Psalm 48,2-3
„2 Groß ist der HERR und hoch zu loben in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berg. 3 Schön erhebt sich, die Freude der ganzen Erde, der Berg Zion auf der Seite des Nordens — die Stadt des großen Königs“
2. Chronik 6,6
„Aber Jerusalem habe ich erwählt, dass mein Name dort sei,...“
Der Nahost-Konflikt ist nicht nur politisch, sondern auch tief geistlich geprägt. Im Zentrum steht das Spannungsfeld der drei großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam –, die Jerusalem als heilig betrachten. In der Stadt gibt es heute über 1.200 Synagogen, über 150 Kirchen und über 70 Moscheen, die die Präsenz dieser Glaubensrichtungen unterstreichen. Das Christentum als messianischer Zweig des Judentums entstand aus diesem, während der Islam sich als die letzte und abschließende Offenbarung sieht und daher beansprucht, Judentum und Christentum abzulösen.
Für die Juden ist Jerusalem der Ort der beiden Tempel – des Salomonischen Tempels und des zweiten Tempels, der im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer zerstört wurde.
Die Westmauer (Kotel oder Klagemauer) ist das einzige erhaltene Relikt, und viele Juden beten dort, um für die Wiedererrichtung des Tempels, das Kommen des Messias und die Erlösung Israels zu bitten.
Jerusalem ist auch die Stadt der Könige Saul, David und Salomo und wird als „Stadt Gottes“ und „Stadt des großen Königs“ verehrt (Ps 48,1-3; Mt 5,35). Die Bibel enthält fast 800 Erwähnungen Jerusalems als Stadt Gottes und prophezeit dessen Wiederherstellung und Rolle als Hauptstadt Israels sowie letztlich als Welthauptstadt (vgl. Jes 2; 52; Offb 21). Entsprechend richtet Israel seinen Blick stets auf Jerusalem.
Für die Christen ist Jerusalem die Wiege ihres Glaubens. Es ist der Ort, an dem Jesus lehrte, gekreuzigt und auferweckt wurde, gen Himmel fuhr und eines Tages zurückkehren wird (vgl. Apg 1,11). Die Via Dolorosa erlaubt es, Jesu Leidensweg nachzuvollziehen. Wichtige christliche Orte sind dort zu finden. Diese wird von sechs Konfessionen verwaltet – darunter die griechisch-orthodoxe und die römisch-katholische Kirche. Neben der Grabeskirche gibt es viele weitere christliche Kirchen und Konfessionen, die in Jerusalem präsent sind.
Muslime betrachten Jerusalem als ihre „drittheiligste Stätte“ nach Mekka und Medina. Die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom wurden an der Stelle der ehemaligen jüdischen Tempel errichtet. In der islamischen Überlieferung ist Jerusalem der Ort, von dem aus Mohammed, begleitet von einem geflügelten Pferd (Buraq), seine Himmelsreise antrat. Diese Legende erklärt, warum Muslime die Westmauer auch „Buraq-Mauer“ nennen. Der Koran selbst erwähnt Jerusalem allerdings nicht. Erst im Verlauf der islamischen Geschichte erhielt die Stadt eine religiöse Bedeutung.
Seit 1950 ist der Westteil Jerusalems die Hauptstadt Israels; der Ostteil wurde im Sechstagekrieg 1967 von Jordanien erobert. 1980 erklärte das israelische Parlament das „vollständige und vereinigte Jerusalem“ zur Hauptstadt Israels, ein Anspruch, der international weitgehend nicht anerkannt wird. Jerusalem ist eine Stadt, in der Religionen, politische Interessen und Weltanschauungen aufeinanderprallen und die alles andere als gewöhnlich ist.
▸ Lies auch unseren Beitrag „Jerusalem – Die Stadt des großen Königs und seine biblische Bedeutung (inkl. Namen & Chronologie)“
● Jerusalem ist die „Heilige Stadt“ für drei Religionen. Alle drei laden diese Stadt sehr stark mit Bedeutung auf. Wie verträgt sich das miteinander?
Diese Frage wurde Michael Kashi gestellt. Michael hat als Soldat im Sechstagekrieg die Eroberung Alt-Jerusalems miterlebt und ist seitdem Augenzeuge der Entwicklung der Stadt. Über Jerusalem damals und heute berichtet er:
„Ich als Jude spreche zuerst mal für die Juden. Für uns war Jerusalem immer die heiligste Stadt überhaupt. Das Judentum ohne Jerusalem kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich gab es viele Zeiten, wo Juden in Jerusalem nicht leben durften, aber sie hatten Jerusalem dann im Kopf oder im Herzen gehabt. Ohne Jerusalem ging es nicht. Für Christen war Jerusalem ebenfalls immer eine heilige Stadt, Christentum ohne Jerusalem kann ich mir fast auch nicht vorstellen. In den letzten Jahren sind viel mehr Christen nach Israel gekommen, um Jerusalem zu sehen. Das war früher, vor 1967 [dem Sechstagekrieg] nicht der Fall.
Bei den Muslimen denke ich, dass Jerusalem ebenfalls erst nach der jüdischen Eroberung 1967 so richtig wichtig wurde. Heute hört man viel von der drittheiligsten Stadt im Islam – ich empfinde das nicht so. Früher war Jerusalem für die Muslime nicht so bedeutend, wie sie heute tun. Natürlich waren die Al-Aqsa-Moschee oder der Felsendom wichtig, aber nicht Jerusalem als Stadt. Als ich 1970 nach Deutschland kam, habe ich damals mit Muslimen gesprochen, die aus Tunesien gekommen sind oder aus Afghanistan oder Pakistan. Viele von denen wussten überhaupt nicht, was Jerusalem ist. Sie kannten die Al-Aqsa-Moschee, aber sie kannten nicht Jerusalem selbst. Auch wenn ich ihnen den arabischen Namen der Stadt genannt habe, al-Quds, wussten sie überhaupt nicht, wovon ich rede. Wenn ein Muslim eine Wallfahrt macht, dann fährt der nach Mekka und kommt nicht nach Jerusalem.“
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Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen