Prediger – Das Buch von der Suche nach dem Lebenssinn


Prediger 6,12

Denn wer weiß, was für den Menschen gut ist im Leben, während der gezählten Tage seines nichtigen Lebens, die er wie ein Schatten verbringt? Wer will dem Menschen sagen, was nach ihm sein wird unter der Sonne?


Stellung im Kanon

Das 21. Buch der Bibel

Das 21. Buch im Alten Testament

Das 4. Buch der Poesie & Weisheitsbücher

 

Einordnung

Das Buch Prediger ist das 21. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 4. Buch im dritten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Poesie & Weisheitsbücher bezeichnet wird. Innerhalb der Schriften gehört das Buch Prediger zu den sogenannten „fünf Festrollen“ (hebr. Chamesch Megillot), die an bestimmten Festen im Tempel vorgelesen wurden. Prediger ist die vierte Festrolle und dem sogenannten Laubhüttenfest (Sukkot) zugeordnet, das am 15. Tag im Monat Tischri (September–Oktober) gefeiert wird. Auch heute noch wird das Buch Prediger traditionell öffentlich am Schabbat der Sukkotwoche, dem Laubhüttenfest, in der Synagoge gelesen. Der Grund, warum dieses Buch mit diesem Tag in Verbindung gebracht wird, ist relativ einfach. Das Laubhüttenfest ruft Israel dazu auf, sich an seine Wüstenwanderung zu erinnern, und verlangt von den Menschen, eine Woche lang in provisorischen Unterkünften (Laubhütten) zu leben. Prediger weist auch auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Außerdem ist das Laubhüttenfest das fröhlichste aller Feste. Man aß, trank und war fröhlich und genau das hält der Prediger für erstrebenswert (Pred 5,17). Die anderen Megillot (pl., sg. Megilla; Schriftrolle) sind in der Reihenfolge ihres Erscheinens Rut, Hohelied, Klagelieder sowie Ester und sind jeweils den wichtigen Festen Passahfest (Pessach), Wochenfest (Schawuot), Fasten des 5. Monats (Tischa be-Ab) und dem Fest der Lose (Purim) zugeordnet. Im Bibelkanon folgt Prediger dem Buch Sprüche und liegt hinter Hohelied.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch Prediger zur dritten Kanongruppe (Ketuvim = Schriften) gezählt, die in die drei poetische Bücher (hebr. Sifrei Emet), die fünf Schriftrollen (hebr. Hamesch Megillot) sowie die übrigen Bücher unterteilt wird. Hier steht Prediger innerhalb der Ketuvim an 6. und unter den fünf Schriftrollen an 3. Stelle.

 

Umfang

| 12 Kapitel | 222 Verse | 5.579 Wörter | Pred / Koh |

 

Titel

Hebräisch: Kohelet (קֹהֶלֶת‎)

Griechisch: Ekklesiastes (Ἐκκλησιαστής)

Latein: Ecclesiastes

Englisch: Ecclesiastes

Deutsch: Prediger / Kohelet; der Prediger Salomo

 

 

Der hebräische Titel des Buches lautet „Kohelet“ und bedeutet „Versammler“ oder „Gemeindeleiter“ und wird von „kahal“ mit der Bedeutung „versammeln“ bzw. „eine Versammlung einberufen“ abgeleitet. Gemeint ist jemand, der eine Versammlung einberuft und zu ihr spricht (Pred 1,1.2.12; 7,27; 12,8.9.10). Während der Begriff „Kohelet“ sich sonst nirgendwo in der Bibel befindet, ist es im Prediger 7-Mal zu finden: 3-Mal am Anfang, 1-Mal in der Mitte und 3-Mal am Ende des Buches.

 

Der griechische Titel in der Septuaginta (Abk. LXX) – die älteste Übersetzung des Alten Testaments in die griechische Sprache – lautet „Ekklesiastes“, was vom Wort „Versammlung“ abgeleitet wird und „Prediger“ (Redner in einer Volksversammlung) bedeutet.

 

In der Vulgata – der lateinischen Übersetzung der Bibel – lautet der Titel „Ecclesiastes“.

 

In deutschsprachigen Bibeln wird der Titel „Prediger“ oder „Kohelet“ verwendet. Da die Überschrift in Prediger 1,1 lautet: „Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem“, hat man den Titel erweitert und nennt das Buch auch „der Prediger Salomo“.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch Salomo um ca. 940–931 v. Chr.

 

Das Buch Prediger gibt an, dass es sich um „Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem handelt (Pred 1,1.12.16). Diese Angabe und die Beschreibung des luxuriösen und manchmal rücksichtslosen Lebensstil, des Verfassers (Pred 2,1-16) deuten auf Salomo als Verfasser des Buches hin. In diesem Fall wurde das Buch Prediger wahrscheinlich in den späteren Jahren von Salomos Leben geschrieben.

 

Der Babylonische Talmud, das wichtigste rabbinische Werk im Judentum nach der Tora, gibt Salomo als Verfasser an (BT Megillah 7a; Schabbat 30). Hier finden sich auch weitere wertvolle Informationen über andere Bibelschreiber.

 

Vielfach wird angenommen, dass das Hohelied in den jungen Jahren Salomos entstand (Jung und verliebt) und die Sprüche in seinen mittleren Jahren (auf der Höhe seiner Karriere), während das Buch Prediger sein Alterswerk ist (ernüchtert). Das Hohelied ist ein Buch des Herzens (der junger verliebte Mann), Sprüche ein Buch des Willens (ein Vater im mittleren Altern lehrt seinen Sohn), Prediger ein Buches Verstandes (der alte Mann, der zurück auf sein Leben schaut und Lehren zieht). Die drei Bücher Salomos sprechen den Menschen ganzheitlich an (Hohelied = Gefühle; Sprüche = Wille; Prediger = Intellekt). Die Rabbiner verglichen die von Salomo verfassten Schriften mit dem Tempel, wobei sie folgende Reihen- und Ehrenfolge kannten: Sprüche Salomos = Vorhof des Tempels ▸ Prediger = Heiliges (Vorraum des Allerheiligsten) ▸ Hohelied = Allerheiligstes.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb Salomo alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

 

▪︎ Profil Salomo (hebr. Schlomo)

Namensbedeutung: „der Friedreiche“, „Mann der Ruhe“ (von Schalom für Frieden; vgl. 1Chr 22,9)

 

Salomo ist auch bekannt als Jedidja (Geliebter des Herrn; 2Sam 12,25).

 

Heimatort: Jerusalem

 

Familie: Zehnter Sohn Davids aus dem Stamm Juda; Mutter ist Batseba. Salomo hatte drei leibliche Brüder, Söhne Davids und Bathsebas: Schimea Schammua), Schobab und Nathan (1Chr 3,5). Zahlreiche Halbgeschwister, darunter Absalom und Adonija. Hunderte Frauen und Nebenfrauen, darunter eine Pharaonentochter. Vater seines Nachfolgers Rehabeam (vgl. Salomos Familie bei 2Chr 9,31).

 

Berufung: König von Israel

 

Besondere Bedeutung: Davids weiser Nachfolger, der das Reich seines Vaters für kurze Zeit zu einer regionalen Großmacht ausbaute. Salomos politische, administrative, militärische und architektonische Leistungen waren beeindruckend, aber die Weisheit, die Gott ihm geschenkt hatte, war der Hauptgrund für seinen Ruhm (vgl. der weise König bei 1Kön 10,24). Salomo wird mit dem Höhepunkt des „goldenen Zeitalters“ des unabhängigen Königreichs Israel in Verbindung gebracht.

 

Salomo war er der Erbauer des ersten jüdischen Tempels (Salomonischer Tempel) in Jerusalem und der dritte König in Israel nach Saul und seinem Vater David. Er war der letzte Herrscher des Vereinigten Königreichs Israel. Er regierte 40 Jahre über das noch vereinigte Königreich (1Kön 1,35), nämlich von 970 bis 931 v. Chr.

 

Als David seinem Tod nahegekommen war, ernannte er seinen Sohn Salomo, den Gott dazu auserwählt hatte, auf dem Thron des Königreiches des HERRN zu sitzen, zu seinem Nachfolger (1Kön 1). Salomo begann seine Regierung, indem er gerechtes Gericht ausübte, so wie Christus es tun wird, wenn er kommen wird, um auf dieser Erde zu regieren. Diesem Gericht wird eine Regierung in Frieden folgen. Seine Heirat mit der Tochter des Pharaos, des Königs von Ägypten (1Kön 3), steht symbolisch für Christus, der seine Versammlung (hauptsächlich Gläubige aus den Nationen) bei sich haben wird, wenn er kommen wird, um auf dieser Erde zu regieren.

 

Salomo liebte Gott und betete ihn am Altar zu Gibeon an. Dort erschien Gott ihm in einem Traum und sagte zu ihm: „Bitte, was ich dir geben soll“ (1Kön 3,5). Salomo bat um ein verständiges Herz, um das Volk weise richten zu können. Gott war diese Wahl wohlgefällig und er gab ihm Weisheit, wie kein König sie vorher noch seitdem gehabt hat. Er fügte außerdem sowohl Reichtum als auch Ehre in einem Maß hinzu, das weit erhaben war über alle anderen Könige. Wenn er gehorsam sein würde, würde Gott auch seine Tage verlängern (1Kön 3,11-14).

 

Er war sieben Jahre lang damit beschäftigt, den Tempel zu bauen, für den David bereits Vorbereitungen getroffen hatte. Er baute sich auch sein eigenes Haus sowie ein Haus für die Tochter des Pharaos. Als der Tempel eingeweiht wurde, opferte Salomo und betete zu Gott. Als Antwort darauf erschien Gott ihm ein zweites Mal und sagte, dass er das Haus geheiligt und seinen Namen dahin gesetzt hatte. Auch sollte sein Herz fortwährend dort sein. Gott würde fortfahren, ihn zu segnen und seinen Thron zu befestigen über Israel unter der Bedingung, dass Salomo gehorsam sein und sich nicht anderen Göttern zuwenden würde (1Kön 9).

 

Eine Zeit lang wurde alles in Weisheit geordnet. Die Reichtümer Salomos vermehrten sich derart, dass Silber in seinen Tagen einen geringen Wert besaß. Leider folgte auch sein Fall, da er viele fremde Frauen liebte, die sein Herz abwandten, sodass er ihren Göttern nachging und Höhen für sie baute (1Kön 11).

 

Gott erweckte nun Widersacher gegen Salomo. Außerdem ließ er durch den Propheten Achija vorhersagen, dass Jerobeam über zehn der Stämme regieren würde. Zwei Stämme würde er seinem Sohn Rehabeam allerdings erhalten, um das Gedenken des Namens Davids vor sich zu erhalten. Doch Salomo zeigte immer noch keine Reue, sondern suchte Jerobeam umzubringen (1Kön 11,40).

 

Nach dem Tod Salomos trat sein Sohn Rehabeam die Nachfolge an, aber zehn der Stämme Israels lehnten ihn als König ab und spalteten die Monarchie in das nördliche Königreich Israel unter Jerobeam, während Rehabeam weiterhin über das kleinere südliche Königreich Juda herrschte. Von nun an waren die beiden Königreiche nie wieder vereint.

 

Lebensende: Gott verlängerte die Tage Salomos nicht, denn er starb ungefähr im Alter von 58–60 Jahren.

 

Wir lesen von Salomo, dass er 3.000 Sprüche redete und seine Lieder 1.005 waren (1Kön 5,12). Er war der Schreiber der Sprüche, des Predigers und des Hohe Lieds.

 

Salomos Geschichte wird in 2. Samuel 12,24 – 1. Könige 11,43 erzählt: Außerdem wird er in 1. Chronik 28–29; 2. Chronik 1–10; Nehemia 13,26; Psalm 72 und Matthäus 6,29; 12,42 erwähnt.

 

Seine Regierungszeit wird in 1. Könige 1–12 und 2. Chronik 1–9 geschildert.

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Prediger

Die Geschehnisse im Buch Prediger decken einen Zeitraum von ca. 30 Jahren ab.

 

(1080) v. Chr. – Saul wird geboren

1096–1056 (1050) v. Chr. – Saul wird König (Apg 13,21)

(1040) v. Chr. – David wird geboren

1056–1016 (1010) v. Chr. – David wird König (1Kön 2,11)

(991) v. Chr. – Salomo wird geboren

1016–976 (970) v. Chr. – Salomo wird König (2Chr 9,30)

976/975 (931) v. Chr.* – Salomo stirbt; Beginn der Reichsteilung in Nordreich Israel und Südreich Juda

(390 Jahre später im Jahr 586 v. Chr. endet die Königszeit in dem noch übriggebliebenen Südreich Juda durch die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier unter Nebukadnezar)

1012 (967) v. Chr.* – Beginn des Baus des Ersten Tempel (Salomonischer Tempel)

1005 (960) v. Chr.* – Salomos Fertigstellung und Einweihung des Ersten Tempels

976–959 (931) v. Chr. – Rehabeam wird König von Juda (Südreich)

975–954 (931) v. Chr. – Jerobeam I. wird König von Israel (Nordreich)

971 (925) v. Chr. – König Schischak von Ägypten greift Jerusalem an (1Kön 14,25-28; 2Chr 12,1-11)

(Biblische Bücher, die in diese Zeit fallen: 1. Könige; 2. Chronik; Sprüche; Hohelied)

 

Hinweis: Die verwendeten Jahreszahlen folgen einer alternativen, aber strikten biblischen Chronologie, bei der nur Zeitangaben aus der Bibel verwendet werden, ohne sie als Abschreibe- oder Übersetzungsfehler bezeichnen zu müssen. Die Zeitangaben der traditionellen Chronologie sind in Klammern gesetzt.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; Jeder, der an das Evangelium glaubt)

 

Das Buch Prediger wurde sowohl zur Selbstreflexion als auch zur Aufzeichnung von Weisheit für das Volk Israel geschrieben. Das Buch ist für alle brauchbar, die ihm ihr Gehör schenken und ihren Nutzen daraus ziehen möchten, weniger aus Salomos Erfahrungen, als vielmehr aus den Grundsätzen, die er ihnen entnahm.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind die nichtjüdischen Völker gemeint, deren Hauptsprache damals das Griechische war und ist somit auf alle Menschen erweitert, die nicht unter jüdischem Gesetz stehen.

 

Hintergrund & Umfeld

Das Buch Prediger wurde von Salomo, wahrscheinlich gegen Ende seiner Regierungszeit, geschrieben. Hier nimmt er die Rolle eines Lehrers oder Predigers ein, der zu seinen Schülern spricht. Er formuliert weise Sprüche, die sich den Lesern ohne große zusätzliche Erklärungen einprägen.

 

Salomos Ruf, außergewöhnliche Weisheit zu besitzen, entspricht dem Profil des Predigerbuches. David erkannte die Weisheit seines Sohnes (1Kön 2,6.9), bevor Gott Salomo ein zusätzliches Maß gab. Nachdem er vom HERRN „ein weises und verständiges Herz“ empfangen hatte (1Kön 3,7-12), wurde Salomo für seine große Weisheit berühmt, kluge Entscheidungen zu treffen (1Kön 3,16-28). Ein Ruf, der „allen Königen auf Erden“ zu Gehör kam und sie an seinen Hof zog (1Kön 4,34). Zusätzlich verfasste er Lieder und Sprüche (1Kön 4,32; vgl. 12,9) – Tätigkeiten, zu denen nur die geschicktesten Weisen fähig waren. So wie Hiobs Reichtum übertraf Salomos Weisheit die Weisheit „aller Söhne des Ostens“ (1Kön 4,30; Hi 1,3).

 

Das Ziel des Buches ist es, einige der wichtigsten Lebensfragen zu beantworten, insbesondere da, wo sie Salomos Erwartungen entgegenzulaufen scheinen. Das hat manche zu der unweisen Annahme geführt, dass der Prediger ein skeptisches Buch ist. Doch trotz eines erstaunlich unweisen Verhaltens und Denkens gab Salomo seinen Glauben an Gott niemals auf (Pred 12,13-14).

 

Schlüsselpersonen

Salomo = „der Friedliche“ oder „Friedreiche“ (von hebr. Schalom; Friede)

König Israels; Gott gewährte Salomos Wunsch nach Weisheit, und er wurde der weiseste Mensch, der je lebte (Pred 1,1–12,14)

 

Schlüsselverse

(Pred 1,3; 3,1; 6,12; 9,9; 12,13)

 

Prediger 1,3

„Was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?“

 

Prediger 3,1

„Alles hat seine bestimmte Stunde, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit“

 

Prediger 6,12

„Denn wer weiß, was für den Menschen gut ist im Leben, während der gezählten Tage seines nichtigen Lebens, die er wie ein Schatten verbringt? Wer will dem Menschen sagen, was nach ihm sein wird unter der Sonne?“

 

Prediger 9,9

„Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, alle deine nichtigen Tage hindurch; denn das ist dein Anteil in [diesem] Leben und in der Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne“

 

Prediger 12,13

„Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus“

 

Schlüsselworte

Nichtigkeit = hebr. „hebel“ (Pred 1,2; 2,1; 4,4; 6,2.11; 7,15; 8,14; 9,9)

 

Weisheit/Weise = hebr. „chokmah“ (ca. 49-Mal; Pred 1,13.16-18; 2,3.9.12.13.21.26; 7,10-12.19)

 

Mühe/Arbeit = hebr. „amal“ (Pred 1,3; 2,10.21; 3,13; 4,8; 5,18; 6,7; 10,15)

 

Vorteil/Gewinn = hebr. „jithron“ (Pred 1,3; 2,11.13, 3,9; 5,8; 7,12; 10,11)

 

Freude = hebr. „simchah“ (Pred 2,1.10.26; 5,20; 7,4; 8,15; 9,7)

 

Unter der Sonne = hebr. „tahat hassames“ (ca. 29-Mal; Pred 1,3.9.14; 2,11.17.18.19.20.22)

 

Schlüssellehren

Nichtigkeit des Lebens – der zwecklose Versuch, echte Befriedigung außerhalb von Gott zu finden (Pred 1,2; 12,8; 1Mo 3,17-19; Ps 39,6-7; 62,10; 144,4; Röm 8,19-21; Jak 4,14)

 

Der Sinn des Lebens (Pred 1,3; 2,24; 3,9; 12,13-14; Jes 56,12–57,2; Lk 12,19-21; Joh 10,10; 1Kor 15,32; 1Tim 6,17)

 

Ein ausgewogenes Leben; alles hat seine Zeit (Pred 3,1-8.17; 2Mo 15,20; Ps 126,2; Am 5,13; Röm 12,15-16; Hebr 9,27)

Prediger lehrt dem Erlösten ebenfalls göttliche Weisheit (wie auch Sprüche), und zwar jene Weisheit, die er braucht, um die siebzig, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre seiner eitlen irdischen Existenz richtig zu leben. Das Thema von Prediger ist also göttliche Weisheit für das Leben des erlösten in dieser Welt.

 

Die Furcht des HERRN (Pred 12,13-14; 5Mo 6,2; 10,12; Mi 6,8; Mt 12,36; Apg 17,30-31; Röm 2,16; 1Kor 4,5; 2Kor 5,10)

 

Gottes Urteil über Adam wegen seiner Sünde (1Mo 3,17-19) hallt durch das ganze Buch (insbesondere Pred 12,7). Doch wer in der Furcht des Herrn lebt, kann sich der guten Gaben Gottes erfreuen. Besonders junge Menschen sollten sich an ihren Schöpfer erinnern, solange sie noch ihr ganzes Leben vor sich haben (Pred 12,1).

 

Im Buch Prediger legt der weiseste und zu seiner Zeit auch reichste und mächtigste Mensch davon Rechenschaft ab, was die Weisheit und das menschliche Streben nach Glück und Selbstverwirklichung „unter der Sonne“, d.h. im diesseitigen, irdischen Leben erreichen kann. Seine immer wiederkehrende Schlussfolgerung ist: „Es ist alles nichtig“ – leer, vergänglich, ohne bleibenden Wert. Salomo unternahm vieles, erforschte vieles, durchdachte vieles doch am Ende erkennt er nur die Sinnlosigkeit eines rein diesseitigen Lebens. Ohne die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, ohne Erlösung von Sünde, Tod und Vergänglichkeit, ohne die Hoffnung der Ewigkeit, des Himmels und der unvergänglichen Herrlichkeit, neutestamentlich gesagt: ohne die Errettung, die uns Gott in Christus gegeben hat, ist das Leben des Menschen nichtig und leer. Diese geistliche Botschaft macht das Buch Prediger zu einem wertvollen Bestandteil von Gottes Offenbarung.

 

Gericht und Ewigkeit (Pred 3,11.17; 11,9; 12,13-14)

Der Prediger ist eines der wenigen alttestamentlichen Bücher, das von Ewigkeit und Gericht nach diesem Leben spricht. Gott hat dem Menschen „die Ewigkeit ins Herz gelegt“, er ist auf dem Weg zu seinem „ewigen Haus“ (Pred 12,5). Die „Tage der Finsternis“ werden viele sein. Darum muss man das Leben in vollen Zügen als Geschenk Gottes genießen, jedoch immer im Bewusstsein des kommenden Gerichts.

 

Missbrauch des Buches

Prediger Gerade weil das Buch Prediger das menschliche Denken „unter der Sonne“ aufzeigt, ist es ein bevorzugtes Buch bei Gegnern des Glaubens und bei falschen Lehrern und Sekten. Um ihre ungläubigen und falschen Lehren zu „beweisen“, zitieren sie voller Enthusiasmus aus dem Prediger, vor allem im Hinblick auf Themen wie den Tod und die Dinge danach. Verse dieses Buches werden z.B. benutzt, um zu belegen, dass die Seele nach dem Tod schläft und dass die Gottlosen völlig vernichtet werden. Dabei werden Verse aus dem Zusammenhang gerissen, um die Unsterblichkeit der Seele und die ewige Verdammnis zu leugnen. Dabei benutzen solche Menschen nie den Schlüssel. Sie weisen ihre Opfer nie darauf hin, dass der Prediger die menschliche Weisheit „unter der Sonne“ entfaltet und von daher keine taugliche Quelle für Beweistexte zur Untermauerung christlicher Glaubenslehren darstellt.

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott der großen Absichten

 

Langmütig (Pred 8,11), Mächtig (Pred 3,11)

 

Viele Bibelbücher befassen sich mit der Erhabenheit Gottes in verschiedenen Bereichen, unter ihnen der Prediger im persönlichen Bereich. Er lässt alle Menschentypen Revue passieren, um ihren Stolz und ihre Weisheit zunichte zu machen und selbst die Gottlosen seinem Gesamtziel unterzuordnen; denn der Wohlstand der Frevler wird für die Gerechten gesammelt (Pred 2,26). So weit geht Gottes Erhabenheit, dass sogar der Zorn des Menschen zu seiner Ehre dient (Ps 76,11). Darum kommt in diesem Buch auch 40-Mal der Gottesname „Elohim“ vor, der die Schöpfermacht und Erhabenheit Gottes betont.

 

Christus im Buch

Salomo schrieb das Buch Prediger als Warnung an all diejenigen, welche ihre Freude ohne Gott zu finden versuchen. Tatsächlich ist ein Leben ohne Gott unmöglich, denn „auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt“ (Pred 3,11). Salomos Suche nach Glück durch Erfahrungen und Philosophie war ohne Gott zum Scheitern verurteilt. Christus kam nicht in die Welt, um das Leben für die Menschen erträglich zu machen. Er kam, damit wir Leben „im Überfluss“ haben (Joh 10,9-10). Christus ist und bleibt „der Hirte“, die Quelle aller Weisheit (Pred 12,11). Deshalb ist jeder Versuch ohne Christus sinnlos.

 

Da Christus allein der Weg des Menschen zu Gott ist, wo der Mensch Ganzheit und Befriedigung oder Leben und Leben in Fülle findet (Joh 10,10; 7,37-38), können die Sinnlosigkeit und die Ratlosigkeit des Lebens nur durch eine persönliche Beziehung zum Herrn Jesus beseitigt werden. Das Streben des Menschen nach Bedeutung und Befriedigung findet sich nur im Erlöser.

 

Inhalt & Themen

Das Buch von der Suche nach dem Lebenssinn: von der weisen Lebensführung in einer vergänglichen Welt

 

▪︎ Kernaussage: Ohne Gott ist das Leben sinnlos und unbefriedigend. Die zusammenfassende Botschaft lautet, dass Gott die einzige Quelle für den wahren Sinn und das wahre Ziel des Lebens ist. Dies hat der Autor durch Selbstversuche und unter großen Kosten herausgefunden.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Die Sinnlosigkeit eines Lebens ohne Gott – Das Glück eines Lebens mit Gott

 

Der Abfassungszweck war ein geistlicher Nachweis der Sinnlosigkeit eines Lebens ohne Gott und im Gegensatz dazu der Freude und Erfüllung eines Lebens im Wissen um Gott und die Ewigkeit. Salomo möchte anderen Generationen die Bitterkeit ersparen, am eigenen Leib zu erfahren, dass ein Leben ohne Gott sinnlos ist. Der Prediger ist ein Buch der Perspektive. Die Schilderung des Predigers offenbart die Depression, die unausweichlich aus dem Bestreben nach Glück durch weltliche Dinge, entsteht. Dieses Buch gibt Christen die Chance die Welt durch die Augen einer Person (allerdings einer sehr weisen) zu sehen, die die Bedeutung in temporären und menschlichen Dingen sucht. Fast alle Formen der weltlichen Vergnügen wurden durch den Prediger erforscht und keines davon gibt ihm ein Gefühl der Sinnhaftigkeit.

 

Am Ende akzeptiert der Prediger, dass der Glaube an Gott der einzige Weg zur Selbstfindung und Lebenssinn ist. Er entscheidet sich die Tatsache anzuerkennen, dass das Leben kurz ist und im Grunde wertlos ohne Gott. Der Prediger rät den Lesern sich auf den ewigen Gott zu konzentrieren, statt temporären Vergnügungen nachzugehen.

 

Während das Buch der Sprüche dazu gedacht ist, in kleinen Stücken verstanden zu werden, ist dies beim Buch Prediger nicht der Fall. Ein Großteil des Buches ist rhetorisch, d. h. ein bestimmter Gedanke wird erörtert, um diesen zu erkunden. Die letzten Verse zeigen die Schlussfolgerung, zu der dieser Gedankengang führt.

 

Das Buch Prediger besteht aus 12 Kapiteln, die sich im Wesentlichen um Salomos Suche nach dem wahren Sinn des Lebens drehen. Nach einem kurzen Vorwort in Prediger 1,1-11 entfaltet sich Salomos vierteilige Erkenntnis. Das Buch beginnt mit einer Einleitung (Pred 1,12-18), gefolgt von der Suche nach dem Sinn durch Vergnügen (Pred 2,1-11), durch Weisheit und Torheit (Pred 2,12-17) und durch Arbeit und Belohnung (Pred 2,18–6,9). Dieser Abschnitt über die Arbeit ist der längste des Buches und befasst sich mit der Ungewissheit des Lohns für die eigenen Anstrengungen.

 

Salomos Schlussfolgerungen werden dann in den Kapiteln 6–12 erörtert. In den Kapiteln 7–8 erklärt Salomo die Grenzen der Weisheit. Die Themen Wohlstand, Leid, Gerechtigkeit, Böses, Weisheit und Machthaber haben alle ihren Platz, aber sie alle setzen dem, was ein Mensch über die Zukunft wissen kann, Grenzen.

 

In den Kapiteln 9–11 äußert Salomo seine Besorgnis über die menschliche Sterblichkeit. Er stellt fest, dass alle Menschen sterben, dass sie vom Grab aus nichts tun können, dass sie nicht wissen, wann sie sterben werden oder was in der Zukunft geschehen wird. Dies könnte zu Verzweiflung führen, doch Salomo weist darauf hin, dass Sinn, Zweck und Freude des Lebens darauf beruhen, Gott zu ehren und für ihn zu leben. Dies ist, anstelle von Vergnügen, Arbeit oder Weisheit, die beste Strategie für ein gut gelebtes Leben (Pred 11,7–12,8). Er schließt seine Untersuchung mit abschließenden Ratschlägen und Informationen über sich selbst als Autor ab (Pred 12,9-14).

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Das Buch Prediger ist ein gutes Lehrbuch für alle, die im Vergänglichen und Innerweltlichen ihren Lebenssinn suchen. Der Prediger bietet den Christen die Möglichkeit die Leere und Verzweiflung derer zu verstehen, die Gott nicht kennen. Die Menschen, die nicht den rettenden Glauben an Christus haben, sind mit einem Leben konfrontiert, dass am Ende irrelevant wird. Wenn es keine Rettung durch Christus und keinen Gott gibt, gibt es keinen Zweck im Leben und auch keine sinnvolle Richtung, nach der wir unser Leben ausrichten. Die Welt „unter der Sonne“, ab von Gott, ist frustrierend, grausam, unfair, kurz und bedeutungslos. Aber mit Christus ist das Leben nur ein Schatten der Herrlichkeit, in die wir kommen im Himmel, die aber allein durch Jesus erreicht werden kann.

 

Wissenswertes

▪︎ Der Prediger und die Sprüche

Während die Sprüche Weisheit zum praktischen Nutzen eines von Gott geleiteten Lebens enthalten, wendet der Prediger Weisheit auf das geistliche Ziel des Lebenssinns an. Salomo nimmt das Leben in seiner Gesamtheit ins Blickfeld, statt sich auf die einzelnen Daseinsprobleme zu beschränken. Er tritt einen Schritt zurück, um dem Leben die Warum-Frage zu unterstellen. Ohne Antwort auf die Warum-Frage werden die Was-, Wie- und Wann-Fragen sinnleer. Somit ist der Prediger das erste Bibelbuch, das sich philosophisch mit der Sinnfrage selbst beschäftigt und hinter die scheinbare Leere des Daseins an sich blickt. Salomo war zu dieser Aufgabe mit besonderer göttlicher Weisheit ausgestattet.

 

▪︎ Das Weltbild des Predigers

• „unter der Sonne“ (29-Mal)

• „unter dem Himmel“ (3-Mal)

• „auf der Erde“ (6-Mal) / „auf die Erde“ (2-Mal)

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

1. Einleitung (Pred 1,1-11)

2. Salomos Nachforschungen (Pred 1,12–6,9)

3. Salomos Schlussfolgerungen (Pred 6,10–12,8)

4. Salomos abschließender Rat (Pred 12,9-14)

 

Detaillierte Gliederung

1. Prolog der Verfasser und die These (Pred 1,1-3)

 

2. Die These wird dargelegt (Pred 1,4–2,26)

▪ Die Sinnlosigkeit der Lebenszyklen (Pred 1,4-11)

▪ Die Sinnlosigkeit menschlicher Weisheit (Pred 1,12-18)

▪ Die Sinnlosigkeit von Vergnügen und Wohlstand (Pred 2,1-11)

▪ Die Sinnlosigkeit des Materialismus (Pred 2,12-23)

▪ Schlussfolgerung: Freu dich und sei zufrieden mit der Fügung Gottes (Pred 2,24-26)

 

3. Gottes Plan für das Leben (Pred 3,1-22)

▪ Er gibt die Ordnung für die Ereignisse des Lebens (Pred 3,1-11)

▪ Er gibt die guten Gaben des Lebens (Pred 3,12-13)

▪ Er gibt die Aussicht auf ein zukünftiges Gericht (Pred 3,14-21)

▪ Schlussfolgerung (Pred 3,22)

 

4. Die Sinnlosigkeit der verschiedenen Umstände des Lebens (Pred 4,1–5,20)

▪ Unterdrückung (Pred 4,1-3)

▪ Arbeit (Pred 4,4-12)

▪ Politischer Erfolg (Pred 4,13-16)

▪ Falscher Gottesdienst (Pred 4,17-5,6)

▪ Angehäufte Reichtümer (Pred 5,7-16)

▪ Schlussfolgerung (Pred 5,17-19)

 

5. Die Sinnlosigkeit des Reichtums (Pred 6,1-12)

 

6. Rat fürs Leben (Pred 7,1–12,8)

▪ Rat in Bezug auf die Gottlosigkeit des Menschen (Pred 7,1-29)

▪ Rat in Bezug auf Gottes unerforschliche Fügungen (Pred 8,1–9,18)

▪ Rat in Bezug auf die Ungewissheiten des Lebens (Pred 10,1-20)

▪ Rat in Bezug auf die Alterungsprozesse des Lebens (Pred 11,1–12,8)

 

7. Schlussfolgerung (Pred 12,9-14)

 

Zitate im Neuen Testament

Das Neue Testament führt keine direkten Zitate aus dem Buch Prediger an.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen