Schabbat Schuwa – Der Schabbat der Umkehr


Hosea 14,2-3

2 Kehr um, Israel, bis zum HERRN, deinem Gott! Denn du bist gestürzt durch deine Schuld. 3 Nehmt Worte mit euch und kehrt zum HERRN um! Sagt zu ihm: Vergib alle Schuld und nimm an, was gut ist! Wir wollen die Frucht unserer Lippen als Opfer darbringen


Der Schabbat zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur wird „Schabbat Schuwa“ genannt, der „Schabbat der Umkehr“. Zwischen diesen beiden Feiertagen kann nur ein Schabbat stattfinden und dieser fällt in „die ehrfurchtvollen zehn Tage“ zwischen dem Rosch ha-Schana und Jom Kippur. Dieser 10-tägige Zeitraum von Rosch ha-Schana (1. Tischri) bis Jom Kippur (10. Tischri) wird als „Jamim Nora'im“ (dt. ehrfurchtserweckende Tage) bezeichnet, der auch als die „zehn Tage der Umkehr“ (hebr. Asseret Jemei Teschuwa) oder die „zehn Tage der Ehrfurcht“ bekannt ist. Im Allgemeinen wird dieser Zeitraum auch als „Hochheilige Tage“ oder „Hohe Feier- bzw. Festtage“ bezeichnet.

 

Die Tage der Ehrfurcht sind traditionell die Zeit, um mit Gott und seinen Mitmenschen durch Umkehr und Bitte um Vergebung in Einklang zu kommen. Der Schabbat ist daher besonders, weil er der erste Schabbat des neuen Jahres ist und einen Übergang zwischen Umkehr und Sühne darstellt.

 

Name

Schabbat Schuwa (שבת שובה)

Bedeutung: Schabbat der Umkehr

 

Der Schabbat hat seinen Namen vom Eröffnungswort seiner vorgeschriebenen Haftara.

 

Das deutsche Wort „Sabbat“ kommt vom hebräischen Wort „Schabbat“ (pl. Schabbatot). Die Bedeutung der Wortwurzel ist „von etwas ablassen“, „aufhören“ oder „ausruhen“.

 

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Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen den hebräischen Begriffen „schuwa“ und „teschuwa“. In der Tat haben diese beiden Begriffe dieselbe hebräische Wortwurzel „shub“. So wird dieser Schabbat auch „Schabbat Teschuwa“ genannt.

 

Die Schabbatot werden nach den Textabschnitten aus der Tora (Paraschot) bezeichnet, die wöchentlich in der Synagoge verlesen werden. Es gibt besondere Schabbatot, an denen besonderer Ereignisse gedacht wird. Zu einem besonderen Schabbat gehört in der Regel eine besondere Tora- oder Haftaralesung, die entweder die wöchentliche Standardlesung ersetzt oder zusätzlich dazu gelesen wird.

 

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Das hebräische Wort „Haftara“ bedeutet „Abschluss“ und „Entlassung“. Unter dem Begriff versteht man die zusätzliche Schriftlesung in den Synagogen am Schabbat, an Feiertagen und an manchen der Fastentage. Diese Schriftlesung erfolgt aus den prophetischen Büchern, die den zweiten Teil des jüdischen Kanons im Tanach bilden.

 

„Schabbat Schuwa“ wird deshalb so genannt, da der prophetische Teil der Lesung (Haftara) mit der Mahnung „Schuwa Israel – Kehr um, Israel“ aus Hosea 14,1 beginnt.

 

Wann

September/Oktober (Tischri/Ethanim) Der Schabbat zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur; Freitagabend bis Samstagabend

 

2023/5784: Abend, 22. September

2024/5785: Abend, 04. Oktober

2025/5786: Abend, 26. September

2026/5787: Abend, 18. September

2027/5788: Abend, 08. Oktober

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

Schabbat Schuwa beginnt am Vorabend und dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag, wenn drei Sterne am Himmel sichtbar sind.

 

Im jüdisch-biblischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend (Erew) bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr. Dies ist abgeleitet aus dem Schöpfungsbericht: „... und es war Abend und es war Morgen, ein Tag“ (vgl. 1Mo 1,15).

 

Bibelstellen

Parascha Ha'Azinu

• 5Mo 32,1-52

• Hos 14,2-10

• Mi 7,18-20;

• Joel 2,15-27

• Röm 11,1-36

 

Hintergrund

Teschuwa, die Umkehr und Buße, ist ein zentrales Konzept der Tage der Ehrfurcht.

 

„Umkehr“ (Buße) bedeutet „Sinnesänderung“, die Umkehr des Denkens. Buße ist eine Entscheidung auf die eine Tat folgt. „Buße“ bedeutet wörtlich „sein Denken ändern“, d.h. „die Art und Weise, wie man denkt, ändern“. Und überall im Neuen Testament wird dies als Grundbedingung für die Versöhnung mit Gott formuliert. Der Mensch mit seinen unterschiedlichen Wegen und Gedanken hat keine andere Chance, mit Gott versöhnt zu werden, als durch Veränderung der Art und Weise, wie er denkt, d.h. die einzige Chance, die er hat, ist Buße.

 

„Sühne“ bedeutet, dass Gott und der Sünder in eine Beziehung gebracht werden, in der sie „eins sind“. Sühne stellt die Gunst Gottes gegenüber dem Sünder wieder her. Sühne ist Versöhnung. Durch die Sühne werden Gott und der Sünder, die einander entfremdet waren, wieder eins. Sühne ist völlige Versöhnung und Vereinigung.

 

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Was ist Buße?

Was ist Sühne?

 

Historisch gesehen war Schabbat Schuwa auch ein Tag, an dem die Rabbiner in den Gemeinden eine besondere Predigt hielten. Obwohl dies in den meisten heutigen Gemeinden jede Woche geschieht, wurde in früheren Zeiten nur zweimal im Jahr eine Predigt des Rabbiners erwartet: am Schabbat Schuwa und am Schabbat Ha-Gadol, dem Schabbat vor Pessach. Die Predigten am Schabbat Schuwa konzentrieren sich traditionell auf Themen wie Umkehr, Reue, Gebet und Wohltätigkeit.

 

 

Jüdischer Brauch

In fast allen jüdischen Gemeinden ist es Brauch, dass der Rabbiner der Stadt oder Gemeinde das Konzept der Teschuwa erläutert und die Schwere der Übertretung hervorhebt, damit die Menschen ihr Herz der Buße zuwenden um zu Gott umzukehren. 

 

Der Gebetsgottesdienst an diesem Schabbat ist derselbe wie an einem gewöhnlichen Schabbat, mit Ausnahme der Ergänzungen, die während der Zehn Tage der Ehrfurcht zur Amida, dem jüdischen Hauptgebet im Gottesdienst, gemacht werden.

 

Messianische Bedeutung

Gläubige Juden befinden sich zeitlich und geistlich gesehen in den „zehn Tagen der Ehrfurcht“. Während dieser Zeit versuchen viele, sowohl bei Menschen als auch bei Gott Wiedergutmachung zu leisten, um für das nächste Jahr in Gottes Buch des Lebens eingeschrieben zu werden. Da man als wiedergeborener Gläubiger bereits im Lebensbuch des Lammes eingeschrieben ist, ist dies eine perfekte Zeit für Gläubige an Jesus (Jeschua), um zu beten und sogar um an Jom Kippur zu fasten und Gott zu bitten, dass ganz Israel die Barmherzigkeit und Vergebung erhält, für die sie fasten und beten, um sie zu empfangen (vgl. Phil 4,3; Offb 13,8; 21,27).

 

Da viele Juden die Feiertagsgebete rezitieren werden, sollten wir dafür beten, dass Gott diejenigen überführt, die nur mit ihren Lippen, aber nicht aus ihrem Herzen beten (Jes 29,13; Mt 15,8).

 

Nutzen wir als Volk Gottes diesen besonderen Schabbat, um unsere Herzen zu untersuchen und uns daran zu erinnern, dass Gott uns, egal was wir dort finden, mehr liebt, als wir uns jemals vorstellen können. Beten wir, dass sich alle Herzen in diesem Jahr auf bedeutsame Weise zum Gott Israels wenden!

 

 

▪︎ Buße – Nicht zu verwechseln mit Reue

Es gibt Bibelübersetzungen, in denen der Ausdruck „Buße tun“ noch in einem anderen Sinn gebraucht wird. Wenn wir aber genauer hinsehen, stellen wir fest, dass dort im Urtext ein ganz anderes Wort steht. Z.B. heißt es in der King James-Übersetzung von 1611 in dem Abschnitt Matthäus 27,3-4: „Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, tat er Buße und brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu.

 

Wir lesen hier, dass Judas „Buße tat“. Aber das Wort, das an dieser Stelle im griechischen Urtext steht, ist nicht das Wort „mentanoein“ für „Buße tun“ (seinen Sinn ändern und umkehren), sondern das Wort „metamelein“.

 

 

Dieses Wort beschreibt das, was die Menschen oft fälschlicherweise als Buße ansehen, nämlich Gefühle der Reue und Seelenqual. Ohne Zweifel hat Judas in diesem Augenblick schlimme innere Qualen und bittere Reue empfunden. Es war aber keine echte, biblische Buße; er änderte weder seinen Sinn noch seinen Kurs und seine Richtung. Im Gegenteil, wir lesen gleich im nächsten Vers, das er „hinging und sich erhängte“; worauf in Apostelgeschichte 1,25 mit den Worten Bezug genommen wird:

„... Judas ... ist (abgewichen), um an seinen eigenen Ort zu gehen.“

 

Ganz gewiss war Judas emotional bewegt, er empfand bittere Reue und Seelenpein. Aber er erlebte keine wahre Buße, keine Sinnesänderung, durch die auch seine Lebensrichtung verändert wurde. Tatsächlich konnte er die Richtung gar nicht mehr ändern; er war bereits zu weit gegangen. Trotz der Warnungen seines Heilandes hatte er mit voller Absicht einen Kurs eingeschlagen, von dem es hinterher kein Zurück mehr gab. Er hatte den „Raum zur Buße“ hinter sich gelassen.

 

Was für eine ernste, schreckliche Lektion haben wir hier vor uns! Es ist möglich, dass ein Mensch durch bewusstes, starrsinniges Verharren in seinen eigenen Wegen an einen Platz gelangt, von dem es kein Zurück mehr gibt – ein Platz, wo die Tür zur Buße durch seinen Eigensinn unwiderruflich hinter ihm ins Schloss gefallen ist.

 

In Hebräer 12,16-17 lesen wir von einem anderen Mann, der den gleichen tragischen Fehler beging. Dieser Mann war „... Esau, der für eine Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte.“ Der Schreiber des Hebräerbriefes fährt fort:

 

„Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obgleich er sie mit Tränen eifrig suchte.“

 

In einem törichten, unbedachten Augenblick hatte Esau sein Erstgeburtsrecht, das ihm als dem erstgeborenen Sohn Isaaks zustand, an seinen Bruder Jakob abgetreten – für einen lumpigen Teller Suppe! Die Bibel sagt über diesen Vorfall in 1. Mose 25,34:

„... So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.“

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass Esau, indem er sein Erstgeburtsrecht verachtete, gleichzeitig auch alle Segnungen und Verheißungen Gottes verachtete, die mit diesem Erstgeburtsrecht verknüpft waren. Hinterher bereute Esau, was er getan hatte. Doch er versuchte vergeblich, das Erstgeburtsrecht und den Segen wiederzuerlangen. Warum? Weil er keinen Raum zur Buße mehr fand. (In der King James-Übersetzung von 1611 heißt es in der Anmerkung zu diesem Vers, dass man auch übersetzen könnte: Er fand keine Möglichkeit, seinen Sinn zu ändern.)

 

Hier sehen wir wieder, dass eine starke Gefühlsaufwallung nicht unbedingt ein Zeichen echter Buße sein muss. Esau weinte laut und vergoss bittere Tränen. Aber trotz dieser Dinge fand er keinen Raum zur Buße, keine Möglichkeit der Sinnesänderung. Durch eine scheinbar geringfügige, nebensächliche Handlung hatte er den gesamten Kurs seines Lebens bestimmt und sein zeitliches und ewiges Schicksal gewählt. Er hatte einen Weg eingeschlagen, von dem es kein Zurück mehr gab.

 

Wie viele machen es heute ebenso wie damals Esau! Für ein paar Augenblicke sinnlicher Lust oder fleischlicher Begierde, für etwas so Minderwertiges wie eine Zigarette oder ein Glas Bier oder Whisky verachten sie alle Segnungen und Verheißungen des allmächtigen Gottes. Wenn sie dann hinterher ihren Irrtum bemerken, wenn sie anfangen, sich nach den ewigen, geistlichen Segnungen zu sehnen, die sie einst verachtet haben, dann müssen sie zu ihrem Schrecken erkennen, dass sie Verworfene sind. Warum? Weil sie keinen Raum zur Buße mehr finden, keine Möglichkeit, ihren Sinn zu ändern.

 

Festtagsgrüße (Wünsche)

• Schabbat Schalom


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen