Himmel (Hi 1,6-12; 2,1-6) auf erschreckende Weise, was für einen Feind wir in Satan haben. Zunächst aber einige tröstliche Erkenntnisse:

• Satan kam vom „Durchstreifen auf der Erde“. Er ist nicht allgegenwärtig!

• Satan beklagt sich, dass Gott Hiob „eingezäunt“ habe. Er kann diesen Zaun nicht überwinden. Er braucht Gottes Zustimmung, um gegen Hiob zu handeln. Er ist nicht allmächtig!

• Satan schätzt Hiob völlig falsch ein. Er unterschätzt seinen tiefen Glauben. Er ist nicht allwissend!

 

Gott dagegen ist allgegenwärtig, allmächtig und allwissend. Er ist der Schöpfer, Satan sein Geschöpf.

 

Wir sehen, dass Satan ein gefallener Engelsfürst ist. Er hat noch Zutritt zum Thron Gottes im Himmel und betätigt sich dort als „Verkläger der Brüder“, da er die Gläubigen bei Gott verklagt. In Zukunft wird er aus dem Himmel geworfen. Die Prüfungen Hiobs zeigen etwas von der Macht, die Satan (wenn Gott es ihm zulässt) in der Schöpfung ausüben kann. Sein Name „Satan“, bedeutet Widersacher. Wir finden ihn im Alten Testament außerhalb von Hiob 1,2 nur noch in 1. Chronik 21,1 und Sacharja 3,1-2. Obwohl er offensichtlich keine Gedanken lesen kann, beobachtet er die Menschen seit Jahrtausenden und erfährt wohl fast alles, was auf der Erde geschieht. Wir müssen annehmen, dass er von überragender Intelligenz ist und die Menschen aus seinen Beobachtungen ziemlich gut kennt. Durch die Bibel kennen wir ihn allerdings auch: „seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2Kor 2,11). Gegen seine Angriffe haben wir den „Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“ (Eph 6,16).

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott, der den gerechten Schmerz zulässt

 

Befreier (Hi 33,27-28), Herrlich (Hi 37,22), Unsichtbar (Hi 23,8-9), Gerecht (Hi 4,17; 8,3; 34,12; 37,23), Liebend (Hi 7,17) Mächtig (Hi 5,9; 9,4.10; 26,14; 36,22; 40,9), Vorhersehend (Hi 1,21; 26,10; 37,9-13) Rechtschaffen (Hi 36,3), Unergründlich (Hi 11,7; 37,23), Weise (Hi 9,4; 11,11; 21,22; 23,10; 28,24; 34,21; 36,45; 37,16), Zornig (Hi 9,13; 14,13; 21,17)

 

Gott spricht mit jedem Menschen (mindestens) 3-Mal (Hi 33,29);

Gott kann durch Träume und Krankheiten Menschen vom Verderben abhalten (Hi 33,14-22).

 

Der Titel „El Schaddai“, was „der Allmächtige“ bedeutet, wird 31-Mal im Buch Hiob und 6-Mal im Buch 1. Mose verwendet, aber es kommt nirgendwo sonst in der Bibel vor. Diese Bezeichnung Gottes war den Patriarchen vertraut.

 

▪︎ Die Größe Gottes

Vom Vorwort bis zum Nachwort ist Hiob voll der Größe Gottes:

• Die Größe seines Wesen (Hi 42,1-5)

• Die Größe seiner Macht (Hi 1,6; 38,1ff)

• Die Größe seines Planes (Hi 1,6-7; 19,26.27)

• Die Größe seiner Ziele (Hi 1,8-12; 2,3)

• Die Größe seiner Kinder (Hi 1,20-22; 13,15; 23,10)

 

▪︎ Der Thronsaal Gottes (Hi 1–2)

Wie das letzte Buch der Bibel den Thron Gottes in Zeiten der Not schildert (vgl. Offb 4,5; 2,1), so lüftet dieses früheste Buch (entstanden vielleicht vor 1. Mose) ein wenig den himmlischen Schleier, um den Blick auf den Thronsaal Gottes freizugeben (1Kön 22,19-23; 2Chr 18,18-22). Jedes Mal geht es um Gottes völlige Souveränität und sein großes Anliegen für die Nöte und Sorgen der Menschen

 

Christus im Buch

Das Buch Hiob wirft viele Fragen hinsichtlich des Leidens auf. Während es schwierig ist, im Buch Hiob eine konkrete und befriedigende Antwort zu finden, ruht unsere Hoffnung auf Christus, der im Buch Hiob auf verschiedene Weise gesehen wird:

 

• Der Erlöser, der letzte Herrscher auf Erden, der Auferstandene: „Er wird sich aus dem Staub erheben“ (Hi 19,25-26);

• Der Gesandte, ein Mittler, ein Fürsprecher, der Sühnung erwirkt hat (Hi 33,23-24);

• Der treue Zeuge, als Fürsprecher bei Gott (Hi 16,19-21)

 

Hiob erkennt einen Erlöser an und betet um einen Mittler. Er weiß, dass er jemanden braucht, der das Geheimnis des „Leidens“ erklären kann, das nur in Christus beantwortet wird, der sich mit unserem Leiden identifiziert und letztlich sowohl die Anklagen Satans, die sich letztlich gegen Gott richten, beantwortet als auch ihn besiegt (Hebr 2,14-18; 4,15; Röm 8,32-34).

 

In seiner tiefen Verzweiflung sehnte sich Hiob nach einem „Schiedsmann“, um seine Sache vor Gott und den Menschen zu vertreten (Hi 9,32-33). In seiner Bestürztheit gegenüber den drei Freunden kommen auch vereinzelte „Glaubenstiefen“ in Hiob zum Vorschein. In Hiob 16,19 beruft er sich auf seinen „Fürsprecher in der Höhe“, in Hiob 19,25 auf den „Erlöser“, der ihm Rechtfertigung vor Gott bringen würde. Er wusste nicht von dem Erlöser, den Gott senden würde, doch sehnte er sich nach ihm und nahm ihn im Glauben in Anspruch. Das Leid Hiobs ist zugleich Schattenbild auf das Leben Christi, der vom Vater vollkommen erfunden, vom Satan gehasst und bekämpft, von seinem eigenen Volk verleumdet und in tiefstes Elend gestoßen wurde. Er nahm dieses Elend auf sich, um den Elenden zu erreichen und zum Schiedsmann und Erlöser für sein Volk zu werden (Phil 2).

 

Inhalt & Themen

Das Buch der Frage nach Gottes Gerechtigkeit angesichts des Leides: der gottesfürchtige verliert alles, aber sein Glaube bewährt sich.

 

▪︎ Kernaussage: Gott lässt menschliches Leid für seine eigenen Zwecke zu.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Gottes Gebrauch von Trauer und Satan zur Stärkung seiner Kinder. Warum muss der Gerechte leiden? Gottes Gebrauch von Leiden zum Wachstum der Gläubigen. Die Hoffnung im Leiden der Erlösten. 

 

Hauptzweck des Buches ist zu zeigen, wo Gott Not als Erziehungsmittel verwendet. Das Buch zeigt, was Gottes Allmacht und was wahrer Glaube ist. Seine Kernfrage: Warum muss der Gerechte leiden? Diese auch in den Psalmen (besonders Ps 73) aufgeworfene Frage wird oft zur schweren Anfechtung. Wieso muß der Gerechte leiden und der Gottlose wird nicht bestraft, obwohl er es verdient hätte? Das Buch Hiob hilft uns folgendes zu verstehen: Satan kann uns nicht finanziell oder körperlich zerstören, wenn Gott dies nicht zulässt. Gott hat die Macht über das, was der Teufel tun und nicht tun kann. Es liegt außerhalb unserer menschlichen Fähigkeit zu verstehen, „warum“ es all das Leiden auf der Welt gibt. Die Bösen werden das bekommen, was sie verdienen. Wir können nicht immer unser Leiden und unsere Sünde auf unseren Lebensstil schieben. Leiden wird manchmal in unserem Leben erlaubt, um unsere Seele zu reinigen, prüfen, lehren und stärken. Gott ist dennoch genug und ausreichend, verdient und wünscht unsere Liebe und Ehre in allen Lebensumständen. Das Buch Hiob erfreute sich, seines seelsorgerlichen Tones und Inhalte wegen, seit jeher höchster Wertschätzung.

 

 

Mit dem Buch Hiob beginnen die in dichterischer Form niedergeschriebenen Poesie & Weisheitsbücher des Alten Testament. Das Buch Hiob ist als unvergleichliches literarisches Kunstwerk bezeichnet worden. Die häufig zitierte Aussage von Thomas von Caryle ist nur ein Beispiel dafür: „Mir scheint, dass kein biblisches oder nichtbiblisches Buch geschrieben wurde, das ähnlichen literarischen Ruhm verdient“.

 

Struktur des Buches: Das Buch zerfällt ganz organisch in fünf Teile: Es beginnt mit Geschichte, einer Schilderung Hiobs und seines Unglücks. Es endet mit Geschichte, einer Schilderung Hiobs und seines Glücks. Dazwischen liegen drei längere Abschnitte mit Reden: Zuerst die Reden und Gegenreden Hiobs und seiner Freude, sodann die Reden Elihus und schließlich die Reden Gottes. Anfang und Ende des Buches sind beschreibende Prosa; die drei Mittelteile des Buches sind in poetischer Sprache verfasst: Die beiden einführenden Kapitel sind in Prosa (nüchterner Erzählstil) geschrieben worden. Ab Kapitel 3 beginnt ein langer poetischer (dichtkünstlerischer) Abschnitt (Hi 3,1–42,6), wobei der Schluss (Hi 42,7-17) wieder in Prosa geschrieben ist.

 

Das umfangreiche Buch Hiob besteht aus 42 Kapiteln, die sich auf drei Hauptthemen konzentrieren:

 

Der erste Abschnitt umfasst die Kapitel 1–2, in denen Hiob als ein gottesfürchtiger Mann vorgestellt wird (Hi 1,1-5). Dennoch erlaubt Gott dem Satan, Hiob alles zu nehmen. Satan stellt Hiob zunächst auf die Probe, indem er ihm seinen Besitz und seine Kinder nimmt (Hi 1,13-22). Als Hiob daraufhin nicht sündigt, bittet Satan darum, Hiob erneut anfechten zu dürfen. Satan greift dann Hiobs Gesundheit an, so dass er Schmerzen hat und sogar seine eigene Frau ihm sagt, er solle Gott verfluchen und sterben. Hiob weigert sich immer noch, zu sündigen. Seine Freunde sind schockiert über seinen Zustand und beschuldigen Hiob, er habe sich etwas zu Schulden kommen lassen, was die Ursache für seine Probleme sei.

 

Der zweite große Abschnitt umfasst die Kapitel 3–37. Die drei Freunde Hiobs diskutieren abwechselnd mit ihm über dessen Leiden. Dieser Abschnitt umfasst fünf verschiedene Zyklen: Kapitel 3–14, Kapitel 15–21, Kapitel 22–26, Hiobs letzte Verteidigung in den Kapiteln 27–31 und Elihus Reden in den Kapiteln 32–37. Diese Abschnitte sind in erster Linie eine Debatte zwischen Hiob und seinen Freunden, die darauf bestehen, dass sein Leiden seine eigene Schuld sein muss. Hiob bestreitet dies zwar vehement, aber er hadert auch mit seinem Zustand und fragt sich, warum Gott dies zulässt.

 

Der dritte große Abschnitt umfasst die Befreiung durch Gott und umfasst die Kapitel 38–42. Nach all den Debatten und Diskussionen spricht Gott schließlich zu Hiob (Hi 38,1–40,2), Hiob antwortet (Hi 40,3-5), und Gott gibt eine zweite Antwort (Hi 40,6–41,34). Danach richtet Hiob sich selbst, während Gott seine drei Freunde zurechtweist (Hi 42,1-9). Das Buch endet damit, dass Gott Hiobs Familie, seinen Reichtum und sein langes Leben wiederherstellt, einschließlich des doppelten Segens, den er vor seiner Leidenszeit hatte (Hi 42,10-17).

 

Das Buch ist über die Jahrhunderte ein großer Trost für leidende Gläubige gewesen und zeigt ihnen, dass Gott manchmal Leiden zur Läuterung und Zubereitung zulässt und in seinem souveränen Handeln immer gerecht bleibt. Es enthält wichtige Hinweise auf Gottes Erlösungsplan: Um vor Gott gerecht dazustehen, braucht der sündige Mensch einen Mittler (Hi 9,33), einen Bürgen/Fürsprecher/Zeuge (Hi 16,19) und einen Erlöser (Hi 19,25), und das alles findet er allein in Christus.

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Das Buch Hiob erinnert uns daran, dass im Hintergrund ein „kosmischer Konflikt“ herrscht, über den wir normalerweise nichts mitbekommen. Oft fragen wir uns, warum Gott etwas erlaubt und wir zweifeln Gottes Güte an, ohne dass wir das ganze Bild sehen. Das Buch Hiob lehrt uns, Gott unter allen Umständen zu vertrauen. Wir müssen Gott vertrauen, nicht nur dann, WENN wir nicht verstehen, sondern WEIL wir nicht verstehen. Im Psalm 18,31: „Gottes Wege sind vollkommen...“ Wenn Gottes Wege „vollkommen“ sind, dann können wir darauf vertrauen, dass was auch immer Er tut – und was auch immer Er erlaubt – auch vollkommen ist. Das erscheint für uns nicht möglich zu sein, aber unser Verstand ist nicht Gottes Verstand. Es ist richtig, dass wir nicht erwarten können Gottes Verstand perfekt zu verstehen, daher erinnert Er uns: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes 55,8-9). Nichtsdestotrotz ist es unsere Verantwortung Gott zu gehorchen, Ihm zu vertrauen und sich Seinem Willen unterzuordnen, ob wir es verstehen oder nicht.

 

Das Buch Hiob antwortet auf die Fragen, welche nicht unmittelbar selbst verschuldete Leiden des Gerechten aufwerfen. Die Antwort auf solche Fragen gibt ein neutestamentlicher Autor: Jakobus. Er sagt, dass wir am Ende, das der Herr dem Hiob bestimmt hatte, begreifen, wozu alles Leiden dienen muss (Jak 5,11 „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“). So ist, denn die Botschaft des Buches Hiob – vielleicht etwas unterwartet – die Hoffnung des Erlösten.

 

In dem Buch Hiob wird eindeutig gezeigt, dass Leiden nicht immer Strafe sind. Dies war zur Zeit des Alten Testament wie überhaupt im altorientalischen Kulturkreis oft die übliche Meinung. Sie können auch Läuterungsleiden (Ansicht Elihus) und Bewährungs- bzw. Prüfungsleiden sein (Vor- und Nachbericht). Im Neuen Testament wird dieser Gedanke von Petrus wieder aufgegriffen (1Petr).

 

Das Buch zeigt, dass man im Leiden den Sinn von Läuterung und Erziehung finden kann. Letztlich bleiben dies jedoch vorletzte Antworten. Die letzte Antwort jedoch kann nicht vom Verstand oder im Sinne menschlicher Gerechtigkeit gefunden werden. Sie wird vom Herzen erfahren: „Aber nun hat mein Auge dich gesehen!“ (Hi 42,5).

 

Menschliche Leiden finden auf dem Hintergrund von Einflüssen aus der unsichtbaren Welt statt. Nicht Gott schickt das Leid, sondern der Satan, allerdings mit Gottes Zulassung und in den von Gott gesetzten Grenzen. War die Frage im Alten Testament oft: „Wie kann ein Mensch gerecht sein, wenn er leiden muß?“ (Leiden als Strafe Gottes verstanden ließe ja den Rückschluss auf Sünde zu), so ist sie im Neuen Testament eher „wie kann ein Mensch in Jesu Bild verändert werden ohne Leiden“ (Antwort: das geht nicht! Vgl. Röm 8,17; Phil 3,10 u.a.). 

 

Manche betrachtet das Fehlen von Anfechtung und Leid als ein Indiz für ein falsches Verhältnis zu Jesus. Man meint, dass der gar nicht vom Leiden Heimgesuchte wohl dem Satan kein Dorn im Auge wäre und demnach nicht zum Reiche Gottes gehören könnte.

 

Zu beachten: Das Leiden, das im Neuen Testament in oben genannten Zusammenhängen gemeint ist, ist das Leid als Christ um Jesu willen.

 

Zur des Alten Testament gilt grundsätzlich: Gott segnet den Gerechten, der ihm gehorsam dient, mit irdischen Gütern! (Vgl. 5Mo 28). Das Aufbegehren Hiobs und sein Ringen mit Gott sind auf diesem Hintergrund zu betrachten.

 

Wissenswertes

Ein ganzes Bibelbuch beschäftigt sich mit Hiob, dem weltweit gerechtesten Menschen seiner Zeit

 

 

Das Buch Hiob ist eines der beiden tragischsten Bücher der Bibel. Das andere Buch ist das Buch der Klagelieder. Auch dieses Buch hat Leiden als Hauptthema. Der Unterschied besteht darin, dass es in den Klageliedern um das Leiden eines ganzen Volkes geht, während es im Buch Hiob um das Leiden einer Person geht.

 

 

Das Buch Hiob gibt Einblicke in das Wirken des Satans

 

 

Das Buch Hiob gibt Einblick in das Rätsel des Leidens, das Gott in seiner Regierung über jemanden verursacht, ohne dieses Rätsel selbst zu lösen. Es geht um Fragen wie:

1. Warum leiden gottesfürchtige Gläubige?

2. Wenn Gott Liebe ist – und Er ist es! – Warum lässt er zu, dass die Seinen von Widrigkeiten betroffen sind?

3. Wie ist das Leiden der Gerechten mit der Gerechtigkeit Gottes vereinbar?

4. Wie steht es um die Verdorbenheit des Menschen; die Frage nach der Rechtfertigung des Menschen (Hi 9,2; 25,4-6; vgl. Ps 130,3; Römerbrief)

 

 

▪︎ Die siebenfache Prüfung Hiobs

1. Überfall der Sabäer – Knechte, Rinder, Esel

2. Feuer Gottes vom Himmel – Knechte, Kleinvieh

3. Überfall der Chaldäer – Knechte, Kamele

4. Einsturz des Hauses – Kinder, Haus

5. Geschwüre – Gesundheit

6. Reden seiner Frau – Beistand seiner verbliebenen Gefährtin

7. Reden seiner Freunde – Trost und Verständnis

 

 

▪︎ Hiobs körperliche Leiden

• nicht nachlassende Schmerzen (Hi 30,17)

• tiefer Schmerz (Hi 2,13)

• quälende Schmerzen (Hi 3,24)

• hohes Fieber (Hi 30,3)

• Schlaflosigkeit (Hi 7,4)

• Wahnvorstellungen (Hi 7,14)

• Appetitlosigkeit (Hi 3,24; 6,6-7)

• ekelhafter Mundgeruch (Hi 19,17)

• enormer Gewichtsverlust (Hi 33,21)

• körperlicher Zusammenfall (Hi 16,6; 17,7; 19,20)

• schwerer Juckreiz, Hautreizungen (Hi 2,7-8)

• von Wurm und Schorf befallenes Fleisch (Hi 7,5)

• schmerzhafte Geschwüre von Kopf bis Fuß (Hi 2,7.13; 30,17)

• beständig eiternde Geschwüre (Hi 7,5)

• schwarz werdende Haut (Hi 30,3)

• zerfallende Haut (Hi 13,28; 30,30)

• Zahnausfall (Hi 19,2)

 

 

▪︎ Die vier Freunde Hiobs

1. Eliphas: „So wie ich es gesehen habe...“ (Hi 4,7-9; 5,27): seine eigene langjährige Erfahrung; Hi 4,12-21: Vision. Er war der Älteste;

2. Bildad: die früheren Generationen (Hi 8,8-10): Tradition. Er repräsentiert das mittlere Alter;

3. Zophar: Alles klar, so und so ist es (Hi 11; 20): überzeugt von seinem eigenen scharfen Urteil. Er war der jüngste der drei;

▸ Hi 42,7-9: Alle drei lagen falsch!

4. Elihu: Gott erzieht durch Leiden (Hi 33). Er war der allerjüngste und hatte sich deswegen zurückgehalten bis zum Ende der Diskussionen (Hi 32,4-6)

 

 

▪︎ Die Person des Elihu

Elihu ist für uns ein praktisches Beispiel für eine gute Gesprächsführung:

• Er hört seinen Gesprächspartnern zu und greift ihre Argumente auf;

• Er hat (als Jüngster) Respekt vor den Älteren. Er übt Zurückhaltung und wartet ihre Beiträge zunächst ab (Hi 32,6);

• Er eifert für Gottes Ehre. Das Missverständnis der drei Freunde und die falschen Schlüsse Hiobs sind für ihn deshalb unerträglich (Hi 36,3);

• Er versucht nicht eine Seite mehr als die andere zu stützen, sondern verurteilt beide Seiten gleichermaßen (Hi 32,2-3);

• Er schmeichelt niemandem;

• Er redet nicht, damit er eine Diskussion gewinnt, sondern um Menschen zu gewinnen. Er will Hiob helfen, mit Gott ins Reine zu kommen; er stellt sich nicht über ihn (Hi 32,21-22);

• Er wird vom Heiligen Geist geleitet und getrieben und weiß sich von Gott abhängig (Hi 32,7-8; 33,4);

• Er redet im Sinn und Auftrag Gottes und bereitet dessen unmittelbares Reden vor. Damit nimmt er die Funktion eines Priesters oder Mittlers ein (Hi 37,14);

• Er wird von Gott nicht für sein Reden getadelt (Hi 42,7).

 

 

▪︎ Die Beziehung zum Buch Ester

Das letzte Geschichtsbuch und das erste poetische Buch zeigen mehrere auffallende Gemeinsamkeiten und Gegensätze auf:

• Beide Bücher sind Dramen: Ester ist ein erzählendes und Hiob ein poetisches Drama. Ester erlebte einen rasanten Aufstieg, um Gott und seinem Volk zu dienen. Hiob erlebte einen rasanten Abstieg, um Gott und seinem Volk zu dienen;

• Beide Bücher stellen auf besondere Weise die Erhabenheit Gottes dar: Ester Gottes erhabene Zuwendung in Zeiten der Not, Hiob Gottes erhabenen Zweck in Zeiten der Not;

• Beide sind eingebettet in den kosmischen Kampf zwischen Gott und dem Satan: In Ester spielt sich der Kampf auf der internationalen oder politischen Ebene ab. Bei Hiob spielt sich der Kampf auf der interpersonalen oder persönlichen Ebene ab;

• Beide entlarven die Tücken des Satans, um Gottes Volk zu vernichten: In Ester wird das Volk Gottes vor den Tücken des Satans errettet. In Hiob wird ein Mann Gottes gegen die Tücken des Satans hindurchgerettet;

• Beide beschreiben kosmische Niederlagen des Satans gegen Gott: In Ester misslingt ihm die Vernichtung des auserwählten Volkes Gottes. In Hiob misslingt ihm die Vernichtung des Glaubens Hiobs, dessen Anbetung sich als echt und selbstlos erweist.

 

 

▪︎ Prophetische Skizze

Die Prüfung Hiobs ist ein Vorbild der großen Drangsal, mit der Israel geprüft werden wird. Folgende Punkte können beispielsweise verglichen werden:

• Der gläubige Überrest Israels wird von Gott beschützt bzw. umzäunt (Hi 1,10; Ps 107,36–38; Joel 1–2);

• Die große Drangsal bricht sehr plötzlich darüber herein (Hi 1–2; Mt 24,15ff; Joel 1–2);

• Der Feind erscheint als mächtiges Tier aus dem Meer und aus der Erde (Hi 40–41; Offb 13);

• Das Gespräch Hiobs mit seinen Freunden zeigt etwas von dem Zweifel der Gläubigen an der Gerechtigkeit Gottes (Hi 3–37; Offb 6,10);

• Am Ende der Drangsalszeit wird Gott im Sturm erscheinen (Hi 38,1; Sach 14,3; Nah 1,3–6; Mt 24,29);

• Der gläubige Überrest wird Ihn anschauen und in Staub und Asche Buße tun (Hi 42,5-6; Sach 12,10ff);

• Gott wird die Gefangenschaft seines Volkes wenden (Hi 42,10; Joel 4,1; Am 9,14);

• Er wird sein Volk vollkommen segnen (Hi 42,10ff; Jes 61,6-7);

• Alle werden Israel trösten (Hi 42,11; Jes 40,1)

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

1. Hiob wird geprüft (Hi 1,1–2,13)

2. Die Reden der drei Freunde Hiobs (Hi 3,1–31,40)

3. Die Rede Elihus (Hi 32,1–37,24)

4. Gott antwortet Hiob (Hi 38,1–41,26)

5. Gott wendet Hiobs Schicksal (Hi 42,1-17)

 

Detaillierte Gliederung

1. Hiobs Unglück (Hi 1,1–2,13)

▪ Hiobs Lebensumstände (Hi 1,1-5)

▪ Hiobs Schicksalsschläge (Hi 1,6–2,10)

 • Satans Auftrag (Hi 1,6-11)

 • Gottes Erlaubnis (Hi 1,12-22)

 • Satans Beharrlichkeit (Hi 2,1-6)

 • Hiobs Geduld (Hi 2,7-10)

▪ Hiobs Tröster (Hi 2,11-13)

 

2. Die Dialoge mit Hiob (Hi 3,1–42,6)

▪ Hiobs Klage (Hi 3,1-26)

▪ Eliphas erste Rede (Hi 4,1–5,27)

▪ Hiobs Antwort an Elifas (Hi 6,1–7,21)

▪ Bildads erste Rede (Hi 8,1-22)

▪ Hiobs Antwort an Bildad (Hi 9,1–10,22)

▪ Zophars erste Rede (Hi 11,1-20)

▪ Hiobs Antwort an Zofar (Hi 12,1–14,22)

▪ Eliphas zweite Rede (Hi 15,1-35)

▪ Hiobs zweite Antwort an Elifas (Hi 16,1–17,16)

▪ Bildads zweite Rede (Hi 18,1-21)

▪ Hiobs zweite Antwort an Bildad (Hi 19,1-29)

▪ Zophars zweite Rede (Hi 20,1-29)

▪ Hiobs zweite Antwort an Zofar (Hi 21,1-34)

▪ Eliphas dritte Rede (Hi 22,1-30)

▪ Hiobs dritte Antwort an Elifas (Hi 32,1–24,25)

▪ Bildads dritte Rede (Hi 25,1-6)

▪ Hiobs dritte Antwort an Bildad (Hi 26,1-14)

▪ Hiobs letzte Antwort an seine Freunde (Hi 27,1–31,40)

 • Eine Unschuldsbeteuerung (Hi 27,1-23)

 • Eine Erklärung über die Weisheit (Hi 28,1-28)

 • Ein Panorama seines Lebens (Hi 29,1–31,40)

▪ Elihus Reden (Hi 32,1–37,24)

 • Seine erste Rede (Hi 32,1–33,33)

 • Eine zweite Rede (Hi 34,1-37)

 • Seine dritte Rede (Hi 35,1-16)

 • Seine vierte Rede (Hi 36,1–37,24)

▪ Gottes Reden (Hi 38,1–42,6)

 • Gottes erste Rede; Sein Wissen (Hi 38,1–40,2)

 • Hiobs weise Stille (Hi 40,3-5)

 • Gottes zweites Reden; Seine Macht (Hi 40,6–41,26)

 • Hiobs Buße (Hi 42,1-6)

 

3. Die Befreiung Hiobs (Hi 42,7-17)

▪ In Bezug auf seine Freunde (Hi 42,7-9)

▪ In Bezug auf seine Familie (Hi 42,10-17)

 

Zitate im Neuen Testament

Ein Zitat kann sich auf ein direktes Zitat oder eine sinngemäße Wiedergabe des Textes (Paraphrase) sowie auf eine anderen Version des Alten Testaments beziehen.

 

Hiob 5,13 – 1Kor 3,19


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen