Philipper 3,17-18
„17 Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt! 18 Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch mit Weinen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind.“
Gedanken von Dietrich Bonhoeffer haben viele inspiriert, über die wahre Natur des Glaubens nachzudenken.
Heute hat die Sünde ein neues Vokabular erhalten. In vielen Gemeinden hört man nicht mehr „Tue Buße!“, sondern „Finde dich selbst“. Was früher klar als Sünde benannt wurde, heißt nun Schwäche, Wunde, Trauma oder Prozess. Diese weichgespülte Sprache soll das Ego nicht verletzen, aber sie verschleiert die Bedeutung des Kreuzes.
Denn wenn der Mensch nicht krank ist, braucht er keine Heilung. Wenn er nicht verloren ist, braucht er keine Rettung. Wenn er kein Sünder ist, dann ist Christus vergeblich gestorben.
Das Kreuz ist kein Symbol, sondern ein Urteil
Das größte Problem ist nicht die offensichtliche Sünde, sondern die Sünde, die sich als etwas Gutes ausgibt – als Authentizität, Selbstverwirklichung oder Selbstausdruck. Wenn die Gemeinde aufhört, das zu konfrontieren, was Gott konfrontiert, wird sie mitschuldig an dem, was er vernichten will.
Das Kreuz wurde nicht wegen kleiner moralischer Fehler errichtet. Es war das endgültige Urteil Gottes über die menschliche Rebellion. Jeder Nagel, jeder Blutstropfen, jeder Schrei Jesu auf Golgatha verkündete eine Realität: Der Mensch hat gesündigt, und diese Sünde forderte den Tod.
Wenn die Gemeinde die Sünde verharmlost, erklärt sie indirekt, dass das Kreuz übertrieben war, dass Golgatha eine überflüssige Reaktion war. Doch Christus starb nicht für Nebensächlichkeiten, sondern weil wir uns gegen Gottes Heiligkeit aufgelehnt haben.
Blut, nicht Blumen
Das Kreuz war kein Ort für Metaphern oder schöne Worte. Es war der Ort, an dem das alte Leben starb. Und jedes Mal, wenn Gemeinden den Sünder trösten wollen, ohne ihn zur Buße zu rufen, ersetzen sie die Nägel des Kreuzes durch Blumen. Doch Blumen retten nicht. Süße Worte reinigen keine Seele. Nur das Blut Christi kann Sünde auslöschen.
Das Kreuz wurde nicht für seelische Erleichterung errichtet, sondern um die Verdammnis zu überwinden. Es tötet den alten Menschen, es konfrontiert Stolz und Selbstherrlichkeit.
Wenn das Evangelium verwässert wird
Ein Evangelium, das die Schwere der Sünde verschweigt, predigt keinen Retter, sondern nur einen Inspirator. Es spricht von einem Christus, der umarmt, aber nicht verwandelt. Doch das ist nicht der Christus der Schrift.
Das Kreuz wurde nicht gegeben, um als Schmuckstück getragen zu werden. Es war und ist das Werkzeug des Todes, Tod des Egos, Tod der Sünde, Tod des alten Lebens. Wo diese Wahrheit fehlt, bleibt nur Religion, aber keine Erlösung.
Gnade ist kostenlos, aber nicht billig
Die Gnade Gottes ist das größte Geschenk des Himmels. Sie ist kostenlos, aber sie ist nicht billig. Sie vergibt nicht ohne Buße, sie verwandelt nicht ohne Hingabe, sie heiligt nicht ohne Heiligkeit.
Wahre Gnade deckt Sünde nicht zu, sie deckt sie auf, um sie zu reinigen. Sie sagt nicht: „Du bist in Ordnung, wie du bist.“ Sie ruft: „Steh auf, nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach!“
Eine Gnade, die nicht zerbricht, ist keine biblische Gnade. Eine Gnade, die nicht zur Umkehr führt, ist Selbsttäuschung.
Heiligkeit und Heiligung: Die vergessene Botschaft
Wenn es zwei Wörter gibt, die in vielen Gemeinden kaum noch vorkommen, dann sind es Heiligkeit und Heiligung. Nicht, weil sie vor Gott an Bedeutung verloren hätten, sondern weil sie in unserer Kultur unbequem klingen.
Heiligkeit ist das ureigene Wesen Gottes, Licht, Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Kraft in vollkommener Reinheit. Sie bedeutet Absonderung von allem, was Gott entehrt, und ungeteilte Hingabe an ihn allein. Ohne Heiligkeit gibt es keine echte Gemeinschaft mit Gott, denn „ohne sie wird niemand den Herrn sehen“ (Hebr 12,14).
Heiligung ist der von Gott gewirkte Prozess, durch den wir Anteil an seiner Heiligkeit bekommen. Sie beginnt mit der Errettung, setzt sich durch den Heiligen Geist, das Wort Gottes und den Glauben fort und verwandelt uns Schritt für Schritt in das Ebenbild Christi. Heiligung ist kein äußerliches Regelwerk, sondern ein Lebensstil der Hingabe, getragen von Gottes Gnade.
Die Bibel bleibt eindeutig: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1Petr 1,16). Heiligkeit ist kein Sonderweg für besonders Fromme, sondern der sichtbare Beweis echter Neugeburt. Und Heiligung ist der Weg, auf dem diese Heiligkeit in unserem Leben Gestalt gewinnt.
Eine Gemeinde, die Heiligkeit verschweigt und Heiligung nicht lehrt, produziert Konsumenten statt Jünger und Nachfolger, Show statt Gegenwart, Religion statt Verwandlung und Nachfolge.
Der Heilige Geist ist heilig
Der Geist Gottes lässt sich nicht manipulieren durch Lieder, Atmosphäre oder Strukturen. Er wohnt dort, wo Ehrfurcht, Wahrheit und Hingabe sind. Wo Sünde toleriert wird, zieht er sich zurück.
Darum sind so viele Gottesdienste laut, aber geistlich leer. Viel Emotion, aber wenig Veränderung. Viel Aktivität, aber wenig Frucht. Der Geist Gottes kommt nicht durch Performance, sondern durch Buße.
Das Kreuz im Zentrum
Eine Gemeinde ohne Kreuz ist ein Volk ohne Erlösung. Das Kreuz ist die Grenze zwischen Rettung und Verdammnis. Es ist der Altar, an dem das „Ich“ stirbt und Christus regiert.
Am Ende zählt nicht, wie modern oder attraktiv unsere Botschaft war. Es zählt, ob wir das Kreuz klar verkündet haben. Denn ohne Blut gibt es keine Vergebung, ohne Kreuz keine Nachfolge, ohne Tod kein neues Leben.
Feinde des Kreuzes
Paulus warnt in Philipper 3,17-18 eindringlich: „Viele wandeln … dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind.“
Bemerkenswert ist, dass er nicht sagt, sie seien Feinde Christi, sondern Feinde des Kreuzes. Das bedeutet: Solange Menschen von Jesus das bekommen, was sie wollen, Trost, Segen, Hilfe, nennen sie sich seine Freunde. Doch wenn das Kreuz ins Spiel kommt, wenn es um Verzicht, Hingabe und das Sterben des eigenen Ichs geht, ziehen sie sich zurück.
Der wahre Prüfstein der Nachfolge ist nicht, ob wir die Gaben Christi annehmen, sondern ob wir bereit sind, mit ihm den Weg des Kreuzes zu gehen. Wer das Kreuz meidet, mag Christus bekennen, doch er widersetzt sich seinem eigentlichen Werk, der Verwandlung des alten Menschen.
Was das Kreuz in uns bewirken muss
Das Kreuz ist nicht nur ein Symbol unseres Glaubens, sondern Gottes Instrument, um unser Leben radikal zu verändern. Es geht nicht darum, ein äußeres Zeichen zu tragen, sondern dass das Kreuz in uns eine innere Wirkung entfaltet. Paulus schreibt in Galater 5,24: „Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten.“
Das bedeutet: Wer wirklich zu Christus gehört, muss bereit sein, das eigene Fleisch – die alte, rebellische Natur – ans Kreuz zu bringen. Unser Problem liegt nicht in erster Linie außerhalb von uns, sondern in uns selbst. Das Fleisch widersteht Gottes Willen. Es kann nicht gebessert oder religiös diszipliniert werden, sondern er muss durch das Kreuz außer Wirksamkeit gesetzt werden (vgl. Röm 6,6).
● Das Kreuz bewirkt Befreiung:
Vom Ich: Unser Stolz und Eigenwille müssen sterben.
Vom Fleisch: Die Werke der Unreinheit, Zwietracht und Maßlosigkeit verlieren ihre Macht.
Von der Welt: Ihre Werte und Verlockungen verlieren ihre Anziehungskraft.
Doch dieser Prozess ist nicht schmerzlos. Wer sein Fleisch kreuzigt, erfährt Leiden, nicht als Strafe, sondern als Heilung. Eine Kreuzigung geht nicht ohne Schmerzen vonstatten. Aber dieser Schmerz ist zeitlich begrenzt, während die Freiheit, die daraus entsteht, bleibend ist.
Das Kreuz in uns bedeutet: Wir hören auf, den Lüsten der Menschen zu leben, und beginnen, im Willen Gottes zu wandeln (1Petr 4,1-2). Nur so wird das Kreuz nicht zur äußeren Dekoration, sondern zur inneren Kraftquelle, die unser Leben verwandelt.
Schlussgedanke: Zurück zum Kreuz
Wir leben in einer Zeit, in der das Evangelium oft gezähmt, entschärft und angepasst wird. Aber ein Kreuz ohne Blut ist nur Holz. Ein Christus ohne Kreuz ist nur ein Morallehrer. Und ein Evangelium ohne Opfer ist nur Philosophie.
Das wahre Evangelium ist hart, weil es unser Ego tötet, aber es ist voller Gnade, weil es uns neues Leben schenkt. Deshalb muss die Gemeinde zurück zum Kreuz. Nicht als Symbol, sondern als Zentrum. Nicht als Dekoration, sondern als Realität.
Denn das Kreuz ist nicht nur Geschichte. Es ist die einzige Hoffnung.
Falls Sie durch unseren Dienst und diesen Beitrag gesegnet wurden, oder uns einfach unterstützen möchten, können Sie Ihre Dankbarkeit und Wertschätzung in Form einer finanziellen Segnung ausdrücken, worüber wir uns sehr freuen und äußerst dankbar sind.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen