Das Buch der Richter – Das Buch der Niederlagen und Siege zur Zeit der Richter


Richter 2,16

Doch erweckte der HERR Richter, die sie aus den Händen derer retteten, die sie beraubten


Stellung im Kanon

Das 7. Buch der Bibel

Das 7. Buch im Alten Testament

Das 2. Buch der Geschichtsbücher

 

Einordnung

Das Buch der Richter ist das 7. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 2. Buch im zweiten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Geschichtsbücher bezeichnet wird. Im Bibelkanon folgt Richter dem Buch Josua und liegt hinter Rut.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch Richter zur zweiten Kanongruppe (Nevi’im = Propheten) gezählt, die in vordere Propheten (oder frühe; hebr. Nevi’im Rischonim), hintere Propheten (oder späte; hebr. Nevi’im Aharonim) sowie in die zwölf Propheten (hebr. Trei Assar) unterteilt wird. Hier steht Richter innerhalb der Nevi’im an 2. und unter den vorderen Propheten ebenfalls an 2. Stelle.

 

Umfang

| 21 Kapitel | 618 Verse | 18.966 Wörter | Ri |

 

Titel

Hebräisch: Schoftim (שׁוֹפְטִים)

Griechisch: Kritai (Κριταί/ΚΡΙΤΑΙ)

Latein: Iudicum

Englisch: Judges

Deutsch: Richter

 

 

Das Buch der Richter trägt seinen Namen nicht nach einer bestimmten Person, sondern nach einer Reihe einzigartiger Führungspersönlichkeiten, die Gott seinem Volk Israel zur Rettung von ihren Feinden gab. Um das Richterbuch richtig zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wer oder was Richter gewesen sind.

Die biblischen Richter (hebr. Schoftim) waren militärische und zivile Anführer während der Zeit, als die Nation Israel ein loser Zusammenschluss war. Richter waren nichts neues in Israel (vgl. 5Mo 16,18; 17,9; 19,17).️

 

Der hebräische Titel des Buches lautet „Schoftim“ und bedeutet „Richter“, kann aber auch mit „Retter“ übersetzt werden. Heutzutage kann der Begriff „Richter“ schnell falsch verstanden werden. Anders als im Deutschen beinhaltet der Begriff nicht nur eine juristische, sondern auch eine politisch-militärische sowie geistlich-leitende Komponente, welche im Richterbuch überwiegt. Die hebräische Wortwurzel stammt vom Wort „schofat“ und hat drei Grundbedeutungen: Erstens „richten“; Zweitens „regieren“; Drittens „Leiterschaft ausüben“. Die Grundform des hebräischen Begriffes lautet somit: „in die richtige Beziehung bringen zu…“. Gott hatte die Richter berufen, um sein Volk in die richtige Beziehung zu ihm und untereinander zu bringen. Dazu gehörte vor allem die Rettung aus der Hand der Feinde. Das Wort „Schoftim“ wird im Buch der Richter mit einer doppelten Bedeutung verwendet. Erstens wird es mit der Aussage „retten“ verwendet, was sich auf die Leitung der Richter in äußeren Angelegenheiten bezieht. Zweitens wird das Wort mit der Bedeutung „richten“ verwendet, was sich mit der Fähigkeit befasst, bei inneren Angelegenheiten die Leitung zu übernehmen. Der hebräische Titel basiert auf der Art der Leiterschaft, die Israel in der Zeit zwischen Josua und König Saul erfuhr. In diesem Übergangszeitraum waren Richter die Leiter des Volkes Israel. Ihre Außenpolitik bestand in der Errettung; ihre Innenpolitik war das Richten. Die Aufgabe eines Richters brachte das juristische Amt der Rechtsprechung mit sich. Jedoch gehörte auch dazu, in die Rolle eine, militärischen Anführers zu schlüpfen. Der Richter (hebr. Schofet) war vom Heiligen Geist erfüllt und wurde durch göttliche Erwählung direkt zu seinen Amt berufen (Ri 3,15; 4,6; 6,12).

 

Das Amt eines Richters im Buch Richter war also nicht nur bürgerlich, sondern ebenso militärisch und geistlich. Die gewöhnliche Reihenfolge in diesem Buch ist folgende: Ein Richter diente in der Regel zuerst als militärischer Anführer, der Israel von fremder Unterdrückung rettete. Erst nach der militärischen Befreiung diente der Richter dann als Leiter des Volkes. Daher sollte man diese Richter nicht mit den von Mose ernannten Männern in 2. Mose 18,21-26 verwechseln. Bei ihnen handelte es sich um Zivilrichter; sie waren dazu ernannt, Rechtsfälle zu entscheiden. Die Männer im Buch Richter jedoch hatten die Aufgabe, Israel von der Unterdrückung durch Fremde zu retten – für gewöhnlich durch Krieg; danach sollten sie in der folgenden Friedenszeit das Volk regieren. 

 

Der griechische Titel lautet „Kritai“ und ist eine einfache Übersetzung des hebräischen Begriffs ins Griechische.

 

In der lateinischen Vulgata wird das Buch „Iudicum“ genannt, was „Richter“ bedeutet.

 

Der deutsche Titel „Richter“ basiert, wie auch der englische Titel „Judges“, auf dem hebräischen Titel und der Bedeutung des Begriffs.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch Samuel um ca. 1043–1004 v. Chr.

 

Die jüdische Überlieferung, als auch die frühchristliche Tradition, nennt den Propheten Samuel als Autor. Im Babylonischen Talmud, dem wichtigsten rabbinischen Werk im Judentum nach der Tora, Baba Bathra 14b, heißt es: Schemuel (Samuel) schrieb sein Buch, Richter und Rut.

 

Diese Ansicht kann durch 1. Samuel 10,25 unterstützt werden, woraus hervorgeht, dass der Prophet ein Schreiber war. Auch die im Text vorhandenen Hinweise auf die Zeit der Abfassung passen zur Zeit Samuels.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb Samuel alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

 

▪︎ Profil Samuel (hebr. Schemuel)

Namensbedeutung: „Von Gott erhört“ (1Sam 1,20)

 

Heimatort: Rama, in den Bergen von Ephraim, nördlich von Jerusalem.

 

Familie: Ältester Sohn Elkanas und Hannas aus dem Stamm Ephraim. Samuel hatte drei Brüder sowie zwei Schwestern und mehrere Halbgeschwister. Seine Söhne waren Joel und Abija.

 

Hinweis: Nach den genealogischen Tabellen in der Chronik war Elkana ein Levit – eine Tatsache, die in den Büchern Samuel nicht erwähnt wird. Die Tatsache, dass Elkana, ein Levit, als Ephraimit bezeichnet wurde, entspricht der Bezeichnung eines Leviten, der zu Juda gehört (vgl. Ri 17,7). Sein Stammbaum findet sich auch in einem Stammbaum der Kahatiter (1Chr 6,3-15) und in dem von Heman, dem Esraiter, der offenbar sein Enkel war (1Chr 6,18-33).

 

Berufung: Samuel wird als Priester (1Sam 7,9), Prophet/Seher (1Sam 3,20; 9,9), Richter (1Sam 7,15), Retter (1Sam 7,7–14), „Königsmacher“ (1Sam 8–11), Schreiber (1Sam 10,25) und „Königsverwerfer“ (1Sam 13,8–15) vorgestellt. Keiner anderen alttestamentlichen Gestalt außer Mose werden so viele Funktionen zugeschrieben.

 

Besondere Bedeutung: Samuel war letzter und effektivster Richter sowie (nach Mose) erster Prophet Israels (Apg 3,24; 13,20). Er salbte die ersten beiden Könige Israels Saul und David zum König. Er wurde von Gott gebraucht, um Israels Übergang von einem lose regierten Stammesverband zu einem Königtum zu begleiten.

 

Samuel wuchs als Schüler des Priesters Eli in Silo auf. Seine Mutter weihte ihn bereits vor seiner Geburt Gott als Nasiräer (1Sam 1,11; „Das Nasiräer-Gelübde“ 4Mo 6,2). Als Samuel ein Junge war, erschien ihm eines Nachts Gott und sprach zu ihm. Er war ein Mann Gottes an einem Wendepunkt in der Geschichte Israels. Gott wirkte durch Samuel, weil Samuel bereit war, Gottes Diener zu sein.

 

Samuel wird als Vorbild des Glaubens in Hebräer 11,32 genannt (vgl. 1Sam 7,15; 15).

 

Lebensende: Samuel wird in der biblischen Erzählung als in Rama begraben beschrieben (1Sam 25). Der Überlieferung zufolge wurde diese Begräbnisstätte mit Samuels Grab im Dorf Nabi Samwil im Westjordanland identifiziert. An der überlieferten Stelle des Samuelsgrabes befinden sich heute eine Moschee und eine Synagoge. Zur Zeit der Kreuzfahrer befand sich an der vermuteten Stelle des Grabes die Prämonstratenserabtei St. Samuel.

 

Bibelstellen: Die Geschichte von Samuel wird im Buch 1. Samuel 1–28 erzählt. Außerdem wird er unter anderem in folgenden Bibelstellen erwähnt: (Ps 99,6; 1Chr 6,3-15; Jer 15,1; Apg 3,24; 13,20; Hebr 11,32).

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Richter

Die Geschehnisse im Buch der Richter decken einen Zeitraum von ca. 330–350 Jahren ab; vom Tod Josuas bis zum Aufstieg Sauls und Eli sowie Samuel, den letzten Richtern vor der Einsetzung des Königtums.

 

Wie das Buch Josua durch das Bindewort „und“ (Jos 1,1) mit dem 5. Buch Mose verbunden ist, so schließt sich das Buch der Richter unmittelbar an das Buch Josua an, angegliedert mit „und“. Es beginnt mit den Worten: „Und es geschah nach dem Tode Josuas“ (vgl. Jos 24.29).

 

Zählt man alle Dienstjahre der Richter sowie die Zeiten der Unterdrückung zusammen, so ergeben sich 450 Jahre. Insgesamt überspannt das Buch aber höchstens ungefähr den Zeitraum von den Siegen Josuas bis zu der Zeit, in der Eli und Samuel bis zur Aufrichtung des Königtums (Sauls) das Volk richteten, also ca. 350 Jahre.

 

Zur Zeit der Richter gehört nicht nur, was im Buch Richter zu finden ist; auch das Buch Rut – was ursprünglich zum Richterbuch gehörte – und die ersten zwölf Kapitel von 1. Samuel gehören in diese Zeit.

 

Richterzeit: 450 Jahre; 1546–1096 v. Chr. (1375–1050 v. Chr.)

1566–1560 (1406–1400) v. Chr. – Einzug ins verheißene Land Kanaan; sechs Jahre Landeroberung unter Josua

1560–1546 v. Chr. – 14 Jahre bis zur ersten Fremdherrschaft unter Mesopotamien

1546–1538 v. Chr. – Fremdherrschaft unter Kuschan-Rischathaim/Aram-Naharajim, Mesopotamien

1538–1498 (1353–1313) v. Chr. – Otniel

1480–1400 (1295–1215) v. Chr. – Ehud

1380–1340 (1195–1155) v. Chr. – Deborah und Barak

1333–1293 (1148–1108) v. Chr. – Gideon

1293–1290 (1108–1105) v. Chr. – Abimelech

1227–1221 (1105–1099) v. Chr. – Jephta

1196–1156 (1085–1065) v. Chr. – Philister und Simson

(1085) v. Chr. – Samuel wird geboren

1116–1096 v. Chr. – Richterzeit Samuel

(1080) v. Chr. – Saul wird geboren

1096–1056 (1050) v. Chr. – Saul wird König (Apg 13,21)

1056–1016 (1010) v. Chr. – David wird König (1Kön 2,11)

(Biblische Bücher, die in diese Zeit fallen: Rut)

 

Hinweis: Die verwendeten Jahreszahlen folgen einer alternativen aber strikten biblischen Chronologie, bei der nur Zeitangaben aus der Bibel verwendet werden, ohne sie als Abschreibe- oder Übersetzungsfehler bezeichnen zu müssen. Die Zeitangaben der traditionellen Chronologie sind in Klammern gesetzt.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; jeder, der an das Evangelium von Christus glaubt)

 

Die ursprünglichen Empfänger des Buches war die Generation nach dem Tod Josuas.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium von Christus glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind somit die nichtjüdischen Völker gemeint, die zumeist Heiden waren und deren Hauptsprache damals das Griechische war. Wenn hier also von „Griechen“ gesprochen wird, dann ist damit die gesamte heidnische Welt im Gegensatz zu den Juden gemeint. Dieser Gegensatz ist nach Galater 3,28 und Epheser 2,14 durch Jesus Christus aufgehoben.

 

Hintergrund & Umfeld

Das Buch der Richter nimmt die Geschichte des Volkes Israel nach dem Tod der Generation Josuas auf. Es bildet sowohl zeitlich als auch inhaltlich die tragische, aber logische Fortsetzung des Buches Josua. Das Volk hatte versagt, indem es die heidnischen Einwohner Kanaans nicht vollständig vertrieben hatte. Stattdessen hatte es sich sogar mit den Heiden vermischt und praktizierte Götzendienst. Als Folge übergab Gott wiederholt sein Volk in die Hände von heidnischen Unterdrückern. Diese Knechtschaft führte die Juden zu Umkehr und Reue.

 

Im Buch Josua war das Volk Gott bei der Eroberung des Landes gehorsam. Im Buch der Richter waren sie ungehorsam, götzendienerisch und mussten viele Niederlagen hinnehmen. Nach dem Tod Josuas blieb Israel über viele Jahre lang ohne einheitliche Führung. Jeder Stamm war selbstständig, jedermann war sich selbst Gesetz. Statt Theokratie herrschte Anarchie; jeder tat, was recht war in seinen Augen (Jos 17,6; 21,25). Gott selbst wollte König sein (1Sam 8,7) und durch sein Gesetz das Volk regieren (Jos 1,8); doch die Menschen taten, was sie wollten. Das Ergebnis war Götzendienst, Aberglaube, menschliche Brutalität sowie Raub, Vergewaltigung und Mord waren gang und gäbe. In dieser Zeit des nationalen Niedergangs wandte sich das Volk trotz seines Versprechens, den Bund zu halten (Jos 24,16-18), vom HERRN ab und begann, andere Götter anzubeten.

 

Gott berief die Richter insbesondere in Notzeiten, um sein Volk vor Feinden zu erretten und Recht zu sprechen. Richter 1,1-3,6 handelt von den letzten Tagen des Buches Josua. Richter 2,6-9 liefert einen Rückblick auf Josuas Tod (vgl. Jos 24,28-31).

 

▪︎ Die Verbindung zwischen dem Buch Josua und Richter wird auf fünf Arten offensichtlich:

1. Der Stamm Benjamin schaffte es nicht, Jerusalem zu erobern (Jos 15,63; Ri 1,21)

2. Kaleb gab Otniel seine Tochter zur Frau (Jos 15,15-19; Ri 1,11-15)

3. Kaleb vertrieb die Söhne Enaks (Jos 15,14; Ri 1,20)

4. Ephraim war nicht fähig, die Kanaaniter zu vertreiben (Jos 16,10; Ri 1,29)

5. Beide Bücher berichten vom Tod Josuas (Jos 24,28-31; Ri 2,6-10)

 

Schlüsselorte

Das verheißene Land Kanaan

 

Bochim (Ri 1,1–3,11); Jericho (Ri 3,12-31); Hazor (Ri 4,1–5,31); Hügel More (Ri 6,1–7,25); Sichem (Ri 8,28–9,57); Land Ammon (Ri 10,1–12,15); Timna (Ri 13,1–14,20); Tal Sorek (Ri 15,1–16,20); Gaza (Ri 16,21-31); Bergland von Ephraim (Ri 17,1-13); Dan (Ri 18,1-31); Gibea (Ri 19,1-30); Mizpa (Ri 20,1–21,25)

 

Schlüsselereignisse

Gideon und die Wolle ▸ Gideons Sieg über die Midianiter ▸ Simson und der Löwe ▸ Simson und Delila

 

Schlüsselpersonen

Otniel/Otniël*, Ehud*, Schamgar/Samgar*, Debora*, Barak*, Gideon*, Abimelech, Tola*, Jair/Jaïr*, Jephta/Jeftah*, Ibzan*, Elon*, Abdon*, Simson*, Delila (*Richter Israels)

 

▪︎ Liste der großen und kleinen Richter Israels:

 

Große Richter

Otniel (Ri 3,7-11); Ehud (Ri 3,12-30); Schamgar (Ri 3,31); Debora & Barak (Ri 4–5); Gideon (Ri 6–8); Jephta (Ri 10,17-12,7); Simson (Ri 13–16)

 

Kleine Richter

Tola (Ri 10,1-2); Jair, (Ri 10,3-5); Ibzan (Ri 12,8-10); Elon (Ri 12,11f); Abdon (Ri 12,13-15)

 

Otniel/Otniël = „meine Stärke ist Gott“

Erster Richter Israels, der Israel 40 Jahre Frieden brachte, indem er die Mesopotamier besiegte

(Ri 1,13-14; 3,7-11; Jos 15; 1Chr 4,13)

 

Ehud = „gemeinschaftlich, vereint, einig“

Zweiter Richter Israels, der Israel 80 Jahre Frieden brachte, indem er die Moabiter besiegte

(Ri 3,15-31; Ri 4)

 

Schamgar/Samgar = „Sei gnädig!“

Dritter Richter Israels, der 600 Philister erschlug

(Ri 3,31; 5,6)

 

Debora = „Biene“

Vierte Richterin Israels, die gemeinsam mit Barak regierte und Israel 40 Jahre Frieden brachte

(Ri 4,4-16; 5,31)

 

Barak = „Blitz“

Vierter Richter und junger Krieger Israels, der gemeinsam mit Debora regierte und Israel 40 Jahre Frieden brachte

(Ri 4 & 5; Hebr 11,32)

 

Gideon = „der Abhauende; Baumfäller, d.h. gewaltiger Krieger“

Fünfter Richter Israels, der die midianitische Armee zerstörte

(Ri 6,11–8,32; Hebr 11,32)

 

Abimelech = „Vater des Königs, Vater eines Königs“

Gideons niederträchtiger und schändlicher Sohn, der sich selbst zum König über Israel machte und 69 seiner Halbbrüder ermordete

(Ri 8,31–9,57; 2Sam 11,21)

 

Tola = „Wurm oder scharlachrotes Zeug“

Sechster Richter Israels, der Israel 23 Jahre regierte

(Ri 10,1-2)

 

Jair/Jaïr = „Er (Gott) erleuchtet“

Siebter Richter, der Israel 22 Jahre lang regierte

(Ri 10,3-5)

 

Jephta/Jeftah = „Er (Gott) tut auf, öffnet, d.h. Er befreit“

Achter Richter Israels und Besieger der Ammoniter, der seine einzige Tochter opferte

(Ri 11,1–12,7; 1Sam 12,11; Hebr 11,32)

 

Ibzan = „der Schnelle“

Neunter Richter Israels, der sieben Jahre regierte

(Ri 12,8-10)

 

Elon = „Eiche, starker Baum“

Zehnter Richter Israels, der zehn Jahre regierte

(Ri 12,11-12)

 

Abdon = „Knecht, dienstbar, dienstbereit“

Elfter Richter Israels, der acht Jahre regierte

(Ri 12,13-15)

 

Simson = „der Starke oder Sonnenmann“

Zwölfter Richter Israels und Gott nur bedingt hingegebener Nasiräer, der den Auftrag hatte, Israel von der Unterdrückung der Philister zu befreien

(Ri 13,24–16,31; Hebr 11,32)

 

Delila = „unglücklich, schwach“

Simsons Geliebte, die ihn für Geld an die Philister auslieferte

(Ri 16,4–21)

 

Schlüsselverse

(Ri 2,16-19; 10,15; 17,6; 18,1; 19,1; 21,25)

 

Richter 2,16-19

„16 Doch erweckte der HERR Richter, die sie aus den Händen derer retteten, die sie beraubten. 17 Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern sie hurten mit anderen Göttern und beteten sie an und wichen bald ab von dem Weg, auf dem ihre Väter im Gehorsam gegen die Gebote des HERRN gegangen waren; sie handelten nicht ebenso. 18 Wenn aber der HERR ihnen Richter erweckte, so war der HERR mit dem Richter und errettete sie aus der Hand ihrer Feinde, solange der Richter lebte; denn der HERR hatte Mitleid wegen ihrer Wehklage über ihre Bedränger und Unterdrücker. 19 Wenn aber der Richter starb, so handelten sie wiederum verderblich, mehr als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachfolgten, um ihnen zu dienen und sie anzubeten; sie ließen nicht ab von ihrem Treiben und ihrem halsstarrigen Wandel“

 

Richter 10,15

„Aber die Kinder Israels sprachen zum HERRN: Wir haben gesündigt; mache du mit uns, was dir gefällt; nur errette uns noch dieses Mal!“

 

Richter 17,6

„Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“

 

Richter 18,1

„Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel. Und zu jener Zeit suchte sich der Stamm der Daniter ein Erbteil, wo sie wohnen könnten; denn bis dahin war ihm unter den Stämmen Israels kein Erbe zugefallen“

 

Richter 19,1

„Zu jener Zeit, als es keinen König in Israel gab, geschah es auch, dass ein levitischer Mann, der sich am äußersten Rand des Berglandes Ephraim aufhielt, eine Nebenfrau aus Bethlehem-Juda nahm“

 

Richter 21,25

„Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“

 

Schlüsselworte

richten, urteilen, regieren = hebr. „schaphat“ (Ri 2,16.18; 10,2; 11,27; 12,9.11; 15,20; 16,31)

 

Engel des HERRN = hebr. „Malak Jahwe“ (Ri 2,1.4; 5,23; 6,11f.21f; 13,3.13.15f.20f)

Der hebräische Ausdruck „Malak Jahwe“ kommt 19-Mal im Richterbuch vor; 58-Mal im Alten Testament; allein 1/3 davon im Buch der Richter.

 

Geist des HERRN = hebr. „Ruach Jahwe“ (Ri 3,10; 6,34; 11,29; 13,25; 14,6.19; 15,14)

 

Söhne = hebr. „bene“ (ca. 129-Mal; erstmals in Ri 1,1)

 

Rätsel = hebr. „chidah“ (Ri 14,12-19)

 

Schlüssellehren

Gottes Gnade in der Erlösung Israels (Ri 2,16.18-19; 5Mo 30,3; Jos 1,5; Ps 106,43-45; Lk 1,50; Röm 11,30-32; 2Kor 1,3; Eph 2,4). Jedes Mal, wenn das Volk zu Gott schrie, wirkte Gott einen Neuanfang (1Joh 1,9).

 

 

Israels Abfall (Ri 3,7; 4,1; 6,1; 8,33; 10,6; 13,1; 21,25; 4Mo 31,1-3; 5Mo 32,18; 1Sam 12,9; 1Kö 11,33; Jes 1,4; Hes 6,11-14; Joh 3,18-21; Röm 7,5-6; Kol 3,25; Tit 3,3)

 

 

Gottes Zorn über Sünde

So wie sich im Buch Josua Gottes Segen für Gehorsam auswirkte, so kam im Richterbuch Gottes Fluch für Ungehorsam über das Volk Gottes (1Pet 4,17-19). Die abwärts treibende Spirale der Sünde: Mit jedem weiteren Abfall wurde es schlimmer als zuvor (Ri 2,19). Ein Bruch mit Gott (Ri 17–18) führt zum Bruch mit dem Menschen: Ehebruch, Massenvergewaltigung, Mord, Perversion, Bürgerkrieg und Menschenraub (Ri 19–21).

 

 

Ermahnung an die Erlösten

Aufruf zu völliger Hingabe an den HERRN, ohne Kompromisse (Röm 12,1-2; Gal 3,3; 1Joh 2,15-17; 5,21; Jak 4,4). Das Buch der Richter beginnt mit Kompromissen und endet in Wirrnissen.

 

 

Im Buch der Richter gibt es mindestens drei Grundthemen:

1. Israels Kampf: Das erste Thema befasst sich mit den militärischen und geistlichen Kämpfen des Volkes im Versuch, das Verheißene Land zu besiedeln;

 

2. Israels Kanaanitisierung: Das zweite Thema ist die Angleichung der israelischen Gesellschaft an die Kanaaniter. Es geht also darum, wie das Volk immer kanaanitischer wurde und immer mehr die eigene Identität verlor;

 

3. Gottes Treue: Ein drittes Thema ist der Kontrast zwischen Gottes Treue zu seinem Bund und Israels Untreue zu seinem Bund.

 

Es gibt offensichtlich fünf Hauptgründe für diese Phasen des moralischen und geistlichen Niedergangs Israels: 1. Israels Ungehorsam, die Kanaaniter aus dem Land zu vertreiben (Ri 1,19.21.35); 2. Götzendienst (Ri 2,12); 3. Mischehen mit den gottlosen Kanaanitern (Ri 3,5-6); 4. Missachtung der Richter (Ri 2,17) und 5. das Wegwenden von Gott nach dem Tod der Richter (Ri 2,19).

 

In dieser Phase der Geschichte Israels zieht sich eine charakteristische Struktur und ein wiederkehrender Geschichtsablauf durch das ganze Buch: Israel dient dem Herrn ▸ Israel fällt in Sünde ▸ Israel wird unterdrückt ▸ Israel schreit zum Herrn ▸ Gott erweckt einen Richter ▸ Israel wird befreit.

 

Im Buch der Richter wird der Kontrast zwischen der politischen Organisation Israels und seiner heidnischen Nachbarn offensichtlich. Die junge Nation Israel war auf Grundlage der Stämme organisiert, die von Jakob abstammten und hatte keine feste Zentralregierung. Zusammengehalten wurden diese Stämme erstens durch ihre Loyalität gegenüber der Bundesüberlieferung vom Sinai (dem mosaischen Gesetz); zweitens durch die Existenz eines zentralen Heiligtums in Silo. Jeder Stamm konnte Stellvertreter dorthin entsenden.️

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott der Umstürze und Revolutionen

 

Gerecht (Ri 5,11), Zornig (Ri 9,56)

 

Einer der sieben Bündnisnamen Gottes „Jahwe Schalom“ findet sich im Richterbuch (Ri 6,24). Der Name „Jahwe“ wird mit den Bünden bzw. Bündnissen, die Gott mit den Menschen schließt, assoziiert. Ein Bund ist eine Beziehung von Person zu Person und unveränderlich bzw. dauerhaft.

 

Der Name „Jahwe“ steht im direkten Zusammenhang mit sieben konkreten Namen bzw. Titeln, die sieben Aspekte der Bündnistreue Gottes in seinem Umgang mit den Menschen repräsentieren. Im Folgenden werden diese Namen in der Reihenfolge ihres Erscheinens in der Bibel aufgelistet; sie offenbaren folgende Eigenschaften Jahwes.

 

Die sieben Bündnisnamen Gottes (1Mo 22,13-14; 2Mo 15,26; 17,15; Ri 6,24; Ps 23,1; Jer 23,6; Hes 48,35)

1. Jahwe Jireh – Der versorgt; der Herr wird ersehen (1Mo 22,13-14)

2. Jahwe Rapha – Dein Arzt; der heilt (2Mo 15,26)

3. Jahwe Nissi – Der unser Banner ist; mein Feldzeichen (2Mo 17,8-15)

4. Jahwe Schalom – Der unser Friede ist (Ri 6,24)

5. Jahwe Ra'ah/Ro'i; – Der unser Hirte ist (Ps 23,1)

6. Jahwe Zidkenu – Der unsere Gerechtigkeit ist (Jer 23,6)

7. Jahwe Schamma – Der hier ist; dauerhaft gegenwärtig (Hes 48,35)

 

Christus im Buch

Wir lesen, wie sich das Volk 7-Mal von Gott abwendet, und wir lesen von sieben verschiedenen Rettungen durch die Hand von Otniel, Ehud, Schamgar, Debora und Barak, Gideon, Jeftah und Simson. In diesen Befreiern oder Rettern Israels sehen wir eine Vorschattung des großen Retters, der kommen sollte. Die Verheißung des Herrn bei Jesaja lautet: „Wenn sie zum Herrn schreien werden wegen der Unterdrücker, dann wird er ihnen einen Retter senden; der wird den Streit führen und sie erretten“ (Jes 19,20). Gott hatte Erbarmen mit dem Menschen in seiner Sünde und harten Knechtschaft, und er sandte den Herrn Jesus als unseren Retter (Lk 1,47; 2,11; Joh 4,42).

 

Die Struktur des Hauptteils des Richterbuches entspricht dem siebenarmigen Leuchter und weist auf Christus als Retter hin.

 

 

▪︎ Der Engel des Bundes; der Engel des HERRN

In der finsteren Zeit der Richter erschien der Engel des Bundes oder der Engel des HERRN, der Sohn Gottes selbst, seinem Volk 3-Mal. Bei der ersten Gelegenheit (Ri 2,1) kam er von Gilgal herauf nach Bochim, wo er Josua als Heeroberster der Heerscharen des Herrn erschienen war. Und er sprach, wie keiner als nur Jahwe selbst sprechen konnte; er erinnerte sie an seine Macht und an seine Güte und tadelte ihren Ungehorsam. Bei diesen Worten erhoben die Kinder Israel ihre Stimmen und weinten. Und sie opferten dort dem HERRN.

 

Etwa 150 Jahre später erschien er Gideon, um ihn zu der großen Aufgabe der Rettung Israels zu berufen. Gideon brachte ein Brandopfer und ein Speisopfer, und der Engel des HERRN befahl ihm, beide auf den Felsen zu legen — der Felsen selbst ist ein Typus auf Christus wie auch die Darbringung des Opfers. Er berührte die Gaben mit seinem Stab, und Feuer schlug aus dem Felsen und verzehrte die Opfergaben zum Zeichen dafür, dass das Opfer angenommen worden war.

 

Etwa dreißig Jahre nach diesem Ereignis erschien der HERR in ähnlicher Weise zunächst der Frau Manoachs und dann ihr und ihrem Mann gemeinsam. Auch Manoach brachte ein Brandopfer und ein Speisopfer und opferte sie auf einem Felsen.

 

Der Engel des HERRN „aber vollbrachte Wunderbares“ (Ri 13,19), denn als die Flamme vom Altar gen Himmel emporstieg, da fuhr der Engel des HERRN in der Flamme mit hinauf zum Himmel. Als Manoach ihn nach seinem Namen fragte, hatte der Engel des HERRN gesagt: „Warum fragst du denn nach meinem Namen? Er ist ja Wunderbar!“ (Ri 13,18). Dieser Name wurde erst später durch Jesaja dem Messias beigelegt (vgl. Jes 9,5), der erst noch geboren werden sollte. So haben wir hier in der Person des Engels des HERRN eine Begegnung mit dem Messias von Angesicht zu Angesicht.

 

 

▪︎ Der wahre Richter und Retter

Die Richter selbst vermochten in keinem Fall für bleibenden Segen zu sorgen. Immer wieder liest man in diesem Buch, dass das Volk erneut vom HERRN abfiel, sobald der jeweilige Richter und Befreier gestorben war (Ri 2,8–11.19; 3,11-12; 4,1; 6,1; 10,5-6; 12,15; 13,1). Damit ruft dieses Buch nach einem größeren, einem besseren Retter und Befreier, dessen Werk der Befreiung nicht wieder in sich zusammenfällt, sobald er gestorben ist. Der Prophet Jesaja antwortet auf dieses Rufen: „Der HERR ist unser Richter, der HERR unser Feldherr, der HERR unser König; er wird uns retten“ (Jes 33,22). Über diesen Richter, Anführer und König sagt der Schreiber des Hebräerbriefes: „Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt“ (Hebr 7,25). Jesus Christus ist der wahre Urheber unserer Errettung (Hebr 2,10), der genau aus diesem Grund „völlig zu erretten“ vermag, weil Er ewig lebt. Sein Werk der Errettung bleibt darum auf immer in Kraft. Er ist der „Urheber ewigen Heils“ (Hebr 5,9).

 

Inhalt & Themen

Das Buch der Niederlagen und Siege zur Zeit der Richter: vom Tod Josuas bis zum Aufstieg Sauls und Eli sowie Samuel, den letzten Richtern vor der Einsetzung des Königtums

 

▪︎ Kernaussage: Israel durchläuft einen Kreislauf aus Sünde, Leid und Erlösung.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Die Zyklen von Versagen und Abfall, als es noch keinen König gab. Die Absicht des Buches der Richter war es, das göttliche Gericht aufgrund von Israels Abfall aufzuzeigen. Historisch gesehen dient das Buch dazu, die Eroberung Israels und das Königtum miteinander zu verbinden. Theologisch gesehen bietet es viele Beispiele für den Grundsatz, dass Gehorsam dem Gesetz gegenüber Frieden bringt, während Ungehorsam zu Unterdrückung und Tod führt. Geistlich gesehen erkennt man die Treue Gottes darin, dass er seinem bußfertigen Volk vergibt, selbst in dieser Zeit, als „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 17,6; 21,25). Ziel und Zweck des Richterbuches ist es aufzuzeigen, dass man ganz sicher mit Gottes Gericht über die Sünde rechnen kann und das diejenigen, die Buße tun, ebenso fest mit der Vergebung ihrer Sünden und der Wiederherstellung ihrer Beziehung zu Gott rechnen dürfen. Der Hauptzweck des Buches wird am besten in Richter 2,16 ausgedrückt: „Da ließ der HERR Richter aufstehen, die retteten sie aus der Hand ihrer Plünderer.“ Da es Gott war, der die Unterdrückung zuließ und Befreier erweckte, war er selbst Israels ultimativer Richter und Befreier (Ri 11,27; 8,23), wo der Richter Gideon darauf besteht, dass der Gott Israels wahrer Herrscher und Richter ist.

 

Einfach ausgedrückt, verhält sich das Buch Josua zu Richter wie: Freude zu Leid; Sieg zu Niederlage; Fortschritt zu Rückschritt; Glaube zu Unglaube; himmlische Gesinnung zu irdischer Gesinnung und Freiheit zu Knechtschaft.

 

Das Buch der Richter beginnt mit einem Überblick und endet mit einer Zusammenfassung. Die ersten Kapitel liefern eine kurze Analyse, warum Israels große Verheißungen nicht realisiert wurden. Im großen Mittelteil wird chronologisch die Geschichte der ersten 12 Richter und ihrer Lebensumstände dargestellt, wobei inhaltlich Schwerpunkte auf die Richter Gideon und Simson gelegt werden. Der Schlussabschnitt fasst die Lehre aus diesem Geschichtsabschnitt zusammen und macht an zwei Fallbeispielen lebendig deutlich, welche Folgen es für Israel hatte, den Weg Gottes zu verlassen.

 

Das Buch der Richter besteht aus 19 Kapiteln, die sich in drei große Abschnitte gliedern.

 

Zunächst führt Richter 1,1–3,6 in das Buch der Richter ein und beschreibt ein Muster von Ungehorsam, das unter den Israeliten bestand. Im ersten Kapitel wird erklärt, dass die Feinde Israels in dem Land, das ihnen von Gott gegeben worden war, nie vollständig besiegt wurden. Das Versäumnis, diese Eroberung zu vollenden, war bereits eine Form des Ungehorsams. Als Israel Gott weiterhin ungehorsam war, ließ Gott verschiedene Gerichte über sein Volk ergehen.

 

Der zweite große Abschnitt enthält die Geschichte der Richter Israels (Ri 3,7–16,31). Es werden verschiedene Abschnitte beschrieben: die Führung Othniels (Ri 3,7-11), die Siege Ehuds und Schamgars über die Moabiter (Ri 3,12-31), die wichtige Rolle Deboras bei Israels Sieg über die Kanaaniter (Ri 4–5), Gideons Sieg über die Midianiter (Ri 6,1–8,35), Abimelech im Vergleich zu Tola und Jair (Ri 9–10,5), verschiedene kleinere Richter bei den Siegen über die Philister und Moabiter (Ri 10,6–12,15) und schließlich der Bericht über Simsons Kämpfe mit den Philistern (Ri 13–16).

 

Der dritte und letzte Teil des Buches der Richter gibt einen Einblick in den sündigen Zustand Israels während dieser Zeit. Die in diesen Kapiteln aufgezeichneten Ereignisse stehen nicht in direktem Zusammenhang mit den anderen Geschehnissen des Buches (Ri 17–21). Es werden zwei besondere Vorfälle aufgezeichnet. Das erste ist der Bericht über die Götzenanbetung Michas und der Daniter (Ri 17,1–18,31). Das zweite Ereignis beginnt mit einem grausamen Verbrechen, das das Volk Israel in einen Bürgerkrieg führte. Durch die Vergeltung an den Benjaminitern wurde fast der gesamte Stamm vernichtet (Ri 19–21).

 

Das Buch der Richter schließt mit den treffenden Worten: „Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25).

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Ungehorsam bringt immer Urteil und Konsequenz. Die Israeliter zeigten, wie man es nicht machen sollte. Anstatt von der Erfahrung, dass Gott Rebellion gegen ihn immer bestraft, zu lernen, sind sie weiterhin und immer wieder ungehorsam und leiden unter Gottes Missfallen und Disziplin. Wenn man in Ungehorsam weiterlebt, lädt man Gottes Disziplinierungsmaßnahmen ein, nicht weil Er es genießt Menschen leiden zu sehen, sondern „wen der HERR lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt“ (Hebr 12,6).

 

Kurz gesagt, zeigt dieses Buch die Untreue des Volkes Gottes und die Treue Gottes. Die Geschichte der Christenheit zeigt das Gleiche. Weil der Mensch sich nicht verändert hat und auch Gott nicht, ist dieses Buch für unsere Zeit aktuell.

 

Das Buch Richter ist eine Zeugenaussage für Gottes Treue. Denn „sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (2Tim 2,13). Auch wenn wir Ihm gegenüber untreu sind, wie es die Israeliten waren, ist Er trotzdem treu, uns zu retten und uns zu erhalten (1Thes 5,24) und er vergibt uns, wenn wir um Vergebung bitten (1Joh 1,9). „Der wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn“ (1Kor 1,8-9).️

 

Wissenswertes

▪︎ Eine Abwärtsspirale

Das Buch beginnt mit einem Siegesbericht. Juda zog gegen die Kanaaniter und besiegte sie in mehreren Schlachten bei verschiedenen Orten. Aber schon dieser Siegesbericht beinhaltet eine Ausnahme — „die Bewohner der Ebene waren nicht zu vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten“ (Ri 1,19). Das war ganz klar ein Mangel an Glauben, denn die Verheißung Josuas lautete: „Du wirst die Kanaaniter vertreiben, auch wenn sie eiserne Wagen haben, auch wenn sie stark sind“ (Jos 17,18). Israel sündigte, als es die Kanaaniter nicht austrieb, sondern ihnen erlaubte, in seiner Mitte zu wohnen. Kompromiss anstatt Gehorsam. Der nächste Schritt war, dass sie untereinander heirateten (Ri 3,6), und schließlich wurden sie in den Götzendienst der Kanaaniter hineingezogen (Ri 6,7). Die Folge war, dass das ganze Land unrein wurde. Das Buch der Richter enthält die finstersten Bilder vom Zustand des Gottesvolkes. Die Kapitel 17 bis 21 folgen nicht dem Rest des Buches in chronologischer Ordnung, sondern sie verdeutlichen die schreiende Gottlosigkeit des Volkes in dieser Periode. Im Lied Deboras erhalten wir einen weiteren Einblick in die Gesetzlosigkeit des Landes: „Die Wege waren verlassen; wer wandern musste, nahm gewundene Wege. Ausgestorben waren die Dörfer, sie waren ausgestorben in Israel“ (Ri 5,6-7).

 

 

▪︎ Das Buch der Richter erwähnt zwölf Richter

1. Otniel, 2. Ehud, 3. Schamgar, 4. Debora & Barak, 5. Gideon, 6. Tola, 7. Jair 8. Jephta 9. Ibzan, 10. Elon, 11. Abdon und 12. Simson.

 

Abimelech war kein Richter. Eli und Samuel werden im Richterbuch nicht erwähnt, jedoch waren die beiden Männer von besonderer Bedeutung, um gegensätzliche geistliche Führerschaft zu veranschaulichen:

 

1. Eli, Richter und Hohepriester (ein schlechtes Vorbild);

2. Samuel, Richter, Priester und Prophet (ein gutes Vorbild).

 

Unter sieben dieser zwölf Richter wird eine Rettung von Unterdrückern verzeichnet und stellt die Struktur des Hauptteils im Richterbuch dar: 1. Otniel, 2. Ehud, 3. Schamgar, 4. Debora & Barak, 5. Gideon, 6. Jephta und 7. Simson. Von den anderen fünf (Tola, Jair, Ibzan, Elon und Abdon) heißt es, dass sie Israel für viele Jahre gerichtet haben; eine Rettung gab es jedoch nicht.

 

Die Zyklen aus Unterdrückung und Rettung unter diesen sieben Richtern beinhalten wiederum fünf Phasen: Ruhezeit ▸ Sünde ▸ Richten Gottes ▸ Buße ▸ Rettung & Rückbringung:

 

• Die Ruhezeit beschreibt einen Zeitraum, in dem Israel gehorsam ist und sich des Friedens erfreut – meist unter der Herrschaft eines Richters – angefangen mit den letzten Jahren Josuas.

 

• Die Sünde beschreibt die Abtrünnigkeit und den Ungehorsam einer neuen Generation gegenüber dem Gesetz Gottes, meist durch Götzendienst.

 

• Das Richten Gottes beschreibt die Konsequenz eines göttlichen Gerichts, das über Israel kommt, indem es von seinen Feinden unterworfen wird.

 

• Die Buße meint den Aufschrei Israels zum Herrn um Hilfe.

 

• Die Rettung und Rückbringung beschreibt das Eingreifen Gottes, indem Gott einen Richter erweckt, um Israel durch einen erfolgreichen Krieg zu retten. Die Rückbringung eröffnet eine erneute Zeit der Ruhe; ein weiterer Zyklus beginnt.

 

Das Buch beschreibt also insgesamt sieben Zyklen der Rettung, und jeder davon weist diese fünf Phasen auf.

 

Zuvor wurden bereits sieben Zyklen erwähnt; eigentlich befasst sich das Buch jedoch mit zwölf Richtern. Sieben dieser Richter werden detailliert geschildert; fünf werden nur beiläufig erwähnt. Bei insgesamt zwölf Richtern gab es eigentlich zwölf Zyklen; doch der Autor beschreibt nicht alle zwölf in Einzelheiten. Er beschreibt nur sieben Zyklen:

 

1. Der erste Zyklus ist in Richter 3,7-11 zu finden; die Unterdrückung durch die Mesopotamier unter Kuschan-Rischatajim und Rettung durch Richter Otniel/Otniël;

 

2. Der zweite Zyklus ist in Richter 3,12-30 die Unterdrückung durch Moab unter Eglon und Rettung durch Ehud;

 

3. Der dritte Zyklus ist in Richter 3,31 zu finden; die Unterdrückung durch die Philister und die Rettung durch Richter Schamgar/Samgar;

 

4. Der vierte Zyklus in den Richterkapiteln 4 und 5 zu finden; die Unterdrückung durch die Kanaaniter unter Jabin und Rettung durch die Richter Debora und Barak;

 

5. Der fünfte Zyklus in Richter 6,1 bis 10,5 besteht aus der Unterdrückung durch die Midianiter und Rettung durch Richter Gideon; dem folgt die Herrschaft Abimelechs; die Richter Tola und Jair werden kurz erwähnt;

 

6. Der sechste Zyklus in Richter 10,6 bis 12,15 ist die Unterdrückung durch die Ammoniter und die Rettung durch Richter Jephta/Jeftah, wobei kurz das Richteramt von Ibzan, Elon und Abdon erwähnt wird;

 

7. Der siebte Zyklus ist in den Richterkapiteln 13–16 zu finden; die Unterdrückung durch die Philister und die Rettung durch Richter Simson.

 

 

▪︎ Die folgende Tabelle zeigt die Chronologie der Richter und Gewaltherrschaft/Unterdrücker Israels im Detail:

 

1. Richter: Otniel (Stamm Juda) | Rettung: Ja | Amtszeit: 40 Jahre: 1538–1498 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Kuschan-Rischatajim (Königs von Aram-Naharajim) aus Mesopotamien 8 Jahre durch Götzendienst (Baalim & Ascheroth) 1546–1538 v. Chr. | Ri 3,7-11

 

2. Richter: Ehud (Stamm Benjamin) | Rettung: Ja | Amtszeit: 80 Jahre: 1480–1400 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Eglon aus Moab und die Söhne Ammon und Amalek 18 Jahre durch Ungehorsam 1498–1480 v. Chr. | Ri 3,12-30

 

3. Richter: Schamgar (Stamm: ? evtl. Ausländer) | Rettung: Ja | Amtszeit: zur Zeit Ehuds | Unterdrücker/Dauer: Philister | Ri 3,31; Ri 4,1

 

4. Richter: Debora (Ephraim) & Barak (Naphtali) | Rettung: Ja | Amtszeit: 40 Jahre: 1380–1340 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Jabin aus Kanaan 20 Jahre durch Ungehorsam 1400–1380 v. Chr. | Ri 4,1–5,31

 

5. Richter: Gideon (Stamm: Manasse) | Rettung: Ja | Amtszeit: 40 Jahre: 1333–1293 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Midianiter & Amalekiter 7 Jahre durch Ungehorsam 1340–1333 v. Chr. | Ri 6,1–8,28

 

6. Richter: Tola (Stamm: Issaschar) | Rettung: Nein | Amtszeit: Richtete Israel 23 Jahre: 1290–1267 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Abimelech aus Israel 3 Jahre 1293–1290 v. Chr.  | Ri 9,22; 10,1-2

 

7. Richter: Jair (Stamm: Gilead-Manasse) | Rettung: Nein | Amtszeit: Richtete Israel 22 Jahre: 1267–1245 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: unbekannt | Ri 10,3-5

 

8. Richter: Jephta (Stamm: Gilead-Manasse) | Rettung: Ja | Amtszeit: 6 Jahre: 1227–1221 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: Philister & Ammoniter 18 Jahre durch Götzendienst (Baalim, Astatot & anderen Götzen der Nachbarländer) 1245–1227 v. Chr. | Ri 10,6–12,7

 

9. Richter: Ibzan (Stamm: Sebulon) | Rettung: Nein | Amtszeit: Richtete Israel 7 Jahre: 1221–1214 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: unbekannt | Ri 12,8-10

 

10. Richter: Elon (Stamm: Sebulon) | Rettung: Nein | Amtszeit: Richtete Israel 10 Jahre: 1214–1204 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: unbekannt | Ri 12,11-12

 

11. Richter: Abdon (Stamm: Ephraim) | Rettung: Nein | Amtszeit: Richtete Israel 8 Jahre: 1204–1196 v. Chr. | Unterdrücker/Dauer: unbekannt | Ri 12,13-15

 

12. Richter: Simson (Stamm: Dan) | Rettung: Ja | Amtszeit: 20 Jahre* | Unterdrücker/Dauer: Philister 20 Jahre durch Ungehorsam 1196–1156 v. Chr. (Inkl. 20 Jahre Simson; Ri 16,31) | Ri 13,1–16,31

 

13. Richterzeit von Eli (1Sam 4,18) 40 Jahre: 1156–1116 v. Chr.

 

14. Richterzeit von Samuel (1Sam 7,2) 20 Jahre**: 1116–1096 v. Chr.

 

* Simson befreite Israel erst am Ende seines Lebens von den Philistern.

**Die 20 Jahre umfassen die gesamte Richterzeit, bis Samuel sein Richteramt in 1Sam 12 niederlegt.

 

 

Laut Apostelgeschichte 13,20 beträgt die Richterzeit 450 Jahre:

„Und danach, während etwa 450 Jahren, gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten“

 

Die Richterzeit bestand aus 114 Jahren Gewaltherrschaft/Unterdrücker und 336 Jahren Ruhe:

• Gewaltherrschaft/Unterdrücker: 8+18+20+7+3+18+40 = 114 Jahre

• Richterzeit/Ruhe: 40+80+40+40+23+22+6+7+10+8+40+20 = 336 Jahre

Total: 114 + 336 = 450 Jahre

 

1546–1538 v. Chr. – Kuschan-Rischatajim aus Mesopotamien (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 3,8

1538–1498 v. Chr. – Otniel (Richterzeit/Ruhe) Ri 3,11

1498–1480 v. Chr. – Eglon aus Moab (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 3,14

1480–1400 v. Chr. – Ehud (Richterzeit/Ruhe) Ri 3,30

1400–1380 v. Chr. – Jabin aus Kanaan (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 4,3

1380–1340 v. Chr. – Debora & Barak (Richterzeit/Ruhe) Ri 5,31

1340–1333 v. Chr. – Midianiter & Amalekiter (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 6,1

1333–1293 v. Chr. – Gideon (Richterzeit/Ruhe) Ri 8,28

1293–1290 v. Chr. – Abimelech aus Israel (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 9,22

1290–1267 v. Chr. – Tola (Richterzeit/Ruhe) Ri 10,2

1267–1245 v. Chr. – Jair (Richterzeit/Ruhe) Ri 10,3

1245–1227 v. Chr. – Philister & Ammoniter (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 10,8

1227–1221 v. Chr. – Jephta (Richterzeit/Ruhe) Ri 12,7

1221–1214 v. Chr. – Ibzan (Richterzeit/Ruhe) Ri 12,9

1214–1204 v. Chr. – Elon (Richterzeit/Ruhe) Ri 12,11

1204–1196 v. Chr. – Abdon (Richterzeit/Ruhe) Ri 12,14

1196–1156 v. Chr. – Philister & Simson (Gewaltherrschaft/Unterdrücker) Ri 13,1 (Inklusive 20 Jahre Simson als Richter, aber er hatte Israel nie befreit)

1156–1116 v. Chr. – Eli (Richterzeit/Ruhe) 1Sam 4,18

1116–1096 v. Chr. – Samuel (Richterzeit/Ruhe) 1Sam 7,2

 

 

Wichtiger Hinweis zur Zählung:

Laut Apostelgeschichte 13,20 beträgt die Richterzeit 450 Jahre. Die 450 Jahre finden sich auch im Nestle-Aland-Text. Er ist allerdings an dieser Stelle ungenau; vergleiche den Mehrheitstext. Diese 450 Jahre beziehen sich nicht auf die Zeit von Isaak bis zur Landnahme, wie viele Ausleger es verstehen. Liest man nur den Nestle-Aland-Text, könnte man leicht annehmen, dass nach der Landnahme 450 Jahre vergingen und dann zusätzlich die Richterzeit folgte, was eine deutlich höhere Anzahl an Jahren insgesamt ergeben würde.

 

Viele Chronologen fassen die 480 Jahre aus 1. Könige 6 als Zeitangabe ohne Einschübe auf. Dadurch ergibt sich eine 114  Jahre spätere Datierung für den Auszug aus Ägypten. Das Problem der Zahlen im Richterbuch versuchen sie so zu lösen: Man nimmt an, dass gewisse Richter zur gleichen Zeit bzw. überlappend gewirkt haben. So kann man diese Geschichtsperiode verkürzen. Doch: Diese Auffassung steht im krassen Widerspruch zu Apostelgeschichte 13,17-22! Es gibt jedoch eine wunderbare Lösung, die allen Zahlenangaben der Bibel völlig gerecht wird: In 1. Könige 6,1 steht nicht „im 594. Jahr nach dem Auszug“, sondern „im 480. Jahr nach dem Auszug“. Daraus ergibt sich: Die „verlorene Zeit“ unter der göttlichen Zucht (Gewaltherrschaften) während der Richterzeit wurde in der Tempel-Chronologie des Könige-Buches offensichtlich bewusst nicht mitgerechnet!

 

Apostelgeschichte 13,17-22

„17 Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingsschaft im Lande Ägypten, und mit erhobenem Arm führte er sie von dannen heraus; 18 und eine Zeit bei 40 Jahren pflegte er sie in der Wüste. 19 Und nachdem er sieben Nationen im Lande Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben. 20 Und nach diesem, bei 450 Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. 21 Und von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis', einen Mann aus dem Stamme Benjamin, 40 Jahre lang. 22 Und nachdem er ihn weggetan hatte, erweckte er ihnen David zum König, welchem er auch Zeugnis gab und sprach: »Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.«“

 

1. Könige 6,1

„Und es geschah im 480. Jahre nach dem Auszug der Kinder Israel aus dem Land Ägypten, im 4. Jahre der Regierung Salomos über Israel, im Monat Ziw, das ist der zweite Monat, da baute er dem HERRN das Haus“ 

 

 

▪︎ Die Unterdrücker als Vorbild

Die verschiedenen Unterdrücker sind ein geistliches Vorbild von Mächten, mit denen auch Christen zu kämpfen haben:

• Mesopotamien (die „religiöse“ Welt; Babylon) 

Mesopotamien ist ein geistliches Vorbild für die „religiöse“ Welt; nicht in ihrem materiellen Charakter – das, was unsere Augen sehen können –, sondern was ihre Prinzipien anbetrifft: ihre Ideen, Motive und Grundsätze. Abram wurde aus Mesopotamien gerufen (1Mo 12,1; Apg 7,2). Dort diente man den Götzen. Der König Mesopotamiens heißt hier: Kuschan-Rischathaim, was „Schwärze der Finsternis“ oder „doppelte Bosheit“ bedeutet. Die Erlösung erfolgt durch Othniel („Löwe Gottes“ oder „der Gutes von Gott redet“).

 

• Moabiter (das „religiöse“ Fleisch)

Die Moabiter sind ein geistliches Vorbild für das „religiöse“ Fleisch. Der Name bedeutet: „Vom Vater“. Der Vater war Lot. Kennzeichnend für Moab ist seine Bequemlichkeit und die eigenen Interessen (1Mo 13; 19,36-37; Jes 16,16; Jer 48,11-29). Seine Helfer sind Ammon und Amalek. Der Sieg besteht darin, zunächst nach Gilgal zu gehen (vgl. Jos 5) und dann mit einer klaren Botschaft zum König von Moab zu gehen: Er muss mit dem zweischneidigen Schwert des Wortes Gottes zerschlagen werden! Der Herr Jesus wird Moab (das Fleisch) endgültig besiegen (vgl. 4Mo 24,17).

 

• Kanaaniter (der Satan/Teufel; die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern)

Die Kanaaniter sind ein geistliches Vorbild für den Satan/Teufel und die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Der Teufel – Jabin, der in Josua 11 die Heere im Norden des Landes anführte, ist wieder da. Er versetzt das Volk in Angst, Götzendienst und Nachlässigkeit. Die Überwindung erfolgt durch Debora zusammen mit Barak. Sie bereiten sich auf dem Berg Tabor vor. Jael („der Herr ist Gott“) besiegt Sisera, indem sie einen Pflock durch seinen Kopf schlägt: Die Frau zerschmettert ihm den Kopf (vgl. 1Mo 3,15).

 

• Midianiter (weltliche und irdische Dinge)

Die Midianiter sind ein geistliches Vorbild für weltliche und irdische Dinge und beinhalten alles, was mit unserem tagtäglichen Leben zu tun hat: Das Schöne und Positive, das Lästige und Negative. Alles das, was uns von einem Leben mit Gott abhalten kann. Kanaan war das Land, das von Milch und Honig floss. Das Volk konnte die Frucht des Landes genießen. Die Midianiter kamen und beraubten das Volk Israel: Es hatte keine Nahrung mehr. Die Midianiter sind „... die Sorgen des Lebens und der Betrug des Reichtums und die Begierde nach den übrigen Dingen“. Sie kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht (Mk 4,18-19). Das Volk verkroch sich in den Höhlen. Das Zeugnis war weg!

 

Die Erlösung fängt damit an, dass:

• man sich Zeit nimmt für Gott und eine Begegnung mit Ihm hat (Kol 3,1-2; Phil 3,18-20);

• man Interesse am Volk Gottes hat und nicht hoch von sich selbst denkt.

Sie wird gekennzeichnet durch:

• das Vlies (Ri 6,36-40);

• den Umgang mit den Dingen dieser Welt (Ri 7,1-8);

• die Art der Waffen und die richtige Sicht auf unseren Führer (Ri 8,15-22).

 

• Philister (fleischlich-religiöses Christentum)

Die Philister sind ein geistliches Vorbild für das fleischlich religiöse Christentum. Ihr Ursprung ist Ägypten (1Mo 10,13). Sie sind ohne Erlösung und „Wüstenerfahrungen“ nach Kanaan gekommen. Sie hatten fünf Fürsten (Ri 3,3). Die fünf Fürsten – die fünf Sinne. Sie wohnten im Land und bildeten eine ständige Bedrohung für Gottes Volk.

 

 

▪︎ Simsons Leben

Das Leben Simsons ist eine gedrängte Darstellung der Geschichte Israels. Schon vor seiner Geburt offenbarte Gott seinen Eltern, dass ihr Sohn geweiht sei und die Befreiung herbeiführen werde. So hatte Gott Abraham offenbart, dass aus ihm ein Volk heranwachsen würde, das heilig sein und den großen Befreier hervorbringen sollte. Simson entfernte sich immer wieder von Gott und sündigte. Auch Israel war immer wieder ungehorsam und verfiel in Sünde und Götzendienerei. Jedes Mal, wenn Simson durch Feindeshand gebunden worden war, schenkte ihm Gott Befreiung. Ebenso durfte Israel jedes Mal Gottes Befreiung erleben, wenn es von seinen Feinden unterdrückt wurde und zu Gott schrie. Eines Tages jedoch lief der Sündenbecher Simsons über, und Gott gab ihn in die Hände seiner Feinde, die ihn gefangen nahmen. So führten auch die Sünden Israels zum unvermeidlichen Gericht: zur Gefangenschaft. Am Ende seines Lebens wandte sich Simson noch einmal zu Gott, der ihn erhörte und wieder gebrauchte, um sich durch ihn zu bezeugen. Ebenso wird Israel sich eines Tages bekehren, und Gott wird sich seiner bedienen, um sich zu verherrlichen.

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

• Unvollständige Eroberung und Rebellion (Ri 1,1–3,4)

• Die Richter (Ri 3,5–16,31)

 · Erste Phase: Otniel (Ri 3,5-11)

 · Zweite Phase: Ehud und Schamgar (Ri 3,12-31)

 · Dritte Phase: Debora und Barak (Ri 4,1–5,31)

 · Vierte Phase: Gideon, Tola & Jair (Ri 6,1–10,18)

 · Fünfte Phase: Jeftah, Ibzan, Elon & Abdon (Ri 11,1–12,15)

 · Sechste Phase: Simson (Ri 13,1–16,31)

• ︎Israels moralische und geistliche Versagen (Ri 17,1–21,25)

 

 

▪ 2. Kurzgliederung

• Einleitung (Ri 1,1–3,6)

• Hauptteil: Die 12 Richter Israels (Ri 3,7–16,31)

 · Otniel/Otniël und der König von Mesopotamien, Ehud und der König von Moab, Schamgar und die Philister (Ri 3)

 · Debora, Barak und die Kanaaniter (Ri 4–5)

 · Gideon und die Midianiter (Ri 6–8)

 · Abimelechs Königtum (Ri 9)

 · Jeftah/Jephtha und die Ammoniter (Ri 10–12)

Liste der sog. kleinen Richter: Tola, Jair, Ibzan, Elon & Abdon (Ri 10,1-5; 12,8-13)

 · Simson und die Philister (Ri 13–16)

• Anhang (Ri 17–21)

 

 

▪ 3. Kurzgliederung

• Politischer Niedergang; Misserfolge in der Landnahme; Unterlassung des Guten (Ri 1,1–2,5)

• Religiöser Niedergang; Götzendienst und Abfall; Tun des Bösen (Ri 2,6–3,4)

• Hauptteil (siebenarmiger Leuchter)

 · Othniel; Das Volk versagt auf dem Gebiet der Liebe und Ehe (Ri 3,6-7). Der Richter Othniel ist ein leuchtendes Beispiel auf dem Gebiet der Liebe und Ehe; Ri 1,12-15 (Ri 3,5-11)

 · Ehud; Ehud wendet das Wort Gottes, das zweischneidige Schwert (Hebr 4,12-13), in seiner ganzen Schärfe auf den feindlichen König an (Ri 3,16.20-21). Israel nimmt dem Feind die Furten des Jordan; Ri 3,28 (Ri 3,12-31)

 · Debora und Barak; Höhepunkt: Eine Frau rettet Israel, indem sie den Schädel des Feindes zerschlägt (Ri 4,21; 5,26-27). Der Feind ist ein Kanaaniter; Sisera (Ri 4,1–5,31)

• Gideon (Ri 6,1–8,32)

 · Gideon führt das Volk aus dem Götzendienst heraus (Ri 6,25-32)

 · Gideon führt das Volk in den Götzendienst hinein (Ri 8,27)

• Abimelech; Höhepunkt: Eine Frau rettet Israel, indem sie den Schädel des Feindes zerschlägt (Ri 9,53). Der Feind ist ein Glied des Volkes Gottes; Abimelech (Ri 8,33–10,5)

• Jeftah/Jephtha; Er wendet das Wort Gottes auf den feindlichen König an, aber nicht in seiner vollen Schärfe (Ri 11,12-27). Israel nimmt Israel die Furten des Jordan; Ri 12,5-6 (Ri 10,6–12,15)

• Simson; Der Richter Simson versagt völlig auf dem Gebiet der Liebe und Ehe; Ri 14,1ff; 16,1-3; 16,4-22 (Ri 13,1–16,31)

• Religiöser Niedergang; Götzendienst (Ri 17,1–18,31)

• Politischer Niedergang; Bürgerkrieg in Israel (Ri 19,1–21,25)

 

Detaillierte Gliederung

1. Hintergrund der Richterzeit: Israels versagen bei der Eroberung des Landes. Ein zusammenfassender Bericht über die unvollständige Eroberung (Ri 1,1–3,6)

▪ Der politische Hintergrund (Ri 1,1-36)

▪ Der geistliche Hintergrund (Ri 2,1–3,6)

 

2. Geschichte der Richterzeit (Ri 3,7–16,31)

▪ Unterdrückung durch Mesopotamien und Befreiung durch Otniël (Ri 3,7-11)

▪ Unterdrückung durch Moab und Befreiung durch Ehud (Ri 3,12-30)

▪ Schamgars Sieg über die Philister (Ri 3,31)

▪ Unterdrückung durch Kanaan und Befreiung durch Debora und Barak (Ri 4,1–5,31)

 • Die Geschichte (Ri 4,1-24)

 • Das Lied (Ri 5,1-31)

▪ Unterdrückung durch Midian und Befreiung durch Gideon (Ri 6,1–8,35)

 • Gideons Berufung (Ri 6,1-40)

 • Gideons Eroberung (Ri 7,1–8,35)

▪ Abimelechs Tyrannei (Ri 9,1-57)

▪ Tolas Richterschaft (Ri 10,1-2)

▪ Jairs Richterschaft (Ri 10,3-5)

▪ Unterdrückung durch Ammon und Befreiung durch Jeftah (Ri 10,6–12,7)

▪ Ibzans Richterschaft (Ri 12,8-10)

▪ Elons Richterschaft (Ri 12,11-12)

▪ Abdons Richterschaft (Ri 12,13-15)

▪ Unterdrückung durch Philistäa und Simsons Karriere (Ri 13,1–16,31)

 • Ankündigung und Geburt von Simson (Ri 13,1-25)

 • Simsons Hochzeit (Ri 14,1-20)

 • Simsons Heldentaten (Ri 15,1-20)

 • Simsons Fall (Ri 16,1-31)

 

3. Geistlicher Niedergang in der Richterzeit (Ri 17,1–21,25)

▪ Micha und die Abwanderung der Daniter (Ri 17,1–18,31)

 • Micha und sein privater Priester (Ri 17,1-13)

 • Abwanderung der Daniter (Ri 18,1-31)

▪ Der benjaminitische Krieg (Ri 19,1–21,25)

 • Der Kriegsgrund (Ri 19,1–20,13)

 • Der Kriegsverlauf (Ri 20,14–48)

 • Die Kriegsereignisse (Ri 21,1-25)

 

Zitate im Neuen Testament

Ein Zitat kann sich auf ein direktes Zitat oder eine sinngemäße Wiedergabe des Textes (Paraphrase) sowie auf eine anderen Version des Alten Testaments beziehen.

 

Ri 2,16 – Apg 13,20

Ri 6,4.11.15 – Hebr 11,32

Ri 14,1-20 – Hebr 11,33


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen