Der Tag des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana)

Psalm 98,6

Mit Trompeten und dem Schall des Horns jauchzt vor dem König, dem HERRN!

 

Psalm 89,16

Wohl dem Volk, das den Jubelschall (hebr. terua) kennt! O HERR, im Licht deines Angesichts wandeln sie


 

Der Tag des Posaunenblasens, Rosch ha-Schana, ist das fünfte Fest in Gottes Festzyklus und gehört zu den sogenannten „Hochheiligen Tage“ oder „Hohen Feiertage“, welche auch unter der hebräischen Bezeichnung „Jamim Nora'im“ bekannt sind, was so viel bedeutet wie „Tage der Ehrfurcht“ oder „ehrfurchtserweckende Tage“.

 

Historisch gesehen gedenkt das Volk Gottes an Rosch ha-Schana an das Blasen des Schofars, was den Zeitpunkt des jüdischen Neujahrs markiert und gleichzeitig die Erschaffung der Welt feiert.

 

Prophetisch gesehen weist Rosch ha-Schana  auf die Auferstehung aus den Toten und die Entrückung der Heiligen hin, wenn der Messias am Himmel als Bräutigam erscheint, der zu seiner Braut, die Gemeinde, kommt. Die Entrückung wird in der Schrift immer mit dem Erschallen einer lauten Posaune verbunden.

 

Name

1. Rosch ha-Schana (hebr. רֹאֹשׁ הַשָּׁנָה)

Bedeutung: „Haupt des Jahres“ oder „Anfang des Jahres“

 

Rosch“ bedeutet „Kopf“ oder „Haupt“ und „Schana“ bedeutet „Jahr“.

 

Rosch ha-Schana ist somit das Haupt des Jahres.

 

Andere Bezeichnungen sind:

• Der Tag des Posaunenblasens

• Der Tag des Schofarblasens

• Tag des Lärmblasens

• Posaunenfest

• Neujahrsfest

 

2. Jom Terua

Der hebräische Name lautet Jom Terua (hebr. יוֹם תְּרוּעָה).

Bedeutung: „Tag des Posaunenschalls“ oder „Tag des aufweckenden Blasens“.

 

Jom“ bedeutet „Tag“ und „terua“ bedeutet „Schrei oder ein Kriegsschrei, Alarm, Freude oder Trompetenstoß“.

 

Im heutigen Judentum wird das Fest so genannt, weil an diesem Tag ein Ruf an die Juden ergeht, ihrer Sünden zu gedenken und zwar noch vor der nächsten heiligen Zeit, dem großen Versöhnungstag Jom Kippur.

 

▪︎ Andere Bezeichnungen

• Gedächtnistag des Posaunenschalls (Zichron Terua)

Das Gedenken des Posaunenschalls. An einem Schabbat war keine Arbeit erlaubt, somit konnten auch die Hallposaunen nicht geblasen werden, man konnte nur daran gedenken.

 

• Tag der Erinnerung/Gedenkens (Jom ha-Zikaron)

Gott denkt an uns und wir sollen an Gott auf allen unseren Wegen denken. Man gedenkt ebenso der Sünden des letzten Jahres und bekennt sie einander.

 

• Tag des Gerichts (Jom ha-Din)

Jeder Jude unterläuft an diesem Tag einem geistlichen Gericht Gottes, und Gott beschließt, ob der Betreffende weiterleben darf oder während des kommenden Jahres stirbt. Es gibt zwölf Monate im Jahr und zwölf Stämme in Israel. Jeder Monat des jüdischen Jahres hat seinen repräsentativen Stamm. Der Monat Tischri ist dem Stamm Dan zugeteilt. Das ist von symbolischer Bedeutung, denn als Dan von Rachels Magd Bilha geboren wurde, sagte sie in 1. Mose 30,6: „Da sprach Rahel: Gott hat mir Recht verschafft (dannani) und meine Stimme erhört...“. „Dan“ und „din“ (wie in Jom ha-Din), werden beide aus der gleichen Wortwurzel abgeleitet, aus der hervorgeht, dass Tischri die Zeit des göttlichen Gerichts und der Vergebung ist. Ebenso hat jeder Monat des jüdischen Kalenders ein Tierkreiszeichen (hebr. mazal). Das Tierkreiszeichen für Tischri ist die Waage, das Symbol für den Tag des Gerichts.

 

Wann

September/Oktober (1. Tischri/Ethanim)

 

2023/5784: Abend, 15. September

2024/5785: Abend, 02. Oktober

2025/5786: Abend, 22. September

2026/5787: Abend, 11. September

2027/5788: Abend, 01. Oktober

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

Mit dem Vormonat Elul beginnt eine besondere Zeit. Die Herbstfeste beginnen mit einem 40-Tage dauernden Zeitabschnitt, der im Hebräischen „Teschuwa“ genannt wird, was „Buße tun“ oder „umkehren“ bedeutet. Dieser Zeitraum beginnt an Rosch Chodesch Elul (1. Elul) und endet nach 40 Tagen zu Jom Kippur am 10. Tischri. Diese 40-tägige Periode wird auch als „Jemei Ratzon“ (Tage der Gunst) bezeichnet. Jeden Morgen während der 30 Tage des Monats Elul wird daher das Schofar geblasen, um die Menschen zu erinnern, zu warnen und zur Umkehr zu Gott zu rufen.

 

Nach 30 Tagen Teschuwa, wird am 1. Tischri Rosch ha-Schana gefeiert, was in den September des gregorianischen Kalenders fällt. Das Fest beginnt, wie alle biblischen Festtage, am Abend des Vortages, den man „Erew“ (Vorabend), also „Erew Rosch ha-Schana“ nennt.

 

Mit Rosch ha-Schana beginnt dann eine 10 Tage dauernde Schlussphase, die mit Jom Kippur endet. Diese Tage sind als die „Hochheiligen Tage“, „Hohen Feiertage“ aber auch als die „schrecklichen Tage“ bekannt, die „Jamim Nora'im“ die „Tage der Ehrfurcht“ und „Tage der Buße und Umkehr“ genannt werden. Diese Tage stellen innerhalb des jährlichen Festzyklus die Zeit dar, die in der größten Ernsthaftigkeit, Nachdenklichkeit und Ehrfurcht begangen wird. Der Schabbat, der in diese Tage fällt, wird „Schabbat Schuwa“, der „Schabbat der Umkehr“ genannt.

 

Im Kalender Gottes gibt es drei bestimmte „festgesetzte Zeiten“ (2Mo 23,14-17). Das Jahr des HERRN wird mit dem Passahfest (Pessach), im ersten biblischen Monat, am 14. Nissan (Abib) eingeleitet. Im dritten Monat, am 6. Siwan, beginnt das Wochenfest/Pfingsten (Schawuot). Wenn der Herbst kommt, bringt Gott sein Volk an den Höhepunkt des jährlichen Zyklus; das Laubhüttenfest (Sukkot) steht an, welches vom 15.–21. Tischri gefeiert wird.

 

Im Monat Tischri finden drei Feste statt. Das erste Fest ist der Tag des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana), welches die wichtigsten aufeinanderfolgenden Tage im biblischen Kalender einläutet. Tischri gilt alt der Monat, in dem Gott die Welt erschuf. Der Begriff „Tischri“ bedeutet „Anfang“. Rosch ha-Schana ist demnach der „Geburtstag der Welt“, der „Jahrestag der Schöpfung“.

 

Rosch ha-Schana wird also mit großem Ernst begangen, doch es überwiegt die Freude über Gottes Erbarmen (Neh 8,9-12).

 

Hinweis:

Der jüdische Tag (hebr. Jom) ist zugleich der biblische Tag und beginnt bei Sonnenuntergang. Wir müssen wissen und verstehen, dass nach biblischer Zeitrechnung der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt und endet. Der erste Abend leitet den ersten Tag ein. Somit ergibt sich, dass jeder Tag auch einen „Vorabend“ (hebr. Erew) hat. Der biblische Tag dauert also von Abend zu Abend, der Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet mit dem nächsten Sonnenuntergang (1Mo 1,5.8.13.19.23.31).

 

Diesem Zeitverständnis ist es zu verdanken, dass alle biblischen Feste (und auch alle Fast- & Gedenktage) am Abend beginnen. Da der biblische Tag bei Sonnenuntergang beginnt, ist daran zu denken, dass ein Fest-, Fast & Gedenktag tatsächlich am Abend vor dem Tag beginnt, der im jüdischen Kalender aufgeführt ist.

 

So erstreckt sich ein bestimmter Fest-, Fast- & Gedenktag nach unserem gregorianischen Kalender also über zwei Tage. Die meisten jüdischen Kalender geben die vergangene Nacht nicht als Teil des Fest-, Fast- & Gedenktags an. Die Einhaltung beginnt also bei Sonnenuntergang am Tag vor dessen Eintragung im Kalender.

 

Bibelstellen

3Mo 23,23-25

4Mo 29,1-6 (die besonderen Opfer an diesem Fest)

1Mo 21,1-21; 4Mo 29,1-6; 1Sam 1,1-2.10

Psalm 81

Esr 3,1-6 (Wiederaufbau des Altars am Tag des Blasens der Hallposaunen)

Neh 8,1-2 (das gesamte Gesetz – 2Mo 20 bis 5Mo 28 – wurde vor dem Volk gelesen!)

 

Zu Rosch ha-Schana wird in den Synagogen-Gottesdiensten die Botschaft über die Geburt Isaaks, die spätere Ausweisung Hagars und Ismaels, die im Gesetz zum Festtag angeordneten Vorschriften und die Geschichte der Geburt Samuels mit dem Lobpreis seiner Mutter Hanna verlesen.

 

Hintergrund

An Rosch ha-Schana wird der Beginn des biblischen neuen Jahres gefeiert. Der siebente Monat Tischri, der Monat der Vollendung und des Heils beginnt. Der Tag des Posaunenblasens spricht vom Start in etwas absolut Neues, dem Hineintreten in einen neuen Zeitabschnitt, indem Gott sein Volk zur Umkehr ruft und gleichzeitig spricht er vom Klang des Schofarhorns, der kein Klang dieser Welt ist, dem Klang des stellvertretenden Opfers.

 

Der Schall des Horns ist eine Erinnerung an die Gnade Gottes, ein Weckruf an jeden, der geistlich eingeschlafen ist. Darüber hinaus besteht eine Beziehung des Schofars mit dem Widder, den Abraham einst anstelle seines einzigen Sohnes Isaaks auf dem Berg Moria geopfert hatte und weist so auf die Auferstehung aus den Toten hin, die Entrückung der Heiligen.

 

Deshalb wird an Rosch ha-Schana überall in den Synagogen das Schofar- oder Widderhorn geblasen, was auch im Mittelpunkt an diesem Festtag steht. Insgesamt 100-Mal wird im Gottesdienst das Schofar geblasen. Der Ton des Schofars ruft das Volk Gottes, vom geistlichen Schlaf zu erwachen, sich selbst zu reflektieren, Buße zu tun, um so Gott näherzukommen.

 

▪︎ Historischer Kontext – Das Posaunenblasen

 

In 3. Mose 23 wird vom Tag des Posaunenblasens berichtet. Die folgende Stelle beschreibt das Fest sehr einfach:

 

3. Mose 23,23-25 

23 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 24 Sage zu den Israeliten: Am ersten Tage des siebenten Monats sollt ihr Ruhetag halten mit Posaunenblasen zum Gedächtnis, eine heilige Versammlung. 25 Da sollt ihr keine Dienstarbeit tun und sollt dem HERRN Feueropfer darbringen.

 

Rosch ha-Schana ist der Anfang des biblischen Jahres und zugleich ein Neumondfest (Rosch Chodesch). Der biblische Kalender hat zwei „Neujahrstage“ und somit zwei „Zeitzyklen“.

 

Neujahrstage:

Das „heilige Jahr“ beginnt im Frühjahr mit dem Passahfest (Pessach), und das „bürgerliche Jahr“ beginnt im Herbst mit dem Fest des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana), ähnlich wie es das Kirchenjahr und das bürgerliche Jahr gibt.

 

Zeitzyklen:

Der erste Zeitzyklus ist das biblische, „bürgerliche Jahr“, das den „Segenszyklus“ meint und sich vom Zeitpunkt der Erschaffung des Menschen ausrichtet, da Gott Adam segnete (Anm.: Beginnend im Herbst; der Segenszyklus beginnt mit dem siebenten biblischen Monat Tischri).

 

Bei dem zweiten Zeitzyklus handelt es sich um den „Zyklus der Erlösung“ im biblischen, „heiligen Jahr“, das mit dem biblischen Monat Nissan (Abib) beginnt, welches sich nach dem Blut des Lammes Gottes ausrichtet, das zu Passah (Pessach) vergossen wurde (Anm.: Beginnend im Frühjahr).

 

Nissan ist der Monat, nach dem sich alle anderen biblischen Monate ausrichten müssen (vgl. 2Mo 12,1-2.17 i.V.m. 2Mo 34,18).

 

Jüdischer Brauch

An Rosch ha-Schana durfte zu biblischen Zeiten nicht gearbeitet werden und es war ein Ruhetag wie der Schabbat (3Mo 23,23-25; 4Mo 29,1-6). Das Fest wurde mit dem Blasen der Posaune gefeiert. Bei der Posaune handelte es sich nicht um ein Blechinstrument, wie man oft meint und in biblischen Bilderbüchern abgebildet sieht. Die Posaune war ein Widderhorn. Nach jüdischem Recht durfte das Horn eines jeden koscheren Tieres verwendet werden, mit Ausnahme eines Stierhorns. Damit sollte verhindert werden, dass man sich an das goldene Kalb erinnerte. Das Widderhorn wird bevorzugt genommen, da eine Beziehung des Schofars mit dem Widder, den Abraham einst anstelle seines einzigen Sohnes Isaaks in 1. Mose 22 auf dem Berg Moria geopfert hatte.

 

 

▪︎ Der Gottesdienst an Rosch ha-Schana

Gläubige Juden gehen am „Erew Rosch ha-Schana“, dem Vorabend zur Synagoge und beten um Vergebung. So kann man nun, unter Gottes Angesicht, ein neues Jahr beginnen in der Hoffnung, dass man in Gottes „Buch des Lebens“ wieder für ein Jahr eingeschrieben ist.

 

Auch ist es jüdische Tradition, dass Männer ein rituelles Reinigungsbad nehmen, was sich „Mikwa“ nennt. Wir wissen aus dem Wort Gottes, das uns Sein Wort reinigt (Eph 5,25-27).

 

Wenn man anschließend aus der Synagoge geht, wird diese Hoffnung zu einem Gruß und Wunsch für jeden, dem man begegnet: „L'Shana Tova tikatevu v'tichatemu“ lautet der jüdische Neujahrsgruß, was so viel bedeutet wie „Mögest Du eingeschrieben werden für ein gutes Jahr! (im Buch des Lebens)“. Denn am Neujahrstag wird „eingeschrieben“ und am Versöhnungstag wird „besiegelt“, wer leben wird und wer sterben, wer in Freuden und wer in Leiden, wer arm und wer reich, wer fällt und wer steigt.

 

Anschließend wird Zuhause das Neujahrsmahl zu sich genommen.

 

Der Gottesdienst an Rosch ha-Schana entspricht der Bedeutung und Einmaligkeit des Neujahrstages im Jahreslauf. Er dauert etwa fünf Stunden. Dem Ernst und der Ehrfurcht dieser Tage entspricht es, dass man sich mit nichts Buntem kleidet. In der Synagoge herrscht weiße Farbe vor. Weiß ist der Vorhang vor dem Toraschrein (Aron ha-Kodesch), sind die Mäntel der Torarollen, die Decken auf dem Vorlesetisch und an der Kanzel. Der Vorbeter (Chasan) trägt sein „Sterbekleid“ ebenso der Schofarbläser (Baal Tokea).

 

Nach der Toralesung, noch vor dem Einheben der Torarolle in den Toraschrein, tritt der Schofarbläser vor die Gemeinde. Jetzt beginnt das Schofarblasen. Nach jüdischer Theologie gibt es drei Gründe für das Blasen der Posaune:

 

1. Zunächst ist das ein Aufruf zur Besinnung und Reue. An diesem Tag werden alle Juden aufgerufen, zum Judentum zurückzukehren, denn an ihm kommen alle Juden ins Gericht.

 

2. Ferner dient das Posaunenblasen zur Erinnerung an Israels Bundesverhältnis mit Gott.

 

3. Außerdem soll das Blasen des Widderhorns Satan an diesem Tag verwirren, wenn er Israel vor Gott verklagt. Entsprechend Sacharja 3,1 will Satan Israel um seiner Sünden Willen verklagen, und das tut er nach jüdischer Lehre am Fest der Posaunen. Darum soll er durch das Blasen verwirrt werden.

 

 

▪︎ Was bedeutet nun das Blasen des Widderhorns tatsächlich?

 

1. Es ist ein Symbol für die Rückkehr Israels, denn nach Jesaja 27,12-13 wird Israels Rückkehr durch das Blasen einer Posaune angekündigt.

 

2. Es ist ein Symbol für die Auferstehung aus den Toten, denn eine Posaune wird ertönen, wenn die Toten auferweckt werden.

 

3. An dem Tag, an dem die Posaune auf Erden geblasen wird, werden im Himmel drei Bücher aufgetan werden: Das „Buch der Gerechten“, in dem die Namen der Gerechten verzeichnet sind. Das heißt, dass sie im „Buch des Lebens“ stehen und ein weiteres Jahr überleben werden. Dann das „Buch der Gottlosen“, das auch das „Buch der Toten“ genannt wird. In ihm stehen die Namen der vollkommen Gottlosen, und das bedeutet, dass sie im Laufe des kommenden Jahres sterben werden. Schließlich sind im dritten Buch die Namen derer verzeichnet, die dazwischen stehen. Da die meisten Juden weder vollkommen gerecht noch vollkommen gottlos sind, stehen sie in diesem dritten Buch. Ihnen werden zehn Tage zugestanden, an denen sie Reue üben können. Da man nie sicher weiß, in welchem Buch man eingeschrieben steht, lautet die jüdische Empfehlung, man soll annehmen, dass man im dritten Buch eingeschrieben steht, und deshalb in diesen zehn Tagen Reue üben. Falls man gerecht ist, wird einem dies gutgeschrieben. Sollte man jedoch im Buch des Todes stehen, hilft es nicht mehr. Wenn man aber im dritten Buch steht, dann kann man so in das Buch des Lebens übertragen werden. Deshalb lautet der Neujahrgruß: „Mögest Du eingeschrieben werden für ein gutes Jahr (im Buch des Lebens)!“

 

Von großer Bedeutung ist auch der Ton der Posaune. Im Synagogen-Gottesdienst wird sie insgesamt 100-Mal geblasen. Dabei gibt es vier Formen des Blasens:

 

1. Die erste Form ist die „tekia“, ein Weckruf. Darunter versteht man einen langgezogenen Ton, der gleichmäßig, klar, ruhig und ununterbrochen ist. Er soll Freude und Zufriedenheit zum Ausdruck bringen.

 

2. Darauf folgen drei kurze, abgerissene Töne, „schewarim“ genannt, ein Singruf. Sie sind ein Symbol für das Weinen.

 

3. Als Nächstes folgen neun extrem kurze und abgetrennte geblasene Töne, die „terua“ genannt werden. Sie drücken Kummer und Angst aus. Diese drei Typen (tekia, schewarim und terua) werden abwechselnd vor und zurück geblasen, was im Ganzen 99 Töne ergibt.

 

4. Zuletzt kommt ein einzelner, langer Ton, der Jubelruf, die „tekia gedola“, das heißt „die große tekia“, „der große Ton“ oder „die letzte Posaune“. Es ist ein langer, getragener Ton, der das ganze Posaunenblasen abschließt. Dieser letzte, wichtigste der 100 Posaunentöne ist das Zeichen für die endgültige Erlösung Israels, für seine Auferstehung und letzte Heimkehr.

 

Wenn an Rosch ha-Schana der letzte Ton des Schofars verklungen ist, dann bleibt das Schofar an den folgenden Bußtagen stumm. Es ertönt erst wieder mit der Ankündigung, dass Jom Kippur (10. Tischri) beendet ist.

 

Höre das Schofar

 

Das Instrument ansich ist ein Bild für die geplante Opferung lsaaks als Brandopfer auf einem Berg Moria. Abraham, der Träger der göttlichen Verheißung, sollte seinen eigenen Sohn, sein Liebstes, auf den er so viele Jahre gewartet hatte und auf dem die göttlichen Zusagen lagen, als Opfer für Gott darbringen. Und Abraham war gehorsam. Am Höhepunkt des dramatischen Ereignisses, gerade als der „Vater des Glaubens“ seinen Sohn eigenhändig als Opfer für Gott töten wollte, griff Gott selbst ein. Der Beweis der Hingabe und des Gehorsams Abrahams waren für Gott bereits ausreichend, Abraham brauchte die Tat nicht auszuführen. An lsaaks Stelle durfte Abraham einen von Gott gesandten Widder, der sich im Gestrüpp verfangen hatte, opfern. Das Widderhorn spricht deshalb vom stellvertretenden Opfer, vom Opfertier, das anstelle des Menschen stirbt.

 

Lies auch unseren Beitrag: Das Schofar als geistliche Waffe verstehen und einsetzen

 

 

▪︎ Die Taschlich-Zeremonie

Ein weiterer jüdischer Brauch ist eine Gebets-Zeremonie, das „Taschlich“ genannt wird. Sie ist bei vielen Juden üblich und basiert auf Micha 7,19. Hier prophezeit der Prophet Micha einen kommenden Tag, an dem Gott die Sünden Israels in die Tiefen des Meeres werfen wird. Die „Taschlich-Zeremonie“, das Wegwerfen, ein Flehen um Vergebung der Sünden, wird am Nachmittag vollzogen (wenn dies ein Schabbat ist, dann am zweiten Tag). Dann gehen die Juden an ein Gewässer (Fluss, See oder Ozeanküste) und leeren symbolisch ihre Taschen, indem sie deren Inhalt in das Wasser schütten, als Sinnbild, dass der Tag kommt, an dem Gott die Sünden Israels in die Tiefen des Meeres werfen wird und vergisst.

 

Es gibt zahlreiche Bedeutungen des Posaunenfestes. Hier ein paar gängige davon: An diesem Tag wurde Adam geschaffen und fiel an diesem Tag in Sünde. An diesem Tag tötete Kain seinen Bruder Abel, und die Wasser der Sintflut vertrockneten an diesem Tag. Auch Abraham, Isaak und Jakob wurden an diesem Tag geboren und starben auch an diesem Tag. Sara, Rebekka und Hanna gebaren an diesem Tag. Elisa verhieß der Schunemiterin an diesem Tag einen Sohn. An diesem Tag wurden nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft die Opfer in den wieder aufgebauten Tempel gebracht.

 

Messianische Bedeutung

Die tatsächliche Erfüllung liegt wie bei allen Festen des zweiten Zyklus (Herbstfeste) noch in der Zukunft. Es wird die Auferstehung aus den Toten und die Entrückung der Heiligen sein.

 

In Johannes 14,1-3 sagt der Herr, er werde in den Himmel zurückgehen und bei seinem Vater einen Ort für die Heiligen der Gemeinde bereiten. 1. Thessalonicher 4,13-18 beschreibt das eigentliche Ereignis der Entrückung in seinen verschiedenen Phasen.

 

Laut Jesaja 27,13 wird die Rückkehr Israels durch das Blasen einer Posaune angekündigt. Das bedeutet erstens, dass Israel vor der großen Drangsal/Trübsal ein Staat sein wird. Aber letzten Endes wird das Fest der Posaunen erst durch die Entrückung der Gemeinde erfüllt. In zwei Textstellen finden wir Details über die Entrückung der Gemeinde, in denen von einer Posaune die Rede ist. Es ist kein Zufall, dass die Entrückung eine Erfüllung des Festes der Posaunen sein wird. Die erste dieser Textstellen ist 1. Thessalonicher 4,13-18. In Vers 16 heißt es:

 

16 denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.

 

Eines der Ereignisse am Tag der Entrückung wird der Schall der Posaune Gottes sein. Jesus wird rufen, und der Erzengel wird diesen Ruf wiederholen. Aber dann wird die Posaune erschallen, und die Entrückung findet statt.

 

Die zweite Schriftstelle über die Entrückung steht in 1. Korinther 15,50-58. Vers 52 erwähnt zweimal die Gegenwart einer Posaune:

 

52 plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

 

Die Entrückung ist die Auferstehung der gestorbenen Heiligen, die verweslich sind, aber Unverweslichkeit anziehen werden, und das Hinweggenommenwerden der lebenden Heiligen, die sterblich sind und Unsterblichkeit anziehen werden. Das wird durch das Blasen der Posaune angekündigt. Es wird klar gesagt, dass die Posaune, die dann geblasen wird, die letzte Posaune ist. Diejenigen, die glauben, die Entrückung finde erst nach der großen Drangsal/Trübsal statt und die Gemeinde müsse durch die große Drangsal/Trübsal gehen, nehmen oft diesen Vers als Beweis dafür. Damit wollen sie sagen, dass die Entrückung bei der letzten Posaune stattfinden würde, und die letzte Posaune sei die siebente Posaune aus der Offenbarung des Johannes. Das soll angeblich beweisen, dass auch die Gemeinde durch die große Drangsal/Trübsal hindurchgehen werde. Man muss aber bedenken, dass Paulus unmöglich auf die siebente Posaune aus der Offenbarung bezugnehmen konnte; einfach deshalb, weil die Offenbarung noch nicht existierte, als er den ersten Korintherbrief schrieb. Außerdem ist es gerade der erste Korintherbrief, der an vielen Stellen auf die biblischen Feste eindeutig hinweist. Die Person des Herrn wird mit mehreren Festen deutlich verbunden:

 

• In Kapitel 5,6-7 mit dem Passahfest (Pessach).

 

• In Kapitel 6,8 mit dem Fest der ungesäuerten Brote (Mazzot).

 

• In Kapitel 11 bis 14 mit dem Wochenfest (Schawuot).

 

• In Kapitel 15,20-33 mit dem Fest der Erstlingsfrüchte (Bikkurim).

 

• In Kapitel 15,50-58 mit dem Fest des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana).

 

Paulus möchte betonen, dass der Ausdruck „die letzte Posaune“ sich eben gerade auf die „tekia gedola“ bezieht.

 

Als er diesen Brief schrieb, erwartete er offenbar von seinen Lesern in der Gemeinde zu Korinth, dass sie wussten, wovon er sprach, als er die letzte Posaune erwähnte. Die letzte Posaune ist der formale Ausdruck für den letzten, langgezogenen und äußerst bedeutsamen Posaunenton beim Fest der Posaunen. Paulus meinte nicht die Posaune aus der Offenbarung, sondern den letzten Ton am Posaunenfest. Er wollte nichts anderes sagen, als dass das Fest der Posaunen bei der Entrückung der Gemeinde erfüllt werden wird. So, wie das Fest der Posaunen dem Versöhnungstag vorausgeht, so muss auch die Entrückung der großen Drangsal/Trübsal vorausgehen. Das Fest der Posaunen wird also durch die Entrückung der Gemeinde erfüllt.

 

Die biblischen Feste werden prophetisch in genau derselben zeitlichen Reihenfolge erfüllt, in welcher sie im Jahreszyklus gefeiert werden. Da Rosch ha-Schana dem großen Versöhnungstag vorangeht, und da der große Versöhnungstag prophetisch durch das zweite Kommen des Messias und die große Drangsal/Trübsal für den gläubigen Überrest erfüllt wird, können wir also sagen, dass die Entrückung vor der großen Drangsal/Trübsal stattfinden wird. Diese Sichtweise wird durch viele Aussagen in der Schrift weiter gestützt.

 

Speisen & Getränke

An Rosch ha-Schana wird nicht nur zurückgeblickt, sondern auch in die Zukunft. So stehen symbolisch für Rosch ha-Schana vor allem süße Speisen. Sie sollen entsprechend dem Neujahrsgruß „Schana towa u-metuka“ ein süßes neues Jahr bringen. Gegessen werden unter anderem Äpfel in Honig getunkt. Das Essen der Granatäpfel symbolisiert, die guten Taten, die glücklichen Momente und den Segen, der im vor uns liegenden Jahr so zahlreich sein möge wie die Samenkerne.

 

Traditionell essen Juden das runden Challa-Brot, was als Erinnerung an den nie endenden Kreislauf des Lebens dient.

 

Zum Festmahl gehört ebenfalls das Fleisch eines Tierkopfes. Manchmal ist es ein Widderkopf zum Andenken an die Bindung (oder Opferung) Isaaks. Mehr verbreitet ist der Kopf eines Fisches als Erinnerung an die Verheißung des Mose, denn:

 

5. Mose 28,13

Der Herr macht dich zum Kopf, nicht zum Schwanz. Du wirst nur aufwärts gerichtet sein, und nicht abwärts.“

 

Diese Speisen heißen „Simanim“ was „Symbole“ bedeutet. Sie stehen für den Segen, um den man im Gebet bittet.

 

Ganz allgemein gibt es bei dieser Gelegenheit Weintrauben oder Karotten mit Honig als warme Speise.

 

Festtagsgrüße (Wünsche)

• L'Shana Tova tikatevu v'tichatemu

(hebr. כְּתִיבָה וַחֲתִימָה טוֹבָה)

Bedeutung: „Mögest Du eingeschrieben werden für ein gutes Jahr!“ (im Buch des Lebens)

 

• Schana Towa (hebr. שנה טובה)

Bedeutung: „Frohes neues Jahr“

 

• Schana Towa u'metuka

(hebr. שנה טובה ומתוקה)

Bedeutung: „Ein gutes und süßes neues Jahr“

 

Wissenswertes

Der in Deutschland übliche Silvester bzw. Neujahrsgruß „Einen guten Rutsch“ kommt, wie viele Redewendungen im Deutschen, aus dem Jiddischen. Jiddisch enthält mittelhochdeutsche, hebräische sowie slawische Elemente. „Rosch“ heißt auf Hebräisch „Kopf“, „Haupt“ oder „Anfang“. So wünschten sich Juden einen „guten Rosch“, aus dem dann der „gute Rutsch“ wurde.


Quellen:

  • crazy-christians.de - Das Fest des Trompetenblasens
  • crazy-christians.de - Bei Gott gibt es keine Zufälle
  • Daniel Glimm - Der prophetische Esel Issaschar
  • Susanne Galley - Das jüdische Jahr - Feste, Gedenk- und Feiertage
  • Arnold Fruchtenbaum - Die Feste des Herrn
  • Eddie Chumney - Die Feste des Judentums
  • Alfred Burchartz - Israels Feste - Was Christen davon wissen sollten
  • Institut für Israelogie - Die Feste des Judentums
  • Martin Baron - Die 7 Feste der Bibel und ihr Geheimnis
  • eigene Anmerkungen

Mein besonderer Dank geht an Daniel Glimm für die Bereitstellung der entsprechenden Botschaften.

 

Gottes Segen Euch allen!

 

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen