Die Altäre der Patriarchen – Von biblischer Bedeutung zur heutigen geopolitischen Relevanz


1. Mose 12,7

Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben! Und er baute dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar

 

Psalm 105,10-11

10 Er stellte ihn auf für Jakob als Satzung, für Israel als ewigen Bund, 11 als er sprach: »Dir gebe ich das Land Kanaan als das Los eures Erbteils« (1Mo 12,7; 13,15)


Dieser Beitrag beleuchtet die biblische und geistliche Bedeutung der Altäre der Patriarchen und ihre aktuelle politische Relevanz im Nahost-Konflikt. Er zeigt auf, wie diese heiligen Orte sowohl in der biblischen Geschichte als auch in heutigen geopolitischen Konflikten eine zentrale Rolle spielen.

 

Gott führte die Patriarchen auf ihrem Weg in das verheißene Land Kanaan. Dabei wurden Altäre an Orten geschaffen, die als Heiligtümer gelten und eine tiefe geistliche Bedeutung haben. Sie zeugen von Gottes Gegenwart sowie seinem Bund mit seinem Volk und sind heute auch geopolitisch hoch relevant, da sie im Zentrum des Nahost-Konflikts stehen.

 

Der geistliche Ursprung des Konflikts

Das verheißene Land war nicht erst zu Abrahams Zeiten von Bedeutung, sondern schon lange zuvor. Viele Christen wissen nicht, dass dieses Land schon vor Abraham jemandem verheißen wurde. In Psalm 105,11 gibt es einen Hinweis darauf, indem es heißt: „Dir will ich das Land Kanaan geben, als euer Erbteil bestimmt.“

 

Nach der Sintflut teilten Noahs Söhne, Sem, Ham und Jafet, die Welt unter sich auf. Das verheißene Land Kanaan fiel dabei an Sem, der auch den priesterlichen Segen Gottes empfangen hatte. Gott selbst erklärte: „Er wohne in den Zelten Sems“ (vgl. 1Mo 9,27), was zeigt, dass Sem eine besondere Verbindung zu Gott und dem Land hatte. Sem ist ein direkter Vorfahr von Abraham, denn die Linie von Sem führt über mehrere Generationen zu Abraham.

 

Von Anfang an bestand ein geistlicher Konflikt um das Heilige Land. Kanaan, der Sohn Hams, besetzte das Land, das eigentlich Sem zugedacht war, und wurde so zum Besatzer. Das Buch der Jubiläen, ein apokryphes Werk, spricht davon, dass Kanaan widerrechtlich in das Land Sems einzog (Jubiläen 10,29-34). Doch Gottes ursprünglicher Plan blieb bestehen, denn das Land sollte den Nachkommen Sems gehören. Als Gott Abraham erwählte, um ihn und seine Nachkommen in das verheißene Land zu führen, machte er deutlich, dass dieser Plan nicht geändert werden würde, selbst wenn es Widersacher gab.

 

Gottes Ziel war es, das Land zu nutzen, um dort sein Volk anzusiedeln und letztendlich Erlösung für die Menschheit durch den Messias zu bringen. Der Satan erkannte dies von Anfang an und versuchte immer wieder, das Volk Israel vom verheißenen Land zu trennen, da die Abwesenheit der Israeliten im Land den geistlichen Fortschritt und die messianische Verheißung blockieren würde. Doch jedes Mal, wenn die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob im Land waren und Gottes Gegenwart erlebten, war ihre natürliche Reaktion, einen Altar zu bauen. Diese Altäre wurden zu Zeichen der göttlichen Begegnung und der Verankerung von Gottes Plan für sein Volk und das Land.

 

Die geistliche Bedeutung von Altären und ihre Funktionsweise

Im biblischen Kontext besitzen Altäre eine tiefgreifende geistliche und symbolische Bedeutung. Sie sind Bauwerke, auf denen priesterlich Opfer dargebracht wurden, um die Beziehung zu Gott zu stärken und seinen Geboten zu folgen. Der Hauptzweck eines Altars bestand im Darbringen von Opfern. Dennoch erfüllte ein Altar weitere Funktionen, wie z.B. als Ort des Gebets, der Versammlung und als Zufluchtsstätte zu dienen (vgl. 2Mo 21,14; 1Kön 2,28 ff).

 

Altäre sind Orte, an denen der Mensch Gott begegnet, und stehen für Hingabe, Anbetung, Gemeinschaft und das Einhalten des Bundes mit Gott. Ein besonders wichtiger Aspekt ist, dass Altäre nicht nur Orte des Opfers sind, sondern auch Stätten der Offenbarung und der Begegnung mit Gott. Der Altar in der Bibel ist ein Ort, an dem Himmel und Erde sich begegnen und Menschen auf Gottes Offenbarung reagieren und ihm antworten. Er bietet die Möglichkeit, sich Gott hinzugeben, sich zu heiligen, Opfer zu bringen und Dank auszusprechen. Diese Verbindung von Mensch und Gott macht den Altar zu einem zentralen Element des Glaubens.

 

Ein Altar ist in der Bibel mit verschiedenen Aspekten verbunden. Er benötigt ein Feuer, ein Opfer und die Anrufung des Namens Gottes oder eines geistlichen Wesens. Dies symbolisiert die Gemeinschaft mit dem Göttlichen, und es ist ein Ort, an dem sich der Himmel in die irdische Realität erstreckt. Diese Praxis existiert sowohl im Reich Gottes als auch im Reich Satans. Die Priesterschaft, das Opfer und das Vergießen von Blut sind wesentliche Elemente eines Altars, und Gott sucht Anbeter, die ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.

 

Im Neuen Bund ist es heute nicht mehr notwendig, physische Opfer auf einem Altar darzubringen, da Jesus Christus das einmalige, nicht wiederholbare Opfer am Kreuz von Golgatha vollbracht hat. Durch sein Opfer und sein Blut, das er im himmlischen Allerheiligsten darbrachte, hat er Vergebung und ewiges Leben ermöglicht. Dieses Opfer macht den Weg frei, dass Gläubige sich im Gebet und Gottesdienst zu einem geistlichen Altar begeben, der sich im Himmel befindet. So können Christen, durch den neuen Geist, den sie durch Christus empfangen haben, in Gottes Gegenwart treten und ihn anbeten, weil sie versetzt mit Christus an himmlische Orte sind (Eph 2,6).

 

Jesus Christus ist der Hohepriester unseres Bekenntnisses und bringt unsere Bekenntnisse als Opfer dar. Deshalb beruht der Gottesdienst im Neuen Bund darauf, dass man den Namen Jesu anruft und ihm Opfer bringt in Form von Lobpreis, Danksagung, Anbetung, Bekenntnissen und Proklamationen des Wortes Gottes. Was ist das Opfer? Wenn man das Gleiche sagt, was Gottes Wort sagt. Wenn man sich mit dem, was Gottes Wort sagt, eins macht und es ausspricht, wird Jesus als unser Hohepriester aktiv. Dadurch kommt man in Kontakt mit dem Himmel, und der Altar beginnt in unserem Leben zu wirken, indem der Priester Segen in unser Leben sendet.

 

Diese Funktionsweise des Altars in der Bibel zeigt sich auch in der Reaktion der Patriarchen: Sobald Gott ihnen begegnete, war ihre natürliche Reaktion, einen Altar zu bauen. So schufen sie Orte der Anbetung und Verbindung zu Gott, an denen sie ihre Hingabe und Dankbarkeit zeigten.

 

Es ist hierbei zu betonen, dass Gott derjenige ist, der diese Begegnungen initiiert – er macht den ersten Schritt, um den Menschen zu erreichen. Die Reaktion des Menschen, einen Altar zu bauen, ist eine Antwort auf diese göttliche Initiative.

 

Die Altäre der Patriarchen: Ein Überblick

Die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob bauten im verheißenen Land sieben Altäre als Reaktion auf Gottes Offenbarungen:

 

• Altar in Sichem – gebaut von Abraham (1Mo 12,6-7)

• Altar in Bethel – gebaut von Abraham (1Mo 12,8)

• Altar in Hebron – gebaut von Abraham (1Mo 13,18)

• Altar auf dem Berg Moria / in Jerusalem – gebaut von Abraham (1Mo 22,9-14)

• Altar in Beerscheba – gebaut von Isaak (1Mo 26,23-25)

• Altar in Sichem – gebaut von Jakob (1Mo 33,18-20)

• Altar in Bethel – gebaut von Jakob (1Mo 35,1-7)

 

Diese Altäre hatten große Bedeutung, da sie als geistliche Zentren dienten, an denen Gott seinen Bund erneuerte und seine Pläne offenbarte. Der Bau eines Altars war immer eine natürliche Reaktion auf die Begegnung mit Gott und zeigte, dass die Patriarchen seine Gegenwart und Offenbarung anerkannten. Sie errichteten Altäre als Antwort auf Gottes Gegenwart oder Wirken in ihrem Leben. Durch den Bau weihten sie sich und den Ort Gott und erkannten ihn als heilig und anbetungswürdig an.

 

Abrahams Altar in Sichem

Als Abraham in das Land Kanaan kam, erschien ihm Gott und versprach, seinen Nachkommen dieses Land zu geben:

 

1. Mose 12,6-7

6 Und Abram durchzog das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Damals aber waren die Kanaaniter im Land. 7 Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben! Und er baute dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar.

 

Abrahams Reaktion war der Bau eines Altars in Sichem. Es war der erste Ort, den Abraham im Land Kanaan aufsuchte und lag in Samarien. Der Name „Sichem“ hat im Hebräischen die Bedeutung „Schulter“ oder „Bergsattel“. Diese Bedeutung weist auf die geografische Lage des Ortes hin, da Sichem zwischen den Bergen Garizim und Ebal liegt. Sichem markierte den Beginn der göttlichen Verheißung und der Manifestation von Gottes Plan für Abraham und seine Nachkommen. Sichem ist auch der Ort, wo die Erneuerung des Bundes durch Josua stattfand (vgl. Jos 24).

 

Die Lage Sichems im heutigen, politisch umkämpften Westjordanland, verdeutlicht seine anhaltende geistliche und geopolitische Bedeutung. Heute ist der Ort unter dem Namen „Nablus“ bekannt.

 

 

Abrahams Altar in Bethel

Nachdem Abraham weiterzog, errichtete er einen weiteren Altar in Bethel:

 

1. Mose 12,8

Von da zog er weiter auf das Bergland östlich von Bethel und schlug sein Zelt so auf, dass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte. Und er baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an.“

 

Abrahams Reaktion war der Bau eines Altars in Bethel und der Anruf des HERRN. Der Name „Bethel“ bedeutet im Hebräischen „Haus Gottes“. Bethel ist auch heute ein Gebiet von großer Bedeutung und wird oft als ein Symbol der Verbundenheit mit Gott betrachtet. Abrahams Bau eines Altars in Bethel zeigt seine Bereitschaft, sich auf die göttliche Führung zu verlassen und seinen Glauben zu leben. Wenn Gott sich einem offenbart, kann man den Namen des HERRN anrufen.

 

Bethel liegt im heutigen Westjordanland, etwa 17 Kilometer nördlich von Jerusalem. Der Ort wird heute „Beitin“ genannt, ein kleines palästinensisches Dorf, das an der Stelle des antiken Bethel liegt.

 

 

Abrahams Altar in Hebron

In 1. Mose 13 wird erwähnt, dass Abraham einen Altar in Hebron baute:

 

1. Mose 13,18

Da brach Abram auf, kam und wohnte bei den Terebinthen Mamres in Hebron und baute dort dem HERRN einen Altar.“

 

Abrahams Reaktion war der Bau eines Altars in Hebron. Der Name Hebron bedeutet im Hebräischen „Bund“ oder „Verbindung“. Hebron war die Stadt, in der Abraham lebte und wo er mit Gott in Verbindung stand. Hebron ist nicht nur ein historisch bedeutender Ort, sondern beherbergt auch das Grab der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob sowie das ihrer Frauen in der sogenannten Höhle von Machpela, was seine zentrale Stellung in der Geschichte Israels betont.

 

Heute ist Hebron ein Brennpunkt politischer Konflikte im Westjordanland und spiegelt die geistliche Bedeutung wider, die dieser Ort seit jeher innehat, denn Hebron ist ein komplexer und herausfordernder Ort mit schwierigen Bedingungen. Die Stadt ist umgeben von palästinensischen Gebieten, während sich in der Innenstadt eine kleine jüdische Siedlung befindet, die vom israelischen Militär wie eine Festung geschützt wird. Aufgrund der angespannten Sicherheitslage und der Gefahr von Angriffen, wenn Israelis bestimmte Straßen betreten, wurden getrennte Straßen eingerichtet. Diese Maßnahme soll die Sicherheit gewährleisten, zeigt jedoch die tief verwurzelten Spannungen und die komplizierte Realität des Zusammenlebens in Hebron.

 

 

Der zentrale Altar auf dem Berg Moria

Der vielleicht wichtigste Altar, den Abraham errichtete, war der auf dem Berg Moria:

 

1. Mose 22,9-14

9 Und als sie an den Ort [Moria] kamen, den Gott ihm genannt hatte, baute Abraham dort einen Altar und schichtete das Holz darauf; und er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. 10 Und Abraham streckte seine Hand aus und fasste das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. 11 Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sprach: Abraham! Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich! 12 Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm gar nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen einzigen Sohn nicht verschont hast um meinetwillen! 13 Da erhob Abraham seine Augen und schaute, und siehe, da war hinter ihm ein Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen hatte. Und Abraham ging hin und nahm den Widder und brachte ihn als Brandopfer dar anstelle seines Sohnes. 14 Und Abraham nannte den Ort: »Der HERR wird dafür sorgen«, sodass man noch heute sagt: Auf dem Berg wird der HERR dafür sorgen!

 

Abrahams Reaktion war der Bau eines Altars auf dem Berg Moria, dem heutigen Tempelberg in Jerusalem. In 2. Chronik 3,1 wird er als Standort angesehen, wo Salomo den Tempel baute. Der Name „Moria“ wird oft als „der von Gott Ausersehene“ oder „von Gott gezeigt“ interpretiert.

 

Dieser Altar war der Ort, an dem Abraham bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, bevor Gott eingriff und einen Widder als Ersatzopfer bereitstellte. Dies war ein prophetisches Bild für das spätere Opfer Jesu Christi, das im Neuen Testament als endgültiges und vollkommenes Opfer dargestellt wird. Der Berg Moria ist somit ein Ort, der für den Bund und das stellvertretende Opfer steht. Diese Bedeutung hat sich in der heutigen politischen und religiösen bzw. geistlichen Realität Jerusalems niedergeschlagen, da der Tempelberg nach wie vor ein zentraler Punkt religiöser, geistlicher und politischer Auseinandersetzungen ist.

 

Der Tempelberg in Jerusalem wird als das explosivste Gebiet der Erde beschrieben. Hier befindet sich die Al-Aqsa-Moschee, das drittheiligste muslimische Heiligtum, und daneben der Felsendom. Warum der Tempelberg aus biblischer Sicht so wichtig ist, wird nicht zuletzt am Namen deutlich, den die Terror-Organisation Hamas ihrem Angriff am 07. Oktober 2023 gegeben hat: „Operation Al-Aqsa-Flut“. Der Name besagt, dass es um Jerusalem beziehungsweise den Tempelberg geht. Die Hamas rief junge Palästinenser auf, sich an der Al-Aqsa-Moschee zu versammeln. Das erklärte Ziel der Hamas ist ein weltweiter Dschihad und die völlige Vernichtung Israels; der globale Ausbruch von Israelfeindschaft und Antisemitismus ist ein erschreckender Vorbote davon. Insofern hat Israel Recht, wenn es sich nicht nur im Kampf gegen die Hamas sieht, sondern im Kampf gegen das Böse.

 

 

Isaaks Altar in Beerscheba

Isaak, der Sohn Abrahams, errichtete einen Altar in Beerscheba, nachdem Gott ihm dort erschienen war und den Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte, erneuerte:

 

1. Mose 26,23-25

23 Von dort zog er [Isaak] hinauf nach Beerscheba. 24 Und der HERR erschien ihm in jener Nacht und sprach: Ich bin der Gott deines Vaters Abraham; fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, und ich will dich segnen und deinen Samen mehren um Abrahams, meines Knechtes, willen! 25 Da baute er dort einen Altar und rief den Namen des HERRN an. Und er schlug dort sein Zelt auf, und seine Knechte gruben dort einen Brunnen.“

 

Isaaks Reaktion war der Bau eines Altars in Beerscheba und er rief den Namen des HERRN an. Der Bau dieses Altars in Beerscheba markiert einen entscheidenden Moment im Leben Isaaks. Hier bestätigte Gott seine Verheißungen, die er Abraham gegeben hatte, und erneuerte den Bund mit Isaak. Der Altar in Beerscheba diente als Zeichen des Dankes und der Anerkennung Gottes als denjenigen, der seinen Bund treu hält. Der Name „Beerscheba“ bedeutet „Brunnen des Schwures“ oder „Brunnen der sieben“, was auf die Ereignisse um Abraham und die Schwüre mit Abimelech hinweist (vgl. 1Mo 21,31).

 

Beerscheba liegt im heutigen südlichen Teil Israels in der Negev-Wüste und ist bekannt als einer der wichtigsten Orte, an denen die Patriarchen lebten und wirkten. Der Altar symbolisiert Isaaks Vertrauen in Gottes Zusagen und seine Verbindung zu den Verheißungen, die Gott seinem Vater gegeben hatte.

 

 

Jakobs Altar in Sichem

Nachdem Jakob nach seiner Begegnung mit seinem Bruder Esau sicher in das Land Kanaan zurückgekehrt war, errichtete er einen Altar in der Nähe von Sichem:

 

1. Mose 33,18-20

18 Und Jakob kam unversehrt zur Stadt Sichem, die im Land Kanaan liegt, als er von Paddan-Aram herzog, und er lagerte vor der Stadt. 19 Und er kaufte den Teil des Feldes, wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte, von den Söhnen Hamors, des Vaters Sichems, für hundert Kesita. 20 Und er errichtete dort einen Altar und nannte ihn: El-Elohe-Israel.

 

Jakobs Reaktion war der Bau eines Altars in Sichem. Der Altar, den Jakob in Sichem baute, hatte eine besondere Bedeutung. Jakob benannte den Altar „El-Elohe-Israel“, was übersetzt „Gott, der Gott Israels“ bedeutet. Dies ist eine kraftvolle Bekundung seiner Dankbarkeit und seines Glaubens, denn Jakob hatte selbst den Namen Israel erhalten, nachdem er mit Gott gerungen hatte (vgl. 1Mo 32,29). Der Bau dieses Altars symbolisierte Jakobs Erkenntnis, dass Gott ihn durch seine Reisen und Herausforderungen sicher geführt hatte, und war ein Ausdruck seines Vertrauens und seiner Hingabe.

 

Sichem war bereits ein bedeutender Ort, da dort Abraham seinen ersten Altar errichtete, als Gott ihm das Land Kanaan versprach (vgl. 1Mo 12,6-7). Die Rückkehr Jakobs nach Sichem und der Bau dieses Altars knüpfen an die Geschichte der göttlichen Verheißungen an, die in dieser Region begannen. Dieser Altar bekräftigte nicht nur Jakobs Beziehung zu Gott, sondern diente auch als sichtbares Zeichen dafür, dass das Land, das Gott seinen Vorfahren verheißen hatte, mit den göttlichen Zusagen verbunden war.

 

Sichem, das im heutigen Westjordanland liegt und als Nablus bekannt ist, ist bis heute ein Ort von religiöser, geistlicher und politischer Bedeutung.

 

 

Jakobs Altar in Bethel

Jakob errichtete einen Altar in Bethel, nachdem Gott ihm befohlen hatte, dorthin zurückzukehren und den Ort zu heiligen:

 

1. Mose 35,1-7

1 Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel und wohne dort, und mache dort einen Altar für den Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau flohst! 2 Da sprach Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: Tut die fremden Götter weg, die in eurer Mitte sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider! 3 Und lasst uns aufstehen und nach Bethel hinaufziehen, damit ich dort einen Altar mache für den Gott, der mich erhört hat am Tag meiner Not und mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gezogen bin. 4 Da gaben sie Jakob alle fremden Götter, die in ihrer Hand waren, und die Ringe, die an ihren Ohren waren; und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe bei Sichem. 5 Und sie brachen auf, und der Schrecken Gottes fiel auf die Städte, die rings um sie her lagen, sodass sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten. 6 Und Jakob kam nach Lus, das im Land Kanaan liegt, das ist Bethel, er und alles Volk, das bei ihm war. 7 Und er baute dort einen Altar und nannte den Ort El-Bethel; denn dort war ihm Gott offenbart worden, als er vor seinem Bruder floh.“

 

Jakobs Reaktion war der Bau eines Altars in Bethel. Der Altar, den Jakob in Bethel errichtete, symbolisierte einen wichtigen Schritt in seinem geistlichen Leben. Es war eine Rückkehr zu dem Ort, an dem Gott ihm einst in einem Traum erschienen war (vgl. 1Mo 28,10-22), wo er die Vision einer Leiter hatte, die in den Himmel reichte. Diese Rückkehr markierte eine erneute Weihe seines Lebens und seiner Familie an Gott. Jakob benannte den Ort „El-Bethel“, was „Gott des Hauses Gottes“ bedeutet, um die heilige Begegnung zu würdigen, die er dort erlebt hatte.

 

Bethel ist ein zentraler Ort in der Geschichte der Patriarchen und steht für die fortwährende Präsenz und Treue Gottes gegenüber seinen Verheißungen. Es liegt im heutigen Westjordanland und ist unter dem Namen „Beitin“ bekannt. Jakobs Altarbau in Bethel zeigt seine Hingabe, die Reinheit seiner Familie und seinen Entschluss, sich von fremden Göttern abzuwenden und allein dem Gott Israels zu dienen.

 

Altäre als Zeichen der Erneuerung: Gottes Offenbarungen und Bünde durch die Generationen

In jeder Generation hat Gott sich den Patriarchen neu offenbart und den Bund erneuert, den er bereits mit den vorherigen Generationen geschlossen hatte. Der Bau des ersten Altars war stets eine unmittelbare Reaktion auf Gottes Handeln und Offenbarung. Die Altäre symbolisierten die Antwort der Patriarchen auf Gottes Initiative und dienten als Ausdruck ihrer Hingabe und Dankbarkeit für den erneuerten Bund. Der Altarbau war somit nicht nur eine gottesdienstliche Handlung, sondern auch ein Zeichen für die Kontinuität der göttlichen Verheißungen durch die Generationen hindurch.

 

Die heutige politische Relevanz der biblischen „Altäre“

Es ist deutlich zu machen, dass die Orte, an denen die Patriarchen Altäre errichteten, auch heute noch von großer politischer und geistlicher Bedeutung sind.

 

Das verheißene Land umfasst fünf bedeutende Orte, an denen die sieben Altäre der Patriarchen errichtet wurden: Sichem, Bethel, Hebron, der Berg Moria/Jerusalem und Beerscheba.

 

Drei dieser Orte, Sichem, Bethel und Hebron, liegen im heutigen Westjordanland in Judäa und Samaria. Diese Orte sind heute politisch höchst umstritten und stehen im Zentrum anhaltender Konflikte als Teil des Nahost-Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Der Grund für die intensive Auseinandersetzung um diese Stätten liegt in ihrer Verbindung zu den Patriarchen und ihrer tiefen geistlichen Bedeutung, da sie Orte der Begegnung mit Gott waren und als solche umkämpft bleiben, sowohl auf geistlicher als auch auf politischer Ebene.

 

Der vierte Altar befand sich in Jerusalem, einem Ort, der noch stärker umkämpft ist als Judäa und Samaria. Der größte geistliche und politische Konflikt dreht sich jedoch um den Tempelberg in Jerusalem.

 

Der fünfte Altar stand in Beerscheba. Im Vergleich zu anderen Orten im Nahost-Konflikt ist Beerscheba weniger umkämpft. Die Stadt liegt im Süden Israels am nördlichen Rand der Negev-Wüste und dient als Verbindungspunkt zwischen dem Süden und den übrigen Regionen. Obwohl sie nicht im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht, hat Beerscheba strategische und historische Bedeutung und war in der Vergangenheit aufgrund ihrer Nähe zum Gazastreifen Ziel von Raketenangriffen.

 

Die Bibel offenbart das verheißene Land als bestehend aus verschiedenen Zonen mit unterschiedlichen Graden an Heiligkeit und geistlicher Bedeutung. Diese Zonen sind entsprechend unterschiedlich intensiv umkämpft. Der geistliche Kampf beginnt mit dem Versuch, die Juden generell aus dem Land zu vertreiben. Gelingt dies dem Satan nicht, richtet sich der Fokus darauf, sie aus Judäa und Samaria herauszuhalten, einschließlich historisch bedeutender Orte wie Beerscheba. Sollte auch das scheitern, wird der Versuch unternommen, Juden aus Jerusalem zu entfernen. Und wenn all dies misslingt, wird der Tempelberg als letzte Bastion verteidigt. Diese geistlichen Kämpfe spiegeln sich in der realen Welt wider und verdeutlichen, warum diese Orte so zentral im Nahost-Konflikt stehen.

 

Der moderne Staat Israel wurde am 14. Mai 1948 gegründet, unmittelbar nachdem das britische Mandat für die Region Palästina endete. Diese Gründung war das Ergebnis jahrzehntelanger zionistischer Bestrebungen, die jüdische Bevölkerung in ihre historische Heimat zurückzuführen und einen unabhängigen Staat zu schaffen. Der Unabhängigkeitserklärung Israels folgte sofort der arabisch-israelische Krieg von 1948–1949, als mehrere arabische Staaten Israel angriffen, um die Gründung des neuen Staates zu verhindern.

 

Obwohl Israel in diesem Krieg seine Unabhängigkeit behaupten und Gebiete sichern konnte, blieben wichtige Teile des historischen und geistlich bedeutsamen Landes außerhalb seiner Kontrolle. Gebiete wie Judäa und Samaria (heute als Westjordanland bekannt), Ostjerusalem und der Tempelberg wurden von Jordanien erobert und blieben bis zum Sechstagekrieg 1967 unter jordanischer Herrschaft. Der Tempelberg, der als eine der heiligsten Stätten im Judentum gilt, konnte daher von den Juden nicht betreten oder kontrolliert werden.

 

Die Juden schafften es bei der Staatsgründung 1948, sich in den Gebieten niederzulassen, die sie militärisch halten konnten. Diese Gebiete bildeten die sogenannte „äußerste Schale“ des verheißenen Landes, während die strategisch und geistlich zentralen Orte, insbesondere in Jerusalem und im Westjordanland, erst 1967 in israelische Kontrolle übergingen. Der Verlust dieser Gebiete in den ersten Jahren nach der Staatsgründung war eine schmerzhafte Erinnerung an die andauernden Konflikte und die Unvollständigkeit der territorialen Verheißungen, die in den Heiligen Schriften festgehalten sind.

 

Eine entscheidende Wende brachte der Sechstagekrieg von 1967, der als ein großes Wunder und eine Zeitenwende angesehen wird. In diesem kurzen, aber bedeutenden Konflikt, den Israel nicht freiwillig begann, gelang es dem jungen Staat, nicht nur Judäa und Samaria, sondern auch Ostjerusalem und den Tempelberg einzunehmen. Dieser Sieg markierte den Beginn einer neuen Ära für Israel und festigte seine Präsenz in diesen historisch und geistlich bedeutenden Gebieten.

 

Im Jahr 1967 traten zwei wesentliche Entwicklungen im Nahost-Konflikt auf: 

 

Erstens formulierten die arabischen Nationen nach ihrer Niederlage im Sechstagekrieg die sogenannten „Drei Neins von Khartum“. In einer Versammlung in Khartum, Sudan, legten sie eine neue Strategie im Umgang mit Israel fest: Es sollte keine Verhandlungen, keinen Frieden und keine Anerkennung Israels geben. Diese Haltung prägte die arabischen Staaten bis zum 13. August 2020, abgesehen von Ägypten (1979) und Jordanien (1994), die Friedensverträge mit Israel unterzeichneten, die jedoch als „kalter Frieden“ galten.

 

Die zweite Entwicklung war die besondere Situation um den Tempelberg. Obwohl Israel im Sechstagekrieg militärisch überlegen war und die Armeen um sich herum besiegte, geriet die Regierung unter solch enormen Druck, dass der israelische Verteidigungsminister Moshe Dayan den Tempelberg an die jordanische Waqf-Behörde zurückgab. Dies führte zu einer rechtlichen und praktischen Besonderheit: Israel blieb de jure (juristisch) Eigentümer des Tempelbergs, verzichtete jedoch de facto auf die Ausübung der Autorität, die an die jordanische Waqf übertragen wurde.

 

Diese Entscheidungen hatten langfristige Konsequenzen. Der „Friedensprozess“, der ab 1967 begann, war geprägt von dem Prinzip „Land für Frieden“, das sich jedoch als problematisch erwies. Israel wurde trotz zahlreicher Zugeständnisse zunehmend delegitimiert. Der Prozess führte weder zu wirklichem Frieden noch zu stabilen Beziehungen und erreichte seinen kritischen Höhepunkt 2016, als der UN-Sicherheitsrat eine Resolution (2334) verabschiedete, die Israel für die fehlende Friedenslösung verantwortlich machte und den Siedlungsbau als illegal einstufte.

 

Mit der Trump-Administration kam es zu einer Wende: Trump brach mit dem bisherigen Ansatz und führte eine Politik der Anerkennung der Realitäten vor Ort ein. Er erkannte Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels an und erklärte, dass die Golan-Höhen zu Israel gehören. Sein Ansatz basierte auf dem Prinzip „Frieden für Frieden“ anstelle von „Land für Frieden“ und schloss Friedensverträge mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain ab. Diese neuen Verträge hoben den Einfluss der Palästinenser auf den Friedensprozess auf und zeigten, dass eine alternative Herangehensweise an den Frieden möglich war.

 

Die doppelte Bedeutung der Altäre

Altäre in der Bibel sind mehr als historische Orte – sie sind Symbole für die Verheißung Gottes und die Hingabe des Menschen. Sie stehen für die Begegnung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen und markieren Wendepunkte im Plan Gottes mit seinem Volk. Die heutige politische Bedeutung dieser Orte zeigt, dass die biblische Geschichte und die geistliche Bedeutung dieser Altäre auch in unserer Zeit höchst relevant bleiben. Sie erinnern uns daran, dass der geistliche Kampf um das Land Israel nicht nur ein physischer, sondern eben auch ein geistlicher ist.

 

Das Verständnis dieser biblischen Wahrheiten soll helfen, die heutige politische und religiöse bzw. geistliche Realität besser zu begreifen und die tiefe Verbindung zwischen der Geschichte und der Gegenwart im Nahost-Konflikt zu erkennen.


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen