Tzom Gedalja – Das Gedalja-Fasten


2. Könige 25,25

Es geschah aber im siebten Monat, da kam Ismael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, einer von den königlichen Nachkommen, und zehn Männer mit ihm; und sie erschlugen Gedalja, so dass er starb, sowie die Judäer und die Chaldäer, die bei ihm in Mizpa waren

 

Sacharja 8,19

So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften Monat und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird für das Haus Juda zum Jubel und zur Freude und zu wunderbaren Festzeiten werden. Liebt die Wahrheit und den Frieden!


 

Das Gedalja-Fasten ist ein kleiner Fastentag im Monat Tischri, der an die Ermordung Gedalja ben Achikams im Jahr 586 v. Chr. und die Zerstreuung der verbliebenen Juden in Israel erinnert, der nach der Zerstörung des Ersten Tempels von den Babyloniern als Statthalter von Juda eingesetzt wurde. Seine Ermordung markierte das Ende der jüdischen Unabhängigkeit im Land Israel und den Beginn einer noch stärkeren babylonischen Herrschaft.

 

Zu Lebzeiten wurden die Bemühungen Gedaljas um den Wiederaufbau jüdischen Lebens nicht richtig gewürdigt, nach seinem Tod betrauerte man ihn wie einen Helden und begeht seinen Todestag mit einem Fastentag.

 

Dieser Fastentag ist einer der vier von den Propheten (Sach 8,19) festgelegten Fasttage, die zur Erinnerung an Katastrophen eingeführt wurden, die das Volk Israel im eigenen Land trafen. Sie dienen dazu, das Volk zur inneren Besinnung und Buße zu ermahnen.

 

▸ Lies auch unseren Beitrag „Fastentage des jüdischen Jahres

 

Name

• Tzom Gedalja (צום גדליה)

Bedeutung: Gedalja-Fasten

 

Der Name „Tzom Gedalja“ setzt sich aus zwei hebräischen Wörtern zusammen: „Tzom“ bedeutet „Fasten“, und „Gedalja“ ist der Name von Gedalja ben Achikam, dem damaligen Statthalter von Juda.

 

• Fasten des siebten Monats (צום השביעי) = Tzom ha-Schevi'i

 

Sacharja 8,19

So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird dem Haus Juda zur Freude und Wonne werden und zu fröhlichen Festtagen. Liebt ihr nur die Wahrheit und den Frieden!

 

Dieser Name bezieht sich auf den Monat Tischri, dem siebten Monat im hebräisch-biblischen Kalender, in dem das Fasten stattfindet.

 

Wann

September–Oktober (3. Tischri/Ethanim)

 

Tzom Gedalja wird jährlich am 3. Tischri begangen, dem Tag nach dem zweiten Tag von Rosch ha-Schana.

 

Der Fastentag Tzom Gedalja unterscheidet sich von anderen Fasttagen, da er nicht an ein spezifisches Datum gebunden ist. Stattdessen ist er nach Gedalja ben Achikam benannt, einer Person, die trotz schwieriger Umstände die Hoffnung bewahrte, dass Juden weiterhin im Land Israel leben würden.

 

Im talmudischen Traktat Rosch Haschana 18b, legten die Rabbiner den dritten Tag von Tischri als Datum fest, an dem das Fasten von Gedalja eingehalten werden soll. Der biblische Text (Sach 8,19) bezieht sich lediglich auf den Monat, in dem es begangen wurde, nicht jedoch auf das Datum.

 

2024/5784: Morgengrauen, So. 06. Oktober – Abenddämmerung So. 06. Oktober (4. Tischri)

2025/5785: Morgengrauen, Do. 25. September – Abenddämmerung Do. 25. September (3. Tischri)

2026/5786: Morgengrauen, Mo. 14. September – Abenddämmerung Mo. 14. September (3. Tischri)

2027/5787: Morgengrauen, Mo. 4. Oktober – Abenddämmerung Mo. 4. Oktober (3. Tischri)

2028/5788: Morgengrauen, So. 24. September – Abenddämmerung So. 24. September (4. Tischri)

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

Wie die anderen kleinen Fastentage beginnt Tzom Gedalja in der Morgendämmerung bei Sonnenaufgang und endet bei Anbruch der Dunkelheit, beim Aufgang der ersten Sterne am Abend, am selben Tag.

 

Wenn der 3. Tischri auf einen Schabbat fällt, wird das Fasten auf den folgenden Tag, also den 4. Tischri, verschoben. Der Schabbat ist ein Tag der Freude und des Festmahls, an dem das Fasten, außer an Jom Kippur, nicht erlaubt ist.

 

Für viele gläubige Juden gilt Tzom Gedalja als Auftakt zu Jom Kippur, der am 10 Tischri begangen wird.

 

Bibelstellen

• Sach 8,19 (Erwähnung als Fasten des siebten Monats)

Die Ereignisse um Gedalja werden in 2. Könige 25,22-26 und im Propheten Jeremia 39–41 (Jer 41,1-3) beschrieben.

• In Flavius Josephus „Jüdische Altertümer“ im Buch 10, Kapitel 9 wird die Geschichte Gedaljas sehr detailliert dargestellt.

• Toralesung (2Mo 32,11-14; 34,1-10)

• Haftaralesung (Jes 55,6–56,8)

 

Hintergrund

Der Fastentag steht im Kontext der vier biblischen Fastentage, die an die Zerstörung des Tempels erinnern und in Sacharja 8,19 erwähnt werden. Zusammen mit dem 17. Tammus, dem 9. Ab und dem 10. Tewet wird Tzom Gedalja als Gedenktag für Katastrophen gesehen, die das jüdische Volk im Laufe der Geschichte getroffen haben.

 

Gedalja ben Achikam wurde, nachdem die Babylonier 586 v. Chr. Jerusalem und den Ersten Tempel zerstört und einen Großteil der Oberschicht Judas ins Exil geführt hatten, von König Nebukadnezar von Babylon, zum offiziellen Statthalter von Juda für die verbliebene Bevölkerung ernannt (Jer 40,5). Für einige Juden, einem Überrest dem gestattet wurde, im Land zu bleiben galt Gedalja als Verräter, weshalb er am 3. Tischri von Ismael ben Netanja, einem jüdischen Offizier aus königlicher Abstammung, ermordet wurde (Jer 41,2). Ismael betrachtete Gedalja als Kollaborateur, da er mit den babylonischen Eroberern zusammenarbeitete.

 

Der Mord an Gedalja führte dazu, dass die verbliebenen Juden aus Juda flohen, da sie Vergeltungsmaßnahmen durch König Nebukadnezar fürchteten. Um ihr Leben zu retten, entschieden sie sich, nach Ägypten zu fliehen. Vorher suchten sie jedoch den Propheten Jeremia auf, um Rat zu erbitten (Jer 42,1-22; 43,1-7).

 

Jeremia suchte Gottes Rat und warnte das Volk, dass das Schwert, vor dem sie fliehen wollten, sie in Ägypten erreichen würde. Trotzdem hörten die Juden nicht auf ihn und flohen nach Ägypten. Schlimmer noch, sie entführten Jeremia und nahmen ihn mit. So endete die Landnahme Israels, die einst mit dem Auszug aus Ägypten begann, mit einem selbst auferlegten Exil zurück nach Ägypten.

 

Einige Jahre später eroberte Babylon Ägypten, und Zehntausende der jüdischen Flüchtlinge wurden dabei getötet. Jeremia war der einzige Überlebende dieser Vernichtung. Damit erfüllte sich Gottes Warnung auf schmerzliche Weise.

 

Der Tag der Ermordung Gedaljas ist seither ein Fastentag.

 

Der Grund für das Fasten liegt jedoch auch darin, dass Gedalja ein rechtschaffener Mensch war. Wie im Talmud-Traktat Rosch Haschana 18b erwähnt, soll das Fasten „feststellen, dass der Tod der Gerechten mit dem Verbrennen des Hauses Gottes verglichen wird“ und die Tragödie mit der Zerstörung des Ersten Tempels selbst gleichsetzen.

 

Tzom Gedalja erinnert nicht nur an den politischen Mord, sondern auch an das Unglück, das dem jüdischen Volk durch interne Konflikte und Uneinigkeit widerfuhr. Es ist ein Tag der Trauer und Reflexion über die Gefahren innerer Spaltung und die Folgen, die sich daraus für das Volk Israel ergeben haben.

 

Tzom Gedalja mahnt, nicht nur historische Tragödien zu betrauern, sondern auch über den heutigen Zustand der Gemeinschaft nachzudenken. Der Mord an Gedalja ist eine Warnung vor den Gefahren innerer Zwietracht und die Erinnerung daran, wie wichtig Einheit und gegenseitiger Respekt innerhalb der Gemeinschaft sind.

 

Jüdischer Brauch

Der Fastentag ist ein sogenannter „kleiner Fastentag“, das heißt, es wird „nur“ von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet. Neben der Enthaltsamkeit von Essen und Trinken wird empfohlen, den Tag im Gebet und in der Buße zu verbringen, da es darum geht, über die Vergangenheit zu reflektieren und Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Arbeit ist jedoch erlaubt.

 

Der Synagogen-Gottesdienst an Tzom Gedalja folgt dem Ablauf eines typischen Fastentages:

 

Beim Morgengebet (Schacharit) werden spezielle Bittgebete, sogenannte „Selichot“ oder „Slichot“, eingefügt. Zudem wird das „Awinu Malkenu“, ein jüdisches Bittgebet, rezitiert.

 

Die Toralesung findet sich in 2. Mose 32,11-14 und 34,1-10, um an die Vergebung Gottes zu erinnern. Die Haftaralesung (Propheten) wird aus Jesaja 55,6–56,8 vorgetragen, ein Abschnitt über Buße und göttliche Erlösung.

 

Beim Nachmittagsgebet (Mincha) wird nochmals aus der Tora gelesen, und die Selichot werden wieder rezitiert.

 

Messianische Bedeutung

Die messianische Bedeutung von Tzom Gedalja wird in der Prophetie aus Sacharja 8,19 deutlich, die besagt, dass dieser und andere Fastentage in der messianischen Zeit in Freuden- und Festtage umgewandelt werden. Der Tod Gedaljas und die darauffolgende Zerstörung jüdischer Hoffnung symbolisieren das Exil und die Trennung des Volkes von seinem Land. Mit der Ankunft des Messias wird die Zerstörung überwunden, das Volk wird wieder in sein Land zurückkehren, und die Zeiten der Trauer werden in Zeiten des Friedens, der Erlösung und Freude verwandelt. 

 

Das Fasten an Tzom Gedalja steht somit nicht nur als Erinnerung an ein tragisches historisches Ereignis, sondern auch als Ausdruck der Hoffnung auf die zukünftige messianische Erlösung.

 

Der Tag des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana) wird als prophetisches Bild für die Auferstehung und Entrückung der Heiligen verstanden. Nach der Entrückung folgt eine siebenjährige Drangsals- oder Trübsalszeit, in der der Antichrist als Diktator herrschen wird. Der Mord an Gedalja direkt nach dem Posaunentag erinnert prophetisch an das Verraten und Hassen untereinander, wie Jesus es in Matthäus 24,10 vorhersagt. Viele, die sich in dieser Zeit zu Christus bekehren, werden den Märtyrertod erleiden, so wie es in der Schrift geschrieben steht.

 

Der Fastentag Gedaljas ist somit nicht nur eine Erinnerung und Würdigung an Gedalja selbst, sondern auch ein symbolisches Mahnmal für Christen. Er ermutigt dazu, trotz aller Verfolgungen und Verrätereien, die man erleben kann, stets unerschütterlich und aufrichtig im Charakter zu bleiben.

 

Speisen & Getränke

Da es sich um einen Fastentag handelt, wird weder gegessen noch getrunken.

 

Festtagsgrüße (Zusprüche)

• „Tzom kal“ (צום קל)

 

Tzom kal ist ein hebräischer Ausdruck, der „leichtes (schnelles) Fasten“ bedeutet. Es wird oft verwendet, um jemandem zu wünschen, dass das Fasten einfach und ohne Schwierigkeiten verläuft, insbesondere an Fastentagen wie Tzom Gedalja oder Jom Kippur.


Falls Sie durch unseren Dienst und diesen Beitrag gesegnet wurden, oder uns einfach unterstützen möchten, können Sie Ihre Dankbarkeit und Wertschätzung in Form einer finanziellen Segnung ausdrücken, worüber wir uns sehr freuen und äußerst dankbar sind.

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen