Das Buch Rut – Das Buch der Gnade Gottes inmitten schwieriger Umstände


Rut 2,13

Lass mich Gnade finden vor deinen Augen, mein Herr, denn du hast mich freundlich angesprochen ...


Stellung im Kanon

Das 8. Buch der Bibel

Das 8. Buch im Alten Testament

Das 3. Buch der Geschichtsbücher

Einordnung

Das Buch Rut ist das 8. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 3. Buch im zweiten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Geschichtsbücher bezeichnet wird. Innerhalb der Schriften gehört das Buch Rut zu den sogenannten „fünf Festrollen“ (hebr. Chamesch Megillot), die an bestimmten Festen im Tempel vorgelesen wurden. Rut ist die zweite Festrolle und dem sogenannten Wochenfest/Pfingsten (Schawuot) zugeordnet, das am Ende der Weizenernte 6. Tag im Monat Siwan (Mai–Juni) gefeiert wird. Das Wochen- oder Pfingstfest (3Mo 23,15-21; 5Mo 16,9-11) fand 50 Tage nach dem Passahfest (Pessach) statt. Da die Ereignisse im Buch Rut vorwiegend während der Gersten- und Weizenernte spielen, ist es naheliegend, dass dieses Buch bei diesem Fest gelesen wurde. Auch heute noch wird das Buch Rut traditionell öffentlich am Festtag in der Synagoge gelesen. Die anderen Megillot (pl., sg. Megilla; Schriftrolle) sind in der Reihenfolge ihres Erscheinens Hohelied, Klagelieder, Prediger sowie Ester und sind jeweils den wichtigen Festen Passah (Pessach), Fasten des 5. Monats (Tischa be-Ab), Laubhüttenfest (Sukkot) und dem Fest der Lose (Purim) zugeordnet. Im Bibelkanon folgt Rut dem Buch Richter, da die Ereignisse zur gleichen Zeit stattfanden und liegt hinter 1. Samuel.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch Rut zur dritten Kanongruppe (Ketuvim = Schriften) gezählt, die in die drei poetische Bücher (hebr. Sifrei Emet), die fünf Schriftrollen (hebr. Hamesch Megillot) sowie die übrigen Bücher unterteilt wird. Hier steht Rut innerhalb der Ketuvim an 5. und unter den fünf Schriftrollen an 2. Stelle.

 

Umfang

| 4 Kapitel | 85 Verse | 2.574 Wörter | Rt |

 

Titel

Hebräisch: Rut (רוּת)

Griechisch: Routh (Ῥούθ)

Latein: Ruth

Englisch: Ruth

Deutsch: Rut (auch Ruth)

 

 

Der Titel des Buches stammt von der Hauptperson, um die es in der Erzählung geht; einer jungen Frau aus Moab, der Urgroßmutter Davids und einer Vorfahrin Jesu.

 

Der hebräische Titel des Buches lautet „Rut“ und bedeutet „Freundschaft, Freund(in)“, steht aber auch in Verbindung mit „sich satt trinken“ oder „Tränkung, Labung, Erquickung“.

 

Der griechische Titel in der Septuaginta lautet „Routh“.

 

In den lateinischen Bibeln lautet der Titel „Ruth“.

 

In deutschsprachigen Bibeln wird der Titel „Rut“ oder „Ruth“ verwendet.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch Samuel um ca. 1030–1010 v. Chr.

 

Die jüdische Überlieferung, als auch die frühchristliche Tradition, nennt den Propheten Samuel als Autor. Im Babylonischen Talmud, dem wichtigsten rabbinischen Werk im Judentum nach der Tora, Baba Bathra 14b, heißt es: Schemuel (Samuel) schrieb sein Buch, Richter und Rut.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb Samuel alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

▪︎ Profil Samuel (hebr. Schemuel)

Namensbedeutung: „Von Gott erhört“ (1Sam 1,20)

 

Heimatort: Rama, in den Bergen von Ephraim, nördlich von Jerusalem.

 

Familie: Ältester Sohn Elkanas und Hannas aus dem Stamm Ephraim. Samuel hatte drei Brüder sowie zwei Schwestern und mehrere Halbgeschwister. Seine Söhne waren Joel und Abija.

 

Hinweis: Nach den genealogischen Tabellen in der Chronik war Elkana ein Levit – eine Tatsache, die in den Büchern Samuel nicht erwähnt wird. Die Tatsache, dass Elkana, ein Levit, als Ephraimit bezeichnet wurde, entspricht der Bezeichnung eines Leviten, der zu Juda gehört (vgl. Ri 17,7). Sein Stammbaum findet sich auch in einem Stammbaum der Kahatiter (1Chr 6,3-15) und in dem von Heman, dem Esraiter, der offenbar sein Enkel war (1Chr 6,18-33).

 

Berufung: Samuel wird als Priester (1Sam 7,9), Prophet/Seher (1Sam 3,20; 9,9), Richter (1Sam 7,15), Retter (1Sam 7,7–14), „Königsmacher“ (1Sam 8–11), Schreiber (1Sam 10,25) und „Königsverwerfer“ (1Sam 13,8–15) vorgestellt. Keiner anderen alttestamentlichen Gestalt außer Mose werden so viele Funktionen zugeschrieben.

 

Besondere Bedeutung: Samuel war letzter und effektivster Richter sowie (nach Mose) erster Prophet Israels (Apg 3,24; 13,20). Er salbte die ersten beiden Könige Israels Saul und David zum König. Er wurde von Gott gebraucht, um Israels Übergang von einem lose regierten Stammesverband zu einem Königtum zu begleiten.

 

Samuel wuchs als Schüler des Priesters Eli in Silo auf. Seine Mutter weihte ihn bereits vor seiner Geburt Gott als Nasiräer (1Sam 1,11; „Das Nasiräer-Gelübde“ 4Mo 6,2). Als Samuel ein Junge war, erschien ihm eines Nachts Gott und sprach zu ihm. Er war ein Mann Gottes an einem Wendepunkt in der Geschichte Israels. Gott wirkte durch Samuel, weil Samuel bereit war, Gottes Diener zu sein.

 

Samuel wird als Vorbild des Glaubens in Hebräer 11,32 genannt (vgl. 1Sam 7,15; 15).

 

Lebensende: Samuel wird in der biblischen Erzählung als in Rama begraben beschrieben (1Sam 25). Der Überlieferung zufolge wurde diese Begräbnisstätte mit Samuels Grab im Dorf Nabi Samwil im Westjordanland identifiziert. An der überlieferten Stelle des Samuelsgrabes befinden sich heute eine Moschee und eine Synagoge. Zur Zeit der Kreuzfahrer befand sich an der vermuteten Stelle des Grabes die Prämonstratenserabtei St. Samuel.

 

Bibelstellen: Die Geschichte von Samuel wird im Buch 1. Samuel 1–28 erzählt. Außerdem wird er unter anderem in folgenden Bibelstellen erwähnt: (Ps 99,6; 1Chr 6,3-15; Jer 15,1; Apg 3,24; 13,20; Hebr 11,32).

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Rut

Die Geschehnisse im Buch Rut decken einen Zeitraum von ca. 11–12 Jahren ab; von Noomi über die Gläubige Heidin Rut bis König David

 

Nach dem folgenden Zeitplan deckt das Buch Rut etwa 11–12 Jahre ab:

1. Rut 1,1-18; zehn Jahre in Moab (Rt 1,4);

2. Rut 1,19–2,23; mehrere Monate (von Mitte April bis Mitte Juni) auf Boas Feld (Rt 1,22; 22,23);

3. Rut 3,1-18; einen Tag in Bethlehem und eine Nacht auf der Tenne;

4. Rut 4,1-22; ungefähr ein Jahr in Bethlehem.

 

1566–1560 (1406–1400) v. Chr. – Einzug ins verheißene Land Kanaan; sechs Jahre Landeroberung unter Josua

1546–1096 (1375–1050) v. Chr. – Zeit der Richter

1116–1096 v. Chr. – Richterzeit Samuel

(1080) v. Chr. – Saul wird geboren

1096–1056 (1050) v. Chr. – Saul wird König (Apg 13,21)

(1040) v. Chr. – David wird geboren

1056–1016 (1010) v. Chr. – David wird König (1Kön 2,11)

(Biblische Bücher, die in diese Zeit fallen: Richter)

 

Hinweis: Die verwendeten Jahreszahlen folgen einer alternativen, aber strikten biblischen Chronologie, bei der nur Zeitangaben aus der Bibel verwendet werden, ohne sie als Abschreibe- oder Übersetzungsfehler bezeichnen zu müssen. Die Zeitangaben der traditionellen Chronologie sind in Klammern gesetzt.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; jeder, der an das Evangelium von Christus glaubt)

 

Das Buch Rut ist an das Volk Israel gerichtet, wahrscheinlich zur Zeit der Herrschaft Davids als König.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium von Christus glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind somit die nichtjüdischen Völker gemeint, die zumeist Heiden waren und deren Hauptsprache damals das Griechische war. Wenn hier also von „Griechen“ gesprochen wird, dann ist damit die gesamte heidnische Welt im Gegensatz zu den Juden gemeint. Dieser Gegensatz ist nach Galater 3,28 und Epheser 2,14 durch Jesus Christus aufgehoben.

 

Hintergrund & Umfeld

Die Geschichte beginnt mit dem seltenen Ereignis einer Hungersnot in Bethlehem, dem „Haus des Brotes“.

 

Außer Bethlehem (Rt 1,1) findet sich als weitere geographische oder nationale Bezeichnung nur Moab (der beständige Feind Israels östlich des Toten Meeres (Rt 1,1-2). Dieses Land entstand, als Lot mit seiner ältesten Tochter Inzest trieb und Moab zeugte (1Mo 19,37). Jahrhunderte später erfuhren die Juden Widerstand von Balak, dem König Moabs, durch den Propheten Bileam (4Mo 22–25). Während der Zeit der Richter unterdrückte Moab Israel 18 Jahre lang (Rt 3,12-30). Saul besiegte die Moabiter (1Sam 14,47), wohingegen David ein friedliches Verhältnis mit ihnen zu haben schien (1Sam 22,3.4). Später bereitete Moab Israel ein weiteres Mal Schwierigkeiten (2Kön 3,5-27; Esr 9,1). Aufgrund Moabs Götzendienst mit Kamos (1Kön 11,7.33; 2Kön 23,13) und seinem Widerstand gegen Israel, verfluchte Gott Moab (Jes 15–16; Jer 48; Hes 25,8-11; Am 2,1-3).

 

Ruts Geschichte spielt in den Tagen, „als die Richter regierten“ in Israel (Rt 1,1) – also in jenen Jahren, in denen in Israel anarchische Zustände herrschten und das Volk sich immer wieder dem Götzendienst zuwandte – und überbrückt die Zeit von den Richtern bis zu Israels Königtum. Das Buch Rut berichtet von einzelnen gottesfürchtigen Menschen, die selbst in der Richterzeit Gottes Gebote halten und ihr Leben am Bundesgesetz orientieren.

 

Schlüsselorte

Moab, Bethlehem

 

Ruts Geschichte beginnt in Moab, einem Land am Ostufer des Toten Meeres, und spielt dann größtenteils in Bethlehem in Juda, wo die Erzählung auch endet.

 

Schlüsselereignisse

Boas trifft Rut, die Nachkommenschaft

 

Schlüsselpersonen

(Rut, Noomi/Naomi/Naemi, Boas)

 

Rut = „Gefährtin, Freundin“

Naomis Schwiegertochter; später mit Boas verheiratet; direkte Vorfahrin Jesu

(Rut 1–4)

 

Noomi = „meine Lieblichkeit“ oder „meine Wonne“ (Rut 1,2)

Elimelechs Witwe und Schwiegermutter von Orpha und Rut; sie unterwies Rut sehr weise

(Rut 1–4)

 

Boas = „In Ihm (Gott) ist Kraft“ oder „In Ihm bin ich stark“

wohlhabender Bauer, der Rut, die Moabiterin, heiratete; direkter Vorfahre Jesu

(Rut 2–4)

 

Schlüsselverse

(Rut 1,9.16-17; 2,13; 4,17)

 

Rut 1,9

„Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie [zum Abschied]. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten“

 

Rut 1,16-17

„16 Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! 17 Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll!“

 

Rut 2,13

„Und sie sprach: Mein Herr, lass mich Gnade finden vor deinen Augen; denn du hast mich getröstet und deiner Magd freundlich zugesprochen, obwohl ich doch nicht [einmal] wie eine deiner Mägde bin!“

 

Rut 4,17

„Und die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sagten: Ein Sohn ist der Noomi geboren! Und sie gaben ihm den Namen Obed. Der ist der Vater Isais, des Vaters Davids“

 

Schlüsselworte

Sammeln; einsammeln oder aufheben = hebr. „laqat“ (Rt 2,2.7.15.17-19.23)

 

Güte, Freundlichkeit = hebr. „checed“ (Rt 1,8; 2,20; 3,10)

 

Ähre(n); des Getreides = hebr. „schibbol“ oder „schibboleth“ (Rt 2,2)

 

(Er)Löser = hebr. „gaal“ (Rt 2,20; 3,9.12-13; 4,1.3.6.14)

 

Der Begriff meint „Blutsverwandter“ und bezieht sich auf einen „nahestehenden Verwandten“, der als Beschützer oder Garant des Familienrechts auftrat (Bluträcher).

 

• Freikauf des Eigentums eines verarmten Verwandten (3Mo 25,25; vgl. Spr 23,10-11; Jes 41,9.14; 44,24.26; 49,7-9.24-26; 54,1-8)

• Freikauf eines verarmten Verwandten (3Mo 25,47-49; vgl. Jes 43,14; 48,17.20; 49,7-9.24-26; Jer 50,34)

• Rache am Mörder eines Verwandten (4Mo 35,19; vgl. Jes 41,14; 47,4; 49,26; 59,16-20)

• Heirat der Witwe eines kinderlos verstorbenen Verwandten (Bruders), um seine Erblinie zu erhalten (5Mo 25,5; vgl. Jes 54,1-8)

 

Typologie: Der nächste Verwandte, der nicht „lösen“ konnte (Rt 3,12; 4,6), versinnbildlicht das Gesetz, das weder retten noch Leben spenden konnte (vgl. Apg 13,39; Röm 8,3; Hebr 7,19). Boas weist auf Jesus Christus hin, der unser nächster Verwandter wurde, indem er Fleisch und Blut annahm, um uns zu erlösen (Hebr 2,14). Rut versinnbildlicht die Gemeinde, die zur Hauptsache aus den heidnischen Völkern stammt und, obwohl völlig ohne Rechtsansprüche, in den vollen Segen Gottes eingeführt wurde (Röm 11,25-26; Eph 2,11ff).

 

Schlüssellehren

Erlösung sowohl der Juden als auch der Heiden (Rt 2,12; 1Sam 24,20; Ps 58,12; Apg 13,46; Röm 10,11-12; Gal 3,28; Eph 2,14)

 

Dreißig Mal finden wir in diesem kurzen Buch das Wort „Verwandter“, „Löser“, „naher Verwandter“, „nächster Verwandter“, „Verwandtschaft“ – ähnliche Wörter, die alle in Beziehung zu derselben Sache stehen. Mit diesem Buch wird ganz unmissverständlich beabsichtigt, Lehre über die Erlösung zu vermitteln. Man wird es sofort erkennen, wenn man Rut 4,4-10 näher untersucht. Hier erscheint der Begriff „lösen“, oder „er-lösen“, 5-Mal in drei Versen.

 

 

Frauen sind Miterben der Rettergnade Gottes (Rt 2,12; Apg 17,12; Gal 3,28; 1Petr 3,7)

 

 

Eigenschaften der rechtschaffenen Frau (Rt 3,11; Spr 12,4; 31,10-31)

 

 

Davids Anrecht (und somit Christi Anrecht) auf den Thron Israels (Rt 4,18-22; 1Mo 49,8-12; Mt 1,1-7; Lk 3,32)

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott der Erlösung und Befreiung

 

Souverän (Rt 1,6; 4,13), Vorhersehend (Rt 2,3)

 

• Gott züchtigt sein Volk durch Hungersnot (Rt 1,1; 5Mo 11,12-17) 

• Gott gibt Brot (Rt 1,6)

• Gott bewirkt Schwangerschaft (Rt 4,13)

• Gott, der Erlöser (Hi 19,25; Ps 19,14; 78,35; Spr 23,11; Jes 41,14; 43.14; 44,6.24; 47,4; 48,17; 49,7.26; 54,5.8; 59,20; 60,16; 63,16; Jer 50,34)

 

Christus im Buch

Das Grundthema des Buches Rut ist der verwandte Löser. In ihm sehen wir Christus, der sich die Gemeinde erkauft hat, damit sie seine Braut sei. 

 

Boas ist ein Typus auf Christus und wird zum (Er)-Löser für Rut, da er ihr Blutsverwandter ist. Diese Geschichte kündigt das Kommen Jesu als Erlöser aller Gläubigen an (1Petr 1,18-19).

 

Wenn im Alten Testament eine Person oder ein Gut in die Knechtschaft verkauft wurde, konnte sie/es unter bestimmten Voraussetzungen durch den so genannten Verwandten-Erlöser, erlöst werden. Dies ist ein perfektes Beispiel für das Erlösungswerk des Erlösers. Der Erlöser muss:

 

1. ein Blutsverwandter (ein Verwandter) derer sein, die er erlöst (5Mo 25,5.7-10; Joh 1,14; Röm 1,3; Phil 2,5-8; Hebr 2,14-15);

2. fähig sein, den Preis der Erlösung zu zahlen (vgl. Rt 2,1; 1Petr 1,18-19);

3. bereit sein, den Preis der Erlösung zu zahlen (vgl. Rt 3,11; Mt 20,28; Joh 10,15.19; Hebr 10,7);

4. selbst frei sein, wie Christus frei vom Fluch der Sünde war, da er ohne Sünde war (2Kor 5,21; 1Petr 2,22; 1Joh 3,5).

 

Rut weist auf die Gemeinde hin, die am Pfingsttag von Apostelgeschichte 2 geschaffen wurde. Ein wunderbares Bild von Christus und der Gemeinde.

 

Inhalt & Themen

Das Buch der Gnade Gottes inmitten schwieriger Umstände: von der gläubigen Heidin Rut bis König David

 

▪︎ Kernaussage: Die treue Schwiegertochter erfährt Gottes Treue, Liebe und Fürsorge.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Die Liebe zu Noomi lässt Rut zur Stammmutter Davids werden. Das Buch Rut soll zeigen, wie drei Menschen selbst dann charakterfest blieben und Gott treu waren, als die Gesellschaft ihrer Zeit zusammenbrach. Das Buch Rut wurde an die Israeliter geschrieben. Es lehrt, dass wahre Liebe manchmal kompromisslose Opfer erfordert. Egal welches Los wir im Leben gezogen haben, wir können nach den Regeln Gottes leben. Wahre Liebe und Freundlichkeit werden belohnt. Gott segnet solche, die gehorsame Leben führen, über alle Maßen. Gott zeigt Gnade dem Barmherzigen.

 

Das Buch Rut besteht aus 4 Kapiteln. Oft wird der Text in sieben Abschnitte unterteilt:

 

Der erste Abschnitt beschreibt den Hintergrund von Elimelechs und Noomis Untergang in Moab (Rt 1,1-5). Noomis Mann und ihre beiden Söhne sterben, so dass sie nur zwei Schwiegertöchter hat.

 

Zweitens: Noomi und Rut kehren nach Bethlehem zurück (Rt 1,6-22). Rut weigert sich, zu ihrem eigenen Volk zurückzukehren, bleibt aber Noomi und ihrem Gott treu.

 

Drittens: Boas nimmt Rut als Arbeiterin auf seinem Feld an (Rt 2,1-23). Diese Handlung unterstreicht die Großzügigkeit des Boas und die fleißige Einstellung von Rut. Beide sind bestrebt, dem Herrn zu dienen und sich um andere Bedürftige zu kümmern.

 

Viertens: Rut macht Boas einen Heiratsantrag (Rt 3,1-18). Boas ist geschmeichelt und stellt fest, dass sie sich auch einen jüngeren Mann hätte suchen können. Stattdessen strebte sie eine Ehe mit einem rechtschaffenen Mann an, der gemäß dem mosaischen Gesetz auch zu Noomis Familie gehörte. Boas versucht jedoch auch, Besonnenheit walten zu lassen und die entsprechenden Schritte einzuleiten.

 

Fünftens erlöst Boas Rut vor den Menschen in seiner Umgebung (Rt 4,1-12). Alle in der Umgebung akzeptieren die Entscheidung und unterstützen die Ehe.

 

Sechstens: Gott ehrt Boas und Rut mit einem Sohn (Rt 4,13-17). Er wird Obed genannt und wird der Großvater von David. Noomis Bitterkeit verwandelt sich in Freude, als sie Großmutter wird und einen Erlöser für ihre Familie hat. Rut wird als gottesfürchtige Frau anerkannt, obwohl sie nicht jüdischer Abstammung ist.

 

Siebtens: Der Sohn von Rut und Boas wird ein Vorfahre in der Linie von Juda, die zu König David führt (Rt 4,18-22). Die Genealogie stellt die Verbindung zwischen Perez aus dem Stamm Juda und David her und untermauert damit seinen rechtmäßigen Status als König von Juda. Die Genealogie am Ende des Buches wird zu einem äußerst wichtigen Dokument. Es findet sich im ersten Kapitel von Matthäus wieder.

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Die Überlegenheit unseres großartigen Gottes kann in der Geschichte von Rut gut erkannt werden. Er leitete sie auf jedem Schritt, um zu Seinem Kind zu werden und Seinen Plan zu erfüllen, damit sie eine Vorfahrin von Jesus Christus werden konnte (Mt 1,5). Gleichermaßen dürfen wir versichert sein, dass Gott für jeden einzelnen von uns einen Plan hat. So wie Noomi und Rut Ihm vertrauten, dass Gott sie versorgt, so sollten wir das auch.

 

Wir sehen in Rut ein Beispiel der tugendhaften Frau aus dem Buch Sprüche in Kapitel 31. Über ihre Verbundenheit zu ihrer Familie (Rt 1,15-18; Spr 31,10-12) und ihrem treuen Vertrauen sich auf Gott zu verlassen (Rt 2,12; Spr 31,30), sehen wir in Rut eine Frau, die Gottes Sprache spricht. Ihre Worte sind liebenswürdig, freundlich und respektvoll zu Noomi wie auch Boaz. Die tugendhafte Frau in Sprüche 31,26 „tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist gütige Weisung“. Wir können lange nach einer Frau suchen, die dem Beispiel von Rut heute gerecht wird.

 

Wissenswertes

Die Begebenheiten, die das Buch Rut schildert, fällt in die von Anarchismus geprägte Zeit der Richter (Rt 1,1). Es bildet eine Brücke von dieser Periode bis zur Einführung des Königtums unter David und verbindet auf diese Weise das Buch der Richter mit den Büchern Samuel, Könige und Chronika.

 

Eine israelische Familie aus Bethlehem in Juda wandert aufgrund einer Hungersnot ins heidnische Moabiterland aus und lässt sich dort nieder. Die Söhne nehmen dort heidnische Frauen, doch nach einiger Zeit sterben erst der Vater und dann seine Söhne. Die Frau, Noomi, entschließt sich, nach Israel zurückzukehren. Dabei wird sie von Rut begleitet, der moabitischen Schwiegertochter, die Noomi, vor allem aber den Gott Israels liebgewonnen hat und deshalb ihrem Volk den Rücken kehrt. In Bethlehem lernt Rut Boas kennen, der sie zur Frau nimmt. Weil sie sich von ihren falschen Göttern abwendet und ihr Herz ganz dem Gott Israels weiht, erfährt sie die reiche Gnade und den Segen Gottes. Sie wird in das Volk Gottes aufgenommen und wird Stammmutter des Königs David und damit des Messias Jesus Christus (Mt 1,5-6). In dieser Begebenheit sehen wir die große Gnade und Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Schwachen und Elenden; in Boas, dem Löser, haben wir eine Vorschattung auf den großen Erlöser Jesus Christus.

 

Rut ist ein wunderbares Beispiel für Gottes Fürsorge für sein Volk und für seine Bereitschaft, Heiden anzunehmen, die ihn suchen. Eine Liebesgeschichte ohne das Wort „Liebe“.

 

 

▪︎ Die Verbindung zum Buch Richter

Die Richter brachten dem Volk Gottes immer wieder durch ihre Rettungstaten eine zeitweise Ruhe. Doch das Buch endet letztlich mit Anarchie und Unruhe, da es keinen König gab. Im Buch Rut liegt die Betonung darauf, dass die Ruhe durch einen Löser kommt. Am Ende wird der König David erwähnt. Der Messias aus dem Samen Davids bringt eine endgültige Erlösung, die das Volk Gottes (bestehend aus Juden und Nichtjuden) in die wahre Ruhe führt.

 

 

▪︎ Rut und Ester

Rut ist das einzige Buch im Alten Testament, das den Namen eines Vorfahren Jesu trägt und nach einer nicht-jüdischen Person benannt ist. Rut und Ester sind die einzigen biblischen Bücher, die nach einer Frau benannt sind.

 

Es ist bemerkenswert, dass von den beiden Büchern, die in der Bibel nach Frauen benannt worden sind, eines von einem jüdischen Mädchen handelt, das einen herausragenden Heiden heiratete (Ester und König Ahasveros), und das andere von einer Heidin, die einen herausragenden Israeliten heiratet (Rut und Boas). Etwas anderes, was beide Frauen gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass beide Teil der Erlösungsgeschichte Gottes waren. Gott benutzte Ester, um sein Volk vor der leiblichen Vernichtung zu bewahren, und er benutzte Rut als wichtiges Glied der messianischen Abstammungslinie, die zunächst zu David und letztlich zu Christus führte, der dann sein Volk von seinen Sünden erlöste.

 

Es gibt fünf Kategorien, in denen Rut und Ester sich ähnlich sind, oder sich unterscheiden:

 

1. Rut war eine Nicht-Jüdin – Ester war Jüdin;

2. Rut lebte unter Juden – Ester lebte unter Heiden;

3. Rut heiratete einen Juden (Boas) aus königlicher Linie – Ester heiratete einen Heiden (Ahasveros oder Xerxes), den Herrscher über ein Weltreich;

4. Rut betonte die Souveränität Gottes – Ester betonte die Vorsehung Gottes;

5. Gottes Name wird im Buch Rut genannt – Gottes Name wird nicht im Buch Ester genannt.

 

Im Alten Testament wird ansonsten kein Bezug mehr auf Rut genommen, während das Neue Testament sie nur noch einmal erwähnt – im Stammbaum Christi (Mt 1,5; vgl. Rt 4,18-22).

 

Fünfmal wird Rut in diesem Buch als Moabiterin bezeichnet (Rt 1,22; 2,2; 2,21; 4,5; 4,10), womit der Autor ihre nichtjüdischen Herkunft betont. Sie wird sowohl vor als auch nach ihrer Hinwendung zum mosaischen Judentum als Moabiterin bezeichnet. Das Alte Testament besitzt nur zwei Bücher, die ihren Namen von nicht-jüdischen Personen ableiten: Das Buch Rut und das Buch Hiob.

 

 

▪︎ Das Leben als Christ

Für den einzelnen Gläubigen ist das Buch Rut voller Lehren. Am Anfang muss die eindeutige Entscheidung getroffen werden, das Vertrauen auf den Herrn zu setzen und sich unter den Flügeln des Gottes Israels zu bergen. Dann kommt die fleißige Ährenlese auf dem Feld, das Ausdreschen des Korns und sein Verzehr, was das fleißige Nähren unserer Seele mit dem Wort Gottes repräsentiert. Die so genährte Seele hat ausreichend Nahrung auch für andere (Rt 2,18). Die Arbeit auf dem Erntefeld ist auch ein Bild für den weiteren Dienst des Einsammelns von Seelen auf Gottes großem Erntefeld der Welt.

 

 

▪︎ Rut und das Wochenfest/Pfingsten (Schawuot)

Das Buch Rut bildet in der hebräischen Bibel die zweite der „fünf Schriftrollen“ (hebr. Chamesch Megillot), die auch „Festrollen“ genannt werden. Die anderen Megillot (pl., sg. Megilla; Schriftrolle) sind in der Reihenfolge ihres Erscheinens Hohelied, Klagelieder, Prediger sowie Ester und sind jeweils den fünf wichtigsten Festen Pessach, Schawuot, Tischa be-Ab, Sukkot und Purim zugeordnet. Das Buch Rut wird traditionell öffentlich an Schawuot in der Synagoge gelesen. Der Grund, warum dieses Buch mit einem Fest in Verbindung gebracht wird, ist relativ einfach. Mit dem Pfingstfest wird in Israel traditionell das Ende der ersten oder Frühjahrsernte, die mit Pessach begann, sowie der Beginn der Weizenernte (vgl. 2Mo 23,16; 3Mo 23,15-22; i.V.m. Rut 2,23), gefeiert. An Pessach dankte man für die Gerstenernte, an Schawuot für die Weizenernte und an Sukkot für die Ernte von Wein und Früchten. Da Rut in der Zeit der Ernte spielt, ist das Buch eine passende Wahl.

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

• Rut entscheidet sich; in Moab (Rt 1)

• Rut dient; auf den Feldern des Boas (Rt 2)

• Rut findet Ruhe; auf der Tenne (Rt 3)

• Rut wird belohnt; im Stadttor (Rt 4)

 

Detaillierte Gliederung

1. Ruts Entschlossenheit (Rt 1,1-22)

▪ Ihr Hintergrund (Rt 1,1-5)

▪ Ihre Wahl (Rt 1,6-18)

▪ Ihre Ankunft in Bethlehem (Rt 1,19-22)

 

2. Ruts Rechte (Rt 2,1-23)

▪ Ihr Recht auf Nachlese (Rt 2,1-3)

▪ Die Auswirkungen ihrer Nachlese (Rt 2,4-16)

 • Boas trifft Rut (Rt 2,4-7)

 • Boas beschützt Rut (Rt 2,8-13)

 • Boas sorgt für Rut (Rt 2,14-16)

▪ Der Bericht über ihre Nachlese (Rt 2,17-23)

 

3. Ruts Bitte (Rt 3,1-18)

▪ Von Noomi vorgeschlagen (Rt 3,1-4)

▪ Von Rut durchgeführt (Rt 3,6-9)

▪ Von Boas angenommen (Rt 3,10-18)

 

4. Ruts Belohnung (Rt 4,1–22)

▪ Ein Ehemann (Rt 4,1-12)

▪ Ein Sohn (Rt 4,13-17)

▪ Eine Nachkommenschaft (Rt 4,18-22)

 

Zitate im Neuen Testament

Ein Zitat kann sich auf ein direktes Zitat oder eine sinngemäße Wiedergabe des Textes (Paraphrase) sowie auf eine anderen Version des Alten Testaments beziehen.

 

Im Neuen Testament wird Rut als Urgroßmutter Davids im Stammbaum Jesu namentlich genannt (Mt 1,5).


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen