Tzom Tammuz – Schiwa Assar be-Tammuz (17. Tammuz) – Das Fasten des vierten Monats


Sacharja 8,19

So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften Monat und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird für das Haus Juda zum Jubel und zur Freude und zu wunderbaren Festzeiten werden. Liebt die Wahrheit und den Frieden!

 

Klagelieder 5,21

Bringe uns zu dir zurück, o HERR, so werden wir umkehren; Lass unsere Tage wieder werden wie früher!


Tzom Tammuz, auch bekannt als der 17. Tammuz (hebr. Schiwa Assar be-Tammuz) ist ein kleiner Fastentag mit großer Bedeutung, der eine zentrale Rolle in der jüdischen Trauer- und Gedenkzeit spielt.

 

Der Fastentag erinnert an die Belagerung Jerusalems und den Durchbruch der Stadtmauern, der zur Zerstörung Jerusalems und des Ersten Tempels im Jahr 586 v. Chr. durch die Babylonier sowie des Zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer führte.

 

Während der Sommer für viele Menschen eine Zeit der Freude, Entspannung und Urlaub ist, stellt er für das jüdische Volk eine Periode der Trauer und des Gedenkens an große Verluste und vergangene Tragödien dar, geprägt von tiefem historischem und geistlichem Bewusstsein.

 

Tzom Tammuz markiert außerdem den Anfang der dreiwöchigen nationalen Trauerzeit zwischen dem 17. Tammuz und dem 9. Ab (Tischa be-Ab). Diese Trauerzeit stellt den Zeitraum vom Durchbruch der Jerusalemer Mauer durch Nebukadnezar II. bis zur Zerstörung des Tempels am 9. Ab dar und wird „zwischen den Meerengen“ (hebr. Bein ha-Metzarim) oder „Tage inmitten der Bedrängnisse“ genannt. Der Name geht auf Klagelieder 1,3 zurück, wo es heißt:

 

Gefangen ist Juda weggezogen aus Elend und aus schwerem Sklavendienst. Es wohnt unter den Nationen, findet keinen Rastplatz. Alle seine Verfolger haben es erreicht – mitten in der Bedrängnis“.

 

Für viele Juden sind die „drei Wochen der Trauer“ auch eine Zeit des Gedenkens an die Schrecken des Holocaust.

 

Name

Für den Fastentag gibt es für gewöhnlich drei Namen:

 

Tzom Tammuz (Fasten von Tammuz)

Das hebräische Wort für Fasten ist „tzom“ und bezieht sich auf den Fastentag, der an diesem Datum begangen wird. „Tammuz“ ist der Name des vierten Monats im jüdisch-biblischen Kalender, der dem Juni oder Juli im gregorianischen Kalender entspricht.

 

Schiwa Assar be-Tammuz (17. Tammuz)

Der hebräische Name „Schiwa Assar be-Tammuz“ bedeutet wörtlich „der siebzehnte Tag im Tammuz“. „Schiwa“ bedeutet „sieben“ und „Assar“ bedeutet „zehn“. Das Wort „be“ bedeutet „im“ oder „an“ und „Tammuz“ ist der Name des vierten Monats im jüdisch-biblischen Kalender.

 

Fasten des 4. Monats

In der Bibel wird Tzom Tammuz als das Fasten des 4. Monats bezeichnet (Sach 8,19). Demnach wird dieser Tag zu einem Tag voller „Jubel, Freude und zu einer wunderbaren Festzeit“ werden, sobald der Messias zurückkehrt.

 

Wann

Juni–Juli (17. Tammuz)


Tzom Tammuz wird jährlich am 17. Tammuz begangen.

 

2024/5784: Morgengrauen, Di. 23. Juli – Abenddämmerung Di. 23. Juli (17. Tammuz)

2025/5785: Morgengrauen, So. 13. Juli – Abenddämmerung So. 13. Juli (17. Tammuz)

2026/5786: Morgengrauen, Do. 02. Juli – Abenddämmerung Do. 02. Juli (17. Tammuz)

2027/5787: Morgengrauen, Do. 22. Juli – Abenddämmerung Do. 22. Juli (17. Tammuz)

2028/5788: Morgengrauen, Di. 11. Juli – Abenddämmerung Di. 11. Juli (17. Tammuz)

 

Wie die anderen kleinen Fastentage beginnt Tzom Tammuz in der Morgendämmerung bei Sonnenaufgang und endet bei Anbruch der Dunkelheit, beim Aufgang der ersten Sterne am Abend, am selben Tag.

 

Wenn der 17. Tammuz auf einen Schabbat fällt, wird das Fasten auf den folgenden Tag, also den 18. Tammuz, verschoben. Der Schabbat ist ein Tag der Freude und des Festmahls, an dem das Fasten, außer an Jom Kippur, nicht erlaubt ist.

 

Bibelstellen

2Kön 25,4-10; Sach 8,19

 

Tora-Lesung:

2Mo 32,11-15; 34,1-11; Jes 55,6–56,8

 

Hintergrund

Am Tzom Tammuz, dem 17. Tammuz, gedenken Juden weltweit der Tragödien, die an diesem Tag in der Geschichte stattgefunden haben. Dieser Tag ist geprägt durch spezielle Gebete und Bußgebete, begleitet von Fasten und Reflexion über die Herausforderungen, die das jüdische Volk im Laufe der Geschichte ertragen hat. Es ist auch eine Zeit der erneuten Verpflichtung zur Bewahrung und Weitergabe des jüdischen Erbes.

 

Der Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, diskutiert im Traktat Ta'anit 28b fünf Unglücksfälle, die am 17. Tammuz stattgefunden haben. Die Passage besagt: „Am 17. Tammuz sind fünf Dinge geschehen: Die Tafeln wurden zerbrochen, das Tamid-Opfer wurde eingestellt, die Mauern der Stadt wurden durchbrochen, Apostomos verbrannte die Tora und er stellte ein Götzenbild im Tempel auf.“

 

Das Zerbrechen der Gesetzestafeln durch Mose (2Mo 32,19)

Der 17. Tammuz ist eng mit dem Zerbrechen der Gesetzestafeln durch Mose verbunden. Nachdem das Volk Israel aus Ägypten befreit worden war, erhielt Mose auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote auf zwei steinernen Tafeln. Während Mose auf dem Berg war, verlor das Volk jedoch die Geduld und fertigte ein Goldenes Kalb an, das sie anbeteten. Als Mose vom Berg herabstieg und das Volk beim Götzendienst sah, war er so erzürnt über ihren Verrat an Gott, dass er die steinernen Tafeln zerschmetterte. Dieser Akt symbolisierte die schwere Sünde des Volkes und die Zerstörung ihrer ersten Verbindung mit den Geboten Gottes.

 

Nach der jüdischen Tradition und den Überlieferungen im Talmud fand das Zerbrechen der Tafeln durch Mose am 17. Tammuz statt. Dieses Ereignis wird als eine der fünf Unglücksfälle betrachtet, die an diesem Tag in der Geschichte des jüdischen Volkes geschahen. Das Zerbrechen der Tafeln markiert einen tiefen Bruch in der Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel und steht für den Verlust der göttlichen Beziehung sowie die Notwendigkeit der Buße und Umkehr.

 

Um hierbei den Zeitpunkt richtig zu verstehen, ist es hilfreich zu wissen, dass der 17. Tammuz 40 Tage nach dem Wochenfest (Schawuot) liegt. Am Wochenfest stieg Mose auf den Berg Sinai, wo er 40 Tage lang blieb. Am 16. Tammuz bauten die Israeliten in dem Glauben, dass Mose nicht zurückkehren würde, das Goldene Kalb. Als Mose am nächsten Tag, dem 17. Tammuz, herabstieg, sah er, dass sie gegen die von Gott gegebenen Gesetze verstoßen haben, und er zerstörte die Tafeln (2Mo 32,19).

 

Zerstörung der Mauern Jerusalems (586 v. Chr.; Jer 39,2; 2Kön 25,3-4)

Das wichtigste Ereignis, das mit Tzom Tammuz in Verbindung steht, ist die Durchbrechung der Mauern Jerusalems durch die babylonischen Truppen unter König Nebukadnezar II im Jahr 586 v. Chr. Diese Durchbrechung markierte den Beginn des Endes des Ersten Tempels und führte drei Wochen später zur Zerstörung Jerusalems und des Tempels am 9. Ab (Tischa be-Ab).

 

Im Jahr 588 v. Chr. begann Nebukadnezar II., der König von Babylon, die Belagerung Jerusalems. Im Jahr 586 v. Chr. gelang es ihm eine Bresche in die Stadtmauer Jerusalems zu schlagen. Die Stadt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eineinhalb Jahre Belagerungszustand und großes Leid hinter sich. Jerusalem und der Tempel wurden geplündert und verbrannt (2Kön 25,4-10). Der levitische Opferdienst hörte im Tempel auf. Jeremia war ein Augenzeuge der Zerstörung. Er beschrieb, dass die bronzenen Tempelgeräte zerschlagen und nach Babylon gebracht wurden, ebenso die goldenen und silbernen Gefäße und Leuchter (Jer 52,17-23). Tausende Juden wurden aus ihrer Heimat vertrieben und wurden nach Babylon deportiert. 

 

Dies war der Anfang der von Jeremia prophezeiten siebzigjährigen Gefangenschaft in Babylon (Jer 25,11; 29,10). Während dieser Gerichtsphase war der Erste Tempel eine Ruine und Jerusalem wurde zu einem Sprichwort unter den Nationen, genau wie es in 2. Chronik 7,19-20 beschrieben worden war:

 

19 Wenn ihr euch aber abwendet und meine Satzungen und Gebote, die ich euch vorgelegt habe, verlasst, und hingeht und anderen Göttern dient und sie anbetet, 20 so werde ich sie aus meinem Land herausreißen, das ich ihnen gegeben habe; und dieses Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, werde ich von meinem Angesicht verwerfen und es zum Sprichwort setzen und zum Spott unter allen Völkern

 

Nachdem Kyrus, der König von Persien 539 v.Chr. Babylon erobert hatte, gewährte er als einer seiner ersten Amtshandlungen den Juden in Babylon Freiheit. Dadurch wurde es ihnen möglich, im Jahr 538 v. Chr. durch den sogenannten Kyrus-Erlass in ihre Heimat zurückzukehren und ihren zerstörten Tempel wieder aufzubauen.

 

Unter der Führung von Serubbabel, der von Kyrus zum Statthalter der persischen Provinz Juda ernannt worden war, kehrte eine erste Gruppe Juden, bereits um 537 v. Chr., aus dem Exil nach Jerusalem zurück. Der Zweck dieser Rückkehr war laut dem Edikt von Kyrus der Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels. Die Kosten dafür sollten vom Haus des persischen Königs übernommen werden (Esr 1,2; 6,4).

 

Nach ihrer Ankunft in Jerusalem bauten die heimgekehrten Juden zunächst den Altar wieder auf und legten das Fundament für den Tempel (Esr 3,1-10). Die hartnäckigen Samariter im Norden brachte die Arbeit am Tempel zum Stillstand (Esr 4,1-5). Die Juden hatten sich geweigert, die Samariter mitbauen zu lassen. Sechzehn lange Jahre zogen ins Land (536–520 v.Chr.), bevor die Rückkehrer die Bauarbeiten wieder aufnahmen.

 

Die beiden Propheten, Haggai und Sacharja, gaben den Ausschlag, das Tempelbauprojekt wieder aufzugreifen (Esr 5,1-2) und das Volk ging mit neuem Eifer an die Arbeit. So wurde der Zweite Tempel um 515 v. Chr. fertiggestellt.

 

Hinweis: Die Stadtmauer Jerusalems wurde vor der Zerstörung des Zweiten Tempels von den Römern unter Titus ebenfalls am 17. Tammuz durchbrochen. Der Durchbruch der Mauern Jerusalems und die Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels zu denselben Daten, die so viele Jahre auseinander liegen, sind kein Zufall. Sie sprechen von der Hand Gottes und dem Gericht, und deshalb ist der Sommer eine Zeit der Trauer und der Buße.

 

Unterdrückung des täglichen Opfers (69 n. Chr.)

Während der Belagerung Jerusalems durch die Römer 69 n. Chr., kurz vor der Zerstörung des Zweiten Tempels, musste das tägliche Talmid-Opfer (Korban Talmid), das im Tempel dargebracht wurde, eingestellt werden. Dies geschah ebenfalls am 17. Tammuz.

 

Diese Belagerung war Teil des Jüdischen Krieges (66–70 n. Chr.), einem großen Aufstand der Juden gegen die römische Besatzung. Die Verteidigung der Stadt wurde nicht nur durch den äußeren Druck der römischen Truppen, sondern auch durch interne Spannungen und Kämpfe zwischen verschiedenen jüdischen Fraktionen geschwächt.

 

Das Tamid-Opfer, ein kontinuierliches Brandopfer, das zweimal täglich im Tempel dargebracht wurde, war ein zentraler Bestandteil des täglichen Gottesdienstes und symbolisierte die ständige Verbindung zwischen Gott und dem jüdischen Volk. Aufgrund der langen Belagerung und der daraus resultierenden Ressourcenknappheit wurde es jedoch zunehmend schwierig, die notwendigen Opfergaben, insbesondere die Lämmer, zu beschaffen. Am 17. Tammuz im Jahr 69 n. Chr. wurde das Tamid-Opfer zum ersten Mal seit der Errichtung des Zweiten Tempels eingestellt, da die Vorräte vollständig erschöpft waren.

 

Die Einstellung des täglichen Opfers wurde als ein Zeichen des bevorstehenden Endes des Tempels und als Vorbote der Zerstörung Jerusalems angesehen. Für das jüdische Volk bedeutete dies eine tiefe geistliche Krise, da die kontinuierliche Anbetung und die heiligen Rituale, die das Zentrum ihres geistlichen Lebens bildeten, unterbrochen wurden.

 

Weniger als einen Monat nach der Unterdrückung des täglichen Opfers, im Jahr 70 n. Chr., durchbrachen die römischen Truppen die Verteidigung von Jerusalem und zerstörten den Zweiten Tempel. Dieses Ereignis wird jährlich am 9. Ab (Tischa be-Ab) betrauert. Die Zerstörung des Tempels führte zu tiefgreifenden Veränderungen im jüdischen geistlichen Leben und markierte den Übergang von einem Tempel-zentrierten Leben hin zu einem stärkeren text- und gebetszentrierten Judentum, das in den Synagogen gepflegt wird.

 

Die Unterdrückung des täglichen Opfers am 17. Tammuz ist somit ein Schlüsselmoment in der jüdischen Geschichte, der die dramatischen Veränderungen und den Verlust des heiligen Tempeldienstes symbolisiert, die durch die Zerstörung des Tempels verursacht wurden.

 

Verbrennung der Tora durch Apostomos (2. Jahrhundert)

Eine weitere tragische Erinnerung an diesen Tag ist die Verbrennung der Tora durch Apostomos, einen griechischen Offizier, während der griechischen Herrschaft über Israel. Dieses Ereignis wird als ein Zeichen der Unterdrückung und Respektlosigkeit gegenüber dem jüdischen Glauben angesehen.

 

Im 2. Jahrhundert v. Chr., während der Herrschaft der Seleukiden über Israel, kam es zu einem bedeutenden Ereignis, nämlich die Verbrennung der Tora durch den griechischen Offizier Apostomos. Diese Zeit war geprägt von geistlichen Spannungen, da die hellenistischen Herrscher, insbesondere Antiochos IV. Epiphanes, versuchten, ihre Kultur und Religion auf die jüdische Bevölkerung zu übertragen. Dies führte zu Maßnahmen, die die Ausübung des jüdischen Glaubens stark einschränkten.

 

Apostomos, dessen genaue historische Details und Identität nicht vollständig geklärt sind, befahl am 17. Tammuz die öffentliche Verbrennung einer Tora-Rolle. Die Tora, bestehend aus den fünf Büchern Mose, ist das heiligste Schriftwerk im Judentum und bildet das Fundament des jüdischen Gesetzes und Glaubens. Die Verbrennung der Tora war daher eine äußerst provokative und beleidigende Handlung gegenüber dem jüdischen Volk und wurde als eine der schwersten Entweihungen des Judentums betrachtet.

 

Diese Handlung war Teil einer breiteren Kampagne gegen die jüdische Glaubensausübung, die auch das Verbot der Beschneidung, der Schabbat-Feier und anderer geistlicher Praktiken einschloss. Diese Maßnahmen sollten die jüdische Identität und Kultur unterdrücken und die Hellenisierung vorantreiben. Die Unterdrückung führte schließlich zum Makkabäeraufstand (167–160 v. Chr.), einem bewaffneten Widerstand der jüdischen Bevölkerung unter Führung der Makkabäer, der erfolgreich zur Wiederherstellung der jüdischen Unabhängigkeit und der Wiedereinweihung des Tempels führte – ein Ereignis, das im Fest Chanukka gefeiert wird.

 

Die Verbrennung der Tora durch Apostomos hinterließ tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis des jüdischen Volkes und wurde zu einem Symbol für die Gefahren der Assimilation und die Notwendigkeit, die jüdische Identität und den Glauben zu bewahren.

 

Aufstellung eines Götzenbildes im Tempel (2. Jahrhundert)

Im 2. Jahrhundert v. Chr., während der Herrschaft der Seleukiden, ereignete sich noch ein bedeutendes und schwerwiegendes Ereignis in der jüdischen Geschichte, nämlich die Aufstellung eines Götzenbildes im Tempel von Jerusalem durch Apostomos am 17. Tammuz. Diese Entweihung des Tempels durch die Aufstellung eines Götzenbildes war ein symbolischer Akt der absoluten Missachtung des jüdischen Glaubens und der Traditionen.

 

Die Unterdrückung und Entweihung führten zu erheblichem Widerstand unter den Juden. Der Makkabäeraufstand (167–160 v. Chr.) war eine direkte Reaktion auf die seleukidische Politik der Hellenisierung. Unter der Führung von Judas Makkabäus kämpften die Juden gegen die Seleukiden und erlangten schließlich die Kontrolle über Jerusalem zurück. Nach dem Sieg der Makkabäer wurde der Tempel gereinigt und wiedereingeweiht. Dieses Ereignis wird im jüdischen Fest Chanukka gefeiert, das an die Wiedereinweihung des Tempels und das Wunder des Öls erinnert.

 

Hinweis: Obwohl sowohl König Manasse (2Kön 21,7) als auch Apostomos den Tempel durch die Aufstellung von Götzenbildern entweihten, handelt es sich um zwei unterschiedliche historische Ereignisse.

 

Diese fünf Ereignisse sind zentrale Punkte der Trauer und Reflexion und dienen dazu, die jüdische Identität und den Glauben zu bewahren und zu stärken.

 

Zu diesen fünf Ereignissen gibt es noch Tragödien aus jüngerer Zeit, die ebenfalls am 17. Tammuz stattfanden:

• 1239 – Papst Gregor IX. ordnete die Beschlagnahmung aller Kopien des Talmuds an.

• 1391 – 4.000 Juden werden in Toledo und Jaen (Spanien) getötet.

• 1559 – Das jüdische Viertel in Prag wird niedergebrannt und geplündert.

• 1944 – Die gesamte Bevölkerung des Ghettos von Kowno wird liquidiert.

•1970 – Libyen ordnete die Beschlagnahmung des gesamten jüdischen Eigentums an.

 

Chronologie der Ereignisse zusammengefasst:

- Erste Tempelperiode (1000–586 v. Chr.)

König David erobert Jerusalem und macht es zur Hauptstadt;

König Salomo baut den ersten Tempel;

586 v. Chr.: Die babylonischen Truppen durchbrechen die Mauern Jerusalems am 17. Tammuz. Die Stadt und der Tempel werden zerstört

 

- Zweite Tempelperiode (516 v. Chr.–70 n. Chr.)

516 v. Chr.: Bau des zweiten Tempels;

2. Jahrhundert v. Chr.: Apostomos verbrennt die Tora am 17. Tammuz; ein Götzenbild wird am 17. Tammuz im Tempel aufgestellt;

69 n. Chr.: Das tägliche Talmid-Opfer im Tempel muss am 17. Tammuz eingestellt werden;

70 n. Chr.: Die Römer zerstören den zweiten Tempel am 9. Ab

 

Jüdischer Brauch

Geistlich ist dieser Fastentag durch Aufforderung zur Umkehr gekennzeichnet. Der 17. Tammuz ist ein Fastentag von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Abenddämmerung. Das Fasten symbolisiert Trauer und Buße.

 

Der Gottesdienst am Tzom Tammuz ist durchdrungen von Gebeten der Buße, Tora-Lesungen und prophetischen Ermahnungen zur Umkehr. Der Tag ist geprägt von Fasten und Selbstreflexion, um die historischen Tragödien zu betrauern und die Hoffnung auf zukünftige Erlösung und Wiederherstellung zu stärken.

 

Das Fasten beginnt bei Morgengrauen und dauert bis zum Einbruch der Nacht. Viele beginnen den Tag mit dem Kabbalat Ol Malchut Schamajim (Annahme des Jochs des Himmelreichs) und dem Gebet Modeh Ani.

 

Am Morgen (Schacharit) tragen die Gläubigen wie üblich Tallit (Gebetsschal) und Tefillin (Gebetsriemen). Es werden spezielle Bußgebete (Selichot) rezitiert, die um Vergebung und Erbarmen bitten. Die Tora wird aus 2. Mose 32,11-14 und 34,1-10 gelesen, Passagen, die Moses Fürbitte für das Volk nach der Sünde des Goldenen Kalbs und die Erneuerung des Bundes behandeln. Zusätzlich wird die Haftara aus Jesaja 55,6–56,8 vorgelesen, die Umkehr und Hoffnung auf göttliche Vergebung thematisiert.

 

Am Nachmittag (Mincha) werden erneut Tallit und Tefillin getragen und die gleichen Tora- und Haftara-Passagen gelesen. Zudem wird das Avinu Malkeinu (Unser Vater, unser König) rezitiert, ein eindringliches Gebet um Vergebung und Gnade.

 

Das Nehila-Gebet (Schließungsgebet), das traditionell am Jom Kippur gesagt wird, ist nicht Teil der Tzom Tammuz-Liturgie. Der Fastentag endet mit dem Abendgebet (Maariv), das die regulären Gebete enthält.

 

Während des gesamten Tages können auch spezielle Klagelieder (Kinot) rezitiert werden, die die Zerstörung des Tempels und andere Tragödien betrauern. Das Fasten selbst ist ein Akt der Buße und Selbstdisziplin, der die Trauer und den Ernst des Tages unterstreicht. Neben dem Fasten verzichten viele auf andere Freuden und Annehmlichkeiten, um die geistliche Reflexion und die Konzentration auf die Themen des Tages zu fördern. Es ist erlaubt, grundlegende Hygiene- und Gesundheitspflichten zu erfüllen, zu arbeiten und zu reisen. Allerdings werden festliche Aktivitäten, Musikhören, Tanzen und der Genuss von Luxusgütern vermieden. Der Fokus des Tages liegt auf der geistlichen Besinnung, dem Gebet und der Erinnerung an die historischen Tragödien, die diesen Tag prägen.

 

Gesunde Erwachsene – im Bar- oder Bat-Mizwa-Alter und älter – verzichten zwischen Morgengrauen und Einbruch der Dunkelheit auf Essen und Trinken. Kranke, Minderjährige, Schwangere und stillende Mütter sind von der Fastenpflicht befreit.

 

Während der drei Trauerwochen versucht man generell kulturelle und fröhliche Veranstaltungen zu meiden und beispielsweise keine Hochzeiten zu feiern. Während dieser Zeit wird das Studium von Tora-Texten, die sich mit der Zerstörung der Tempel und anderen tragischen Ereignissen beschäftigen, intensiviert. Die letzten acht Tage dieser Periode, also vom ersten bis zum achten Tag des Monats Ab, sind besonders intensive Trauertage. Viele verzichten in dieser Zeit komplett auf Fleisch und Wein, während einige nach dem Vorbild Daniels sogar die gesamten drei Wochen auf Fleisch, Wein und köstliche Speisen verzichten (vgl. Dan 10,3). Der Verzicht auf Essen und Trinken ist das äußere Element eines Fastentages. Auf einer tieferen geistlichen Ebene ist ein Fastentag ein glücksverheißender Tag, ein Tag, an dem Gott darauf wartet, dass man umkehrt.

 

Der 17. Tammuz markiert den Beginn der drei Wochen der Trauer, die am 9. Ab (Tischa be-Ab) ihren Höhepunkt finden. Tatsächlich wird der Schabbat vor Tischa be-Ab (Schabbat Chazon) manchmal auch als „dunkler Schabbat“ bezeichnet, da die Worte des Propheten Jesaja rezitiert werden, in der er die drohende Zerstörung des Tempels voraussagt (Jes 1,1-17). Jesaja 1,1 beginnt mit den Worten „Chazon Jeschajahu“ (Vision Jesajas). Deshalb wird dieser Schabbat als „Schabbat Chazon“ bezeichnet. Da diese Periode für das jüdische Volk eine so düstere Zeit ist, ist es üblich, in diesem Zeitraum keine Hochzeiten oder andere freudige Veranstaltungen zu planen.

 

Messianische Bedeutung

Tzom Tammuz hat eine tiefgreifende messianische Bedeutung im Judentum, sowohl in der traditionellen als auch in der messianisch-jüdischen Interpretation. Der Tag erinnert an vergangene Tragödien und dient als Symbol für die Hoffnung auf zukünftige Erlösung und Wiederherstellung. In der messianischen Ära, die mit dem Kommen des Messias erwartet wird, sollen die Tage der Trauer in Freudentage umgewandelt werden, was Tzom Tammuz zu einem wichtigen Tag der Reflexion und Erwartung macht.

 

Manche mögen sich fragen, welchen Sinn solche Fastentage im jüdischen Kalender haben. Sie dienen dem jüdischen Volk dazu, die Herzen zur Buße und Umkehr zu erwecken, indem sie sich an die Missetaten ihrer Vorfahren erinnern; Missetaten, die zu Unheil führten. Der wesentliche Zweck eines Fastentages besteht also darin, zur Umkehr zu motivieren. Fasten ist das Mittel zum Zweck, nicht der Zweck selbst!

 

In der Tat ist die Erinnerung an den Bruch der Stadtmauer in Jerusalem ein guter Zeitpunkt für alle Gläubigen, nicht nur an der Seite Israels zu stehen, sondern auch eine Bestandsaufnahme ihres eigenen Lebens vorzunehmen.

 

Eine Stadtmauer symbolisiert Schutz. Die Sünde kann einen Riss oder einen Durchbruch in der schützenden Mauer um uns herum verursachen. Hierdurch kann der Feind (Satan) eindringen und in unserem Leben oder im Leben derer, für die wir verantwortlich sind, Schaden anrichten.

 

Wenn wir unser eigenes Leben anhand dem Wort Gottes durchleuchten und wir Sünde finden, sollten wir Buße tun und Gottes Gnade für uns in Anspruch nehmen.

 

1. Johannes 1,9

Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit

 

Diese dreiwöchige Zeit der Trauer ist eine günstige Gelegenheit, Gott von ganzem Herzen zu suchen.

 

Der 17. Tammuz und die darauffolgenden drei Wochen erinnern uns daran, dass es Zeiten gab, in denen Gottes Angesicht verborgen war, weil sein Volk so weit abgewichen war, dass es sich außerhalb der Grenzen seiner schützenden Mauer befand.

 

5. Mose 31,17

Da wird mein Zorn entbrennen über sie zur selben Zeit, und ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verbergen, sodass sie völlig verzehrt werden. Und wenn sie dann viel Unglück und Angst treffen wird, werden sie sagen: Hat mich nicht dies Übel alles getroffen, weil mein Gott nicht mit mir ist?

 

Prüfen wir unsere Wege und halten nach möglichen Brüchen in der Mauer Ausschau, die unsere Seele umgibt, damit sie durch Umkehr und Gnade wiederhergestellt werden und unsere Beziehung zu unserem Vater im Himmel erneuert wird.

 

Beten wir auch, dass nicht nur diejenigen, die Gott bereits kennen, diese Zeit nutzen, um ihre Beziehung zu ihrem Vater im Himmel zu erneuern, sondern auch, dass ganz Israel Gott aufrichtig sucht und finden wird.

 

Von der Trauer zur Freude

Vielmehr freut euch und jauchzt allezeit über das, was ich schaffe! Denn siehe, ich schaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zur Freude“ (Jes 65,18)

 

Von jüdischen Gelehrten heißt es, dass alle, die um die Zerstörung des Tempels trauern und das Ausmaß seines Verlustes begreifen, an der Freude teilhaben werden, ihn in all seiner Pracht wiederaufgebaut zu sehen.

 

Wir wissen, dass Jesus Christus im kommenden messianischen Zeitalter vom wiederaufgebauten Tempel in Jerusalem aus regieren wird. Heute warten wir auf die baldige Rückkehr des Messias und die Errichtung seines messianischen Zeitalters.

 

Die Bibel lehrt das jüdische Volk, Hoffnung zu haben, denn nach der zukünftigen Erlösung Israels, für die wir regelmäßig beten sollten, und dem Wiederaufbau des Tempels, dem wir mit großer Erwartung entgegensehen, werden die Fastentage zu Tagen der Freude und festlichen Anlässen.

 

Der Sommer wird eine freudige Zeit werden. 

 

Psalm 30,12

Du hast meine Trauer in einen Tanz voller Freude verwandelt. Du hast mir die Trauergewänder ausgezogen und mir Freude geschenkt

 

Speisen & Getränke

Da es sich um einen Fastentag handelt, wird weder gegessen noch getrunken.

 

Festtagsgrüße (Zusprüche)

Zwar ist Tzom Tammuz kein Festtag, aber dennoch wünscht man sich „Tzom kal“, was „ein leichtes (schnelles) Fasten“ bedeutet.


 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

Amen