Ta'anit Ester – Das Ester-Fasten


Ester 4,16

Geh hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden! Und fastet um meinetwillen und esst nicht und trinkt nicht drei Tage lang, Nacht und Tag! Auch ich selbst werde mit meinen Dienerinnen ebenso fasten. Und sodann will ich zum König hineingehen, obwohl es nicht nach dem Gesetz ist. Und wenn ich umkomme, so komme ich um!


Um an das Fasten in der Ester-Geschichte zu erinnern, wird einen Tag vor dem eigentlichen Purimfest, also am 13. Adar, noch ein Fastentag eingeschoben, welcher Ta'anit Ester genannt wird. Dieser Fastentag steht dafür, dass die Juden im persischen Reich in Schuschan (Susa) Ester auf ihrem schwierigen Gang zum König durch Fasten und Gebet unterstützten.

 

Name

Ta'anit Ester (hebr. תענית אסתר) = Ester-Fasten

 

Der hebräische Name für diesen Fastentag lautet „Ta'anit Ester“. Der Begriff „Ta'anit“ bedeutet „fasten“ und stammt vom Wurzelwort „anah“ was „sich demütigen“ (durch Fasten) oder „gebeugt sein“ bedeutet. Das Fasten wird mit dem Namen „Ester“ bezeichnet, weil Königin Ester es war, die Mordechai als erste um die Einhaltung eines Fastens bat (Est 4,16).

 

Zu Ehren der Königin Ester, die dieses Fasten angeordnet hatte, trägt es den Namen und erinnert uns an die Wunder und an die Rettungstat Gottes, die den Juden in ganz Persien zuteilwurde.

 

▪︎ Der Unterschied zwischen Tzom und Ta'anit

Seit biblischen Zeiten und bis in die Gegenwart spielen Fastentage (hebr. tzomot) für das Volk Gottes eine bedeutende Rolle. Im Hebräischen gibt es zwei Wörter, die beide „Fasten“ (Verzicht auf Nahrung) bedeuten: „Tzom“ und „Ta'anit“.

 

Der Hauptunterschied zwischen beiden Begriffen besteht darin, dass „tzom“ ein biblisches Wort ist (es kommt 26-Mal in den Propheten (Nevi'im) und in den Schriften (Ketuvim) vor, jedoch nie in der Tora).

 

Hingegen kommt „ta'anit“ hauptsächlich im rabbinischen Hebräisch vor und erscheint lediglich 1-Mal in der Bibel in Esra 9,5.

 

Der Begriff „tzom“ kann auch direkt mit „schnell“ übersetzt werden und bezieht sich auf die Praxis des Fastens selbst, ohne zwischen verschiedenen Gründen zu unterscheiden. Im modernen Hebräisch wird „tzom“ für alle Arten von Fasten verwendet, auch für medizinisches Fasten.

 

Der Begriff „ta'anit“ bezeichnet mehr einen rituellen Fastentag, für den spezifischen Zweck der Trauer oder des Flehens zu Gott. Daher ist „ta'anit“ auf den rituellen Bereich beschränkt und kann sich auch auf den Verzicht auf andere Dinge beziehen, wie z.B. auf das Sprechen.

 

Fastentage des jüdischen Jahres

 

Wann

Februar/März (13. Adar)

 

2024/5784: Morgengrauen, Do. 21. März – Abenddämmerung Do. 21. März (11. Adar II)

2025/5785: Morgengrauen, Do. 13. März – Abenddämmerung Do. 13. März (13. Adar)

2026/5786: Morgengrauen, Mo. 02. März – Abenddämmerung Mo. 02. März (13. Adar)

2027/5787: Morgengrauen, Mo. 22. März – Abenddämmerung Mo. 22. März (13. Adar II)

2028/5788: Morgengrauen, Do. 09. März – Abenddämmerung Do. 09. März  (11. Adar)

 

Ist der 13. Adar ein Schabbat (Freitagabend–Samstagabend), wird das Ester-Fasten auf den vorangehenden Donnerstag (11. Adar) vorverlegt, da man am Schabbat, dem Freudentag, nicht fasten darf. Auch freitags ist das Fasten nicht erlaubt, weil freitags der Schabbat vorbereitet wird und die Vorbereitungen nicht gestört werden sollen.

 

Das Ester-Fasten ist ein kleiner Fastentag – ein Fasten-Gedenk-Tag – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Im Laufe eines jüdisch-biblischen Jahres gibt es sechs regelmäßige Fastentage (hebr. tzomot); sieben, wenn „Ta'anit Bechorot – Das Fasten des Erstgeborenen“ dazu gezählt wird. Hierbei unterscheidet man zwischen „große“ Fastentage (Vollfastentage) und „kleine“ Fastentage (kleines Fasten). Sogenannte kleine Fasttage (halbtägiges Fasten) beginnen in der Morgendämmerung bei Sonnenaufgang und enden bei Anbruch der Dunkelheit, beim Aufgang der ersten Sterne am Abend, am selben Tag. Sie haben meist einen geschichtlichen Hintergrund und werden ohne zusätzliche Einschränkungen begangen.

 

Bibelstellen zu Ta'anit Ester

Ester 4; 2Mo 32,11-14; 34,1-10

 

Das Ester-Fasten hat seine Grundlage im Buch Ester, Kapitel 4. Hier heißt es:

 

Ester 4,16

So geh hin, versammle alle Juden, die in Susan anwesend sind, und fastet für mich, drei Tage lang bei Tag und Nacht, esst und trinkt nicht. Auch ich will mit meinen Mägden so fasten, und dann will ich zum König hineingehen, obgleich es nicht nach dem Gesetz ist. Komme ich um, so komme ich um!

 

Hintergrund zu Ta'anit Ester

Purim steht vor der Tür, der fröhlichste jüdische Feiertag des Jahres! Aber zuvor wird gefastet. Warum der starke Kontrast zwischen Purims Ausgelassenheit und der düsteren Stimmung von Ester-Fasten?

 

Das Ester-Fasten wird zum Gedenken an das kollektive dreitägige Fasten des jüdischen Volkes in der Geschichte von Purim begangen, um Königin Ester zu unterstützen, die sich bereit erklärt hatte, ohne vorherige Genehmigung vor den König Ahasveros (Xerxes I.) zu treten, was mit dem Tode bestraft werden konnte.

 

Das vierte Kapitel des Buches Ester berichtet über ein entscheidendes Gespräch zwischen Mordechai und Ester. König Ahasveros und sein Großwesir Haman hatten ein Dekret zur Ausrottung aller Juden erlassen. Mordechai informierte Ester über den Erlass und sagte ihr, sie müsse zum König gehen und ihn um Gnade für ihr Volk bitten. Allerdings war es keine leichte Aufgabe, unangekündigt am Hof des Königs aufzutauchen, weil dies ein Grund für die eigene Hinrichtung hätte sein können. Um ihr Selbstvertrauen und ihre Kraft zu stärken, bat Ester das jüdische Volk, drei Tage und Nächte lang für sie zu beten und zu fasten. Komme, was wolle, sie werde zum König gehen und versuchen, für ihr Volk einzutreten. Es war die Antwort auf das Dekret Hamans zur Vernichtung des jüdischen Volkes im antiken persischen Reich.

 

Diese drei Tage des Fastens waren ein nationaler Aufruf zur Rettung. Das ganze Volk stand geschlossen hinter Ester, und Gott erhörte tatsächlich ihre Gebete. Ahasveros begrüßte Ester freudig, als sie vor ihm erschien, und dies setzte die Ereignisse in Gang, die Haman zu Fall bringen und seinen bösen Plan gegen die Juden vereiteln sollten.

 

Es macht also durchaus Sinn, dass das Ester-Fasten an das ursprüngliche Fasten von Ester erinnert.

 

Ta'anit Ester wurde erst im 8. Jahrhundert zum Fastentag und somit zum „Tag des Sieges“ über die Feinde Israels bestimmt. Im Buch Ester, das viele Jahrhunderte vorher geschrieben wurde, ist dieser Fastentag so direkt nicht erwähnt. Die Bibel (Est 9,18) spricht vom 13. Adar als von einem Tag, an dem man sich versammelt, um zu kämpfen:

 

Ester 9,18

Aber die Juden in Susan versammelten sich am dreizehnten und vierzehnten Tag dieses Monats und ruhten am fünfzehnten Tag; und sie machten diesen Tag zu einem Tag des Gastmahls und der Freude.

 

Die Rabbiner haben den Begriff „Versammlung“ (hebr. qahal) auch als „Zusammenkunft zum Beten und Fasten“ interpretiert, und so wurde der Tag zum bekannten Ta'anit Ester.

 

Jüdische Traditionen zu Ta'anit Ester

Das Ester-Fasten beginnt im Morgengrauen und endet bei Einbruch der Dunkelheit desselben Tages. Am Morgen werden besondere Gebete hinzugefügt, die Selichot genannt werden. Wie an anderen kleinen Fastentagen wird Ta'anit Ester dadurch begangen, dass während der Dauer des Fastens – vom Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit – auf Essen und Trinken verzichtet wird.

 

Der Fastentag wird im Talmud nicht erwähnt, wohl aber im Midrasch und anderen späteren Quellen. Daher wird es als weniger streng angesehen als die anderen Fasten.

 

Da das Ester-Fasten nicht zu den vier von den Propheten (Sach 8,19) verordneten öffentlichen Fasten gehört, sind die Gesetze zu seiner Einhaltung milder; schwangere Frauen, stillende Mütter und Schwächere sind nicht verpflichtet, es einzuhalten. Mehr dazu siehe Schulchan Aruch, Orach Chayim  686:2.

 

Wenn man bei Sonnenuntergang das Fasten bricht, beginnen die Vorbereitungen für Purim.

 

Messianische Bedeutungen zu Ta'anit Ester

Ta'anit Ester erinnert an eine Zeit der nationalen Einheit, in der alle Herzen und Gebete des jüdischen Volkes auf ein gemeinsames Ziel gerichtet waren.

 

Der Talmud selbst bezeichnet den 13. Adar als „eine Zeit der gemeinsamen Versammlung für alle“ (Megilla 2b). Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit scheint auf dem Weg der Juden zur Erlösung eine wichtige – wenn nicht gar entscheidende – Rolle gespielt zu haben. Das darf das Volk Israel und auch wir als Heilige des einen neuen Menschen nie vergessen:

 

Epheser 2,14-16

14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15 hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16 und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst.

 

Neben der kollektiven Sorge und Identität, die dieser Tag hervorruft, weist er auch auf die Möglichkeit der persönlichen Erlösung hin. Ester setzte ihr Leben für ihr Volk aufs Spiel. Ihr Erfolg würde Schutz und Überleben für alle bedeuten; ihr Versagen würde ihr eigenes Leben kosten.

 

Und Ester setzte sich durch. Ihr Gebet und die Gebete ihres Volkes wurden von Gott erhört. Nicht nur ihr Leben wurde verschont, sondern sie wurde zum Mittel der Erlösung für ihr Volk.


Lasst uns geistlich kämpfen wie Ester, die sich mit Gebet und Fasten auf das Treffen vorbereitete.

 

Das Ester-Fasten bringt eine zusätzliche Ebene der Hoffnung mit sich, nämlich dass ein Mensch selbst angesichts schrecklicher, bedrohlicher Umstände Erlösung finden kann.

 

In den Worten der Mischna-Berura (Gesetze der Megilla, 686:2) heißt es: „Dieser Tag wird das Fasten von Ester genannt, um uns daran zu erinnern, dass Gott jeden Menschen in seiner Not sieht und hört, wenn er fastet und von ganzem Herzen zu Gott zurückkehrt, so wie er es in jenen Tagen tat.“

 

Der vermeintliche Sieg Satans ist letztlich immer seine große Niederlage, Gott allein ist der souveräne HERR, der die Geschicke der Völker lenkt und einen klaren Plan für sein Volk Israel hat. Die messianischen christusgläubigen Juden, zusammen mit den bekennenden und wiedergeborenen Christen, bilden das „geistliche Israel“ und dürfen wissen, ihr Weg, ja der Weg eines jeden Einzelnen von Ihnen, ist von Gott gelenkt, auch wenn man es des Öfteren nicht wahrnimmt.

 

Gott gab damals eine Errettung vor dem leiblichen Tod und der Messias Jesus Christus gibt die Errettung vor dem geistlichen Tod.

 

Das Purimfest zeigt uns, dass Gott ganz generell alle Geschicke in seiner Hand hält, und es weist auch darauf hin, dass er die ganz persönlichen Führungen lenkt und steuert. 

 

Alles in allem: Das Purimfest ist ein sehr kostbarer Meilenstein auf dem Weg zum verheißenen Messias.

 

Speisen & Getränke zu Ta'anit Ester

Da es sich um einen Fastentag handelt, wird weder gegessen noch getrunken. Dafür gibt es an Purim allerlei Köstlichkeiten.

 

Festtagsgrüße (Zusprüche) zu Ta'anit Ester

Zwar ist Ta'anit Ester kein Festtag, aber dennoch wünscht man sich „Tzom kal“, was „ein leichtes (schnelles) Fasten“ bedeutet.


Gottes Segen Euch allen und ein fröhliches Purimfest!

1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

Amen