Der Versöhnungstag – Jom Kippur


3. Mose 23,27 

Am zehnten [Tag] in diesem siebten Monat ist der Versöhnungstag, der soll euch eine heilige Versammlung sein; und ihr sollt eure Seelen demütigen und dem HERRN ein Feueropfer darbringen

 

3. Mose 25,9

Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, ein Lärmhorn erschallen lassen; an dem Versöhnungstag sollt ihr ein Horn durch euer ganzes Land erschallen lassen

 

Römer 3,25

Ihn (Jesus) hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden

 

Hebräer 2,17

Daher musste er (Jesus) in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen


Der Versöhnungstag ist das sechste Fest in Gottes Festzyklus.

 

Historisch gesehen gedenkt das Volk Gottes an Jom Kippur an das Betreten des Hohepriesters in das Allerheiligste im Heiligtum, was in Verbindung mit der Reinigung der Sünde des Volkes steht. 

 

Prophetisch gesehen weist Jom Kippur auf den Tag der Wiederkunft Jesu hin, was zeitgleich auch der Versöhnungstag für das jüdische Volk sein wird, wenn sie auf den blicken werden, den sie durchbohrt haben, ihre Sünde bekennen und Jesus Christus, Jeschua ha-Maschiach als ihren Messias annehmen werden.

 

Der Versöhnungstag zählt zu den sogenannten „Hohen Feiertagen“ oder „Hochheiligen Tagen“, die im Hebräischen als „Jamim Nora'im“ bekannt sind. Diese Bezeichnung bedeutet „Tage der Ehrfurcht“ oder „furchterweckende Tage“ und weist auf die geistliche Ernsthaftigkeit dieser Zeit hin, die Selbstreflexion und Buße/Umkehr beinhaltet.

 

Name

Der Versöhnungstag hat verschiedene Namen.

 

Jom Kippur (יום כיפור‎)

 

Der Name „Jom Kippur“ setzt sich aus zwei hebräischen Wörtern zusammen:

 

Jom“ bedeutet „Tag“ und „Kippur“ stammt von der Wortwurzel „kaphar“ ab, was „bedecken“, „sühnen“, „vergeben“ oder „versöhnen“ bedeutet. Auch das Wort „Kippa“, die Kopfbedeckung jüdischer Männer, hat ihren Ursprung in diesem Wort.

 

„Jom Kippur“ kann daher als „Tag der Bedeckung“, „Tag der Sühne“, „Tag der Vergebung“ oder „Tag der Versöhnung“ übersetzt werden.

 

Für viele bleibt der Begriff „Versöhnung“ jedoch unklar, weshalb die genaue Bedeutung von Jom Kippur oft nicht deutlich wird.

 

Versöhnung ist in erster Linie als Bedeckung der Sünden, der Schuld und der Vergehen zu verstehen. An Jom Kippur erfolgt für das ganze Volk und letztendlich für jeden Einzelnen selbst, die Sühnung, die Bedeckung, die Verhüllung der Sünden und Schuld des gesamten vergangenen Jahres, welche durch die Gnade Gottes bedeckt wird.

 

Konkret bedeutet „Sühne“, dass Gott und der Sünder in eine Beziehung gebracht werden, in der sie „eins sind“.

 

▸ Lies auch unseren Beitrag „Was ist Sühne?

 

 

Jom ha-Kippurim (יום הכיפורים)

Der hebräische Name lautet Jom ha-Kippurim und bedeutet „Tag der Bedeckungen“ oder „Tag der Versöhnungen“. Dieser Name betont die nationale Versöhnung Israels als Volk.

 

In der Tora wird „Jom Kippur“ tatsächlich im Plural geschrieben, nämlich „Jom ha-Kippurim.“ Dies könnte darauf hinweisen, dass der Reinigungsprozess einer Vielzahl von Übertretungen, Ungerechtigkeiten und Sünden Sühnung bringt. Der Plural deutet jedoch auch auf die zwei großen Sühnehandlungen hin, die vom HERRN vollbracht wurden.

 

Die erste Sühne ist für die Menschen aus den Nationen, die sich durch den Messias Jesus (Jeschua) von ihren Sünden reinigen lassen und Vergebung empfangen. Dies ist der Weg zur Erlösung und zum Frieden mit Gott durch das Opfer des Messias.

 

Die zweite Sühne bezieht sich auf die zukünftige Reinigung des irdischen Volkes Israel, die am „Tag des HERRN“, stattfinden wird. Dieser Tag markiert das Ende der Zeiten, wenn Gott selbst das Volk Israel von seinen Sünden reinigen wird und der Messias sein Königreich aufrichten wird.

 

Interessant ist, dass „Kippurim“ als „Jom Ke-Purim“ gelesen werden kann, was „ein Tag wie Purim“ bedeutet, das heißt ein Tag der Erlösung und Rettung (wie im Buch Ester beschrieben). Somit ist der Tag, an dem sich Jesus Christus am Kreuz opferte, der größte „Purim“ von allen, da man durch den Messias für immer aus den Händen seiner Feinde errettet ist.

 

 

Schabbat Schabbaton (שבת שבתון) und meint „Schabbat der Schabbate“

Auch wenn der Versöhnungstag meistens nicht auf einen Schabbat fällt, gilt Jom Kippur als Schabbat aller Schabbate. Daher wird er auch als „Schabbat Schabbaton“ oder als „Schabbat der Schabbatfeier“ bezeichnet.

 

Der Name „Schabbat Schabbaton“ taucht erstmals in 2. Mose 16,23 auf, im Zusammenhang mit dem Verbot, am siebten Tag Manna zu sammeln. Dieses Verbot wurde später in das Gesetz für den Schabbat aufgenommen (2Mo 31,15; 35,2). Die gleiche Bezeichnung wird auch für andere Feiertage verwendet, z. B. für Rosch ha-Schana (3Mo 23,24), Jom Kippur (3Mo 16,31; 23,32), zwei Tage von Sukkot (3Mo 23,39), zwei Tage des Pessachs (3Mo 23,7-8) und den Tag von Schawuot (4Mo 28,26).

 

Wenn man alle diese besonderen Ruhetage zählt, gibt es insgesamt sieben vorgeschriebene Tage völliger Ruhe vor dem HERRN. Jüdische Gelehrte identifizieren Jom Kippur hierbei als den heiligsten aller speziellen Schabbate, bekannt als „Jom ha-Kadosch“ was „der heilige Tag“ bedeutet. Der Talmud erwähnt, dass „sieben Tage vor Jom Kippur der Hohepriester ausgesondert wird“, was der siebentägigen Absonderung Aarons und seiner Söhne vor der Einweihung der Stiftshütte entspricht (3Mo 8,33).

 

Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung von Jom Kippur als höchsten Ruhetag, als Schabbat Schabbaton und die damit verbundenen strengen Gebote zur Einhaltung dieses Tages.

 

Wann

September–Oktober (10. Tischri/Ethanim)

 

Der Versöhnungstag wird jedes Jahr am 10. Tischri im Herbst begangen. Er liegt zwischen dem Neujahrsfest, dem Tag des Posaunenblasens (Rosch ha-Schana), das am 1. Tischri beginnt, und dem Laubhüttenfest (Sukkot), das am 15. Tischri gefeiert wird.

 

Nach jüdisch-biblischer Zeitrechnung beginnt der Tag um 18:00 Uhr abends und endet um 18:00 Uhr am nächsten Abend. Der Tag beginnt also am Abend und endet am Abend. Mit den Festen ist es genauso. Es beginnt abends (bei Sonnenuntergang) und endet am nächsten Abend (bei Abenddämmerung).

 

2024/5785: Sonnenuntergang, Fr. 11. Oktober – Abenddämmerung Sa. 12. Oktober (10. Tischri)

2025/5786: Sonnenuntergang, Mi. 1. Oktober – Abenddämmerung Do. 2. Oktober (10. Tischri)

2026/5787: Sonnenuntergang, So. 20. September – Abenddämmerung Mo. 21. September (10. Tischri)

2027/5788: Sonnenuntergang, So. 10. Oktober – Abenddämmerung Mo. 11. Oktober (10. Tischri)

2028/5789: Sonnenuntergang, Fr. 29. September – Abenddämmerung Sa. 30. September (10. Tischri)

 

Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Ethanim.

 

 

Die Verbindung mit dem Vormonat Elul

Mit dem Vormonat Elul beginnt eine besondere Zeit. Die Herbstfeste beginnen mit einem 40-Tage dauernden Zeitabschnitt, der im Hebräischen „Teschuwa“ genannt wird, was „Buße tun“ oder „umkehren“ bedeutet. Dieser Zeitraum beginnt an Rosch Chodesch Elul (1. Elul) und endet nach 40 Tagen zu Jom Kippur am 10. Tischri. Diese 40-tägige Periode wird auch als „Jemei Ratzon“ (Tage der Gunst) bezeichnet. Jeden Morgen während der 30 Tage des Monats Elul wird daher das Schofar geblasen, um die Menschen zu erinnern, zu warnen und zur Umkehr zu Gott zu rufen.

 

Nach 30 Tagen Teschuwa, wird am 1. Tischri Rosch ha-Schana gefeiert, was in den September oder Oktober des gregorianischen Kalenders fällt. Mit Rosch ha-Schana beginnt dann eine zehn Tage dauernde Schlussphase, die mit Jom Kippur endet. Diese zehn Tage werden „Jamim Nora'im“ genannt und stellen innerhalb des jährlichen Festzyklus die Zeit dar, die in der größten Ernsthaftigkeit, Nachdenklichkeit und Ehrfurcht begangen wird. Der Schabbat, der in diese Tage fällt, wird „Schabbat Schuwa“, der „Schabbat der Umkehr“ genannt. Somit ist der Versöhnungstag, Jom Kippur, der Höhepunkt, der 40-tägigen Teschuwa-Periode.

 

▸ Lies auch unseren Beitrag „Schabbat Schuwa – Der Schabbat der Umkehr

 

Nach jüdischer Vorstellung richtet Gott zu Neujahr über alle Taten des vergangenen Jahres und trägt zu Rosch ha-Schana am 1. Tischri sein Urteil über die Menschen in das „Buch des Lebens“ ein, doch in seiner Gnade, Geduld und Langmut wird erst an Jom Kippur am 10. Tischri das göttliche Urteil gesprochen und besiegelt. Durch Umkehr und die dazugehörigen Taten (Früchte der Buße: Mt 3,8; Lk 3,8) – in den zehn Tagen zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kippur – kann man ein schlechtes Urteil noch zum Guten wenden, da Gott barmherzig und gnädig ist. Nach Jom Kippur werden die „Tore bei Gott“ und ebenso das Buch des Lebens für das nächste Jahr geschlossen.

 

Bibelstellen

• 3Mo 16,1-34 (Einzelheiten der Zeremonie)

• 4Mo 29,7-11 (besondere Darbringungen und Opfer)

• Jes 57,14 - 58,14 (wahre Buße)

• Röm 3,21-26; 2Kor 5,10-21

• 3Mo 18,1-30; Jona; Mich 7,18-20; Hebr 1,1-13

• 3Mo 25,8-12 (besondere Regeln für den Fall genannt, wenn der Versöhnungstag in einem Schabbatjahr – jedes siebente Jahr – oder in einem Jubeljahr – auch Halljahr oder Erlassjahr, alle 50 Jahre – stattfindet)

• Hebr 9,11; 10,18 (Unterschied beim Blutopfer zwischen dem Blut eines Tieres und dem Blut des Messias beschrieben; hier wird die Überlegenheit aufgezeigt, die das Blut des Messias hat)

• Hebr 13,10-16 (Vergleich zwischen dem Opfer, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde, und Christus, der außerhalb der Stadttore Jerusalems starb. Der Ausschluss aus den Mauern und Toren Jerusalems ist beiden gemeinsam)

 

Synagogenlesungen:

(Morgens; Schacharit)

Tora: 3Mo 16,1-34 | Maftir: 4Mo 29,7-11 | Haftara: Jes 57,14–58,14 | NT: Röm 3,21-26; 2Kor 5,10-21 (nur messianische Gemeinden)

 

(Nachmittags; Mincha)

Tora: 3Mo 18,1-30 | Haftara: Jona 1,1–4,11; Mi 7,18-20 | NT: Röm 3,21-26; 2Kor 5,10-21 (nur messianische Gemeinden)

 

Neben den Tora- und Haftaralesungen gibt es an Jom Kippur auch spezielle Gebete, die rezitiert werden, darunter das bekannte „Kol Nidre“ am Vorabend von Jom Kippur und das abschließende „Ne'ila-Gebet, das die Tore der Umkehr symbolisch schließt.

 

Hintergrund

Zehn Tage nach Rosch ha-Schana, den „zehn Tagen der Umkehr“ (hebr. Asseret Jemei Teschuwa), die als ernsthafte und nachdenkliche Zeit der Buße begangen werden, folgt Jom Kippur (3Mo 16,1-34).

 

Der Versöhnungstag ist der bedeutendste und heiligste sowie feierlichste Tag im Jahr, den Gott für einen ganz besonderen Zweck bestimmt hat. Anders als die anderen Festzeiten im göttlichen Kalender ist dieser Tag kein „Festtag“ ansich, sondern ein Fastentag. An diesem Tag bringt man durch Fasten Demut vor Gott zum Ausdruck (3Mo 16,29-31; 23,27-29.32; vgl. Esr 8,21). Wie Rosch ha-Schana wird auch dieser Tag als „Tag der Ehrfurcht“, „Furchtbarer Tag“ oder „Gewaltiger Tag“ bezeichnet.

 

Jom Kippur ist das Fest der Versöhnung mit Gott und stellt den Höhepunkt des biblischen Jahreszyklus und Festkalenders dar. Es ist der Tag, an dem der Eintritt in die Herrlichkeit des HERRN gefeiert wird. Im Mittelpunkt stehen Opfer, Blut, Reinigung und der Zugang zur Gemeinschaft mit Gott in Seiner Herrlichkeit. Der Tag ist reich an prophetischer Bedeutung, und die zahlreichen Vorschriften des hohepriesterlichen Dienstes wurden durch Jesus Christus in vollkommener Weise erfüllt (Hebr 7,26-27; 2,17; Röm 3,25).

Israels bedeutendster Tag ist ein fortwährend präsentes Thema in der Bibel. Dreieinhalb Jahrtausende nach seiner Einsetzung hat Jom Kippur nach wie vor großen Einfluss auf die Kultur und den Gottesdienst Israels. Noch wichtiger jedoch ist, dass Jom Kippur den notwendigen Hintergrund liefert, um zu verstehen, welchen hohen Preis der Messias für die Vergebung unserer Sünden zahlte.️

 

An Jom Kippur wurde die Sühne für die Sünden des vergangenen Jahres vollzogen, indem diese Sünden bedeckt wurden. Diese Sühne bzw. Bedeckung (hebr. kaphar) geschah durch das Blutopfer eines unschuldigen Tieres. Gott befahl: „Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung [kaphar] erwirkt für die Seele“ (3Mo 17,11).

 

Der Versöhnungstag muss jedes Jahr am zehnten Tag des siebten Monats begangen werden. An diesem Tag wird die gesamte jüdische Nation versöhnt. Dennoch muss jeder einzelne Jude seinen Sinn ändern und von seinen bösen Taten umkehren. Ähnlich wie der Messias für die Sünden der ganzen Welt gestorben ist, aber nur diejenigen Vergebung erhalten, die an Ihn glauben, gilt auch der Versöhnungstag für das gesamte Volk. Doch die Versöhnung wird nur wirksam für diejenigen, die aufrichtig Buße tun und ihre Umkehr zeigen.

 

Drei verschiedene Bibelstellen beschreiben den Ablauf von Jom Kippur: Gott gab präzise Anweisungen bezüglich des Hohepriesters (3Mo 16), des Volkes (3Mo 23,26-32) und der Opfer (4Mo 29,7-11).

 

Gott bestimmte für Jom Kippur: „Ihr sollt euch selbst demütigen“ (3Mo 23,27.32), was im Allgemeinen durch Fasten ausgedrückt wurde (vgl. Esr 8,21). Dies bedeutete, dass es ein Tag des Fastens war, an dem die im vergangenen Jahr begangenen Sünden bereut und von ihnen abgelassen wurde. Obwohl es im Judentum weitere Fastentage gibt, ist Jom Kippur der Einzige, der in der Heiligen Schrift ausdrücklich erwähnt wird. Jeder Israelit, der an diesem Tag nicht fastete und keine Buße tat, „soll ausgerottet werden aus seinem Volk“ (3Mo 23,29). Außerdem galt an Jom Kippur ein absolutes Arbeitsverbot, und diejenigen, die dieses Gebot missachteten, mussten mit der Todesstrafe rechnen (3Mo 23,30).

 

Jom Kippur war auch für die Priesterschaft Israels ein außerordentlich heiliger Tag.

 

Nur einmal im Jahr war es dem Hohepriester, dem geistlichen Oberhaupt des Volkes, erlaubt, hinter den letzten Vorhang des Heiligtums zu treten und in die Gegenwart Gottes, die „Schekina“, einzutreten. Dabei begab er sich ins Allerheiligste der Stiftshütte, später des Tempels, und näherte sich der Bundeslade mit dem Sühnedeckel. An diesem besonderen Tag trug der Hohepriester heilige Kleidung aus weißem Leinen, mit einem goldenen Brustschild, anstelle seiner üblichen farbigen Gewänder. Dieses besondere Gewand trug er nur an diesem Tag und danach nie wieder.

 

Somit steht dieser Tag für den Eintritt in die Herrlichkeit Gottes und die Gemeinschaft mit Gott aus Gnade. Mit „aufgedecktem Angesicht“ ist Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Der Sühnedeckel symbolisiert das Opfer Jesu, sein vergossenes Blut und unser Zugang zu Gott. Der Versöhnungstag ist der Tag, an dem wir durch den Schlüssel der Buße und Umkehr die Tür zur Freude und Herrlichkeit öffnen, worauf das fünf Tage später beginnende Laubhüttenfest hinweist.

 

Die Bundeslade

Die Bundeslade steht in enger Verbindung mit Jom Kippur, da der Hohepriester am Jom Kippur das Allerheiligste nur betrat, um die Lade mit Blut zu besprengen. Somit war die Bundeslade ausschließlich am Tag der nationalen Buße und Umkehr Israels sichtbar. Als der Tempel Salomos im Jahr 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört wurde, ging die Bundeslade verloren. Sie wird in der Heiligen Schrift danach nicht mehr erwähnt und fehlte im zweiten Tempel. Es wird vermutet, dass die Lade versteckt wurde, um sie vor den Babyloniern zu schützen, was zu verschiedenen Spekulationen über ihren Verbleib führte. Einige glauben, sie sei nach Äthiopien gebracht worden, andere vermuten, sie sei in einer Höhle in Jordanien verborgen, und wieder andere vermuten, sie sei unter dem Tempelberg vergraben und warte auf den Bau des dritten Tempels. Letztlich bleibt das Schicksal der Lade ungewiss, da weder die Bibel noch die Geschichte Klarheit darüber geben. Allerdings lehrt die Bibel, dass der irdische Tempel und seine Einrichtungsgegenstände nur Abbilder des himmlischen Tempels sind (Hebr 9,23-24). Die wahre Bundeslade existiert heute im Himmel, und es ist bedeutsam, dass am Ende der siebzigsten Jahrwoche der himmlische Tempel geöffnet wird und die Bundeslade sichtbar erscheint (Offb 11,19). Dies wird Israels zukünftiger Jom Kippur sein, an dem die ganze Nation von Herzen sagen wird: „Kommt, wir wollen zum HERRN zurückkehren!“ (Hos 6,1).

 

Die gesamte Bundeslade war historisch das Zeichen der manifesten Gegenwart und der Gnade Gottes. Sie enthielt die beiden Gesetzestafeln des Mose sowie einen goldenen Krug mit Manna und den Stab Aarons, der als Zeichen göttlicher Bestätigung gegrünt hatte (2Mo 16,22; 4Mo 17,23-25; 5Mo 10,5; Hebr 9,4). Die Deckplatte (Sühnedeckel), auf dem sich zwei aus Gold gefertigte Cherubim einander gegenüberstanden, wurde „königlicher Richtstuhl der Gnade“ oder „Gnadenthron“ genannt (2Mo 37,1-9) und bedeckte das gebrochene Gesetz.

 

Auf die Bundeslade wurde das Opferblut zur Sühnung gesprengt. Der Römerbrief nimmt darauf Bezug und sagt (3,25): „Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren“.

 

Blut und Sühne sind die beiden Stichworte, die in den Mosebüchern nie getrennt sind und in der gesamten Bibel zusammengehören. Auch der Hebräerbrief sagt (9,22) „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (vgl. 3Mo 17,11).

 

Dort, direkt am Gnadenthron, manifestierte Gott seine majestätische Herrlichkeit, welche auf dem „Gnadenthron“ zwischen den beiden Cherubim ruhte.

 

Die Vorbereitungen

Für das gesamte Volk war es von entscheidender Bedeutung, dass sich der Hohepriester nicht versehentlich rituell verunreinigte und somit an der Erfüllung seiner Pflichten am Jom Kippur gehindert wurde. Um eine solche Katastrophe zu vermeiden, musste der Hohepriester bereits eine Woche vor Jom Kippur sein zuhause verlassen und in der Residenz der Hohepriester im Tempelkomplex verbleiben. Während dieser Zeit wurde er zweimal mit der Asche einer roten Kuh besprengt, um jede mögliche Verunreinigung durch den Kontakt mit einer Leiche zu verhindern, wie es der Reinigungsprozess für rituelle Unreinheit vorschrieb (4Mo 19,1-10). 

 

Gleichzeitig wurde ein Stellvertreter für den Hohepriester ernannt, falls dieser während der Vorbereitungen sterben oder trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unrein werden sollte. Dieser Stellvertreter war in der Regel der nächste Anwärter auf das Amt des Hohepriesters und somit nach dem Hohepriester die wichtigste Person im Tempel, bekannt als Hauptmann des Tempels (vgl. Apg 4,1; 5,24.26). Unter seinem Befehl standen die Offiziere der Tempelwache, die Leviten, die für die Bewachung des Tempels und die Einhaltung der mosaischen Gesetze verantwortlich waren.

 

Die regelmäßigen Tempeldienste im Laufe des Jahres wurden nicht vom Hohepriester selbst ausgeführt, aber in der Woche vor Jom Kippur brachte er persönlich die Opfer dar. Er erfüllte gewissenhaft all seine Pflichten für den bevorstehenden Sühnetag, einschließlich der Blutbesprengung, des Entzündens des Räucheraltars, des Anzündens der Menora und des Einstudierens seiner Aufgaben für Jom Kippur. Kein einziger Fehler durfte passieren, da dies eine große Katastrophe und Erniedrigung für die Nation bedeutet hätte – die Opfer Israels wären ungültig und die Sünden des Volkes ungesühnt geblieben.

 

Der Morgengottesdienst

Obwohl der hebräisch-biblische Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt, startete der Tempelgottesdienst zu Jom Kippur erst am nächsten Morgen. Zunächst wurde die alte Asche vom Altar entfernt, und anstelle der üblichen drei Feuer wurden vier entzündet, um den besonderen Charakter dieses Tages hervorzuheben. An einem normalen Tag wusch der Hohepriester lediglich seine Hände und Füße mit Wasser aus dem Becken der Priester. An Jom Kippur jedoch musste er sich in einer goldenen Wanne nahe dem Priesterhof vollständig untertauchen. Dies geschah hinter einem großen Leinenvorhang, sodass das Volk, das zusah, nur die Schatten seiner Bewegungen erkennen konnte, um sicherzustellen, dass alle Vorschriften eingehalten wurden.

 

Der Hohepriester legte sein mit Gold verziertes Gewand mit größter Sorgfalt an. Sein prächtiges, purpurfarbenes Oberkleid war mit kleinen goldenen Glöckchen gesäumt, sodass das Volk, für das er das Opfer darbrachte, seine Schritte hören konnte. Über dem Oberkleid trug er das Brustschild, das mit zwölf Edelsteinen besetzt war, als ständige Erinnerung daran, dass er die zwölf Stämme Israels vor dem lebendigen Gott repräsentierte.

 

Nachdem er sich angekleidet hatte, wusch der Hohepriester erneut seine Hände und Füße, um den regulären morgendlichen Dienst zu verrichten. Nach Abschluss des Morgengottesdienstes zog er sich in seine Badekammer zurück und wechselte in das weiße Leinengewand, das speziell für Jom Kippur angefertigt wurde. Im Verlauf des Tages wechselte er insgesamt fünfmal seine Kleidung und führte jedes Mal das gleiche Reinigungsritual durch: Er wusch seine Hände und Füße, legte seine Gewänder ab, tauchte vollständig ins Wasser, zog ein neues Gewand an und wusch erneut seine Hände und Füße.

 

Der Nachmittagsgottesdienst

Der Nachmittagsgottesdienst im Tempel bildete den Höhepunkt von Jom Kippur. Durch die Opfer dieses Gottesdienstes wurde die Sühne, für die im vergangenen Jahr begangenen Sünden der Priesterschaft und des Volkes Israel erwirkt.

 

Das Bekenntnis des Hohepriesters

Der Hohepriester begann den Nachmittagsgottesdienst, indem er zum Hof der Priester ging, wo zwischen dem Altar und der Vorhalle ein Jungstier auf ihn wartete. Dieser Stier diente als Sündopfer für den Hohepriester und die Priesterschaft, weshalb die Zeremonie in der Nähe des Tempels stattfand, wo die Priester ihren Dienst verrichteten. Der Hohepriester legte beide Hände auf den Kopf des Jungstiers, um sich symbolisch mit dem Tier zu identifizieren, das als sein Stellvertreter diente, und bekannte seine Sünden. Während des Bekenntnisses sprach er dreimal den heiligen Namen des Herrn (JHWH) aus. Nach dem jüdischen mündlichen Gesetz war es untersagt, diesen Namen bei anderen Gelegenheiten zu verwenden, um Missbrauch oder falsche Aussprache zu vermeiden (vgl. 2Mo 20,7). Jedes Mal, wenn der Hohepriester den Namen aussprach, fielen das Volk und die Priester in Ehrfurcht und Anbetung auf ihr Angesicht und sprachen: „Gelobt sei Sein Name, dessen glorreiches Königreich für immer und ewig besteht!“

 

Die zwei Ziegenböcke

Anschließend wurde der Hohepriester von zwei Priestern zur Ostseite des Altars begleitet. Zur Rechten stand der stellvertretende Hohepriester, der bestimmt war, den Hohepriester zu ersetzen, falls dieser seine Pflichten nicht erfüllen konnte. Zu seiner Linken der Oberste der Priesterabteilung, der in dieser Woche Dienst tat. Die Priesterschaft war in 24 Abteilungen aufgeteilt, wobei jede Abteilung im Laufe eines 24-Wochen-Zyklus jeweils eine Woche lang ihren Dienst verrichtete (1Chr 24,1-19).

 

Vor dem Hohepriester standen zwei Ziegenböcke, die auf ihn warteten. Sie waren gleich groß, gleich gefärbt und von gleichem Wert. Zum Tempel hin gerichtet, blickten sie auf den nahenden Hohepriester und seine Begleiter.

 

In der Nähe lag ein goldenes Gefäß, das zwei goldene Lose enthielt. Auf einem stand „für JHWH“, auf dem anderen „für Asasel“. Der Hohepriester schüttelte das Gefäß und nahm ein Los in jede Hand. Die Hände an die Stirnen der Ziegenböcke haltend, bestimmte er durch die Losung, welcher Ziegenbock „für den HERRN“ bestimmt war. Die beiden Ziegenböcke galten als ein gemeinsames Opfer.

 

Der Ziegenbock, auf den das Los „für Asasel“ fiel, wurde sofort an einem seiner Hörner mit einem purpurfarbenen Wollfaden markiert. Danach drehte man ihn so, dass er dem Volk gegenüberstand, dessen Sünden später auf ihn übertragen würden.

 

Die genaue Bedeutung des Wortes „Asasel“ ist umstritten. Einige interpretieren es als Hinweis auf Satan, da Asasel in der jüdischen Tradition der Name eines gefallenen Engels ist. Die meisten Gelehrten jedoch vermuten, dass der Begriff vom hebräischen Wort „asel“ abgeleitet ist, was „weggehen“ oder „entfliehen“ bedeutet. Sie begründen dies damit, dass der Ziegenbock dem Tod entging und stattdessen in die Wüste getrieben wurde.

 

Der Ziegenbock, auf den das Los „für JHWH“ fiel, blieb gegenüber dem großen Steinaltar stehen, auf dem er später als Sündopfer dargebracht werden sollte.

 

Das Sündopfer für die Priesterschaft

Der Hohepriester kehrte nun ein zweites Mal zu dem Jungstier zurück und legte erneut seine Hände auf dessen Kopf. Dieses Mal bekannte er die Sünden der Priesterschaft, während er zuvor nur seine eigenen Sünden über dem Kopf des Tieres bekannt hatte. Anschließend schlachtete der Hohepriester den Stier und fing dessen Blut in einer goldenen Schale auf. Ein danebenstehender Priester nahm die Schale an sich und schwenkte sie kontinuierlich, um zu verhindern, dass das Blut gerinnt.

 

Das Verbrennen des Räucherwerks

Der Hohepriester nahm als nächstes eine goldene Feuerpfanne und stieg die Rampe zum Altar hinauf. Vorsichtig füllte er die Pfanne mit glühenden Kohlen von den brennenden Feuern auf dem Altar. Anschließend nahm er zwei Hände voll Räucherwerk und gab sie in eine goldene Kelle. Mit der Feuerpfanne in der rechten Hand und dem Räucherwerk in der linken Hand stieg er die Stufen zum Tempel hinauf und trat in das Heilige ein, wo der goldene Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen. Im hinteren Teil des Heiligen hielt er kurz inne, bevor er den dicken Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, durchschritt. Im Allerheiligsten war er von stiller Einsamkeit umgeben, nur das orangefarbene Glühen der Kohlen erleuchtete den Raum.

 

Dort streute der Hohepriester das Räucherwerk auf die Kohlen und wartete, bis eine duftende Rauchwolke den Raum füllte, bevor er den Vorhang wieder verließ.

 

Im Tempel Salomos befand sich im Allerheiligsten die Bundeslade, auf der die Herrlichkeit des HERRN, die Schechina, ruhte. Nach der babylonischen Gefangenschaft jedoch war die Bundeslade nicht mehr vorhanden. Das Allerheiligste war nur noch ein leerer Raum, in dessen Mitte ein einzelner Stein, der sogenannte „Grundstein“, stand, der etwa drei Finger hoch (5-6 cm) aus dem Boden ragte.

 

Die Besprengung mit Blut

Der Hohepriester nahm die goldene Schale, die mit dem Blut des Stieres gefüllt war, und kehrte damit ins Allerheiligste zurück. Sorgfältig sprengte er das Blut an die Bundeslade, einmal nach oben und siebenmal nach unten, als würde er mit einer Peitsche schlagen. Dabei zählte er laut, um sicherzustellen, dass kein Fehler unterlief. Nachdem er die Besprengung abgeschlossen hatte, verließ er das Allerheiligste und stellte die Schale auf einen goldenen Ständer.

 

Anschließend ging der Hohepriester in den Priesterhof, um den Ziegenbock, der für den HERRN bestimmt worden war, zu schlachten. Er fing dessen Blut in einer goldenen Schale auf und betrat ein drittes Mal das Allerheiligste, um das Blut des Ziegenbocks auf die gleiche Weise wie zuvor das Blut des Stieres zu besprengen.

 

Danach sprengte er im Heiligen etwas von dem Blut des Stieres an den Vorhang und wiederholte dies mit dem Blut des Ziegenbocks. Schließlich vermischte er den Inhalt beider Schalen und besprengte die Hörner des Altars im Hof.

 

Der Sündenbock

Nun richtete sich die volle Aufmerksamkeit auf den noch lebenden Ziegenbock, der unruhig in der Nachmittagssonne stand, mit den Ohren zuckte und die Versammelten anstarrte. Der Hohepriester trat an das Tier heran, legte seine Hände auf dessen Kopf und bekannte die Sünden des Volkes über ihm. Anschließend führte ein Priester den Sündenbock durch das Osttor etwa 15 bis 20 Kilometer weit in die Wüste, wo niemand ihn je wiedersehen sollte.

 

Zur Zeit des zweiten Tempels tötete man den Sündenbock, damit er, da er die Sünden Israels trug, sich nicht versehentlich in bewohnte Gebiete verirren konnte. Um dies zu verhindern, wurde der Sündenbock an den Rand einer Felsschlucht geführt und von dort rücklings in die Tiefe gestoßen.

 

Während der Sündenbock in die Wüste hinausgeführt wurde und das Volk auf die Rückkehr des Priesters wartete, der verkündete, dass alles vollbracht war, ging der Nachmittagsgottesdienst weiter. Der Hohepriester vollendete die Opferung des Stieres und des Ziegenbocks auf dem Altar, und die Überreste wurden außerhalb des Lagers oder der Stadt verbrannt.

 

Der Hohepriester wandte sich danach an das Volk und las die Jom Kippur betreffenden Abschnitte aus 3. Mose vor. Den entsprechenden Abschnitt aus 4. Mose zitierte er auswendig, um sicherzustellen, dass alle Gebote ordnungsgemäß erfüllt worden waren.

 

Schließlich wurden die verbleibenden Opfer für Jom Kippur dargebracht, wobei es sich nicht mehr um Sündopfer, sondern um Brandopfer handelte. Den feierlichen Ernst des Jom Kippur betonte außerdem die Vielzahl der dargebrachten Tieropfer. Neben den regulären täglichen Opfern mit ihren dazugehörigen Speis- und Trankopfern wurden zusätzliche Brandopfer dargebracht. Diese zusätzlichen Opfer bestanden aus einem Jungstier, einem Widder und sieben Lämmern für das Volk sowie einem Ziegenbock für die Priesterschaft (4Mo 29,7-11).

 

Als die Nachmittagssonne langsam im Westen unterging und die Schatten länger wurden, betrat der Hohepriester ein letztes Mal das Allerheiligste, um die Feuerpfanne und die goldene Kelle für das Räucherwerk hinauszubringen. Danach badete er ein fünftes Mal an diesem Tag und legte sein goldenes Gewand an. Mit dem Einbruch der kühlen Herbstnacht führte er den regulären Abendgottesdienst im Tempel durch, und so endete Jom Kippur.

 

Jüdischer Brauch

Wie am Schabbat wird an Jom Kippur, dem Schabbat aller Schabbate, nicht gearbeitet. Auch alle anderen Tätigkeiten, die am Schabbat verboten sind, sind am Versöhnungstag verboten.

 

Die moderne jüdische Begehung von Jom Kippur hat kaum noch Ähnlichkeit mit dem biblischen Vorbild. Stattdessen basiert sie stärker auf menschlichen Traditionen als auf den Vorgaben des Gesetzes Gottes. Dies geht hauptsächlich auf den Einfluss von Rabbi Jochanan Ben Zakkai zurück, der zur Zeit der Zerstörung des Tempels durch die Römer eine wichtige Rolle spielte. Die jüdische Überlieferung erzählt:

 

Als Rabbi Jochanan Ben Zakkai Jerusalem verließ, folgte ihm Rabbi Joschua und sah die Ruinen des Tempels. „Wehe uns!“, rief Rabbi Joschua, „dieser Ort, an dem die Sünden Israels gesühnt wurden, ist nun zerstört!“ Rabbi Jochanan antwortete ihm: „Mein Sohn, sei nicht traurig; wir haben ein anderes Sühneopfer, das ebenso wirksam ist wie dieses. Welches? Es sind die Taten der Liebe, wie gesagt wurde: 'Denn an Güte habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern' (Hos 6,6).“ 

 

Zitat aus: Awot de Rabbi Nathan 4,18; ein rabbinisches Werk, das als eine Erweiterung oder Ergänzung des Traktates „Pirkei Awot“ (Sprüche der Väter) angesehen wird.

 

Durch die Lehren dieses Rabbis wandte sich Israel von der Sühne durch Blut ab und suchte Vergebung der Sünden stattdessen durch Mitzwot (gute Taten). Dadurch fanden viele Traditionen ihren Weg in das Jom Kippur-Zeremoniell.

 

Eine Tradition, die bis heute erhalten blieb, ist das „Kapparot-Ritual“, das weiterhin an die Notwendigkeit eines Blutopfers erinnert. Kapparot wird heute nur noch in sehr orthodoxen Kreisen durchgeführt und war auch in früheren rabbinischen Diskussionen umstritten. Im Zentrum des Rituals steht das Opfern eines unschuldigen Tieres, meist eines Huhns. Vor Jom Kippur wird das Huhn sorgfältig ausgewählt und zu einem Schochet gebracht (jemand, der das rituelle Schlachten nach rabbinischen Gesetzen durchführt). Der Teilnehmer hält das Huhn mit der linken Hand, legt seine rechte Hand auf dessen Kopf und schwingt das Tier dreimal über seinem Kopf, während er bekennt: „Dies ist mein Ersatz, mein stellvertretendes Opfer, meine Sühnung. Dieses Huhn soll sterben, ich aber werde ein langes, frohes Leben in Frieden haben.“ Nach dem Vorlesen von Abschnitten aus dem Buch Hiob und den Psalmen legt der Teilnehmer erneut seine Hand auf das Huhn, um sich mit ihm zu identifizieren. Das Tier wird anschließend getötet, und das Fleisch wird als letzte Mahlzeit vor dem Fasten den Armen gespendet.

 

Es stellt sich die Frage, warum statt der in der Bibel für Jom Kippur vorgesehenen Tiere ein Huhn gewählt wird. Der HERR hatte klar festgelegt, dass Opfer nur im Tempel in Jerusalem dargebracht werden dürfen (5Mo 12,5-6). Nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. wurde die Darbringung von Opfern mit Tieren verboten, da sie als Fortführung des Opfersystems betrachtet werden könnten. Aus diesem Grund essen die meisten jüdischen Familien zu Pessach Huhn oder Truthahn statt des Lammes, wie es früher üblich war. Da der Tempel immer noch nicht existiert, gibt es keine Opfer mehr. Jene, die die Kapparot-Tradition pflegen, sind sich jedoch der Bedeutung von Gottes Worten bewusst: „Denn das Blut ist es, das Sühnung bewirkt durch das Leben, das darin ist.“ (vgl. 3Mo 17,11). Kapparot ist ein Versuch, die Notwendigkeit der Sühne durch Blut mit dem Fehlen des Tempels und seines Opfersystems zu verbinden. Um einen deutlichen Unterschied zu den Tempelopfern zu machen, wird ein anderes Tier verwendet.

 

Vorbereitung an Erew Jom Kippur

Bereits einen Tag vor Jom Kippur bereitet man sich auf das Fasten vor. Die Arbeit wird früh beendet, um sich danach zur Mikwa, einem rituellen Tauchbad, zu begeben. So werden symbolisch der Schmutz und die Sünden des vergangenen Jahres abgewaschen. Anschließend kleidet man sich in Weiß (Jes 1,18). Es gibt eine abschließende Mahlzeit vor dem Fastenbeginn, die „Seudah ha-Mafseket genannt wird. Es werden bestimmte Erew Jom Kippur-Segenssprüche rezitiert. Zu dieser Mahlzeit gehören der Segen zum Anzünden der Feiertagskerze (Baruch Atah, Adonai Eloheinu, Melech ha-olam, ascher kidschanu b'mitzvotav vitzivanu l'hadlik ner schel Jom ha-Kippurim) und das Schehechejanu. Für verstorbene Eltern oder Großeltern wird oft eine Gedenkkerze (Jahrzeit genannt) angezündet. Nach dem Essen ist es üblich, allen Anwesenden ein „Tzom Kal“ ein „leichtes (schnelles) Fasten“ zu wünschen.

 

Nach der Mahlzeit wird der Tisch gereinigt und mit einem weißen Tischtuch geschmückt, auf die man die beiden Schabbatkerzen stellt und anzündet. Bevor es dann zur Synagoge geht, segnen die Eltern ihre Kinder.

 

Am Abend trifft man sich dann in der Synagoge zum Gottesdienst.

 

Jom Kippur in der Synagoge

Der Schwerpunkt von Jom Kippur im Judentum liegt heute auf dem Gottesdienst in der Synagoge. An diesem Tag ist die Synagoge meist voll, und es kann schwierig sein, einen Platz zu bekommen, es sei denn, man ist Mitglied der Gemeinde.

 

Die Synagoge wird oft in Weiß geschmückt, um Reinheit und die Befreiung von Sünde zu symbolisieren. Der farbenprächtige Vorhang des Toraschreins wird durch einen weißen ersetzt, ebenso die Abdeckungen der Torarollen. Das Lesepult (hebr. Bima) ist mit einem weißen Tuch bedeckt, und weiße Blumen zieren die Synagoge. Auch die Gläubigen tragen weiße Kleidung, um an die Priester im Tempel zu erinnern, die weiße Leinengewänder trugen.

 

An Jom Kippur gibt es in der Synagoge bis zu fünf Gottesdienste, beginnend mit dem Kol Nidre zum Sonnenuntergang beim Abendgottesdienst (Ma'ariv). Dieses Gebet wird in einer eindringlichen und bewegenden Melodie gesungen, in der die Gläubigen Gott bitten, sie von allen Gelübden zu entbinden, die sie im vergangenen Jahr unwissentlich gebrochen haben.

 

Der Text des Kol Nidre im Wortlaut:

 

Kol Nidrej ve esarej, uschevu'ej, va charamej, ve konamej, ve kinusej, ve chinujej, dinedarena ude’ischtaba’na ude’acharimna ude'asarna al nafeschatana. Mi Jom Kippurim zeh ad Jom Kippurim habah alejnu le’tovah. Bechulhon icharatna behon, kulhon jehon scharan. Schewikin. Schewitin. Betejlin umevutalin. La scheririn ve la kajamin. Niderana la nidrej ve esarana la esarej. Uschvu’atana la schevuot.

 

Alle Gelübde, Verbote, Bannsprüche, Umschreibungen und alles was dem gleicht, Strafen und Schwüre, die ich gelobe, schwöre, als Bann ausspreche, mir als Verbot auferlege von diesem Jom Kippur an, bis zum erlösenden nächsten Jom Kippur. Alle bereue ich, alle seien ausgelöst, erlassen, aufgehoben, ungültig und vernichtet, ohne Rechtskraft und ohne Bestand. Unsere Gelübde seien keine Gelübde, unsere Schwüre keine Schwüre.

 

Nach dem Kol Nidre folgt das Schma-Gebet und die Amida, in die das Vidui (Sündenbekenntnis) und Selichot (Bußgebete) integriert sind. Auch das Awinu Malkenu-Gebet wird gesprochen. Der Gottesdienst endet mit dem Kaddisch und einem abschließenden Segen.

 

An Jom Kippur vor Gott stehen, ist nur in der Furcht möglich. Sie legt sich — in Israel deutlich erfahrbar — wie eine schwere Wolke auf das Volk. Das Land kommt währenddessen für 24 Stunden zu einem absoluten Stillstand. So gut wie alle Unterhaltungs- und Vergnügungsstätten sind geschlossen; Fernseh- und Radiosendungen werden eingestellt – sogar Nachrichten werden nicht gesendet; der öffentliche Verkehr ruht, die Flughäfen werden geschlossen und viele Straßenzüge abgesperrt.

 

Am folgenden Tag verbringen die Juden, die unter ihrem Gebetsmantel (hebr. Tallit) ihre weißen Sterbegewänder tragen, fast den gesamten Tag in der Synagoge, vertieft in Gebet und Meditation. Die zahlreichen Bußgebete und Sündenbekenntnisse, die gemeinsam in der Glaubensgemeinschaft der Synagoge gesprochen werden, fordern den Einzelnen dazu auf, das vergangene Jahr zu reflektieren, seine Fehler zu erkennen, sein Versagen zu bedauern und seine Verfehlungen aufrichtig zu bereuen.

 

Im Morgengottesdienst (Schacharit) werden aus der Tora 3. Mose 16,1-34 und zusätzlich 4Mo 29,7-11 gelesen sowie aus der Haftara Jesaja 57,14–58,14. In messianischen Gemeinden wird Römer 3,21-26 und 2. Korinther 5,10-21 gelesen.

 

Es gibt auch noch ein „Jiskor-Gebet“ zum Gedenken an verstorbene Familienangehörige.

 

Im uralten aramäischen Musaf-Gebet für Jom Kippur finden sich bemerkenswerte Worte:

 

Unser wahrer Messias hat uns verlassen, Entsetzen hat uns ergriffen, und wir haben niemanden, der uns rechtfertigt. Er trug das Joch unserer Sünden und Vergehen und wurde wegen unserer Übertretungen verwundet. Er trug unsere Sünden auf Seinen Schultern, damit wir Vergebung finden mögen. In Seinen Wunden haben wir Heilung gefunden...

 

Der Verfasser dieses Gebets verstand die Prophezeiung des jüdischen Propheten über den Messias sehr genau, wie sie in Jesaja 53:

 

Jesaja 53,4-6

4 Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. 5 Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. 6 Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn

 

Während des Nachmittagsgottesdienstes (Mincha) liest man 3. Mose 18,1-30 wo es um geschlechtliche Verirrungen geht und es wird das Buch Jona 1,1–4,11 sowie Micha 7,18-20 aus der Haftara vorgelesen, um die Gläubigen zur Umkehr und Buße zu ermutigen. In messianischen Gemeinden wird der Hebräerbrief gelesen.

 

Dem allerletzten Gottesdienst zu Jom Kippur wurde der Name „Ne'ila“ gegeben. Dies bedeutet „Schließen“ und verweist auf das Abschließen und Besiegeln des jährlichen Gerichtes Gottes über die Menschen.

 

So wird beim Schlussgebet mit letzter Kraft an die „Tore der Barmherzigkeit“ geklopft. Dann folgt das „Awinu Malkenu“ (Unser Vater, unser König) und das „Schma-Israel“ (Höre Israel), wobei der Satz „Baruch schem kavod malkhuto l'olam va-ed“ dreimal laut gesagt wird und der Satz „der HERR, er ist Gott“ (d. h. Adonai hu ha-Elohim) siebenmal von der ganzen Gemeinde wiederholt wird (vgl. 1Kön 18,39).

 

Auf diese Proklamation folgt ein langes, abschließendes Blasen des Schofars (Tekia Gedola), des „großen Schofars“, um sich daran zu erinnern, wie das Schofar ertönte, um das Jubeljahr der Freiheit im ganzen Land auszurufen (3Mo 25,9-10). Das Fasten ist beendet, Gottes Urteil unwiderruflich. Es wird auch angenommen, dass das Erklingen des „großen Schofars“ das „Schließen und Versiegeln“ des Buches des Lebens symbolisiert.

 

Dann rufen die Gläubigen: „L'schana haba'ah b'Jeruschalajim!“ was „Nächstes Jahr in Jerusalem“ bedeutet (לשנה הבאה בירושלים).

 

Nach dem Gottesdienst wird in manchen Synagogen auch eine Hawdala-Zeremonie durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Menschen im Allgemeinen ziemlich erleichtert, dass sie die Tage der Ehrfurcht überstanden haben, und es setzt eine feierliche Stimmung ein. Jetzt beginnt die Festmahlzeit, und in ganz Israel kehrt Freude ein. Traditionell folgt auf diesen Feiertag eine Zeit der Brautwerbung und Liebe.

 

Da das Laubhüttenfest (Sukkot) nur noch fünf Tage entfernt ist, ist es üblich, mit der Planung des Aufbaus der Sukka für den bevorstehenden Feiertag zu beginnen.

 

Heutzutage erinnert man sich an Jom Kippur auch an den Jom-Kippur-Krieg, den Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens auf Israel, der am Jom Kippur 1973 stattfand.

 

Messianische Bedeutung

Genau wie die anderen Herbstfeste, verweist Jom Kippur prophetisch auf das zukünftige Wirken des Messias in und an der Nation Israel. Diese Ereignisse werden sich am Ende der Zeiten erfüllen, wenn der Messias kommt, um Seinen Thron zu errichten.

 

Israels Buße und Umkehr

Der Versöhnungstag wurde durch den Messias erfüllt. Im Alten Testament lesen wir in Jesaja 52,13-53,12, dass der Messias als endgültiges Opfer zum Versöhnungstag dargestellt wird, was sowohl den Begriff der Stellvertretung als auch den Begriff der Versöhnung enthält. In diesem Zusammenhang ist Jesaja 52,13-53,12 nicht nur eine Prophezeiung der Kreuzigung; der Text enthält auch Israels Bekenntnis, wenn es als ganzes Volk seine Sünden bekennt und auch als ganzes Volk errettet wird. Das wesentliche Element des Versöhnungstages ist Betrübnis. Im biblischen Brauchtum war es die Betrübnis der Seele, im jüdischen Brauchtum ist es die Betrübnis des Leibes.

 

Der Prophet Daniel beschrieb in seiner Vision der „siebzig Wochen“ einen detaillierten Zeitplan für die prophetischen Ereignisse, die Israel betreffen. Diese prophetischen „Wochen“ bestehen nicht aus sieben Tagen, sondern aus jeweils sieben Jahren, weshalb sie auch als Jahrwochen bezeichnet werden. Verschiedene Bibelstellen unterstützen diese Interpretation. So wird die zweite Hälfte der siebzigsten Woche an mehreren Stellen als dreieinhalb Jahre angegeben (Dan 7,25; 12,7; Offb 12,14) oder als 42 Monate (Offb 11,2; 13,5) bzw. als 1260 Tage (Offb 11,3; 12,6). Diese Siebenjahresperioden waren den Israeliten durch das Schabbatjahr vertraut. Insgesamt ergeben die siebzig Wochen 490 Jahre (70 x 7 Jahre).

 

Daniel prophezeite, dass „vom Erlass, Jerusalem wiederaufzubauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten“ eine Zeitspanne von 69 Jahrwochen, also 483 Jahre, vergehen würde (Dan 9,25). Er sagte voraus, dass der Messias nach der 69. Jahrwoche getötet werden würde (Dan 9,26). Diese 69 Jahrwochen liegen bereits in der Vergangenheit. Sie begannen mit dem Erlass des Dekrets von Perserkönig Artahsasta (Artaxerxes I. Longimanus) im Jahr 445 v. Chr., als er den Wiederaufbau Jerusalems genehmigte (Esr 7,6-7; 9,9; Neh 2,5), und endeten beim Einzug des Messias in Jerusalem, des Fürsten, im Jahr 32. n. Chr. Hier zwischen liegen exakt 69 Jahrwochen oder 173.880 Tage.

 

Daniel sagte außerdem voraus, dass nach der Hinrichtung des Messias eine unbestimmte Zeit verstreichen würde, bevor die prophetische Uhr weitertickt und die siebzigste Jahrwoche, eine letzte siebenjährige Periode, beginnt. In dieser Zeit würden heidnische Nationen Jerusalem und den Tempel zerstören (Dan 9,26), was sich im Jahr 70 n. Chr. erfüllte, als Titus und das römische Heer den zweiten Tempel zerstörten. Der Prophet Hosea sagte voraus, dass der Messias in dieser Zeit in den Himmel zurückkehren und darauf warten würde, dass Israel zur Umkehr bereit ist: „Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen werden; in ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen“ (Hos 5,15). Wenn jemand an einen Ort zurückkehrt, muss er ihn vorher zuerst verlassen haben. Sein Ort ist der Himmel. Bevor Er in den Himmel zurückkehren kann, muss Er ihn verlassen haben. Wann verließ Er den Himmel? Als Gott in der Gestalt des Jesus von Nazareth Mensch wurde. Aber dann wurde Er zurückgewiesen, und zwar nicht dadurch, dass man Ihn tötete‚ sondern indem man Seinen Anspruch als Messias ablehnte. Aus diesem Grund kehrte Er wieder in den Himmel zurück.

 

Diese Drangsal aus Hosea 5,15 wird ausführlich in Sacharja 13,8-9 beschrieben. Zwei Drittel des ganzen Volkes werden umkommen. Das führt dann zur zweiten Art von Betrübnis, zur Betrübnis der Seele. Hierüber berichtet Sacharja 12,10-13‚1 wonach der Geist über das Volk Israel ausgegossen wird. Dann werden sie auf den Einen sehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um Ihn klagen, wie man um einen einzigen Sohn klagt (Anm. das Kind, von dem hier geredet wird, ist männlich; darum Sohn).

 

Die siebzigste Jahrwoche – die letzten sieben Jahre dieses Zeitalters – liegt noch in der Zukunft und beschreiben die große Drangsal- oder Trübsalszeit (Dan 9,27). Laut biblischer Lehre wird diese Zeit mit dem Aufstieg eines bösen Weltherrschers beginnen, dem Antichristen. In der Mitte dieser siebten Jahrwoche wird er den wiederaufgebauten Tempel entweihen, indem er sein Bild darin aufstellt und die Opferungen einstellt (Dan 9,27; Mt 24,15; 2Thes 2,4). Er wird das jüdische Volk verfolgen und zur Flucht in die Wüste zwingen: „Es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie noch nie dagewesen ist, seitdem es Völker gibt“ (Dan 12,1; Jer 30,7; Offb 12,6).

 

Der Versöhnungstag wird durch die große Trübsal erfüllt werden. Dort werden beide Arten von Betrübnis vorhanden sein. Es ist kein Zufall, dass die große Drangsal in der Bibel „Trübsal“ genannt wird. In Erfüllung der Betrübnis des Versöhnungstages wird es enorme Nöte geben. Während der großen Drangsal oder Trübsal werden sowohl Seele als Leib in arge Bedrängnis geraten. Die Betrübnis des Leibes in Israel wird ausführlich in Hosea 5,16-6,3 geschildert. Israel wird als ganzes Volk während dieser Zeit bedrängt sein. 

 

Doch der HERR wird mit großem Zorn eingreifen, um Gericht über diesen Bösen zu halten. Der Messias wird am Ende der siebzigsten Jahrwoche gegen seine Feinde kämpfen und das Joch der Unterdrückung, das auf Israel lastet, zerbrechen (Ps 2,9; Jes 9,4). Dann wird sein messianischer Thron errichtet werden, „und der HERR wird König über die ganze Erde sein“ (Sach 14,9; Ps 2,8).

 

Wenn der Messias seinen Thron errichtet, wird Israel auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und Buße tun (Sach 12,10). Die Sünden der Nation werden ausgelöscht, und der HERR wird ihrer Sünden nicht mehr gedenken (Jes 43,25; Jer 31,34). Jesaja sagte voraus, dass die Nation geistlich an einem Tag geboren werden wird (Jes 66,8; Röm 11,26). Dies wird die prophetische Erfüllung des Versöhnungstages für Israel sein, wenn die Nation am Ende der siebzigsten Jahrwoche ihrem Messias von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt, Buße tut und zu ihm umkehrt (Dan 9,24).

 

Durch die große Drangsal oder Trübsal wird Israel wiederhergestellt. Die Wiederherstellung selbst geschieht durch das Bekennen von Israels nationaler Schuld und Sünde. Diese wird mit den Worten von Jesaja 52,19 bekannt. Rosch ha-Schana wird erfüllt durch die Auferstehung der Toten und die Entrückung der Heiligen und der Versöhnungstag durch das zweite Kommen des Messias und die große Drangsal oder Trübsal. So wie das Fest der Posaunen dem Versöhnungstag vorangeht, so wird die Entrückung der großen Drangsal oder Trübsal vorangehen.

 

Die Zahl 10 und die Besprengung

Jom Kippur ist der zehnte Tag des siebten Monats. Die Zahl „10“ wird verwandt, um eine Regierung oder eine Nation zu repräsentieren (vgl. Dan 7,24; Offb 17,12). Für das jüdische Volk stellt sie eine legale Versammlung dar, bekannt als eine „Minjan“. Die Versammlung ist ein Leib, der eine Gruppe repräsentieren kann. So steht also die Zahl 10 für die Nation oder die Versammlung Israels (3Mo 16,2-3;17,19). Zu beachten ist, dass das Blut für die Nation versprengt wird (3Mo 16,19; Jes 52,13-15; Hes 36,24-26). In Jesaja 52,13-15 besprengt der leidende Knecht Jesus viele Nationen. Die Juden kehren aus der Diaspora nach Israel zurück, wo Gott sie bei ihrer Rückkehr mit klarem Wasser besprengen wird (Hes 36,24-26).

 

Die Bedeutung des Blutes Jesu

Die Heilige Schrift betont die Notwendigkeit von Blutopfern zur Sühne von Sünden. Der stellvertretende Tod eines unschuldigen Wesens war erforderlich, da die Sühne (Bedeckung) der Sünde nur durch das Blut bewirkt werden konnte (3Mo 17,11).

 

Das Neue Testament bestätigt diesen Grundsatz: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ der Sünden (Hebr 9,22).

 

Auch Rabbiner lehrten diesen biblischen Grundsatz noch ein Jahrhundert nach Jesu Tod intensiv. So heißt es im Talmud, einem im 3. Jahrhundert verfassten Kommentar zum jüdischen Glauben: „Es gibt keine Sühne ohne Blut“ (Joma 5a). Die Lösung für das Problem der Sünde war stets mit dem Vergießen von Blut verbunden.

 

Warum verlangte Gott Blut und nicht eine andere Körperflüssigkeit, wie Schweiß oder Tränen? Das Wort Gottes lehrt, dass Gott absolut gerecht ist und stets nach den Anforderungen Seiner vollkommenen Gerechtigkeit handelt. Seine Gerechtigkeit beruht auf dem Grundsatz, Ungehorsam (Sünde) zu bestrafen und Gehorsam (Gerechtigkeit) zu segnen. Gott kann und wird Sünde nicht einfach übersehen. Der Prophet sagte: „Deine Augen sind zu rein, um Böses mit anzusehen, und Du kannst das Unheil nicht ertragen...“ (Hab 1,13). Die Strafe für den Bruch von Gottes Gesetz ist der Tod (das Vergießen von Blut). Seine Gerechtigkeit fordert es, doch in Seiner Gnade bot Er einen Ersatz an. Wenn jemand Buße tut und umkehrt, kann ein unschuldiges Lebewesen als sein Stellvertreter dienen. Da jedoch „kein Gerechter ist, auch nicht einer“ (Ps 14,3), ordnete Gott im mosaischen Gesetz die Opferung von Lämmern, Stieren und Ziegenböcken an.

 

Die Botschaft des zentralen Buches der Tora (3. Mose) lautet: „Da Gott heilig ist, sollen und müssen auch wir in unserem Leben heilig sein.

 

3. Mose 11,44

Denn ich bin der HERR, euer Gott; darum sollt ihr euch heiligen und sollt heilig sein, denn ich bin heilig...

 

1. Petrus 1,16

Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!«

 

Das bedeutet vor allem, sich der Unterscheidung zwischen Heiligem und Unheiligem, Reinem und Unreinem bewusst zu sein.

 

3. Mose 10,10

damit ihr einen Unterschied macht zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen, zwischen dem Unreinen und Reinen

 

Hesekiel 44,23

Sie sollen mein Volk unterscheiden lehren zwischen Heiligem und Unheiligem und ihm den Unterschied erklären zwischen Unreinem und Reinem

 

So wie Gott das Licht von der Finsternis trennte (1Mo 1,4), sind wir aufgerufen, zwischen den Bereichen des Heiligen und des Unheiligen, des Reinen und des Unreinen zu unterscheiden.

 

In der Tat heißt es in der Tora: „Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht...“ (1Mo 1,5), womit Gott seinen Namen mit dem Licht und nicht mit der Finsternis in Verbindung brachte.

 

Geistlich verstanden, stellte das Heiligtum die Trennung dieser Bereiche physisch dar.

 

Der Alte und der Neue Bund – Das Alte und das Neue Testament

 

Der Prophet Jeremia prophezeite, dass ein neuer Bund den mosaischen Bund ersetzen würde. Dieser Neue Bund wird besser sein, weil den Menschen die innere Kraft gegeben wird, ihn zu halten – er wird in ihre Herzen geschrieben. Zudem sorgt dieser Bund nicht nur für eine vorübergehende Bedeckung der Sünden, sondern für deren endgültige Beseitigung. Der Prophet Jeremia verheißt: 

 

Jeremia 31,31-34

31 Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; 32 nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der HERR. 33 Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; 34 und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der HERR; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!

 

Das Alte Testament war lediglich ein Vorläufer und Schatten, eine vorübergehende Maßnahme, bis die Zeit gekommen war, in der Gott den Neuen Bund einsetzt. Wie der Autor des Hebräerbriefs sagt:

 

Hebräer 7,19

denn das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht —, zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen können

 

Und weiter:

 

Hebräer 10,1

Denn weil das Gesetz nur einen Schatten der zukünftigen [Heils-] Güter hat, nicht die Gestalt der Dinge selbst, so kann es auch mit den gleichen alljährlichen Opfern, die man immer wieder darbringt, die Hinzutretenden niemals zur Vollendung bringen

 

Wenn der Alte Bund tatsächlich eine dauerhafte Lösung für das Sündenproblem gebracht hätte, hätte Gott nicht einen zweiten Bund angekündigt, um den ersten zu ersetzen (Hebr 8,7).

 

Man kann das Verhältnis zwischen dem Alten und dem Neuen Bund am besten mit einer Kreditkarte vergleichen. Eine Kreditkarte hat keinen eigenen Wert, sondern wird anstelle von Bargeld akzeptiert, weil sie auf eine zukünftige Zahlung verweist. Der tatsächliche Betrag wird später beglichen, wenn die Rechnung bezahlt wird. So bedeckten die Opfer des Alten Testaments die Sünden und wiesen auf den Tag hin, an dem Jesus am Kreuz den Preis endgültig bezahlte. Da die Schuld durch das Opfer Jesu beglichen wurde, ist das alte Opfersystem nicht mehr nötig. Jesus beglich nicht nur die vergangenen Schulden, sondern auch alle zukünftigen, und zahlte ein für alle Mal den Preis für die Sünde.

 

· Wahre Vergebung

Der Neue Bund ist besser als der Alte, denn er bietet nicht nur eine vorübergehende Bedeckung, sondern eine vollständige Vergebung und Reinigung von Sünden. Im Neuen Bund gibt es keine Notwendigkeit, Sünden zu bedecken, denn das Problem der Sünde wurde ein für alle Mal am Kreuz von Golgatha gelöst. Der Messias hat die Sühnung vollbracht – daher müssen wir sie nicht wiederholen. Zu behaupten, ein Gläubiger im Neuen Bund benötige zusätzlich noch Sühnung, widerspricht der Lehre des Neuen Testaments, das klar bezeugt, dass Gott die Sühnung für unsere Sünden angenommen hat und man durch den Tod Seines Sohnes Versöhnung erlangt hat (Röm 5,11).

 

Der Alte Bund war ein Schatten der künftigen Dinge, während der Neue Bund die Wirklichkeit ist.

 

Im Alten Bund war die Bezahlung für die Sünden in Aussicht gestellt, im Neuen Bund wurde sie vollbracht.

 

Im Alten Bund waren die Opfer vorübergehend und wiederkehrend, doch im Neuen Bund ist das Opfer Jesu ewig und vollständig ausreichend (Hebr 7,27; 9,12.25-28).

 

Im Alten Bund konnten die Lämmer der Menschen die Sünde nur bedecken (Hebr 10,4), aber im Neuen Bund nimmt das Lamm Gottes die Sünde weg (Joh 1,29).

 

· Wahre Sicherheit

Der Neue Bund bringt auch größere Sicherheit und Gewissheit in Bezug auf die Erlösung. Sobald ein Mensch sein Vertrauen auf das Opfer des Messias am Kreuz setzt, ist die Sündenfrage für immer geklärt. Es ist kein fortlaufendes Opfer mehr nötig (Hebr 9,11-14.24-28; 10,11-20). Jesus hat alles vollbracht!

 

Die letzten Worte Jesu am Kreuz waren: „Es ist vollbracht.“ Im Griechischen ist das ein einziges Wort: „Tetelestai“ und bedeutet „die Schuld ist komplett bezahlt!“ Es hat die Bedeutung von „etwas perfekt machen“. Man könnte es auch verstärken und sagen: „Es ist perfekt perfekt.“ „Es ist völlig vollständig.“

 

Für Gläubige ist es ein großer Trost zu wissen, dass das Opfer Jesu nicht nur vollkommen war und von Gott angenommen wurde, sondern auch ein für alle Mal ausreicht. Größere Sicherheit gibt es nicht!

 

Man muss sich nicht jedes Jahr aufs Neue sorgen, ob sein Name im Buch des Lebens geschrieben steht. Die Bibel gibt uns die Gewissheit, dass wir ewiges Leben haben, wenn wir im Glauben bleiben – nicht nur für ein weiteres Jahr, sondern für die Ewigkeit.

 

1. Johannes 5,13

Dies habe ich euch geschrieben, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, und damit ihr [auch weiterhin] an den Namen des Sohnes Gottes glaubt

 

Jahr für Jahr ertönt der Ruf des Schofars und ruft Israel zur Buße und Umkehr auf, doch im Judentum gibt es keine Sühnung und keine Versöhnung mehr. Es gibt keine Blutopfer, keinen Tempel, keine Priesterschaft und kein Festhalten an den levitischen Gesetzen.

 

Im Herzen der Juden lebt die Sehnsucht nach wahrer Vergebung vor Gott. Doch menschliche Traditionen, wie das Vollbringen von Mitzwot (guten Taten) oder das Übertragen der Sünden auf ein Huhn im Kapparot-Ritual, können diese Vergebung nicht bringen. Nur die Annahme des vollkommenen Opfers Jesu, des Lammes Gottes, ermöglicht wahre Vergebung.

 

Die Heilige Schrift sagt uns, dass Gott den Messias im Voraus als „Opfer für Sünde“ bestimmt hat (Jes 53,10). Dies ist das einzige gültige Opfer für Sünde heute und war es auch schon immer, weil alle anderen Opfer eine Vorausschau auf den Messias waren.

 

Wer das Opfer Jesu ablehnt, muss die Strafe für seine Sünden selbst tragen, und diese Strafe ist der Tod und die ewige Trennung von Gott (Jes 59,2; Röm 6,23). Aber all jenen, die auf Ihn vertrauen, verspricht Gott: „an ihre Sünden will Ich nicht mehr denken“ (Jer 31,34).

 

Speisen & Getränke

Da Jom Kippur ein Fastentag ist wird auf Speisen, sowie Getränke für 25 Stunden verzichtet. 95 Prozent der Juden weltweit und fast drei Viertel der jüdischen Bevölkerung befolgen das biblische Fasten, was aus menschlicher Sicht ein nahezu unerklärliches Phänomen ist.

 

Vor Beginn des „Kol Nidre“ hat man am Nachmittag seine letzte Mahlzeit eingenommen. Von solchem Fasten sind die Schwerkranken, kleine Kinder (unter 12-13 Jahren) und Wöchnerinnen (eine Frau in der Zeit des Wochenbetts; nach der Schwangerschaft) ausgenommen. Alle anderen haben sich an das strenge Fastengebot zu halten.

 

Die fünf Trübsale

Nach der Halacha (d. h. dem jüdischen Gesetz) müssen sich Juden fünf Arten von Vergnügungen enthalten, die alle auf einer Überlegung aus 3. Mose 23,27 beruhen:

1. Essen und Trinken

2. Waschen und Baden

3. Das Auftragen von Lotionen oder Parfüm 

4. Das Tragen von Lederschuhen

5. Eheliche Beziehungen (kein Geschlechtsverkehr)

 

Wenn Juden den ganzen Tag fasten und beten, sollen sie den Engeln gleichen. Indem sie auf weltliche Freuden verzichten und sich von ihnen distanzieren, leben sie 25 Stunden lang so, als wären sie wie tot. Viele Männer tragen deshalb Kittel (weiße Sterbegewänder) und weiße Kleidung, um sich daran zu erinnern, dass sie vor Gott sterbliche Wesen sind.

 

Festtagsgrüße (Zusprüche)

• Gmar Chatima Tova (גמר חתימה טובה) Bedeutung: „Möget ihr eingeschrieben werden und besiegelt (im Buch des Lebens) für ein gutes Jahr“

• engl.: May you be sealed in the Book of Life!

 

• Tzom kal (צום קל)

Bedeutung: „Ein leichtes (schnelles) Fasten“

 

Wissenswertes

Weiter oben haben wir über die beiden Böcke gelesen, von denen einer getötet und der andere in die Wüste gejagt wurde.

 

Jesaja prophezeite: „Wenn eure Sünde blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden“ (Jes 1,18).

 

Es wurde zur jüdischen Tradition, ein purpurrotes Band an ein Horn des lebenden Ziegenbocks zu binden, bevor er in die Wüste geschickt wurde. Jedes Jahr geschah dabei das Wunder, dass dieses Band weiß wurde – ein sichtbares Zeichen dafür, dass Gott die Sünden Israels für das Jahr vergeben hatte. Die Rabbiner berichten jedoch, dass dieses Wunder zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte Israels aufhörte. Etwa vierzig Jahre vor der Zerstörung des zweiten Tempels, also um das Jahr 32 n. Chr., dem Jahr der Kreuzigung Jesu, verwandelte sich das Band nicht mehr in weiß. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Sünden Israels nicht mehr durch das Opfer der beiden Böcke vergeben.

 

Die Rabbiner selbst überliefern diese Legende.

 

Für messianische Juden bedeutet dies, dass die Rabbiner nicht erklärten, warum das Band ab jenem Jahr nicht mehr weiß wurde – in dem Jahr, in dem der Messias starb. Mit Seinem Tod bot Gott keine Vergebung der Sünden mehr durch das Blut von Tieren an. Gemäß Hebräer 10 ist dort, wo die Sünden vergeben sind, kein weiteres Opfer mehr nötig. So bestätigen selbst die rabbinischen Schriften, dass sich mit dem Tod Jesu im Jahr 32 n. Chr. etwas Entscheidendes verändert hat.

 

In Offenbarung 12,7-10 erfahren wir, dass der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, der Verkläger unserer Brüder ist, der sie Tag und Nacht vor Gott verklagte.

 

Nach einer Überlieferung jüdischer Gelehrter, ist Jom Kippur der einzige Tag im Jahr, an dem Satan keine Anklage gegen Israel erheben kann. Dies basiert auf der Gematria (Zahlenwertanalyse) des hebräischen Wortes „ha-Satan“ (השטן), dessen Zahlenwert 364 beträgt:

 

1. He (ה) = 5

2. Schin (ש) = 300

3. Tet (ט) = 9

4. Nun (ן) = 50

 

Also: 5 + 300 + 9 + 50 = 364

 

Daraus wird gefolgert, dass Satan 364 Tage im Jahr Anklage gegen Israel erhebt, aber am 365. Tag – Jom Kippur – ist er machtlos. Dies soll symbolisieren, dass Satan an Jom Kippur genauso machtlos ist, wie er es am Ende der Zeiten sein wird. Diese Interpretation stammt von Maharsha im Talmud, Traktat Joma 2a. 

 

Dies betont die geistliche Bedeutung von Jom Kippur als Tag, an dem Israel frei von der Anklage des Feindes ist und Gottes Gnade besonders erfahrbar wird.


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen