3. Mose 23,4-5
„4 Das sind aber die Feste des HERRN, die heiligen Versammlungen, die ihr zu festgesetzten Zeiten einberufen sollt: 5 Im ersten Monat, am vierzehnten [Tag] des Monats, zur Abendzeit, ist das Passah des HERRN“
Johannes 8,36
„Wenn der Sohn Gottes euch frei macht, dann seid ihr wirklich frei“
1. Korinther 5,7-8
„... Denn auch unser Passahlamm, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns das Fest feiern ...“
Historisch gesehen, gedenkt das Volk Gottes am Passahfest an seine Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, aus dem Tod in die Freiheit und in das Leben mit ihrem Gott.
Geistlich gesehen ist Ägypten ein Bild für diese Welt und ihr System. Der Pharao, der Herrscher Ägyptens, ist ein Typus für Satan. Die Menschen in Gefangenschaft sind in Sünde und somit diejenigen, die nach dem weltlichen System leben.
Menschen, die an Jesus als ihren Messias glauben, danken Gott nicht nur für die Erlösung aus der Sklaverei in Ägypten, sondern auch an die Befreiung aus Sünde und Tod – aus der Sklaverei des Satans – durch die Erlösung Jesu Christi, dem wahren Passahlamm.
Name
Das Passahfest ist das in beiden Testamenten am häufigsten erwähnte Fest von allen. Im Alten Testament wird es über 50-Mal erwähnt, im Neuen Testament 27-Mal. Dies weist zweifellos auf seine große Bedeutung hin. Es ist vermutlich das älteste, kontinuierlich begangene Fest der Menschheit, für das es zwei hauptsächliche Namen gibt:
1. Passah (Pessach)
Der hebräische Begriff für „Passah“ ist „Pessach“ was „vorüberschreiten, vorübergehen, vorüberziehen, überspringen oder etwas unberührt lassen“ bedeutet. Der Name geht zurück auf das Motiv des Verderbers. In 2. Mose 12 lesen wir, dass die Israeliten ein Lamm schlachten und mit dessen Blut die beiden Türpfosten und die Oberschwelle eines jeden ihrer Häuser mit einem Büschel Ysop bestreichen sollten. Als in jener Nacht der Verderber durch das Land Ägypten zog und dabei an ein israelitisches Haus kam, sah er das Blut an der Tür und schritt vorüber. Wenn er aber an ein ägyptisches Haus kam und dort kein Blut an Türpfosten und Oberschwelle sah, dann zog er nicht vorüber, sondern ging hinein und schlug in jeder ägyptischen Familie den erstgeborenen Sohn. An den israelitischen Häusern ging der Verderber einfach vorüber. So geht der Name des Festes auf das Vorüberziehen des Verderbers zurück.
2. Seman Cherutenu
Der hebräische Name „Seman Cherutenu“ bedeutet „Zeit unserer Befreiung“. Der Name stellt besonders das Resultat des ersten Passahfestes, die Befreiung Israels aus der Knechtschaft in Ägypten, heraus.
▪︎ Andere Namen
Das Passahfest wird auch bezeichnet als:
„Fest der Freiheit“ (Chag ha-Cherut)
„Fest des Frühlings“ (Chag ha-Aviv)
„Fest des Überschreitens“ (Chag ha-Pessach)
Wann
März/April (14. Nissan/Abib)
2024/5784: Abend, 22. April
2025/5785: Abend, 12. April
2026/5786: Abend, 01. April
2027/5787: Abend, 21. April
Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Abib.
• 14. Nissan/Abib: Passahfest (auch Erew Passah genannt): Sederabend (abends Sedermahl), der gleichzeitig auch Höhepunkt des Festes ist;
• 15.–21. Nissan/Abib: Fest der ungesäuerten Brote (Chag ha-Mazzot)
Das Passahfest ist das erste Fest des HERRN im biblischen Festkalender – im Zeitzyklus der Erlösung – und das erste der drei großen Pilgerfeste, der sogenannten „Schalosch Regalim“ (Passahfest, Wochenfest (Pfingsten) und Laubhüttenfest). Das Fest fällt gemäß der Einsetzung des HERRN (3Mo 23,5) in den Frühlingsmonat Nissan/Abib, was den Monaten März/April im gregorianischen Kalender entspricht.
Unmittelbar nach dem Passahfest folgt das Fest der ungesäuerten Brote (Chag ha-Mazzot), das sieben Tage andauert. Beide Feste sind unmittelbar miteinander verbunden. Während das Passahfest an das Vorüberschreiten des Verderbers, durch das Blut des Lammes und somit an die Befreiung Israels aus der Gefangenschaft in Ägypten erinnert, besinnt sich das Fest der ungesäuerten Brote an den raschen Auszug der Israeliten aus Ägypten. Die gesamte Festzeit, also das Passahfest und das Fest der ungesäuerten Brote, wird zusammengefasst oft „Passah“ oder „Pessach“ bzw. „Passah- oder Pessachfest“ genannt, oder wechselseitig mit einem dieser beiden Namen bezeichnet (vgl. Lk 22,1.7).
Der Gebrauch beider Ausdrücke ist dadurch erklärlich, dass das im Gesetz gebotene Passahfest am 14. Nissan/Abib (4Mo 28,16-17) sich von dem Fest der ungesäuerten Brote unterscheidet, das vom 15. bis zum 21. Nissan/Abib dauert. Weil schon am 14. Nissan/Abib der ganze Sauerteig aus den Häusern entfernt sein musste (2Mo 12,15), wurde im Volksmund der Name Passah oder Pessach auf das ganze siebentägige Fest der ungesäuerten Brote übertragen (vgl. 5Mo 16,1ff; 2Chr 35,9.18). Daher werden beide Feste, obwohl voneinander unterschieden, auch die acht Tage des Passah oder Pessach genannt.
Warum wird Passah (das Fest der ungesäuerten Brote) in Israel sieben Tage und in anderen Ländern acht Tage lang gefeiert? Nachdem die Juden 70 n. Chr. Israel verlassen und ins Exil mussten, lebten sie über die Welt verstreut in verschiedenen Ländern. Es wurde den Feierlichkeiten ein Tag hinzugefügt, um sicherzustellen, dass alle Juden zur gleichen Zeit das Fest abhielten. Heute feiern viele in der Diaspora lebende Juden acht Tage lang Passah (das Fest der ungesäuerten Brote), in Israel sieben Tage.
Hinweis:
Der jüdische Tag (hebr. Jom) ist zugleich der biblische Tag und beginnt bei Sonnenuntergang. Wir müssen wissen und verstehen, dass nach biblischer Zeitrechnung der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt und endet. Der erste Abend leitet den ersten Tag ein. Somit ergibt sich, dass jeder Tag auch einen „Vorabend“ (hebr. Erew) hat. Der biblische Tag dauert also von Abend zu Abend, der Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet mit dem nächsten Sonnenuntergang (1Mo 1,5.8.13.19.23.31).
Diesem Zeitverständnis ist es zu verdanken, dass alle biblischen Feste (und auch alle Fast- & Gedenktage) am Abend beginnen. Da der biblische Tag bei Sonnenuntergang beginnt, ist daran zu denken, dass ein Fest-, Fast & Gedenktag tatsächlich am Abend vor dem Tag beginnt, der im jüdischen Kalender aufgeführt ist.
So erstreckt sich ein bestimmter Fest-, Fast- & Gedenktag nach unserem gregorianischen Kalender also über zwei Tage. Die meisten jüdischen Kalender geben die vergangene Nacht nicht als Teil des Fest-, Fast- & Gedenktags an. Die Einhaltung beginnt also bei Sonnenuntergang am Tag vor dessen Eintragung im Kalender.
Bibelstellen
• 2Mo 12,1-51: Das erste Passahfest in Ägypten mit den Besonderheiten dieser ersten Beobachtung;
• 2Mo 34,25: Nichts sollte vom Lamm übrigbleiben, die Reste sollten verbrannt werden;
• 3Mo 23,5-8: Passahfest und Fest der ungesäuerten Brote;
• 4Mo 9,1-14: Die alljährlichen Festvorschriften nach dem Auszug, das Passah am Sinai;
• 4Mo 28,16: Das Kalenderdatum, der 14. Nissan. Als Ersatz für solche, die nicht erscheinen konnten, galt der 14. Tag des 2. Monats;
• 5Mo 16,1-2;4-7: Weitere Details des Passahlammopfers;
• Jos 5,10-12: Das erste Passahfest in Gilgal im verheißenen Land;
• 2Kön 23,21-23; 2Chr 35,1-19: Die Wiedereinsetzung durch König Josia;
• 2Chr 30,1-22: Die Wiedereinsetzung durch König Hiskia.
• Esr 6,19-22: Die Wiedereinsetzung des Passahs nach der babylonischen Gefangenschaft;
• Hes 45,21: Die Beobachtung des Passahs im Tausendjährigen Reich;
• Joh 2,13-15: Das Passahfest nach der Taufe des Herrn, die erste Tempelreinigung;
• Mt 26,1-35; Mk 14,1-26; Lk 22,1-30; Joh 13,17-26: Das letzte Passahfest, der Tisch des Herrn;
• Hebr 11,28: Das Passahfest in Ägypten war eine Tat des Glaubens von Mose
Hintergrund
In Johannes 1,29 und Vers 36 stellt Johannes der Täufer dem jüdischen Volk den Herrn Jesus zweimal als das Lamm Gottes vor. Warum hat er keinen anderen Namen ausgesucht, etwa Messias oder Sohn Davids? Die Ursache liegt in der Geschichte Israels.
▪︎ Historischer Kontext – Die Nacht der Verschonung und Errettung
Das erste Fest, das die Israeliten feiern sollte, war das Passahfest, das Fest, das an die Erlösung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnerte. Was war damals geschehen? Ein Blick zurück nach Ägypten.
Das Passahfest ist untrennbar mit dem Auszug aus der Sklaverei verbunden. Die zentrale Bedeutung, die dieses Fest besitzt, wird bereits durch die Aussagen Moses gegenüber dem König von Ägypten, dem Pharao deutlich. In seiner ersten Begegnung mit dem Herrscher Ägyptens sagte Mose: „So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen damit sie mir in der Wüste ein Fest feiern!“ – 2. Mose 5,1
Die Erlösung Israels aus der Sklaverei in Ägypten stand unmittelbar bevor. Bereits 430 Jahre hatte es als fremdes Volk in Ägypten gelebt. Zuerst wurden sie vom Pharao willkommen geheißen und es erging ihnen gut. Joseph, einer der zwölf Söhne Jakobs war der oberste Führer geworden, direkt nach dem Pharao. Aber die Zeit verging und so kamen Pharaonen, die Angst um ihre Macht hatten und dadurch Angst vor dem Volk Israel, welches sich rasch vermehrte und innerhalb von 430 Jahren von 70 Menschen (1Mo 46,27) auf über zwei Millionen anwuchs. Sie wurden Sklaven, brutal unterdrückt und ausgebeutet. Da gedachten sie wieder an ihren Gott und schrien zu ihm. Gott erhörte sie und berief Mose, das Volk aus Ägypten herauszuführen. Er ging zum Pharao, doch dieser wollte das Volk nicht ziehen lassen. Daraufhin zeigte Gott dem Pharao seine Macht in zehn Plagen (2Mo 7–11). So schickte Gott erst neun Plagen, die nicht die Israeliten befielen, sondern nur die Ägypter. Inmitten jeder Plage stimmte der Pharao dem Auszug der Israeliten zu, nahm aber nach der Plage sein Wort wieder zurück. Dann kam die zehnte und letzte Plage. Sie bestand darin, dass alle Erstgeburt in Ägypten um Mitternacht sterben sollte, vom ersten Sohn des Pharao an, bis zum ersten Sohn der Magd und alle Erstgeburt des Viehs.
Um vor dieser schrecklichen zehnten Plage errettet zu werden, die ohne Ausnahme für jedermann in Ägypten galt, offenbarte Gott Mose einen detaillierten „Rettungsplan“ für das Volk Israel. Nur das genaue Befolgen dieses Rettungsplans brachte Schutz vor der bevorstehenden letzten Plage und hatte zwei Bestandteile:
Der erste Bestandteil hing mit dem Töten eines einjährigen, makellosen, männlichen Schaf- oder Ziegenlammes zusammen. Das Lamm musste am 10. Nissan/Abib ausgesondert werden. Vom 10. bis zum 14. Tag musste man prüfen, ob das Tier wirklich makel- und fehlerlos war. Wenn dies zutraf, wurde es am Abend des 14. Tages zwischen Sonnenuntergang und Einbruch der Dunkelheit für das Passahmahl der Familie geschlachtet. Sofern eine Familie zu klein war, um das Lamm ganz verzehren zu können, sollte sie sich mit der benachbarten Hausgemeinschaft zum Mahl zusammenschließen (2Mo 12,4; 3Mo 23,5; 4Mo 9,3.5.11).
Das Blut des frisch geschlachteten Lammes musste mit einem Büschel Ysop an die senkrechten Türpfosten und den oberen, waagerechten Querbalken der israelitischen Häuser gestrichen werden. Danach durfte niemand mehr vor die Tür gehen bis zum Morgen (2Mo 12,7.22).
Der zweite Bestandteil war das Passahmahl selbst (2Mo 12,8). Es bestand aus dem Lamm und zwei weiteren Elementen, dem ungesäuerten Brot und den bitteren Kräutern.
Die Lämmer wurden in den Häusern zum Essen vorbereitet und mussten unzerteilt, mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen, am Stück im Feuer gebraten werden; es durften die Tiere weder gekocht (2Mo 12,46; 5Mo 16,7) noch die Knochen zerbrochen werden. Alle Reste der Mahlzeit mussten verbrannt werden und die feiernden Israeliten sollte reisefertig sein (2Mo 12,8-11).
Während die Israeliten das Passahmahl in Eile verzehrten, sollten sie an ihren Lenden gegürtet sein, Schuhe an ihren Füßen sowie den Stab in der Hand haben (2Mo 12,11).
Im Laufe der Nacht ließ Gott alle Erstgeburt der Menschen und des Viehs in Ägypten töten. Israel blieb nur wegen des Blutes des Passahlammes, das anstelle der Erstgeborenen gestorben war, vom Verderber verschont (2Mo 12,29-30). Blut gilt als Sitz des Lebens (5Mo 12,23). Nur wenn der Verderber das Blut dort sah, war das Haus geschützt und er ging vorüber. Daher hat dieses Fest auch seinen Namen, denn Passah bzw. auf Hebräisch „Pessach“ bedeutet „vorübergehen“.
Hinweis: Das erste Passahfest wurde in Ägypten gefeiert. Zu diesem ersten – und eigentlichen – Passahfest gab es noch keine Priester, noch kein Heiligtum (Tempel), noch keine Opfer und noch nicht einmal das Gesetz. Das erste Passahfest gab es nur ein einziges Mal, als Gott sein Volk aus Ägypten befreite. Alle weiteren jährlichen Passahfeiern waren bzw. sind „lediglich“ eine Erinnerung an das ursprüngliche, einmalige Passahfest der Befreiung. Genauso ist auch die Errettung eines Menschen eine einmalige Sache.
Man muss hier zwischen dem Passahlamm für die Familien und dem Passahlamm für das Opfer später im Tempel unterscheiden.
Das Passahlamm für die Familien und den Sederabend oder für das Sedermahl wurde von jeder Familie in der ersten Nacht des Passahfestes – dem Abend des 14 Nissan/Abib – geschlachtet und gegessen. Jüdische Familien essen ihr Sedermahl in der ersten Nacht des Passah, wie es Jesus mit seinen Jüngern tat. In 2. Mose 34,25 sagt das Gesetz, dass kein Rest übrigbleiben darf, um am folgenden Tag gegessen zu werden. Das ganze Lamm musste entweder an diesem Abend gegessen oder am nächsten Tag verbrannt werden.
Anders als bei den anderen Opfern des Jahres, nahmen an diesen Vorbereitungen zum Opfer die Israeliten des normalen Volkes im Heiligtum (Tempel) selbst teil. Zur Zeit des Tempels war es üblich, dass jede Gruppe wegen des großen Andranges ein oder zwei „Abgeordnete“ zum Tempel aussandte, die das Lamm als Passahopfer der Familie darbrachten. Auch Jesus sandte seine zwei Jünger Petrus und Johannes aus, um das Passah vorzubereiten (Lk 22,7-8).
Am nächsten Morgen, um 9 Uhr, schlachtete die Priesterschaft im Tempel ein weiteres, besonderes Opferlamm, auf dem Brandopferaltar, das sogenannte Passahopfer „Chagigah“ und aßen es. Nur die Priesterschaft konnte von diesem Opfer essen.
Wir müssen daran denken, dass der Tag bei den Juden mit Sonnenuntergang beginnt. Der jüdische oder biblische Tag dauert von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Die erste Nacht leitet den ersten Tag ein.
Am ersten Abend – also zu Anfang des Passahfestes (am Abend des 14. Nissan/Abib – wurde das Passahlamm in der Familie verzehrt. Am ersten Tag des Passahfestes – nämlich am Morgen nach diesem ersten Abend (15. Nissan/Abib; erster Tag der ungesäuerten Brote) um 9 Uhr – wurde das Passahopfer, das „Chagigah“, im Tempel dargebracht.
Um 9 Uhr morgens – oder um die dritte Stunde – wurde Jesus gekreuzigt (Mk 15,24-25). Die Zeit ist signifikant, weil die Priester am ersten Tag des Passahfestes genau um diese Uhrzeit das besondere Passahopfer darbrachten. Während dieses Opferlamm auf dem Tempelberg geschlachtet wurde, wurde das Lamm Gottes ans Kreuz genagelt und auf Golgatha geopfert.
Jüdischer Brauch
Die Juden feiern das Passahfest heute so, als wären sie selbst in der ersten Passahnacht in Ägypten dabei gewesen.
Die Vorbereitungen zu Passah beginnen lange vor dem eigentlichen Fest, wenn Haushalte und Geschäfte beginnen, nach den Vorschriften der Tora (2Mo 12,15-20) jegliches Chametz (Gesäuertes, Sauerteig) aus den Häusern und Räumlichkeiten zu entfernen. Der Tag vor dem Fest ist letzten vorbereitenden Maßnahmen gewidmet, darunter die beiden zeremoniellen Bräuche „Bedikat Chametz“ und „Bi'ur Chametz“, der Entfernung und Vernichtung aller für das Fest unzulässigen Lebensmittel.
Lese hierzu unseren Beitrag: Bedikat Chametz – Die Suche nach Sauerteig
Hinweis: „Chametz“ ist „Sauerteig“ und bezeichnet Gesäuertes im Sinne der in der Tora (5 Bücher Mose) genannten, an Passah verbotenen Speisen. Mit „Chametz“ wird jede Speise bezeichnet, die eine der fünf Getreidearten Weizen, Gerste, Roggen, Hafer oder Dinkel gemischt mit Wasser und Treibmitteln (wie Hefe) enthält und welche länger als 18 Minuten Zeit hatte zu fermentieren (Gärung) und somit „aufzugehen“. Hierzu zählen Brot, Cerealien, Kuchen, Kekse, Pizza, Pasta Bier und einige andere Dinge.
Im Gegensatz zu Chametz steht das ungesäuerte Brot, das Matzen (hebr. Mazzot). Es wird ebenfalls aus Mehl und Wasser hergestellt, aber vor dem Aufgehen in weniger als 18 Minuten gebacken.
Backtriebmittel wie Hefe oder Backpulver sind nicht selbst Chametz. Es sind vielmehr die fermentierten Getreidekörner. So kann Hefe zur Weinherstellung verwendet werden. In ähnlicher Weise kann Backpulver in Passah-Backwaren aus Matzenmehl verwendet werden. Da das in diesen Lebensmitteln verwendete Matzenmehl bereits gebacken ist, fermentiert das Getreide nicht.
▪︎ Brot und Wein
Beim Passahmahl gibt es zwei grundlegende Elemente. Das eine ist das ungesäuerte Brot, das andere der Wein.
▪︎ Das ungesäuerte Brot
Brot ist geopfertes Leben und Ertrag der Mühsal aller Arbeit: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen!“ (1Mo 3,19).
Während des Passahfestes wird der Segen über das Brot gesprochen:
„Baruch ata Ado-naj, Elohenu Melech ha’Olam, Hamozi lechem min haarez“ (Gesegnet seist Du, Gott, unser Gott, König des Universums, der das Brot aus der Erde hervorbringt).
Das ungesäuerte Brot muss drei Bedingungen erfüllen, um für das Passahfest tauglich zu sein:
1. Es muss ungesäuert sein;
Sauerteig ist in der Bibel ein Symbol für Sünde, und Gott duldet in einem jüdischen Haus nicht einmal das Symbol für die Sünde. Der Leib Christi war ungesäuert, denn Er war sündlos. Hätte Jesus nur eine einzige Sünde begangen, so hätte Ihn dies zum Passahopfer untauglich gemacht. Aber Jesus war der einzige Jude, den es je gab, der das mosaische Gesetz vollkommen gehalten hatte. Mit Seinem „ungesäuerten” Leib war Er für das Sündopfer qualifiziert.
2. Das Brot muss gestreift sein;
Auch der Leib Christi war durch die Peitschenhiebe bei der Geißelung durch die Römer gestreift. In Jesaja 53,5 lesen wir über die Streifen: „Durch Seine Wunden [Anm. d. Übers.: wörtl. Striemen, Einschnitte] sind wir geheilt.“
3. Es muss durchstochen sein;
Wenn man es gegen das Licht hält, so muss das Licht hindurch scheinen können. Auch der Leib Christi war von den Nägeln in seinen Händen und Füßen und durch den Speer in seiner Seite durchstochen. In Sacharja 12,10 lesen wir über das Durchstechen Folgendes: „Sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben.“ Das ungesäuerte, gestreifte und durchstochene Passahbrot ist ein einzigartiges Bild für den Leib Christi.
Während des Passah- oder Sedermahls wird mit dem ungesäuerten Brot eine besondere Zeremonie eingehalten.
▪︎ Der Wein
Das andere, für die Juden wichtige Grundelement ist der Wein. Wein ist ein Zeichen der Freude: „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ (Ps 104,15).
Während des Passahfestes wird der Segen über den Wein gesprochen:
„Baruch ata Ado-naj, Elohenu Melech ha’Olam, borej pri hagafen“ (Gesegnet seist Du, Gott, unser Gott, König des Universums, Schöpfer der Frucht des Weinstocks).
Jeder Teilnehmer trinkt an einem bestimmten Punkt des Passah- oder Sedermahls vier Kelche Wein. Der erste Kelch ist für das Kiddusch, der zweite für Maggid, der dritte für Birkat ha-Mazon und der vierte für das Hallel. Jeder Kelch hat seine eigene Bezeichnung und ist voller Symbolgehalt. Sie verdeutlichen die „vier Phasen der Erlösung“ gemäß Gottes Beauftragung an Mose:
2. Mose 6,6-7
„Darum sage zu den Söhnen Israel: Ich bin der HERR; ich werde euch
1. Kelch: HERAUSFÜHREN unter den Lastarbeiten der Ägypter hinweg, euch aus ihrer Arbeit
2. Kelch: ERRETTEN und euch
3. Kelch: ERLÖSEN mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte. Und ich will euch mir zum Volk
4. Kelch: ANNEHMEN und will euer Gott sein.
Und ihr sollt erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin, der euch herausführt unter den Lastarbeiten der Ägypter hinweg“
Für jeden der vier von Gott in dieser Verheißung verwendeten Ausdrücke trinkt man je einen der Weinkelche (vgl. Hes 34,13).
So bedeutet der erste Kelch: „Wir wurden herausgeführt aus Ägypten“. Er wird der „Kelch der Heiligung“ genannt.
Der zweite Kelch bedeutet: „Wir wurden errettet aus der Macht des Pharaos“. Er gilt als der „Kelch des Gerichts“.
Die Bedeutung des dritten Kelches ist: „Wir wurden erlöst und sind frei, um ins verheißene Land zu ziehen“. Es ist der „Kelch der Erlösung“. Für die Juden ist er ein Symbol der leiblichen Erlösung, die ihre Vorfahren in Ägypten durch das Blut des Passahlammes erlebt haben. Für die Christen ist er ein Symbol für die geistige Erlösung von der Sklaverei der Sünde durch das Blut des einziggeborenen Sohnes Gottes.
Der vierte und letzte Kelch stellt die Aussage: „Wir wurden angenommen, haben das gelobte Land erreicht“ dar. Er gilt als der „Kelch des Lobpreises“.
Da die Tradition, während des Passah- oder Sedermahls vier Kelche Wein zu trinken, während der Zeit des Zweiten Tempels eingeführt wurde, werden die vier Kelche auch als Hinweis auf die Befreiung von den vier Großreichen, die Israel unterdrückten, verstanden: den Ägyptern, den Babyloniern, den Griechen und den Römern.
Es gibt bei dieser Passahzeremonie noch einen fünften Kelch, welcher der Kelch des Elia (hebr. Koss Elijahu) genannt wird.
Dieser Kelch symbolisiert den Kelch des Abendmahls und weist auf Jesus Christus hin. Er bleibt in der Regel unberührt und ist ein Zeichen des Wartens auf das Erscheinen des Messias. Juden verbinden mit dem Passahfest interessanterweise bis heute das Warten auf den Messias. Elia wird kommen und dem Messias den Weg bereiten. Gleichzeitig wird Elia zu einem Synonym für den kommenden Messias. So ist jede einzelne Passahfeier mit dem Thema der messianischen Erwartung verbunden.
▪ Brot und Wein als Zeichen des Segens︎
In der Abrahamsgeschichte begegnet uns Melchisedek, der Priester Gottes, des Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat (1Mo 14,1-24). Der Begriff „Melchisedek“ ist zusammengesetzt aus „Melech“ und „Zedek“ und bedeutet „König der Gerechtigkeit“ oder „König der Gerechten“. Er wird auch „König von Salem“ genannt. Im Hebräerbrief wird „Salem“ mit Frieden (Schalom) übersetzt, also „König des Friedens“. Melchisedek segnet Abraham und überreicht ihm Brot und Wein als Zeichen des Segens, der ihm bei seiner Berufung verheißen wurde: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (1Mo 12,2). Da dieser Segen auch für Abrahams Nachkommen gelten soll, wurden Brot und Wein zu unverzichtbaren Segenszeichen bei jedem Schabbat und den großen Festen Israels.
▪︎ Der Ablauf des Sederabends
Der Sederabend leitet das Passahfest ein und ist zugleich Höhepunkt des Festes. Der Begriff „Seder“ bedeutet „Ordnung“ und wird auch als Kurzbezeichnung für den Sederabend verwendet. Hierzu gehört die Lesung der Passah-Haggadah. Der Begriff „Haggadah“ bedeutet „Erzählung“. Hierbei handelt es sich um ein Buch oder Heft mit einer ausführlichen Wiedererzählung der Knechtschaft sowie des Auszugs aus Ägypten, samt Festvorschriften für den Sederabend.
Der Sederabend ist das wichtigste Familienfest. Doch auch die alleinlebende Witwe aus dem Nachbarhaus, auch der einsame Mann von gegenüber, der keine Angehörigen hat, und auch der Fremdling, der im Lande weilt und sich zu Israel halten will, werden dazu geladen. In dieser Nacht darf kein Jude allein sein und allein feiern. Denn Passah ist das Fest der Verschonung Israels, also des ganzen Volkes und kann nur im „Wir“ der Gemeinschaft begangen werden: „WIR waren Knechte Pharaos in Ägypten ... aber der Herr befreite UNS ... und nun sind WIR auf dem Wege von Ägypten bis in die Zeit des messianischen Heils. Es ist UNSER Weg.“
Der Sederabend besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist vergangenheitsorientiert auf die Geschichte Israels, auf die großen Taten Gottes für sein Volk Israel, wobei im Vordergrund die Befreiung aus Ägypten steht. Der zweite Teil wird das Sedermahl sein, von der Hausfrau sorgfältig vorbereitet. Der dritte Teil gilt der Hoffnung Israels, seiner Zukunft, der Zeit der endgültigen Erlösung und des Heils, dem Ziel des jüdischen Glaubens und seiner Geschichte.
Der Seder selbst basiert auf dem biblischen Vers, der den Juden befiehlt, die Geschichte des Auszugs aus Ägypten nachzuerzählen: „Und du sollst [das] deinem Sohn an jenem Tag erklären und sagen: Es ist um deswillen, was der HERR an mir getan hat, als ich aus Ägypten zog“ – 2. Mose 13,8
Die traditionelle jüdische Seder beinhaltet ein gemächliches Essen mit vielen Elementen. Während es einen großen Wert in der Einhaltung der Tradition gibt, ist der Ablauf des Sederabends nicht immer einheitlich und variiert in Einzelheiten. Hier ein möglicher Ablauf in 14 Schritten:
1. Kadesch (Rezitation von Kiddusch – Gebet der Heiligung – und der erste Kelch Wein)
Zu Beginn der Zeremonie erhebt der Hausherr seinen Kelch mit Wein und bittet alle Anwesenden aufzustehen. Dann betet er den „Kiddusch“ (abgeleitet aus 2Mo 20,8), das „Gebet der Heiligung“, als feierliche Eröffnung der Zeremonie: „Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, Herr der Welt, der Du die Frucht des Weinstocks geschaffen hast. Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, Herr der Welt, der Du uns aus allen Völkern erwählt, über alle Nationen erhoben und uns durch Deine Gebote geheiligt hast ... Du gabst uns diesen Tag des Mazzotfestes, die Zeit unserer Befreiung ... zum Andenken an unseren Auszug aus Ägypten...“
Anschließend trinkt man den ersten Kelch Wein.
2. Urchatz (Waschung der Hände)
Danach folgt die Zeremonie des Händewaschens als ein symbolischer Akt der Reinigung vor dem Sedermahl.
3. Karpas (Petersilie & Salzwasser)
Der Hausherr nimmt etwas Petersilie (Karpas), tunkt sie in Salzwasser und isst davon. Danach reicht er sie reihum.
4. Jachatz (Das Brechen des Mazzot und Verstecken des Afikomans)
In der Mitte der Festtafel liegt ein meist quadratischer Beutel (Passah- oder Mazzottasche) mit drei Fächern, der an einer Seite offen ist. Der Beutel mit den drei Fächern stellt den einen Gott dar, dem drei Personen innewohnen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. In jedes Fach wird vor der Seder ein Mazzot gelegt, so dass die drei Stücke Brot jeweils durch ein Tuch voneinander getrennt sind. Während der Seder wird das mittlere Stück – Afikoman genannt (der Kommende, was auf den Messias hinweist) – vom Hausherrn aus dem Beutel herausgenommen – was ein Bild für die Menschwerdung Christi ist – gesegnet und in zwei Teile zerbrochen – was symbolisch für den gebrochenen Leib des Messias steht. Ein Teil davon wird in ein leinenes Tuch gewickelt und eine Zeitlang versteckt, was auf den Tod und Grablegung des Messias hinweist. Die Evangelien berichten klar, dass man den Leib Jesu, als er vom Kreuz genommen wurde, auch in ein leinenes Tuch wickelte. Den Kindern obliegt die Aufgabe, den Afikoman später zu finden. Das Kind, das das versteckte Afikoman findet, ruft laut: „Ich fand es!“ und bekommt daraufhin vom Vater ein Geschenk versprochen. Dieses Geschenk muss spätestens nach fünfzig Tagen, zum Wochenfest/Pfingsten (Schawuot), eingelöst werden. Nach einiger Zeit, beim dritten Kelch Wein, wird der gefundene Afikoman wieder hervorgeholt, aus dem Tuch herausgenommen – was auf die Auferstehung hinweist – und in kleinere Stücke zerbrochen, so dass jeder Teilnehmer ein Stück bekommt und isst, was auf das Abendmahl hinweist.
Das versprochene Geschenk ist bekannt als „das Versprechen des Vaters“. Als der Vater den Sohn auferweckte, erhalten genauso diejenigen vom Vater Geschenke, die vertrauensvoll an Jesus glauben. Als Jesus in den Himmel auffuhr, gab Er den Menschen Geschenke (Eph 4,7-8). Diese Geschenke umfassen Gerechtigkeit (Röm 5,17-18), ewiges Leben (Röm 6,23), Gnade (Röm 5,12;14-17), Glauben (Eph 2,8-9) und andere Geistesgaben (1Kor 12,1.4). Weitere Geschenke beinhalten Weisheit, Erkenntnis, Heilung, Wunderwirken, Prophetie, Unterscheidung der Geister, Sprachen, und Auslegung der Sprachen (1Kor 12,8-11), Gaben des Helfens und der Leitung (1Kor 12,28).
Für die drei übereinander gelegten Mazzotscheiben gibt es in der rabbinischen Tradition zwei verschiedene Deutungen: Sie symbolisieren entweder „Priester, Leviten und das normale Volk“ oder sie symbolisieren die drei Erzväter „Abraham, Isaak und Jakob“.
In Lukas 22,19 nimmt Jesus dieses Brot und bezeichnet es als Seinen Leib: „Und Er nahm das Brot, dankte und brach's und gab‘s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“
5. Maggid (Nacherzählung des Auszuges aus Ägypten, Fragen des jüngsten Sohnes und der zweite Kelch)
Der Hausherr hebt das Mazzot hoch und sagt: „Dies ist das Brot der Armut, das unsere Väter in Ägypten gegessen haben. Wer hungrig ist, komme und esse. Wer in Not ist, komme und feiere Passah. Dieses Jahr sind wir hier – im nächsten Jahr im Land Israel. Dieses Jahr sind wir Sklaven – nächstes Jahr freie Menschen.
Anschließend stellt der Hausherr das Mazzot auf den Tisch.
Jetzt füllt man den zweiten Kelch Wein, trinkt jedoch noch nicht.
Nun beginnt die Erzählung. Der traditionelle Anlass zur Erzählung sind vier Fragen des jüngsten Sohnes, der immer zur Rechten des Vaters sitzt. Der Sohn fragt: „Weshalb ist dieser Abend anders als alle anderen?“ (hebr. Ma nishtana ha lyla ha zeh mikkol hallaylot)
Die vier Fragen:
1. „In allen anderen Nächten essen wir Gesäuertes und Ungesäuertes Brot, in dieser Nacht nur Ungesäuertes Brot?
2. In allen anderen Nächten essen wir verschiedene Kräuter, in dieser Nacht nur bittere Kräuter?
3. In allen anderen Nächten müssen wir kein einziges Mal eintunken, in dieser Nacht zweimal?
4. In allen anderen Nächten essen wir freisitzend oder angelehnt, in dieser Nacht essen wir alle angelehnt?
Eines der Hauptziele des Passahfestes ist es, die nachfolgende Generation in die Geschichte des eigenen Volkes einzuführen und bezüglich der Erlösung zu lehren. Gott gebot‚ die Vorkommnisse des Auszuges aus Ägypten den Kindern einzuschärfen (2Mo 12,26; 13,8.14; 5Mo 4,9-10; 6,6-8.20; Ps 78,5)
Nach Lesung bestimmter Bibelstellen, die mit dem Auszug aus Ägypten zusammenhängen, folgt das großartige Bekenntnis Israels. Ein Bekenntnis, das nun von allen feiernden Juden in dieser Nacht gesprochen wird; es ist der Grund der Sederfeier und das Bekenntnis ganz Israels: „Sklaven waren wir dem Pharao in Ägypten, aber der Ewige, unser Gott, führte uns heraus mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Hätte der Heilige, gelobt sei Er, unsere Väter nicht aus Ägypten gerettet, dann wären wir und unsere Kinder noch immer in der Sklaverei Pharaos in Ägypten...“
Danach spricht man den Weinsegen und trinkt den Wein: „Gesegnet bist Du, Gott, unser Gott, König des Universums, der die Frucht des Weinstocks erschaffen hat.“
6. Rochtzo (Waschung der Hände und sprechen der Bracha)
Es folgt das Händewaschen vor dem Essen für jeden Teilnehmer der Feier und das Sprechen der Segens- oder Danksagung.
7. Mozie, Mazza
Der Hausherr erhebt die drei Mazzot und spricht den Brotsegen über sie aus: „Gesegnet bist Du, Gott, unser Gott, König des Universums, der Brot aus der Erde hervorbringt.“
Die Mazzot werden noch nicht gebrochen, sondern zuerst legt man die unterste Mazza ab und spricht über die zerbrochene und oberste Mazza folgenden Segen: „Gesegnet bist Du, Gott, unser Gott, König des Universums, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, Mazza zu essen.“
Anschließend wird das Mazzot verzehrt.
8. Maror (Die bitteren Kräuter werden mit Charosset gegessen)
Im Anschluss daran isst man etwas Bitterkraut. Hierbei gibt es den Brauch, dass man es in Dattelbrei (Charosset) tunkt. Dies erinnert an die Bitterkeit der Sklaverei und die Süße der Befreiung durch Gottes Hand.
9. Korech (Mazza wird mit Chaseret und Charosset gegessen)
Man nimmt zwei kleine Stück Mazza von der dritten Mazza und ein Kesait (das Volumen einer Olive) Chaseret (Meerrettich), was zwischen das Mazza gelegt, wie ein Sandwich in den Charosset getaucht und gegessen wird.
10. Schulchan Orech (Das festliche Mahl)
Jetzt kann das Festmahl beginnen. Zuerst nimmt man das Ei vom Sederteller, taucht es in Salzwasser und isst es. Man darf zwischen dem zweiten und dritten Kelch zusätzlichen Wein trinken.
11. Zafun
Nach dem Festmahl wird das Afikoman von den Kindern gesucht und aus dem Versteck zurückgebracht. Jetzt wird das Afikoman unter allen Teilnehmern geteilt und gegessen.
12. Berach (das Tischgebet und der dritte Kelch Wein)
Der dritte Kelch wird nun eingeschenkt und man spricht das Tischgebet (Birkat ha-Mason) über die Mahlzeit. Ein zusätzlicher Kelch mit Wein, den Kelch des Elia, wird ebenfalls für die gesamte Tischgesellschaft eingefüllt.
13. Hallel (der vierte Kelch Wein und die Preisung)
Nach dem vierten Kelch Wein singen die Juden betend die Psalmen 113 bis 118 sowie Psalm 136, „das große Hallel“.
In Psalm 118,22 heißt es: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Jesus selbst zitiert diesen Vers (Mt 21,42), bezieht ihn auf sich selbst, da er, der Verworfene, zum Eckstein geworden ist der letztlich alles trägt. Und er fügt noch den Folgevers an. „Von dem Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.“
Der Verworfene wird zum tragenden Eckstein. So ist Gott.
14. Nirza (Annahme)
Nach dem Singen einiger weiterer traditioneller Lieder wünscht man sich „Nächstes Jahr in Jerusalem!“
Messianische Bedeutung
Der Begriff „messianisch“ meint „den Messias betreffend“.
Passah erinnert an die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten, aus dem „eisernen Schmelzofen“ (5Mo 4,20; 1Kön 8,51; Jer 11,4). Obwohl das Passahfest für Israel eine Erinnerung an die Erlösung aus Ägypten darstellt, ist es doch ein Fest für den HERRN. Gott will die Erinnerung bei seinem Volk wachhalten, damit sie Ihm danken und sich an Ihn erinnern. So ist es auch heute noch. Beim Abendmahl erinnert man sich zwar dankbar an seine Erlösung vom ewigen Gericht durch den Opfertod Christi, doch das ist nicht der eigentliche Zweck: Nein, man kommt zusammen, um an Ihn, den Messias, zu denken, man tut es zu seinem Gedächtnis.
Das Passahfest ist angefüllt mit Hinweisen auf Jesus Christus und seinen Opfertod am Kreuz, auf die Erlösung aus der Sünde und auf die Rettung durch das vergossene Blut. So wie Gott damals das Schlachten des Lammes angeordnet hatte, so hat Er selbst seinen Sohn am Kreuz geopfert, stellvertretend für alle Menschen, die einmal Zuflucht zum Blut des Lammes Gottes nehmen würden.
Ägypten ist ein Bild für das alte Leben, das Leben unter der Herrschaft der Sünde und der Verlorenheit, ein Bild für die unheilvolle und gnadenlose Situation der gefallenen und geplagten Kreatur. Der Pharao, als der erbarmungslose Sklaventreiber, steht für den Unterdrücker schlechthin, den Satan. Das Passahlamm ist ein Bild für Jesus, das vollkommene Opferlamm, durch dessen Blut wir gerettet werden. Er trägt nicht nur die Sünden eines einzelnen Menschen, einer einzelnen Familie oder eines einzelnen Volkes, sondern diejenigen der ganzen Welt (1Petr 1,18-19).
Die Aufforderung, dem Passahlamm keinen Knochen zu brechen (2Mo 12,46), wird im Neuen Testament aufgegriffen, denn auch Jesus, dem Lamm Gottes, wurden bei der Kreuzigung keine Knochen gebrochen (Joh 19,32-37; Ps 34,21). Das Brechen der Beinknochen der Gekreuzigten bewirkte ein schnelleres herbeiführen des Todes, da die Verurteilten sich nicht mehr aufrichten konnten um nach Luft zu schnappen und langsam jämmerlich durch Atemnot starben.
Das Bestreichen der Schwellen war ein Hinweis auf die beiden Balken des Kreuzes Jesu. Das Gefäß ist ein Hinweis auf die Ehrerbietung vom Blut des Lammes. Ysop ist ein Zeichen für Demut, da es übersetzt „Zwergkraut“ bedeutet. Nur dem Demütigen gibt der Herr Gnade (vgl. Spr 3,34 i.V.m. 1Petr 5,5; Jak 4,6).
Das Βlut musste im ersten Schritt vergossen und im zweiten Schritt glaubensvoll angewendet werden, damit man errettet wurde. Genauso ist jeder Mensch verloren, der das Blut Jesu nicht für sich selbst zur Rettung in Anspruch nimmt. Das Opfer des Lammes war die Hauptzeremonie in der Stiftshütte und im Tempel zu allen Zeiten gewesen. Jedes kleine Kind in Israel kannte die Geschichte des Lammes. Und jetzt sollte das Volk Gottes das Lamm Gottes kennen lernen. Johannes der Täufer identifizierte den Herrn Jesus als das endgültige Passahlamm der Welt, das Lamm aus Jesaja 53, dass die endgültige Sühnung und Erlösung Israels und der Welt zustande bringen sollte. Er würde am Kreuz an Passah sein sündloses Blut und sein Leben geben. Doch sie erkannten Ihn nicht.
Für uns ist es heutzutage ähnlich: Das Vergießen des Blutes auf Golgatha an sich rettet keinen Menschen. Die Rettung liegt in der glaubensvollen Anwendung dieses Opfers für den Sünder persönlich, der gewissermaßen das Blut an die Türpfosten seines Herzens gestrichen hat.
Johannes 3,16
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab (Vergießen des Blutes), damit jeder, der an Ihn glaubt (Anwendung des Blutes auf den Sünder persönlich), nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“
Wer heute das Evangelium gehört hat, verfügt über die notwendige Information zu seiner persönlichen Errettung. Aber er muss glauben, um in den tatsächlichen Genuss der Errettung zu kommen. Die Errettung ist aus Gnaden mittelst des Glaubens (Eph 2,8; Hebr 11,6).
Die tatsächliche Erfüllung des Passahfestes ist somit der Tod des Messias Jesus Christus, des endgültigen Passahlammes Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt. Er starb für jüdische und heidnische Gläubige, die seine Person und sein Werk am Kreuz annehmen und somit das Blut des Lammes auf die Türpfosten ihres eigenen Herzens sprengen. Wenn wir geistlich gesprochen, sein Fleisch essen und sein Blut trinken (Joh 6,54), dann haben wir ewiges Leben und kommen nicht ins Gericht. Das Gericht ist an uns vorübergegangen und wir werden auferstehen.
▪︎ Was macht das Passah so bedeutend?
Derek Prince, einer der vertrauenswürdigsten Bibellehrer des zwanzigsten Jahrhunderts, sagte einmal, dass die stärkste Glaubensproklamation zur Erlösung folgende ist: „Durch das Blut des Lammes bin ich aus der Hand des Feindes freigekauft!“ Er sagte: „Wenn Sie diese Proklamation im Glauben machen können und das beständig tun, wird etwas geschehen. Sie werden aus der Macht des Feindes befreit!“
Das ist die wahre Botschaft des Passahs. Das Passahfest ist eine Glaubensproklamation, dass wir losgekauft sind durch das Blut des Lammes! Etwas geschieht in uns, wenn wir das Passah feiern. Wenn wir zusammenkommen, um Gottes großer Werke der Erlösung zu gedenken und wir verkünden heute die Kraft der Erlösung in unserem Leben, dann hat das IMMER eine Auswirkung. Das Passah ist für Gott sehr wichtig. Aber Satan hasst das Passah. Der Feind hat alles darangesetzt, das Passah zu stehlen. Die gute Botschaft ist: Gott stellt das Passah wieder her. Aber es ist ein Kampf. Der Kampf um das Passah ist der Kampf um das Blut. Satan möchte uns eine blutleere Religion geben, weil eine blutleere Religion keine Kraft besitzt. Die Kraft ist im Blut!
Hebräer 10,19
„Da wir nun, ihr Brüder, kraft des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum“
▪︎ Das Sedermahl Jesu und dessen Bedeutung
Das letzte Mahl, das Abendmahl, das Jesus mit den Jüngern hielt, war ein Sedermahl. Es hat sich seit Jesu Lebzeiten in wesentlichen Teilen nicht verändert:
Lukas 22,15
„Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide“
Auf der Festtafel zum Sedermahl befinden sich traditionell-jüdisch diverse Lebensmittel mit einer jeweils ganz speziellen Symbolik (siehe unten Speisen & Getränke).
Wenn die Juden wirklich die Verbindung zwischen der Passahzeremonie und der Person und dem Werk des Herrn Jesus Christus am Kreuz verstehen, erkennen sie Jesus Christus als ihren Messias. Der Grund liegt darin, dass der Herr selbst sowohl biblische als auch jüdische Elemente in seiner eigenen Feier des Festes miteinander verbunden hat. Er hat sich selbst mit Teilen der Zeremonie identifiziert und dies den Aposteln erklärt. Auch die Autoren des Alten und Neuen Testaments beziehen sich teilweise darauf. Daher gibt es einige Bibelpassagen, die nur auf dem Hintergrund des Passahfestes wirklich verstanden werden können.
Im alttestamentlichen Rahmen finden wir die messianische Bedeutung in Jesaja 52,13–53,12, wo das Kommen des Messias im Bild eines Lammes dargestellt wird. In Jesaja 53 werden über den Knecht Gottes die gleichen Aussagen gemacht wie über das Passahlamm. In der Kernaussage in diesem Text geht es um den Messias als das endgültige Passahlamm.
Das Neue Testament sieht Jesus als die Erfüllung des Passahmotivs. Mit dem Tod des Messias wurde das Passahfest erfüllt. Vier Stellen im Neuen Testament bringen den Messias eindeutig mit dem Passahlamm in Verbindung. In Johannes 1,29.35-36 stellt Johannes der Täufer dem jüdischen Volk Jesus vor und sagt: „29b Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“
Wenn Johannes Jesus mit dem Lamm Gottes gleichsetzt, identifiziert er Ihn mit dem Passahlamm von 2. Mose 12 und dem messianischen Lamm von Jesaja 53. Johannes wies aufgrund von Offenbarung seine Zeitgenossen darauf hin, dass Jesus als das Lamm Gottes, die Sünde der Welt wegnimmt. Jeder Israelit, der die Formulierung „das Lamm Gottes“ hörte, erinnerte sich aufgrund seiner Herkunft, seiner Tradition augenblicklich an die einzigartige und heilige Feier des Passah. Auch in 1. Petrus 1,18-19 und Offenbarung 5,12 wird der Messias als Lamm dargestellt. Durch Seinen Tod erfüllt Jesus das Passahmotiv vom geschlachteten Lamm. Im Alten Testament erfahren wir, was der Messias sein wird; im Neuen Testament wird uns gesagt, was Jesus war.
Jesus wird nicht nur mit dem Lamm selbst identifiziert. Paulus identifiziert Ihn mit dem ganzen Passahfest in 1. Korinther 5,7.
▪︎ Nur für Mitglieder
Das Passahlamm durfte nur am Ort des Heiligtums – also zunächst in der Stiftshütte und später im Tempel – geschlachtet und gegessen werden. Hierzu hatten die Männer Israels per Gesetz angeordnet zu erscheinen. Dabei war vorgeschrieben, dass ausschließlich Mitglieder des erwählten Gottesvolkes an diesem Gemeinschaftsmahl teilnehmen durften. Nur durch die Beschneidung konnte man Mitglied in diesem Volk Gottes werden (1Mo 17,12; 2Mo 12,44.48). Es gab keine andere Möglichkeit, dem Bund mit Gott beizutreten. Ohne Beschneidung gab es keine Teilhaberschaft am Volk Gottes.
Das gilt auch für den Neuen Bund; hier sind die Mitglieder des Gottesvolkes jedoch nicht an der Vorhaut, sondern inwendig, an ihrem Herzen beschnitten (Röm 2,28-29; Phil 3,3; Kol 2,11; i.V.m. 5Mo 10,16; Jer 4,4; 9,25).
▪︎ Jesus – Der Tempel Gottes
Das Blut der zu Zehntausenden geschlachteten Lämmer – hektoIiterweise Blut – das am Brandopferaltar ausgegossen wurde, floss in ein gigantisches unterirdisches Kanalisationssystem unterhalb des Tempelplateaus in Richtung Hinnom-Tal ab. Dazu wurden große Mengen Wasser aus unterirdischen Zisternen in die Kanäle geleitet. Aus der Seite des Tempelplateaus heraus strömte zu Passah eine regelrechte Flut von Blut und Wasser, ein Bild für Jesus, der seinen Leib als den Tempel Gottes bezeichnete (Joh 2,19-21)
Johannes 19,34
„sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus“
▪︎ Jesus – Das Passahlamm aus Bethlehem
Zu Zeiten Jesu kamen nur Lämmer aus Bethlehem als Passahlämmer in Betracht. Also wurde das in Bethlehem geborene Lamm ausgewählt, von Osten (den Ölberg herab) nach Jerusalem gebracht und gelangte durch das Schaftor in die Stadt. Dieses Tor lag im Norden und führte zum Tempel (Joh 5,2). Hier wurden die Schafe hineingebracht, die als Opfer auf dem Brandopferaltar dargebracht wurden. Am zehnten Tag des ersten Monats ging Jesus, das Lamm, geboren in Bethlehem, den Ölberg herab und betrat Jerusalem durch das Schaftor, was als sein „triumphaler Einzug“ bezeichnet wird. Als er einzog, winkten die Menschen mit Palmenzweigen und riefen: „Gesegnet ist, der da kommt im Namen des HERRN! Rette uns, Sohn Davids!“ Durch die Beifallsbekundungen der Menschenmasse wird Jesus als Israels Messias bezeichnet! Die Volksmenge hatte ihr Passahlamm gewählt!
▪︎ Eine Nacht des Wachens
Nach dem Sedermahl, etwa ab Mitternacht, verbrachte Jesus die restliche Zeit der Nacht im Gebet im Garten Gethsemane auf dem Ölberg. Diese besondere Nacht gilt im Judentum in Erinnerung an die Nacht des Auszuges aus Ägypten seit jeher als eine Nacht des Wachens:
2. Mose 12,42
„Eine Nacht des Wachens war dies für den HERRN, damit er sie aus dem Land Ägypten herausführen konnte; das ist diese dem HERRN geweihte Nacht, ein Wachen für alle Söhne Israel in all ihren Generationen“
Jesus durchkämpfte diese Nacht im Wachen und Beten, im intensiven Gebet für die Errettung der Welt, für die Herausführung der Menschheit aus der Sklaverei der Sünde. Die Jünger aber schliefen (Mt 26,40-44; Mk 14,36-40; Lk 22,39-46).
Genau wie Gott damals in dieser Nacht wachte, um sein Volk aus Ägypten herauszuführen, so wachte nun Jesus, um das Volk des Neuen Bundes aus der Sklaverei der Sünde herauszuführen. Das, was Gott im Alten Testament nach dieser Nacht des Wachens im Natürlichen tat, geschah nun, in der Vorbereitung auf den Neuen Bund, im Geistlichen.
▪︎ Das Passahfest – auch für Christen?
Warum sollten Heidenchristen das Passahfest feiern?
Wir sollten bedenken, dass das Passah ein Fest ist, das von Gott geschaffen wurde. Dieses Fest wurde uns gegeben, um unseren Glauben zu stärken und uns darauf vorzubereiten, in die Fülle Seines Segens einzutreten.
Das Passahfest wurde den Juden im Alten Testament von Gott verordnet, um sie die Wichtigkeit der Erlösung durch das Blut des Messias zu lehren. Es wurde auch von den Christen im Neuen Testament eingehalten, um Gottes Erlösungswerk zu verinnerlichen und sich daran zu erinnern. Die Bibel sagt uns, dass es eine ewige Bestimmung sein soll. Ein Fest für alle Zeiten. Vielen Christen fehlt das Verständnis, dass das Passah genauso ein Fest des Neuen Testaments sowie des Alten Testaments ist. Es zieht sich durch das gesamte Neue Testament. Selbst Jesus und die Apostel haben das Passah gefeiert. Das ursprüngliche letzte Abendmahl unseres Herrn war ein Passah- oder Sedermahl. Die Apostel haben die nichtjüdischen Gemeinden gelehrt, das Passah zu feiern. Im ersten Korintherbrief schrieb Paulus an eine vorwiegend nichtjüdische Gemeinde und sagte: „Denn auch unser Passahlamm, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns das Fest feiern.“ (1Kor 5,7-8). Über Jahrhunderte war das Passah die wichtigste jährliche Feier der urchristlichen Gemeinde.
Anhand von Römer 11,11-29 und Epheser 2,11-22 ist ersichtlich, dass wir als Heidenchristen hinzugekommen sind und mit den jüdischen Glaubensgeschwistern eins in Christus sind.
Die Bibel der Christen besteht aus dem Alten und Neuen Testament. Die Wurzeln des Neuen Testaments liegen im Tenach, von uns Altes Testament genannt. Ohne dieses ist ein angemessenes Verständnis des Neuen Bundes (Neues Testament) nicht möglich. Eine messianische Sederfeier kann dies neu und nachhaltig ins Bewusstsein rufen.
Christus hat die Trennwand des Gesetzes zwischen Juden und Nichtjuden niedergerissen. Nun haben in Christus auch Nichtjuden Anteil an den Bündnissen, an den Verheißungen und am Bürgerrecht Israels.
Die geschichtlichen Entwicklungen ab dem Ende des ersten Jahrhunderts führten dazu, dass die christliche Gemeinde immer mehr ihre jüdischen Wurzeln aufgab. Die Trennung zwischen Juden und Christen bereitete unter anderem den Boden für das unsagbare Leid, das dem jüdischen Volk vom christlichen Abendland zugefügt wurde.
Wenn Christen das Passah- oder Sedermahl im Sinne des letzten Abendmahls Jesu feiern, tun sie das in Kontinuität mit den ersten Gläubigen aus dem jüdischen Volk und in Einheit mit den messianischen Juden heute.
Wenn Christen Passah feiern und dabei auch des Opfers Jesu gedenken, bringt man zum Ausdruck, dass der christliche Glaube der Glaube der Väter und daher zutiefst jüdisch im Sinne des biblischen Judentums ist. Christen sind dazu gekommen zu den Gaben und Segnungen, die Gott seinem Volk Israel verheißen hat, wie Paulus schreibt: „Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium“ (Eph 3,3.6). „Gehört ihr Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Gal 3,29).
Bei einem messianischen Sederabend geht es nicht um ein erlebnisorientiertes Nachspielen einer jüdischen Sederfeier oder um eine Enteignung der jüdischen Tradition, sondern um ein Aufgreifen der biblischen Wurzeln, die für das heilsgeschichtliche Verständnis unabdingbar sind.
Gerade in der Passionszeit oder während des Passahfestes kann eine messianische Sederfeier unseren Glauben bereichern und unser Verständnis für das jüdische Volk und für die biblischen Wurzeln unseres Glaubens vertiefen. Hierbei kommt in besonderer Weise zum Ausdruck, dass Gott ein Gott der Geschichte ist. So wie er damals in Ägypten sein Volk befreit hat, tut er es auch noch heute durch seinen Sohn Jesus Christus.
Das Feiern der biblischen Feste beinhaltet für uns als Gläubige in Jesus Christus kein Zelebrieren aus Gesetzlichkeit, sondern ein Feiern aus dem Blickwinkel der Freiheit und Offenbarungserkenntnis in Jesus Christus. Außerdem stellt das Feiern der biblischen Feste ein sehr gutes Mittel des Gottes Israels gegen religiöse Arroganz und geistlichen Antisemitismus dar.
▪︎ Große Veränderungen
Passah ist ein Zeitfenster großer Veränderungen. Wenn wir in den ersten Monat Nissan/Abib eintreten, dem Jahreszyklus der Erlösung des Herrn, sollten wir Veränderung für unser Herz, Verstand, Familie, Finanzen, Städte und Nationen proklamieren. Wir sollten nicht mit den gleichen Erwartungen der vorangegangenen Zeit in den Monat Nissan/Abib übertreten, sondern den Herrn suchen, um neue Möglichkeiten und neuen Zugang zu Gottes Ressourcen eröffnet zu bekommen.
Passah ist der Startschuss für ein Leben in den Absichten und der Fülle Gottes. Es ist das Fest des Auszugs aus dem Machtbereich des Feindes, zum Land unserer Verheißung. Es ist das Fest der Bekehrung und besitzt eine Fülle von Hinweisen auf Jesus, seinen Opfertod am Kreuz und die Errettung durch sein vergossenes Blut. Passah ist eine Glaubensproklamation, dass wir losgekauft sind durch das Blut des Lammes.
Das Passahfest ist die Woche des Blutes des Lammes!
Speisen & Getränke
Auf der Festtafel zum Sedermahl befinden sich traditionell-jüdisch diverse Lebensmittel mit einer jeweils ganz speziellen Symbolik:
• Ein Lamm zusammen mit bitteren Kräutern und ungesäuertes Brot „Mazzot“ in Form von drei übereinander gelegten Brotscheiben.
• Petersilie bzw. grüne Kräuter (hebr. karpas)
(2Mo 12,22; Lk 10,17-19; 2Kor 10,4-5; Offb 12,10-11)
Die Petersilie wird in Salzwasser, ein Symbol für Tränen, getunkt und dann gegessen, um sich zu erinnern, dass das Leben der Erzväter oder Patriarchen in Tränen getaucht war. Aber es erinnert auch an den Durchzug durchs Schilfmeer (Salzwasser). Außerdem symbolisiert es Ysop, das Gewächs, mit dem das Blut an die Türpfosten gestrichen wurde. Neutestamentlich symbolisiert es unser persönliches Zeugnis, unser Bekenntnis.
• Salzwasser (hebr. mej melach) & Meerrettich bzw. bittere Kräuter (hebr. Chaseret & Maror)
(2Mo 2,23; 13,17–14,31; 22,22)
Das Salzwasser dient als Symbol für das Wasser des Schilfmeeres und erinnern an das bittere Leben und die Tränen der Sklavenzeit in Ägypten.
• Ein hartgekochtes Ei (hebr. biza)
Das Ei erinnert zuerst an das tägliche Brandopfer im Tempel. Inmitten des Passah-Seders wird das jüdische Volk daran erinnert, dass es kein Opfer mehr hat, das es vor Gott gerecht macht. Aber es erinnert auch an die Trauer über die Zerstörung des Tempels. Das Ei kam erst nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem dazu. Das hartgekochtes Ei wird beim heutigen Passahmahl als „Vorspeise“ verzehrt und in Salzwasser getaucht, um symbolisch die Zerstörung des Tempels zu betrauern.
• Bitterkraut (hebr. maror)
Davon wird zumindest so viel gegessen (auch mit Matzen), dass er Tränen in die Augen treibt. Man kann nicht die Süße der Erlösung wertschätzen, bevor man nicht selbst zuerst die Bitterkeit der Sklaverei erlebt.
• Dattelbrei (hebr. charosset)
(2Mo 5,16.18; Apg 7,34-36; 13,17)
Der lehmartige Brei, eine Mischung aus geriebenen Nüssen, Datteln, Äpfeln, Zimt und süßem Wein oder Traubensaft, der den Lehm von der Ziegelherstellung in Ägypten symbolisiert und die Süße der Befreiung durch Gott.
• Chaseret
Ein zweites Bitterkraut, das zusammen mit dem Dattelbrei „Charosset“ gegessen wird. Meistens ist Chaseret Meerrettich.
• Ungebrochener Schenkelknochen eines Lammes (hebr. sroa)
(2Mo 12,5.8.27.46; Joh 19,36 i.V.m. 4Mo 9,12; Ps 34,21)
Ein ungebrochener Schenkelknochen eines Lammes mit etwas Fleisch daran, als Erinnerung an das Passahopfer im Heiligtum. Der ungebrochene Knochen symbolisiert, dass Jesus am Kreuz kein Knochen gebrochen wurde. Zur Zeit Jesu wurde gemäß biblischer Weisung das gesamte Passahlamm gegessen. Nach der Zerstörung des Tempels und dem Ende des Opferdienstes wird nur noch ein einzelner ungebrochener Lammknochen verwendet. Es ist ein Zeichen für das Opfer, das man an diesen Tagen gebracht hätte. Aber ist es noch ein ursprüngliches Passahmahl, wenn das Lamm fehlt? Das Lamm fehlt nicht, sondern ist mitten unter den Feiernden – Jesus Christus – Jeschua ha-Maschiach!
Vier Kelche Wein + Der Kelch des Elia
(1Mo 40,11-13; 2Mo 6,6-7; LK 22,20)
1. Der Kelch der Heiligung: Herausgeführt aus Ägypten;
2. Der Kelch des Gerichts: Errettung aus der Macht des Pharaos;
3. Der Kelch der Erlösung: Erlöst und frei, um ins verheißene Land einzuziehen;
4. Der Kelch des Lobpreises: Angenommen und Einzug ins verheißene Land.
5. Der Kelch des Elia (Koss Elijahu)
Dieser Kelch symbolisiert den Kelch des Abendmahls und weist auf Jesus Christus hin.
Festtagsgrüße (Wünsche)
Chag Pessach Sameach (חג פסח שמח) Fröhliches Passah | Happy Passover
Auf Hebräisch grüßt man sich mit „Chag Pessach Sameach“, was auf Deutsch „ein fröhliches Passahfest“ bedeutet. Auf Englisch sagt man einfach „Happy Passover“.
Quellen
- Daniel Glimm – Das Passah und seine Bedeutung
- Chuck D. Pierce & Robert Heidler – Das Passah und seine Bedeutung
- Susanne Galley – Das jüdische Jahr - Feste, Gedenk- und Feiertage
- Arnold Fruchtenbaum – Die Feste des Herrn
- Eddie Chumney – Die Feste des Judentums
- Alfred Burchartz – Israels Feste - Was Christen davon wissen sollten
- Institut für Israelogie – Die Feste des Judentums
- Martin Baron – Die 7 Feste der Bibel und ihr Geheimnis
- Elberfelder Studienbibel
- Walvoord-Bibelkommentar
- eigene Anmerkungen
Mein besonderer Dank geht an Daniel Glimm für die Bereitstellung der entsprechenden Botschaft.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen