Tzom Gedalja – Das Gedalja-Fasten


2. Könige 25,25

Es geschah aber im siebten Monat, da kam Ismael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, einer von den königlichen Nachkommen, und zehn Männer mit ihm; und sie erschlugen Gedalja, so dass er starb, sowie die Judäer und die Chaldäer, die bei ihm in Mizpa waren

 

Sacharja 8,19

So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften Monat und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird für das Haus Juda zum Jubel und zur Freude und zu wunderbaren Festzeiten werden. Liebt die Wahrheit und den Frieden!


Das Gedalja-Fasten (hebr. Tzom Gedalja) ist ein Kleiner-Fasten-Tag (von morgens bis abends) am 3. Tischri, dem Tag nach dem zweiten Tag von Rosch ha-Schana, der an die Ermordung Gedalja ben Ahikams (Gedalja, Sohn des Ahikams) im Jahr 582/581 v. Chr. erinnert.

 

Seine Ermordung bedeutete ein vorläufiges Ende der nationalen Hoffnungen und für viele Jahre das Ende der jüdischen Besiedlung in Juda. Zu Lebzeiten wurden die Bemühungen Gedaljas um den Wiederaufbau jüdischen Lebens nicht richtig gewürdigt, nach seinem Tod betrauerte man ihn wie einen Helden und begeht seinen Todestag mit einem Fastentag.

 

Es handelt sich hier um einen der, von den Propheten (Sach 8,19) eingeführten, vier Fastentage zur Erinnerung an die Unglücksfälle, die das Volk Israel in seinem Land getroffen haben, um es zu innerer Sammlung und Buße zu ermahnen.

 

Lies auch unseren Beitrag: Fastentage des jüdischen Jahres

 

Name

1. Tzom Gedalja (צוֹם גְּדַלְיָה)

Bedeutung: Gedalja-Fasten

 

Tzom“ ist der hebräische Begriff für „Fasten“.

 

2. Fasten des siebten Monats (Sach 8,19)

 

Wann

September/Oktober (3. Tischri/Ethanim)

 

Tzom Gedalja unterscheidet sich von den anderen Fasten. Es wird nicht an ein bestimmtes Datum erinnert. Stattdessen ist es nach einer Person benannt, die die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass Juden das Land Israel bewohnen werden.

 

Im Traktat Rosch Haschana 18b, legten die Rabbiner den dritten Tag von Tischri als Datum fest, an dem das Fasten von Gedalja eingehalten werden soll. Der biblische Text (Sacharja 8,19) bezieht sich lediglich auf den Monat, in dem es begangen wurde, nicht jedoch auf das Datum.

 

2023/5784: Mo, 18. September im Morgengrauen

2024/5785: So, 06. Oktober im Morgengrauen

2025/5786: Do, 25. September im Morgengrauen

2026/5787: Mo, 14. September im Morgengrauen

2027/5788: Mo, 04. Oktober im Morgengrauen

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

Das Fasten beginnt am 3. Tischri in der Morgendämmerung bei Sonnenaufgang und endet bei Anbruch der Dunkelheit, beim Aufgang der ersten Sterne am Abend, am selben Tag.

 

Für viele gläubige Juden gilt Tzom Gedalja als Auftakt zu Jom Kippur.

 

Hinweis: Fällt der 3. Tischri auf einen Schabbat wird der Fastentag um einen Tag auf den 4. verschoben, weil an einem Schabbat nicht gefastet werden soll.

 

Der Schabbat bleibt nach jüdischer Vorstellung auch in schlimmsten Zeiten ein Vorgeschmack auf den Schalom und das Glück der kommenden Welt. Deshalb darf an einem Schabbat niemals getrauert oder gefastet werden. Nur der Große Versöhnungstag Jom Kippur ist der „Schabbat der Schabbate“, wird in der Bibel auf ein Datum festgelegt und muss auch genau zu diesem Datum eingehalten werden. Deshalb wird er als Fasttag auch am Schabbat gehalten.

 

Bibelstellen

• Sach 8,19

• Die Ereignisse werden in 2. Könige 25,22-26 und im Propheten Jeremia 39–41 (Jer 41,1-3) beschrieben.

• In Flavius Josephus „Jüdische Altertümer“ wird die Geschichte sehr detailliert dargestellt.

 

Hintergrund

Gedalja ben Ahikams wurde, nachdem die Babylonier 586 v. Chr. Jerusalem und den Ersten Tempel zerstört und einen Großteil der Oberschicht Judas ins Exil geführt hatten, von König Nebukadnezar von Babylon, zum offiziellen Statthalter von Juda für die verbliebene Bevölkerung ernannt (Jer 40,5). In den Augen mancher Juden war Gedalja ein Verräter und wurde deshalb am 3. Tischri von seinem Rivalen Ismael ben Netanja ermordet (Jer 41,2). Das jüdische Volk fürchtete Straf- und Vergeltungsmaßnahmen durch König Nebukadnezar. Um sich selbst zu retten, beschlossen sie nach Ägypten zu fliehen und wandten sich an den Propheten Jeremia, um Rat zu erbitten.

 

Jeremia suchte Gott und warnte sie, dass das Schwert, vor dem sie flohen, sie dort töten würde, falls sie nach Ägypten fliehen sollten. Leider haben die Juden nicht zugehört und sind trotzdem nach Ägypten geflohen. Schlimmer noch, sie entführten Jeremia und nahmen ihn mit! So endete die Besetzung des Landes, die mit einem Auszug aus Ägypten begann, mit einem selbst auferlegten Exil nach Ägypten!

 

Einige Jahre später eroberte Babylon Ägypten und Zehntausende dieser jüdischen Flüchtlinge wurden getötet. Der einzige Überlebende dieser „Schoa“ war Jeremia. Das Wort Gottes hatte sich als schmerzlich wahr erwiesen.

 

Der Tag der Ermordung Gedaljas ist seither ein Fastentag.

 

Der Grund für das Fasten liegt jedoch auch darin, dass Gedalja ein rechtschaffener Mensch war. Wie im Talmud-Traktat Rosch Haschana erwähnt, soll das Fasten „feststellen, dass der Tod der Gerechten mit dem Verbrennen des Hauses Gottes verglichen wird“ und die Tragödie mit der Zerstörung des Ersten Tempels selbst gleichsetzen.

 

Jüdischer Brauch

Wie andere „kleine Fastentage“ beginnt Tzom Gedalja bei Morgendämmerung und dauert bis zur Abenddämmerung, es beginnt früh am Morgen und endet mit Einbruch der Nacht. Arbeit ist erlaubt.

 

Während oder vor dem Morgengottesdienst ist es üblich, besondere Selichot, sogenannte Bußgebete, zu sprechen.

 

Sowohl beim Morgen- als auch beim Nachmittagsgebet wird die Tora hervorgeholt und man liest den Abschnitt aus 2. Mose 32,11-14 und 34,1-10, in dem Gott Israel die Sünde des goldenen Kalbes vergibt. Während des Nachmittagsgebets liest man auch eine Haftara aus Jesaja 55,6–56,8.

 

Auch das „Avinu Malkeinu“-Gebet wird in der Synagoge rezitiert.

 

Messianische Bedeutung

Wie in Sacharja 8,19 geschrieben steht, ist Tzom Gedalja eines der vier Fasten, die mit der Ankunft des Messias in Freude und in ein Fest verwandelt wird. Möge dies bald passieren.

 

Festtagsgrüße (Wünsche)

Zwar ist Tzom Gedalja kein Festtag, aber dennoch man wünscht sich „Tzom kal“, was „ein leichtes (schnelles) Fasten“ bedeutet.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen