Die Abstammung und Herkunft des Messias – Wie kann Jesus bzw. Jeschua der Sohn Davids sein und gleichzeitig sein HERR?


Psalm 110,1

Von David. Ein Psalm. Spruch des HERRN für meinen HERRN: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße!

 

Markus 12,35-37

35 Und Jesus begann und sprach, als er im Tempel lehrte: Wie sagen die Schriftgelehrten, dass der Christus Davids Sohn sei? 36 David selbst hat im Heiligen Geist gesagt: »Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege!« 37 David selbst nennt ihn HERR. Und woher ist er sein Sohn? Und die große Volksmenge hörte ihn gern


Woher stammt der Messias? Wer ist der autorisierte Messias Israels? Kann Jesus bzw. Jeschua überhaupt der verheißene Messias sein? Wie ist es möglich, dass Jesus bzw. Jeschua der Sohn Davids ist und zeitgleich sein HERR? All diese Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.

 

Der Stammbaum des Messias

Bis etwa 70 n. Chr. war es für jeden gebürtigen Juden in der Regel möglich, seinen Stammbaum genau nachzuvollziehen. In 1. Chronik 9 steht, dass ganz Israel in Geschlechtsregistern erfasst war.

 

1. Chronik 9,1

Und ganz Israel wurde nach seinen Geschlechtern verzeichnet, und siehe, sie sind eingeschrieben im Buch der Könige von Israel...

 

Der Besitz eines solchen Registers war von persönlichem Interesse, da jemand, der seine Abstammung nicht nachweisen konnte, nicht als Israelit anerkannt wurde und dadurch Nachteile erlitt (vgl. Esr 2,59-62; Neh 7,61-65). Wenn jemand in Israel eine öffentliche Stellung einnahm und dadurch bekannt wurde, war es üblich, dass sein Geschlechtsregister oder zumindest einige bekannte Vorfahren daraus veröffentlicht wurden. Hätte jedoch jemand, dessen Geschlechtsregister nicht einwandfrei war, eine öffentliche Stellung anstreben wollen, wäre er sofort als ungeeignet angesehen worden. Diese Vorbemerkungen sind im Zusammenhang mit dem Titel „Spross“ sehr wichtig.

 

▸ Lies hierzu auch unseren Beitrag „Der Spross

 

Die Geschlechtsregister in den Evangelien Matthäus und Lukas

In Matthäus 1 wird das Geschlechtsregister von Josef, dem irdischen Ziehvater Jesu, überliefert, während in Lukas 3 das Geschlechtsregister von Maria, der Mutter Jesu, aufgeführt ist. Besonders letzteres ist für die folgenden Ausführungen von größter Bedeutung (Lk 3,23-38).

 

Gottes Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob

Gott verhieß Abraham wiederholt, dass der Messias von ihm abstammen würde. In 1. Mose 22,18 beispielsweise heißt es: „... und in deinem Samen (d.h. deinem Nachkommen) werden gesegnet werden alle Nationen (oder Völker).“ Es wird hier nicht von „und in deinen Samen“, also von vielen Nachkommen, gesprochen, sondern von „deinem Samen“. Dieser Nachkomme ist der Messias (vgl. Gal 3,16). Zusätzlich verhieß Gott mehrfach, dass der Messias von Isaak abstammen würde. In 1. Mose 26,4 spricht Gott zu Isaak: „... und in deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen (oder Völker) der Erde.“ Jakob, der später den Namen Israel erhielt, wurde ebenfalls die Verheißung gegeben, dass der Messias sein Nachkomme sein würde: „... und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (1Mo 28,14). Damit wurde deutlich, dass der Messias ein Israelit sein würde. Doch aus welchem der 12 Stämme Israels sollte er denn kommen?

 

Der verheißene Messias aus dem Stamm Juda

Jakob offenbarte seinen 12 Söhnen, was ihren Nachkommen in der Zukunft widerfahren würde. Zu seinem Sohn Juda sagte er: „Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo (d.h. der Frieden Schaffende, der Ruhe Bringende) kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein“ (1Mo 49,10). Somit sollte der Messias ein Nachkomme Judas sein und nicht von Ruben, Simeon, Levi, Sebulon, Issaschar, Dan, Gad, Asser, Naphtali, Joseph oder Benjamin abstammen. In 1. Chronik 5,2 (ca. 530 v. Chr.) findet sich dieselbe Wahrheit in anderen Worten: „denn Juda war mächtig unter seinen Brüdern, sodass von ihm der Fürst kommen sollte; aber das Erstgeburtsrecht fiel Joseph zu“. Der Begriff für „Fürst“ (hebr. nagid) ist übrigens dasselbe wie in Daniel 9,25. Doch aus welchem Geschlecht innerhalb Judas sollte der Messias stammen?

 

Der Messias aus der Familie Isais

Der Prophet Jesaja beantwortete die oben genannte Frage in Kapitel 11,1: „Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln“. Jesaja prophezeite also, dass der Messias aus der Familie Isais, dem Bethlehemiters, hervorgehen würde. Isai hatte jedoch acht Söhne (1Sam 16). Welcher von ihnen sollte der Vorfahre des Messias sein?

 

Der Messias ist ein Nachkomme Davids

An mehreren Stellen im Alten Testament wird festgehalten, dass der Messias ein Nachkomme Davids, des Sohnes Isais, sein würde. Jeremia prophezeite um 600 v. Chr. folgendes: „Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken; der wird als König regieren und weise handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden“ (Jer 23,5; vgl. Jer 33,15). Psalm 132,11 verkündet: „Der HERR hat David in Wahrheit geschworen, davon wird er nicht abgehen: »Einen von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen!“ Gott hatte David gegenüber einen Eid geschworen, dass der Messias direkt von ihm abstammen würde (vgl. Ps 89,35-36).

 

Die Bestätigung durch das Geschlechtsregister Marias

Alle oben genannten Personen sind im Geschlechtsregister von Maria, der Mutter Jesu, aufgeführt. Dadurch wird bestätigt, dass auch diese Prophezeiungen in der historischen Figur von Jesus (Jeschua) von Nazareth erfüllt wurden. Seine Abstammung war im jüdischen Volk allgemein bekannt, weshalb man ihn als „Sohn Davids“ bezeichnete (vgl. Lk 18,38-39; Mt 21,9.15.27; vgl. auch Mt 15,22). Wären diese Tatsachen nicht wahr, hätten die damaligen jüdischen Führer sie als Argument gegen Jesus' Anspruch, der Messias zu sein, verwenden können. Doch eine so leicht nachprüfbare Tatsache ließ sich weder abstreiten noch in Frage stellen.

 

Lukas der Historiker

Da das Geschlechtsregister Jesu von Lukas überliefert wurde, ist es erwähnenswert, dass die Archäologie Lukas als äußerst genauen, präzisen und glaubwürdigen Historiker bestätigen konnte. Der renommierte Archäologe William Ramsay kam nach jahrelangen Forschungsarbeiten zu dem Schluss, dass Lukas' Geschichtsdarstellung in Bezug auf ihre Vertrauenswürdigkeit unübertroffen ist. Andere Forscher haben die Arbeit Ramsays fortgesetzt und ihre Ergebnisse zeigen eindeutig: Lukas' Geschichtsschreibung ist bis ins kleinste Detail absolut zuverlässig. Da das Lukasevangelium derart zuverlässig und glaubwürdig ist, sind es auch die anderen drei Evangelien des Neuen Testaments, da sie mit Lukas übereinstimmen. Daher werden sie von Lukas historisch bestätigt.

 

Der Geburtsort des Messias

Der Prophet Micha, auch bekannt als Micha aus Morasch, verkündete als Prophet Gottes (vgl. Mi 1,1) die Prophezeiung über den Geburtsort des Messias. In Kapitel 5,1 spricht Gott: „Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar gering unter den Hauptorten von Juda; aber aus dir soll mir hervorkommen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Hervorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist.“ Es gab zwei Ortschaften namens Bethlehem im Land Israel: eine in Galiläa (vgl. Jos 19,15-16) und eine in Judäa. Letztere wurde zur Unterscheidung Bethlehem-Ephrata genannt. Der Messias sollte in diesem Dorf, das etwas mehr als zehn Kilometer südlich von Jerusalem liegt und zur Zeit Jesu wohl weniger als 1.000 Einwohner zählte, geboren werden. Der Prophet Micha verkündete dies mit eindeutiger Klarheit und Gewissheit viele Jahrhunderte vor seiner Erfüllung.

 

Im Neuen Testament wird bestätigt, dass Jesus in Bethlehem-Ephrata geboren wurde. Matthäus 2,1 sagt: „Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem...,“ Lukas bestätigt dieses Faktum ebenfalls im 2. Kapitel seines Evangeliums. In Anbetracht dessen, was unter dem Abschnitt „Lukas der Historiker“ zur Glaubwürdigkeit der Evangelien ausgeführt wurde, wird diese Bestätigung noch einmal deutlich hervorgehoben.

 

Die Textstelle Micha 5,1 wurde seit jeher gut verstanden. Als der Edomiter Herodes der Große erfuhr, dass ein neuer König geboren worden war, versammelte er alle führenden Priester und Schriftgelehrten und fragte sie nach dem Geburtsort des Messias. Diese antworteten ihm: „Sie aber sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben durch den Propheten...“ (Mt 2,5). Nicht nur die Gelehrten waren sich dieses Punktes bewusst, sondern auch gewöhnliche Menschen aus dem Volk, wie Johannes berichtet: „Der Christus (hebr. Messias) kommt doch nicht aus Galiläa? Hat nicht die Schrift gesagt: aus dem Samen Davids und aus Bethlehem, dem Dorf, wo David war, kommt der Christus?“ (Joh 7,41-42). Ein weiterer Hinweis darauf, dass Micha 5,1 gut verstanden wurde, liefert die Septuaginta (die griechische Übersetzung des Alten Testaments), in der diese Stelle so treffend wiedergegeben wurde, dass man daraus schließen kann, dass der Übersetzer verstand, was er ins Griechische übertrug.

 

Der Nazaräer Jesus

Im Neuen Testament wird Jesus ungefähr 20-Mal als „Nazaräer“ oder „Nazarener“ bezeichnet.


Bibelstellen:

Mt 2,23; 26,71; Mk 1,24; 10,47; 14,67; 16,6; Lk 4,34; 18,37; 24,19; Joh 1,45; 18,5.7; 19,19; Apg 2,22; 3,6; 4,10; 6,14; 10,38; 22,8; 24,5; 26,9


Diese Verse bezeichnen Jesus als Nazaräer oder Nazarener und beziehen sich auf seine Herkunft aus Nazareth.


Dieser Name leitet sich vom hebräischen Wort „nezer“ ab, was „Schössling“, „Spross“ oder „Zweig“ bedeutet. In der Öffentlichkeit war Jesus allgemein als „Jesus, der Nazaräer“ bekannt. Selbst von seinen größten Gegnern wurde er so genannt (Joh 18,5.7). Dadurch wurde erfüllt, was die Propheten verkündigt hatten, nämlich dass der Messias als „Schössling“ bzw. „Spross“ bezeichnet werden sollte.

 

Matthäus macht mehrmals darauf aufmerksam, dass sich eine Prophezeiung erfüllt hat. Obwohl er keinen der „Propheten“ namentlich erwähnt, hatten sie nach seinen Worten vorhergesagt, dass der Messias „Nazaräer genannt werden“ würde. Kein Vers des Alten Testaments sagt das direkt. Viele Gelehrte schlagen vor, dass Matthäus sich hierbei auf Jesaja 11,1 bezieht: „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen.“ Das hebräische Wort, das mit „Spross“ übersetzt wird, lautet „nezer“, obwohl der dadurch geschaffene Zusammenhang nicht unmittelbar einleuchtet. Eine wahrscheinlichere Deutung besteht darin, dass mit „Nazaräer“ jemand gemeint ist, der aus Nazareth stammt – einer Stadt, die von der übrigen Bevölkerung verachtet wurde. Nathanael drückt das durch die damals sprichwörtliche Frage aus: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46). Der Spott, mit dem diese „unbedeutende“ Stadt bedacht wurde, traf auch ihre Einwohner. Wenn es deshalb in Vers 23 heißt: „Er wird Nazaräer genannt werden“, bedeutet das, dass er verachtet werden würde. Auch wenn man keine Prophezeiung finden kann, der zufolge Jesus Nazaräer genannt werden würde, so gibt es doch eine, die von ihm sagt, dass er „verachtet und von den Menschen verlassen“ werden würde (Jes 53,3).

 

Die Aussagen der Propheten Sacharja, Jeremia und Jesaja

Der Prophet Sacharja verkündete über den Messias Folgendes: „So spricht der Ewige der Heerscharen … : Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross“ (Sach 6,12). „… denn siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen“ (Sach 3,8). Jeremia verkündete etwa achtzig Jahre vor Sacharja: „Siehe, Tage kommen, spricht der Ewige, da ich dem David einen gerechten Spross erwecken werde; und er wird … Recht und Gerechtigkeit üben im Land“ (Jer 23,5). Auch der Prophet Jesaja nannte den Messias so: „An jenem Tag wird der Spross des Ewigen zur Zierde und zur Herrlichkeit sein“ (Jes 4,2).

 

Ein hebräisches Wortspiel

Obwohl in den genannten Stellen im Hebräischen das Wort „zemach“ (Schössling, Spross oder Zweig) verwendet wird, war es jedem schriftkundigen Juden möglich, als er von „Jesus, dem Nazaräer“ hörte, den Namen „Nazaräer“ sofort mit dem in den genannten Stellen erwähnten Wort „zemach“ in Verbindung zu bringen. Die Bedeutung von Namen spielt in der Bibel eine große Rolle! Es gibt im Alten Testament weitere Hinweise auf den „Nazaräer“. In Jesaja 11,1 heißt es zum Beispiel: „Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln.“ Das an dieser Stelle im Urtext verwendete Wort für „Schössling“ lautet „nezer“. Dabei handelt es sich um die Wortwurzel im Namen „Nazaräer“!

 

Warum nicht Jesus, der Bethlehemiter?

Man muss sich jetzt aber zu Recht fragen, weshalb Jesus eigentlich nie „Jesus, der Bethlehemiter“, sondern lediglich „Jesus, der Nazaräer“ genannt wurde, obwohl er ja in Bethlehem geboren wurde. Folgende Hinweise sollen diesen Sachverhalt klären: Als der schreckliche und grausame König Herodes der Große den Kindermord anordnete (Mt 2), flüchteten Josef und Maria mit dem Kind von Bethlehem nach Ägypten. Nach dem Tod von Herodes kehrten sie wieder zurück und wollten sich in Bethlehem niederlassen. Als aber Josef hörte, dass Archelaus, der grausamste der Söhne Herodes’ des Großen, Herrscher über Judäa geworden war, fürchtete er sich, dorthin zu ziehen. Dies hatte seinen guten Grund: Eigentlich hätte Herodes Antipas, der Bruder von Archelaus, diesen Platz bekommen sollen, doch Herodes der Große hatte in einem Wutanfall kurz vor seinem Tod das Testament geändert und Archelaus an die Stelle von Herodes Antipas gesetzt. Deshalb kamen Josef und Maria mit dem Kind in die Gegend von Galiläa und blieben in Nazareth. Dort lebte Jesus anschließend etwa 28 Jahre. Aus diesem Grund wurde er „Jesus, der Nazaräer“ genannt. Es ist erstaunlich, wie die politischen Umstände an der Erfüllung dieser Messias-Weissagung beteiligt waren (vgl. Ps 79,10). Auch heutzutage wird Jesus gerade von Kritikern sehr oft als „Jesus von Nazareth“ bezeichnet, sodass die Prophezeiung, dass der Messias „Nazaräer“ genannt werden sollte, noch stets selbst von seinen Gegnern bestätigt wird.

 

Eine Geschichte von zwei Abstammungslinien oder Geschlechtsregistern

In Matthäus 1 ist das Geschlechtsregister Josefs, des irdischen Ziehvaters Jesu, und in Lukas 3 das der Maria, der Mutter Jesu, überliefert.

 

Tatsächlich geht Jesus' bzw. Jeschuas davidische Abstammungslinie aber nicht nur auf seinen irdischen Ziehvater Josef zurück, sondern auch auf seine Mutter Maria. Auch wenn es nicht sofort ersichtlich ist, führt der Evangeliumsbericht des Lukas die genealogische Linie Marias bis zu König David zurück:

 

„Jesus bzw. Jeschua selbst aber begann seinen Dienst im Alter von etwa 30 Jahren und war (wie man meinte) der Sohn Josefs, des Sohnes Elis, des Sohnes Mattats, des Sohnes Levi..., des Sohnes Resas, des Sohnes Serubbabels, des Sohnes Schealtiels, ... des Sohnes Nathans, des Sohnes Davids, des Sohnes Isais“ (vgl. Lk 3,23-31).

 

Es wurden interessante Dinge über diese Genealogie herausgefunden. Die Abstammung väterlicherseits war im ersten Jahrhundert von entscheidender Bedeutung. Der Talmud stellt klar, dass „nur die Familie des Vaters Familie genannt wird; die Familie der Mutter wird nicht Familie genannt“ (BT Jevamot 54b).

 

Wenn Lukas also Marias Abstammung angibt, folgt er auch dem offiziell genehmigten und erwarteten Weg, indem er sie mit seinem irdischen Ziehvater, Josef, verknüpft.

 

Zu der griechischen Formulierung „wie man meinte“ (Lk 3,23) ist folgendes zu sagen: Die griechische Formulierung „hos enomizeto“ entspricht dem hebräischen Ausdruck „kehozqa“ oder „kemo huhzaq“, was bedeutet, dass die „Angelegenheit rechtlich bestätigt“ wurde. Vor dem Gesetz war es also richtig, Jesus bzw. Jeschua über Josef mit seinem Schwiegervater – also Marias Vater – Eli zu verbinden.

 

Andererseits berichtet Matthäus, dass die genealogische Linie Josefs selbst auf König David zurückgeht:

 

„... König David zeugte Salomo ... Josia wurde der Vater von Jekonja ... Schealtiel zeugte Serubbabel. Serubbabel zeugte Abiud, ... Eleasar zeugte Mattan, und Mattan zeugte Jakob. Und Jakob zeugte Josef, den Mann Marias, von dem Jesus bzw. Jeschua, der Messias genannt wird, geboren wurde“ (vgl. Mt 1,6-16).

 

Wenn man „zeugte“ auf die natürlichste Art und Weise liest, d.h. wenn man es im Sinne einer biologischen Abstammung versteht, bedeutet dies, dass Matthäus die Genealogie Josefs aufzeichnet. Somit werden in den beiden Evangeliumsberichten zwei verschiedene Abstammungslinien dargestellt. Josef stammt von Davids berühmtestem Sohn Salomo ab, Maria von Nathan, einem anderen Sohn Davids.

 

Aus den beiden Berichten geht also hervor, dass Josef und Maria beide aus dem Geschlecht von König David stammen. Aber die Geschichte geht noch weiter, denn der Tanach (Tanach bezeichnet die hebräische Bibel) gibt einige wichtige Hinweise darauf, warum die einzigartige Abstammung Jesu bzw. Jeschuas von Bedeutung ist.

 

Der Fluch des Jekonja?

Dem Propheten Jeremia zufolge war Jekonja (ein Nachkomme König Davids) mit einem Fluch belegt worden, der Davids Nachkommenschaft durch Jekonja untauglich machte, als König zu dienen:

 

Jeremia 22,30

So spricht der HERR: Schreibt diesen Mann auf als kinderlos, als einen Mann, dem nichts gelingt in seinen Tagen! Denn von seinen Nachkommen wird es nicht einem gelingen, auf dem Thron Davids zu sitzen und weiterhin über Juda zu herrschen

 

Da Josef aus dieser Linie stammte, konnte kein leiblicher Sohn Josefs den Thron Davids erben. Marias Linie war jedoch unbefleckt, und so konnte ihr Sohn rechtmäßig Anspruch auf den davidischen Thron erheben.

 

Als irdischer Ziehvater war Josef jedoch Jesus' bzw. Jeschuas gesetzlicher Vormund. Somit stellt Josef für Jesus bzw. Jeschua eine rechtliche Verbindung zur Linie Davids her. Daher ist die Genealogie Josefs für den Bericht des Matthäus ebenso von Bedeutung. Sie zeigt, dass Jesus bzw. Jeschua keinen Vater oder Vormund von außerhalb der Linie Davids hatte, der ihm eine nicht-davidische Abstammung verleihen würde.

 

Aber selbst, wenn nur seine Mutter aus der Linie Davids stammte, würde das immer noch ausreichen, damit Jesus bzw. Jeschua davidischer Abstammung ist. Einige traditionelle Rabbiner mögen protestieren, dass die mütterliche Seite keine genealogischen Nachweise liefern kann, und es stimmt, dass die biblischen Aufzeichnungen patrilinear sind, also in der Erbfolge der väterlichen Linie folgend; vaterrechtlich. In der Bibel gibt es jedoch klare Ausnahmen für das Recht einer Frau, das Familienerbe weiterzugeben (4Mo 27,1-7).

 

Ob von der rechtlichen Seite des irdischen Ziehvaters oder von der biologischen Seite der Mutter aus betrachtet, ist Jesus bzw. Jeschua also „der Sohn Davids“ und der autorisierte Messias Israels. Da der Messias als „jungfräulich geboren“ prophezeit wurde (Jes 7,13-14), ist dies genau die Art und Weise, in der die Abstammung hätte vollzogen werden müssen. Die Tatsache, dass der wahre Messias nicht nur ein Sohn Davids sein musste, sondern auch noch jungfräulich geboren wurde, grenzt das Feld enorm ein. Welche anderen legitimen Anwärter als Jesus bzw. Jeschua gibt es für diese Position?

 

Davids Sohn und Davids HERR

Ungefähr 20 Verse im Neuen Testament beschreiben Jesus Christus bzw. Jeschua ha-Maschiach als den „Sohn Davids“.


Bibelstellen:

Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30-31; 21,9.15; 22,42; Mk 10,47-48; 12,35; Lk 1,32.69; 3,31; 18,38-39; 20,41; Joh 7,42; Röm 1,3


Diese Verse bezeichnen Jesus bzw. Jeschua als Nachkommen oder Sohn Davids bzw. Davids Sohn, was seine messianische Abstammung gemäß den jüdischen Erwartungen und Prophezeiungen betont.


Hierbei stellt sich die Frage, wie Jesus der Sohn Davids sein konnte, wenn David ca. 1.000 Jahre vor Jesus gelebt hat? Die einfache Antwort lautet, dass Jesus Christus (Jesus der Messias) die Erfüllung der Prophezeiung des Samens Davids ist (2Sam 7,14-16). 

 

2. Samuel 7,14-16

14 Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. 15 Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir beseitigt habe; 16 sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig Bestand haben vor deinem Angesicht; dein Thron soll auf ewig fest stehen!

 

Jesus ist der verheißene Messias, was bedeutet, dass er vom Samen Davids abstammt. Wichtig zu verstehen ist, dass der Titel „Sohn Davids“ sich nicht nur auf die physische Abstammung bezieht, sondern auch eine tiefere messianische Bedeutung hat, denn es ist eben ein messianischer Titel. Wenn die Juden Jesus als „Sohn Davids“ bezeichneten, drückten sie damit aus, dass sie ihn als den lang ersehnten Erlöser und die Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen betrachteten.

 

Viele meinen, dass die Jungfrauengeburt bedeutet, dass Jesus bzw. Jeschua (Jeschua ist der Name Jesus in Hebräisch) nicht der Messias sein kann. Eine der notwendigen Voraussetzungen für den wahren Messias Israels ist nämlich, dass er aus dem Geschlecht von König David stammt (vgl. Jes 7,13-14; 9,6-7; Jer 23,5-6). Da Jesus bzw. Jeschua keinen irdischen Vater hatte und diese Abstammung auf David zurückgeht, wird angenommen, dass Jesus bzw. Jeschua nicht aus dem Geschlecht Davids stammen kann. Mit anderen Worten: Wenn Jesus bzw. Jeschua von einer Jungfrau geboren wurde, disqualifiziert ihn das dann nicht als „Sohn Davids“?

 

Wie konnte es sein, dass der Messias der Sohn von König David war, wenn David selbst auf ihn als „mein HERR“ verwies? (vgl. Mk 12,35-37 i.V.m. Ps 110,1)

 

Markus 12,35-37

35 Und Jesus begann und sprach, als er im Tempel lehrte: Wie sagen die Schriftgelehrten, dass der Christus Davids Sohn sei? 36 David selbst hat im Heiligen Geist gesagt: »Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege!« 37 David selbst nennt ihn HERR. Und woher ist er sein Sohn? Und die große Volksmenge hörte ihn gern

 

Hebräer 1,13

Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt (Ps 110,1): »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache«?

 

Psalm 110,1

Von David. Ein Psalm. Spruch des HERRN für meinen HERRN: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße!

 

Dies Schriftstelle aus Markus 12,35-37 wandte Jesus auf sich selbst (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,43) und Petrus auf Jesus an (Apg 2,34-35). Damit ist sie im Neuen Testament eine am häufigsten zitierte Bibelstelle des Alten Testaments.

 

Der Kern der Frage Jesu in Markus 12,35 ist, was den Messias über die bloße körperliche Nachkommenschaft Davids hinaus ausmacht. Wenn der Messias als HERR Davids bezeichnet wird, muss er größer sein als David. Jesus sagt in Offenbarung 22,16: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids.“ Das bedeutet, dass er sowohl der Schöpfer als auch der Nachkomme Davids ist, was nur der fleischgewordene Sohn Gottes, der Messias, von sich behaupten kann.

 

 

Die Frage nach dem Christus

In Matthäus 22 stellen die Pharisäer die Frage nach dem Christus:

 

Matthäus 22,41-46

41 Als nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus: 42 Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten: Davids. 43 Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David durch den Geist HERR nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1): 44 »Der HERR sprach zu meinem HERRN: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege«? 45 Wenn nun David ihn HERR nennt, wie ist er dann sein Sohn? 46 Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, auch wagte niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.

 

Apostelgeschichte 2,34-35

34 Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst (Psalm 110,1): »Der HERR sprach zu meinem HERRN: Setze dich zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.« 36 So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum HERRN und Christus gemacht hat.

 

Psalm 110,1 zitiert den HERRN, wie er zu Davids HERRN sagt: „»Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße.«

 

Der Schlüssel zum Verständnis liegt in dem Erkennen der zwei unterschiedlichen Personen, die beide „HERR“ genannt werden. Die erste Verwendung dieses Wortes weist unmissverständlich auf den Bundesgott Jahwe (JHWH) hin. Das andere Wort „HERR“ ist das hebräische „adon“ und bedeutet „Meister“ oder „Herrscher“. Obwohl es nicht ausschließlich für göttliche Personen verwendet wird, zeigen doch die folgenden Worte, dass Davids HERR (Adon) Gott gleich ist.

 

Eines Tages fragte Jesus die Pharisäer während eines Gesprächs in Jerusalem, was sie glaubten, wer der Messias sei. Von wem würde der Verheißene abstammen? Sie antworteten richtigerweise, er werde ein Sohn Davids sein. Aber Jesus zeigte ihnen anhand von Psalm 110 (den sie als messianisch anerkannten), dass der Messias auch Davids HERR sein würde. Wie konnte er Davids Sohn und gleichzeitig Davids HERR sein? Und wie konnte David, der König, hier auf Erden jemanden zum HERRN haben?

 

Man kann die Frage nur beantworten, wenn man die Person des HERRN Jesus wirklich kennt. Er ist wahrer Gott und Mensch in einer Person. Als (in Niedrigkeit geborener) Mensch ist er der Sohn Davids, und als Sohn Gottes (sowie als verherrlichter HERR) ist er Davids HERR. Der Messias ist sowohl Gott als auch Mensch. Als Gott würde er Davids HERR sein und als Mensch dessen Sohn. Und Jesus selbst war Davids HERR und Sohn, weil er Gottsein und Menschsein in sich vereinigt.

 

Es war die Stunde der Wahrheit für die Pharisäer. Doch trotz aller Beweise waren sie nicht willens, Jesus als den lang erwarteten Messias anzuerkennen. So lesen wir: „Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn weiter zu befragen“ (Mt 22,41-46; vgl. auch Mk 12,35-37; Lk 20,41-44).

 

Die Schreiber des Neuen Testaments lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass der zur Rechten Gottes Sitzende niemand anders ist als Jesus (Jeschua) von Nazareth (Mt 26,64; Mk 14,62;16,19; Lk 22,69; Apg 2,34-35;5,31;7,55-56; Röm 8,34; 1Kor 15,24ff; Eph 1,20; Kol 3,1; Hebr 1,3.13;8,1;10,12-13;12,2; 1Petr 3,22; Offb 3,21).

 

Darum sagt uns Psalm 110,1, was der HERR dem HERRN Jesus sagte, als dieser sich zur Rechten Gottes niedersetzte.

 

Paradoxerweise sollte der Messias, der Sohn Davids, auch der Sohn Gottes sein – tatsächlich sollte der Messias der mächtige Gott sein (Jes 9,5-6; hebr. El Gibbor). Der Sohn Davids sollte nicht nur von Davids Thron aus über ganz Israel herrschen, sondern auch die höchste Autorität über alle Völker der Welt haben (Jes 2,1-4; 11,10; 49,6). Jesus bzw. Jeschua ist der einzige Anwärter mit der entsprechenden Legitimation. Er ist der autorisierte Messias Israels.

 

In Psalm 2 schrieb David:

 

Psalm 2,12

Küsst den Sohn, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!

 

In diesem messianischen Psalm bedeutet „den Sohn küssen“, dem Sohn zu huldigen, was durch das Küssen des Rings des Königs symbolisiert wird. Jesus bzw. Jeschua ist der Einzige, der echte Autorität über jedes unserer Leben hat. Er ist der eine, wahre Sohn Gottes, dem man die gebührende Ehre erweisen soll. Jesus bzw. Jeschua ist der einzige Sohn Davids, der dem Volk Israel wahre Sicherheit für heute und für die Ewigkeit geben kann, so wie es in Jeremia 23 prophezeit wurde:

 

Jeremia 23,5-6

5 Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken. Der wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit im Land üben. 6 In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR, unsere Gerechtigkeit«.

 

Eines Tages wird Israel als Volk diese Sicherheit genießen, wenn sie als Nation zu dem Sohn Davids, dem Messias Jesus bzw. Jeschua, dem HERRN, umkehren, so wie es in Hosea 3 prophezeit wird:

 

Hosea 3,5

Danach werden die Söhne Israel umkehren und den HERRN, ihren Gott, suchen und David, ihren König. Und sie werden sich bebend zum HERRN wenden und zu seiner Güte am Ende der Tage.

 

Heute kann jeder von uns als Einzelner zu unserem wahren HERRN und König, Jesus bzw. Jeschua, umkehren und gerettet werden, in Sicherheit wohnen und seine Güte empfangen. Lasst uns „dem Sohn huldigen“, indem wir uns seiner Autorität durch Gehorsam gegenüber seinem Wort unterordnen. Wenn wir unsere Sünden bekennen und uns auf sein Sühnewerk am Kreuz verlassen, indem wir auf sein Opfer vertrauen, können wir in dem Wissen ruhen, dass er der HERR unserer Gerechtigkeit ist.

 

▸ Lies auch unseren Beitrag „Sohn David


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen